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FUN AND PROFIT
PSYCHOLOGIE
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PSYCHOLOGIE
Inhaltsverzeichnis:
Verhaltenspsychologie 2-20
Diverses 20-25
Börsenthesen 26-31
Phantasie ist wichtiger als Wissen 32-36
Spiel der Spiele 37-40
Bärenmarkt 41-44
Market Wizards- 44-53
Erfolg mit Optionsscheinen 54-61
Master Trader Konzept 62-65
Missions Definition 66-70
Kunst der Day Tradens 71-131
Trading Guide 133-135
Larry William / Larry Livingston 135-136
Mission 137-142 / Strategisches Investieren 143 / Candlesticks 144-145
Diverse 146-147
Zitate 152 -158
Devisenhandel 159-162
Technische Analyse 163 165
Diverse 166 177
Wikipedia 178 213
Projektmanagement 214 - 222
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EMOTIONEN ODER KÖRPER
Die meisten Menschen neigen dazu, Gefühle seien Reaktionen auf Ereignisse oder
Handlungen. Das würde also heißen, etwas passiert, und Ihr Gehirn arbeitet die emotionale
Reaktion aus Trauer Wut Glück usw. Dann sagt das Gehirn dem Körper, wie er reagieren
soll sich zusammenreißen, Blut zu pumpen, die Atemfrequenz zu erhöhen usw.
William James war einer der Ersten, der postuliert hat, dass wahre Kausalität wohl tatsächlich
vom Körper zum Gehirn fließen kann. Aus James´ Sicht schätzt das Gehirn die Situation so
schnell ein, dass wir keine Zeit haben, uns bewusst zu werden, wie wir uns eigentlich fühlen
sollen. Stattdessen überprüft das Gehirn den Körper nimmt Ergebnisse auf (d.h. schwitzende
Haut, höhere Herzschlag usw.) und schließt dann auf die Emotion, die den physischen
Signalen entspricht, die der Körper erzeugt hat.
Wenn Sie das selbst ausprobieren möchten, versuchen Sie, das Gesicht zu machen, das dem
Gefühl entspricht, das Sie erleben wollen. Versuchen Sie beispielsweise zu lächeln. Wenn Sie
mit einem Lächeln dasitzen und sich auf Ihr Lächeln konzentrieren, dann dürften Sie sehr
schnell die positiven Gefühle spüren, die ein Lächeln mit sich bringt.
Laut Gilbert und Gill sind wir Realisten des Augenblickes. Das bedeutet, dass wir dazu
tendieren, unserer ersten emotionalen Reaktion zu vertrauen und die so entstandene
ursprüngliche Meinung „erst später gelegentlich und mit größter Anstrengung“ korrigieren.
Wenn wir z.B. mit dem Fuß gegen einen Felsen stoßen oder mit dem Kopf gegen die Stange
schlagen verfluchen wir den Gegenstand, obwohl er kaum etwas hätte beitragen können, um
uns vor unseren Fehler zu schützen.
SELBSTBEHERRSCHUNG IST WIE EIN MUSKEL
Leider lässt eine große Anzahl von Forschungsergebnissen darauf schließen, dass unsere
Fähigkeit, mithilfe von Selbstbeherrschung, den kognitiven Vorgang derart zu beeinflussen,
sich gegen unsere emotionalen Reaktionen durchsetzen zu können, begrenzt ist. Jede
Selbstbeherrschungsbemühung verringert die zur Verfügung stehende Energie für spätere
Bemühungen dieser Art.
Ergebnisse: 1. In einer emotionalen Notlage tendieren Menschen dazu, Möglichkeiten mit
einem hohen Risiko und einer großen Belohnung zu wählen, auch wenn diese objektiv einer
schlechtere Wahl sind. Dies scheint auf ein Versagen der Denkfähigkeit zurückzuführen zu
sein, das durch die emotionale Notlage ausgelöst wurde.
2. Wenn die Selbstachtung bedroht ist, ärgern sich Menschen und verlieren die Fähigkeit sich
selbst zu steuern. Insbesondere Menschen mit einen hohen Meinung von sich selbst, ärgern
sich oft als Reaktion auf einen Angriff auf ihren Stolz. Um zu beweisen, wie großartig sie
sind, vernachlässigen sie die normale und rationale Art und Weise, das Leben zu bewältigen.
Wenn die Selbststeuerung versagt, können sich Menschen auf verschiedenen Weise so
verhalten, dass sich ihre eigentlichen Absichten zunichte gemacht werden, indem sie
beispielsweise versuchen, eine Befriedigung sofort und nicht erst zu einem späteren Zeitpunkt
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zu erhalten. Die Selbststeuerung scheint nur von beschränkt verfügbaren Mittel abzuhängen,
ähnlichen wie bei Stärke und Energie, weshalb sich Menschen nur bis zu einem bestimmten
Grad steuern können.
3. Eine Wahl oder Entscheidung zu treffen führt dazu, dass diese Mittel verbraucht werden.
Wenn die Mittel beispielsweise nach einer Reihe wichtiger Entscheidungen verbraucht sind,
wird das Selbst müde und leer und die späteren Entscheidungen können sehr wohl kostspielig
oder unsinnig sein.
4. Das Zugehörigkeitsbedürfnis ist ein zentrales Merkmal der Motive der Menschen und wenn
die Befriedigungen dieses Bedürfnisses dadurch verhindert werden, dass wir von anderen
Menschen nicht akzeptiert werden, hört der Mensch auf richtig zu funktionieren. Die Zahl
irrationaler und die, eigentlichen Absichten, zunichtemachender Handlungen nimmt nach
einer Ablehnung zu.
Als Herdentier konstruiert
Konträre Strategien bedeuten für den Anleger, sich sozialem Schmerz auszusetzen. Um eine
solche Strategie umsetzen zu können, würde man die Aktien kaufen, die alle anderen
verkaufen und man würde die Aktien verkaufen, die alle anderen kaufen. Das ist sozialer
Schmerz. Die Umsetzung einer solchen Strategie wäre so, als ob man sich ständig den Arm
brechen würde das macht keinen Spaß.
„Zu kaufen, wenn andere verzweifelt verkaufen und zu verkaufen, wenn andere gierig sind zu
kaufen, erfordert größte innere Stärker und mach sich am meisten bezahlt“ Sir Templeton
Halb Mensch, halb Affe ?
Diese Voreingenommenheiten gelten für mich, für sie und für alle anderen auch
Seien Sie sich Ihrer Meinung nicht so sicher, besonders, wenn es sich um eine
Vorhersage handelt.
Sie wissen weniger, als die zu wissen meinen
Versuchen Sie sich auf die Tatsachen zu konzentrieren nicht auf die Storys.
Mehr Information bedeutet nicht bessere Informationen
Hören Sie auf die, die nicht Ihrer Meinung sind.
Schauen Sie sich Ihrer Fehler an, sie sind nicht nur Pech
Sie haben es nicht die ganze Zeit gewusst, Sie meinten nur es zu wissen
Beurteilen Sie die Dinge danach, wie statistisch wahrscheinlich sie sind, nicht wie sie
zu sein scheinen
Große und beeindruckende Ereignisse, an die man sich gut erinnern kann, sind
weniger wichtig, als man meint
Verwechseln Sie nicht gute Firmen nicht mit guten Anlagen, oder ein gutes
Gewinnwachstum mit einer guten Rendite
Nehmen Sie Informationen nicht für bare Münze, rekapitulieren Sie genau, wie sie
Ihnen dargeboten wurden.
Was sind Sie bereit zu zahlen, damit ein unerwünschter Zustand nicht und dafür ein
gewünschter Zustand eintrifft?
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Verkaufen Sie die verlustbringenden Anlagen und behalten Sie die gewinnbringenden
Anlagen
VOREINGENOMMENHEIT NR 1 :
Ich weiß es besser, weil ich mehr weiß
3 Fragen: Sind Sie ein guter Autofahrer?
Sind Sie gut in Ihrem Beruf?
Sind Sie ein guter Liebhaber?
Bei unzähligen Befragungen, hat bisher nur ein Mann zugegeben kein guter Liebhaber zu
sein. Dies weißt auf den Kern der zwei häufigsten Voreingenommenheiten, auf die wir stießen
Überoptimismus und übersteigertes Selbstvertrauen. Dies geht auf die Illusion von
Kontrolle und die Illusion von Wissen zurück.
Die Illusion des Wissens: Mehr Informationen sind nicht bessere Informationen
Die Illusion des Wissens bedeutet, dass die Menschen häufig meinen, dass die Richtigkeit
ihrer Prognosen bei mehr Information zunimmt. „Das größte Hindernis für Entdeckungen ist
nicht fehlendes Wissen, sondern die Illusion des Wissens
Mehr Informationen sind nicht notwendigerweise bessere Informationen. Worauf es
ankommt, ist was sie aus diesen Informationen machen, nicht, wie viel Sie davon haben.
Buchmacherexperiment (8 Buchmacher machen Prognosen) zeigt, dass die Richtigkeit
(Trefferquote) eine ziemlich flach verlaufende Linie ist, ohne Rücksicht auf den Umfang der
Daten zur Bewertung, die den Buchmachern zur Verfügung standen.
Die Zuversicht der Buchmacher nahm aber bei einer höheren Zahl an Daten zu. Bei fünf
Daten waren die Richtigkeit und die Zuversicht eng miteinander verbunden. Als jedoch 40
unterschiedlichen Daten angegeben wurde, belief sich die Richtigkeit immer noch auf 15 %
doch die Zuversicht war über 30 % gestiegen.
Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass professionelle Anleger ebenso wie Buchmacher
im Allgemeinen viel zu zuversichtlich sind.
Die Experten mögen zwar mehr wissen, als die Nichtexperten, doch es ist auch
wahrscheinlicher, dass sie noch überzuversichtlicher sind als die Nichtexperten.“
Illusion der Kontrolle
Die Illusion der Kontrolle bezieht sich auf die Meinung, das Ergebnis unkontrollierbarer
Ereignisse beeinflussen zu können. Menschen zahlen beispielsweise vierundeinhalb Mal mehr
für ein Lotterielos, das Zahlen enthält, die sie selbst wählen, als für eine Zufallsauswahl der
Zahlen. Die Menschen akzeptieren eine Wette auf den Wurf einer Münze eher vor deren
Wurf, wenn das Ergebnis noch nicht feststeht, als danach, als ob sie beeinflussen könnten wie
oft sich die Münze in der Luft dreht. Auch hier spielen Informationen eine Rolle. Je mehr
Informationen man hat, desto stärker tendiert man dazu zu glauben, dass alles unter Kontrolle
ist.
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VOREINGENOMMENHEIT NR. 2:
Groß ist ungleich wichtig
Jede Information kann nach zwei Kriterien beurteilt werden nach Kraft und nach
Bedeutung. Eine Verwechslung dieser beiden Kriterien kann leicht zu Über- Unterreaktion
führen. Nehmen wir zum Beispiel an, Sie haben mit einem Bewerber ein
Einstellungsgespräch, das voll mit glühenden Bekundungen der Fähigkeiten des Bewerbers in
fast allen Lebensbereichen ist. Zu dumm, dass das Schreiben von der Mutter des Kandidaten
verfasst wurde.
Die Kraft der Information ist das hohe Maß der hoch gelobten Charakterzüge. Die
Bedeutung dieser Information ist sehr gering, weil der Briefschreiber eine Quelle ist, die
stark voreingenommen ist.
VOREINGENOMMENHEIT NR. 3
Zeig mir was ich sehen will
Wir haben die sehr schlechte Angewohnheit, nach Informationen zu suchen, die uns zusagen.
Dieses Verlangen nach bestätigenden Infos heißt Bestätigungstendenz. Als Karl Popper seine
, als überprüfen, sei eine Hypothese aufzustellen und dann den restlichen Tag damit zu
verbringen, alle Infos zu sammeln, die mit der Hypothese nicht zu vereinbaren sind.
Wir neigen dazu uns eine Meinung zu bilden und den restlichen Tag damit zu verbringen alle
Infos zu suchen, die uns Recht geben.
Unsere natürliche Tendenz ist es, den Menschen zuzuhören, die unserer Meinung sind. Wir
hören es gern, wenn andere unsere Meinung bestätigen. Wir bekommen dann dieses warme,
unbestimmte Gefühl der Zufriedenheit. Leider ist dies nicht die beste Art Entscheidungen zu
treffen. Stattdessen sollten wir auf die hören, die am wenigstens mit uns übereinstimmen.
Nicht damit wir unsere Meinung ändern, sondern damit wir die entgegen gesetzte Meinung
kennenlernen. Wir sollten nach dem logischen Fehler in der entgegen gesetzten Meinung
suchen. Wenn wir so einen Fehler nicht finden können, dann sollten wir nicht so überzeugt an
unserer Meinung festhalten, wie wir es wahrscheinlich tun.
Ein zusätzliches Problem bei dem Versuch diesen Weg einzuschlagen ist, dass wir oft unter
dem Hostile Media Bias leiden. Wir suchen also nicht nach Infos, die uns zusagen, sondern
tendieren zusätzlich dazu, die Quellen von Informationen, die unserer Meinung
widersprechen als voreingenommen zu betrachten!
VOREINGENOMMENHEIT NR. 4
Kopf war können, Zahl war Pech
Unsere Selbstachtung ist ziemlich anfällig und einer der wichtigsten Mechanismen zum
Schutz unser Selbstschild ist die Neigung zur Selbstzuschreibung. Darunter versteht man die
Tendenz, gute Ergebnisse seien Können und schlechte Ergebnisse scheinen Pech zu sein. Das
ist eine der wichtigsten Beschränkungen, auf die der Anleger treffen dürfte. Dieser
Mechanismus hindert uns daran, Fehler einzugestehen und verhindert auch oft, dass wir aus
den Fehlern der Vergangenheit lernen.
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VOREINGENOMMENHEIT NR. 5
Das habe ich mir gleich gedacht.
Eine der gefährlichsten Voreingenommenheiten, auf die wir in der Verhaltenpsychologie
treffen, ist der Rückschaufehler. Das bezieht sich darauf, dass wir uns, nachdem etwas
geschehen ist, sicher sind, es vorher gewusst zu haben.
Wenn alle meinen, die Vergangenheit vorhersagen zu können, dürften sich natürlich auch
sicher sein, die Zukunft vorhersagen zu können. Die Rückschau ist daher einer der
dynamischsten Antriebe der Überschätzung der Richtigkeit des eigenen Urteils. Wie ich
bereits erwähnte, ist die Rückschau einer der gefährlichsten Tendenzen, wenn man
Verhaltenspsychologie lehrt, denn die Gefahr besteht, dass man sich, nachdem man das
gelesen hat: “Na das war interessant… aber das habe ich mir gleich gedacht.“
VOREINGENOMMENHEIT NR. 6
Das irrelevante hat Wert als Signal
Wenn wir uns mit Ungewissheit konfrontiert sehen, neigen wir dazu, uns als Krücke an das
Irrelevante zu klammern. Die Aufnahme von Irrelevanten erfolgt oft unbewusst.
Ein Beispiel betrifft die Lösung der Fakultät der Zahl acht(8). Sie wird den Teilnehmern auf
zwei verschiedenen Arten vorgelegt als: 1x2x3x4x5x6x7x8 oder als 8x7x6x5x4x3x2x1. Die
durchschnittliche Antwort nach dem ersten Lösungsweg war 512, die durchschnittliche
Antwort nach dem zweiten Lösungsweg war 2250. Bei der Lösungsbildung scheinen die
Personen sich also nur auf die anfänglichen Zahlen zu konzentrieren. Übrigens lautet die
Antwort 40320.
Ein weiteres Beispiel von Verankerung zeigt, dass Immobilienmakler an Verankerung leiden,
wenn sie die Preise von Häusern bestimmen. Sie gingen mit zwei Gruppen von
Immobilienmaklern zum selben Haus und gaben ihnen die genau gleichen Infos, außer dass
der ursprüngliche Listenpreis der Immobilie für jede Gruppe anders war.
Sie wurden gebeten verschiedene Preise anzugeben. Der Unterschied zwischen den beiden
Gruppen betrug im Durchschnitt mehr als 12 %, obwohl Sie dasselbe Haus schauten.
Abb. 2.6 S. 67
VOREINGENOMMENHEIT NR. 7
Ich kann mir danach, wie etwas aussieht, ein Urteil bilden
Die Repräsentativität wird oft in Anlagen angewendet. Meinen Anleger beispielsweise, dass
gute Unternehmen gute Investitionen machen? Falls ja, dann ist das möglich ein Beispiel für
Repräsentativität.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Analysten zweimal der Repräsentativität ausgesetzt sind.
Erstens wird vorhergesagt, dass Unternehmen, die in den fünf Jahren zuvor ein hohes
Wachstum erzielten, auch in den nächsten Jahren weiterhin ein sehr hohes Wachstum der
Gewinne verzeichnen werden. Die Analysten schauen sich also die Entwicklung der
Unternehmen in der Vergangenheit an und sagen dieses wird sich auch weiterhin großartig
entwickeln oder dieses Unternehmen ist schlecht und bleibt weiter schlecht.
Zweitens verstehen Analysten nicht, dass das Gewinnwachstum in einem Zeitraum von fünf
Jahren sehr wahrscheinlich zum langfristigen Durchschnittssatz zurückkehren wird, statt sich
weiter davon zu entfernen. Die Grundrate für eine derartige Rückkehr ist sehr hoch.
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VOREINGENOMMENHEIT NR. 8
Ich habe das anders in Erinnerung
Unsere Gehirne sind weder Supercomputer noch gute Aktenschränke. Sie ähneln eher
Haftzetteln, die in den Papierkorb geworfen werden, die wir dann auseinanderzufalten und zu
lesen zu versuchen! Doch wir halten unser Gedächtnis für vollkommen wie farbige
Postkarten. Die psychologisch gesehene Wahrheit ist, dass das Gedächtnis ein mentaler
Vorgang ist. Was darin Eingang findet, ist die Wahrheit doch das ist nicht das Einzige, was
Eingang findet, es ist auch nicht das Wichtigste. Im Allgemeinen erinnern sich die Leute eher
an lebendige, weit verbreitete oder aktuellere Infos.
Die Wirkung der Aktualität wird dadurch verstärkt, dass sich die Menschen gerne auf ihren
eigenen Erfahrungen verlassen und weniger auf die Statistiken oder die Erfahrungen anderer.
Unmittelbar erfahrene Infos lösen emotionale Reaktionen aus, was indirekt erhaltene Infos
nicht tun. „Wenn die Menschen anhand ihrer unmittelbarer Erfahrungen die
Wahrscheinlichkeit von Ereignissen abschätzen werden sie wahrscheinlich den
unwahrscheinlichen Ereignissen, die ihnen passiert sind, mehr Bedeutung beimessen und die
Bedeutung der Ereignisse, die sie nur mittelbar erfahren haben, unterschätzten.
Die persönliche Erfahrung wird doppelt so stark gewichtet wie mittelbar erhaltene
Erfahrungen. All das bedeutet, dass die Erfahrungen der Anleger ein wichtiger
Bestimmungsfaktor für ihre Wahrnehmung der Wirklichkeit sind.
Die emotionale Wirkung von Infos spielt auch eine Rolle. Als z.B. gefragt wurde, was in den
USA die wahrscheinlichere Todesursache sei, Angriffe von Haifischen oder Blitze,
entschieden sich viele für Angriffe von Haien. Warum? Weil man sich an Haiattacken leicht
erinnert und weil sie für das Gedächtnis leicht abrufbar sind. Tatsächlich sind die Chancen 30
Mal höher, von einem Blitz als von einem Hai getötet zu werden.
VOREINGENOMMENHEIT NR. 9
Wenn sie sagen, dass es so ist, dann muss es wohl stimmen
Jeder ordentliche Meinungsforscher kann genau die gewünschte Antwort herausziehen, indem
er einfach die Frage in verschiedenen Rahmen stellt.
Enge Rahmung:
Stellen Sie sich vor, Sie bereiten sich auf den Ausbruch einer ungewöhnlichen asiatischen
Krankheit vor, die etwas 600 Menschen töten soll. Zwei verschiedene Optionen zur
Bekämpfung der Krankheit wurden vorgeschlagen:
Bei Durchführung von Option A werden 200 Menschen gerettet.
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Bei Durchführung von Option B besteht eine Wahrscheinlichkeit von 33 %, dass 600
Menschen gerettet werden und eine Wahrscheinlichkeit von 66% dass keiner von den 600
gerettet wird.
Für welche Option wären Sie?
Als Kahnemann und Tversky diese Frage stellten, fanden sie heraus, das 72 % der Befragten
für Option A waren.
Gleiche Aufgabe bei folgendem Ergebnis:
Wenn Option C durchgeführt wird sterben 400. Wenn Option D durchgeführt wird, besteht
eine Wahrscheinlichkeit von 33 %, das niemand stirbt und eine Wahrscheinlichkeit von 66%,
dass 600 sterben werden.
Man fand heraus, dass nur 22 % der Befragten Option C den Vorzug gaben.
Der kluge Leser stellt fest, dass Option A und C dieselbe und dass Option B und D dieselbe
sind. Die Art und Weise wie die Frage präsentiert wurde, verursachte jedoch diese
merkwürdige Präferenzumkehr.
Die Wichtigkeit des Rahmens ist wahrscheinlich auf die Grenzen der Erkenntnisfähigkeit
zurückzuführen. Unser Gehirn kann nur begrenzt Infos verarbeiten. Wir leiden insbesondere
an etwas, das man Unaufmerksamkeitsblindheit nennt. Unaufmerksamkeitsblindheit ist ein
Phänomen, bei dem die Menschen Reize die vor ihren Augen erscheinen, dann nicht
wahrnehmen, wenn sie mit einer Aufgabe beschäftigt sind, die viel Aufmerksamkeit in
Anspruch nimmt.
VOREINGENOMMENHEIT NR. 10
Ein Verlust ist erst dann ein Verlust, wenn ich ihn mache
Stellen Sie sich vor, Sie hätten vor einigen Jahren eine Flasche Wein für 15 € gehabt. Der
Wein ist jetzt stark im Preis gestiegen, sodass eine Flasche in einer Auktion mehr als 150 €
bringen würde. Die häufigste Antwort ist auf beide Fragen ein klares Nein. Wenn man in
dieser Situation ist, ist man im Allgemeinen nicht bereit, den Wein zu kaufen oder zu
verkaufen.
Die Handlungsträgheit ist bekannt als Status quo Bias. Es ist auch ein Beispiel für den
Besitztumseffekt. Einfach gesagt, bedeutet der Besitztumseffekt, dass man etwas, sobald man
es besitzt, einen höheren Wert zuschreibt, als andere es tun würden.
Der Besitztumseffekt ist das Widerstreben der Besitzer, sich von ihrem Besitz zu trennen.
Denken Sie an diese Effekte, wenn Sie das nächste Mal ein Unternehmen ins Auge fassen.
Wenn Sie bereits Aktien dieser Gesellschaft haben, könnten Sie das Unternehmen sogar
deshalb höher bewerten, als gerechtfertigt wäre, weil Sie dessen Aktien bereits besitzen.
In eine Besprechung mit der Unternehmensleitung dürften Sie in der Erwartung gehen, dass
die Unternehmensleitung sagt:“ Die Firma ist toll, ihr Geld ist super angelegt.“
Sowohl der Status quo Bias als auch der Besitztumseffekt ist Teil eines allgemeinen Themas,
das als Verlustaversion bekannt ist. Psychologen haben schon vor langem festgestellt, dass
sich Menschen über Gewinne und Verluste sorgen und nicht um die Höhe (ein völliger
Gegensatz zur allgemeinen BWL Theorie). Insbesondere fand man heraus, dass Menschen
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Verlust weit stärker als Gewinne positiv empfinden. Im Allgemeinen scheinen Menschen
Verluste 2 bis 2,5 Mal negativer als sie Gewinne positiv finden.
Odean entdeckte, dass die einzelnen Anlegen im Durchschnitt. 15 % aller gewinnbringenden
Positionen verkauften, aber nur 9 % aller verlustbringenden Positionen. Die
Wahrscheinlichkeit, dass der einzelne Anleger eine gewinnbringende Aktie verkauft, ist also
1,7 Mal höher, das dass eine verlustbringende Aktie verkauft wird.
Frazzini analysiert die Bestände und Transaktionen von Investmentfonds in den Jahren 1980
bis 2002. Quer durch alle Fonds stellte er fest, dass 17,6 % alle Gewinne realisiert wurden,
aber nur 14,5 % aller Verluste. Die Wahrscheinlichkeit, eher eine gewinnbringende als
verlustbringende Aktie zu verkaufen, war also bei Profis 1,2 Mal höher.
Er erstellte eine Rangfolge der Investmentfonds nach der Wertentwicklung der letzten 12
Monate. Die Fonds mit der besten Wertentwicklung sind die mit dem höchsten Prozentsatz
der realisierten Verluste. Bei den Fonds mit der besten Wertentwicklung, eher eine
gewinnbringende als eine verlustbringende Position zu verkaufen, weniger als 1,2 Mal so
hoch. Die Fonds mit der schlechtesten Wertentwicklung hatten den niedrigsten Prozentsatz
der realisierten Verluste.
16 REGELN
1. Diese Urteilsfehler gelten für mich, für sie und alle anderen.
2. Sie wissen weniger, als sie zu wissen meinen
3. Versuchen Sie sich auf die Tatsachen zu konzentrieren nicht auf die Storys
4. Mehr Infos bedeuten nicht gleich bessere Infos
5. Überlegen Sie, ob eine Info große Kraft und eine geringe Bedeutung oder wenig Kraft
und eine große Bedeutung hat.
6. Suchen Sie Infos, die Ihre Meinung nicht bestätigen
7. Ihre Fehlschläge sind nicht nur Pech. Überprüfen Sie Ihre Fehler, um ihre Leistung zu
verbessern
8. Sie haben es nicht die ganze Zeit gewusst, Sie meinen nur, dass Sie es wussten
9. Wenn Sie vom Urteilsfehler nicht wegkommen, dann ändern Sie ihre Urteilsfehler
wir wissen dass sich die Menschen auf Irrelevantes versteifen, deshalb lassen Sie uns
das Unwichtige durch das Relevante ersetzen. Stellen Sie einen sinnvollen
Bewertungsrahmen zusammen
10. Beurteilen Sie die Dinge danach, wie statistisch wahrscheinlich sie sind und nicht wie
sie erscheinen
11. Geben Sie ihrer persönlichen Erfahrung nicht zu viel Gewicht
12. Große anschauliche, leicht im Gedächtnis behaltende Ereignisse sind weniger wichtig,
als Sie meinen
13. Nehmen Sie Infos nicht als bare Münze, denken Sie sorgfältig darüber nach, wie sie
Ihnen präsentiert wurde
14. Bewerten Sie etwas nicht einfach deshalb höher, weil Sie es besitzen
15. Verkaufen Sie Verlierer und behalten Sie Ihre Gewinner
16. Sobald du glaubst gut zu sein, hörst du auf besser zu werden
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TUN SIE MAL WAS AUßERGEWÖHNLICHES
Im Allgemeinen tendieren Menschen in einem kalten (emotionslosen) Zustand dazu,
den Einfluss emotionaler Situationen auf Intensität und Dauer (Impact Bias) zu
überschätzen Die Menschen unterschätzten jedoch den Einfluss emotionaler
Situationen auf ihre Auswahl, Handlungen und Präferenzen (Empathielücken).
Impact Bias lässt sich in unserem Verhalten leicht erkennen. Die Menschen sagen
voraus, dass sie nach dem Ende einer Liebesbeziehung sehr lange sehr unglücklich
sein werden. Psychologen haben jedoch herausgefunden, dass Menschen bald zu
ihrem normalen Glückszustand zurückfinden. Die Rückkehr zu „normal“ geschieht
viel eher, als die Menschen glauben.
Empathielücken dürften an den Finanzmärkten eher ein Problem sein als der Impact
Bias. Wenn wir nach dem Essen gesättigt sind, können wir uns nicht vorstellen wieder
hungrig zu werden. Doch wenn wir Hunger haben, können wir uns nicht vorstellen
wie es ist mit vollem Magen zu sitzen. Wir extrapolieren anscheinend einfach unseren
gegenwärtigen Zustand in die Zukunft. Wenn wir also einen klaren Kopf haben,
meinen wir uns auf eine bestimmte Weise zu verhalten. Doch in einem aufgewühlten
Zustand verhalten wir uns völlig anders.
Eine Gruppe Männer wurde gefragt wie erregend sie sexuelle Vorstellungen wie
Fesselspiele fänden. Waren die Männer nicht erregt belief sich der Anteil der positiven
Antworten auf 36 % im erregten Zustand schoss der Prozentsatz auf 53 %.
Bedauerlicherweise erkannten die Männer nicht, dass sie jede sexuelle Handlung für
besser hielten, als sie erregt waren.
In Bezug auf den Markt können Regeln für den Handelsstil, auf die man sich schon
vorher festgelegt hat, die beste Hoffnung dafür sein, den Urteilsfehler zu vermeiden.
DIE GRENZEN DES LERNENS
Wir alle meinen, dass wir beim Lernen überragend sind. Schließlich haben die meisten
von uns jahrelang die Uni besucht und mehr als ein Dokument erhalten, aus dem
hervorgeht, wie gut wir bei der Anhäufung von Wissen sind. Mich interessiert jedoch
das Lernen aus in der Vergangenheit begangen Fehlern. Hier ist der Befund
beeindruckend. Wir sind nicht gut, wenn wir unsere Fehler verstehen sollen. Wir
gestehen uns im Allgemeinen nicht einmal ein, dass wir einen Fehler gemacht haben,
ganz zu schweigen, dass wir aus ihnen lernen.
Unser Verstand hat eine ganze Skala mentaler Tricks entwickelt, die angewandt
werden können, um uns vor der hässlichen Wirklichkeit unserer schlechten
Entscheidungen zu schützen. 4 Hauptschwierigkeiten. Erstens der Urteilsfehler der
Selbstzuschreibung. Das entspricht unserer Gewohnheit, alle guten Ergebnisse unseren
Fähigkeiten zuzuschreiben und die schlechten unserem Pech. Diese Neigung zur
Selbstzuschreibung hindert uns daran, unsere Fehler als Irrtum anzuerkennen.
Entscheidungen und die hinter diesen Entscheidungen stehende „Logik“ schriftlich
festzuhalten, kann helfen, diesen Urteilsfehler abzumildern.
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Der Rückschaufehler ist ein zweiter, oft verwendeter geistiger
Verteidigungsmechanismus. Der Rückschaufehler bezieht sich darauf, dass wir uns
alle, nachdem etwas passiert ist, absolut sicher sind, dass wir die ganze Zeit schon
gewusst zu haben, dass es passieren würde. Sobald die Leute die Antwort kennen,
scheint es Ihnen unmöglich, sich irgendein anderes Ergebnis vorzustellen. Genau wie
bei der Selbstzuschreibung macht uns der Rückschaufehler blind für Fehler. Auch hier
kann eine schriftliche Aufzeichnung früherer Überzeugungen dabei helfen, diesen
Urteilsfehler entgegen zu wirken.
Unsere Welt basiert auf Wahrscheinlichkeiten. Wir leben also in einer Welt von
Ungewissheit, wo Ursache und Wirkung nicht immer transparent sind. Wir haben die
Gewohnheit zu glauben, dass wir die Ereignisse weit stärker beherrschen können, als
es tatsächlich der Fall ist. Wir schreiben daher die Ergebnisse unseren Handlungen zu,
obwohl diese Ereignisse sehr wohl nichts mit uns zu tun haben können. Die Illusion
von Kontrolle ist dann besonders groß, wenn es viele Wahlmöglichkeiten gibt, man
bei der Lösung einer Aufgabe einen schnelles Erfolg hatte, die Aufgabe bekannt, eine
große Zahl von Infos vorhanden und man persönlich beteiligt ist.
Die größte finanzielle Hürde beim Lernen aus unseren Fehlern kommt durch unsere
Fähigkeit, die Tatsachen so zu verdrehen, dass sie zu unseren Überzeugungen passen.
Wenn wir also auf die Waage im Badezimmer stellen und sie uns zeigt, dass wir
zugenommen haben, steigen sie wieder herunter nur für den Fall, dass wir nicht richtig
auf der Waage standen. Wenn sie uns hingegen eine angenehme Überraschung
beschert hätte, würden wir das akzeptieren und die Ergebnisse annehmen. Wir gehen
auf ähnliche Weise durchs Leben und akzeptieren die Ergebnisse unserer Handlungen,
die uns genehm sind und prüfen kritisch anderen, die uns nicht gefallen. Auch das
hindert uns wiederum daran, aus unseren Fehlern zu lernen.
DIE SKINNER TAUBEN
Skinners Theorie: „Auf das Verhalten folgt eine Konsequenz und die Art der Konsequenz
ändert die Tendenz des Organismus, dieses Verhalten in der Zukunft wiederholen.“
Skinner stellte gerne Versuche mit Tauben darf. Er brachte einige hungrige Tauben in einen
Käfig der an einem automatischen Mechanismus angeschlossen war, der die Tauben in
regelmäßigen Abständen ohne irgendeinen Bezug auf ihre Handlungen fütterte.
Skinner entdeckte, dass die Tauben die Bereitstellung von Futter mit allen möglichen
zufälligen Handlungen in Zusammenhang brachten, die sie ausführten, als sie gefüttert wurde
und dass sie fortfuhren, diese Handlungen auszuführen.
Skinner behauptete, die Tauben glaubten, den automatischen Mechanismus mit ihren
„Ritualen“ zu beeinflussen und dass das Experiment auch Rückschlüsse auf das menschliche
Verhalten zulasse. Man könnte behaupten, das Experiment zeigt eine Art Aberglauben.
Der Vogel verhält sich so, als ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen seinem
Verhalten und der Bereitstellung von Futter gäbe, obwohl es einen derartigen Zusammenhang
nicht gibt. Beim Menschen gibt es viele Analogien. Rituale, um sein Glück beim Kartenspiel
zu wenden, sind ein gutes Beispiel. Einige zufällige Verbindungen zwischen dem Ritual und
günstigen Folgen genügen, um zu einem Verhalten zu führen und dieses Verhalten trotz vieler
Fälle ohne Verstärkung beizubehalten.
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Könnte es sein, dass sich Anleger wie Skinners Tauben verhalten und daraus lernen, wenn sie
die Reaktionen der Welt auf ihre Handlungen beobachten? Das ist sicherlich möglich.
ZUSAMMENFASSUNG
„Erfahrung ist ein guter Lehrer, doch sie stellt schrecklich hohe Rechnungen“
Wir haben die 4 größten Hindernisse, die sich dem Lernen aus unseren Fehlern in den Weg
stellt, kurz dargestellt.
Erstens erkennen wir unsere Fehler nur selten, weil wir sie unsere Pech und nicht unseren
schlechten Entscheidungsfindung zuschreiben.
Zweitens können wir, wenn wir zurückblicken, nur selten das, was wir zuvor glaubten, von
dem trennen, was wir jetzt wissen.
Drittens kommt es wegen der Illusion von Kontrolle oft dazu, dass wir annehmen, dass die
Ergebnisse die Folge unserer Handlungen sind.
Viertens sind wir geschickt dabei, das Feedback, das wir erhalten, so zu verzerren, dass es
mit unserer eigenen Meinung über unserer Fähigkeiten übereinstimmt.
DIE SIEBEN TODSÜNDEN DES FONDSMANAGEMENTS
SÜNDE 1: Das Erstellen von Prognosen (Hochmut)
Eine Fülle von Belegen lässt darauf schließen, dass es uns einfach unmöglich ist, Vorhersagen
zu treffen. Der Hauptgrund für diese Unfähigkeit liegt darin, dass wir alle zu optimistisch und
zu zuversichtlich sind. Wir haben beispielsweise herausgefunden, dass ca. 75 % der
Fondsverwalter glauben, dass sie ihre Arbeit überdurchschnittlich gut machen! Dabei spielt es
keine Rolle, ob sie die künftige Entwicklung von Anleihen, Aktien, Gewinnen oder
irgendetwas anderes voraussagen wir sind uns unserer Fähigkeit, die Zukunft vorhersehen
zu können, einfach viel zu sicher.
SÜNDE 2: Die Illusion von Wissen (Völlerei)
Allzu oft hat es den Anschein, das uns nach immer mehr Infos dürstet. Die Anleger scheinen
zu glauben, dass sie mehr wissen müssen, als alle anderen, um überdurchschnittliche
Ergebnisse zu erzielen. Diese Überzeugung kommt aus der Weltanschauung der Theorie der
effizienten Märkte Wenn die Märkte effizient sind, kann man sie nur schlagen, wenn man
mehr weiß als alle anderen, wenn man also mehr Infos hat oder die Zukunft kennt.
Alles, was über einen ziemlich geringen Umfang von Infos hinausgeht, scheint eher unsere
Zuversicht zu stärken als die Richtigkeit unserer Prognosen zu verbessern.
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SÜNDE 3 Treffen mit der Unternehmensführung (Wollust)
Warum nimmt ein Treffen mit der Unternehmensführung einen so wichtigen Platz in der
Fondsverwaltung ein?
Bei einem Treffen mit der Unternehmensführung müssen mind. 5 psychologische Hürden
überwunden werden, wenn ein Treffen mit der Unternehmensleitung einen Vorteil bringen
soll.
Erstens sind mehr Infos nicht bessere Infos
Zweitens leiden Manager auch an kognitiven Illusionen, weshalb ihre ANSICHTEN
VON EINER hohen Voreingenommenheit gekennzeichnet sein dürften.
Drittens leiden wir oft an der Bestätigungstendenz also an der Gewohnheit, nach
Infos, zu suchen, die unserer Meinung übereinstimmen. Statt also eine Menge harter
Fragen zu stellen, die unserer Argumente überprüfen, tendieren wir dazu nette
Suggestivfragen zu stellen, die die Antworten hervorrufen, die wir hören wollen.
Viertens haben wir die angeborene Neigung, Autoritätspersonen Folge zu leisten. Da
Mitglieder eines Vorstandes kaum weiter aufsteigen können, kann man sich leicht
Situationen vorstellen, in denen Analysten und Fondsverwalter sogar leicht
eingeschüchtert werden.
Fünftens können wir schlecht Wahrheit von Täuschung unterscheiden. Wir alle
glauben Lügner erkennen zu können, doch die Daten sagen etwas anderes. Wir sind
nicht besser als das Zufallsprinzip. Selbst wenn Sie sich also mit dem Vorstand
treffen, werden Sie nicht in der Lage sein zu unterscheiden, ob Ihnen die Wahrheit
erzählt wird oder nicht.
SÜNDE 4. Sie glauben alle anderen auszutricksen (Missgunst)
„Da ich jetzt verstehe, worum es in der verhaltensorientierten Finanzlehre geht, kann ich alle
anderen austricksen“. Für mich heißt das, dass die zwei häufigsten Verhaltensmerkmal,
nämlich der bereits erwähnte zu große Optimismus und die zu große Zuversicht, nicht erkannt
wurden.
SÜNDE 5: Enge Zeithorizonte und zu oft durchgeführte Handelsgeschäft (Habsucht)
Da viele Anleger letztlich das Rauschen im Äther mit Nachrichten verwechseln und
versuchen, einander auszutricksen, endet sie bei so lächerlich engen Zeithorizonten.
Die durchschnittliche Haltedauer beträgt in NYSE 11 Monate!
Innerhalb von 11 Monaten unterliegt die Rendite lediglich den Kursränderungen. Das hat
nichts mit dem inneren Wert oder abgezinsten Cashflow zu tun. Das resultiert einfach nur aus
Personen, die Wetten auf Aktien abschließen, die spekulieren und nicht investieren.
SÜNDE 6: Alles für wahr halten, was man liest (Trägheit)
Wir alle lieben Storys. Aktienhändler erfinden Storys, die den Anleger wie der Gesang der
Sirenen auf die Felsen lockt. Meisten nähren sich diese Hoffnungen auf Wachstum und die
Anleger finden den Reiz von Wachstum fast unwiderstehlich.
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Die lächerlichsten Entschuldigungen oder Geschichten reichen aus, um zu Ergebnissen zu
kommen. Man bat beispielsweise die Menschen, die in einer Schlange auf einen Kopierer
warteten, ob sie sich hineindrängeln dürften. Manchmal boten sie „Placebo“ Ausrede wie „sie
müssten Kopien machen“ gelegentlich wurde eine Ausrede weggelassen
Selbst wenn keine Ausrede vorgetragen wurde, ließen 42 % der Leute denjenigen vor sich in
die Schlage. Wenn man die Ausrede mit in Betracht zieht, ließen 60 % der Leute die Person
vor. Wir müssen gegenüber Storys, die uns aufgetischt werden, skeptisch sein.
SÜNDE 7: Auf Gruppen basierende Entscheidungen
Die letzte Todsünde ist die Überzeugung, dass Gruppen bessere Entscheidungen treffen als
Einzelne. Das Traummodell einer Gruppe ist, dass sich deren Mitglieder treffen, Ideen
austauschen und zu vernünftigen Schlussfolgerungen kommen. Man scheint sich dabei
vorzustellen, dass die Urteilsfehler der Gruppenmitglieder einander ausgleichen.
Leider haben Sozialpsychologen in den vergangenen 30 Jahren aufgezeigt, dass die in einer
Gruppe getroffene Entscheidung zu den schlechtesten überhaupt zählen. Weit entfernt davon,
dass die Urteilsfehler einander ausgleichen, vergrößern die Gruppen diesen Fehler letztlich!
Gruppen tendieren dazu, die Zahl der abweichenden Meinungen zu verringern und sie
bewegen die Mitglieder der Gruppe nach Diskussionen dazu, größeres Vertrauen in ihre
Entscheidungen zu legen (ohne die Richtigkeit zu erhöhen).
Tatsächlich genießen Mitlieder von Gruppen in den anderen Augen anderer Mitglieder oft den
Status größerer Glaubwürdigkeitskompetenz, wenn sie Infos weiter geben, die mit der
Gruppenmeinung übereinstimmen. Die Gruppe als Grundlage für eine Entscheidung in Bezug
auf die Aufteilung von Mitteln für Vermögenswerte oder Aktienauswahl, scheint als
ungeeignet.
MERKMALE GUTER FONDSMANAGER
MERKMAL 1: Hohe Konzentration der Portfolios
Entgegen den Verlautbarungen der klassischen Finanzwirtschaft haben diese Anleger oft stark
konzentrierte Portfolios. Mit Portfoilio-Diversifizierung können sie nichts anfangen. Der
Tracking Error hat für diese Gruppe wenig oder keine Bedeutung
Bei allen diesen Fonds befinden sich im Durchschnitt beinahe 40 % der Vermögenswerte in
den zehn besten Beständen. Im Durchschnitt werden 25 Aktien gehalten.
MERKMAL 2: Sie brauchen nicht alles zu wissen
Die Anleger in dieser Gruppe scheinen sich bewusst zu sein, dass sie sich auf einige wichtige
Infos konzentrieren müssen, statt sich mit Marktlärm zu betäuben. „Der Fonds hat keine
besseren Infos; der Trick besteht darin öffentlich erhältlich Infos besser zu verwenden“.
MERKMAL 3: Die Bereitschaft Kasse zu halten
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Derzeit halten sie circa 11% Kasse, fast dreimal soviel wie vom durchschnittlichen
Investmentfonds gehalten wird. Die allgemeine Bereitschaft Kasse zu halten, ist das Ergebnis
des Fehlens von Anlagemöglichkeiten.
„Kasse zu halten ist unbequem, aber nicht so unbequem, wie etwas Dummes zu tun.“
MERKMAL 4: Weite Zeithorizonte
Unsere ausgewählten Fondsgesellschaft weisen alle einen langen Zeithorizont auf. Die
durchschnittliche Haltezeit von Aktien liegt bei diesen Fonds bei über 5 Jahren. Die längste
Frist beträgt 17 Jahre, die kürzeste 3 Jahre. Alle schneiden im Vergleich zur
durchschnittlichen Haltzeit von Aktien der Investmentbranche von nur 1 Jahr günstig ab.
Munger und Buffet behaupteten: „Wenn die Arbeit beim Kauf einer Stammaktie richtig
gemacht wurde, kommt fast nie der Zeitpunkt zum verkaufen.“
MERKMAL 5: Schlechte Jahre hinnehmen
Fast alle Fonds auf unserer Liste haben Zeiten negativer Erträge oder unterdurchschnittliche
Performance. Viele von ihnen erlebten während New Economy Zeit große Rücknahmen, aber
Ich würde lieber die Hälfte meiner Aktionäre verlieren als die Hälfte des Geldes meiner
Aktionäre“
MERKMAL 6: Bereit sein Fonds zu schließen
In einer Welt, in der die Vergütung von Managern oft in der Höhe der verwalteten Gelder
anhängt, zeugt das obige Zitat leider von ungewöhnlich ethischen Verhalten. Tatsächlich
legten viele dieser Fonds ein ungewöhnlich hohes ethisches Verhalten und ein hohes Maß an
Selbstbeherrschung insoweit an den Tag, als viele dieser Fonds für neue Anlegergelder
geschlossen wurden. Die Manager sind sich wohl bewusst, dass der Größe des Fonds, die sie
ohne Probleme verwalten können, Grenzen gesetzt sind.
Über die Trennung von Spekulation und Investition
Graham: „wir bezweifeln jedoch, dass der Charakter vieler Menschen hergibt, so eine
Anlagestrategie konsequent zu folgen, ohne auf den des lustvollen Verderbens der
Marktspekulation abzugleiten. Der Hauptgrund für diese Gefahr ist, dass die Unterschiede
zwischen der Investition in Aktien und der Spekulation mit Aktien ungreifbar sind, um die
menschliche Natur unter Kontrolle zu halten. Doch wenn der Investor dasselbe Medium
verwendet wie der Spekulant, dann ist die Trennlinie zwischen dem einen Ansatz und dem
anderen nur durch die geistige Einstellung gegeben und daher verhältnismäßig unsicher.
Der Investor wird am besten durch die Einstellung gegenüber den Bewegungen des
Aktienmarktes vom Spekulanten unterschieden. Der Spekulant ist vorrangig daran
interessiert, die Marktbewegung vorwegzunehmen und davon zu profitieren. Der Investor ist
vorrangig geeignete Wertpapiere zu geeigneten Kursen zu erwerben und zu halten.
Spekulanten sind oft wegen ihrer Ignoranz erfolgreich.. in einer boomenden Hausse ist
Wissen überflüssig und Erfahrungen sind nur hinderlich.“
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Über das Wesen einer zu hohen Volatilität
Graham: „Wenn Sie ein vorsichtiger Anleger oder ein verständiger Geschäftmann sind,
werden Sie dann zulassen, dass die täglichen Infos des Mr.Market Ihre Meinung über den
Wert Ihrer Beteiligung am Unternehmen in Höhe von 1000 $ bestimmen?
Sie mögen froh sein, an ihn zu verkaufen, wenn er Ihnen einen lächerlich hohen Preis nennt
und gleichermaßen froh sein zu kaufen, wenn sein Preis niedrig ist. Die restliche Zeit wird es
klüger sein, wenn Sie sich eine eigene Vorstellung vom Wert Ihrer Bestände zu machen.
Ein Anleger mit einem Bestand an soliden Aktien sollte davon ausgehen, dass deren Kurse
schwanken und sollte sich weder wegen größerer Rückgänge Sorgen machen noch über
größere Anstiege in Aufregung geraten. Er sollte nicht vergessen, dass die Marktkurse zu
seinem Nutzen da sind, von denen er profitieren oder die er ignorieren kann.“
Keynes: „Man darf seine Einstellung gegenüber Wertpapieren, die täglich am Markt bewertet
werden, nicht durch diese Tatsache beunruhigen lassen oder seinen Sinn für
Verhältnismäßigkeit verlieren.
Um bei diesen Wettkampf der Gerissenheit die Grundlage der konventionellen Bewertung für
einige Monate vorherzusehen, statt die voraussichtlichen Erträge einer Investition während
einer langen Zahl von Jahren, sind nicht einmal Tölpel nötig, um die Wänste der Profis zu
füllen; die Profis könnten diesen Wettkampf unter sich ausfechten.“
Über Unsinn von Prognosen
Graham warnte: Es gibt mehrere Gründe warum wir uns nicht sicher sein können, dass die
frühere Entwicklung der Gewinne auch in Zukunft weitergehen wird. In einem allgemeinen
wirtschaftlichen Sinn muss durch das Gesetz der abnehmende Erträge und des zunehmenden
Wettbewerb jede scharf ansteigende Wachstumskurve letztendlich abflachen. Da gibt es die
Flut und Ebbe der Konjunktur, woraus die besondere Gefahr hervorgeht, dass die
Gewinnkurve kurz vor einem ernsten Rückschlag am beeindruckendsten aussieht.“
Über die Rolle der guten Unternehmensführung und des Agency Problems
Keynes: „Mit der Trennung von Eigentum und Geschäftsführung, die heute vorherrscht, und
mit der Entwicklung organisierter Anlagemärkte ist ein neuer wichtiger Faktor aufgetreten,
der das Anlegen bisweilen erleichtert aber auch die Instabilität des Systems stark erhöht.“
Graham: „ Unserer Meinung nach kann ein Großteil des Schadens darauf zurückgeführt
werden, dass vergessen wird, dass Unternehmen bloß das Eigentum der Aktionäre sind; dass
Führungskräfte nur die bezahlten Mitarbeiter der Aktionäre sind und dass die Direktoren
praktisch Treuhänder sind, deren rechtliche Pflicht darin besteht, nur im Interesse der
Eigentümer des Unternehmens zu handeln.“
Über die Wichtigkeit (und den Schmerz), konträr zu handeln
Graham: „Wenn Sie der Überzeugung sind, dass der Wertansatz an sich schon stichhaltig ist,
dann konzentrieren Sie sich ganz auf diesen Ansatz. Halten Sie an ihm fest und lassen sie sich
nicht von den Moden und Illusionen und der Jagd nach dem schnellen Dollar. Lassen Sie
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mich betonen, dass man kein Genie sein muss, um als Wertanalyst Erfolg zu haben. Was man
braucht ist eine halbwegs gute Intelligenz, zweitens solide Grundsätze für die Durchführung
der Geschäfte und drittens und am wichtigsten einen stabilen Charakter“.
JP Morgan:“ Der Charakter des Menschen ist entscheidend bei der Kreditvergabe. Bei meiner
Christenpflicht. Wem ich nicht traue, der kriegt kein Geld von mir“
Keynes: „Das ist der Lebensbereich und Tätigkeitsbereich, dessen Siege, Sicherheit und
Erfolg immer einer Minderheit und nie einer Mehrheit gehören. Wenn sich jemand findet, der
ihre Meinung teilt, dann ändern Sie Ihre Meinung.“
Über die Fehler der Profis
Keynes: „Alle Erfahrung der Welt zeigt, dass es dem Ruf besser tut, auf konventionelle Weise
zu scheitern, als unkonventionell Erfolg zu haben.“
Über Grenzen der Arbitrage
Keynes: „Der Markt kann länger irrational sein, als Sie oder ich zahlungsfähig sind.“
Über die Wichtigkeit langer Zeithorizonte
Keynes: „…dass er Kauf einer Anlage wie eine Ehe sein sollte, die man nur im Todesfall oder
auch anderen schwerwiegenden Gründen auflöst und so dem gegenwärtigen Übeln wirksam
Abhilfe schaffen könnte. Denn dadurch wäre der Anleger gezwungen, sein Gedanken auf die
langfristigen Aussichten und nur auf diese zu richten.“
Über die Gefahren des Überverkomplizierens
Graham warnte: „ In den 44 Jahren meiner Erfahrungen an und des Nachdenken über die
Wall Street habe ich nie die verlässliche Berechnungen des Werts von Aktien gesehen, die
über einfaches Rechnen oder die elementarste Algebra hinausgingen. Wann immer jemand
die Infinitätsrechnung ins Spiel bringt, kann man das als Warnsignal nehmen, dass der
Betreffende versucht hat, die Erfahrung durch Theorie zu ersetzen und auch der Spekulation
den trügerischen Anstrich der Anlage zu geben.
Über den Umgang mit der Geschichte
Keynes: „Die Ideen der Ökonomen und politischen Philosophen sind, sowohl wenn sie Recht
haben als auch wenn sie sich irren, mächtiger als allgemeiner verstanden wird. Die Welt
sogar wird von wenig sonst regiert. Männer der Praxis, glauben sie seien gänzlich frei von
geistiger Beeinflussung, sind gewöhnlich Sklaven eines nicht mehr lebenden Ökonomen.
Verrückte mit Amtsgewalt, die im Äther stimmen hören, nähren ihren Wahnsinn aus den
einige Jahre zuvor verfassten Schriften eines akademischen Schreiberlings.“
Sechs Hauptmerkmale:
1. Konzentrierte Portfolios
2. Befasst sich mit dem Unternehmensrisiko, nicht der Kursvolatilität
3. Bereitschaft zur Kassenhaltung bei fehlenden Anlagemöglichkeiten
4. Weite Zeithorizonte
5. Hinnahme schlechter Jahre
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6. Bereitschaft, die Höhe seiner Mittel zu begrenzen
Wissen ist ungleich Verhalten
In einem Beispiel sagten 91 % der Männer, sie wüssten dass die Verwendung von Kondomen
helfen könnte, die Ausbreitung von HIV zu verhindern, doch nur 70 % gebrauchten ein
Kondom. Bei den Frauen war die Lage noch schlechter. 92 % sagten, sie wüssten, dass
Kondome bei der Verhinderung der Übertragung von HIV nützlich seien, doch nur 63 %
verwendeten welche.(Rauchen, Drogen etc.)
Spaß
Der letzte Stolperstein, den ich hier erwähnen möchte, ist einfach Spaß. Keynes meinte: „ Das
Spiel des professionellen Anlegers ist unerträglich langweilig und fordert demjenigen zu viel
ab, der vom Spieltrieb völlig frei ist, während derjenige, der ihn hat, diese Neigungen
entsprechende Tribut zollen muss.“
Paul Samuelson sagte: „ Anlegen sollte langweilig sein, nicht aufregend sein. Anlegen sollte
eher so sein, als würde man zusehen wie Farbe trocknet oder wie Gras wächst. Wenn Sie
Aufregung brauchen, dann nehmen sie 1000 $ und gehen nach Las Vegas.“
Nein ehrlich ich werde brav sein
Lassen Sie mich mit einem letzten Wort der Warnung enden: Am Anfang haben wir alle die
besten Absichten. Doch wie eine Redensart sagt, ist der Weg zur Hölle mit guten Absichten
gepflastert. Beispiel: Man bat Teilnehmer einen Bogen auszufüllen. Sie sollten angeben wie
wahrscheinlich es sei, dass sie Blut spendeten (Skala 1-9). Im Allgemeinen waren die
Teilnehmer viel zu zuversichtlich. Die vorhergesagte Wahrscheinlichkeit, Blut zu spenden,
stieg viel schneller in Bezug auf die Stärke der momentanen Absichten, als das tatsächliche
Ergebnis anzeigte. Das bedeutet, dass die momentanen Absichten einen übermäßigen
Einfluss auf die Vorhersage das Verhalten haben, jedoch nicht auf das Verhalten selbst.
So leicht es also anscheinend ist, zu sagen, „Ich werde ein guter Wertanleger sein“, so
unwahrscheinlich ist es, dass dies jemals der Fall sein wird.
„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“
„Lebe jetzt, zahl später.“ D-Man
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DIE ANATOMIE DER SPEKULATIONSBLASE
Blasenmodell:
Verlagerung -> Kreditbeschaffung ->Euphorie ->Kritische Phase/finanz. Not- >Abscheu
Verlagerung
Die Verlagerung ist in der Regel ein exogener Schock, der dazu führt, dass in manchen
Sektoren Profitchancen entstehen, während sie in anderen Sektoren verschwinden. Solange
die entstehenden Chancen größer sind als die verschwundenen, werden Investments und
Produktion zunehmen, um diese neuen Chancen zu nutzen. Es wird wahrscheinlich sowohl in
finanziellen als auch in physische Assets investiert. Es entsteht ein Boom.
Kreditbeschaffung
Dann verschärft sich der Boom durch monetäre Expansion und oder Kreditbeschaffung noch
weiter. Geld und Kredit gelten in diesem Model als endogene Faktoren des Systems. Bei
jedem gegebenen Bankensystem können monetäre Zahlungsmittel nicht nur innerhalb des
existierenden Bankensystems erweitert werden, sondern auch durch die Gründung neuer
Banken, die Entwicklung neuer Kreditinstrumente und die Expansion persönlicher Kredite
außerhalb des Bankensystems.
Früher oder später übersteigt die Nachfrage nach dem Asset das Angebot, was zur ganz
natürlichen Reaktion eines Preisanstieges führt. Die steigenden Preise lösen weitere
Investments aus (real und finanziell). Eine positive Feedbackschleife entsteht. Neue
Investitionen führen zu Einkommenssteigerungen, die wiederum weiter Investments auslösen.
Euphorie
„Euphorie“ ist der angemessene Ausdruck, wenn sich die Spekulation auf Kursanstiege zur
Investition für Produktion und Umsätze gesellt. Im Grunde genommen handelt es sich hier um
Momentum-Trading oder um die Theorie vom „größten Narren“ beim Investieren.
Übermäßiges Trading kann reine Spekulation sein, eine Überschätzung der erwarteten
Renditen oder eine exzessive Erhöhung der Einsätze.
Kritische Phase/ Finanzielle Not
Die kritische Phase tritt ein, wenn Insider beschließen ihre Gewinne mitzunehmen und sich
vom Markt zurückziehen. Signifikante Insiderverkäufe waren kennzeichnend für das
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Börsengeschehen 2000 und 2001. Finanzielle Not besteht, wenn eine Firma über die
Möglichkeit nachdenken muss, ihre finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen zu
können. „Das spezifische Signal, das die Krise auslöst, kann die Pleite einer Bank oder eines
Unternehmens, das sich übernommen hat oder auch die Aufdeckung eines Schwindels sein.“
Das Auftreten von Schwindel oder Betrug scheint in hohem Maße prozyklisch zu sein. Betrug
folgt Keynes Gesetz, dass sich Nachfrage sich ihr eigenes Angebot schafft.(im Gegensatz zu
Saw´s Gesetz, dass Angebot seine eigene Nachfrage schafft).
Abscheu
Abscheu ist das letzte Stadium des Blasenzyklus. Der Ausdruck bezieht sich auf die Tatsache,
dass die Menschen sich bei den Ereignissen in die sie verwickelt waren, so schmerzhafte
Narben zugezogen haben, dass sie es nicht mehr über sich brachten, sich überhaupt an der
Börse zu engagieren. Abscheu hat natürlich mit dem schlimmsten der aktuellen Modewörter
zu tun Kapitulation. Als Kapitulation bezeichnet man allgemein den Punkt, an dem der
letzte Bulle aufgibt und das Handtuch wirft. Abscheu ist offensichtlich nicht genau das
Gleiche, weil sie nach der Kapitulation auftreten kann (und dies auch tut).
Karl Marx: „ Menschen schaffen ihre eigene Geschichte, aber tun dies nicht nach eigenem
Gefallen oder unter Umständen, die sie selbst gewählt haben, sondern unter Bedingungen, die
von der Vergangenheit vorgegeben sind. Die Überlieferungen aller vergangenen
Generationen lasten wie ein Albtraum auf dem Geist der Lebenden.
UMSTÄNDE, DIE GUTE MENSCHEN ZU SCHLECHTEN MENSCHEN MACHEN
Moralische Rechtfertigung Verhalten wird so umgedeutet, dass es nicht mehr als
unmoralisch gilt. Die deutlichsten Beispiele sind Kriege, in denen der Feind als
unmoralischer Unterdrücker gesehen wird, was diejenigen rechtfertigt, die diesen
Krieg führen
Euphemistische Benennung Die Sprache ist sehr wichtig, weil sie unsere
Gedanken formt und prägt. Wenn man schädlichen Verhalten die richtige
Bezeichnung gibt, kann es anscheinend respektabel wirken. Beispiel sind der
Euphemismus „gefallen“ für ermordet oder gestorben, „Umsiedlung“ für Massenmord
oder „Kollateralschaden“ für das Töten von Zivilisten.
Vorteilhafter Vergleich Die Sichtweise eines bestimmten Verhaltens wird dadurch
geprägt, womit es verglichen wird. Bilanzbetrug sieht im Vergleich zu Mord vielleicht
harmlos aus.
Die Verlagerung der Verantwortung Dies ist die wichtigste Erkenntnis aus
Milgrams Studien. Die Menschen scheinen in der Lage zu sein ihr eigenes moralisches
Urteil auszusetzen, wenn eine „legitimierte“ Autorität die Verantwortung für ihre
Handlungen übernimmt. Hier handelt es sich um die Rechtfertigung: „ Ich habe nur
Befehle befolgt.“
Die Verteilung von Verantwortung In der Gruppe fällt unmoralisches Verhalten
leichter, daher kommt es, dass sich Menschen in der Gruppe wesentlich grausamer
verhielten, als wenn sie persönlich für ihre Handlungen verantwortlich gemacht
wurden.
Nichtbeachtung oder Verzerrung der Konsequenzen Es fällt leichter, sich falsch
zu verhalten, wenn die Konsequenzen ignoriert oder minimiert werden. Aus der Sicht
eines Managers ist ein Aktionär ein recht abstraktes Konzept und daher können die
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Folgen einer Schädigung des Aktionärs leicht minimiert werden. Vergleichbar damit
ist der Einsatz moderner Kriegswaffen aus sehr großer Entfernung.
Entmenschlichung Es fällt viel leichter, jemanden zu verletzen oder ihm zu
schaden, wenn man ihn nicht als Mensch betrachtet. (Tier, Monster, Mörder, Terrorist)
WENN ES SIE GLÜCKLICH MACHT
Setzen Sie Glück nicht mit Geld gleich. Menschen gewöhnen sich relativ schnell an
Veränderungen.
Trainieren Sie regelmäßig. Regelmäßiges Training schafft zusätzlich Energie,
stimuliert den Körper und den Geist.
Haben sie Sex (vorzugsweise mit jemanden den sie lieben). Sex wird immer wieder
als eine der wichtigsten Beiträge zum Glück gesehen. Also los!
Widmen Sie engen Freundschaften viel Zeit und Mühe. Enge Freundschaften
erfordern Arbeit und Anstrengung, aber was das Glückgefühl betrifft, zahlt sich das
wirklich aus
Legen Sie Pausen ein, um nachzudenken und über die guten Dinge im Leben zu
meditieren
Suchen Sie Arbeit, die ihrer Begabung und Interesse entspricht. Genießen Sie ihren
Job!
Gönnen Sie Ihrem Körper den Schlaf, den er braucht
Streben Sie nicht nach Glück als Selbstzweck, genießen Sie den Moment
Übernehmen Sie Kontrolle in Ihrem Leben, setzen Sie sich erreichbare Ziele
Denken Sie daran, diese Regeln zu befolgen
Lao Tse:
Jage nach Geld und Sicherheit Das Ausmaß der Fortschritte bezüglich
Und dein Herz wird nie zur Ruhe kommen materieller Dinge machte bei der
Strebe nach dem Beifall der Menschen Einschätzung der Menschen bezüglich
Und du wirst ihr Gefangener sein Ihres Wohlbefindens keinen Unterschied
Tu deine Arbeit, dann tritt beiseite.
Das ist der einzige Weg zur Gelassenheit
Psychologie:
In einem dunklen Raum, wo panisch um Hilfe geschrien wird, veranlasst eher zur Aktion, als
wenn in dem Raum Jubel (Euphorie) ausbricht.
Panik = fallende Kurse haben höhere Volatilität, da in der Panik mehr Fehler gemacht werden
Es entsteht eine Hektik, d.h. höhere Intraday Renditen.
Mein Tradingstill muss auch per Telefon oder Zuruf funktionieren! Kursinformation kann
auch nur aus Zeitung oder Videotext kommen.
Dieser Tradingstil bietet wenige Informationen, was einen zu optimistischen Ausblick auf
die Kursbewegung verringert, denn leider steigern mehr Infos zwar die Zuversicht aber jedoch
nicht die Genauigkeit (siehe Buchmacher, Analysten, Experten etc.)
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Money Management
Überall auf der Welt schränken die Kasinos ihre Verluste ein, indem sie ein Maximalbetrag
festlegen, den der Spieler in jedem Spiel auf eine bestimmte Entscheidung setzen kann. Ein
guter Aktienhändler sollte seine Verluste genauso einschränken.
nnen Sie sich einen Dealer vorstellen, der es einem Zocker plötzlich erlaubt mehr zu
setzen, weil er ein gutes Gefühl hat, dass der Kunde verlieren wird.
Der Chef würde ihn umgehend feuern, weil er eine Grundregel des Money Management
gebrochen hatte. Er hatte zuviel riskiert.
CECI N´EST PAS LE MARCHÉ
Larry Williams Buch S.25 ; S.26 Münzchart und Temperaturchart
kopieren;
« Ceci n´est pas le marché »,
sondern es sind jediglich LINIEN auf einem Stück Papier, die ein abstraktes
Bild von einem Kursverlauf zeichnen.
In meinem Kopf entsteht die Vorstellung, dass so der Aktienmarkt aussieht
Repräsentativität
Der Markt sind vielmehr die offenen und zukünftigen KAUF/VERKAUF
Orders (Limit, Market, Stopp);
Der Chart (historische Kursverlauf) enthält keine Informationen für das
zukünftige Kursverhalten;
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Es werden auf Tagesbasis tausende Kursfeststellungen auf einen Strich oder
einen Balken oder Kerze(Das ist keine Kerze) zusammengefasst.
Dass heißt, die Darstellung ist sehr verzerrt.
Trotzdem verführt ein Chart, durch seine zahlreichen vermeidlich historischen
„Infos“, zu hohem Optimismus und Zuversicht. Es ist eine Illusion des Wissens.
Markteinschätzung:
Je höher der Marktwert ist, desto höher ist die auf Punkten basierende Volatilität
Jeder, der in einen Markt einsteigt, wird auf lange Sicht nur dann erfolgreich sein, wenn es
ihm beim Ausstieg gelingt größere Gewinne als Verlust aufzuweisen.
Die Preise/Kurse verhalten sich nicht rational bedeutet, dass eine Kursbewegung von 1350 bis
1000 Punkten nicht zwangsläufig in Ticks(Mindestschwankungen) erfolgt.
Der potentielle Gewinn ist keine lineare Funktion des potentiellen Risikos. Die Aussage, dass
sie umso mehr gewinnen, je mehr sie riskieren, trifft nicht zu.
Das Risiko, das sie eingehen, hat nichts mit der Methode zu tun, nach der sie handeln.
Diversifikation reduziert nicht unbedingt den Kapitalrückgang.
Gib dem Trade das Doppelte deines Zeitrahmens, um sich in die gewünschte Richtung
zu bewegen. Wenn das nicht geschieht, steige aus. ZeitStopp/TimeStopp
Die Aufgabe der Spekulation ist: Such dir eine Preisbewegung aus und hoffe, dass sie eintritt.
IPO New Economy: Wenn die Gesellschaft beispielsweise eine Marktkapitalisierung von
einer Milliarde $ hatte, wurden nur Aktien im Wert von 50 Mio. $ auf den Markt gebracht;
der Rest verblieb bei den Insidern und wurde vertragsgemäß 6 Monate lang gehalten. Somit
kamen nur 5 % ins Floating und der Markt war eng. Extreme Preissteigerungen waren
kurzfristig unvermeidbar.
Mein Ansatz funktioniert nicht, weil er zutreffende Prognosen macht, sondern weil er mir
erlaubt, falsche Prognosen zu korrigieren.
Eine Investition in Wissen bringt die besten Zinsen.
Genug ist besser als zuviel/ Wenn sich alle Experten einig sind, dann ist Vorsicht geboten.
Auch für hervorragende Unternehmen kann man zuviel bezahlen.
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In den letzten Tagen hatte ich folgende Umfrage auf dieser Seite gestartet:
Beim Thema Trading oder bei den Themen Aktienkurse und Börse im Allgemeinen werden
oft im Zusammenhang auch die Themen Wahrscheinlichkeiten, Spieltheorie, die Theorie vom
Effizienten Markt, Random Walk usw. angesprochen. Eine der häufigsten Fragen, die dabei
gestellt wird, ist die folgende.
Angenommen ich habe eine ideale, fehlerfreie Münze und werfe sie 100 Mal. Bei den ersten
99 Würfen kommt jedes Mal “Zahl”.
Wie hoch ist ungefähr die Wahrscheinlicheit, dass beim nächsten Mal “Kopf” geworfen
wird.
50% (87%, 124 Votes)
99% (7%, 10 Votes)
1% (6%, 8 Votes)
Total Voters: 142
Loading …
Als erstes möchte ich Euch für die erfreulich aktive Teilnahme danken. Die Anzahl der
abgegebenen Stimmen in nur vier Tagen lag mit 142 deutlich über meinen Erwartungen.
Noch besser ist aber, dass das Ergebnis genau meinen Erwartungen entspricht.
Warum nun diese Umfrage? Ich will hier gar nicht groß darauf eingehen, was
Zufallsexperimente mit dem Trading zu tun haben (oder auch nicht zu tun haben), sondern
einen ganz anderen Aspekt kurz beleuchten: Unser Verständnis und unseren Umgang mit dem
abstrakten Begriff der Wahrscheinlichkeit.
Die richtige Antwort lautet natürlich 1%. Damit haben nur 4.2% aller Teilnehmer die Frage
richtig beantwortet. Ja, ja, ich höre Euch schon alle aufschreien “Nein, das stimmt nicht. Jeder
Wurf ist unabhängig von den vorhergehenden Ergebnisse immer 50/50.” Aber der Reihe
nach.
Diejenigen, die die Frage mit “99%” beantwortet haben, haben sich entweder eine Spaß
erlaubt, oder sind wie viele andere Trader und vor allem Spieler dem sogenannten
Spielerfehlschluss erlegen. Dieser Spielerfehlschluss ist ein logischer Fehler, bei dem eine
Person denkt, dass ein Zufallsereignis wahrscheinlicher wird, wenn es lange nicht mehr
eingetroffen ist. So könnte man hier denken, dass nach 99 mal Zahl die Wahrscheinlichkeit
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für “Kopf” deutlich erhöht sei. Viele Spieler erliegen diesem Fehlschluss z.B. beim Roulette:
“Es kam jetzt vier Mal ‘rot’. Als nächstes muss ja jetzt ’schwarz’ kommen. Ich verdoppele
meinen Einsatz!” Das macht man dann so lange, bis das Tischlimit erreicht ist.
Kommen wir zur nächsten Antwort “50%”. Bei einem Zufallsexperiment ist die
Wahrscheinlichkeit unabhängig davon, welche Ereignisse wie oft bereits eingetreten sind.
“Die Münze hat kein Gedächtnis.” sagt man so schön. Jedes Mal, wenn ich die Münze werfe,
kommt mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% “Kopf”, und mit 50% “Zahl”, sofern ich eine
ideale Münze habe, die statistisch gesehen keine Seite bevorzugt (z.B. durch ungleiche
Gewichtsverteilung) und auch nicht auf ihrem Rand stehen bleibt. Nur wenn man die
Gesamtheit mehrer Würfe betrachtet, gibt es andere Wahrscheinlichkeiten. So ist die
Wahrscheinlichkeit, bei den nächsten zwei Würfen jeweils “Kopf” zu werfen, nur 0.5*0.5 =
1/4 = 25%.
Und mir ist ganz klar, warum bei “50%” die meisten Antworten zu finden sind. Dadurch, dass
ich die Frage mit der Aussage “Angenommen ich habe eine ideale, fehlerfreie Münze…”
einleite, wird unser Gehirn gleich in die Richtung gelenkt, unser erlerntes Wissen
anzuwenden. Mit diesem kleinen Satz kann man unserem Denken gewissermaßen
Scheuklappen aufsetzen, es ins direkte Arbeiten bringen und so vom weiteren Nachdenken
abhalten.
Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer idealen Münze 99 Mal nacheinander “Zahl” kommt
liegt bei etwas mehr als 10-30, was noch unwahrscheinlicher ist als zweimal die gleichen sechs
Zahlen beim Lotto an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden. Es ist daher viel
wahrscheinlicher, dass meine Annahme falsch ist, die Münze sei ideal und fehlerfrei. Die
richtige Antwort ist also “1%”, da die Münze wahrscheinlich manipuliert ist.
Und jetzt mal ehrlich: Wenn bei einem Hütchen- oder Taschenspieler auf dem Jahrmarkt 99x
“Zahl” kommt, würdet Ihr wirklich mit 50/50 beim nächsten Wurf auf “Kopf” setzen?
Und genau darum ging es mir bei dieser Umfrage. Man muss als Trader immer wieder seine
eigenen Annahmen dahingehend überprüfen, ob sie unter den gegebenen Fakten noch richtig
sein können. Und beim Trading machen wir immer Annahmen:
Angenommen, der Markt ist effizient und seine Bewegungen normalverteilt, wieso
kommt es dann zu einen sell off wie in der letzten Woche?
Angenommen, die Gewinnerwartungen für 2009 sind richtig, warum ist der Kurs der
Aktie so niedrig?
Angenommen mein “Lieblingsexplorer” findet wirklich Öl, warum fällt der Kurs
immer weiter?
Als Trader müssen wir immer offen sein, über den Tellerrand schauen und unsere eigenen
Annahmen in Frage stellen.
Taschenspielertrick
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Die Leute gucken was auf einer Seite passiert und sind abgelenkt, während sie verpassen, was
tatsächlich im Verborgenen passiert. (Politik, Börse, Zauberer, Diebe).
BÖRSENTHESEN
„Ich bin ein Teil der Börse! Die Menschen sind die Börse(Die Menschen sind die Kirche etc.)
Herr, gib mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Demut, die Dinge
zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann und die Weisheit den Unterschied zu erkennen.
„Jeder kann ein Sieger sein, wenn er gewinnt. Der wahre Maßstab eines Mannes zeigt sich in
einer Situation, wenn alles schief geht und er dennoch den Mut hat weiter zu machen.“
„Wenn Action wichtig ist, dann verlangt ein ausgeglichenes Dasein nach Zeiten des
Nichtstuns.“
„Mentale Klarheit gewinnen wir oft, wenn wir alle Aktion eingestellt haben und zu einem
neutralen Beobachter werden.“
„Wenn du nicht weißt woher du kommst, weißt du auch nicht wohin du gehst.“
Fehler:
1. Chronisches Zögern
2. Angst auf den Abzug zu drücken
3. Zu schnelles Zugreifen bei Gewinnen
4. Unfähigkeit einen Verlust einzustecken
„Wenn Sie lernen die Börse zu respektieren, dann wird sie Sie auch respektieren.“
„Wir handeln mit Leuten, nicht mit Aktien.“
„Lernen Sie professionell zu verlieren, der Rest wird sich ergeben.“
„Das Leben eines Traders sollte jeden Tag neu beginnen.“
„Es ist keine Schande Fehler zu machen, solange man aus ihnen lernt.“
„Nur weil Ihr Tradingbuch in den roten Zahlen ist, heißt nicht, dass Sie sich nicht
weiterentwickeln.“
„Unglück macht uns weiser, zu früh erfahrenes Glück macht unglücklich.“
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„Die Qualität Ihres Lehrers bestimmt die Qualität Ihrer Ausbildung.“
„Wenn kein Wert vorhanden ist, dann wird über den Preis konkurriert.“
„Jede Aktie ist ein Angestellter, wer kein Geld verdient, wird gefeuert.“
„Niemals Zeitrahmen wechseln oder vermischen.“
„Wenn Börsianer versuchen einen Tradingstil zu übernehmen, der gegen ihre eigene innere
Überzeugung geht, können die Ergebnisse katastrophal sein.“
„Diversifikation schließt weder Verluste aus, noch erhöht sie die Chance auf Gewinn.
„Verpasstes Geld ist manchmal besser als verlorenes Geld.“
„Du kannst Entschuldigungen suchen, du kann Geld verlieren, aber nicht beides.“
„Sie müssen tief im Herzen wissen, dass das Ergebnis jeder Aktion bei Ihnen liegt.“
„Trading muss immer als Kampf betrachtet werden, zuallererst als Kampf mit sich selbst, aber
auch gegen andere Börsenteilnehmer.“
„Machen Sie den Chart und die Menge wird folgen.“
„Alle großen Börsenindizes lügen! Die Baisse und Hausse ist in Aktien viel stärker.“
„Im Allgemeinen ist es besser nach der Eröffnung zu kaufen.“
„Es zahlt sich selten auch Gewinne vor der Eröffnung mitzunehmen.“
„Schlechte Börsenzeit: 11:15 a.m. bis 2:15 p.m. Ostküstenzeit.“
„Vor der Dämmerung ist es am dunkelsten.“
„Die Wall Street Gurus liegen oft falsch.“
„Auf Erträge wetten ist ein Spiel für Anfänger.“
„Warum zahlt sich ein Aufzahlen bei Aktien aus? Denken Sie daran, dass alle Aktien schlecht
sind, solange sie nicht steigen.“
„Buy Low, Sell High ist für Daytrader die falsche Methode. Um billig kaufen zu können,
müssen Sie sich auf Aktien konzentrieren, die nach unten gehen, obwohl wir wollen, dass sie
steigt.“
Fragen: „Wie kann ich aus dem was jetzt passiert einen Vorteil ziehen?“
„Wie kann ich mich auf die Chancen vorbereiten, die in Zukunft auftauchen?“
„Es ist gewinnbringender die schlechten Zeiten auszusetzen, anstatt in den guten Zeiten
aufzustocken.“
„Trader leben in ihren eigenen Welt, jeder Gipfel und jedes Tal gehört ihnen.“
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„Ja, Entschuldigungen sind schnell gemacht. Aber sie haben keinem noch einen Cent
gebracht.“
„Was ist, wenn es nicht funktioniert? Bin ich darauf gefasst diesen Betrag meines kostbaren
Kapitals zu verlieren oder sollte ich mit weniger einzusteigen oder vielleicht abwarten? Bin
ich diszipliniert genug, gemäß meinem Plan auszusteigen?“
„Es heißt ein ängstlicher Mensch vor der Gefahr hat, ein Feigling hat während der Gefahr
Angst und ein mutiger Mensch nach der Gefahr Angst.“
„Das Leben beginnt in einer neutralen Position zwischen Gewinnen und Verlieren es
fürchtet weder Verluste, noch sehnt es sich nach Gewinnen. Doch sobald ein Mensch sich
seiner bewusst wird, entstehen auch Angst und Gier. Doch wenn man die die Gier abschüttelt
(und damit die Angst, die sich aus Mangel ergibt), erreicht man eine ganz spezielle Einheit
mit allem. Und genau hier kommen große Trader und Investoren ins Spiel.
Jeder Akt hat sowohl gute als auch schlechte Ergebnisse. Somit hat auch jeder Akt im Leben
sowohl positive als auch negative Folgen Gewinne und Verluste sozusagen, es kommt nur
auf den Blickwinkel an. Das Beste was wir tun können ist, beide zu akzeptieren, während wir
uns dem Leichteren zuwenden.“
„Das Überraschende dabei ist, dass die Tätigkeit ein für sich passendes System zu finden, eine
rein mentale Tätigkeit ist. Und man muss solange an seinem System feilen, bis man sich als
Trader damit wohlfühlt. Man muss sei Kriterien für Wohlbefinden kennen.
„Es kann zwar durchaus sein, dass sie mehrere Jahre opfern müssen, um das Traden zu lernen
und um einen Business Plan sowie dazu passende Systeme zu entwickeln, doch sobald Sie
dies geschafft haben, könnten Sie meines Erachtens finanziell unabhängig sein.“
„Selektive Wahrnehmung kann dazu führen, dass unserer Ansichten die nützlichsten
Informationen aussondern. Ein Trader oder Investor, der sich jeden Markt auf der Welt
gleichzeitig anschaut, hat es leicht mit rund 1 Mio. Informationseinheiten pro Sekunde zu tun.
Die Aufnahmefähigkeit unserer Wahrnehmung ist streng limitiert. Selbst unter idealen
Bedingungen liegt diese Kapazität irgendwo zwischen fünf und neun Informationsbrocken
pro Sekunde.“
„Fortschritte im Wissen ergeben sich für uns eher dadurch, dass wir versuchen, etwas an
unserer Theorien zu bemängeln, als dadurch, dass wir versuchen, sie zu stützen.“
„Somit betrachtet die meisten von uns lediglich das tägliche Balkendiagramm und
akzeptieren, dass es die Tradingaktivitäten eines Tages präsentiert. In Wirklichkeit handelt es
sich lediglich um eine Linie auf einem Blatt Papier nicht mehr und nicht weniger. Wir
gehen davon aus, dass es den Markt repräsentiert. Man könnte es eine Verallgemeinerung der
Marktaktivitäten an einem Tag nennen, aber das ist schon die beste Bezeichnung dafür.
Indikatoren sind lediglich Verzerrungen von Rohdaten, die angeblich irgendetwas
repräsentieren sollen.
Erfahrene Trader und Investoren wissen, dass das Abschätzen der Zuverlässigkeit von Daten
zu den größten Problemen zählt, die Trader haben können. Die meisten Datenanbieter sind in
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Bezug auf tägliche Balkendiagramme recht genau, doch wenn man beginnt, Daten über Ticks,
fünfminütige Charts, etc. zu verwenden, dann ist es mit der Genauigkeit schnell vorbei.“
„Wenn man dafür bekannt ist, dass man in der Öffentlichkeit Ratschläge erteilt, dann wird
man schnell als Experte betrachtet, egal wie genau oder ungenau diese Ratschläge sind.
Schließlich wird das meiste Geld damit verdient, dass man den Menschen gibt, was sie
wollen, anstatt ihnen das zu geben was sie brauchen.“
„Die Medien versuchen ständig den Markt zu erklären, selbst wenn sie rein gar nichts über
den Markt wissen. Wenn z.B. der Dow Jones um mehr als 100 Punkte nachlässt, dann sind am
nächsten Tag die Zeitungen voll von zahllosen Erklärungen. Dies könnte sich in Ihrer
Lokalzeitung dann in etwa wie folgt anhören: blabla…
Am nächsten Tag steigt der DJIA um mehr als 100 Punkte. In der Zeitung ließt man etwas
wieder das Gegenteil: blabla….
„Je mehr Sie das von Ihnen verwendete Konzept verstehen, desto weniger wird es nötig sein,
dass sie historische Tests durchführen. Zweitens würde ich Ihnen sehr an Herz legen, dass Sie
im Geiste verschiedene Szenarien durchspielen, zu denen es im Markt kommen könnte.
Einige Katastrophenszenarien mögen zwar abwegig erscheinen, doch wenn sie verstehen
können, wir ihr System mit solchen Ereignissen umgehen würde, wenn es tatsächlich dazu
kommen sollte, dann verstehen Sie Ihr Konzept sehr gut.“
„Postdictive Error bedeutet, dass man bei seinen Test Infos verwendet, die zum Zeitpunkt der
Entscheidung noch gar nicht vorgelegen hätten.“
„Wenn Sie ein System erstellen, dann sollte es immer Ihr Ziel sein, es so entwerfen, dass es
kurzfristig ein möglich kleines Risiko birgt, damit man die langfristige Erwartung des
Systems erreichen kann. Die meisten Trader neigen dazu, mit viel zu großen Positionsgrößen
zu agieren, die sie kurzfristig gesehen, nicht vor solchen Katastrophen schützen.“
„Sobald eine Person eine Prognose erstellt, spielt das Ego kräftig mit und man kann nur
schwer akzeptieren, wenn im Verlauf eines Trades etwas passiert, das von dieser Prognose
abweicht.“
„Wenn du einem Trader, der versucht mit einem neuen System anzukommen, eine bestimmte
Anregung geben könntest, welche wäre das?“ Er antwortete mir:“ „Dass er mindestens 50
Prozent der Zeit, die er in die Entwicklung seines Systems investiert, damit verbringt, seine
Ziele zu formulieren. Sobald Sie dies getan haben, können Sie entscheiden, ob Ihre Ziele
realistisch sind. Falls ja, können Sie danach ein Tradingsystem entwickeln, um diese Ziele zu
erreichen.“
„Wer zum Beispiel 30 Prozent oder mehr verdienen muss, nur um zu überleben, versetzt sich
in eine unhaltbare Lage und gibt darüber hinaus seinem Tradingkapital keine Chance zu
wachsen.“
„Ich plane alles. Ich erstelle Worst-Case Szenarios und wir spielen sie einfach als Übung
durch. Für jedes Szenario beschreibe ich sowohl den besten als auch den schlimmsten Fall.“
„Um ein gutes Model zu entwickeln, muss man einige Personen finden, die das, was man
modelliert, gut können.“
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„Persönliche Bestandsaufnahme: Fähigkeiten, Temperament, Zeit, Mittel, Stärken,
Schwächen.“
Wer bin ich? Die Antwort auf diese Frage ist die Grundlage für alles andere, was sie tun,
also denken Sie ernsthaft darüber nach.“
„Versagen wird nur durch eines bestimmt und das ist die Angewohnheit, unwichtige Dinge
wichtig zu nehmen. Um zu gewinnen muss ich erstmal alles verlieren.“
„Zuerst müssen Sie verstehen, dass alles was ihnen je beigebracht wurde, aus Überzeugungen
(Glauben) besteht, inklusive jedes Satzes, den Sie bisher in diesem Buch gelesen haben.
Alles was scheinbar eine Tatsache ist, ist noch immer relativ und hängt davon ab, wie man die
Situation auslegt. Inwieweit es sich um Tatsachen handelt, hängt von Vermutungen ab, die
man anstellt, sowie dem Blickwinkel, von dem aus man die Situation aus betrachtet und bei
beidem handelt es sich ebenso um Überzeugungen(Glauben).
Wenn man so wie jeder eine „Illusion“ tradet, dann ist dies besonders gefährlich, wenn man
es nicht weiß. Wenn Sie ein offenes Wesen haben, dann fangen Sie an, über die Märkte zu
lesen.
Es gibt kein richtig oder falsch, sondern nur Glaubenssätze und die Bedeutung, die man ihnen
beimisst. Sie sollten lediglich darauf achten, dass Ihnen ihre Glaubenssätze auch nutzen, dass
heißt, dass sich dadurch Ihr Leben verbessert.“
„Mehrere unabhängig voneinander agierende Systeme, die zum großen Ganzen passen,
würden einen hervorragenden Businessplan ausmachen. Außerdem könnte man einige
Systeme mehr entwickeln, die man verwenden könnte, wenn sich das große Ganze ändert.“
„Ich bezeichne mich gerne als einen Trader, der bereit ist, die besten Hilfsmittel zu
verwenden, die es gibt, um seine Arbeit zu erledigen.“
„Sollten Sie jemals zwei oder mehrere gute Ideen haben, dann fahren Sie fast immer besser,
wenn Sie sie alle durchführen, anstatt in die Entweder-Oder Falle zu tappen.“
„Wer zu früh aktiv wird, kann aus einer genauen Prognose leicht einen Verlust-Trade machen.
„Je simpler das System, desto besser wird es auf dem Markt funktionieren.
Viele verschiedene Indikatoren können aber auch von Vorteil sein, wenn jeder dieser
Indikatoren auf einem anderen Datentyp basiert.
Das liefert uns einen entscheidenden Unterschied zwischen Filtern und Setups: Filter basieren
normalerweise auf denselben Daten und Sie sollten Sie im Rahmen Ihres Systems meiden.“
„Wenn es wahr ist, dass es für jeden Verkäufer im Markt einen Käufer gibt, wie können sich
die Kurse dann auf und ab bewegen? In einer perfekten Welt, würden sich beide Parteien stets
ausgleichen, da auch der Preis(Wert) der Aktie (Ware) bekannt wäre. Der Grund für die
preisliche Bewegung ist, dass eine der beiden Parteien einen kleinen Fehler macht. Eine der
beiden Parteien ist bereit für den Einstieg (Ausstieg) eine Prämie (Agio) zum aktuellen
Marktgebot (Geld-Brief) zu zahlen. ---> aggressives Kaufen / Verkaufen
Dieses Ungleichgewicht ist kein Volumenüberhang oder Defizit, sondern ein
Ungleichgewicht im Zeitraum des Handlungsbedarfs.“
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„Ohne die Bündelung von Talent, Planung und entsprechender Umsetzung wurde noch nie
etwas Großes erreicht. In diesem Geschäft ist es nicht anders: Je mehr Sie sich darauf
konzentrieren, was sie tun, desto erfolgreicher werden sie.“
„Geschäftsleute die einen Kreditantrag stellen benötigen einen Businessplan, eine Prognose
über die Entwicklung des Geschäfts und darüber wie man den Kredit zurückzahlen können.“
Erfolgreiches Trading basiert auf einer Kombination aus Handelssystemen und der Kontrolle
der eigenen Gedanken und Emotionen. Um erfolgreich zu sein, müssen Sie viel über sich
selbst wissen und über die Psychologie in den Märkten in denen Sie sich bewegen.
Bis Sie damit nicht erfolgreich umgehen können, wird Ihr Trading nicht besonders gut sein.“
In diesem Geschäft kann man nur Geld oder Ego verlieren nichts anders. Was ist Ihnen
wichtiger?
Märkte können sich in Sekundenschnelle in Bewegung setzen, was die meisten Menschen
nicht können. Das ist der Grund, warum so viele bei diesem vermeintlich einfachen Spiel
scheitern.
Plane den Trade und trade dann den Plan!
1 Kalenderjahr entspricht 7 Börsenjahren.
Es ist absolut notwendig, die Fähigkeit zu besitzen, seine Meinung zu ändern. Sturköpfe
haben in diesem Geschäft rein gar nichts verloren. Kein Dogma.
Es ist kein Kinderspiel einem System zu folgen. Wenn man einen Vorteil im Spiel hat, dann
erhöhen sich die Chancen auf den Sieg je länger man spielt.
Lassen Sie mich einen Vergleich ziehen: Da ist ein Bankräuber, dessen Komplize ihm sagt,
dass er ausreichend Zeit hat, um den Tresor zu plündern. Also fängt er an, munter das Geld
einzusammeln, auf das er gehofft hat. Aber dann ruft der Komplize, dass die „Bullen“
kommen. Ein Bankräuber würde das nehmen, was er schon hat und flüchten. Seine Pläne
haben sich geändert. Hier besteht der Unterschied zwischen Tradern und Bankräubern:
Trader würden in der Bank bleiben, in der Hoffnung, es handle sich um einen Fehlalarm.
Gesundheitstipp: Nehmen Sie keine Drogen, nicht trinken und gehen Sie nicht zur Arbeit.
Jeder größere Verlust, den ich beim Trading erlitten habe(und davon hatte ich wirklich genug)
stammte von dem Glauben, dass mein aktueller Trade ein großer Gewinner werden würde,
sodass ich mich nicht an die Spielregeln gehalten habe.
Ratten die hungrig sind, gehen(motiviert durch Gier) bei der Nahrungssuche ein größeres
Risiko ein als Ratten, die nicht hungrig sind. Wir Trader sind wie hungrige Ratten motiviert
durch Gier.
Plane deine Abschlüsse und weiche nicht mehr davon ab, lass dich nicht zur falschen Zeit von
Emotionen in den Abgrund stürzen.
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Was sich wirklich bewährt ist, Einfachheit zu bewahren und einzusehen, dass Perfektion oder
auch nur annähernde Perfektion in diesem Geschäft nicht existiert.
Die Eigenschaft nicht die Nerven zu verlieren, wenn das Team am Verlieren ist, ist die
Eigenschaft, das Ruder in einer aussichtslosen Lage noch mal rumzureißen. Dies macht den
wahren Champion aus. Wir müssen Punkte erzielen können, wenn wir hinten liegen.
Es besteht ein großer Unterschied zwischen dem emotionalen Zustand des breiten Publikums
und eines Profis.
PHANTASIE IST WICHTIGER ALS WISSEN
Denn weder Volkswirtschaftslehre noch Finanzlehre ist eine Wissenschaft. Sie sind eine
Kunst. Man muss Inspiration haben, Erfahrung und wieder Erfahrung, gemischt mit vielen
Watschen und meine Bücher sorgfältig studiert haben.
Die am meisten gebrauchten Wörter an der Börse sind: vielleicht, hoffentlich, möglich, zwar,
ich glaube, ich meine, aber, wahrscheinlich, das scheint mir… Alles, was man glaubt und
sagt, ist bedingt und kann auch anders gesehen werden.
Meistens verändern sich erst die Kurse und die rasch erfundenen Begründungen werden
nachgeliefert. Die Börse benimmt sich oft wie ein Alkoholiker; auf gute Nachrichten weint
sie, auf schlechte lacht sie. Die Erklärungen folgen immer im nach hinein. Die Börsen oder
Devisenkurse machen eine Bewegung herauf oder herunter und nachher erklären die Spieler,
Spekulanten, Anlageberater und Analysten oft mit gegensätzlichen Argumenten, warum es
einfach so kommen musste. Die Kurse machen erst die Nachrichten die dann weiterberichtet
werden.
Je höher die Umsätze an der Börse sind, bei steigenden Kursen, desto mehr Papiere wechseln
von den „starken“ in die „schwachen“ Hände, d.h. von psychologisch festen zu schwankenden
Börsenteilnehmern.
Denn lieber bin ich ein ungeschulter Spekulant, der seinen Buckel über 70 Jahren in 70
Börsen herumführte, als ein geschulter Wirtschaftsprofessor, der noch nie 24 Stunden auf dem
Börsenparkett verbrachte.
Ich habe Freunde, die sich, wenn sie 100 € in der Tasche haben, als Millionäre fühlen und
auch solche, die wie bei Meerwasser „immer durstiger werden, je mehr sie davon trinken.“
Seit ich ruiniert bin, kenne ich meine Schwächen / Money can´t buy me love (50 Cent)
Nachdem Volpone, der Geizhals, aus Venedig verbannt worden ist, erbt der kluge und
lebenslustige Mosca sein Haus mit allen Schätzen und ruft: „ Die Fenster auf, die Türen auf!
Luft und Licht und Menschen herein! Es riecht noch nach Angst, es muffelt nach Geiz und
Habsucht und bösen Reden. Kein Wort mehr von Geld! Wir wollen jetzt lustig sein, von
Volpones Schüsseln schmausen von seinen Weinen trinken, über alle Narren lachen und über
die Geldnarren am meisten…! Vorwärts! Munter! Musik! Musik!
Der Spekulant darf tatsächlich niemals Schulden machen, will er unbelastet seinen Ideen
folgen können.
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Man muss Geduld haben bei seinen Engagements und fast auf ihnen einschlafen können. (Der
wahre Spekulant muss allerdings wie ein Krokodil mit offenen Augen schlafen).
Die Kurse steigen, wenn die Käufer unter stärkerem psychologischen und materiellen Druck
stehen als die Verkäufer.
Man kommt ans Ziel, aber nie auf gerader Linie.
Kurse drücken nur in Ausnahmefällen den realen Wert aus, sondern spiegeln das Verhältnis
von Angebot und Nachfrage. Egal, woher das Angebot kommt, wenn es kommt, dann fallen
die Kurse. Es wäre interessant einmal alle Kauf- Verkaufsorders eines Tages darauf zu
untersuchen, welche Beweggründe die Käufer und Verkäufer hatten.
Nehmen wir an, ein Wert steigt bis zu einem Niveau, mit dem die Anleger gerechnet haben.
Damit gelangt er aber in eine Gefahrenzone. Vom Augenblick an übt nämlich der
angemessene Kurs nicht mehr die gleiche Anziehungskraft auf die Spekulation aus. Es gibt
nur wenige Kaufinteressenten und diejenigen, die das Papier bereits im Besitz haben,
versuchen es nun bei den erwarteten und eingetretenen hohen Preisen loszuwerden, um ihre
Nutzen sicherzustellen. Dann wollen alle gleichzeitig durch ein und dieselbe Tür. Die Baisse
ist da, obwohl die erwarteten Ergebnisse eingetroffen sind oder vielleicht gerade deswegen.
In der Börsensprache nennt man dies FAIT ACCOMPLI
Dem Fait accompli kommt in der Kursentwicklung eine ganz besondere Bedeutung zu.
Nehmen wir an, es besteht Kriegsgefahr. Viele Anleger verkaufen ihre Werte. Aber am Tag
der Kriegserklärung steigen die Kurse plötzlich gegen alle Erwartung. Bei Kriegsausbruch
1939 war dies typisch für alle Börsen.
Jeder Börsenzyklus besteht aus drei Phasen:
1. Der Phase der Korrektur
2. der Phase der Anpassung
3. der Phase der Übertreibung
Wie soll sich nun der Spekulant in diesen drei Phasen verhalten?
In der dritten Phase, d.h. in der Übertreibungsphase des Bearmarktes, sollte er kaufen und
auch nicht erschrecken, wenn die Preise weiter zurückgehen. Denn wie die alten Börsianer
schon auf der Budapester Getreidebörse sagten: „Wer den Weizen nicht hat, wenn er
zurückgeht, hat ihn auch nicht, wenn er steigt.“ In der ersten Phase der Aufwärtsbewegung
sollte er weiterkaufen, denn der Tiefpunkt ist überwunden. In der zweiten Phase, sollte er
eigentlich nur Zuschauer sein, nur passiv mit der Bewegung gehen und sich seelisch darauf
vorbereiten, in der dritten Phase bei der allgemeinen Euphorie aus dem Markt auszusteigen.
Das heißt, bei der zyklischen Börsenbewegung, sollte man zu zwei Dritteln gegen die
Tendenz und zu einem Drittel mit der Tendenz gehen. Man muss sehr trainiert, misstrauisch,
zynisch und auch ein wenig eingebildet sein, um sich der Massenhysterie entziehen zu können
und zu sagen: „Ihr seid alle Dummköpfe, nur ich weiß etwas oder jedenfalls weiß ich es
besser! Deshalb gelingt es an der Börse nur einer Minderheit erfolgreich zu spekulieren. Die
Mehrheit zählt ja zu den Verlierern. Man muss nur nicht die Lage richtig beurteilen es
müssen auch alle andern falsch liegen.
Nur eine sehr lange Erfahrung gibt einem, was man das Fingerspitzengefühl nennt. Auch der
erfahrene, mit allen Wassern gewaschene Spekulant kann sich irren. Er muss sich sogar oft
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irren, um die notwendige Erfahrung zu sammeln. Ein Börsenspekulant, der in seinem Leben
nicht mindestens zweimal pleite war, ist dieser Bezeichnung nicht würdig. Wir sind alle in
einem dunklen Raum aber gewiss wird sich jener, der sich schon seit Jahrzehnten in diesem
Raum befindet, besser zurechtfinden als einer, der erst vor kurzem eingetreten ist.
Die Hausse steigt sanft, sie erklimmt Absatz um Absatz, ohne dass man es eigentlich merkt,
während der Börsenkrach plötzlich und mit der Heftigkeit göttlicher Rache kommt.
Der Gewinn ist nur eine Illusion, allein der Verlust ist Realität
Eines Tages kam sein Sekretär voller Aufregung zu ihm: „Die Papiere gehen dramatisch
zurück!“ Seine Antwort: „Die Papiere gehen zurück? Soll ich mich aufregen? Ich war drei
Jahre in Auschwitz…“
Wenn alle verkaufen wollen, dann entsteht der berühmte Flaschenhalseffekt, die deutschen
Börsen sind zu klein für solche enormen Beträge.
„Immer Angst haben, nie erschrecken.“
An der Börse sind drei Jahre nicht genug, um ein Gurudiplom zu erwerben, dafür braucht man
mindesten 40 Jahre.
Der Computer ist beim spekulieren ebenso unschuldig wie das Besteck, mit dem man einen
faulen Fisch isst. Das Übel ist allein der stinkende Fisch.
Wer handelt schon antizyklisch? Immer nur eine Minderheit! Und wer nach dem 87er Crash
eingestiegen ist, hat heute Supergewinne in seinen Büchern stehen.
„Ein guter Anzug und ein maßgeschneidertes Hemd können sogar aus einem Börsianer einen
Gentleman machen.“
Welcher Aberwitz sich hinter dem Begriff „Portfolio Insurance“ verbirgt, habe ich bereits
beschrieben: Man versichert sein Haus, indem man es verkauft.
„Jeder, der sich wohl fühlt, ist eigentlich ein Kranker, nur weiß er es nicht.“
„Das ist ein niedriges Niveau wie das „Wenn der Hahn kräht auf dem mist, ändert sich´s
Wetter oder´s bleibt, wie es ist.“
Die Spieler, die auf Nummer „todsicher“ gespielt haben, werden enttäuscht und bestraft. Denn
natürlich kauften die meisten zum höchsten Kurs. Andernfalls wäre dieser ja nicht zustande
gekommen.
Genau zu diesem Zeitpunkt, wenn die Börse „talk of the town“ ist, muss man unbedingt
aussteigen.
In anderen kapitalistischen Ländern kommen auf 10 Hartgesottene 90 Zittrige; in der
Bundesrepublik stehen nur 5 Hartgesottene 95 Angsthasen gegenüber. Eben die deutschen
Tugenden wie Disziplin und Tüchtigkeit sind an der Börse eher abträglich, denn Spekulieren
ist in diesem Sinne keine Arbeit, es ist eher eine Kunst, etwas Intuitives.
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„Die Deutschen arbeiten nicht nur viel, sondern auch gern. Recht geschieht ihnen.“
…Er bemühte sich, durch Geheiminformationen herauszubekommen, in welcher Höhe jeweils
Kreditengagements an der Börse bestanden. Wenn er wusste, dass viele Hunderte Millionen,
ja Milliarden in einer Haussespekulation engagiert waren, spielte er natürlich auf Baisse. Er
wiederholte immer wieder. Die technische Verfassung des Marktes ist entscheidend; wenn
alle Papiere von den „schwachen Händen“ gehalten werden, dann muss der Krach kommen.
Jeden Tag sterben Kinder in der 3. Welt und dich beschäftigt was ein dritter von dir hält?
Wenn man sich schon in Sachen wie die Börse einläst, dann soll es sich doch wenigstens
lohnen. So dachten schon die frommen Juden: „Wenn schon Schweinefleisch, dann muss es
vor Fett triefen.“
Die meisten Börsianer haben leiden die hässliche Eigenschaft herumzuprotzen, wenn ihre
Papiere ein paar Punkte gestiegen sind. Mit dem Gewinn geben sie an, den Verlust
verschweigen sie. Sie haben alles vorausgesehen und wiederholen: „Ich habe es dir doch
gesagt!“
Spekulanten sind Börsianer, die ihr Vermögen aber auch ihren Ruin mit der Börse machen.
Sie gehen ein Abenteuer ein und riskieren dabei die eigene Haut. Der Spekulant hat mehr
als andere Menschen Ideen, Einfälle und Visionen und erwägt pausenlos die Pro und
Kontras der Dinge, die ihm begegnen, zieht daraus Konklusionen und kauft und verkauft
irgendeine beliebige Aktie. War seine Überlegung richtig, bekommt er seinen Lohn (von der
Börse), war sie falsch, zahlt er (der Börse) eine Geldstrafe. Der Spekulant braucht Erfahrung,
um immer wieder analoge Situationen ins Gedächtnis zu rufen.
„Ein guter Priester lernt bis zu seinem letzten Tag.“
„Le client, voilà l´ennemi“
Wenn man seine finanziellen Engagements wirklich vom Aberglauben abhängig macht, so ist
man ein Spieler. Das war ich als junger Mann; ich weiß, was spielen ist und habe unter
Schmerzen gelernt. (Merke: Das in der Spekulation gemachte Geld ist Schmerzensgeld; zuerst
kommt der Schmerz, dann das Geld).
Charts individueller Aktien haben eine gewisse Bedeutung, denn aus ihren Bewegungen
lassen sich unter Umständen Rückschlüsse ziehen, die sonst nicht möglich gewesen wären.
Wenn zum Beispiel die Kurskurve einer Aktie gegen die generelle Tendenz geht, so kann dies
auf Transaktionen der Großaktionäre hinweisen. Diese wissen, dass es der Firma schlecht
geht und wollen ihre Aktien abladen. Charts für den gesamten Markt hingegen, sind etwa so
sinnvoll wie der Einfall des Chefarztes einer Klinik, statt der Fieberkurve über dem Bett eines
jeden Patienten eine Durchschnittskurve aller Patienten zu erstellen.
Sicherlich genießt der Roulettespieler das Gewinnen. Aber schon sein zweitgrößtes
Vergnügen ist der Verlust, denn sein Vergnügen ist der Nervenkitzel, nicht das Geld.
Das Vergnügen der Spieler ist die Herausforderung des Schicksals.
„Ich kenne einen der hat Geld wie Heu, aber oft seine Fahrkarte in der Straßenbahn nicht
entwertet. Sein Spiel geht so: Habe ich entwertet und der Schaffner kommt nicht, habe ich
Pech gehabt; kommt er, habe ich Glück gehabt. Habe ich die Karte nicht entwertet und werde
kontrolliert ist das besonderes Pech, werde ich aber nicht kontrolliert, so habe ich das große
Los gezogen.“
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„Selbstverständlich setzt beim Roulette niemand mehr auf Rot, wenn die Kugel bereits
zehnmal bei Rot stehen geblieben ist.“
Hat man Papiere, so zittert man sie könnten fallen; hat man keine, so zittert man, sie könnten
steigen. Darum bin ich der Überzeugung, dass nach jeder Börsendepression, in der die
Menschen ein wahrer Ekel vor Aktien und vor der Börse befällt, wieder Zeiten folgen, wo alle
Wunden der Vergangenheit vergessen sind und die Menschen sich wieder von der Börse
anlocken lassen, wie die Motten vom Licht.
Man könnte den Börsianer mit einem Alkoholiker vergleichen, der nach einem schweren
Rausch am nächsten Tag in seinem Katzenjammer beschließt, nie wieder ein Glas Alkohol in
die Hand zu nehmen. Aber am Nachmittag trinkt er doch wieder einen Cocktail und dann
noch einen und noch einen und um Mitternacht ist er wieder genauso betrunken wie vorher.
Denn bei einer Gesellschaft, die sogar ich einschüchtern kann, bleibe ich gerne Kunde, aber
niemals Partner.
Der Werdegang der Spekulanten wie auch immer sie aussehen begann jedenfalls gleich.
ungefähr so, wie ein unschuldiges Mädchen manchmal zum ältesten Beruf der Menschheit
gelangt: Zuerst ist es Neugier, dann Vergnügen, Leidenschaft sogar und zum Schluss nur noch
Geldgier. Ich bin glücklicherweise erst in der zweiten Phase. Noch immer ist die Börse eine
Leidenschaft.
Welch ein fürstlicher Beruf! Keine Angestellten, kein Chef. Kein Zwang zu freundlichen
Lächeln, kein Hin und herhandeln, keine nervösen Kunden wie bei Bankiers oder Maklern.
Ein Edelmann, der über sein Zeit frei verfügt, eingehüllt in den Rauch seiner Zigarre, bequem
im Sessel sitzend, denkt er nach, fern vom Lärm der Geschäftemacher. Seine Werkzeuge:
Telefon, Radio und Zeitungen, die er freilich zu lesen weiß zwischen den Zeilen.
Das Chartlesen ist meiner Ansicht nach eine Wissenschaft, die vergebens sucht, was Wissen
schafft.
Von der Dummheit der anderen kann der Spekulant oft mehr profitieren, als von seiner
eigenen Klugheit. Man kann auch von einem Dummkopf etwas lernen, besonders, was man
nicht tun soll.
Folgen Sie unter keinen Umständen den Tipps der Banken. Das ist genauso wie in meinem
Stammbistro: Wenn der wirt „Boeuf à la mode“ empfiehlt, weil er noch 5 Portionen in der
Küche stehen hat und loswerden will, so bestelle ich justament dieses Gericht nicht.
Der Bankier handelt mit Geld, der Kaufmann mit konkreten Waren. Ihre Interessen sind nicht
dieselben; der Bankier kassiert Zinsen, je höher umso besser, der Kaufmann muss Zinsen
zahlen, je niedriger, desto besser; der erste sucht die Sicherheit einer Anlage und der zweite
die Phantasie. Entweder man ist das eine oder das andere; beide stehen sich „antagonistisch“
gegenüber. „Zwei mal zwei ist fünf weniger eins“
„Hat man 24 Stunden früher recht als die anderen, so gilt man 24 Stunden lang als närrisch.“
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„Man kann an der Börse verdienen, viel verdienen, eventuell reich werden, man kann aber
auch alles verlieren, viel verlieren und auch zugrunde gehen. Aber nie kann man durch
Börsenspiel ein Pro-Jahr-Einkommen in festen Prozentsätzen sicherstellen.“
Ein Freund von mir war börsensüchtig. Er arbeitete in der Stahl und Eisenbranche und
wickelte während des Koreakrieges Millionengeschäfte ab. Er tat sich groß damit, sein Geld
mit Fleiß und Schweiß zu verdienen. In seinen Augen waren wir Börsianer Nichtstuer,
Faulenzer und Parasiten der Wirtschaft. Eigentlich hatte er Recht, obwohl ich mich bestimmt
nicht schäme, niemals gearbeitet zu haben und trotzdem ein sehr angenehmes und bequemes
Leben geführt zu haben.
„So ist es gut, so ist es recht, niemandes Herr und niemandes Knecht!“ Das ist mein Erfolg.
SPIEL DER SPIELE
Schon mehrmals war ich völlig abgebrannt, doch einen Totalverlust habe ich nie erlitten.
Sonst stünde ich nicht da, wo ich mich heute befinde. Ich wusste immer, dass ich wieder eine
Chance bekommen und den gleichen Fehler kein zweites Mal begehen würde. Ich habe eben
an mich geglaubt. Die Spekulation an der Börse ist ein hartes und schwieriges Geschäft. Der
Akteur muss stets auf dem Posten sein, sonst verliert er seinen Job.
…denn nur wenn ich Geld verlieren, lasse ich mich überzeugen, dass ich etwas falsch mache.
„Ehre deinen Kunden und Du wirst reich“, lautet ein altes Sprichwort
Es ist eine unvergleichliche Erfahrung, alles zu verlieren, um zu lernen, was man falsch
gemacht hat. Weiß man dann endlich, was man nicht tun darf, um Verluste zu vermeiden,
fängt man an zu lernen, was man tun muss, um Gewinne zu erzielen. Können Sie mir folgen?
Sie fangen an zu lernen.
Es heißt, solange man Gewinne mitnimmt wird man nicht arm. Es stimmt: Man wird zwar
nicht arm aber man wird mit einem Vier-Punkte Gewinn in einem Bull-Markt auch nicht
reich.
Der absolute Dilettant weiß überhaupt nichts und jeder auch er selbst weiß das. Hat er
dann die nächste Wissensstufe erreicht, glaubt er, er wisse schon eine ganze Menge und
erweckt diesen Anschein auch bei anderen. Er ist schon zum „Dilettanten mit Erfahrung
avanciert, der zwar nicht den Markt selbst, aber doch einige Bemerkungen über den Markt
von Dilettanten, die noch mehr wissen als er studiert hat. Der Dilettant, der noch eine
Wissensstufe erklommen hat, weiß schon, wie er sich durch ein paar Methoden, die die
absoluten Dilettanten eben erst herausfinden, gelegentlich vor Verlusten schützen kann. Und
genau dieser Dilettant, der kein blutiger Anfänger mehr ist - weniger der absolute Dilettant
ist das ganze Jahr über die wirkliche Einnahmequelle der Commission Houses. Er kann sich
durchschnittlich 3,5 Jahre halten, während ein absoluter Anfänger einen Zeitraum von 3-30
Wochen an der Wall Street durchhält. Natürlich ist es der Dilettant, der schon einiges weiß,
der stets die berühmten Trading-Aphorismen und all die Gesetze der Spekulation zitiert. Er
weiß um all die „Tu-das-nicht“-Regeln der erfahrenen Börsianer mit Ausnahme der
wichtigsten. Sei kein Dilettant!
Dieser Dilettant im Fortgeschrittenstadium glaubt, er sei reifer und erfahrener geworden, da
nun bei fallenden Kursen kauft. Er wartet sie ab. Wie günstig er eingekauft hat, misst er
daran, um wie viel Punkte der Kurs der entsprechenden Aktie gegenüber ihrem Höchststand
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gefallen ist. In den großen Bullenmärkten kauft der wirkliche Dilettant, der die Börsenregeln
nicht kennt sowie das Verhalten der Aktie in der Vergangenheit, blindlings. Zunächst verdient
er gut, bis er sein Geld durch eine unvermeidliche Gegenreaktion des Marktes auf einen
Schlag verliert. Doch der „vorsichtige“ Dilettant macht es so wie ich, als ich glaubte, ich
würde intelligent spekulieren unter Rückgriff auf die Intelligenz anderer.
Auch bei Fullerton ging das übliche Publikum ein und aus. Alle Wissensstufen waren
vertreten. Nur einer unter ihnen war anders: Ein älterer Herr. Er erteilte niemals ungefragte
Ratschläge und prahlte auch nicht mit seinen Gewinnen. Er konnte gut zuhören, er schien
auch nicht sonderlich heiß auf Tipps zu sein; er fragte den jeweiligen Wortführer nie, was sie
gehört hätten oder wüssten. Doch wenn jemand ihm einen Tipp gab, bedankte er sich bei
Tippgeber. Manchmal auch ein zweites Mal, wenn sich der Tipp als richtig erwiesen hatte.
Anderseits beklagte er sich niemals, wenn er möglicherweise hereingefallen war. Niemand
wusste also, ob er einen bestimmten Tipp nun befolgt hatte oder nicht. Bei Fullerton hielt sich
das Gerücht, dass er wohlhabend sei und es sich durchaus leisten konnte, sich in großen
Positionen zu engagieren. Doch verdiente die Brokerfirma offensichtlich keine hohen
Provisionen an ihm… „Ich gab ihm dem Climax Motors Tipp. Er hat 500 Aktien gekauft, 7
Punkte Gewinn gemacht und ich sage ihm, er soll jetzt verkaufen und sie wieder kaufen, wenn
es eine Gegenreaktion gibt, die jetzt überfällig ist. Und was antwortet er mir? Er sagt, wenn er
verkauft, würde er seinen Job verlieren. „Entschuldigen Sie, Mr. Hartwood, ich sagte nicht,
ich würde meinen Job verlieren“, fiel ich Old Turkey ins Wort. „Ich sagte, ich würde meine
Position verlieren, d.h. meinen Standpunkt aufgeben.
Wenn Sie erst so alt sind wie ich und ebenso viele Haussen und Kursstürze erlebt haben wie
ich, wissen Sie, dass es sich niemand leisten kann, seinen Standpunkt aufzugeben nicht
einmal John D. Rockefeller. Ich hoffe, der Kurs der Aktie fällt und dass sie dann wesentlich
billiger zurückkaufen können, mein Lieber. Ich selbst kann meine Trades jedoch nur unter
Einbringung meiner langjährigen Erfahrung durchführen. Der Preis war hoch genug und ich
bin keineswegs gewillt, ein zweites Mal Lehrgeld zu bezahlen. Ich bin Ihnen jedoch dankbar
für Ihren Tipp, als wenn ich das Geld schon auf der Bank hätte. Wir befinden uns in einem
Bull-Markt, wie Sie wissen.“
Ich denke, ich habe mit meinen Börsenerfahrungen einen großen Satz nach vorn gemacht, als
ich endlich erkannte, dass Turkey mit seinen Worten: „Sie wissen schon, wir befinden uns in
einem Bull-Markt!“ In Wirklichkeit wollte er sagen, dass man nicht mit den einzelnen
Kursschwankungen, sondern mit den großen Bewegungen des Marktes und an der Börse das
große Geld verdienen konnte d.h. nicht indem man die Kurse, die aus dem Börsenticker
kamen las und interpretierte, sondern durch die Größenbestimmung des Gesamtmarktes und
die Erfassung des Trends.
Old Turkey hatte mit seinen Äußerungen und seiner Handlungsweise völlig Recht. Er hatte
nicht nur den Mut, zu seiner Überzeugung zu stehen, sondern er brachte vielmehr auch die
von Intelligenz zeugende Geduld zum unbeirrten Weitermachen auf. Niemand kann alle
Kursschwankungen ausnutzen. In einem Bull-Markt besteht die Spekulation darin, dass man
kauft und den Wert behält, bis man glaubt, der Bull-Markt nähere sich dem Ende.
Eines der hilfreichsten Börsenprinzipien ist dabei auch, nicht versuchen zu wollen, die letzten
bzw. die ersten acht Punkte mitzunehmen. Denn das sind die teuersten Punkte, die es gibt. Sie
haben Börsenspekulanten insgesamt schon so viele Mio. Dollar gekostet, dass man damit
einen Beton-Highway von einem Ende des Kontinents zum anderen bauen könnte.
Ohne Vertrauen in die eigene Urteilskraft kommt man in diesem Geschäft nicht weit.
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Doch jetzt mit ausreichendem Kapital, Erfahrung und Selbstvertrauen hatte ich es so eilig,
den neuen Schlüssel zum Erfolg auszuprobieren, dass ich nicht bemerkte, dass die Tür noch
ein zweites Schloss in Gestalt des Faktors Zeit besaß. Es war ganz natürlich, dass ich es
übersehen hatte. Und ich musste das übliche Lehrgeld zahlen einen ganz schönen Betrag für
jeden Schritt nach vorn.
Das ist eben die Strafe, wenn man zu früh losrennt! Ich war zu sehr darauf erpicht, mir selbst
zu beweisen, dass es sich um echte Dollars und nicht nur um eine Fata Morgana gehandelt
hatte. Ich hätte ganz einfach darauf zu gehen müssen und nicht losrennen sollen. Und so lernte
ich, dass man zu Beginn eines Bear-Marktes richtig liegt und auf Baisse spekuliert gut daran
tut, solange keine großen Bestände zu verkaufen, bis man sich sein kann, dass eine
Fehlspekulation ausgeschlossen ist.
Beginnt man zur richtigen ZEIT, wird eine profitable Position niemals ernsthaft gefährdet;
Ausdauer und Beharrlichkeit fallen dann nicht schwer.
Für mich bedeutete dies einen Papierverlust von ca. hunderttausend Dollar. Ich wollte einen
schnellen Trade; den hatte ich jetzt!
Stellt man fest, dass man falsch liegt, ist das einzig Sinnvolle, die richtige Position zu
beziehen und die falsche aufzugeben.
Kurzum, ich hatte gelernt, dass ich für das Geld, das ich verdiente, auch etwas tun musste. Ich
spekulierte nicht mehr blind; ich war auch nicht mehr damit beschäftigt, die Technik der
Spekulation beherrschen, sondern vielmehr damit, mir meinen Erfolg mit dem eingehenden
Studium der Dinge und durch klares Denken zu verdienen.
Und natürlich schmerzen Fehler, die einem an der Börse unterlaufen in doppelter Hinsicht:
Man spürt sie in der Brieftasche und sie verletzen die Eitelkeit.
„Ich kann einfach nicht mehr schlafen!“
„Weshalb denn nicht?“, wollte der Freund wissen.
„Ich habe so viele Baumwoll-Kontrakte, dass mir der Gedanke daran den Schlaf raubt. Ich bin
fix und fertig und sehr nervös. Was kann ich dagegen nur tun?“
Verkaufe so viele, dass Du wieder ruhigen Gewissens einschlafen kannst“, riet ihm der
Freund.
Wer an der Börse Geld verdient, gibt es meistens auch gern schnell aus. Doch wer auf einmal
Geld verliert, gewöhnt sich nur schwer daran, nicht mehr so viel ausgeben zu können.
Im Aktienmarkt riskiert man sein halbes Vermögen und denkt dabei weniger nach, als bei der
Auswahl eines Autos der mittleren Preisklasse.
Sie wissen schon, ein professioneller Spekulant hat es nicht auf große, sondern auf sichere
Gewinne abgesehen. Dem Profi geht es in erster Linie darum, das Richtig zu tun dann erst
ums Geld; denn er weiß, dass sich der Erfolg von selbst einstellt, wenn er alle anderen
Faktoren gebührende Beachtung schenkt.
„Schwer zu sagen, bevor man nicht gesetzt hat!“ Ich musste wissen, ob ich an der Börse
richtig lag oder nicht und nur die Abrechnungen meines Brokers konnten am Monatsende
den entsprechenden Beweis zu liefern.
Verkaufen Sie stets, womit Sie Verlust machen und behalten Sie die Position, mit der Sie im
Gewinn liegen.
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Doch nicht immer lässt es das Schicksal zu, dass man die Höhe des Lehrgeldes selbst
bestimmt. Es sorgt für die erzieherische Ohrfeige und präsentiert seine eigene Rechnung
wohl wissend, dass an sie bezahlen muss, egal wie hoch sie ausfällt.
Doch sieht man sich die Durchschnittskunden, die in Commission Houses ein- und ausgehen,
einmal näher an, so wird einem klar, dass Verluste dann vorprogrammiert sind, wenn man
hofft, dass die Börse die offenen Rechnungen bezahlt. Man verliert mit Sicherheit alles.
Man musste sich schon selbst sehr gut kennen, um an der Börse erfolgreich zu sein. Es
bedurfte einer langen Lernphase, bis ich schließlich wusste, zu welchen Torheiten ich
imstande war. Manchmal glaubte ich, dass das Lehrgeld eines Spekulanten nicht hoch genug
sein konnte, um zu lernen, stets auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben und sich nichts
einzubilden. Denn der Ruin manch eines „vollkommenen“ Traders stand im direkten
Zusammenhang mit seinem Eingebildetheit eine teure Krankheit, überall und für jeden,
doch ganz besonders für einen Spekulanten an der Wall Street.
Ganz emotionslos kam ich zu den Überzeugung, dass ich nie etwas Nützliches zustande
bringen würde, solange ich mir Sorgen machte und die werde ich mir solange machen,
solange ich eben Schulden hatte d.h. solange ein Gläubiger die Möglichkeit hatte, mir Ärger
zu bereiten oder mich an meiner finanziellen Gesundung zu hindern.
Es gibt Zeiten, in denen man ebenso wenig dafür kann, Geld zu verdienen, als dafür, dass man
nass wird, wenn man bei Regenguss ohne Schirm vor die Tür geht.
Versuchen Sie nie beim Höchststand der Kurse zu verkaufen. Das ist nicht klug. Verkaufen
Sie erst nach einer Gegenreaktion des Marktes, wenn sich der Wert danach nicht erholt.
Baron Rothschild: „Ich kaufe nie, wenn die Kurse ganz unten sind und ich verkaufe immer zu
früh!“
Humor ist, wenn man trotzdem lacht! Die Spieler kommen und gehen das Spiel aber bleibt
immer dasselbe.
Den Gewinn verdanke ich vielmehr meiner professionellen inneren Einstellung zu den
Comodity-Börsen und diese Einstellung gründete sich auf meine jahrelange Erfahrung in
diesem Geschäft. Ich befasste mich eingehend mit den Dingen, weil es mein Job war, Trades
durchzuführen. In dem Moment, in dem mir der Ticker bestätigte, dass ich richtig lag, war es
meine Pflicht als Trader meinen Bestand zu erhöhen. Und ich erfüllte meine Pflicht. Das war
alles.
Ein Broker Veteran sagte zu mir: Wenn ich auf Bahnschienen entlang gehe und sehe, dass mir
ein Zug mit 100 km/h entgegenkommt, laufe ich dann weiter auf den Schienen? Nein, mein
Freund, ich trete zur Seite. Und ich klopfe mir wegen dieses so klugen und vorsichtigen
Schrittes nicht einmal selbst auf die Schulter.
Der Trader muss weit in die Zukunft schauen, doch der Broker verdient seine Provision eben
jetzt. Broker leben von den Provisionen, die das Publikum bezahlt.
Bei einem ungerechtfertigten Kursrückgang würde die Aktie schon bald unter ihren
wirklichen Wert fallen; aus diesem Grunde würde sie neue Käufer finden, wodurch der
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Kursrückgang gestoppt würde. Ein Baissier kann nur das große Geld verdienen, wenn er in ihr
bei einem zu hohen Kurs Short geht. Allerdings hängen die Insider diesen Umstand nicht an
die große Glocke.
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Verluste des Publikums ganz erheblich verringert
werden könnten, wenn die anonymen Meldungen der Presse verboten werden würden. Ich
meine damit Erklärungen, die in der Absicht abgegeben werden, das Publikum zum Kauf zu
veranlassen oder von der Glattstellung abzuhalten.
Gleichgültig, wie groß der zuvor begangene Fehler auch sein mochte. Ich musste die Situation
nutzen. Dies war meine Chance Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung als Trader wusste
ich, dass sich die Linie des geringsten Widerstands von oben nach unter verlagert hatte.
Ein Spekulant muss an sich selbst glauben und seinem eigenen Urteil vertrauen.
Nachdem ich viele Jahre an der Wall Street verbracht und Millionen verdient und wieder
verloren hatte, möchte ich folgendes betonen: Die großen Gewinne habe ich nicht mit Denken
verdient. Es war meine Beharrlichkeit. Ich habe mich einfach nicht irre machen lassen!
Ich kenne eine Menge Leute, die genau zum richtigen Zeitpunkt richtig lagen und mit dem
Kauf oder dem Verkauf Ihrer Aktien begannen, als sich die Kurse auf einem Niveau
befanden, das eigentlich das größte Gewinnpotential bieten müssen. Und sie machten genau
dieselbe Erfahrung wie ich. Das große Geld war damit nicht zu verdienen. Trader, die den
Markt richtig einschätzen und das Standvermögen haben, unbeirrt weiterzumachen, sind
selten zu finden. Dies zu lernen, fiel mir am Schwersten. Doch erst wenn der Börsenspekulant
dies richtig begriffen hat, kann er das große Geld verdienen. Es stimmt schon: Hat sich ein
Trader die entsprechenden Trading-Kenntnisse erst einmal angeeignet, verdient er ein paar
Millionen Dollar leichter, als ohne Kenntnisse ein paar hundert.
Dies ist zurückzuführen, dass ein Spekulant obwohl er die Dinge vielleicht klar erkennt
ungeduldig wird oder von Zweifeln heimgesucht wird, wenn der Markt sich Zeit lässt, sich so
zu entwickeln, wie er eigentlich müsste. Old Turkey hatte mit seinem Äußerungen und seiner
Handlungsweise völlig Recht. Er hatte nicht nur den Mut, zu seiner Überzeugung zu stehen;
er brachte vielmehr auch die von Intelligenz zeugende Geduld zum unbeirrten Weitermachen
auf. Niemand kann alle Kursschwankungen ausnutzen. In einem Bull-Markt besteht die
Spekulation darin, dass man kauft und den Wert behält, bis man glaubt, der Bull-Markt nähere
sich seinem Ende.
Dreimal in weniger als zwei Jahren pleite zu gehen das war wirklich kein Renommé, auch
wenn sich diese Erfahrung als äußerst lehrreich erwies.
Es kommt auf den Boden an, auf den die „News“ fallen. Und so trug die Börse dem Ausmaß
der Katastrophe einfach nicht Rechnung; Wall Street „wollte“ sie nicht zur Kenntnis nehmen.
Bis zum Börsenschluss hatten die Kurse Ihr vorheriges Niveau eingestellt. Es war zum
Verzweifeln, wie verblendet die Wall Street reagierte.
Als ich die Abrechnung erhielt, stellte ich fest, dass mich Ed Hardings wohlgemeinte
Intervention vierzigtausend Dollar gekostet hatte. Eigentlich kein hoher Preis für einen Mann,
der nicht den Mut gehabt hatte, zu seiner eigenen Überzeugung zu stehen! Ich war billig
davon gekommen. Eine wirklich preiswerte Lektion.
Ich selbst habe noch nie an ein blindes Spekulieren geglaubt. ob ich nun risikofreudig
spekuliere oder aber hundert Aktien kaufe: In beiden Fällen muss ich mein Handeln
begründen können.
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Ein anständiger Mensch sollte zwar Dankbarkeit empfinden, doch sollte er sich andererseits
dagegen wehren, sich von diesem Gefühl der Dankbarkeit fesseln zu lassen.
„Noblesse oblige!“ – doch nicht an der Börse, denn der Ticker ist nicht loyal und großzügig,
außerdem belohnt er Loyalität nicht.
Der Aktienmarkt boomte und es war geradezu meine Pflicht, diese Hausse auszunutzen.
Schon seit vielen Jahren war es meine Gewohnheit, alle Märkte bzw. Börsen zu beobachten
und mich eingehend mit ihnen zu befassen. Eine Aktie, die sich nicht so verhielt wie sie
sollte, kaufte ich auch in einer Hausse nicht. Gelegentlich ging ich in einem eindeutigen Bull-
Markt in einer Aktie Long und stellte dann fest, dass sich andere Aktien derselben Gruppe
anders verhielten. Daher stellte ich den entsprechenden Bestand wieder glatt
SPEKULATIONSBLASE - NEW ECONOMY
Immer mehr Ideen wurden geboren und an der Börse zu Geld gemacht. Die Banken
umgarnten die Unternehmer und rieten zum Gang an die Börse. An die Börsen zu gehen war
zu dieser Zeit „in“. Viele Unternehmen gingen an die Börse: Der Neue Markt in Deutschland
feierte seine Renaissance und legte Kurssteigerungen hin, die jenseits der bisherigen
Erfahrung lagen. Es gab Pioniere am neuen Markt, wie Bertrand, Mobilcom und EM TV. Wer
im Januar 1998, 10.000 € in diese Aktie von EM TV investierte, hatte im Februar 2000 eine
Summe von 2,1 Mio. € in seinem Depot.
Der Trick war einfach: Die Banken hatten begriffen, dass man nur 5 % der Aktien am Markt
ausgibt. Dadurch bildet man einen engen Markt und wenn viel Geld in eine enge Aktie fließt,
führt das eben zu astronomischen Kurssteigerungen. Um die luftigen Höhen für einen
bestimmten Zeitraum aufrechtzuerhalten zu können, band man die Mitarbeiter, die in der
Regel eine Menge Aktien statt Gehalt bekamen, an eine Sperrfrist von sechs Monaten und
mehr.
In dieser Zeit wurde kräftig die Werbetrommel gerührt und wer die beste PR-Abteilung hatte,
sah seine Aktien an der Börse am heftigsten ansteigen.
Die meisten Aktien verdoppelten sich am ersten Tag und so wurden Neuemissionen zur
begehrtesten Spezies an der Börse. Jeder wollte sie haben und nur die wenigsten Anleger
waren von Anfang an dabei. Die Banken hatten da eine sehr eigene Ansicht, wie mit
Neuemissionen umzugehen war. Da die Kursrakete am Emissionstag praktisch garantiert war,
wurden die Aktien sorgfältig verteilt. Wenn sie ein großer und somit wichtiger Kunde,
bekamen sie ggf. ein anständiges Paket zugeteilt, das wie ein Geldgeschenk zu sehen war,
denn schon am 1. Handelstag hatte sich Aktie oft verdoppelt.
Es entstand eine wahre Gier nach Neuemissionen und es gar nicht selten vor, dass eine Aktie
mehr als zehnfach überzeichnet war. Es schien, als läge unendlich viel Geld bereit, um in die
Unternehmen und ihre fixen Ideen zu fließen. Es war eine Phase, wie sie uns aus der
Pionierzeit der Eisenbahn oder aus den Goldenen Zwanzigern in den Geschichtsbüchern
übermittelt wird.
Jeder wollte Aktien haben, es war wie ein Virus, der alle Schichten unserer Gesellschaft
erfasste. Akademiker, Handwerk, Taxifahrer, Schüler, Studenten, einfach jeder wollte dabei
sein, um sich am Manna des schnellen Reichtums zu laben. Menschen, die kürzlich erst
gelernt hatte, wie man das Wort Börse buchstabierte, gehörten plötzlich alle dazu und waren
Bestandteil einer Gesellschaft, die zwar in der Regel keinen Unterschied zwischen operativen
und tatsächlichen Gewinnen kannte, aber kräftig im Börsenrausch der späten 90er mitmischte.
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Anfang 2000 erreichte der Wahnsinn seinen Höhepunkt. Neuemissionen waren nun die
begehrteste Sache auf der Welt, da sie sich nun nicht mehr nur verdoppelten, sondern bis zu
1000 % am ersten Handelstage zulegten.
Im Jahre 1999 steigt der Nasdaq Composite (COMPX) das fünfte Jahr in Folge und legten den
größten Jahresgewinn seiner Geschichte hin. Der Index stieg das 5. Jahr in Folge und legte
den größten Jahresgewinn seiner Geschichte hin. Der Index stieg in diesem Jahr um
gigantische 85 % und die ganze kapitalistische Welt befand sich im Geldrausch.
Im März 2000 veröffentlichte die US-Zeitung Barrons eine Liste mit 200 AGs, die täglich
Geld verbrannten und bald Pleite gehen sollten. Diese Liste wurde als Sensationsgier
gewertet. Am 10. März 2000 schloss der Nasdaq Composite bei 5048, dem höchsten Punkt
seiner Geschichte und ab diesem Tag sollte alles anders werden.
CRASH NEW ECONOMY
Am 4. April 2000, nun vier Wochen nach dem Hoch im Nasdaq Composite, erreichte der
Index ein Tagestief bei 3649. Bis dahin hatte der 28 % verloren und nun kam der gemeinste
Schachzug der Geschichte: Er erholte sich noch am selben Tag und schloss bei 4148.
Die Spanne zwischen Hoch und Tief betrug 12 % an diesem Tag und das Volumen betrug
2,8 Milliarden Aktien, was historisch gesehen ein Spitzenvolumen war.
Was den Charttechniker serviert wurde, war ein bilderbuchartiger Selling Climax und es war
ein Zeichen, dass die großen Spieler den Markt nach oben zogen. An dieser Stelle war es
äußerst Angebracht bullish zu werden, denn aus den vergangenen 10 Jahren hatte man gelernt,
dass die großen Spieler immer wussten, was sie taten.
Doch dieses Mal lief alles anders. Der COMPX stieg weitere 3 Tage an und fiel anschließend
wieder, um am 8. Handelstag nach dem „Selling Climax“ ein neues Tief markieren.
Der Crash dauerte fast zwei Jahre bis zum Ende 2002, wo der NASDAQ COMPOSITE einen
Tiefststand von 1100 Punkten markierte.
Der Crash vom Höchststand zum Tiefststand 80 % betragen und somit wurde der gesamte
vorherige Anstieg korrigiert.
SCHÄFCHENWIESEN
Jeder der vier großen Upswings des jüngsten Bärenmarktes endete erst, wenn sich eine
Schäfchenwiese gebildet hatte. Es bedeutet: Der Upswing hatte sich über ein psychologisch
wichtiges Niveau begeben. Es sind jene Niveaus, die von den Massenmedien propagiert und
von Charttechnikern einfach erkannt werden. Sobald dieses Niveau durchbrochen wird, steigt
regelmäßig das Volumen an und die Tage des Upswings sind bald gezählt.
TOPPING-OUT
Wichtig ist, dass im Zuge des Topping-outs von vielen Marktteilnehmern eine
Seitwärtskonsolidierung propagiert wird und die Hoffnung eines Ausbruchs nach oben
propagiert. Im selben Atemzug werden Aktien, die neue Hochs bilden, in den Vordergrund
gestellt und jene, die ihren Bärenmarkt bestätigen werden weitestgehend ignoriert. Die
Schäfchen richten sich im Rahmen des Topping-outs immer entschiedener auf der langen
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Seite aus und die Wölfe, sprich das Smart Money, nutzen diese Nachfrage, um Shorts zu
platzieren, also sich auf der kurzen Seite zu positionieren.
Die Phase des Topping-outs macht so manchen Shortseller verrückt, da der Markt immer
wieder zu scharfen, mehrtätigen Rallyes ansetzt und die Shorties in den Wahnsinn treibt. Es
dauert zwischen 6 Wochen und 4 Monate, bis das Topping-out vollendet ist und der Markt
seinen gnadenlosen Marsch in Richtung Süden.
Verstand oder Emotionen?
Die Gehirnwäsche findet zur Hochblüte des Topping-outs statt und das erste Quartal ist wie
geschaffen für diese Zeit. Analysten hauen mit Vorliebe gegenseitige
Wirtschaftwachstumsprognosen von 3 % und mehr um die Ohren. Aktien, die 100 % und
mehr gelaufen sind, werden breitflächig heraufgestuft. Jeden Januar werden von allen Banken
Ausblicke für das neue Börsenjahr präsentiert und die sind alles andere als bearish.
Die Kursziele liegen in der Regel zwischen 0 und 60 % über dem aktuellen Niveau. Es ist
selten, dass eine negative Jahresprognose abgegeben wird.
Nun nehmen Sie diese Prognosen, fügen die Bildung neuer Hochs diverser Aktien hinzu und
stellen sich noch vor, dass sie jeden Tag im Fernsehen hören, wie schön es erst sein wird,
wenn der Markt seine Konsolidierung beendet hat und nach oben ausbricht. Es ist fast
unmöglich, sich dieser Gehirnwäsche zu entziehen, schließlich reden intelligente Menschen
mit Erfahrung von einer Sache, die ihnen liegen sollte. Immerhin sind es Profis! Es ist fast
unmöglich, sich diesem Mainstream zu widersetzen, es sei denn, Sie erkennen den Pulsschlag
des Bären und können sich dadurch sicher sein, dass es noch am Leben ist.
Wichtig ist, dass Sie den Weg gehen, denn sie kennen und sich nicht von ihren Emotionen
leiten lassen. Wenn das Bauchgefühl rebelliert, ist man schnell versucht, eine emotionale
Entscheidung zu treffen.
Der Bauch verarbeitet in diesem Fall Informationen, die ihm durch unsere Sinnesorgane
zugeführt werden. Er spricht das definitiv nicht mit uns ab! Dennoch versucht er uns zum
handeln zu bewegen und nicht selten handeln wird. An der Börse kann uns dieses Verhalten
eine Menge Geld kosten. Unsere Augen sehen, dass wichtige Widerstände nach oben
durchgebrochen werden, unser Bauch kann sich daran erinnern, dass die gut ist.
Kurz darauf schauen wir in den TV und unsere Ohren nehmen optimistische Laute wahr.
Anschließend entscheidet sich unser Bauch, gierig zu sein und tyrannisiert unser Hirn. Er
nötigt uns, die Motorik freizugeben und zu kaufen! Doch kaum haben wir die Return-Taste
gedrückt oder den Banker angerufen, macht er sich wieder aus dem Staub und lässt uns sitzen
mit einem hirnlosen Schuss aus der Hüfte.
Wenn sie nun behaupten, dass sie diese Abfolge nicht kennen, dann glaube ich ihnen das
nicht. Wir haben alle ein Bauchgefühl und müssen uns täglich seine Gemeinheiten gefallen
lassen, weil wir und zu wenig mit ihm auseinander setzen.
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Versuchen Sie, ihren Bauch besser kennen zu lernen und fragen sie sich vor jeder
Transaktion, welche Rolle ihr Bauch in der Sache einnimmt. Reden Sie von mir aus mit ihm
oder geben Sie ihm abschreckende Bezeichnungen aus dem Tierreich, aber lassen Sie sich
nicht von ihm überwältigen. Erinnern Sie sich immer wieder an die Wechselwirkung
zwischen Logos(Hirn) und Eros(Bauch)!
Bevor man eine These formuliert, ob positiv oder negativ, muss man definieren, ab wann die
These als verworfen zu gelten hat. Dies trifft nur bei einer Minorität der Marktteilnehmer zu.
Es muss ein Stopp definiert werden. Dabei muss es sich nicht zwangsläufig um ein
Kursniveau handeln.
Rebalancing
Wenn Pensionsfonds ihre Quote anpassen, spricht man von Rebalancing und das ist neutral zu
werden. Es ist weder gut noch schlecht und die Effekte sind kurzfristiger Natur, denn wenn
der Markt ansteigt, werden die Fonds früher oder später wieder Aktien verkaufen müssen, um
die Gewichtung wieder anzupassen. Das heißt, wenn der Aktienanteil wächst und der
Rentenanteil schrumpft, müssen wieder Aktien verkauft und Renten gekauft werden.
Rebalancing, findet also in beide Richtungen statt und nicht nur aus Bonds in Aktien.
Wirklich positiv ist es erst dann, wenn die Asset Allocation zugunsten von Aktien geändert
werden.
MARKET WIZZARDS
„Ich musste erleben, dass ich keine Arbeit fand, obwohl ich mich für Jobs vorstellte, für die
ich überdurchschnittlich gut qualifiziert war. Zum Schluss wurde mir klar, dass ich diese Jobs
nicht bekam, weil ich sie überhaupt nicht wollte…Ich stellte fest, dass es einfacher war,
diesen gehobenen Job zu bekommen, weil die Leute merkten, dass ich ihn wirklich wollte. Ich
fand heraus, dass man bessere Chancen hat, das zu bekommen, was man will, wenn man
zielbewusst darauf zustrebt, weil man sich dann einfach mehr Mühe gibt.“
„Was wirklich geschah war, dass der Preis künstlich niedrig gehalten wurde und eine
Binsenweisheit besagt, dass ein künstlich niedrig gehaltener Preis eine Knappheit zur Folge
hat. Es entwickelte sich also ein Mangel an Sperrholz.“
„Nach dieser schrecklichen Erfahrung habe ich mich nie wieder richtig übernommen.“
„Wenn man Zweifel hat, sollte man aussteigen und eine Nacht darüber schlafen. Das habe ich
oft gemacht und am nächsten Tag war dann alles klar. Wenn man mittendrin ist, kann man
vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen. Wenn man ausgestiegen ist, ist man wieder in der
Lage klar zu denken“
„Im Endeffekt braucht man Mut, um an seiner Position festzuhalten und ein Risiko
einzugehen. Wenn es soweit kommt, dass man den Handel nur durchführt, weil „OTTO“ es
auch getan hat, dann wird man nicht den Mut haben, daran festzuhalten. Dann braucht man
erst gar nicht damit anfangen.“
„Wie viele Tage ist der Markt auf oder absteigend gewesen?“
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„Man muss auf jeden Fall seine Position zurückziehen, wenn der Markt relativ zu allen
anderen schwach ist. Wenn die Nachrichtenlage hervorragend ist und der Markt dennoch
nicht steigt, dann sollte man umgehend leer verkaufen.“
„Objektivität! Ein Trader darf keine Scheuklappen haben. Wenn Sie jemanden finden, der für
wirklich alles aufnahmefähig ist, dann ist das jemand, der die seltene Gabe hat ein guter
Trader zu werden.“
„Um ein erfolgreicher Trader zu sein, muss man auch den Mut haben: den Mut etwas zu
riskieren, etwas zu versuchen, den Mut, Fehler zu machen; den Mut, Erfolg zu haben; und den
Mut weiterzumachen, wenn einem der Wind ins Gesicht bläst.“
„Wenn man nur noch fürs Trading lebt, wird aus dem Reiz eine Strapaze. Wenn man keine
anderen Interessen hat, übersteht man es nicht. Letztlich passiert es dann, dass man entweder
zu riskant handelt oder übermäßig empfindlich auf zwischenzeitliche Misserfolge.“
„Ich habe gehofft, eine Menge Geld mit dieser Position zu verdienen, aber es klappt nicht,
darum steige ich aus.
„Ich bin der Meinung, wenn man das Trading eines Marktes beherrscht, man tatsächlich auch
alle anderen traden kann. Die Prinzipien sind immer dieselben. Trading ist Gefühlssache. Es
ist Massenpsychologie, Gier und Angst. Es ist in jeder Situation dasselbe.“
„Meine Entscheidung, die Short-Seite meiner Spread-Position mitten in einer Paniksituation
aufzugeben, beweist ganz klar, dass ich das Risiko völlig ignoriert habe. Ich hatte den klaren
Kopf verloren.“
„Trader sind starke, unabhängige und extrem widersprüchliche Naturen. Sie sind in de Lage,
Standpunkte zu vertreten, die andere nicht einzunehmen gewillt sind. Sie haben genügend
Disziplin, sich geduldig eine maßgeschneiderte Position auszusuchen. Ein Trader, der gierig
ist, wird immer scheitern. Die Positionsgröße entscheidet über den Verbleibt im Geschäft.“
„Wenn alle denken, dass es keinen Grund für einen Breakout am Maismarkt gibt und plötzlich
passiert es dann doch, dann ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass hier eine wichtige
Ursache zu Grunde liegt. Je mehr ein Chartmuster von Spekulanten beobachtet wird, desto
größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Fehlsignalen kommt. Je mehr der Markt das
Abbild von Aktivitäten nichtspekulativer Teilnehmer ist, desto größer ist die Bedeutung.“
„Für jede Position, die ich eröffne, lege ich vorher einen Stopp fest. Das ist die einzige
Methode ruhig schlafen zu können. Ich weiß schon, wo ich aussteige, bevor ich einsteige. Die
Größe einer Position bei einem Trade hängt vom Stopp ab und der Stopp wird auf
technischem Wege ermittelt. Ich setze meine Stopps immer außerhalb irgendwelcher
technischer Barrieren.“
„Die emotionale Belastung im Trading ist beträchtlich: ich schwebe täglich in der Gefahr,
Millionen von Dollar zu verlieren. Wenn man diese Verluste persönlich nimmt, darf man kein
Trader sein.“
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„Zum Beruf eines guten Traders gehört es, sich in verschiedene Situation hineinzudenken. Ich
versuche, mir im Geiste verschiedene Entwürfe zu machen, wie die Welt aussehen könnte und
warte dann auf denjenigen, der eintrifft. Ich spiele alle erdenklichen Szenarien durch.“
„Ich versuche mich strikt an meine Regel zu halten, nicht mehr als 1 % meines
Gesamtportfolios für einen einzigen Trade zu riskieren. Zweitens untersuche ich die
Beziehungen meiner Trades zueinander, um Verlustmöglichkeiten zu reduzieren. Wenn man
8 Positionen mit ausgeprägten Gemeinsamkeiten hält, handelt man im Grunde genommen
eine einzige Position achtfacher Größe.“
„Je schlechter die Ausführung bei Market Order, umso besser der Trade.“
„Einzelhandel: Der Gewinn liegt im Einkauf“
„Es ist sehr wichtig gründliches Wissen über Risikokontrolle zu haben. Kleine Positionen,
kleine Positionen, kleine Positionen, das ist mein zweiter Ratschlag. Von jeder Position, die
man für richtig hält, sollte man zumindest die Hälfte abziehen. Nach meiner Erfahrung
handeln Anfänger 3-5 zu hoch. Sie bürden sich bei einem Trade, bei dem sie nur 1-2 %
riskieren sollten ein 5-10 % Risiko auf.“
„Bei vielen Tradern ist es gar nicht so ausschlaggebend, ob Ihr erster Trader erfolgreich war
oder nicht, sondern ob sie ihren ersten großen Profit mit fallenden oder steigenden Kursen
machten. Solche Leute haben die Angewohnheit, entweder permanent Bullen oder Bären zu
sein und das ist äußerst schlecht. Beide Richtungen müssen gleich gut entwickelt sein. Es
darf keine verstärkte psychologische Befriedigung von der einen oder der anderen Seite
geben. Wenn das doch der Fall ist, dann geht das Trading irgendwann schief.“
„Daraus lernte ich, dass man im Falle eines kontinuierlichen Verlustes aussteigen, nach Hause
gehen, ein Schläfchen halten oder sonst etwas machen muss, damit zwischen dieser Situation
und der nächsten Entscheidungen ein wenig Zeit verstreichen kann. Wenn man in der
Klemme steckt, muss man den Kopf aus der Schlinge ziehen. Ich lernte, dass eine bestimmte
Verlustgröße das Urteilsvermögen beeinflusst: man muss also etwas Zeit zwischen einem
Verlust und dem nächsten Trade verstreichen lassen.“
„Ich habe immer gesagt, dass man Regeln fürs Trading in einer Zeitung veröffentlichen
könnte und kaum einer wäre in der Lage, sie zu befolgen. Denn die Grundlagen sind
Ausdauer und Disziplin. Fast jeder kann eine Liste mit Regeln machen. Was sie nicht können,
ist, Ihnen das Selbstvertrauen zu geben, um sich an diese Regeln zu halten, selbst für den Fall,
dass die Dinge einmal nicht so gut stehen.“
„Man sollte immer damit rechnen, dass das Unerwartete eintrifft und sich auch auf das
Extreme gefasst machen. Man darf nie irgendwelche Grenzen stecken, die eine
Marktbewegung einengen. Auch das Unerwartet und das Unmögliche kommen immer wieder
vor.“
„Wenn ein System aufgrund unserer Untersuchungen nicht sowohl bei Bohnen als auch bei
Bonds anwendbar ist, ist es für uns nichts wert.“
„Es arbeitet gegen einen, wenn man sich zu sehr in die Resultate vertieft. Entscheidungen im
Trading sollten wenig mit Emotionen zu tun haben. Man muss seine Perspektive im Auge
behalten. Das Leben besteht nicht nur aus Trading. Für mich bedeuten erhöhte Emotionen
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außerdem einen Mangel an Selbstvertrauen für das, was ich tue. Fühlt man sich zu gut, wenn
die Dinge gut laufen, dann fühlt man sich unweigerlich zu schlecht, wenn man falsch liegt.“
„Man lernt am meisten aus seinen Fehlern, nicht aus seinen Erfolgen.“
„Zuerst einmal, darf man nie glauben, dass man dem Markt überlegen ist. Zweitens darf man
sich NIEMALS ÜBERNEHMEN. Mein Hauptproblem war nicht die Anzahl der Punkte, die
ich an den Trades verlor, sondern, dass ich im Verhältnis zum Kapital der von mir verwalteten
Konten viel zu viele Kontrakte handelte. Die Konten verloren ca. 60-70 % ihres Wertes an
diesem einen Trade.
„Zu diesem Zeitpunkt fragte ich mich: Du Idiot, warum hast du für einen Trade alles aufs
Spiel gesetzt? Warum strebst du nicht mehr danach im Leben, glücklich zu sein, anstatt dich
zu quälen? Ich beschloss nicht aufzugeben. Ich war entschlossen von vorn anzufangen und zu
kämpfen. Ich nahm mir vor, bei meinem Trading künftig sehr diszipliniert und
geschäftsmäßig vorzugehen. Ich konnte nur daran denken, was ich an den 400 Kontrakten
verdienen würde. Ich verschwendete nicht einen Gedanken darauf, was ich daran verlieren
könnte.“
„Die wichtigste Regel fürs Trading ist, extrem defensiv und niemals extrem offensiv zu
handeln. Ich weiß, wo meine Risikogrenzen zu liegen haben. So habe ich schon alles für den
Ausstieg vorbereitet.“
„Man kann sich jeden Markt vornehmen und für 1-2 Tage ein wenig Unruhe hineinbringen,
vielleicht sogar für eine Woche. Wenn man in einen Markt genau zum richtigen Punkt
einsteigt und dann noch ein wenig Feuer dahinter macht, kann man leicht die Illusion eines
Bullen-Marktes erzeugen. Die Kurse würden jedoch sofort fallen, sobald man aufhört zu
kaufen, es sei denn, der Markt ist aus sich aus stark. Man kann den besten Kleiderladen mit
der tollsten Sommermode auf der Saks Fifth Avenue in Anchorage in Alaska eröffnen, aber
wenn niemand die Klamotten kaufen will, geht man pleite.“
„Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen schmeißen.“
„Es kümmert mich nicht, welche Fehler ich vor 3 Sekunden im Markt begangen habe. Mir ist
wichtig, was ich im nächsten Moment tun werde. Ich versuche, mich nicht emotional an der
Markt zu binden.“
„Alles lässt sich 100 Mal schneller zerstören als aufbauen. Es dauert einen Tage, um etwas
niederzureißen, woran 10 Jahre lang gebaut wurde.“
„Ich könnte nicht sagen, dass ich Erfolg hatte, weil ich besser war als andere. Mit Gottes
Segen war ich zur rechten Zeit am rechten Platz und darum empfinde ich eine enorme
Verpflichtung mit anderen zu teilen.“
„Ab einem bestimmten Punkt muss man zugeben einen Fehler gemacht zu haben. In diesem
Fall lieferte mir mein System einen vernünftigen Grund, um aus meiner Verlustposition
auszusteigen.“
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„Es ist auch eine große Hilfe, das langfristige Ziel im Auge zu behalten, das man aufgrund
gründlicher Vorarbeit ermittelt hat. Dieses langfristige Ziel kombiniert mit einem
Schutzstopp, den man jeweils nachzieht, wenn die Position ist die erwartete Richtung läuft.“
„Geduld - Wenn man einen guten Trade abgeschlossen hat, muss man auch in der Lage sein,
ihn auch festzuhalten.“
„Man spielt nicht jede Hand und hält nicht an jeder Karte fest, weil sich dann die
Wahrscheinlichkeit erhöht, dass man verliert. Man sollte die gute Hand spielen, aber die
schlechte Hand abgeben und lieber auf den Einsatz verzichten.“
„Es gibt viele alte Trader und viele kühne Trader, aber es gibt sehr wenige alte kühne Trader.“
„Letztendlich ist auch System-Trading gefühlsbedingt. Der Manager muss immer noch selbst
entscheiden, wie viel Risiko er eingeht, welche Märkte er handelt und wie weit er den
Trading-Einsatz im Verhältnis zum Gesamtkapital erhöhen oder verringern will. Diese
Entscheidungen sind sehr wichtig, oftmals wichtiger als das Timing des Trading.“
„Wichtige Dinge. 1. der langfristige Trend / 2. das aktuelle Chartmuster / 3. ein guter
Einstiegespunkt für den An- oder Verkauf.“
„Wenn ich kaufen würde, dann läge mein Einstiegspunkt über dem Markt. Ich versuche einen
Punkt zu bestimmen, an dem ich erwarte, dass das Markt-Momentum stark in die Richtung
meines Trades läuft, damit ich ein möglich kleines Risiko eingehe. Ich versuche nicht, ein
Hoch oder ein Tief zu bestimmen.“
„Ich bin ein Trader, der sich alles selbst erarbeitet hat, der aber laufend sich selbst und andere
beobachtet.“
„Der Verlust einer Position ist schmerzhaft, aber es ist vernichtend die Nerven zu verlieren.“
„Ich betrachte das Deuten von Chart einwenig wie Surfen. Man muss nicht viel über
Gezeiten, über Turbulenzen und dynamischen Fluss wissen, um eine gute Welle zu erwischen.
Man muss nur in der Lage sein, ein Gefühl dafür zu haben, wann es passieren wird und dann
den Drang zu haben, zur rechten Zeit zu handeln.“
„Gute Trader traden. Gute Verfasser von Börsenbriefen schreiben Börsenbriefe.“
„Ein Kursmonitor auf dem Schreibtisch ist genau dasselbe wie ein Spielautomat auf dem
Schreibtisch, am Ende füttert man ihn den ganzen Tag. Ich bekommen meine Kurse jeden Tag
nach Börsenschluss.“
„Gewinnen oder Verlieren, alle bekommen vom Markt, was sie wollen. Es gibt Leute, die
gern verlieren, sie gewinnen durch das Geldverlieren. Es gibt Leute, die lieben die Aufregung,
das Gefühl ein Märtyrer zu sein, das Mitleid, dass man von seinen Freunden bekommt und
das Gefühl im Mittelpunkt zu stehen. Es ist außerdem möglich, dass man sich mit Menschen
besser versteht, wenn man mit ihnen auf derselben finanziellen Ebene befindet. Manche
haben auch ein inneres Bedürfnis, eine Schwelle des Erfolges nicht zu überschreiten eine
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Vorstellung, die wirklich schwer zu verdauen ist. Die Art, in der Leute traden, spiegelt
wahrscheinlich Ihre Vorlieben besser wider, als sie zugeben wollen.“
„Ich beurteile Erfolg nicht, ich feiere ihn. Ich glaube, dass Erfolg damit zu tun hat, dass man
seine Berufung findet und ihr folgt, ohne auf finanzielle Vorteile zu achten.“
„Leute entwickeln Systeme, sie machen aber auch Fehler. Einige werden ihr System ändern
oder von einem zum anderen überwechseln, da jedes System Verlustphasen hat. Wieder
andere werden nicht Lage sein, Trading-Signale wahrzunehmen.“
„Mit dem Risiko ist nicht zu spaßen, man darf sich keine Fehler erlauben. Wenn man sein
Risiko nicht kontrolliert, ist man irgendwann erledigt.“
„Der Spekulant hat den Vorteil, nicht spielen zu müssen. Er hat die Wahl, nur dann Einsätze
zu machen, wenn der Vorteil auf seiner Seite ist.“
„Wenn man das Risiko nicht ganz genau anschaut, wird man davon überrumpelt.“
„Wenn du Fahrrad fährst, versuche nie, dich mit eine Auto anzulegen. Du würdest sowieso
den kürzeren ziehen.“
„…Wir arbeiten für einen Mann, der sich eben noch in einem Minenfeld befand und der dann
seine Augen zugemacht hat und einfach durchgelaufen ist. Jetzt glaubt er, dass man aus jedem
Minenfeld herauskommt, wenn man die Augen schließt und losrennt.“
„Man muss sich darüber im Klaren sein, dass das Resultat umso ungewisser ist, je mehr man
riskiert.“
„Wenn man einen Fehler macht, dann muss man an dem Fehler arbeiten und ihn nicht noch
vergrößern.“
„Wenn man in der Lage ist, sich emotionell ein wenig zu distanzieren, ist man meistens besser
dran. Manchmal ist es besser sich mit einer Menge Bargeld in der Tasche zurückzulehnen und
die Situation zu überdenken.“
„Alles, was ich auf diese Party mitbringe, sind die Fehler der letzten 28 Jahre.“
„Einer der größten Anreize in diesem Geschäft rührt daher, dass manchmal selbst der größte
Trottel Erfolg haben kann. Das ist verhängnisvoll, weil es eben den Eindruck erweckt, dass
man auch ohne Fachwissen erfolgreich sein kann und das ist ein großer Irrtum. Der
wichtigste Rat, den ich also jedem geben würde, ist der, sich darüber im Klaren zu sein, dass
dies ein konkurrenzreiches Geschäft ist. Wenn man sich entschließt, eine Aktie zu kaufen
oder zu verkaufen, muss man mit der Konkurrenz von Leuten rechnen, die diesem Geschäft
den Großteil dieses Lebens gewidmet haben. In vielen Fällen werden Professionelle auf der
Gegenseite eines Trades stehen und sie werden meisten Gewinner sein.
„Die Balance zwischen Selbstvertrauen und Demut lässt sich am besten durch umfangreiche
Erfahrung von Fehlern erlernen. Man sollte Respekt für die Person auf der anderen Seite des
Trades haben. Man sollte sich immer fragen: Warum will er verkaufen? Weiß er etwas, was
ich nicht weiß? Im Endeffekt muss man intellektuell mit sich selbst und anderen ehrlich sein.“
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„Nicht einige, nicht die meisten, sondern alle Aktien waren gekauft worden, nachdem sie
einen neunen Höchststand erreicht hatten. Man muss den Anfang eines bedeutenden
Kursanstiegs finden, damit man nicht 6 oder 9 Monate mit einer Aktie verschwendet, die auf
der Stelle tritt.“
„Meine Philosophie ist, dass alle Aktien schlecht sind. Es gibt keine guten Aktien, es sei denn,
sie steigen im Kurs.“
„Wenn man nicht bereits ist, seine Verluste klein zu halten, sollte man besser erst gar keine
Aktien kaufen. Würden Sie ein Auto ohne Bremsen kaufen?“
„Das Ziel ist doch, mit Aktien Gewinn zu machen und nicht, sich aufzuregen, wenn der Kurs
weiter steigt, nachdem man ausgestiegen ist.
„Ich schau mir nicht alle 700 Aktien an, aber 4000 Charts pro Woche sehe ich mir sicher an.
Man darf nicht vergessen, dass es etwa 1500 bis 2000 Aktien gibt, die unter 10 € gehandelt
werden und die möchte ich mir gar nicht erst anschauen.“
„Meine Einstellung ist die, dass ich immer besser vorbereitet sein will als meine Konkurrenz.
Darauf bereite ich mich dergestalt vor, indem in jeden Abend alle meine Hausaufgaben
erledige.“
„Die Menschen scheinen zu wissen, wie sie mit ihrem Versagen umgehen müssen, weil sie es
selber verursachen. Es verwandelt sich beinahe in einen Teufelskreis, in dem man versagt,
damit aber ganz gut zurechtkommt und sich darin auch noch wohlfühlt.“
„Ich wurde zum Gewinner, als ich in der Lage war, die Bedürfnisse meines Ego vom
Geldverdienen zu trennen. Als ich akzeptierten konnte, dass ich Fehler mache. Bis dahin hatte
mich die Erkenntnis, dass ich Fehler machte, mehr aufgeregt als die finanziellen Verluste. Ich
versuchte die Dinge mit der Brechstange zu erzwingen.“
„Bei der Marine Ausbildung lernt man niemals stillzuhalten, wenn man angegriffen wird.
Eine der Taktiken aus dem Handbuch für Offiziere ist, entweder vorzustoßen oder sich
zurückzuziehen. Selbst ein Rückzug kann noch eine Offensive sein, weil man immer noch
handelt. Das Wichtigste ist, dass man noch genug Pulver für den Gegenangriff bereithält.“
„Meine größten Rückschläge habe ich im Anschluss an meine größten Gewinne erlebt. Ich
war einfach zu unvorsichtig.“
„Das Tolle an dem Job des Traders ist, dass man sich immer noch verbessern kann. Ganz
gleich wie erfolgreich man ist, man weiß genau wie oft man daneben liegt. Als Trader ist man
gezwungen, sich mit seinen Fehlern auseinander zu setzen, weil die Zahlen niemals lügen.“
„Man muss seine Grenzen kennen und sich daran halten. Ich kann Qualen bis zu einem Punkt
ertragen, aber wenn ich diesen Punkt erreicht habe, dann steige ich aus.“
„Der Druck, den eine verlustreiche Position erzeugt, kann einen verrückt machen.“
„Eine der besten Regeln, die man im Trading lernen kann, ist, nichts, absolut nichts zu tun, es
sei denn, es gibt etwas zu tun. Man sollte stillsitzen, bis man etwas Neues gefunden hat.
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„Die Panik, die Hysterie an sich, ist nur ein Auslöser, der mich darauf stößt nachzuschauen,
was vor sich geht. Das bedeutet noch nicht, das ich irgendetwas tun werde.“
„Ich lernte, dass es besser ist nichts zu tun und zu warten, bis das Konzept und der Preis so
gut sind, dass man im Falle eines Fehlers kaum etwas verliert.“
„Wenn wir etwas kaufen wollten und kein Geld mehr zur Verfügung hatten, schauten wir uns
unser Portefeuille an und warfen die für uns am unattraktivsten Positionen raus. Sie wissen
wie Amöben wachsen sie wachsen in eine Richtung und wenn sie Auf Widerstand stoßen,
wachsen sie in die andere Richtung.“
„Für langfristige Investments, sollte man allerdings für gewöhnlich ein paar Jahre warten, bis
der Markt wieder eine Basis geschaffen hat.“
„Man sollte so flexibel und wendig sein, um in alles investieren zu können.“
„Ich treffe vielleicht 3-5 Entscheidungen pro Jahr und an denen halte ich dann auch fest.“
„Ich glaube, dass es eine Menge Leute gibt in diesem Geschäft, die Freude daran haben zu
beobachten, wenn andere Geld verlieren.“
„Es ist das Schwierigste, was es gibt, an Profiten festzuhalten. Denn sobald man ein Ziel
erreicht hat, ist das nächste Ziel gewöhnlich dasselbe wie das vorherige: Geld verdienen.
Demzufolge ist das Erreichen des zweiten Ziels für viele Leute nicht mehr so zufrieden
stellend und so lösen sie einen Selbstzerstörungsprozess aus, der zu Verluste führt.“
„Darum muss man sich selbst kennen – um seine Gefühle kontrollieren zu können. Wenn man
das nicht tut, ist man nach einem großen Erfolg im 7. Himmel. Man ist nicht darauf
vorbereitet, wenn der Markt einen an der nächsten Ecke wieder unsanft auf den Boden der
Tatsachen zurückholt.“
„Die meisten Trader hören sich andere Meinungen nicht an; sie wollen nur ihre eigene
Meinung kundgeben. Bei mir ist es anders, weil ich tatsächlich zuhöre, was sie sagen und wie
sie es sagen.“
„Erfolg hat man, wenn man gelassen bleibt und keinen Erfolg hat man, wenn man hektisch
wird.“
„Niemals einen Verlierer auch noch nachkaufen.“
„Man darf den Gewinn oder Verlust nicht an der Realität messen.“
„Effizienz heißt, man steigt in einen Trade ein und macht sein Geld so schnell wie möglich
mit dem kleinstmöglichen Risiko.“
„Wenn man ein gutes Trading-System hätte, könnte man damit Millionen verdienen. Warum
wird es also für 29,95 € verkauft?“
„Du musst diszipliniert sein. Du musst informiert sein. Wenn du dich daran hältst, kannst du
hier Geld verdienen. Vielleicht wirst du nicht reich dabei, aber 300 € pro Tag kann man
verdienen und das sind am Ende des Jahres 75.000 €. So musst du es betrachten.“
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„Ich staffele meine Positionen bei Ein- und Ausstieg, damit ich mein Risiko verteilen kann.
Ich platziere ungern gleich von Anfang an einen großen Auftrag.“
„Vorrausschauen und planen. Bloß nicht reagieren.“
„Das komplette Profil eines Verlust Traders beschreibt eine Person, die stark gestresst ist, sich
aber schlecht von Stress schützen kann; eine negative Einstellung zum Leben hat und immer
das Schlimmste voraussetzt; eine sehr konfliktreiche Persönlichkeit hat; die Schuld auf andere
schiebt, sobald etwas schief geht. Eine solche Person versteht nicht, ihr Verhalten zu steuern
und neigt eher dazu der Masse zu folgen. Verlust Trader neigen dazu außerdem schlecht
organisiert und ungeduldig zu sein. Die meisten Verlust-Trader sind nicht ganz so schlecht
wie das komplette Profil. Sie weisen nur einen Teil des Verliererprofils auf.“
„Eine einfache Methode die Gemütsverfassung zu kontrollieren besteht darin, einfach die
Körperhaltung, die Atmung und die Muskelanspannung zu kontrollieren. Wenn man diese
Faktoren ändert, wird man wahrscheinlich feststellen, dass sich die geistige Einstellung
ebenfalls ändert.“
Geld ist NICHT wichtig
Es ist okay in den Märkten zu verlieren
Trading ist ein Spiel
Geistiges Training ist wichtig für den Erfolg
Ich werde in jedem Fall gewinnen
„Das Beste, was ein Investor tun kann, wenn etwas schief geht ist, herauszufinden, wie er
oder sie dieses Resultat hervorgerufen hat.“
Ich bin UNGEDULDIG in den Märkten
Die Märkte machen mich ärgerlich
Ich bin im falschen Moment zu ängstlich
Ich bin zu optimistisch in Bezug auf die Ergebnisse
„Die Manipulation der Denkweise ist das, was die meisten Leute Disziplin nennen.
Das Signal wahrnehmen
Erkennen, dass es Ihnen bekannt ist.
Ein gutes Gefühl dabei haben
„Die Leute können so lange nicht befolgen, was ich ihnen rate, bis sie ernsthaft danach
streben, ein guter Trader zu werden.“
1) Alle Interviewpartner hatten das große Verlangen, erfolgreiche Trader zu werden und
mussten in vielen Fällen erhebliche Hindernisse überwinden, um dieses Ziel zu
erreichen.
2) Alle machten den Eindruck, als seien sie sich sicher, über einen längeren Zeitraum
hinweg gesehen, weiterhin gewinnen zu können. Praktisch ohne Ausnahme
betrachteten alle ihr eigenes Trading als die beste ich sicherste Anlagemöglichkeit für
ihr Kapital
3) Jeder Trader hatte eine Methode gefunden, die für ihn richtig war und hielt sich strikt
daran. Es ist bemerkenswert, dass das Wort Disziplin das meisterwähnte Wort war.
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4) Die Top-Trader nehmen ihr Trading sehr ernst, die meisten widmen Marktanalysen
und Trading-Strategien täglich einen bedeutenden Teil ihrer Zeit.
5) Strikte Risikokontrolle ist eines der Grundelemente der Trading-Strategien, aller die
interviewt worden sind.
6) Viele Trader brachten in verschiedenster Weise zum Ausdruck, wie wichtig es ist,
Geduld zu haben und darauf warten zu können, dass eine günstige Gelegenheit für
einen Trade auftaucht.
7) Wie wichtig es ist, unabhängig von der Masse zu handeln, war ebenfalls ein Punkt der
häufig erwähnt wurde.
8) Alle Top-Trader waren sich im Klaren darüber, dass Verlieren ein Bestandteil des
Spiels ist.
9) Alle waren mit Leib und Seele dabei.
Wir Fachleute erklären nicht, wir zelebrieren. Die Rituale wollen erfüllt sein. Wir geben vor
zu rechnen, doch wir schrecken ab. Wir erklären Formeln mit Formeln und Fachwörter mit
Fachwörter. Dann aber, wenn die Laien nur noch stauen und nicken, anstatt zu begreifen,
haben wir unsere Honorare verdient. Da wir die Menschen nicht dort abholen, wo sie sich
befinden, nämlich mitten in ihrem Leben, gehen unsere Worte durch sie hindurch. Das war es
also. Ob Ökonomiestudium, Pilotenprüfung oder „alles über Optionsschein“: Wir lehren
nicht, wir zelebrieren „Heilige Messen“.
Bevor man sich mit den Spekulationen beschäftigt, sollte man über das Schlimmste, was
passieren kann, nachdenken: den Totalverlust.
Zahlreiche Politiker aller Couleur haben denn auch alles daran gesetzt, die Spekulationen an
sich zu brandmarken. Doch wissen die meisten von ihnen nicht, wovon sie reden
(Papageieneffekt) und suchen lediglich des Volkes Zustimmung nach neuerlichen
Steuererhöhungen.
Wir spekulieren täglich, ohne dass uns dies bewusst wird. Beim Kauf einer Ware oder
Dienstleistung setzen wir nämlich unser verdientes Geld aufs Spiel, weil wir glauben, dass
uns das entsprechende Gut mehr wert ist als Geld. Würde dies nicht so sein, so würden wir
das Geld behalten.
„Alle Wünsche werden klein, neben dem gesund zu sein.“
Es gibt keinen festen Plan für Erfolg, alles Handeln unterliegt den Prinzipien des Versuchs
und Irrtums.
Doch niemand gäbe so ohne weiteres, seinem Zeitungshändler, den er schon jahrelang kennt,
einen Tausender, weil der ihm zwischen Tür und Angel erklärt, dass er eine Kapitalerhöhung
plant. Auch wenn der Zeitungshändler noch versprechen würde, dass er das gesamte Geld
auch „wirklich“ zurückbezahlen wolle- wir hätten ein flaues Gefühl im Magen.
Kaufen wir jedoch morgen zu einem x-beliebigen Zeitpunkt an der Börse irgendeine Aktie,
garantiert uns kein Mensch dieser Welt, dass wir je wieder diesen Preis erzielen werden.
Würde uns aber der Zeitungshändler sagen: „Mal schauen, ob Sie das Geld irgendwann
wiederbekommen“, hätte er verloren, niemand würde ihm Geld geben. Auch im
Börsengeschäft wird das nicht ausdrücklich erwähnt, doch dies ändert nichts an der Tatsache,
dass es so ist.
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Die Banken, so könnte man schadenfroh lächeln, haben sich an ihrer eigenen Kompetenz
kräftig verschluckt. Weil man die eigenen Aktienfonds, Schuldverschreibungen oder
Versicherungen verkaufen wollte, hatte man sich zum multifunktionalen Vermögensmanager
aufgeschwungen. Wer so kompetent erscheinen will, so die Gerichte, soll auch so kompetent
die Verantwortung (also den Schaden) tragen. Die Folgen: Mit allen Mitteln versuchen die
Banken sich abzusichern, um ja nicht mehr haftbar gemacht zu werden.
An Lottoannahmestellen könnte ein Warnhinweis stehen: „Ihre Chancen bewegen sich gegen
Null. Wer sein ganzes Vermögen setzt, ist mit großer Wahrscheinlichkeit sein ganzes
Vermögen los“, würde sich niemand vom Tippen abhalten lassen. Aber der Händler in der
Lottoannahmestelle spielt sich auch nicht als Vermögensberater auf. Alle Erwachsenen sind
für ihr Tun und Unterlassen selbst verantwortlich.
ERFOLG MIT OPTIONSSCHEINEN
Der Begriff „Option“ kommt aus dem Lateinischen und kann mit „freie Wahl“ übersetzt
werden. Die Menschen gehen nicht unter, weil sie die freie Wahl haben, sondern wenn sie
keine Wahl mehr haben.
Es heißt, ein Spekulant profitiere von der Not anderer. So ist es: Der Polizist, der Arzt, der
Feuerwehrmann, der Soldat, Werkstatt, etc. alle profitieren von der Not anderer.
Sind Spekulanten erfolgreich? Auch das kann man wie folgt bejahen: Die Mehrheit der am
Markt tätigen Spekulanten ist erfolgreich. Er herrscht hier nämlich so etwas wie eine
monetäre Selektion. Diejenigen, die sich in der Mehrheit der Fälle verspekulieren, spuckt der
Markt wegen Zahlungsunfähigkeit aus, oder sie geben auf, weil sie auf ihr Vermögen bezogen
wohl noch nicht zahlungsunfähig sind, jedoch klug genug zu wissen, dass sie, wenn sie so
weitermachen, zahlungsunfähig würden. Und bedenken Sie bitte: Hat sie der Markt
ausgespuckt, würde ihm dies noch nicht mal auffallen.
Denn immer gilt: nicht alles auf eine Karte setzen Kein All-In an der Börse
Börsianer, die schon ein wenig Erfahrung haben und täglich das Börsengeschehen verfolgen,
wissen dann auch, dass an den Verfallstagen der Terminbörsen die Kurse die Tendenz haben,
verrückt zu spielen.
Wie im Aktienhandel und überall in der Wirtschaft brauchen Sie jemanden, der diametral
entgegen gesetzten Interessen vertritt, sonst wird es nichts mit dem Handel Kontrahent.
Wer ganz sicher geht, hat auch keine Gewinn, wer sich überversichert, läuft Gefahr, Verluste,
zu machen. Warren Buffet empfiehlt immer, sich an der Börse als Teilhaber eines
Unternehmens, in das man investiert, zu sehen, quasi als Mitunternehmer. Wer sich stets so
sieht, wird wissen, dass es keine sicheren Geschäfte gibt. Wenn man mit dieser Perspektive
Probleme hat, dann sollte man versuchen, die Beamtenlaufbahn einzuschlagen und das
verdiente Geld und die latente Person darauf setzen, dass man lange lebt und gesund bleibt.
Im Englischen assoziiert man dann auch „Securities“ mit Sicherheit, „Stocks“ mit Bestand
und „Warrants“ mit Garantie.
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Billig ist eine Information nicht, wenn man sie umsonst per Post zugeschickt bekommen,
sondern billig ist sie nur, wenn man mit geringem Zeitaufwand alle entscheidenden Merkmale
des Produktes erkennt und versteht.
Bedenken wir auch gleichzeitig, dass die Summe der verkauften Optionsscheine wesentlich
größer ist als die der zurückgegebenen oder eingelösten und somit der Bank beachtliches
Kapital in die Kasse spült.
„Und ist der Handel noch so klein, so bringt er doch mehr als Arbeit ein“ Spread
Hätte der Emittent nicht die Chance eines ordentlichen Kaufmanns auf Gewinn, gäbe es
Optionsscheine bei der Bahnhofsmission.
„Eines Tages bekommt ein Kaufmann ein Angebot zum Kauf einer Kiste von 1000 Jeans zum
Spottpreis von einem Euro pro Hose. Sofort greift er zu, ruft seinen Kollegen an und bietet die
Kiste für 2000 € an. Der ist ebenfalls begeistert und verkauft die Kiste sofort weiter an einen
Freund, der ihm 4000 € bezahlt. Der wiederum geht ans Telefon und verkauft die Kiste mit
den Hosen einem weiteren Geschäftsmann, aber für 8000 €. Und so geht es weiter.
Irgendwann kostet die Kiste Jeans 32000€.
Der letzte Erwerber öffnet die Kiste, weil er die Jeans in seinem Laden anbieten will. Es sind
genau 1000 Jeans. Bei näherer Betrachtung fällt ihm jedoch auf, dass alle nur 1 Hosenbein
haben. Empört ruft der Geschäftsmann den Verkäufer an: „Hören Sie einmal! Gerade habe
ich die Kiste aufgemacht…!“
Der andere unterbricht verwundert: „Was heißt aufgemacht? Sie sollen die Kiste nicht
aufmachen, sondern weiterverkaufen!
Konsumentenrente versus Produzentenrente
Wenn Sie eine Ware kaufen, dann war Ihnen diese Ware mindestens soviel wert. Erhöht der
Verkäufer den Preis, so stellt er im Normalfall einen Rückgang der verkauften Menge fest.
(Stellt er ihn nicht fest, hat er das Produkt in der Vergangenheit zu billig verkauft.) Dieser
potentielle Rückgang setzt sich so lange fort, bis alle potentiellen Käufer vom Tausch
absehen. So funktioniert das auch beim Aktienhandel, nur dass dort die „vielen Köche“ den
Preisen ganz schön zu schaffen machen.
Bevor der letzte Käufer nun abgeschreckt ist, wird bei Ihnen selbst der entscheidende Cent
bereits gekommen sein: Man sieht vom Kauf ab, sucht sich ein alternatives Produkt oder
einen anderen Händler. So funktioniert das beim Aktienhandel nicht immer: Die Menschen
zahlen überhöhte Preise, weil gerade alle diese bezahlen Mode
Frage: Würden Sie sich geehrt fühlen, wenn Ihnen der reichste Mann dieser Welt ein
Aktienpaket verkauft? Überlegen Sie einmal, warum er so reich ist und warum er gerade
Ihnen dieses Aktienpaket gönnt.
Ist also dieser letzte Cent erreicht, an dem Sie gerade noch Geld gegen Ware tauschen, so
wäre das, was die Ökonomen Konsumentenrente nennen, vielleicht noch mit einem halben
Cent bezifferbar.
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Kostet die Ware jedoch nur die Hälfte, so greife Sie zu, weil Sie glauben, ein Schnäppchen
gemacht zu haben. Ziehen Sie dann den bezahlten Preis von Ihrem subjektiven Höchstpreis
ab, kennen Sie die Größe der Konsumentenrente. Es spielt keine Rolle, ob Sie diesen
Höchstpreis kennen oder eher intuitiv zugreifen. Entscheidend ist, dass die Ökonomie nach
diesem Prinzip funktioniert.
Was für den Konsumenten die Konsumentenrente ist, ist für den Händler die
Produzentenrente. Der Händler handelt mit der Ware nur deshalb, weil ihm jede andere
Tätigkeit weniger wert erscheint. Senkt man nun den Preis der Ware immer mehr, verringert
sich der Gewinn, bis beim Produzenten (in diesem Fall der Händler) der Cent erreicht ist, wo
er das Handtuch wirft und sich einem anderen Betätigungsfeld zuwendet.
Idealtypisch müsste man also einen Preis haben, bei dem sich Konsumentenrente und
Produzentenrente die Waage halte eine gerechte Welt oder ein freier Markt in dem alle
Informationen gleichmäßig verteilt sind. Das ist eher unwahrscheinlich.
Auf dem Aktienmarkt wird ebenfalls zu einem beliebigen Zeitpunkt der Cent erreicht zu dem
keiner mehr bereits ist, für eine bestimmte Aktie diesen Preis zu zahlen. Die Kurskurve knickt
ab.
Optionsscheine verfallen aber nun mal nach spätestens 2 Jahren und wenn die Rechnung noch
nicht abgeschlossen ist, endet das Geschäft mit einem Totalverlust.
Kalkulierter Informationsverzicht. Wer sich mit seinen Mitteln und Möglichkeiten
Informationen beschaffen oder errechnen kann, dies aber nicht tut, verzichtet darauf. Auf
dieser Grundlage suchen sich Menschen ihre Partner aus, wählen Regierungen, kaufen Aktien
und Optionsscheine. Immer dann, wenn die Informationsbeschaffung mehr kostet, als der
eventuelle Einfluss oder Schaden, sollten Sie auf Informationsbeschaffung verzichten.
Auch kann eine fundierte Information an der Börse Verluste sparen helfen. Die Information
hilft Ihnen jedoch nicht, auf der richtigen Seite der Spekulation zu stehen.
Die Investition in ein Unternehmen ist eine Wertbekundung des Anlegers. Er richtet sich nur
niemand danach.
Damit der Stillhalter Ihnen eine Aktie über eine halbes Jahr zum Kauf bereithält, verlangt er
das, was er für das Geld „risikolos“ an Zins bekommen hätte, wenn er nicht in Aktien
investiert wäre.
Der Zins ist übrigens eliminiert, wenn sich mit dem Basiswert innerhalb der entsprechenden
Laufzeit, die gleiche (prognostizierte) prozentuale Dividendenrendite zu Gunsten des
Stillhalters gegen rechnen lässt. Denn die Dividende kassiert ja der Stillhalter, also der
Emittent des Optionsscheins.
Das Rho eines Calls ist stets positiv, weil der Wert eines Call mit steigendem Zinsniveau
ebenfalls zunimmt. Bei einer Put hingegen ist das Rho immer negativ, weil ein Put mit
steigenden Zinsen an Wert verliert.
Theta ist der sichere zeitabhängige Verfall des Optionsscheins.
Nun „wetten“ die Versicherungen beim Abschluss einer Risikolebensversicherung, dass die
Versicherungsteilnehmer das Ende der Laufzeit noch erleben und sie deshalb die
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Versicherungssumme nicht bezahlen müssen. Eigentlich sind ja alle froh, dass sie die Wette
verlieren und deshalb ist dieser Geschäftszweig auch meistens völlig beschwerdefrei.
Trotzdem kann es sein, dass jemand die Versicherung abschließt und dann immer nächsten
Moment tot umfällt. Würde also die Versicherung mit Ihnen allein so eine Wette wirklich
eingehen? Nein. Denn sie kennt dieses Risiko und wird es nicht tragen wollen. Auch wenn die
Wahrscheinlichkeit, dass der gesunde 40 jährige die Laufzeit überlebt, groß ist, steht die
übliche Prämie in keinem gesunden Verhältnis zum Verlustrisiko.
Durch den Umstand, dass die Versicherung nicht nur dem Einzelnen, sondern einer Vielzahl
von Menschenleben versichert, spielt das einzelne Schicksal keine Rolle mehr. Statistisch
gesehen sind die durchschnittlichen Mortalitätsfälle nur leicht schwankend und deshalb
berechenbar.
Ein Lebensversicherer wird die Risikopatienten überhaupt nicht aufnehmen. Ein Emittent
wird keine Optionsscheine „schreiben“, bei denen die Risiken von vornherein unkalkulierbar
sind. Ist die Lebensversicherung einmal abgeschlossen und das Chaos bricht aus, müssten im
Vertrag einige Klauseln verankert sein, damit der Betrag angepasst werden kann. Beim
Optionsschein gibt es solche „Klauseln“ – fragt sich nur, ob die Käufer das auch
nachvollziehen können.
Die Schwankungsbreite des Underlyings nennt man also Volatilität, was so viel wie
Flatterhaftigkeit heißt. Flattert ein Optionsschein ins Geld, ist der Patient aus der Sicht des
Emittenten noch nicht tot. Erst dann, wenn der Schein so weit im Geld liegt, dass die Höhe
der bezahlten Prämie überschritten ist, fängt der Emittent an, die Wette zu verlieren.
Nun könnt man Optionsscheine auflegen, die so sicher sind, dass nahezu keine Wette verloren
ging. Das wäre dann kaufmännisch nicht sinnvoll. Denn wenn die Kunden nicht mehr die
Jubelrufe einzelner Gewinner hören, tendiert die Hoffnung gegen null und sie wollen keine
Optionsscheine mehr kaufen.
Der Emittent von Optionsscheinen will an den Risikoprämien nicht unbedingt verdienen. Er
verdient am Handel (durch den Spread) und lässt sich, sein in Basiswerten „brachliegenden“
Kapital, auch noch verzinsen.
Trotzdem gibt es nur eine Garantie in der Marktwirtschaft, die die Bäume nicht in den
Himmel wachsen lässt und das sind der Wettbewerb der Anbieter und die
Entscheidungsfreiheit der Konsumenten.
Der visuelle Eindruck, dass eine Aktie stark schwankt, liegt oft am Bezugsrahmen, in dem der
entsprechende Chart abgebildet ist. Je nach Skalierung können auch kleinste Schwankungen
grafisch als große Berg und Talfahrt dargestellt werden. Computerprogramme füllen die ihnen
angebotenen Fenster immer maximal aus, deshalb trügen die Darstellungen von wenig
Volatilen Werten nach oben und eine starke Vola erscheint gedrückt. Die große DAX-
Anzeige der Börse in Frankfurt macht nichts anderes.
Wer bei 180 Tagen Restlaufzeit mit etwa 69 % Wertverfall zu kämpfen hat, dessen Basiswert
muss schon kräftig in die richtige Richtung gehen.
Spekulanten tun sich einen großen Gefallen, wenn sie die Tatsachen nicht bewerten, sondern
die Sachverhalte so hinnehmen, wie sie sind.
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Ein Optionsschein kostet soviel, wie viel der Emittent dafür verlangt.
1. Man macht selten alles richtig, dafür fehlen Zeit und Lust
2. Man kann alles richtig machen und trotzdem verlieren
3. Man kann Instrumente und Techniken der Risikoabsicherung genauso falsch
handhaben wie alles andere.
4. Man muss die grundlegenden Vorraussetzungen so verändern, dass der Schaden
begrenzt ist, wenn die „Stricke reißen“
Die korrekt in der Prämie berechnete Vola lässt die Gewinnchancen stagnieren. Eine zu hoch
berechnete Vola senkt die Gewinnwahrscheinlichkeit, eine zu niedrige Bewertung erhöht die
Chancen der Käufer auf Gewinn.
Schwankungsbreite verkennen? Leicht vergessen Sie dabei nämlich die Eigenschaften des
Marktes. Nach oben gehen die Kurse oft langsam und stetig. Das bedeutet jedoch eine
Volatilitätsabnahme, während nach unten die Kurse zum Beispiel durch Panikverkäufe oft
rapide fallen. Das bedeutet Volatilitätszunahme.
Alles das, was der Emittent feststellen kann, kann auch der Emittent feststellen. Alles, was der
Käufer spekuliert, spekuliert der Emittent.
Die Investitionsquote darf pro Schein nur etwa ein Zehntel des für Optionsscheine zur
Verfügung stehenden Kapitals sein.
Risikobereitschaft: Beherzigt man bei einer Spekulation die Begrenzung des
Kapitalvolumens nicht, kommt man schnell in die Lage eines Menschen, der am verhungern
ist, aber noch 10 € besitzt. Der Nutzwert der 10 € wäre wohl, noch für 10 Tage Essen zu
kaufen und deshalb 10 Tage länger zu leben. Doch dann hätte sich dieser Nutzwert endgültig
erschöpft man würde 10 Tage später verhungern.
Nimmt man nun an, dass man mit 100 € nicht nur 10 Tage länger leben könnte, sondern das
nötige Kapital hätte, sich aus dem Elend zu befreien, um sich wieder reproduzieren zu
können. Dann stellt sich die Frage nach der jeweiligen Risikobereitschaft, die
erfahrungsgemäß mit existentiellen Ängsten steigen sollte. Sie kann auch sind, was zur
Lethargie führen würde, oder unkontrolliert explodieren, was zu Panik führt.
Ihre Risikobereitschaft sollte nicht aus der Not entstehen, sondern sie muss im Verhältnis zu
den Kosten und freien Erwartungen stehen und darf auf keinen Fall handlungsunfähig
machen.
Wer in sich stets die Weisheit vermisste, mit Aktien auf der richtigen Seite zu stehen, wird
mit Optionsscheinen diese Weisheit nicht bekommen, sondern die begangenen Dummheiten
eher wiederholen und dann verstärken. Als würde man von Bier auf Schnaps wechseln, weil
Bier so betrunken macht.
Lokführer und Jagdflieger haben eines gemeinsam: Sie haben einen Knopf in ihren
Maschinen, der durch Drücken erst einmal eine jede Strategie beendet, OHNE sie zu ersetzen.
Beim Lokführer bedeutet dies eine sofortige Vollbremsung und im Jagdflugzeug katapultiert
sich der Pilot mit dem Schleudersitz aus der fliegenden Kiste.
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Man kann an der Börse jederzeit alle Posten liquidieren, ohne etwas zu verpassen. Denn die
Anzahl der verpassten Gewinne ist unendlich groß, die Anzahl der vermiedenen Verluste
beschränkt sich jedoch fatal auf die Größe der Liquidität.
Ein Freund von mir ging zu seiner Bank und hob 120 000 € (alles was auf den Konten lag) ab.
Die erste Reaktion der Bankangestellten war: „Das geht aber nicht!“ Darauf mein Freund:
„Dann hole ich die Polizei(Anwalt)!“ Es ging dann doch.
Wenn Sie sich erinnern, kaufen Spekulanten dann, wenn niemand das Gut oder den Wert
haben will, in Zeiten also, in denen die Menge steigt und damit die Preise fallen.
Wenn sich also die Wirklichkeit diametral gegen unseren Willen richtet, so nützt es nichts,
wie ein Kleinkind mit dem Fuß aufzustampfen und „trotzdem“ zu rufen.
Klassisch, ohne die Möglichkeit der Optionsscheine, würden Sie also das für ein einzelnes
Long-Engagement vorgesehene Kapital splitten und in 5 Tranchen nachkaufen. Sie verhalten
sich somit wie ein Händler, der einen günstigen Posten Herrensocken kauft, doch genügend
Kapital in Reserve hält, um noch günstigere Einkäufe zu tätigen, falls er die Gelegenheit dazu
haben sollte. Der fatale Fehler wäre zu „wissen“, dass der Wert nun seinen „Boden“ gefunden
hätte und aus diesem Grund voll investiert zu sein.
Jede Akkumulation (Sparen) von Geld ist eine Spekulation auf den Fortbestand der eigenen
Existenz.
Besonders industriell gefertigte Produkte und Wertpapiere werden oftmals im Laufe der Zeit
um einen wesentlich höheren Prozentsatz billiger, als die durchschnittliche Inflation
entwertet.
Wer mit seinen Aktieninvestments im Gewinn wäre und diesen realisiert, stünde
1. vor dem Problem, das neu anlegen zu müssen (als ob das ein Naturgesetz wäre)
2. könnte dann an einem eventuell weiteren Aufschwung nicht partizipieren.
Sind Sie zu früh ausgestiegen, gibt es kein Gesetz der Welt, das Ihnen verbietet, wieder
einzusteigen. Sie riskieren ja auch ständig das zu späte Aussteigen (im Verlust), das zu frühe
Einsteigen im Vorhof der Spekulation usw. Warum also sollte nun der „Irrtum im Gewinn“
ein anderes Problem, eventuell ein größeres, darstellen als die zahlreichen Irrtümer im
Verlust.
Was würde ein Kaufmann machen, der mit dem Handel vom Herrensocken bereits für seine
Verhältnisse gutes Geld verdient hat? Sicher würde er nicht hingehen und nun bei
zunehmender Gefahr, dass der Markt zusammenbricht, seine Gewinne in Herrensocken
investieren. Damit handelt er sich doch neurotisch auf die „sicher“ kommende falsche Seite.
Der Kaufmann würde also das entsprechende Umlaufvermögen verringern, damit, wenn der
Markt zusammenbricht, nicht so viel Ware lagert. Oder meint jemand, dass man mit einer
Versicherung, die den Preis für die Herrensocken garantiert, Geschäfte machen?
Fazit: Nie die Hauptspekulationsrichtung aus den Augen verlieren! Es gibt zahlreiche alte
Hasen im Börsengeschäft, die nur aus diesem Grund Tagebuch führen.
62
Denn Desorientierte sollten nicht ständig mit anderen Desorientierten kommunizieren. Doch
würden Sie einem Desorientierten raten, sich an der Börse zu engagieren?
Weil Sie glauben, dass Desorientierte mit Optionsscheinen sicher leben können? Dann haben
Sie das falsche Buch gelesen.
Kompensieren Sie niemals Verluste vermeiden Sie sie, indem sie das Finanzinstrument
glattstellen!
Ein ausreichend diversifiziertes Depot benötigt ein klares Verlustmanagement und fordert alle
drei Monate ein wenig Beachtung. Wer über die langen Jahre hinweg alle drei Monate einmal
in sein Depot geschaut und dann je nach Situation ausstieg, laufen ließ, reduzierte oder
aufstockte, hat keine schlechte Performance trotz unsicherer Zeiten, Terror, Hausse und
Crash. Für Menschen, die sich täglich mit der Börse beschäftigen ist das ein Phänomen.
Wer sich Optionsscheine kauft, muss Spaß am Marktgeschehen und Freude am Gewinnen an
sich und nicht so sehr am nominalen Zuwachs haben. Traden mit Optionsscheinen, ob
stündlich, täglich, wöchentlich, immer oder ab und zu, muss man durchs Machen verstehen
lernen. Nicht die Fachbücher haben die großen Spekulanten in ihre Position gebracht, sondern
Glück und das wachsende Gefühl für den richtigen Moment.
Wer nach dieser Lektüre sein ganzes Vermögen in Optionsscheine anlegt, dem ist nicht zu
helfen. Verliert er sein gesamtes Kapital, so ist das auch nicht schlimm, sondern
möglicherweise sogar gut. Wer weiß schon, was er mit noch mehr Geld angestellt hätte.
Wer also einigermaßen seinen Verstand beisammen hat, wird das glatte Eis der Börse nur
vorsichtig betreten. Er wird wissen, dass man sich arg lang legen und sogar einbrechen kann.
Was aber sagt die Mutter, wenn Kinder beim Laufen lernen hinfallen? „Steh wieder auf, ist
nicht so schlimm.“ Deshalb: Stehen Sie wider auf, wenn Sie gefallen sind. Die Möglichkeiten,
Ziele und Richtungen, gibt es an der Börse viele…
Die Börse ist keine Einbahnstrasse! Hausse und Baisse wechseln sich mehr oder weniger
regelmäßig ab. Wer auf Dauer erfolgreich sein will, muss ich der Lage sein, sowohl von den
Auf, als auch von den Abwärtsbewegungen an der Börse zu profitieren.
63
MASTER TRADER KONZEPT
Ordentliches Trading ist in vieler Hinsicht ein Nebenprodukt des ordentlichen „Denkens“.
Es erfordert nicht nur viele Monate, sondern Jahre unablässiger Bemühungen, um wirkliche
Börsenerkenntnisse zu erlangen, sondern man muss auch erst alle vorstellbaren
Verlustmöglichkeiten durchlaufen und erfahren, bevor sich die Meisterschaft einstellt.
Die traurige Wahrheit ist, dass Schmerzen, die Agonie, die Narben des erfahrenen Traders in
der Regel sehr langwierig und tief sind. Wenn angehende Börsenasse nicht über ein großes
Maß an Mut verfügen oder wenn sie zu wenig entschlossen oder ohne Leidenschaft sind
und wenn sie nicht bereit sind, alles aufs Spiel zu setzen, dann werden sie einfach nicht
durchhalten. Diejenigen, die sich wirklich nach Börsenerfolg sehen, müssen mit ihrem Blut,
ihrem Geld und einem großen Teil ihres Lebens zahlen. Das Lehrgeld ist hoch. Das steht
außer Zweifel. Aber der Gewinn derjenigen, die bereit sind, dieses Lehrgeld zu bezahlen, ist
unermesslich. Erfolgreiche Trader genießen eine Unabhängigkeit, die sich die meisten gar
nicht vorstellen können. Ein Notebook und ein Telefonanschluss geben ihnen die Freiheit,
von jedem beliebigen Ort der Erde zu handeln und Gewinne zu machen. Sie können in 2
Stunden mehr Geld verdienen, als die meisten Leute in einem Monat. Wenn Sie also wirklich
bereits sind, diesen Preis zu zahlen, ist das der beste Rat, den ich ihnen geben kann.
Entwickeln Sie einen Plan, suchen Sie einen Mentor, von dem sie lernen können und geben
sie niemals auf! Fassen Sie den festen Entschluss, dass Sie entweder siegen oder untergehen.
Als aktive Börsenteilnehmer bewegt sich unser ganzes Dasein um die nächsten 2 bis
möglicherweise 10 Tage. Wenn wir Recht haben, werden wir einen Haufen Geld verdienen.
Wenn wir Unrecht haben und das passiert manchmal werden wir uns schnell aufrappeln
und weitermachen.
Fragen sollten vor und nach der Schlacht gestellt werden, nicht während der Schlacht. Wenn
Sie im Schützengraben (in einem Trade) stecken, müssen Sie sich unbedingt an Ihren Plan
(Ihre Tradingstrategie) halten, der auf Ihren Karten (Charts) basiert. Denken Sie darüber nach.
Würden Sie sich in einem Schützengraben wohlfühlen mit jemand, der ständig nervöse
Fragen stellt?
Gehen Sie nie mit einem stumpfen Messer zu einem Pistolenduell!
64
Tradingmeisterschaft kann niemals erreicht werden, ohne vorher ein gewisses Maß an
Selbstbeherrschung erlangt zu haben.
Die Börse hat eine unweigerliche Tendenz, alles abzuschütteln, was wir die „schwachen
Hände“ nennen, kurz bevor sie wieder einen Trend nach oben folgt. Der hohe Grad an Frust
oder Euphorie bei den Kunden der Broker ist tatsächlich ein erstaunliches Börsenbarometer,
das manche clevere Trader zur Bestimmung von Hochs und Tiefs benutzen.
Wenn die Strategie gut ist, dann passt das Geld auf sich selber auf.
…Dieser Gentleman war der Gefangene einer Ideologie, die die sehr verbreitet Anschauung
vertritt, nur durch den Kauf von fallenden Aktien Geld gemacht wird. Es interessierte ihn gar
nicht, dass unsere Ergebnisse das Gegenteil bewiesen. Seine Loyalität galt einer Vorstellung
nicht irgendwelchen Ergebnissen. Sobald wir das erkannten, dämmerte mir, dass wir dies alle
schon mal getan hatten. Ich kann Ihnen gar nicht aufzählen, wie oft ich den Fehler gemacht
habe, mit einer Aktie SHORT zu gehen, weil ich dachte, dass sie zu schnell stieg. Es ist
einfach eine Umkehrung. Am Ende zählt nur die Brokerabrechung, keine Ideologie.
Jeder Trader erkennt irgendwann, dass die besten Trades diejenigen sind, die fast
augenblicklich Gewinn zeigen.
Es sind die Leute, die Menschen, die eine Aktie bewegen, nicht die Tatsachen.
Nach einem gewissen Fortschritt wird sich das Richtige auch richtig anfühlen.
Sicherheit ist ein Märchen. Sie existiert im normalen Leben ebenso wenig wie an der Börse.
Wer die Kunst des Tradings erlernt hat, hat zweifellos auch gelernt weiterzumachen, wenn es
so aussieht, als ob alles schief ginge. Alle Trader erleben in ihrer Entwicklung Zeiten, in
denen sie durch die Hölle gehen, wenn die Börse selbst nichts anderes vorzuhaben scheint, als
sie bei jedem Schritt zu demütigen.
Das Individuum das Aktivität anstrebt, erreicht und ausführt, wird in unserer Gesellschaft
zum Ideal. An der Börse ist es aber wichtig ein Faulenzer und Müßiggänger zu sein, da das
Geld nicht durch „Arbeit“, sondern durch „Denken“ verdient wird. Das „Nichtstun“ ist
vielleicht das wichtigste Element an der Börse. Wer viele Trades eingeht, steigert nur seine
materiellen und psychologischen Kosten, ohne die Wahrscheinlichkeit auf Gewinn zu
erhöhen. Es ist die Kunst, auf eine günstige Gelegenheit zu „warten“ und zu „beobachten“.
Der Einstieg in eine Aktie dauert maximal 1 Minute. Danach hat kommt wieder „Nichtstun“
und das „warten“ auf die Entwicklung der Aktie. „Nichtstun“ bestimmt 99 % der Börsenzeit.
Nur, weil Sie den Werkzeuggürtel eines Schreiners haben, sind Sie noch kein
Schreinermeister.
Wir dürfen der Vergangenheit nicht so viel Bedeutung beimessen, dass sie unsere Zukunft
verdirbt.
Die ausgereiften Trader wissen, dass das Ergebnis nicht annähernd so wichtig ist wie die
Weiterentwicklung.
Er erfolgreiche Selfmade-Trader hat keine positive Einstellung, weil er gewinnt. Er gewinnt,
weil er sich traut, eine positive Einstellung zu haben. Denken sie immer daran!
65
Letztendlich waren es meine Verlust-Trades, die mich veranlassten, jede Taktik, jede
Technik, und jede Gewinnstrategie herauszufinden, die ich bis heute anwende. Meine
Gewinne ließen mich in der Bar vor meinen Freunden angeben, was zugegebenermaßen sehr
unprofessionell ist. Aber es waren meine Verluste, die mich an den Schreibtisch
zurückbrachten, was eine außerordentlich profitable Beschäftigung ist.
Verlieren, weil man sich an einen festgelegten Plan hält ist kein Verlieren. Jedes Mal, wenn
Sie sich an ihren Plan halten, wird ihre Disziplin stärker und die Kraft der Entschlossenheit
wächst.
Jeder Verlust fängt klein an. Jeder Gewinn fängt klein an.
1. Denk immer an das Gebet
Der Herr wird mir helfen, wenn ich ihn darum bitte.
Ohne den Herrn kann ich nichts erreichen, mit ihm kann ich alles erreichen
2. Selbsterkenntnis
Bin ich ein Glücksspieler?
Setze ich mein Geld gerne im großen Stil aufs Spiel?
Denke ich billig?
Bedeuten mir Kurs oder Qualität mehr?
Hasse ich sogar kleine Verluste?
Ist der Kick genauso wichtig wie das Gewinnen?
Bin ich geduldig?
Wo liegt meine Hemmschwelle für Risiko?
3. Erkenne den Feind
Wer sitzt am anderen Ende meines Trades?
Übersehen Sie sich nie selbst, wenn Sie einen Schuldigen suchen
4. Besorge dir eine Ausbildung und zwar schnell
Suchen Sie eine Qualitätsfirma, die ein Trainingsprogramm für Trader anbietet
Lesen Sie die Tradingbücher, auf die es wirklich ankommt
5. Schütze dein wertvollstes Gut
Beim Einstieg muss gleichzeitig ein Anfangsstopp beim Broker gesetzt werden
6. Einfachheit
Würden Ihre Tradingtaktiken einen intelligenten 12 jährigen ernsthaft verwirren?
Sind für Ihr Trading mathematische Berechnungen notwendig?
Benötigen Sie einen Taschenrechner beim Trading?
Benötigen Sie mehr als 3 Computerprogramme für die Ausführung ihres Trades
Benötigen Sie mehr als 5 Minuten, um ihre Tradingstrategien aufzuschreiben
7. Lerne aus deinen Verlusten
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Führen Sie ein Tradingtagebuch?
Führen Sie ein Tradingjournal?
8. Konzentriere dich nicht hauptsächlich auf niedrig bewertete Aktien
Ein 2 € Anstieg, in einem Tag, ist für eine 60€ Aktie fast ein normales Ereignis.
Ein 2€ Anstieg bei einer 10€ Aktie ist so selten, dass es wahrscheinlich am
nächsten Tag in der Zeitung steht,
9. Keine Streuung
Streuung schließt weder Verluste aus, noch erhöht sie die Chancen auf Gewinn.
Sie bietet eventuell ein dickeres Kissen, wenn ein Trader falsch liegt, gleichzeitig
vermindert es auch den Gewinn, wenn der Trader richtig liegt.
10. Erkenne, dass keine Action manchmal die beste Aktion ist
Mangel an Geduld
Unwissenheit, wann Nichtstun die beste Aktion ist.
Wie viele Kauf- oder Verkaufsentscheidungen basieren auf einem festgelegten
Plan und wie viele erfolgen, weil Sie nervös, gelangweilt oder von etwas anderem
abgelenkt waren?
11. Erkenne, wann es Zeit ist, sich dankbar zu verabschieden
Sie haben zweimal hintereinander verloren
Die Börse wird laut S&P Future außerordentlich negativ
Sie fühlen sich aus dem Gleichgewicht, unsicher, verwirrt, desorientiert und
wissen nicht warum
Ihr festgelegter Tradingplan bricht aufgrund eines plötzlichen Börsenereignisses
zusammen
Sie fühlen sich krank
Ihr Gemütszustand ist erschöpft
Sie beschäftigen sich gerade mit einem persönlichen Problem
12. Suchen Sie keine Entschuldigungen sie haben noch nie etwas gebracht
Sie müssen tief im Herzen wissen, dass das Endergebnis bei nur bei ihnen liegt.
FUNDAMENTALDATEN
Fundamentaldaten können dort manipuliert werden, wo sie entstehen, nämlich im
Unternehmen. Wenn man kein Insider in dem Unternehmen selbst ist, dann ist eine
Beurteilung von manipulierten Daten schwierig. Außerdem sagen Unternehmenszahlen etwas
über die vergangene Geschäftszeit und die Beziehung zum Aktienkurs schwankt extrem. In
Bullenzeiten sind die Aktienbewertungen viel höher als die Bilanzsumme(Agio), wobei in
Bärenzeiten auch Preise unter Unternehmenswert bezahlt werden(Discount). Die täglich
auftretenden volatilen Schwankungen im Aktienpreis sind nicht durch das operative Geschäft
67
der Unternehmen zu begründen. Der Aktienpreis wird maßgeblich durch Angebot und
Nachfrage am Aktienmarkt bestimmt.
Der Chinesische Markt ist aufgrund seiner Wachstumsraten interessant. Darüber hinaus
besteht die Möglichkeit einer Aufwertung ihrer Landeswährung gegenüber dem Dollar und
dem Euro, was zu Währungsgewinnen führen könnte. Ein Nachteil ist das kommunistische
Regime und der stark reglementierte Markt. Die politischen Faktoren und ein enger Markt
könnten nachteilig sein.
Spring nicht auf den fahrenden Zug auf keinen Rallyes hinterherlaufen Geduld haben
Warte bis der Zug anhält und dann steig wieder ein wie ein normaler Mensch ;)
Warte auf kleine Kursspannen, damit ich von den großen profitieren kann
CHARTDATEN
Ein Kurs bedeutet ein BEZAHLTER PREIS und ist in dem Moment Vergangenheit, wenn er
festgestellt wird. Deshalb ist ein Buchgewinn, der auf BEZAHLTER PREISEN basiert auch
in dem Moment, wenn er festgestellt wird Vergangenheit und sagt somit nichts über den
aktuellen oder zukünftigen Wert des Aktienbestands aus. Der BEZAHLTE PREIS bezieht
sich außerdem auf eine konkrete und begrenzte Stückzahl.
Jedoch sind Charts die Fußspuren des Geldes, die zeigen, welche Preise sich als die besten
und schlechtesten Einstieg in den Markt erwiesen haben. Die Daten sind öffentlich und
werden von der Börse festgestellt, damit kann die Verfassung des Papiers objektiver geschätzt
werden.
Die Börse wird die Börsenteilnehmer bzw. mich solange demütigen bis ich ihr den nötigen
Respekt zolle und die falsche Position aufgebe.
Die Spekulation besteht darin, zu erraten welchen Preis andere Spekulanten für ein Papier in
Zukunft bereit zu bezahlen sind.
„Sprechen Sie sanft und tragen sie einen großen Stock bei sich. So werden sie weit kommen.“
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Missions Definition
Was sind Ihre Leitsätze? (Welche Grundsätze sind für Sie so wichtig, dass Sie sie
nicht ändern oder aufgeben wollen?)
Was sind Ihre Werte? (Werte sind Vorlieben, die Ihnen wichtig sind, die Sie aber
auch ändern könnten.)
Liste Sie die einflussreichsten Personen in Ihrem Leben auf. Was bewundern Sie
an ihnen?
Beschreiben Sie Ihr eigenen Stärken und Talente
Welche Herausforderungen und Hindernisse gibt es in Ihrem Leben?
Wie stark sind Ihre Beziehungen zu den Menschen, die Ihnen am nächsten stehen?
Welchen Einfluss haben diese Personen derzeit auf Ihre Mission? Welchen
Einfluss könnten sie in Zukunft haben?
Versetzen Sie sich in die Zukunft. Wie wird Ihr Leben in einem, in drei und in fünf
Jahren aussehen?
Was will ich mich mit meiner Zeit anfangen?
Worauf werde ich mein Talent verwenden?
Welchen Grundsätzen werde ich folgen?
Welches Erbe will ich einmal hinterlassen?
Wie viel Zeit kann ich pro Tag, Woche oder Monat dem Trading widmen?
Habe ich die nötige zusätzliche Zeit zur Vorbereitung auf jeden Tag?
Kann ich jeden Tag 30 bis 60 Minuten erübrigen, bevor die Märkte eröffnen?
Wie viel Risikokapital habe ich zur Verfügung?
Wie viel Geld muss ich jeden Monat verdienen?
Welcher Teil muss davon vom Trading kommen?
Habe ich noch andere Finanzquellen, auf die ich bauen kann, während ich lerne
profitabel zu traden?
69
Wie groß sind meine Fähigkeiten am Computer?
Bin ich diszipliniert?
Weiß ich viel über die Märkte?
Gibt es in meinem Leben, viele äußere Faktoren, die mein Trading negativ
beeinflussen können?
Worin besteht der „Vorteil“ meines Tradingstils, oder worin könnte er bestehen?
Zielformulierung:
Ihre Motivation, das Ziel zu erreichen(was erregt Sie so bei dem Gedanken es erreicht
zu haben?)
Was müssen Sie lernen oder herausfinden, um es zu erreichen?
Die Hindernisse auf dem Weg zum Ziel. Welche persönlichen Themen oder
Überzeugungen könnten Ihren Fortschritt behindern? Welche extremen Faktoren wie
Menschen, Ereignisse oder andere Dinge könnten das tun?
Was brauchen Sie, um das Ziel zu erreichen Zeit, andere Leute, Ausrüstung, Kapital
etc.
Sie haben Ihre Mission schriftlich festgehalten
Sie haben Selbsterforschung betrieben
Und Sie haben eine Liste ihrer Überzeugungen angefertigt, vor allem derjenigen, die
mit den Märkten und mit Trading zu tun haben.
Wenn ich nur noch 6 Monate zu leben hätte, würde ich dann irgendwelche Punkte von
der Liste streichen oder hinzufügen?
Wenn ich ein Ziel aus dieser Liste aussuchen müsste und wüsste, dass ich es ganz
bestimmt erreichen werde, für welches würde ich mich entscheiden?
Was leistet Ihr Geschäft für Ihre umfassende persönliche Mission?
Was ist der Hauptzweck, das wichtigste Ziel des Geschäfts?
Gehört das Geldverdienen zu den wichtigsten Zielen?
Was sind die wichtigsten Werte, die das Geschäft abdeckt, wenn es erst einmal läuft?
Ihre persönliche Geschichte und Ihre Erfahrung beim Trading
Eine kurze Zusammenfassung Ihrer Tradingstrategie
Sie müssen sich mit den wichtigsten Hindernisse abfinden, die Tradern im Weg stehen“, sagte
der alte Mann. „Diese Hindernisse sind Ihre Verluste zu akzeptieren und sich darüber kein
Sorgen zu machen. Genießen Sie einfach den Prozess des Tradings, Gewinne und Verluste
gehören dazu. Sie ärgern sich vielleicht über Ihre Verluste, aber denken Sie daran, dass das
nur ein Gefühl ist. Mit dem Prozess des Tradings hat es nichts zu tun. Das Akzeptieren von
Verlusten gehört zu diesem Prozess.“
Es ist nicht angemessen, wenn man mit dem Trading anfängt und sagt: „Eigentlich bin ich
Anwalt oder Arzt oder irgendetwas und trade nur so nebenbei.“ Können Sie sich vorstellen,
dass unsere Gesellschaft jemanden toleriert, der sagt: „Ich werde Gehirnchirurgie zu meinem
Hobby machen?“
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„Man kann den Markt nicht traden. Man kann nur seine eigene Meinung über den
Markt traden.“
Die Früchte seiner Arbeit kann nur ernten, wer niemals aufgibt.
Eines der größten Geheimnisse des Tradingerfolgs besteht in der Annahme, dass Sie selbst
dafür verantwortlich sind, was an der Börse mit Ihnen passiert. Viele großartige Trader, mit
denen ich gearbeitet habe, waren immer der Meinung, die Börse sei eine hervorragende
Universität, wo man die Geheimnisse des Geldverdienens lernen kann. Wenn man bereit ist
zu lernen, profitiert man immer mehr. Wenn man es nicht ist, dann macht man immer wieder
die gleichen Fehler. Sie müssen sich folgende Frage stellen: „Will ich von der Börse lernen
oder nicht?“
VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN
Widmen Sie sich völlig dem Trading und der inneren Suche, die für Ihr erfolgreiches
Trading wichtig ist.
Erforschen Sie sich, um zu wissen, wer Sie tief in Ihrem Inneren wirklich sind. Sie
müssen also Ihre psychologischen Themen und Ihre Emotionen kennen.
Verstehen Sie die psychologischen Neigungen, die die Menschen an die Börse
mitbringen. Zum Beispiel der Wunsch nach Kontrolle und den Wunsch „Recht“ zu
haben, der manchmal wichtiger wird als das Geldverdienen selbst. Sie müssen diese
Neigungen nicht nur kennen, sondern sich auch verpflichten, sie zu überwinden.
Achten Sie darauf, wie Ihre Emotionen Ihr Leben bestimmen können und seien Sie
bereit, die Verantwortung für Ihre Selbstkontrolle zu übernehmen.
Entwickeln Sie einige Zielvorstellungen, die Sie an der Börse verwirklichen wollen.
Diese Zieldefinition macht 50 % der Aufgabe aus, ein Tradingsystem zu entwickeln.
Entwerfen Sie ein System, das zu diesen Zielvorstellungen passt. Zu Ihrer
Verantwortung gehört es auch, dass Sie wissen, wie man ein solches System
konzipiert und willens sind, es zu befolgen. Wenn Sie an Ihrem System arbeiten, um
Ihre Ziele zu erreichen, müssen Sie immer daran denken, dass die
Positionsgrößenbestimmung dessen wichtigster Teil ist.
Entwickeln Sie Regeln, die Sie befolgen wollen, wenn Sie Ihr System traden.
Verantwortung bedeutet auch zu verstehen, dass Ihr System vielleicht in 60 % aller
Fälle zu einem Verlust führt, denn Geldverdienen hat nichts damit zu tun, bei einem
bestimmten Trade richtig zu liegen. Verlusttrades gehören einfach zum Spiel.
71
Definieren Sie Parameter für einen Fehler. Ein Fehler bedeutet, dass Sie Ihre Regeln
nicht beachtet haben. Verantwortung heißt, dass Sie sich dazu verpflichten, keine
Fehler zu machen. Und das ist schwer, wenn Sie sich nicht auch den oben genannten
Dingen gewidmet haben.
ENTSCHULDIGUNGEN
Statt zu sagen: „Mein System taugt nichts“, könnten Sie zum Beispiel sagen: „Ich
habe noch nicht definiert, wer ich bin und was ich an den Märkten zu verreichen
versuche. Daher habe ich auch nicht das richtige System gefunden.“
Statt zu sagen: „Ständig werde ich von den Market Makern übervorteilt“,
könnten Sie sagen: „Ich reagiere zu emotional, kenne mein System nicht gut und habe
nicht gelernt es adäquat umzusetzen. Außerdem habe ich das Verhaltensmuster der
Market Maker nicht studiert.“
Statt zu sagen: „Der Markt ist zu volatil für mich“, könnten Sie zu denken
beginnen: „Ich rege mich immer auf, wenn der Markt sich gegen mich wendet.“
Die Formulierung: „Meine Frau versteht mein Trading nicht“ könnten Sie durch
diese ersetzen: „Wenn meine Frau sich beklagt, dass sie mein Trading nicht versteht,
werde ich wütend und das schadet meiner Performance.“
Und statt nach besserer Ausrüstung zu suchen, könnten sie Ihre Reaktionen auf die
Ausrüstung erforschen, die Sie derzeit besitzen.
EMOTIONEN
Wenn wir älter werden, lernen wir unsere Emotionen zu beurteilen. Manche sind gut, andere
schlecht. Angst und Wut gelten zum Beispiel allgemein als schlecht.
Emotionen sind nicht gut oder schlecht, sie sind einfach da. Zum Beispiel lieben manche
Leute die Angst. Deshalb fahren sie Achterbahn und sehen sich Horrorfilme an. Und sie sehen
sich gerne Nachrichten, die negative Emotionen wecken, weil sie glauben, diese Emotionen
lägen außerhalb ihrer selbst. Emotionen sind neutral. Wenn Sie ein Gefühl aber schlecht
72
beurteilen, werden Sie es nicht empfinden wollen. Stattdessen unterdrücken Sie schlechte
Emotionen. Das Ergebnis ist, dass diese unterdrückten Gefühle immer und immer wieder
hochkommen.
Wenn Sie eine Art von Zorn verspüren, dann stellen Sie sich vor, was an der Börse passiert.
Sie steigen mit einem Stopp in eine Position ein. Der Markt wendet sich sofort gegen Sie und
löst Ihren Stopp aus. Er erweist sich als Tagestief und Sie sind draußen. Sofort kommt diese
aufgestaute Wut wieder hoch und die Stimme sagt: „Sie haben es mir weggenommen.“
Am Ende des Tages hätten Sie einen Gewinn von 3000 €.
Folglich gehen Sie wütend nach Hause, brüllen Ihre Frau an und verpassen dem Hund einen
Fußtritt. Aber hat Ihre Reaktion etwas damit zu tun, das Sie ausgestoppt wurden?
Nein, sie hatte mit aufgestauter Wut und dem Bedürfnis zu tun, ihren Ausbruch zu
rechtfertigen.
Der erste Schritt zur Lösung solcher emotionaler Probleme besteht darin, sich ihrer bewusst
zu werden. Wenn sie die Ereignisse analysieren und sich fragen: „Wie komme ich in solche
Situation?“, dann werden Sie sich wiederholende Muster erkennen. Und diese
Bewusstwerdung ist ein wichtiger Schritt, sich von solchen emotionalen Flüchen zu lösen.
VON JÄGERN UND FARMERN
Vorraussetzungen: Ihre Trader Persönlichkeit Jäger oder Farmer
Menschen, die anfangen, sich mit der Börse zu beschäftigen, kümmern sich gewöhnlich
erstmal um die besten Tipps, Chartformation, fundamentalen Kennzahlen, Techniken, großer
Trader, diverse Anlagestrategien und um vieles mehr. Das ist durchaus sinnvoll.
Doch am Anfang sollte zunächst eine andere Frage stehen: Wer bin ich und welche Disziplin,
welches Strategien und Vorgehensweisen sind für meine Person, für meinen Charakter
geeignet? Das ist eine der wichtigsten und entscheidenden Fragen schlechthin.
Wenn Sie 1,45 m groß sind und Hochspringer werden wollen, haben Sie einfach ein Problem.
Es gibt Menschen, die sind bessere Ausdauersportler, andere sind bessere Kraftsportler. Bei
Sport leuchtet es sofort ein, dass bestimmte persönliche Vorraussetzungen für manche
Sportarten geeigneter sind als andere.
Auch an der Börse gibt es verschiedene Disziplinen, die jeweils bestimmte Fertigkeiten
erfordern und somit für manche Menschen besser als schlechter geeignet sind:
In der altbekannten Börsenliteratur wird unter anderem zwischen Lang-, Mittel-,
Kurzfristanleger unterschieden. Dazu lesen Sie solche bedeutungsvollen Sätze wie: „Sie
müssen einfach herausfinden, welcher Zeitrahmen passt! Klasse!
Zum „WIE“ wird meistens ein nerviges, zeitraubendes und insbesondere teurer Prozedere
vorgeschlagen: „Testen Se es aus“, heißt es da.
Bei den meisten Anlegern führt diese „Technik“, jedoch zu dem Problem, dass kein Geld
mehr da ist, bevor die Testphase abgeschlossen wurde.
Eine Möglichkeit sich darüber klar zu werden, welchen Zeitrahmen man wählt kann man die
Anleger in zwei Gruppen unterscheiden:
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Unsere Gesellschaft besteht aus zwei Gruppen: JÄGER und Farmer
Aus der Entwicklungsgeschichte kenn wir zwei große Gruppen: Jäger und Farmer. Zunächst
waren die Menschen in kleinen Familienverbänden Jäger und Sammler, bis später Ackerbau
und Viehzucht immer größere und komplexere gesellschaftliche Strukturen ermöglichten.
Interessant ist, dass gleichzeitig auch eine elementare Veränderung im Menschen selbst
stattgefunden haben muss. Ein Jäger braucht ganz andere Veranlagungen, Fähigkeiten und
Fertigkeiten als ein Farmer. Aber obwohl nunmehr viele tausend Jahre landwirtschaftlicher
Kultur die Menschheit prägten, sind die Jägereigenschaften in uns allen noch vorhanden.
Je nach Charakter werden bei denen einen die Farmereigenschaften dominieren und bei
anderen die Jägereigenschaften. Ihre Aufgabe auf den nächsten Seiten wird es sein, zu
welcher Gruppe Sie am ehesten gehören. Gelingt Ihnen das, werden Sie in einem zweiten
Schritt auf einfache Art und Weise bestimmen können, welcher Anlagezeitraum für Sie
geeignet ist. Somit ersparen Sie sich das kostenintensive „Ausprobieren“.
Vielleicht werden Sie sogar allen mithilfe dieser Herangehensweise verstehen, warum bei
Ihnen unter Umständen bisher so viel an der Börse falsch gelaufen ist.
Ich werden nun einmal die typischen Eigenschaften von Jägern und Farmer auflisten, um die
Einordnung zu erleichtern. Dabei handelt es sich bewusst um „EXTREME“. Die meisten von
Ihnen werden wahrscheinlich von beiden Seiten etwas in sich wiederfinden. Es geht in diesen
Fällen darum, welche Seite überwiegt.
DER JÄGER
Um als Jäger in einer Savanne oder in einem Urwald erfolgreich zu sein, muss man über eine
schnelle, intuitive Auffassungsgabe und über schnelle Reflexe verfügen. Meistens sind diese
Vorraussetzungen mit einer hohen Intelligenz und eine starken Intuition verknüpft.
Jäger sind meistens nervöse Menschen, immer getrieben, immer aus der Suche. Selbst wenn
sie hin und wieder auch gern äußerlich ruhig erscheinen, brodelt es doch ständig in ihnen. Sie
sind sozusagen ständig auf dem Sprung zum Angriff.
Jäger suchen stets neue Herausforderungen, an denen sie sich messen können. Aber sie sind
auch sehr kreativ darin, neue Ideen, Projekte, Systeme zu entwickeln. Sie müssen sie auf die
eine oder andere Art immer wieder neu erfinden. Im Extremfall sind zu viele Gedanken da,
die derart unkoordiniert sind, dass sie kaum zu vernünftigen Ergebnissen führen.
Menschen bei denen die Jägereigenschaft dominiert, sind eher Einzelgänger. Zwar leben viele
in Familienstrukturen, da sie sich den gesellschaftlichen Erwartungen beugen, doch kommt es
immer wieder zu Ausbrüchen. Das hängt auch damit zusammen, dass sie oft von einer inneren
Unzufriedenheit belastet sind. Träume von einem anderen Leben, anderen Ländern etc. sind
ihre ständigen Begleiter.
Ein Jäger fühlt sich in unserer von Farmern geprägten Gesellschaft selten wohl, hat häufig das
innere Gefühl, alles sei irgendwie falsch, er passe in diese strengen Regeln und Hierarchien
nicht hinein. Um dem aus Jägersicht beständigen Druck zu entfliehen, neigen sie dazu in
soziale Schwierigkeiten zu geraten: Suchtverhalten (Spiel- Alkohol-, Drogen-, oder
Börsensucht), wechselnden Beziehungen, wechselnde Jobs etc. Das liegt auch daran, dass
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Jäger sich schwertun, in zeitlich organisierten Abläufen zu arbeiten. Stundenpläne,
vorbestimmte Zeitabläufe sind für Jäger kaum zu bewältigen und stressen ihn ungemein.
So wird auch der Außenwelt diese immerwährende innere Ruhe- und Rastlosigkeit deutlich.
Sobald ein Jäger Kontakt mit der Börse bekommt, begreift er intuitiv, dass er auf etwas
Großes gestoßen ist, etwas, das „genau das Richtige“ für ihn ist. Doch es werden Probleme
über Probleme folgen. Schließlich ist die Börsenliteratur voll von nützlichen Tipps für
„Farmer“. Viele Tipps haben etwas mit zeitlicher Disziplin und Organisation zu tun. Zwar
versteht der Jäger diese Tipps und hält sie für sinnvoll, er kann sie wenn überhaupt nur
kurzzeitig umsetzen. Und so ist er gezwungen, alle Erfahrung selbst zu machen, was natürlich
dazu führt, dass er sehr schnell Geld verliert. Oft sind Jäger schon pleite, bevor sie überhaupt
ihre Fähigkeiten gewinnbringend einsetzen können.
Doch obwohl er dieses Geld verliert, wird ihn die Börse nicht loslassen! Denn sie hat alles,
wonach ein Jäger sich sehnt. Börse ist die modernste und vielleicht auch edelste Form der
Jagd in unserer Gesellschaft. Bevor wir aber dazu kommen, wie ein Jäger erfolgreich sein
kann, zunächst zu den Farmer, um den Unterschied klarzumachen.
DER FARMER
Farmer sind die „Bewahrer“ unsere Gesellschaft, sie sind weniger impulsiv als Jäger. Sie
verfügen über ein hohes Organisationstalent, können langfristig planen, haben ein genaues
Zeitgefühl. Schließlich müssen sie wissen, was es bedeutet, dass in 6 Monaten die Ernte reif
ist. Sie haben tatsächlich ein anderes Zeitgefühl als Jäger, es ist kontinuierlicher. Farmer
genießen es, Dinge wachsen und gedeihen zu sehen. Prozesse begleiten, die einen
kontinuierlichen Erfolg erzielen. Im Gegensatz zu Jägern haben sie die herausragende
Fähigkeit Unternehmen auf lange Sicht zu führen (nicht aufzubauen, dazu sind Jäger besser
geeignet), vorhandene Strukturen zu erweitern und zu optimieren. Sie verfügen über ein
ausgezeichnetes Verständnis von sozialen Geflechten (Familien, Vereine, Politik).
Farmer sind Menschen, die Sparbücher besitzen und Bausparverträge. Sie planen weit in die
Zukunft. Sie sind oft ausgezeichnete Familienmenschen, die sehr gut abgesichert sind. Farmer
lieber die Welt, wenn sie funktioniert, wie sie schon immer funktioniert hat. Sie scheuen
Veränderungen, mögen keine Hektik, hassen Chaos.
Viele Beamte, aber auch Lehrer, sind Farmer. Da diese Farmer-Fertigkeit unabdingbar für die
Führung einer großen, komplexen Gesellschaftsform wie ein Staat ist, verwundert es nicht,
dass die Politik von Farmer, also auch besonders von Beaten und Lehrern geprägt ist.
DER UNTERSCHIED
Der entscheidende Unterschied auf gesellschaftlicher Ebene ist demnach, dass Farmer sich
um das Gemeinwohl kümmern, während Jäger eher Einzelgänger sind bzw. lose Gruppen
ohne tiefe soziale Bindung bevorzugen. So kam es, dass fast nur Farmer an dem Prozess einer
Gesellschaftsbildung beteiligt waren und sind. Die Eigenschaften des Farmers passen perfekt
zu den Notwendigkeiten eines stabilen Sozialgefüges. Jäger könnten eine derart komplexe
Gesellschaft nicht aufrechterhalten. Jägermentalitäten als Staatsoberhäupter sind tendenziell
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gefährlich, da ein Jäger immer bereit ist, die eigene Existenz (bzw. die Existenz des Staates)
anderen Zielen zu opfern. Farmer werden im Sinne des Gemeinwohls entscheiden.
Dieser Unterschied hat dazu geführt, dass unsere Gesellschaft auf Farmerstrukturen aufgebaut
ist, die es einem Jäger erheblich erschweren, in ihr zurechtzukommen. Die Jäger gerieten
somit ins Hintertreffen und versuchen seitdem sich irgendwie zurechtzufinden.
Und obwohl wir in Europa schon sehr lange in einer Farmergesellschaft leben, gibt es auch
hier immer noch zahlreiche ausgeprägte Jägermentalitäten. Jäger, die sich oft erstaunlich gut
in einer für sie passenden Nische angepasst haben. Es verwundert nicht, dass eine dieser
Nischen oft die Börse ist. Außerhalb der Nische wirken diese Jäger oft einwenig deplatziert,
zuweilen asozial und ein wenig verrückt. Zumindest hat die Gesellschaft oft Schwierigkeiten
mit ihrer unverbindlichen Art zu leben und zu denken.
Wahrscheinlich können es Sie es sich schon denken: Jäger neigen eher zum kurzfristigen
Traden, Farmer eher zum langfristigen investieren. Am deutlichsten wird der Unterschied
beim Zeitempfinden.
DIE LINEAR FLIEßENDE ZEIT DER FARMER
Der Farmer hat, wie bereits gesagt, ein vergleichsweises, kontinuierliches Zeitgefühl. Ihm ist
ein genaues Verhältnis der Struktur der Zeit zu Eigen. Minuten, Stunden, Wochen, Jahre mit
diesen Zeiträumen kann er sehr gut umgehen und planen. Dieses kontinuierliche
Zeitempfinden resultiert aus der Notwendigkeit, sich bei Ackerbau an den Tages- wie
Jahreszeiten und dem Wachstum der Früchte zu orientieren. Alles läuft in einem
gleichmäßigen, stetigen Rhythmus ab. Die Dinge im Leben eines Farmers bewegen und
entwickeln sich fast ausschließlich linear, ohne sprunghafte Änderungen. So weiß der Farmer
genau, was es bedeutet, dass in 6 Monaten die Ernte reif ist. Er kann bis dahin genau einteilen,
was zu tun ist. Aber er muss auch den täglichen Tagesablauf strukturieren können, um mit
seinen Arbeiten jeden Abend fertig zu werden.
All das führte zu diesem im Vergleich zum Jäger linearen Zeitempfinden des Farmers. Das
qualifiziert ihn zu einem ausgezeichneten „Planer“, einem Strategen der Zeit, einem großen
Organisator, der größere Projekte „beherrschen“ kann.
DIE RELATIVE UND SPRUNGHAFTE, CHOATISCHE ZEIT DES JÄGERS
Der Jäger besitzt kein kontinuierliches Zeitempfinden. Auf der Jagd hat er zum Beispiel eine
Unmenge Zeit, die mit Warten verbracht werden muss. Stellen Sie sich dazu eine Katze vor,
die scheinbar gelangweilt auf der Lauer liegt, bewegungslos, fast schlafend. Das kann
Stunden dauern, doch sobald eine Beute auftaucht explodiert diese scheinbar regungslose
Gestalt in einem Feuerwerk blitzschneller und zielgenauer Bewegungen. Aus diesem so
friedlich wirkenden Kuscheltier wird von einer Sekunde zur anderen eine gefährliche
Raubkatze.
Wenn Sie sich diese beiden Prozesse anschauen, ist einfach naheliegend, dass ein Jäger über
zwei höchst verschiedene Zeitwahrnehmungen verfügen muss: Beim Warten muss die Zeit
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verfliegen, sonst würde er sich zu Tode langweilen. Sobald er in Angriffsmodus umschaltet,
muss seine Zeitwahrnehmung extrem ausdehnen, damit er viele Dinge in kürzester Zeit
erfassen und entsprechend reagieren kann.
Hätte der Jäger das gleiche Zeitempfinden wie ein Farmer, würde er sich den Zeiten des
Wartens langweilen und während der Jagd wäre er zu langsam.
Diese sehr unterschiedlichen Zeitwahrnehmungen machen es einem Jäger nahezu unmöglich,
größere „Zeiträume“ zu erfassen. Er kann Zeit nicht organisieren, da sie für ihn derart relativ
ist, dass er sie nicht in kleinere Einheiten gleicher Größe aufteilen kann. Das wäre aber
notwendig, um sie zu organisieren. Aus diesem Grund haben Jäger große Schwierigkeiten mit
Terminen, die sie gern einfach vergessen, tatsächlich ausblenden. Sie haben Schwierigkeiten
ihre Arbeit in kleinere Strukturen auszuteilen, um sie über den Tag zu verteilen. Sie arbeiten
impulsiv, unstrukturiert, ungleichmäßig. So sehr diese Eigenschaften in den meisten Jobs
stören, so perfekt passen sie zu der Börse, zum kurzfristigen Traden.
Die Börse funktioniert nämlich sehr ähnlich, es gibt im Intraday Verlauf lange Phasen, in
denen nichts passiert. Dann wieder explodieren plötzlich die Kurse und der Trader muss in
Sekundenschnelle viele Entscheidungen auf einmal treffen. Die Börse ist nur wenigen
zeitlichen Strukturen unterworfen (Börsenöffnungszeiten, Konjunkturdaten etc.) die ein Jäger
gut überblicken kann.
ERGIEHAUSHALT BEIM JÄGER UND FARMER
Ähnlich wie mit der Zeit so geht ein Jäger auch mit seinen Kräften um. Da er im Moment des
Angriffs, der eigentlichen Jagd, einen unglaublichen Energieschub braucht, neigt ein Jäger
dazu, die Zeit der Nichtjagd eher träge zu erleben. Auch darin unterscheidet er sich vom
Farmer, der gern „die ganze Zeit über“ beschäftigt ist und aus diesem Grund mit seinen
Kräften haushalten muss. Der Jäger kann zwar mehr Aufgabe erledigen, braucht aber
anschließend auch wesentlich länger, um sich zu erholen.
Ein Jäger arbeitet 15 Minuten sehr intensiv und erledigt in diesem Zeitraum eine Aufgabe,
anschließend braucht er 45 Min. um sich zu regenerieren.
Der Farmer braucht für die gleiche Aufgabe dagegen 45 Min. Anschließend genügen ihm
allerdings nur 15 Min. Zeit für die Regenerationsphase, da er wesentlich sparsamer mit seinen
Energien umgegangen ist.
Beide brauchen für die gleiche Aufgabe inkl. Erholungsphase unter dem Strich: 1 Stunde.
Dieses Beispiel verdeutlicht, warum das Day-Trading für die Mentalität der Jäger besser
geeignet ist. Sie können mehr Energie, Aufmerksamkeit und Intelligenz in kurzer Zeit zur
Verfügung stellen. Den Rest der zeit verbringen sie stundenlang eher träge von den Monitoren
sitzend. Dabei werden sie ein starkes Gefühl der Zeitverkürzung erleben. Die Stunden sogar
Tage fließen vorbei, als gäbe es sie nicht.
Ähnlich wie die Katze kann der Jäger jedoch sobald er ein vermeintliches Einstiegssignal
entdeckt von einer Sekunde zur andern unglaubliche Kräfte entwickeln.
LERNEN SIE, MIT IHRER ART DES ENERGIEVERBRAUCHS UMZUGEHEN
Wenn in Ihnen die Jägereigenschaften dominieren, sollten Sie auf Ihren Energiehaushalt
achten. Es hilft zu begreifen, dass man zwar in kurzer Zeit viel schaffen kann, dann aber auch
längere! Phasen der Ruhe braucht. Oft tun Jäger jedoch alles, um diese Ruhephasen zu
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vermeiden, sie laufen dabei aber Gefahr auszubrennen. Das ist gerade in der Finanzbranche
ein bekanntes Phänomen, das oft mit den oben beschriebenen Eigenschaften zu tun hat.
Beim Day-Trading sollten Sie sich also viele Phasen der Ruhe gönnen. Es ist keine Faulheit,
sondern eine notwendige Erholung, die Ihnen erst wieder die nötigen verbrauchten Energien
erneuert, bei dem nächsten Signal wieder über all Ihre Dynamik verfügen zu können.
Das ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Oft stellen gerade Jäger auch zu viel Energie in
dieser Angriffsphase zur Verfügung. Diese Überreaktion lähmt letztlich und schadet mehr, als
dass sie hilft.
In einem weiteren Schritt in Ihrer Tradingkarriere werden Sie diese Angriffenergie kaum noch
benötigen. Mit der Zeit werden Sie Ihnen Ihre Intuition ermöglichen, mit geringstem
Aufwand größten Erfolg zu erzielen. Dazu aber später mehr.
FARMER UND BÖRSE
Wer eine Familienmentalität hat, wird sich lange überlegen, viel Geld an den Börsen zu
investieren. Meistens wagen Farmer erst in der Nähe von großen Hochpunkten einzusteigen.
Nachdem die Börsenkurse über Jahre nach oben strebten. Erst dann ist auch ein Farmer
endlich davon überzeugt, dass die Börse etwas ganz Sicheres ist.
Mit hoher Disziplin wird alles gelesen und analysiert die Geschäftsberichte werden studiert,
gesammelt, abgeheftet, indiziert. Und erst anschließend wird investiert und gewartet, dass die
Saat aufgeht mitunter Jahre! Ein Farmer kann sich von einer Position eher schlecht trennen,
neigt dazu, eine intensive Beziehung zu dem Unternehmen aufzubauen. Ein Farmer wird
somit irgendwann alles über das Unternehmen wissen, in das er investiert ist. Er nimmt das
Unternehmen sozusagen in seine Familie auf.
Wenn zu viele Farmer an die Börse kommen, ist dies ein sicheres Zeichen dafür, dass die
Börsen kurz vor einem Crash stehen. Wenn aber nur noch Jäger und Zocker im Markt
sind, ist das ein Zeichen, dass eine Hausse bevorsteht.
Farmer erleiden oft schnell große Verluste, wenn sie erst ganz zum Schluss einer Hausse an
die Börse kommen und lieber halten als verkaufen. Wenn sie große Verluste gemacht haben,
kommen sie zu der Einsicht, dass Börse nichts für sie ist.
Das ist jedoch eigentlich sehr bedauerlich. Wenn diese Farmer nämlich dabeiblieben, weil sie
etwa eine Verluststrecke durchhalten oder sie aber das Glück hatten, zum richtigen Zeitpunkt
zur Börse gekommen zu sein, können sie aufgrund ihrer Disziplin und ihrer Beharrlichkeit zu
beachtlichen Wohlstand bringen. Warren Buffet ist wohl der bekannteste Vertreter der
Farmerriege. So gesehen haben es Farmer leichter an einem Jäger an der Börse reich zu
werden. Dazu müssen sie lediglich lernen, mit Ihren Fertigkeiten umzugehen. Sehr wichtig
ist, dass sie auch mal eine Akte verkaufen, also dies wie ein erwachsen gewordenes Kind aus
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der Familie entlassen. Ein weiterer Vorteil ist, dass in der Börsenliteratur unzählige Tipps,
Systeme und Hinweise für Farmer zu finden sind.
Vom Jagdtrieb erfasst, geben sie zudem nie auf: Selbst, wenn sie auf dem Boden der
Tatsachen liegen, werden sie immer noch versuchen, Mittel und Wegen zu finden, weiter zu
jagen. So verwundert es nicht, dass alle großen kurzfristigen Trader zwischendurch auch
einmal fast pleite waren. Jäger besitzen gar nicht erst die Disziplin, nach großen Verlusten
aufzuhören oder überhaupt aufzuhören. Eben das macht sie so anfällig für Suchtverhalten.
Und sie Börse wird für Jäger zu einer Sucht.
Wenn ein Jäger die Börse entdeckt, ist es um ihn geschehen. Im schlimmsten Fall wird er
auch noch seinen letzten Cent an die Börse bringen, nur um endlich Jagdglück zu haben. In
diesem Moment ist er stilles und endgültiges Opfer seines Jagdtriebes geworden.
Solange der Jäger nicht weiß, dass er ein Jäger ist, wie er funktioniert, warum sein Leben
bisher derart hart an der Gesellschaft vorbeigelaufen ist, wird er keine Chance haben, diesen
Prozess, diesem Teufelskreis zu entfliehen. Aber genau das ist notwendig, um aus einer
Jägermentalität einen höchst erfolgreichen Trader zu machen.
JÄGER UND DIE BÖRSE
Kurzfristige Trader sind oft Jäger, keine Farmer. Sie suchen eine Chance, sie wittern sie, sie
fühlen sie. Aber Jäger hassen es, lange investiert zu sein. Sie verlieren nämlich viel zu schnell
die Geduld. Jäger neigen dazu, Positionen, die sie zu lange halten, aus den Augen zu
verlieren, schlechtweg zu vergessen. Wie eine Katze, die mit der Maus spielt, bevor sie sie
frisst, geht es auch dem Jäger im Prinzip mehr um die Jagd als um die Beute. Positionen, die
zu lange gehalten werden, landen schlimmstenfalls im „Langfrist Depot“, das man bei einem
Jäger eher als Müllhalde bezeichnen kann.
Jäger beschäftigen sich ungern mit Unternehmenskennzahlen, ihre Konzentrationsfähigkeit
reicht nicht aus, einen Geschäftsbericht an einem Stück zu lesen und zu analysieren. Aus
ähnlichen Gründen neigen sie dazu, sich nicht mit komplexen wirtschaftlichen
Zusammenhängen zu beschäftigen. Insgesamt werden fundamentale Daten gern
vernachlässigt das ist für sie alles zu kompliziert und aufwendig. Auch aus diesem Grund ist
Day-Trading für sie die bessere Wahl, da es hier mehr auf Charttechnik ankommt.
Jäger lieber es, einzusteigen und schnell wieder auszusteigen, am besten mit einem Gewinn.
Sie wollen keine Aktien heiraten oder diese in ihre Familie integrieren.
WEITERE TYPISCHE MERKMALE VON JÄGERN/TRADERN
Jäger sind dabei immer bereit, alles über Bord zu schmeißen, was sie bis eben noch für bare
Münze genommen haben, was ihnen eben noch wichtig war. Leider sind sie auch immer
wieder bereit alles zu riskieren ihr ganzes Geld, ihren Beruf, ihre Familie allein, um den
Jagdtrieb auszuleben. Denn auch bei der Jagd haben sie schon immer ihr eigenes Leben aufs
Spiel gesetzt, um die Gruppe zu ernähren. Das ist eine der gefährlichsten Seiten des Jägers.
Eine Seite, die viele großartige Jägermentalitäten an den Börsen in den Ruin getrieben hat.
Meistens dann, wenn es ohnehin schlecht läuft riskieren Jäger einfach zu viel.
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Jäger verabscheuen Regelmäßigkeiten, sie verabscheuen Disziplin, sie verabscheuen
Bürokratie, sie hassen bestimmte Tagesabläufe. Sie wollen einfach nur jagen! Und für Jagen
sind sie auch geschaffen.
Natürlich leidet unten diesen Eigenarten auf der anderen Seite die Gründlichkeit. Es geht
zunächst darum, schneller zu sein, nicht besser! Es geht darum zu jagen, nicht aufzubauen.
Und so werden viele Verluste gemacht, weil der Jäger einmal vom Jagdtrieb übermannt, nicht
sauber genug gearbeitet hat.
Unsoziales Verhalten:
Jäger leben, wenn kein Partner das Leben organisiert, in Wohnungen, in denen man das
Gefühl hat: Hier kann man sich eigentlich nicht heimisch fühlen. Warum auch: Der Jäger ist
immer bereit, weiterzuziehen, dem Objekt des Jagdtriebes hinterher. Er hat keine
Bezugspunkte, kein eigentliches zu Hause, ihm sind schmückende und verzierende Dinge
meistens bis auf wenige Ausnahmen egal.
Da Jäger nicht wirklich gut mit Farmer auskommen, suchen sie sich auch andere Jäger als
„lockere“ Freunde und stehen, da sie die verpflichtenden Rituale des Alltags meiden, oft ein
wenig abseits der Gesellschaft.
Exzessive Ausdauer, ruinöses Durchhaltevermögen und Sucht:
Eine weitere Stärke der Jäger, die allerdings selten geschult ist: Sie können eine fast
unmenschliche Ausdauer an den Tag legen, doch nur, wenn sie auf der Jagd sind. Ansonsten
ist ihre Aufmerksamkeitsspanne, wie schon beschrieben extrem kurz. Sie können selten einen
Film bis zum Ende anschauen, langes Zuhören fällt Ihnen schwer.
Es wird sich vieles ändern
Sie werden jetzt sicherlich schon wissen, welchem Charakter sie mehr entsprechen. Und
vielleicht verstehen einige unter Ihnen schon jetzt, was ich damit meinte, als ich schrieb.
Dieses Kapitel allein schon kann Ihr Verhalten an der Börse verändern. Denn die Erkenntnis,
ob Sie ein „Jäger“ oder „Farmer“ sind, kann dazu beitragen, viele falsche und teure Wege gar
nicht erst zu gehen. Vielleicht reicht allein das Wissen um diese Unterscheidung, um zu
verstehen, warum so vieles in Ihrem Börsenleben bisher falsch gelaufen ist.
Mehr noch, dieser Vergleich kann Ihnen helfen, Ihre Fertigkeiten, Ihre Begabungen zu
schulen sowohl als Farmer als auch als Jäger.
WORTE AN DIE FARMER
Als Farmer können Sie sich mit Geldmanagement, mit langfristigen Strategien beschäftigen.
Sie können ein Tagebuch schreiben, in dem alle Ihre Investments aufgelistet, Pläne zu
entwerfen. Sie werden mit diesen höchst vernünftigen Tipps langfristig Erfolg haben, wenn
Sie in der Lage sind, kurzfristige Rückschläge auszusitzen. Suchen Sie sich alles, was Sie
über diese Aktien finden können. Werden Sie ein Investor. Legen Sie Ordner an, heften Sie
die Informationen ab und hegen und pflegen Sie diese Aktien. Trennen Sie sich erst von
ihnen, wenn sie die Ernte einfahren oder wenn die Ernte verdorben ist.
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Das muss ein Farmer lernen sich von etwas zu trennen. Dann werden Sie ein ruhiges Leben
haben. Sie werden Ihre Gewinne wachsen sehen, sofern Sie zufällig eine Börsenphase
erwischen, die bullish ist und das sind nun einmal die besten. Doch das Wichtigste ist: Sie
werden sich dabei gut fühlen.
WORTE AN DIE JÄGER
Als Jäger hingegen werden Sie nun wissen, warum Ihnen eben diese Strategien und Tipps, die
in so vielen Büchern empfohlen werden, bisher nicht gebracht haben. Sie können sie nicht
umsetzen, obwohl Sie deren Sinn durchaus verstanden haben. Sie sind aufgrund ihrer
Mentalität nicht in der Lage, ein ausgefeiltes Geldmanagement durchzuhalten oder in einem
Tradingtagebuch feinsäuberlich festzuhalten, was Sie so den ganzen Tag wann zu welchen
Kursen mit welchem Erfolg getan haben.
Nur wenn der Jäger seine Strategien an seinen Charakter anpasst, kann er seine Stärken in
Erfolg umwandeln. Und nur wenn er das tut, hat er eine Chance, sogar eine sehr große, an den
Börsen erfolgreich zu werden. Nur wenn endlich Börsenbücher für Jäger und nicht nur für
Farmer geschrieben werden, kann sich eine neuartige Tradergemeinde entwickeln, die ihre
scheinbaren gesellschaftlichen Schwächen in Stärken umzuwandeln.
In Prinzip können Sie das Wort „Jäger“ in den folgenden Kapiteln mit dem Wort „Trader“
gleichsetzen.
Gefahren, die speziell aus den Charaktereigenschaften des Jägers resultieren:
Das folgende Kapitel ist in erster Linie für Menschen geschrieben, bei denen der
Jägercharakter sehr dominant ausgeprägt ist. Aber natürlich werden sich auch alle anderen in
mehr oder weniger abgeschwächter Form je nach der Stärke der einzelnen Jägereigenschaften
wiederkennen.
Für einen Jäger ist die Börse die Erfüllung seines immer schon gefühlten Verlangens nach der
Jagd und damit Himmel und Hölle zugleich. Er neigt dazu, sehr euphorisch zu werden, wenn
er gewinnt. Auf der anderen Seite reagiert er zutiefst deprimiert, wenn er verliert. Diese
extremen Stimmungsschwankungen entstehen, da der Gewinn, sprich die Beute zu erlegen,
das eigentliche, erklärte Lebensziel ist. Auch wenn überall zu lesen ist, dass Traden
emotionslos erfolgen soll, so sind gerade diese Emotionen, am Anfang sehr wichtig, um den
Trader überhaupt mit dem Virus „Börse“ zu infizieren.
BÖRSENWAHN UND DESSEN FOLGEN
Vernachlässigung sozialer Kontakte:
Viele Menschen, die mit dem kurzfristigen Traden anfangen, geraten so am Anfang in eine
Art Börsenwahn. Börse wird zum zentralen Thema des Lebens. Das führt dazu, dass viele
Trader alles in ihrem Umfeld vernachlässigen. Da besonders bei Jägern die meisten sozialen
Kontakte ohnehin nicht besonders stabil sind, wird es ihnen leicht fallen, sich ganz und gar
der Börse zu verschreiben. Dabei wird oft unterschätzt, wie wichtig soziale Kontakte für die
psychische Stabilität sind. Und diese ist wiederum wichtig für den Börsenerfolg.
Gerade Menschen, die sich über die Beschäftigung mit der Börse immer mehr von der
Umwelt abschotten, neigen dazu, sich nicht immer förderlichen Gedankenwelten zu verlieren.
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Bekanntes Beispiel sind natürlich die Verschwörungstheoretiker, die anfangen, die
seltsamsten Modelle zu kreieren. Hier können soziale Bindungen helfen, den Kontakt zur
Realität nicht zu verlieren.
Aber man muss nicht einmal derart ins Extreme gehen, Börse ist ein fast perfektes Medium,
um paranoiden Denkstrukturen aufzubauen. Immer wieder höre ich von Tradern, dass sie sich
sicher sind, dass jemand gegen sie tradet. Oder es wird vermutet, dass andere Trader nur
darauf warten, dass man eine Position in den Markt legt, um diese abzuluchsen. Die simpelste
Form: Jeder Stopp wird von anderen „gezogen“. Das kann zwar bei größeren Positionen
eintreten, aber bei den Positionsgrößen, mit denen die meisten Trader arbeiten ist dies eher
unwahrscheinlich.
Das ist „gefährliches Denken!“ Auch hier können Kontakte, zum Beispiel zu anderen
Tradern, helfen, sich nicht in solche Hirngespinste zu verlieren.
Verzerrte Zeit
Hinzu kommt, dass Jäger, wie oben bereits beschrieben, über ein ausgesprochen verzerrtet
Zeitgefühl verfügen. Beim Traden befällt sie ein äußerst angenehmes, fast euphorisches
Gefühl der Zeitverkürzung. Sie können Stunden, Tage sogar Jahre vor ihren Monitoren
verbringen, ohne wirklich zu bemerken, wie schnell die Zeit vergeht und dabei im Extrem
sogar den Kontakt zur Außenwelt komplett verlieren. Es gibt Beispiele von Tradern, die mehr
oder weniger verwahrlosen. Es wird nicht mehr auf das Äußere geachtet, die Ernährung wird
dramatisch schlechter. Junkfood wird konsumiert, Kaffee und Zigaretten. Um nachts in den
Schlaf zu finden oder um „runterzukommen“ wird Alkohol in großen Mengen konsumiert.
Auch das ist der Anfang einer gefährlichen Entwicklung.
Wenn sie solche Tendenzen bemerken, sollten Sie aufpassen. Es ist nicht zu unterschätzen,
wie sehr Traden auf lange Sicht eine vergleichsweise robuste Gesundheit erfordert.
Körperlich Fitness ist eine der Grundlagen für langfristigen Tradingerfolg.
Auch hier kann der Vergleich mit dem Jäger helfen: Für einen Jäger sind körperliche Fitness
und eine gesunde Lebensweise unabdingbar, damit sie überleben.
Exzessives ruinöses Trading
Es gibt in diesem Kontext noch einen letzten Punkt, der auch typisch für Menschen mit
dominanten Jägereigenschaften ist. Ein Jäger hat nur eine Chance: entweder die Beute oder er.
Erlegt er keine Beute, wird er verhungern. Die Jagd hat also für ihn etwas Existentielles.
EIN TRADER HAT NUR EINE EINZIGE WAHL: ENTWEDER DIE BÖRSE ODER
ER.
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Aus diesem Grund neigen Jäger dazu, exzessiv an der Börse zu traden. Damit ist gemeint,
dass sie immer bereit sind, auch ihr letztes Hemd zu investieren in der vagen Hoffnung, den
letzten großen Coup zu landen. Das kann in dem unsinnigen Versuch enden, sozusagen auf
dem Boden liegend im letzten Moment den sprichwörtlichen Spieß doch noch umzudrehen
und ihn in den Bauch des Opfers zu rammen. Oder anders: kurz vorm Verhungern noch mit
letzter Kraft Beute zu machen. Ich habe viele Trader erlebt, die, als es eng wurde, alles auf
eine Karte gesetzt haben, hopp oder topp.
Doch selbst wenn so eine Vorgehensweise einmal funktioniert, wird dies lediglich dazu
führen, dass die Risikobereitschaft insgesamt ansteigt. Dieses Spiel wird nach einer ersten
positiven Erfahrung natürlich fortgeführt. Meistens kommt es somit ein wenig später zu dem
endgültig ruinösen Trader. Doch viel häufiger geht dieses „Alles oder Nichts“ Spiel direkt
beim ersten Mal schon schief.
So sehr auch dieser Hang zum „Alles oder Nicht“ in Ihnen schreit, geben Sie diesem niemals
nach!
Seien Sie wachsam
Lassen Sie es also niemals so weit kommen, dass die Börse zum uneingeschränkten
Lebensinhalt wird. Die Jagd, so einladend sie auch sein mag, darf immer nur ein Teil des
Lebens sein. Traden darf nicht zum Lebensinhalt werden, ansonsten fängt irgendwann die
eigentliche Beute, also die Börse, an, Jagd auf Sie zu machen.
Die Chance auf ein erfülltes Leben
Wenn Sie es schaffen, diesen gefährlichen Prozessen zu entgehen, haben Sie mit der Börse
etwas gefunden, das Sie den Rest Ihres Lebens begeistern kann. Ganz nebenbei kann Ihnen
die Börse sogar den nötigen Wohlstand verschaffen, ein Leben zu führen, das Ihnen den
nötigen Freiraum lässt.
Die Börse wird Ihnen dabei jeden Tag neue Herausforderungen bieten. Der Markt wird Ihnen
immer wieder ein williges Opfer sein, das sich jagen lässt, ohne Ihnen jemals Gewissensbisse
zu verursachen. Und glauben Sie mir, die Börse kann die perfekte, heimtückische und
intelligente Beute sein, die Sie finden können.
DIE WICHTIGSTEN ANFÄNGER-GRUNDREGELN FÜR KURZFRISTIGES
TRADING
Wenn Sie die folgenden Regeln nicht beachten, dann macht die Börse Jagd auf sie. Aus dem
Jäger wird der Gejagte. Als Gejagter fühlt man sich nicht nur ziemlich mies, sondern gibt
außerdem keine gute Figur ab.
Zum Beispiel, wenn man seinen Freund zum 15. Mal um Geld bitten muss, weil es dieses Mal
wirklich der ultimative Trade ist, der all die Sorgen mit einem Schlag wegwischen wird. Oder
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wenn Sie sich im Bücherladen wiederfinden mit einem Dutzend Ratgebern wie „In drei
Schritten zum Reichtum“ unter dem Arm. Den ultimativen Tiefpunkt haben Sie erreicht, wenn
Sie in Internetforen kleinlaut nachfragen, wie denn die anderen Trader ihren Partnern das
verloren Vermögen erklären.
Damit all das nicht geschieht, gibt es einfache Regeln, die Sie schützen können.
REGEL 1
ANSCHUBFINANZIERUNG SORGEN SIE FÜR AUSREICHEND KAPITAL
Ich werde immer wieder von Menschen gefragt, die sich entschlossen haben, Trader zu
werden, wie viel Geld man braucht, um an der Börse erfolgreich traden zu können. Das ist
meistens so gemeint: Wie viel Kapital muss ein Trader „einsetzen“, damit er eine Rendite
erzielen kann, von der sich leben lässt?
Diese Frage ist an sich schon falsch gestellt, denn sie geht von der irrigen Annahme aus, dass
man sich lediglich kurz einarbeiten müsse, um den Rest des Lebens ausgesorgt zu haben.
Die Realität sieht leider anders aus: Sie werden unter Umständen sogar mehrere Jahre
brauchen, um als Day-Trader dauerhaft erfolgreich zu sein. Es gibt manche, die schaffen es
eher, weil vielleicht die Umstände günstig sind oder sie einfach verdammt viel Glück haben.
Der eine oder andere ist vielleicht auch ein Naturtalent. Doch das sind die Ausnahmen.
Rechnen Sie grob damit, dass Sie, bevor Sie an Rendite denken können, erst einmal 25.000
40.000 € in Ihre Ausbildung investieren müssen. Das Problem ist, dass man tatsächlich erst
den Schmerz von Verlusten erleiden muss, um wirklich zu wissen, wovor man sich schützen
soll. Verluste sind wie Schrammen, die Sie vorsichtig werden lassen, die Ihnen verdeutlichen,
was Sie vermeiden müssen (z.B. Verluste anwachsen zu lassen).
Betrachten Sie diese Investition als Lehrgeld. Und wenn Sie verzagen, weil Ihnen die Summe
doch sehr hoch vorkommt, prüfen Sie nochmals ernsthaft Ihre Motive für den Traderberuf.
Veranschaulichen Sie sich dabei Folgendes: Als Trader werden Sie zu einer Art Elite gehören,
denn nur die Besten werden langfristig an den Märkten überleben. Auch Manager in der
Wirtschaft betrachten sich als Elite. Und für angehende Manager ist es oft selbstverständlich,
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ihren MBA an einer renommierten Business School zu machen, vorzugsweise in den USA.
Allein für die reinen Studiengebühren zahlen viele bereitwillig diesen Preis…
Theoretische Mindestsumme:
Die absolute Mindestsumme, die ein erfahrener Trader für den Erfolg benötigt, ist relativ
niedrig. Sie beläuft sich auf die Summe, welche man braucht, um 3 volatile Future-Kontrakte
zu kaufen, also ca. 6000 12.000 € plus einen Wert, der die ersten möglichen Verlustphasen
abdecken kann.
Wenn Sie allerdings schon so weit gekommen sind, von sich zu behaupten zu können, Sie
seien ein erfahrener Trader, haben Sie mit Sicherhit in Ihrem Traderleben schon deutlich mehr
als 25.000 € verloren.
Am einfachsten wäre es natürlich, wenn Sie über so viel Vermögen verfügen, dass Sie allein
von den Zinsen leben können und auch noch Geld übrig haben, dass Sie jeden Monat
verlieren können. Nur, warum sollte man dann noch traden.
REGEL2 - VERMÖGENSERHALT
RISKIEREN SIE NIE ALLES
Grundsätzlich ist es beim Trading unerlässlich, sich um den Vermögenserhalt zu kümmern.
Riskieren Sie nie Ihr ganzes Vermögen, sogar dann nicht, wenn Ihnen der Trade des
Jahrhunderts zu begegnen scheint. Gerade Anfänger lassen sich leicht verleiten, zu viel von
ihrem Vermögen in zu viele Positionen zu stecken. Es wird alles gekauft, was
erfolgversprechend erscheint.
Sie müssen an den Börsen jedoch immer mit dem Unmöglichen rechnen. Und wenn das
eintritt, müssen sie immer noch genug Kapital in der Hinterhand haben, um schlimmstenfalls
von vorn anzufangen zu können.
Und glauben Sie mir, das Unerwartete wird geschehen irgendwann. Was wäre, wenn Sie das
entscheidende Long-Signal kurz vor dem 11.September 2001 entdeckt hätten. Dieses
unerwartete Ereignis hat einige Trader arm gemacht
Sie dürfen niemals mit dem Rücken zur Wand stehen und das tun Sie, wenn Ihre
Investitionsquote zu hoch ist. Auch wenn Anfänger nur über wenige 1000 € verfügen, also
in einem Trade Ihr gesamtes letztes Geld einsetzen wollen, LASSEN SIE ES SEIN.
Machen Sie in diesem Fall lieber einen Luxusurlaub und genießen Sie die tolle Zeit, das wird
sicherlich eine angenehmer als die Erfahrung, einen dummen Fehler gemacht zu haben.
Die Börse ist höchst ungerecht, sie gibt denjenigen großzügig, die es eigentlich nicht brauchen
und nimmt denjenigen alles, die es am nötigsten haben.
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Das ist eine typische Eigenart der Börse. Sogar Sie immer dafür, dass Ihr Vermögen nicht
ganz in der Börse verschwinden kann. Rechnen Sie in diesem Zusammenhang immer damit,
dass genau das Schlimmste, das nicht geschehen darf, eintreten wird.
REGEL 3 ANGSTSFREIES TRADING
SICHERN SIE IHRE LEBENSUMSTÄNDE AB!
Wenn Sie Gewinne „brauchen“, um leben zu können, kommt bald Angst auf, wenn es einmal
nicht so läuft wie erwartet. Solche Phasen tauchen immer wieder auf. Angst ist jedoch der
Tod jeden Traders. Sorgen Sie also dafür, dass zumindest Ihre Grundausgaben abgesichert
sind. Entweder durch einen Job oder durch Rücklagen.
Wenn Sie mit existentieller Angst traden, werden sie versuchen, nur noch die Trades zu
machen, die Ihnen „sicher“ erscheinen. Die Erfahrung zeigt aber, dass diese Trades nur selten
zum Erfolg führen. Denn es sind oft die Trades, die jeder vorsichtige Trader auch sieht und
wir kennen das Spiel an der Börsen: Die Masse liegt gerne falsch. Aus diesem Grund gehen
diese scheinbaren so sicher Trades häufiger nicht auf. Zudem hat man mit Angst im Bauch
häufig zu langsam, weil zu unentschlossen. Das führt dazu, dass Ihnen die besten Trades
davonlaufen, ohne dass Sie dabei sind. Angst lähmt und führt zu den falschen
Entscheidungen.
Angst hat schon viele Trader in den Ruin getrieben. Machen Sie diese Erfahrung nicht auch
noch!
Mit Angst kann man nicht traden!
Wenn Sie Ihre Grundausgaben abgesichert haben, können Sie auch eine längere Pause
einlegen, wenn der Markt nicht so läuft, wie Sie das gedacht haben. Auch das ist ganz normal.
Es werden immer wieder Phasen auftreten, in denen Sie mit dem Markt nicht zurechtkommen.
Diese können sogar mehrere Monate dauern. Solche Phasen müssen Sie finanziell
durchstehen können.
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Verhindern Sie, dass Ihre Lebensumstände Sie zwingen, Geld an den Börsen verdienen zu
MÜSSEN, um die Miete zahlen zu können.
REGEL 4 ÜBERLEBEN AN DER BÖRSE
SO FINDEN SIE EINE MACHBARE STRATEGIE
Wenn Sie schon den Jäger als Metapher bemühen, können wir auch die Börse als Dschungel
bezeichnen. Diesen „Dschungel“ Börse müssen Sie kennenlernen wir Ihre eigene
Westentasche. Dabei ist es hilfreich, am Anfang zunächst immer wieder kleine Schritte in
diesem Dschungel zu wagen. Nur so können Sie vermeiden, dass Sie sich zu sehr verletzen.
Glauben Sie mir, Sie werden sich noch viele Schrammen holen, bevor Sie zu den besten
Tradern gehören. Doch dürfen solche Schrammen nicht zu großen Wunden werden, die Ihnen
die Kraft nehmen! Also müssen Sie Vorsorge treffen.
Doch der entscheidende Fehler ist, dass Trader immer wieder zu große Positionen eingehen,
weil sie unbedingt schnell reich werden wollen. Vergessen Sie den schnellen Reichtum. Sie
wollen Trader werden und dazu müssen Sie erst einmal lernen, in diesem Börsendschungel zu
überleben um mehr geht es nicht am Anfang! Wenn Sie lang genug überlebt haben, können
Sie immer noch Ihre Positionsgrößen erhöhen. Sie müssen also gerade am Anfang ein wenig
herumexperimentieren, um die für Sie geeignete Positionsgröße herauszufinden.
Es geht im ersten Schritt immer nur um das Überleben im Börsendschungel!
Eine einfache Strategie:
Wenn Sie jedoch unsicher sind, ob Sie mit Ihrem Geld richtig haushalten können, gibt es
einen kleinen Trick. Überlegen Sie wie viel Geld Sie in diesem Jahr verlieren wollen! Ich
meine wirklich verlieren, denn gehen Sie davon aus, dass Sie es tun werden! Das ist schon
einmal eine realistische Einstellung.
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Teilen Sie daraufhin die Summer durch vier, für vier Quartale. Mehr kann ein Trader
emotional nicht überblicken. Richten Sie sich ein Traderkonto ein und überweisen Sie genau
das Geld für ein Quartal auf dieses Konto. Mehr nicht.
Wenn das Geld für ein Quartal verbraucht ist, machen Sie für dieses Quartal Schluss. Sie
haben sich in diesem Fall im „Dschungel“ derart verletzt, dass Sie sich erst erholen müssen.
Trainieren Sie um im nächsten Quartal besser zu machen!
In dieser Zeit des Wartens können Sie trainieren, machen Trockenübungen, vielleicht machen
Sie sogar ein paar Trades auf dem Papier. In dieser Zeit können Sie auch Bücher und anderes
lesen. Sie glauben nicht, wie motivierend es sein kann zu trainieren, wenn Sie wissen, dass es
nach kurzer Zeit weiter geht. Schließlich wollen Sie im nächsten Quartal nicht schon wieder
die ganze Summe innerhalb eines Tages verlieren.
Und so kann auch diese Zeit des Wartens eine erfüllte und hoch produktive Zeit sein.
Starten Sie wieder, sobald das neue Quartal anfängt. Überweisen Sie die nächste Summe und
das Spiel geht von vorne los. Im Prinzip ist diese Strategie vergleichbar mit Studiengebühren,
die Sie zahlen, um lernen zu dürfen.
REGEL 5 SCHMERZEN ALS CHANCE
ZIEHEN SIE NUTZEN AUS VERLUSTEN
Nur der Schmerz wird Sie lehren, gründlich zu arbeiten!
Noch einmal zum Thema Verluste und Schmerzen: Wenn die Wunden, die der Markt Ihnen
zufügt Sie nicht endgültig in die Knie zwingen, wird der Schmerz zum Lehrmeister.
Interpretieren Sie Verluste um. Fühlen Sie die körperlichen Schmerzen, die ein Verlust
bereitet. Wo findet er in Ihrem Körper statt? Verzagen Sie nicht, wenn Sie wieder Geld
verloren haben, sondern lernen sie daraus.
Es ist Ihre Beute, die Ihnen die Schmerzen zufügt und es geht schließlich darum, eben diese
Beute besser kennenzulernen. Jede Narbe, die Sich Ihnen hinterlässt, macht Sie erfahrener.
Bedanken Sie sich für jeden Schmerz. Dieser Schmerz ist ein Geschenk an Sie. Eine
Verletzung, die Sie daran erinnert, diesen Fehler nicht noch mal zu machen. Sie können die
Beute nicht kennenlernen, wenn Sie die Beute nicht kennenlernen.
Und was wäre das für eine langweilige Jagd, würden Sie die Beute schnell erlegen und immer
nur gewinnen? Seien Sie doch froh darüber, dass die Börse Ihnen immer und immer wieder
zeigt, wie gefährlich sie ist. Stellen Sie sich einen Jäger vor, der ausschließlich Schafe auf der
kleinen und eingezäunten Weide jagen dürfte. Es würde schnell dick, faul und träge werden
und bald jeden Spaß am jagen verlieren. Wahrscheinlich würde er sich schon sehr bald
wünschen, in der freien Wildbahn zu jagen.
Auch wenn man es nicht glauben will, doch dem Jäger geht es mehr um die Jagd als um die
Beute selbst. Und auch beim traden werden Sie erfahren, dass es irgendwann mehr um das
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Traden als um den Gewinn gehen wird zumindest wenn Sie eine ausgeprägte
Jägermentalität verfügen.
Wenn es Ihnen, aber um mehr als nur um Reichtum geht, gibt es nichts Schlimmeres, als
„endgültig“ zu siegen. Wenn Jäger keine Herausforderung mehr spüren, müssen sie sich bald
ein neues Jagdrevier suchen. Doch keine Sorge, an den Börsen wird das nicht nötig sein.
Also der Schmerz ist wichtig, er ist gut. Es gibt nicht zu jammern. Es gilt, ihn zu spüren und
ihn zu transformieren, ihn in noch mehr Geschicklichkeit und Tradingverstand umzusetzen.
REGEL - 6 FLEXIBILITÄT UND VORSICHT
BLEIBEN SIE IMMER WACHSAM
Bilden Sie sich keine Meinung in der Art, dass etwas stets funktioniert! Immer wieder bilden
sich an den Börsen Regelmäßigkeiten, doch es gibt keine Garantie, dass diese
Regelmäßigkeit, nachdem Sie diese erkannt haben, weiter besteht.
Ihre Beute, die Börse, lernt genau so schnell wie Sie! Wenn nicht sogar schneller. Sie wird
sich immer und jederzeit auf alles einstellen, das funktioniert. Sie reagiert intuitiv.
Wenn also viele Trader, die gleichen Techniken anwenden, wird die Börse das bemerken und
sich umstellen. In solchen Fällen funktioniert sehr bald das Althergebrachte nicht mehr. Das
mussten schon viele Trader schmerzhaft erkennen, besonders jene, die nach festen Systemen
arbeiten wollten vergessen Sie das!
Tiger im Nacken
So müssen zudem immer gerade auf die Dinge gefasst sein, die alle anderen für
unwahrscheinlich halten. Ihr Geld, das sich auf dem Markt befindet, kann jederzeit direkt
angegriffen werden. Von allen unerwarteten Seiten aus. Schärfen Sie also Ihre Sinne! Sie
müssen lernen, es zu „fühlen“, wann Ihr Geld und damit Ihre Unversehrtheit in Gefahr
geraten. Denn Ihr „Verstand“ und die von unserer Gesellschaft hochgejubelte Logik haben im
kurzfristigen Trading keine Chance. Was wäre das auch für ein Tiger, den sie vorher sehen
und der Ihnen die Zeit lässt, logisch zu überlegen und Pläne auszuarbeiten, wie Sie nun
handeln müssen. Nein, bis Ihr Verstand nach dem Blick in die Augen eines Tigers angefangen
hat zu arbeiten, befindet er sich schon im Magen desselben.
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REGEL 7 ABSEITS DER MASSE
JAGEN SIE DORT, WO KEIN ANDERER JAGD!
Jagen Sie nicht auch noch die Beute, hinter denen alle anderen her sind. Stellen Sie sich das
wie bei einer englischen Fuchsjagd vor. In der Meute werden Sie mit großer
Wahrscheinlichkeit leer ausgehen, jemand anderes erlegt den Fuchs! Sie haben nur geholfen!
Der richtige Jäger geht eigene Wege abseits der breiten Mainstream-Meinungen. Er kennt die
Börse und weiß, dass die Beute dort zu fangen ist, wo kein anderer jagt.
Wenn alle in Richtung Süden laufen, gehen Sie in Richtung Norden. Denn Sie wissen, die
beste Beute versteckt sich vor dem Lärm der Masse und wird da zu finden sein, wo es am
wenigsten rumort.
An den Börsen ist es ganz typisch, dass gewisse Themen zunächst von Experten, dann von
Börsenbriefen oder Internetblogs, gefolgt von den Börsenmedien und zum Schluss von den
Massenmedien aufgenommen und verarbeitet werden.
Wenn Sie also in den großen Zeitungen auf einmal lesen: „Kaufen Sie Gold“, ist das Thema
schon komplett durch das Dorf getrieben. Meistens werden Sie dann mit dieser Anlage keinen
Gewinn oder sogar größere Verluste machen.
Wenn Sie überall lesen, dass jetzt Solar-Aktien oder Biotech-Aktien die künftigen
Outperformer sind, sind Sie auch schon zu spät. Versuchen Sie möglichst an den Anfang
dieser Hypes zu kommen.
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Im Day-Traden ist es ähnlich. Wenn die Aufwärtsbewegung im Tagesverlauf schon weit
fortgeschritten ist, werden Sie nur selten eine Chance haben, auf der Long-Seite noch
Gewinne zu machen. Eher geraten Sie in eine Konsolidierung und werden unglücklich
ausgestoppt. Auch hier muss man versuchen, möglichst früh in eine Bewegung
hineinzukommen oder aber die Konsolidierung abzupassen.
REGEL 8 MEHR ALS GELD
VERLIEREN SIE NIE DEN RESPEKT VOR DER BÖRSE
Versuchen Sie, sich immer wieder bewusst zu werden, wie ernst das Traden ist!
Ich weiß das schreibt sich so leicht. Jägermentalitäten haben jedoch oft ein sehr seltsames
gestörtes Verhältnis zu Geld. Geld ist ihnen oft zu unwichtig. Deswegen kann es helfen, sich
wirklich immer wieder klarzumachen: Es geht um Ihre Unversehrtheit, um Ihr Leben und
zwar bei jedem Trade nicht nur um Geld!
Nur, wenn sich das immer wieder ins Bewusstsein rufen, habe Sie die nötige Nervosität und
Aufmerksamkeit. Hängen Sie sich notfalls ein Bild von einem Tiger neben den Monitor, der
sie immer wieder daran erinnert, was die Börse eigentlich ist.
Verlust von Realität
Leider kommt es bei vielen Tradern mit der Zeit zu einer Realitätsstörung. Dadurch, dass man
beständig mit großen Beträgen jongliert, verliert man den Kontakt zu dem eigentlichen Wert,
der hinter diesen Beträgen steht. Es wird zu einem Computerspiel. Interessanterweise regt es
viele Trader weniger auf, 1000 Euro an den Börsen zu verlieren, als ein
Knöllchen(Schwarzfahren) zu erhalten.
Es ist zwar grundsätzlich richtig, beim Traden entspannt zu bleiben, doch Ihnen muss
trotzdem immer gegenwärtig bleiben, dass Sie jeden Cent, den Sie verlieren, auch wieder
gewinnen müssen. Wenn Sie zu sehr wie in einem Computerspiel fühlen, kann es sein, dass
Sie den Wert Ihrer Verluste unterschätzen und das führt unweigerlich irgendwann in den
finanziellen Ruin.
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Machen Sie sich immer wieder bewusst, dass Sie um jeden Cent kämpfen müssen, als wäre es
Ihr letzter. Trading ist ein hartes Geschäft, das keine Fahrlässigkeiten verzeiht.
REGEL 9 KÜHLEN KOPF BEWAHREN
ÜBERTRADEN SIE DEN MARKT NICHT
Dies ist vielleicht die wichtigste aller Regeln, denn hier werden die meisten Fehler gemacht.
Jäger lieben es zu beobachten! Lernen Sie das und fühlen Sie sich dabei wie eine Katze, die
auf der Lauer liegt. Beobachten Sie die Märkte, bis Ihre Chance kommt. Einen heftigen
Einbruch, eine Massenpanik, dann schlagen Sie zu! Dann zeigt die Börse Breitseite und ist
angreifbar.
Warten und Geduld sind das wichtigste Gut beim Traden
Die meisten gehen aber eher dann eine Position ein, wen sie gerade „Lust“ oder ein wenig
„Zeit“ haben. Der Jagdtrieb ist größer als die Geduld. Kein Jäger würde aus Langeweile in
den Dschungel gehen, sondern nur, wenn er seine Sippe versorgen muss. Nicht wenn Sie Zeit
haben, sondern nur, wenn Sie vollkommen auf Jagd eingestellt sind, dürfen Sie traden!
Warten Sie auf die besten Chancen, warten Sie auf den Zeitpunkt, an dem die Börse durch
irgendetwas aus der Reserve gelockt wird. Dann können Sie die wirklich guten Trades
machen.
Lernen Sie die Gewohnheiten der Beute kennen
Achten Sie darauf, wann Ihre Beute am einfachsten zu erlegen ist. Jeder Index, jede Aktie hat
verschiedene Zeitpunkte, an denen die wichtigen Kursbewegungen stattfinden. So wie eine
Raubkatze bestimmte Gewohnheiten entwickelt, so entwickelt auch die Börse Gewohnheiten.
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Kontrollieren Sie den Trieb
Ein anderes Problem ist, dass einige einfach nicht vom Markt weg bleiben können. Sie
müssen immer und jederzeit irgendwie investiert sein. Es gibt unzählige gute Trader, die diese
Unart ruiniert hat. Definieren Sie notfalls Ihren Jagdinstinkt als eine Art Sucht, die Sie immer
wieder zu etwas zu zwingen Lassen Sie sich nicht zwingen!
REGEL 10 GROßZÜGIG BEI ERFOLG
TEILEN SIE DIE BEUTE
Ein Jäger jagt nicht nur für sich selbst. Er jagt, um seine Gruppe zu versorgen.
Wenn Sie also Beute machen, geben Sie etwas ab. Essen Sie sich satt und spenden Sie einen
kleinen Teil des Gewinns, oder geben sie, wenn Sie gerade einen guten Trade hatten, einem
Bettler etwas ab. Lassen Sie die Gemeinschaft an Ihrer Beute teilhaben. Probieren Sie es aus,
Sie werden spüren, wie sehr Ihnen dies ein Gefühl tiefster Zufriedenheit verschafft.
Der Farmer hat durch seinen Gemeinschaftssinn und seine Effizienz in der Produktion eine
hohe Daseinsberechtigung und daher eine große gesellschaftliche Anerkennung. Ein Jäger
erwirtschaftet einen vergleichsweise kleinen Ertrag. Dafür sind die Produkte des Jägers
exklusiver: Hirschkeule oder Bärenfell erhält die Sippe nicht jeden Tag.
Teilt der Jäger seinen Luxus nicht mit den anderen, so wird er bald als Schmarotzer geächtet.
Heutzutage werden somit gerade die Jäger an den Börsen, die Spekulanten, gern als
vermeintliche Börsewichte verteufelt. Vielleicht ist auch das der Grund, warum so viele
erfolgreiche Trader und Investoren wie Soros, Templeton, oder Buffet große Summen
spenden.
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REGEL 11 UND NUN LOS
NUTZEN SIE DIESE UNGLAUBLICHE CHANCE
Im Gegensatz zu vielen anderen kann die Börse Jägern zu einem sinnerfüllten Leben
verhelfen. Sie kann Ihnen alles geben, was das Leben spannend macht. Mehr noch als Geld
und Luxus.
Die Börse kann Ihnen einen Sinn im Leben geben, ein Ziel. Sie wollen ab heute einer der
besten Jäger im Börsendschungel werden.
Es ist eine große Herausforderung, eine große Vision, die Ihnen viele höchst interessante und
spannende Jahre verschaffen kann.
Die Börse ist Ihre große Chance!
Nutzen Sie diese!
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HARTNÄCKIGE ILLUSIONEN
DIE BÖRSE MACHT REICH
Reich ist derjenige, der weiß, dass er genug hat!
Die Börse ist ein sicherer Weg zu nachhaltiger Armut!
Die erste Illusion, der wahrscheinlich alle, vornehmlich männlichen Börsenneulinge verfallen,
ist die, an den Börsen schnell und unkompliziert reich zu werden.
Die meisten brauchen eine Weile, um zu begreifen, dass das leider eine ziemlich irrige
Vorstellung ist. Andere begreifen es nie.
Spielen Sie lieber Lotto, dort ist die Chance schnell reich zu werden viel höher.
Der „Beruf“ des Traders gehört zu den härtesten Professionen. Sie müssen bereit sein, Ihr
Leben ganz der Börse zu widmen. Sie müssen bereit sein, mit Versagen umzugehen. Sie
müssen bereit sein, einen großen Teil ihrer persönlichen und sozialen Freiheit der Börse zu
opfern. Und Sie müssen einen tiefen Blick in Ihr Innerstes wagen, etwas, wozu nur wenige
Menschen bereit sind.
Und dann wird die Börse auch noch zu einer Art Sucht. Eine Sucht, die Sie genauso fertig
machen kann, wie Alkohol oder Heroin. Sie werden diese Sucht in all Ihren Facetten spüren
und nur wenn Sie sich einer Sucht gewachsen fühlen, haben Sie eine Chance. Nur wenn Sie
ein Kämpfer sind, haben Sie eine Chance.
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BLÜMCHENLITERATUR
Vielleicht meinen Sie nun, ich übertreibe. Schließlich liest man überall in den Büchern wie
viele es geschafft haben. Ich bin seit vielen Jahren Trader und habe in dieser Zeit viele andere
Trader kennen gelernt. Mehr als 98 % dieser Trader sind bis heute erfolglos.
Würden diese Menschen, die an den Lippen eines Tradergurus hängen, die Realität sehen, sie
würden wahrscheinlich ihre letzte Hoffnung verlieren, reich zu werden. Das ist keineswegs
eine neue Erkenntnis, es gibt dazu eine alte Börsenweisheit:
„Investoren sind Menschen, die mit einem Rolls-Royce(Mercedes, BWM) auf der Wall
Street vorfahren, um sich von Analysten Anlagetipps zu holen, die selbst mit der U-
Bahn gekommen sind.“
HINTER DEM GLAMOUR STEHT ENTSETZEN
Sicher die Börse hat wenige Menschen reich gemacht, aber die meisten enden kläglich, mit
Schulden und einer angeknacksten Psyche. Nur davon berichtet keiner. Niemand erzählt von
dem unendlichen Leid, das so viele ereilt hat, nachdem sie mit der Börse konfrontiert wurden.
Es gibt keine Bücher mit dem Titel: „Wie ich mit Aktien Haus und Hof verspielt habe und
meine Familie in die Armut trieb“. Wer sollte solche Bücher auch lesen wollen.
Die Menschen brauchen Hoffnung und Träume, auch wenn sie noch so absurd sind.
Es ist eben diese Hoffnung, welche viele Menschen am Leben hält.
EINE ENTTARNENDE FRAGE
Fragen Sie sich, wie viele Storys Sie aus der Literatur und den Medien kennen, von
Menschen, die durch Trading an den Börsen tatsächlich reich geworden sind. Streichen Sie
diejenigen raus, die nicht mit eigenem Geld reich geworden sind. Streichen Sie die raus, die
später noch wieder verarmt sind. Es bleiben großzügig 1000 Trader übrig.
Nun vergleichen Sie diese Zahl mit den Millionen und Abermillionen, die seit dem Start der
Börsen das Gleiche versuchen. Setzen Sie diese Zahlen zueinander in Relation.
Die Wahrscheinlichkeit dies zu schaffen liegt ungefähr bei der Quote Lottomillionär zu
werden. Und das Buch „Wie sind in 3 Schritten zu Lottomillionär“ wird sicher keiner
kaufen.
Doch Sie wollen Trader werden. Und Trader zu sein bedeutet, dass Sie erst einmal klar sehen,
was ist. Sie müssen das Medium, mit dem Sie sich beschäftigen, vorurteilsfrei kennenlernen.
Nur so haben Sie eine Chance. Man muss nicht blauäugig ins Verderben laufen.
GNADENLOSE SELBSTÜBERSCHÄTZUNG
Ich weiß nicht wie viele Ehen, Beziehungen und Familien durch die Börse kaputt gegangen
sind, doch ich habe viele solcher Geschichten gehört und im Kollegenkreis miterleben
müssen. Aber wen schreckt das schon ab? Das liegt an einer vornehmlich dem Mann sehr
typischen Eigenschaft, die besonders bei den Jägern sehr ausgeprägt ist: gnadenlose
Selbstüberschätzung.
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Die Welt hinter all diesem Börsen-Glamour ist schmutzig und abstoßend. Verlieren gehört
nicht nur dazu, es ist nun einmal das, was an den Börsen am häufigsten geschieht. Wenn Sie
das Gefühl haben, der Einzige zu sein, der immer nur verliert, wird das bald demotivierend.
Wenn Sie jedoch begreifen, dass das der Weg zum Ziel ist, ist es motivierend.
SELBST BANKEN VERBIETEN IHREN ANGESTELLTEN DAS TRADEN
Fragen Sie sich doch einmal, warum einige Banken ihren Analysten und ihren Angestellten
vertraglich untersagen, zu viele „Trades“ pro Monat zu machen. Einfach deshalb, weil die
Banken aus Erfahrung wissen, dass die Leute in finanzielle Schieflage geraten und so auf
sonderbare Gedanken kommen könnten.
Wer sollte besser wissen als die Banken, die die Entwicklung auf den Traderkonten
miterleben, wie hoch die Wahrscheinlichkeit des Ruins ist und welche gravierende
Auswirkung die Börsensucht haben kann! Nur mit solchen drastischen Maßnahmen kann
vermieden werden, dass Bankangestellte in den Bann des kurzfristigen Tradens geraten, sich
ruinieren und unberechenbar werden.
WER AUSSTEIGEN MUSS, WIRD ERFINDERISCH
Auslöser war der Anruf einer dieser „Top-Trader“. Ich hatte ihm in der Anfangszeit oft via
Telefon gemeinsam getradet und viel gelernt. Was mich verwunderte Er mach ständig
Gewinne und ich nur Verluste. Aber klar, ich war halt zu langsam, hatte noch nicht so viel
Ahnung war neu, verstand vieles nicht so dachte ich.
Irgendwann schlief der Kontakt ein, es war einfach zu frustrierend für mich! Ein Jahr später
rief dieser Trader bei mir an und fragte, ob ich eigentlich ausreichend versichert sei. Als ich
ihn fragte, warum er denn nicht mehr Trade, sagte er: „Ach, es war mir einfach zu langweilig
es hat mir keinen Spaß mehr gemacht ich brauche etwas Neues.
Jeder, der an der Börse getradet hat, weiß, dass dies Blödsinn ist. Insbesondere kann ich mir
kaum vorstellen, dass
Versicherungen verkaufen, eine spannendere Alternative ist. Nein, dieser Trader war
schlichtweg pleite.
Stimmt, er hatte immer nur die Gewinntrades schnell mitgenommen. Lief es gegen ihn, hörte
ich nur den Satz: „Die Position halte ich, die kommt schon wieder.“ Die Positionen aber, aus
denen er nicht herauskam, landeten im „Langfristdepot“, einer Art Endlager für
Fehlspekulationen. Und hier dürften die dramatischen Verluste all die kleinen Gewinne
aufgefressen haben. Plötzlich erkannte ich, dass dieser Trader nie Verluste realisierte! Eine
kleine psychische Schwäche, die Unfähigkeit zu verlieren, hatte ihm das Genick gebrochen
und aus einem brillanten Trader einen Versicherungsverkäufer gemacht.
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Ich habe in den Jahren an der Börse noch viele solcher Geschichten erlebt. Gerade das
Internet hat eine ganz neue Ära des Tradens geschaffen, aber auch eine ganz neue Ära des
Scheiterns.
Ein anderer Top Trader an dessen Qualitäten wirklich niemand zweifelte, rief mich an um zu
fragen, ob ich einen Job für ihn habe. Er habe finanzielle Schwierigkeiten und zauberte eine
absurde Geschichte aus dem Hut. Bei diesem Trader war ich mir sicher, denn er hat ein Jahr
lang in einer starken Hausse auf fallende Märkte getradet, das hält niemand finanziell durch.
Ich konnte mir deswegen lebhaft vorstellen, was ihm widerfahren war er hatte sich
vollkommen verspekuliert und war pleite.
WER ERZÄHLT SCHON DIE WAHRHEIT
Vielleicht fragen Sie sich nun, warum diese Trader denn nur solche zum Teil äußerst
durchsichtigen Geschichten erfinden?
Haben Sie noch nie etwas „geschönt“ aus Verzweiflung? Erzählen Sie nicht auch lieber
eigene Erfolgsgeschichten als Verluste einzugestehen?
Es ist ein Teil der Sucht namens Trading. Genauso wie sich ein Alkoholiker zunehmend in
Lügen verstrickt, so geraten die meisten Trader ebenfalls in diese Falle. Vielleicht kennen Sie
einen armen Alkoholiker, von denen jeder weiß, dass er Alkoholiker ist, der selbst aber immer
noch verzweifelt versucht, es vor dem Freundeskreis und der Verwandtschaft geheim halten.
Und genauso, wie die erste Lüge des Alkoholikers zum finanziellen und sozialen Ruin führt,
kann die erste Lüge des Traders das Gleiche bewirken. Dabei ist es unmöglich, einen
Alkoholiker auf seine Lügen anzusprechen, wie einen Trader auf seine Lügen zum Thema
Geld. Sie werden nicht glauben, wie viele Männer ihren Frauen verheimlichen, was sie bisher
genau an den Börsen verloren haben. Nicht wenige unter Ihnen werden es mir jedoch glauben,
denn Sie haben es selbst schon getan.
Der erste Schritt zur Sucht, zur dunklen Seite des Tradings ist, sich selbst und seiner Umwelt
etwas vorzumachen, was die Verluste betrifft. An dem Tag, an dem Sie Ihre Ehrlichkeit
aufgeben, haben Sie den ersten Schritt in den Ruin getan! Traden erfordert uneingeschränkte
Klarheit, erfordert das Bewusstsein über Erfolg und Misserfolg und was noch viel wichtiger
ist: Ehrlichkeit zu sich selbst!
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Wer nicht zu seinen Verlusten steht, wird niemals zu den Gewinnern gehören!“
DAS PYRAMIDENSPIEL
Wenn Sie erkennen, in welcher Höllenmaschine Sie sich begeben haben, sobald Sie das
Parkett der Börsen betreten, werden Sie plötzlich ganz winzig. Sie fühlen, wie unbedeutend
ihre läppischen 10.000€, 100.000€, oder sogar 1 Mio. € sind.
Doch nur dann haben Sie eine Chance zu erkennen, dass die Börse ein großes Raubtier ist, das
nichts anderes tut, als möglichst schnell möglichst viele kleine Trader zu erlegen.
ZAHLENSPIELE
Um eine Million zu verdienen, müssen Sie 1000 anderen Tradern satte 1000€ abnehmen.
Stellen wir uns, sie verdienen jeden Tag an der Börse 1000€, dann brauchen Sie, um eine
Million Euro zu verdienen, immerhin mehr als 4 Jahre (bei 250 Handelstagen).
Wenn ein Fonds eine Milliarde verdienen will, muss er 1000 Tradern je 1 Mio. € abnehmen!
Und zwar die eine Million €, welche diese Trader sich in 4 Jahren mit 1000€ am Tag mühsam
verdient haben. Insgesamt saugt dieser Fonds also 4000 Jahre Arbeit auf.
Oder was meinen Sie wie schwer es ist, einer Million Menschen je 1000€ abzunehmen.
Stellen Sie sich vor ein guter Trader verdient jeden Monat 20.000€ im Futureshandel. Das
bedeutet, er muss an jedem von 20 Handelstagen jemanden finden, dem er dadurch, dass er
besser, intelligenter, schneller ist, 1000€ abnehmen. Oder 200 Menschen jeweils 100€
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abluchsen. Jeden Tag, Monat für Monat. Das hört sich nach einem unglaublichen Aufwand
an, oder? Ja, das ist es auch!
Und so erkennen Sie vielleicht, warum es so unendlich schwer ist, an den Börsen im
kurzfristigen Bereich reich zu werden.
ES MUSS GELD VERLOREN WERDEN
Aber noch etwas resultiert aus dieser Aufzählung: Es ist nur logisch, dass an den Börsen die
allermeisten Teilnehmer Geld verlieren MÜSSEN!
Trading ist also nicht etwas, an dem viele Leute Geld verdienen können. Nein, die Börse ist
genau das absolute Gegenteil dessen! Die Börse ist eine Höllenmaschine, die erfunden wurde,
um viel Geld auf freiwillige Weise umzuverteilen. Aber hey, Sie brauchen nicht bei diesen
Spiel mitzuspielen, das steht Ihnen frei!
Natürlich sollten sie wissen, worauf Sie sich einlassen, WENN Sie es tun!
Wollen Sie immer noch an den Börsen ihr Glück wagen? Wollen Sie an diesem
Pyramidenspiel teilnehmen? Fühlen Sie sich stark genug, jeden Monat 20 Menschen ihre
„letzten“ 1000€ aus der Tasche zu luchsen – weil Sie einfach besser sind? Besser als Ihr
Nachbar, besser als ich, besser als die Trader in den Banken, besser als die alten Trader, die
seit 20 Jahren nicht anderes machen?
SIND SIE BESSER? WIRKLICH BESSER?
Meinen Sie wirklich, dass all diese Zeit und Energie aufbringen wollen, die nötig sein wird,
besser als alle anderen zu werden, um in dieser Pyramide ganz nach oben zu kommen?
Meinen Sie wirklich, dass ausgerechnet SIE das schaffen?
Ja? GUT
Dann haben Sie schon einmal eine Eigenschaft, die höchst wichtig ist! Sie lassen sich nicht zu
sehr von Ängsten und Sorgen beeinflussen und vertrauen auf Ihre Kraft, sich gegen andere zu
behaupten. Das sind Eigenschaften, die Sie brauchen, um beim Börsenspiel mitmischen zu
können.
ICH KANN DIE MÄRKTE BEHERRSCHEN
Ich habe in meinen Jahren als Trader viele Kollegen erlebt, die ihren Intellekt oder ihr
fehlerfreies Tradingsystem angepriesen haben. Auffällig war immer wieder die Unfähigkeit
zur Selbstkritik.
Wenn die Börse nicht mehr das tut, was diese Menschen denken, wollen sie die Börse
zwingen, es zu tun. Da die Börse auf Dauer unbezwingbar ist, können Sie sich denken, wohin
das führen muss: Ohne eine kritische Betrachtung, ohne ein gehöriges Maß an Fähigkeit zur
Selbstkritik sind Sie den Börsen hilflos ausgeliefert.
DEMUT IST DIE ABSOLUTE VORRAUSSETZUNG FÜR DEN ERFOLG
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Nein, der Markt wird Sie, wird jeden Demut lehren. Erst wenn Sie erkannt haben, dass dem
Markt Gott und König in einer Person ist und Sie nichts weiter als ein kleines, unbedeutendes
Rädchen in dieser Maschine sind, haben Sie eine Chance.
Demut ist die absolute Voraussetzung für den Erfolg an den Börsen. Sie müssen geschmeidig
sein wie eine Katze und sich immer den neuen Umgebungen der Börse anpassen.
Wenn der Markt nicht das tut, was Sie denken, müssen Sie denken, was der Markt Ihnen
vorgibt. Sie haben nie Recht, nur der Markt hat Recht. Immer und jederzeit. Es ist tatsächlich
das Sinnvollste, ganz aufzuhören, etwas über die Zukunft des Marktes wissen zu wollen.
Stellen Sie einfach fest, dass der Markt sich eben so oder eben ganz anders entwickeln kann.
Erkennen Sie, dass Sie nie wissen können, wohin der Markt läuft
WISSEN IST NICHT ALLES
Das Problem ist. Es gibt sehr viele mögliche Zusammenhänge und noch mehr
Einflussfaktoren. Die Börse ist so unendlich vielen Faktoren/Parametern unterworfen, dass
der menschliche Verstand schlichtweg überfordert ist. Das gesamte Wissen nützt nichts in der
Sekunde, in der Sie entscheiden müssen, nun in den Markt zu gehen oder nicht.
Plötzlich stehen Sie ganz alleine da und der ach so hoch geschätzte Verstand kann Ihnen auch
nicht mehr weiterhelfen, er wird verzweifelnd hin und her überlegen und meistens aus einem
spontanen Impuls zur Entscheidung kommen.
UND DANN?
Dann entscheidet etwas anderes, ob dieser Trade aufgeht: Glück. Und nur mit Glück ist es
schwer an den Börsen reich zu werden, ähnlich schwer wie bei Lotto.
BÖRSE MACHT SPAß
Wir leben in einer Spaßgesellschaft. Wir alle wollen Spaß in jeder Form. Da wir nicht mehr
für unseren Lebensunterhalt jagen müssen, ist uns langweilig. Spaß muss her! Ein nicht
unerheblicher Anteil der Trader liebt gerade den Nervenkitzel.
Es gibt unzählige Phantasien über das Leben eines Traders. Ich sehe in den Augen meiner
Zuhörer oft eine Art Sehnsucht, wenn ich sage, dass ich Trader bin(meistens sage ich deshalb,
dass ich Journalist bin, weil sonst zu viele Fragen auftauchen). Ich habe immer wieder das
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Gefühl, der Trader hat in unserer Gesellschaft etwas von einem Piraten. Frei und unabhängig
in einem unablässigen Kampf mit der großen Meer der Börse.
Aber genauso, wie die Filme eine romantische Version des Piratenlebens zeigen, das
sicherlich alles andere als lustig war, ist das auch eine idealisierte Vorstellung des Tradens.
BÖRSE MACHT KEINEN SPAß
Börse macht keinen Spaß, nicht, wenn sie versuchen wollen, davon zu leben. Die Börse wird
dann zu Ihrem ständigen Begleiter. Sie stehen morgens auf und der erste Gedanke sind die
Märkte. Sie werden sich unwohl fühlen, wenn Sie die Märkte nicht verfolgt haben. Sie
werden den letzten Gedanken mit dem Markt verbringen, bevor Sie einschlafen und in Ihren
Träumen wird der Markt auch gegenwärtig sein.
Ihre Frau oder Ihr Mann wird allein schon anhand Ihres Verhaltens erkennen können, wie sich
die Börse an diesem Tag für Sie entwickelt hat.
Die Börse macht keinen Spaß. Die Börse ist eine immerwährende Herausforderung, ein
ständiger Kampf. Sie kann sinnvoll werden, sie kann aus Ihrem Leben etwas Besonderes
machen, aber nur dann, werden Sie zu den Besten gehören. Und daran müssen Sie arbeiten,
ohne falsche Illusionen.
Sie kann aber Ihr Leben aber genauso zu Ihrer ganz persönlichen Hölle werden lassen
IST DIE BÖRSE CHAOS?
Stellen Sie sich vor, Sie haben über Jahre an den Börsen geschuftet, wissen alles über
Charttechnik und Indikatoren, über Bilanzen und Konjunkturdaten und über Zyklen und
Trend. Je mehr Sie lernen, je mehr Sie getestet haben und verworfen haben, desto mehr keimt
in Ihnen der vage Verdacht. „Es gibt kein zuverlässiges System, das im kurzfristigen Bereich
dauerhaft Gewinne produziert.“
Doch diese Gedanken können die wenigsten zulassen. Wenn man Charttechniker erzählt, dass
man mit der klassischen Charttechnik allein nicht weit kommt, hagelt es wütende Proteste.
Wenn man einem Erfinder von auf Computer basierenden Tradingsystemen erzählt, dass auch
diese nur in bestimmten Börsenphasen funktionieren, wird der von den unglaublichen
Erfolgen von des einen oder anderen Systems zu berichten. Das ist der Grund, warum in
Internetforen und Investmentmessen so oft aggressiv argumentiert wird. Je aggressiver
jemand seine eigene Technik verteidigt, desto mehr versucht er, seine Zweifel zu verdrängen.
Doch irgendwann wird aus den Zweifeln Gewissheit:
„Der ganze Mist funktioniert nicht dauerhaft!“
Ich habe in meiner Zeit an der Börse sehr viele Trader und Analysten gesehen, die gute Ideen
eine Weile sehr erfolgreich umgesetzt haben. Aber ich habe auch immer wieder erleben
dürfen, wie diese Ideen, Systeme, Techniken in anderen Börsenphasen große Verluste
generieren und manchen in den Ruin geführt haben. Man konnte eine klare Regelmäßigkeit
erkennen: „Je größer die Gewinne in der, in denen die jeweilige Herangehensweise
funktioniert, desto größer die Verluste in den anderen Phase.“
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Keine Frage, es gibt einen unbestreitbaren Zusammenhang zwischen Rendite und Risiko.
DER GROßE HAKEN
Stellen wir uns einmal vor, es gäbe ein System, eine Ordnung an den Börsen. Wenn es einem
Menschen gelingen sollte, diese Ordnung zu entdecken, meinen Sie nicht, dass auch viele
andere ebenfalls recht bald diese Ordnung entdecken würden? Überlegen Sie sich einfach,
welches ungeheure, menschliche Potential an Intelligenz und Kapital sich tagein, tagaus mit
Börsen beschäftigt. Keine Frage, sobald Gesetzmäßigkeiten zu erkennen wären, würden mit
der Zeit mehr Menschen diese erkennen und benutzen.
UND DANN?
Es geht an den Börsen vereinfacht gesehen um 3 Dinge:
Einstiegssignal, Haltedauer, Ausstiegssignal
Mehr ist es nicht. Bleiben wir beim Einstiegssignal: Wenn immer mehr Menschen das
Einstiegssignal entdecken, schwindet die Anzahl derjenigen die zu diesem Zeitpunkt
verkaufen. Es könnte sein, dass es sehr bald nicht mehr genug Verkäufer da sind, zumal
andere Trader den entstehenden Kaufdruck anhand der Umsätze erkennen und ebenfalls
aufspringen würden.
Diesen Prozess, dass sich ein Einstiegssignal zeitlich nach vorn verschiebt und dann auflöst,
kann man an den Börsen immer wieder beobachten, wenn Regelmäßigkeiten auftreten, die
irgendwann auch den Massenmedien auffallen.
DIE FEHLENDE DISTANZ ZU DEM SYSTEM
Der eigentliche Grund für diesen Prozess ist, dass es an der Börse derjenige, der dieses
System analysiert, in dem Moment, wo er aufgrund seiner Analysen Käufe oder Verkäufe
tätigt, die Börse verändert. Selbst, wenn er nicht investiert beeinflusst er dadurch den Umsatz
und somit die Börse. Das System, das die Börse vorhersagen will, wird damit zum Teil des
Systems, das es analysiert und beeinflusst damit die eigenen Ergebnisse.
Das bedeutet aber: Es müsste sich von sich selbst distanzierend, die Auswirkungen seines
eigenen Handelns auf alle anderen in die Berechnung einbeziehen. Darüber hinaus müsste es
noch berechnen, wie bald alle anderen das eigene System entdecken werden und welche
Auswirkungen das wiederum auf das eigene System hätte.
Auch damit sind wir doch schlussendlich wieder bei dem Versuch, die Weltenformel zu
finden, deren Entdeckung das Ende der Börse wäre…
„Die einzige Regel an der Börse ist, dass es keine Regeln gibt.“
Nur wenn Sie diese Logik, verinnerlich, werden Sie den in diesem Buch vorgestellten Weg
verstehen. Wenn ein Trader kurz davor ist zu begreifen, dass die Börse chaotisch ist, dass es
nie Sicherheit, ein Gewinnversprechen geben wird, kann dass ein frustrierender Moment sein.
Einige werden zynisch, andere steigen aus. Das ist umso bedauerlicher, da diejenigen kurz vor
dem entscheidenden Punkt aufgeben.
UNSICHERHEIT IST ERST DER ANFANG
103
Denn wenn ein Trader dieses Gesetz der Regellosigkeit der Börse nachhaltig begreift, hat er
eine große Chance. Allerdings muss er akzeptieren, dass es an den Börsen nie Sicherheit gibt!
Er ist beständig mit Unsicherheit konfrontiert.
Dem Börsianer ist vor jedem Trader bewusst, dass er nicht den geringsten Schimmer hat, ob
dieser Trade gut oder schlecht ausgehen wird. Es mag sein, dass die Wahrscheinlichkeiten auf
einer Seite stehen, aber für diesen einen Trade gibt es keine Sicherheit.
Das ist tatsächlich nur etwas für Menschen, die eine Jägermentalität haben. Menschen, die aus
ihrem Alltagstrott heraustreten und sich dem Chaos der Börse zu stellen. Menschen, die bereit
sind, sich die Tage und Nächte um die Ohren zu schlagen, unendlich viel Zeit zu opfern, um
ihrer Beute auf die Schliche zu kommen.
Diese Erkenntnis kann ganz nebenbei auch von der Annahme zu befreien, dass wir einen
Fehler gemacht haben. Nicht immer, wenn ein Trade scheitert, war ein Fehler die Ursache.
Manchmal kann man dann sagen: „Ich habe mir eigentlich nichts vorzuwerfen.“
Die Börse ist nahezu „unendlich“ vielen Einflüssen unterworfen
CHAOS VERLANGT NACH INSPIRATION
Die erfolgreichen Trader verwenden die Mittel der Analyse wie der Maler Pinsel und Farbe.
SIE benutzen diese Medien, sie lassen sich jedoch nicht vom Pinsel und der Farbe benutzen.
Es sind lediglich Handwerkszeuge, welche dazu dienen, erfolgreich zu sein. Reine
Harmonielehre kann auch ein Musikstück niemals zu einer großen Komposition machen, es
bedarf immer einer „Inspiration“ des Menschen
SIE SIND DIE BÖRSE
Um zu verstehen, worum es hierbei geht, ist es wichtig zu erkennen, dass Traden etwas mit
Ihnen, mit Ihrer Art und Ihrer Persönlichkeit zu tun hat. Sobald Sie als Trader den Kreis der
Börsen betreten haben, verbinden Sie sich mit diesem großen Spiel namens Börse.
Sie werden ein Teil von dem weltweiten Netzwerk aller Trader, Investoren, Banken und
Institutionellen. Und es ist Ihre Persönlichkeit, die teilnimmt, Ihre Charakterzüge, Ihre
Stärken und Schwächen. Die Aktionen, die Ihren Entscheidungen folgen, werden in den
Börsenalltag assimiliert und sie werden einige Zeit das Geschehen an den Börsen
mitbestimmen.
Ein Beispiel:
Es kann theoretisch sein, dass eine Verkaufsorder von Ihnen der entscheidende Tropfen ist,
der in einem Auswärtstrend das Fass zum Überlaufen bringt und zu einem massiven Einbruch
führt. Ihre Aktion kann die eine wichtige charttechnische Marke nach unten brechen lassen, so
dass eine Verkaufspanik ausgelöst wird, die vielleicht sogar einen weltweiten Crash
verursacht. Stellen Sie sich das wie ein Lawine vor, deren Anfang ein kleines Stückchen war.
Hier ist die Parallele mit dem Flügelschlag eines Schmetterlings, der einen Tornado auslösen.
Für Sie bedeutet das, dass jede Ihrer Transaktionen einen nicht unerheblichen Anteil an dem
Gesamtgeschehen der Börse hat jeder noch so unbedeutend erscheinende Betrag wirkt sich
auf das Wesen Börse als Ganzes aus.
IHRE AKTION BEEINFLUSST ALLE ANDEREN
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Wenige Trader machen sich beim Traden bewusst, dass durch ihren Kauf oder Verkauf ein
neuer Kurs gestellt wird, der sofort überall auf der Welt von Millionen Marktteilnehmern
gesehen werden kann. Gerade Menschen, welche diese Aktie beobachten, werden eventuell
sogar aufgrund dieses neues Kurses eine Entscheidung treffen, so oder so zu handeln.
Sie kennen das vielleicht von sich selbst: Wenn Sie in eine Aktie einsteigen wollen,
beobachten Sie den Kursverlauf, vielleicht auch die Markttiefe. Irgendwann werden Sie
einsteigen. Sie waren nur noch auf entsprechendes Signal. In diesem Moment kann es sein,
dass bereits eine neue Order, die jemand in den Markt gelegt hat, dazu führt, dass Sie nun
auch endlich einsteigen. Und Ihre Order wird den entstehenden Kaufdruck in diesem Fall
zusätzlich erhöhen.
Normalerweise denken die Trader, die mit geringen Summen handeln, nicht darüber nach,
dass jede noch so kleine Order einen Einfluss hat. Die meisten haben unbewusst das Gefühl,
dass Ihr Handeln und der Kursverlauf überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Diese
Einschätzung ist, wie gesagt grundlegend falsch!
Denn diese gewisse Anzahl anderer Trader, die durch Ihren neuen Kurs eine Aktion tätigen,
wird mit dieser Aktion neue Kurse verursachen, welche wiederum weitere Anleger zu neuen
Aktionen bewegen. Sie haben einen kleinen Stein ins Rollen gebracht. Zwar nur einen kleinen
Stein unter vielen rollenden Steinen, doch er ist in der Lage, andere Steine anzustoßen.
Machen Sie sich also zunächst bewusst, dass jede noch so kleine Transaktion einen nicht
abschätzbaren Einfluss auf die gesamte Börse hat!
Sie beeinflussen demnach die Börse durch Ihre Gedanken, Ihre Ansichten und Ihr Handeln.
Durch ihr Handeln wird der Kursverlauf direkt beeinflusst. Ihre Ansichten beeinflussen sie
indirekt, zumindest, wenn Sie Ihre Ansichten mit anderen Menschen diskutieren. Ihre
Gedanken sind Vorläufer von Handlungen und Ansichten, also sind es eigentlich schon Ihre
Gedanken, die Einfluss haben.
Aber selbst, wenn Sie zum Beispiel nach einem Crash lange Zeit nichts mehr tun, oder sich
von der Börse verabschieden, beeinflusst dieses Nichtstun die Börse. Die Umsätze sinken und
das kann einen gravierenden Einfluss auf den Kursverlauf haben.
DIE INTENSIVE VERNETZUNG GIBT DER BÖRSE EINE EIGENE
PERSÖNLICHKEIT
Nun stellen Sie sich alle die Gehirne vor, die Charaktere und Persönlichkeiten, die weltweit
an den Computern sitzen oder sich in den letzten verbliebenen Börsensälen tummeln und sich
an diesem gigantischen Spiel beteiligen. Jeder verändert sich seine Gedanken, Ansichten und
sein Handeln oder Nichthandeln das Wesen der Börse auf eine ganz bestimmte Art und
Weise. Die Börse saugt somit all die Ängste, die Ideen, die Neurosen, die
Charakterschwächen und Stärken, die Erfahrungen und das Wissen eines jeden Teilnehmers
in sich auf. Aus dieser Masse an Einflüssen, entsteht in der letzten Verdichtung eine
Kursbewegung. Das sind die Linien, die wir auf unseren Charts ablesen.
Der Kursverlauf einer Aktien ist damit letzten Endes die absolute Essenz aller
menschlichen Einflüsse, Gedanken, Gefühle und Energie der handelnden Teilnehmer.
105
DER VERGLEICH MIT DEM KÖRPER
Stellen Sie sich nun einmal vor, alle Zellen Ihres Körpers hätten ein eigenes Bewusstsein, eine
eigene Intelligenz, wüssten aber nicht, dass sie Zellen eines Körpers sind. Sie wüssten nicht
einmal, dass sie an einem großen Prozess beteiligt sind, den wir als „lebenserhaltende
Funktionen“ wahrnehmen. Ohne Wissen über die höhere Funktionalität Ihres Daseins würde
sich jede Zelle dabei höchst individuell und intelligent fühlen, so wie wir Menschen es tun. In
gewissen Bereichen des Körpers sind sogar auch Zellen begrenzt frei beweglich.
Die Gesamtheit dieser Zellen ist in unserer übergeordneten Wahrnehmung ein Körper.
Nur durch die Zusammenarbeit all dieser Zellen an einem großen Projekt „Mensch“ existieren
wir. Aus einer Masse von kleineren Einheiten entsteht somit etwas Neues, Größeres, in
gewisser Weise Eigenständiges.
Das Interessanteste an diesem Beispiel ist, dass jeder Mensch, da er die Gesamtheit der Zellen
darstellt, gewisser Weise durch jede Tätigkeit einer jeden Zelle, beeinflusst ist. Als Mensch ist
er darauf angewiesen, dass die Zellen ihre Funktion erfüllen tun Sie das nicht oder falsch,
kann er beeinträchtigt oder krank werden.
Umgekehrt sind aber auch die Zellen abhängig von den Tätigkeiten, die der Mensch
vornimmt: Ernährung, Sport etc.
Denkt man das weiter, so kann man zu der Ansicht gelangen, dass es eigentlich zwischen
Zellen und Mensch in diesem Beispiel keinen Unterschied gibt. Der Mensch spiegelt sich in
jeder Zelle wieder und umgekehrt.
Übertragen wir dieses Beispiel auf die Börse: Millionen von Tradern und Spekulanten
arbeiten an einem Projekt namens Börse. Daraus entsteht etwas Neues, Eigenständiges und
etwas Übergeordnetes. Ein Wesen, das ähnlich wie der Körper zwar aus der Tätigkeit der
einzelnen Einheiten entsteht und am Leben erhalten wird, aber in gewisser Weise
eigenständig agiert.
Folgt man dieser Sichtweise, merkt man, dass jeder Marktteilnehmer mit allen anderen in
Kontakt steht, so wie die oben genannten Zellen des Menschen in verschiedenen Situationen
miteinander über komplizierte Mechanismen in Wechselwirkung stehen. Natürlich wird das
dem einzelnen Trader nicht bewusst sein.
Die Börse hat eine Art Persönlichkeit. Diese Persönlichkeit ist die Essenz aus allen
psychologischen Eigenarten der beteiligten Personen und damit in gewisser Weise
bestimmbar. Ein Beispiel: Die Börse neigt zu Hysterie, also zu Übertreibungen.
Die Börse ist lernfähig. Unter Lernfähigkeit wird die Eigenschaft eines Organismus
verstanden, Informationen speichern zu können und diese für die eigenen Zwecke nutzbar zu
machen. Die Börse speichert die Infos zwar nicht selbst, dafür aber die Teilnehmer (ähnlich
wie der Mensch nicht Informationen speichert, sondern entsprechende Gehirnzellen).
Die Börse kann vergessen. Immer wieder sieht man, dass die Börse vergesslich ist, wenn
Ereignisse zu lange zurück liegen. Die Vergesslichkeit der Börse liegt zum einen an der
Vergesslichkeit der Teilnehmer, zum anderen aber auch daran, dass alle Teilnehmer
irgendwann die Beschäftigung mit der Börse aus verschiedensten Gründen aufgeben.
106
DAS ENTFREMDET COMPUTERSPIEL
Die meisten Traden sitzen hingegen vor den Monitoren und fühlen sich, als ob sie etwas
beobachten, das unabhängig von ihnen dort draußen geschieht. Häufig wird die Börse sogar
unbewusst als eine Art Computerspiel verglichen. Das zeigt, wie entfremdet die Menschen
diesem „Wesen Börse“ sind, weil sie alleine zu Hause agieren und nicht wie früher die vielen
anderen Händler auf dem Parkett erleben und geschweige denn die Millionen anderen Trader
an der Monitoren auf der ganzen Welt berücksichtigen. Sie sehen nicht die emotionalen
Wogen der Angst und Gier, welche die Massen der Markteilnehmer ereilen. Sie sehen nicht
die Reaktionen auf den Gesichtern, hören nicht die Freudenschrei und Flüche. Schon gar nicht
begreifen sie sich selbst als eine Art Zelle eines großen Organismus.
Diese eingebildete Distanz, diese Fehleinschätzung ist viel häufiger die Ursache der
allgemeinen Erfolglosigkeit, als man glauben mag.
TEIL DES GANZEN
Jeder Trader verschmilzt mit diesem großen Wesen und schwingt in dessen Wellenschlag
zwischen den Hochs und Tiefs mit. Er wird mit seinem ersten Trade zum untrennbaren Teil
des Ganzen. Es ist überaus wichtig zu verstehen, dass Sie und Ihre ganze Persönlichkeit
bereits zu einem Teil der Persönlichkeit und damit des Wesens Börse geworden sind. Sie
müssen begreifen, dass zwischen Ihnen und der Börse kein Unterschied mehr besteht. Sie sind
die Börse und die Börse ist Sie! So sehr Sie sich auch bemühen. Sie werden niemals an der
Börse handeln können, ohne Teil der Börse zu sein.
DIE FEHLENDE OBJEKTIVITÄT
Aber auch die Computerprogramme sind ein Teil des Gesamtwesens der Börse und werden so
auf faszinierende Art und Weiser „belebt“. Denn sobald diese Computer real Einstiegssignale
oder Ausstiegssignale berechnet haben, die auch gehandelt werden, befindet der Computer
sich innerhalb der Sphäre der Börse. Ein Computer, der handelt, wird zu einem Subjekt des
Wesens der Börse und hat keine Chance mehr auf Objektivität.
Und das ist das eigentlich witzige an dieser Situation. Der Trader, der bemerkt hat, dass er
nicht objektiv genug gehandelt hat, greift auf den Computer zurück, um diese Schwäche
auszugleichen. Doch in letzter Konsequenz hat der Computer das gleiche Problem.
Zunächst einmal müssen Sie sich vollkommen damit abfinden, dass Sie an der Börse niemals
objektiv sein werden. Je kurzfristiger Sie traden, desto wichtiger ist das zu begreifen.
WELCHE FAKTOREN BEEINFLUSSEN DAS TRADEN?
VERZERRTE WAHRNEHMUNG, EIN ZWEIFEL AN DER REALITÄT
Ihre Wahrnehmung wird auch von der gesamten Realität im höchsten Maß subjektiv verzerrt.
Das, was Sie als Börse wahrnehmen, nimmt niemand anders so wahr wie Sie. Es ist
sozusagen Ihre ganz eigene Börse. Und damit sagt Ihr Bild, das Sie von der Börse haben, sehr
viel über Sie und Ihren Charakter und Ihre Persönlichkeit aus, aber nur sehr wenig über die
Börse selbst.
107
DER UNGLÜCKLICHE SCHREINER
Stellen Sie sich zwei Menschen vor: Der eine besaß in der Kindheit ein großes Baumhaus aus
Holz, in dem er viele Sommertage mit Freunden verbrachte. Darin erlebte er die intensivsten
und schönsten Stunden seiner Jugend.
Der andere ist in seiner Kindheit im Wald von einem umstürzenden Baum getroffen worden
und lag mehrere Stunden in Todesangst und mit unsäglichen Schmerzen unter diesem Baum,
bis er gerettet wurde.
Beide Menschen werden emotional mit dem Wort Baum etwas jeweils vollkommen
Unterschiedliches verbinden. Die gesamte Gefühlswelt, die Bilder, die Erfahrungen könnten
unterschiedlicher kaum sein. Es ist zwar ein und dasselbe Wort, aber doch werden damit zwei
ganz unterschiedliche Realitäten beschrieben. Würden diese beiden Jungs über Bäume reden,
fände kaum eine sinnvolle Kommunikation statt.
Stellen wir uns vor, beide müssten den Beruf ihres Vaters erlernen: Schreiner. Der Erste
würde wahrscheinlich ein begnadeter Schreiner werden. Mit großer Leidenschaft und
Hingabe, würde er sich dem Formen und bearbeiten des Holzes widmen.
Für den anderen Jungen wäre dieser Beruf ein wahrscheinlich lebenslanger Kampf. Allein der
Geruch des Holzes würde ihn immer, vielleicht nur unbewusst, an sein Kindheitstrauma
erinnern. Wer von diesen beiden Jungen wird wahrscheinlich erfolgreicher in seinem Beruf
sein?
WOHLSTAND UND GELD
Nun geht es nicht nur diesen beiden Jungs, so, sondern uns allen. Wir alle nehmen die Dinge
auf höchst unterschiedliche Art und Weise wahr. Besonders deutlich wird das Thema Geld
und Wohlstand. Viele Menschen haben, ohne es zu wissen, ein gestörtes Verhältnis zu Geld.
Das liegt immer noch an unserer christlichen Kultur, in der Armut als ein „hohes Gut“
empfunden wird. Reichtum wird hingegen oft unbewusst in unserem tiefsten Inneren als
etwas Verwerfliches angesehen, egal, wie sehr wir uns auch nach Reichtum sehen.
„Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt. Wer
kann dann noch gerettet werden? Bei den Menschen ist es unmöglich, aber nicht bei Gott.
Denn bei Gott sind alle Dinge möglich.“
Geld bzw. Reichtum hat etwas Verwerfliches. Böse hat etwas mit Geld zu tun. Die Menschen,
die sich mit Börse beschäftigen, jagen dem Geld hinterher. Börse muss demnach verwerflich
sein. Leider sind das meistens vollkommen unbewusste Mechanismen. Und so würden sich
viele Menschen wundern, was sie tief in Ihrem Inneren für eine Einstellung zu Geld haben.
Wenn Sie jedoch mit einer solchen Einstellung versuchen, Trader zu werden, ist das
vergleichbar mit dem traumatisierten Jungen, der Schreiner wurde.
DIE PERSÖNLICHKEIT FILTERT DIE REALITÄT
Das ist nicht alles: Sämtliche Nachrichten, die Geschehnisse an den Börsen und in der
Wirtschaft, werden von jedem Menschen auf höchst unterschiedliche Art und Weise ganz
subjektiv wahrgenommen. Jeder Mensch besitzt zu jedem Wort seine eigene Erfahrung,
die das Erleben des Worts zu etwas sehr Persönlichem macht.
108
Zwar beschreiben Wörter oft Sachen oder Sachverhalte, aber diese sind fast immer auch mit
Gefühlen und Erfahrungen verbunden.
DAS WORT „SCHULDEN“
Wenn Sie in einer Familie aufgewachsen sind, in der „Sparen“ als der beste Umgang mit Geld
gepriesen wurde und in der Schulden inakzeptabel waren, werden Sie später mit dem Wort
„Sparen“ sehr angenehme Gefühle verbinden und mit dem Wort „Schulden“ unangenehme.
Wenn Sie nun den Begriff Staatsverschuldung lesen, koppelt sich dieses Wort direkt mit
diesem unangenehmen Gefühl.
Stellen Sie sich vor, Sie sind in einer Unternehmerfamilie groß geworden. Ihr Vater war
immer bis über beide Ohren verschuldet, einfach, weil er immer investieren musste, Steuern
sparen konnte und expandieren wollte.
Als Kind dieser Familie werden Sie Luxus mit Schulden verbinden. Auf einmal ist das Wort
„Schulden“ etwas sehr positiv gewertet.
Wenn dieses Kind als Erwachsener „Staatsverschuldung“ hört, wird er dieses Wort mit ganz
anderen Gefühlen wahrnehmen
Stellen wir uns nun vor, dieses beiden sind mittlerweile Börsianer und lesen einen Artikel
über Krise und Staatsverschuldung. Wie naheliegend ist es, dass der eine die hohe
Staatsverschuldung als klares Indiz für die Verwerflichkeit des Systems, vielleicht sogar
Grundlage der Krise und baldigen Untergang interpretiert, während der andere vielleicht auf
die Idee kommt, man müsse sich in dieser Krise noch mehr verschulden, um über neue
Investitionen wie Wachstum zu generieren.
WER HAT RECHT?
Passen Sie genau auf, was Sie jetzt denken, es kann nämlich gut sein, dass sich Ihr Ego von
einer dieser Thesen angegriffen fühlt! Je nachdem, wie Sie gestrickt sind, kann es sogar sein,
dass Sie nicht Eiligeres zu tun haben, als das gesamte Beispiel umzuinterpretieren:
„Schlechtes Beispiel, Totaler Unsinn.“ Oder wenn Sie sich bestätigt fühlen: „Gutes Beispiel,
dass müsste ich weitergeben!“
Aber Achtung: Uns ist der Inhalt des Beispiels, also die Staatsverschuldung, in diesem
Zusammenhang vollkommen egal. Und ist auch die Frage: „Wer hat Recht?“ vollkommen
egal.
AUSWIRKUNGEN AUF INVESTITIONEN
Uns interessiert vielmehr die Frage: Welche der beiden oben kreierten Personen würde nun
wie investieren?
Es ist doch klar, dass der Sparen eher auf fallende Kurse setzt, da er nun endgültig vom
Zusammenbruch des Systems überzeugt ist und der Schuldenmacher eher auf steigende Kurse
setzen wird, da er meint, der Staat handle richtig.
Beide haben gehandelt, weil sie mit einem einzigen Wort zwar sehr starke, aber vollkommen
unterschiedliche Emotionen verbinden. Doch diese Emotionen sagen nichts darüber aus, was
tatsächlich an den Börsen geschehen wird!
109
NACHRICHTENVERARBEITUNG
Es ist also so, als ob all diese Informationen, mit denen wir täglich konfrontiert werden, durch
eine Art Filter der eigenen Persönlichkeit drängten. Das heißt, das, was letzten Endes als
Information in Bewusstsein drängt, ist bereits eine höchst subjektive Information.
Natürlich wird uns Menschen normalerweise nicht bewusst, wie wenig wir von der
eigentlichen Realität wahrnehmen. Wie auch, allein die Frage nach der „Realität“ kann nicht
abschließend geklärt werden.
An der Börse bedeutet das: Auch alles, was Sie an der Börse erleben, ist wiederum, durch Ihre
Erwartungen und ihre Vergangenheit, also IHRE Wirklichkeit gefiltert. Die wirkliche Börse
kennt niemand. Die Börse, so wie Sie sie erleben, ist zu einem großen Teil nur eine
individuelle Illusion, die, beeinflusst durch die persönlichen Erfahrungen, im Kopf jedes
Einzelnen entsteht.
Und so wird verständlich, warum es an den Börsen derart viele zum Teil höchst
unterschiedliche, oft sogar widersprechende Argumente. Es wäre ansonsten unlogisch, da
mittlerweile allen Beteiligten übers Internet und TV die gleichen Informationen zur
Verfügung stehen. Diese Filterung über persönliche Erfahrungen macht erst verständlich,
warum es Perma-Bären und Dauer-Bullen gibt Beide Seiten werden ähnliche Infos filtern, um
sie schließlich anders zu bewerten. Beide Seiten werden behaupten, sie hätten Recht, ohne
allerdings zu begreifen, dass es doch nur ihre persönliche Illusionen sind, die sie von nun an
mit Vehemenz vertreten.
Manche Wissenschaftler behaupten, dass 90 % der Wahrnehmung und der darauffolgenden
Verarbeitung mehr der eigenen Wirklichkeit und lediglich 10 % einer objektiven Wirklichkeit
entspricht.
Wenn vielleicht sogar 90 % dessen, was Sie über Börse denken, fühlen und wissen, Auszug
ihrer eigenen Erlebniswelt ist, dann sagt Ihr Bild von Börse viel mehr über Sie als Menschen
aus, als über die tatsächliche Börse.
BÖRSE IST EIN PERFEKT GESCHLIFFENES BILD IHRER SELBST!
Das, was Sie über Börse und deren künftige Entwicklung denken, sagt somit kaum etwas
darüber aus, was tatsächlich geschehen wird, sondern eigentlich nur darüber, wer Sie sind,
wie Sie Informationen interpretieren! Und es ist damit sehr wahrscheinlich, dass Ihr bisheriger
Erfolg oder Misserfolg zu einem sehr großen Teil in Ihnen selbst begründet liegt und nur sehr
wenig mit der Börse zu tun haben.
Dazu ein kleines Beispiel: Stellen wir uns Eltern vor, die bemüht sind, ihr Kind von allem
Schlechten zu bewahren. Stellen wir uns weiter vor, diese Eltern hätten aber Probleme damit,
ihr Kind zu loben. Immer wenn das Kind etwas gut macht, würde das von den Eltern
kommentarlos hingenommen. Sobald aber dieses Kind etwas schlecht gemacht hat, wird ihm
geholfen. Dieses Kind erhält Aufmerksamkeit, wenn es verliert oder scheitert und keine, wenn
es gewinnt. Das Kind könnte eine „Verlierermentalität“ entwickeln. Es ist wahrscheinlich,
dass es auch als Erwachsener unbewusst versuchen, durch Verlieren und Scheitern
Aufmerksamkeit zu erhalten.
110
Das bedeutet auch: Wenn Sie erfolgreich traden wollen, müssen Sie alles was Sie denken und
fühlen, alles was sie vermeintlich wissen hinterfragen. Nur so können Sie einen besseren
Zugang zur Börse finden. Ansonsten laufen Sie Gefahr, dass Ihre Illusionen Ihnen alles
zunichte machen.
Es gibt nur eine Folge:
Beginnen Sie zu zweifeln!
FALSCHE UND STÖRENDE ÜBERZEUGUNGEN
Jeder Mensch hat in den Jahren seines Lebens bestimmte Überzeugung gesammelt. Dabei ist
letzten Endes egal, wo diese Überzeugungen eigentlich herrühren. Oft resultieren sie aus
Geschichten, die man uns als Kind vermittelt hat: Die Welt ist so oder so. Oder man hat die
Überzeugungen der Eltern, Lehrer, Freunde und Geschwister etc. einfach übernommen. Das
alles geschieht zu einem großen Teil unbewusst und kaum jemand wundert sich, dass er später
mit einer Vehemenz vertritt, ohne eigentlich zu wissen oder sich gefragt zu haben, wie er zu
diesen Überzeugungen gelangt ist.
Dabei besitzt jeder Mensch eine Unart, die zu viel Leid auf dieser Welt geführt hat: Er ist
immer geneigt, seine eigenen Überzeugungen als allgemeingültig zu empfinden. Oft, ohne es
offen zuzugeben, ist er der Meinung, er sei der Einzige, der Recht hat und weiß alles besser.
WARUM MACHT DER MENSCH DAS?
Der Verstand des Menschen ist nicht wirklich in der Lage, die Komplexität aller
Zusammenhänge dieser Welt zu begreifen. Der Verstand kann eigentlich nur sehr wenige
Faktoren gleichzeitig in ihrem Zusammenhang betrachten und bewerten.
Der Mensch fühlt sich angesichts dieser chaotischen Komplexität extrem hilflos. Es macht
ihm eine ungeheure Angst, eigentlich nie zu wissen, was als Nächstes geschieht und wie die
Dinge wirklich sind. Die Erkenntnis seiner eigenen Begrenztheit, sowohl seines Denkens als
auch seiner Existenz ist zu erschreckend. Um diesen Wahnsinn zu entfliehen, sucht er mit
allen Mitteln Strukturen. Er schafft sich Überzeugungen, die in der Lage sind, die
111
Wirklichkeit scheinbar zu erklären. Diese Überzeugungen stellen quasi eine brutale
Vereinfachung der Wirklichkeit dar. Diese Vereinfachung ist notwendig, damit das Gehirn
wieder zurechtkommt.
Das Problem dieser Vereinfachung ist jedoch, dass sie nicht nur Ursache großer Fehlerquellen
ist, sondern grundsätzlich die Realität auf erhebliche Weise verfälschen.
ANGST VOR DER UNKONTROLLIERBAREN KOMPLEXITÄT
Wenn Sie sich bewusst machen, dass die meisten Überzeugungen aus Angst vor dem Chaos
entstanden sind, also entworfen und angenommen wurden, um dem Menschen ein Gefühl von
Sicherheit zu geben, wird vieles verständlich. Es bedeutet aber auch im Umkehrschluss, dass
ein starkes oder aggressives Vertreten einer Überzeugung oft nichts anderes ist als ein Beweis
der persönlichen Angst und Unsicherheit vor diesem Chaos.
Übertragen auf das Trading gilt: Wenn Sie ab heute etwas von jemanden lesen, der eine
Börsensichtweise aggressiv vertritt, wissen Sie das tief hinter dieser Fassade eine Form der
Angst und Unsicherheit versteckt und nicht, wie man meinen könnte, fundiertes Wissen. Eine
Überzeugung (ein Glaube) wurde enttarnt, allein an der Art, wie sie vorgetragen wurde…
An der Börse kann alles, was gestern noch richtig gewesen ist heute schon falsch sein.
WIE ENTSTEHEN DIE GÄNGISTEN ÜBERZEUGUNGEN AN DER BÖRSE
Die meisten von uns werden tendenziell eher bullish oder bearish sein. Das sind die
grundlegenden Überzeugungen, die sie an der Börse haben können. Ob Sie eher zu den Bullen
oder Bären gehören, hängt dabei viel mehr von den Erfahrungen ab, die sich gemacht haben:
Zum einen beeinflusst die Situation an den Börsen zu dem Zeitpunkt, an dem Sie angefangen
haben, Ihre Einstellung. Es scheint so zu sein, dass Börsianer, die am Anfang oder während
eines Booms an die Börse gekommen sind, meistens bullish werden und es auch bleiben.
Andere, die kurz vor einem Crash angefangen haben und diesen als Erstes miterlebten, neigen
eher zu, bearish zu sein. Offensichtlich beeinflussen die anfänglichen Erfahrungen der
Börsenkindheit Ihre grundsätzliche Einstellung.
DIE BEARISHEN INTELLEKTUELLEN
Eine ganz besondere Eigenschaft findet sich bei Menschen, die wir oder die sich eher als
intellektuell bezeichnen würden (Akademiker). Diese neigen ebenfalls dazu, eher bearish zu
sein. Das liegt zum einen daran, dass die von der Bärenseite vorgebrachten Argumente gerade
diejenigen eingängiger sind, die einen Hang zum Zweifeln haben, aber auch
sicherheitsorientiert sind. Wenn Sie zum ersten bewusst etwas über Staatsverschuldung und
Börse hören, sich mit dem Phänomen des Papiergeldes, der Zinsen und anderen
grundlegenden Aspekten der Marktwirtschaft beschäftigen, werden Sie bald geneigt sein,
entsprechenden Weltuntergangsszenarien Gehör zu schenken. Nur diese Erkenntnis hatten
schon viele: 1960, 1970,1980,1990,2000, 2010. Wenn Sie Bücher aus der damaligen Zeit
lesen, werden Sie sich wundern, wie sehr die Argumentationsketten den heutigen ähneln.
112
DIE BÖRSE REAGIERT ANDERS
An der Börse funktioniert allerdings das, was nicht „in“ ist. Als ewiger Zweifler und Grübler
werden Sie keine so guten Chancen haben. Das ist leicht zu beweisen, wenn Sie sich der
langfristigen Entwicklung an den Börsen ansehen. Als Bulle hatte man es in den Jahren seit
der Entstehung der Börse leichter. Denn die meiste Zeit steigen die Börsen. Die Phasen
massiver Rückschläge sind immer nur relativ kurz, dafür umso heftiger. Also rein zeitlich
gesehen, hat ein Bulle pro Jahr mehr Tage, an denen er zufrieden ist.
VERURTEILEN ANDERER MEINUNGEN
Es geht Gedankengänge in Ihnen wie: „Was für ein Blödsinn. Da hat doch jemand eindeutig
keine Ahnung. Wie kann er die Tatsachen derart verdrehen?“ Eine andere Möglichkeit ist
wütend zu werden. „Was für ein Idiot! Dass so ein Schwachsinn überhaupt veröffentlich
werden darf.“ Das Aufstellen von Verschwörungstheorien ist auch einfacher, als die eigene
Meinung zu hinterfragen.
SELEKTIEREN
Die andere Möglichkeit ist, solche Texte, sobald man merkt, dass sie nicht zu den eigenen
Überzeugungen passen, einfach nicht weiter zu lesen. Das geschieht besonders gern, wenn
jemand in hohem Maße investiert ist und dann auf eine andere Meinung stößt. Solche Texte
werden ihn in seiner Entscheidung verunsichern oder in ihm schlimmstenfalls Angst
erscheinen lasen, etwas Falsches getan zu haben. Angst versucht der Mensch, jedoch zu
vermeiden, also liest er einfach nicht weiter. Werden Sie sich solche Phänomene bewusst!
Achten Sie darauf, wie Sie die Meinungen, die nicht zu Ihren eigenen passen, verurteilen oder
sogar ausblenden.
DIE „KLEINE MANN ÜBERZEUGUNG“: WILLKOMMEN IN DER OPFER ROLLE
Immer wieder höre ich von Lesern: „Ja, der kleine Mann wir von den Großen an der Börse
doch nur über den Tisch gezogen. Aber auch in anderen Zusammenhängen ist der „kleine
Mann“ immer nur Opfer.
Hinterfragt man diese Überzeugung, stellt man fest, dass hinter dieser Aussage eine tiefe
Passivität verborgen ist. Das Opfer, also der kleine Mann, kann ohnehin nichts machen. Er ist
der Willkür der Großen hilflos ausgesetzt.
Vertief man die Analyse, stellt man fest, dass es sich lediglich um eine einfache Art und
Weise handelt die Schuld von auf andere zu projizieren. Schließlich hat man selbst keinen
Fehler gemacht, wenn das Geld weg ist, sondern die bösen, großen Jungs haben es einem
weggenommen. Nicht man selbst ist für die eigene Lage verantwortlich, sondern die anderen.
Wir spielen als Trader nicht mehr im Sandkasten und es kommen keine bösen Jungs und
klauen Ihnen die Formchen. Es taucht auch keine Mutter auf, um sie anschließend zu trösten.
Das Prinzip funktioniert heute nicht mehr.
Sie agieren als Jäger und damit als Kämpfer an den Börsen. Sie sind es, der den großen Jungs
die Butter vom Brot nehmen will. Sie sind eine Art Pirat, der unerwartet auftaucht, den
großen unbeweglichen Schiffen der institutionellen Anleger unbemerkt einen kleinen Teil der
Ladung stiehlt und daraufhin schnell und unerwartet verschwindet.
113
Meinen Sie, dass der Trader mit der „kleine Mann“ Überzeugung ein erfolgreicher Trader
werden kann? Eben, er hat keine Chance. Er wird zu bald mutlos werden und aufgrund seiner
Einsicht, ohnehin nur Opfer zu sein, früh und wahrscheinlich mit Verlust aufgeben. Doch es
war nur die Überzeugung über die er gestolpert ist.
KULTURELLE ÜBERZEUGUNGEN: IHR WIDERSTAND GEGEN REICHTUM
Es gibt in unserer Gesellschaft das Vorurteil, wohlhabende Menschen sind unchristlich, sprich
unsozial, verwerflich, schlecht, böse, Verbrecher, man kann ihnen nicht trauen etc. Das
gleiche gilt für arme Bettler oder Arbeitslose oder Ausländer. Der im Schweiße seines
Angesichts arbeitende Mensch ist ehrenhaft und vertrauenswürdig.
Wer sagt Ihnen aber, ob nicht dieser ehrenhafte Arbeiter der ist, der keine Ehre kennt, der Sie
anlügt, betrügt oder Schlimmeres tut?
Was macht aber nun ein Mensch, der in unserer Kultur aufgewachsen ist und diese Bilder
unwissentlich und zumeist auch vollkommen unbewusst tief in sich trägt und Trader werden
will? Er gerät in einen unbewussten Gewissenskonflikt.
Und so kann diese anerzogene oder kulturelle Eigenart durch die Börse an die Oberfläche
geholt werden, ohne das sie er merken. Ihre Intuition ist mit der Börse verbunden. Ihr
Innerstes wird versuchen Ihr Selbstbild in keinen Konflikt geraten zu lassen. Mit anderen
Worten: Wenn in Ihnen etwas Reichtum als verwerflich ansieht, kann es sein, dass Ihre
Intuition Ihnen hilft den Reichtum zu vermeiden.
Kurz: Sie werden verlieren, Sie werden durch die Börse arm, weil Sie tief in Ihrem Innersten,
ohne es zu wissen, Armut höher einstufen als Reichtum.
AUFMERKSAMKEIT DURCH LEIDEN
Wenn Sie Geld an den Börsen verloren haben, können Sie anderen Menschen erzählen, was
Sie doch für ein Opfer sind. Die Reaktionen der anderen: Aufmerksamkeit, man will Sie
trösten, sorgt sich um Sie. Was aber tut sich, wenn Sie sagen, Sie haben viel Geld gewonnen?
Beim ersten Mal freuen sich Ihre Mitmenschen noch, aber wenn sie es immer und immer
wieder hören? Die Menschen werden neidisch, wollen von Ihrem Erfolg nichts mehr hören, es
erinnert sie zu sehr an die eigene Unzulänglichkeit. Schlussendlich wenden sie sich von ihnen
ab.
Ihr Unbewusstsein spürt solche Mechanismen und weiß darauf zu reagieren, denn soziale
Anerkennung ist für die meisten Menschen wichtiger als Geldverdienen. Wer sagt Ihnen, dass
Sie nicht unbewusst und intuitiv immer genau die Trades machen, die Ihnen soziale
Aufmerksamkeit verschaffen, also genau die Verlust-Trades.
Ganz gefährlich wird es, wenn das soziale Umfeld irgendwann keine Lust mehr hat, diese
mitleidige Anerkennung zu geben oder wenn die Verluste zu groß werden, so dass man die
anderen gegenüber nicht mehr eingestehen will. Dann gehen manche Menschen sofort in
„reines Selbstmitleid“ über. Sie geben sich sozusagen, das Maß an Mitleid, das sie brauchen.
Ein ganz bedenklicher und sich selbst erhaltender Prozess.
DIE ANGST VOR DEM ERFOLG VOR DER VERÄNDERUNG
114
Man kann es sich so schön vorstellen reich zu sein. Ein dickes Auto, eine Villa am Meer, eine
Yacht, Partys. In den Vorstellungen vieler Menschen macht Reichtum Spaß!
Sie stellen sich vor, dass wenn sie erstmal reich wären, werde Ihr Leben nachhaltig besser.
Fragt man weiter nach, wie sie sich eine solche Zukunft genau vorstellen, enden die meisten
Aussagen bei dem Reproduzieren von überromantisierten Filmvorstellungen.
Auch hier werden also Überzeugungen, Reichtum mache glücklich, Reichtum mache Spaß,
wenn man reich ist, sei alles besser, einfach übernommen. Warum sollte man solche
Überzeugungen auch hinterfragen? Nur in den wenigsten Fällen geht es doch darum, wirklich
reich zu sein, sondern nur davon zu träumen. Was wäre aber der Mensch ohne Träume?
WARUM BLEIBT REICHTUM OFT AUS?
Zunächst einmal sollte man sich bewusst machen, dass man in den westlichen Ländern selbst
als Arbeitloser noch zu den reicheren Menschen dieser Welt gehört. Menschen mit Arbeit
sind für 60 bis 70 % der Weltbevölkerung sogar unvorstellbar „reich“. Die meisten Menschen
halten unserer alltägliches Leben, zum Beispiel einen Kühlschrank zu besitzen oder tägliches
Duschen, einen Elektroherd oder ein eigenes Schlafzimmer für die Eltern, eine Wohnung aus
Steinen, saubere Toiletten etc. etc. für unglaublichen Luxus.
Mit anderen Worten: Sie haben es bereits geschafft, reich zu sein, unvorstellbar reich!
Nur, das wollen wir uns ja nicht bewusst machen. Im Verhältnis zu den „anderen“, also
denen, die „wirklich“ reich sind, sind wir noch arm.
DAS RELATIONSPROBLEM DER REICHEN
Aber gut, das ist immer ein bekanntes Problem der Relation. Nur, dieses setzt sich immer
weiter fort. Einstellige Millionäre sagen, man wäre erst reich, wenn man zweistellig ist
zweistellige streben nach dreistelligen Millionenvermögen. Und selbst Superreiche finden
noch Ziele. Manche arbeiten sich, in dem Wahn noch immer nicht genug zu haben, fast zu
Tode, obwohl sie bereits über Milliardenvermögen verfügen. Man fragt sich, was sie
eigentlich von dem Geld haben, wenn sie vor lauter Arbeit keine Zeit finden es auszugeben.
Es scheint unvorstellbar, dass dieser Superreiche sich immer noch in gewisser Weise arm
fühlt. Doch auch dem hungernden Menschen in einer kleinen Wellblechhütte in einem Slum
wird es ebenfall unvorstellbar sein, dass Sie sich, mit einer schönen Wohnung oder sogar
einem Haus oder auch nur mit einem gefüllten Kühlschrank, einer Heizung oder einem Bad
nicht reich fühlen.
Hier scheint also etwas nicht zu stimmen. Auch Sie werden als erfolgreicher Trader merken,
dass sich Ihre Relation immer weiter nach oben verschieben. Sie werden NIE ankommen, das
verspreche ich Ihnen. Doch die meisten kommen erst gar nicht soweit. Verantwortlich dafür
ist ein Schutzmechanismus.
DER FREUNDESKREIS
Reichtum wir sich sofort auf den Freundeskreis auswirken. Die einen werden neidisch sein,
die anderen werden Geld von Ihnen borgen wollen etc. Wieder andere wollen plötzlich Ihre
115
Freunde sein. Kommt Geld ins Spiel drehen viele Menschen einfach durch (Goldrausch). Von
dem Tag an, an dem Ihre Freunde merken, dass Sie erfolgreich traden, wird sich Ihr gesamter
Freundeskreis verändern. Sie werden viele Freunde verlieren. Sie fühlen sich einfach nicht
mehr wohl in ihrer Gegenwart, weil Ihr Erfolg sie daran erinnert, dass sie vieles in ihrem
Leben noch nicht erreicht haben. Ihr Erfolg macht die Menschen noch „kleiner“, das können
sie nicht akzeptieren. Zudem werden sie es irgendwann satt haben, nur als Bewunderer Ihrer
neuen Errungenschaften zu fungieren.
Ein wenig später entstehen Probleme mit den Freunden, die hoffen, von Ihrem Reichtum
profitieren. Sie sind spendabel? Dann werden sie ausgenutzt und das werden Sie auch schnell
empfinden. Leben Sie normal weiter, werden diese Menschen sich von Ihnen abwenden und
Sie als geizig bezeichnen.
DIE BEZIEHUNGEN?
Was ist mit Ihrer Beziehung, Ihrer Ehe, wenn Sie reich werden? Besonders als reicher Mann
wird das andere Geschlecht Sie deutlich anziehender finden. Wird Ihre Ehe das aushalten
wenn auf einmal junge, sehr hübsche Frauen aufdringlich werden? Es geht aber auch
umgekehrt: Was ist, wenn Sie als Frau einmal durch das Traden mehr verdienen als Ihr
Ehemann? Viele Männer haben immer noch Probleme damit, besonders wenn dieser Wechsel
plötzlich vorkommt.
Viele gute Ehen sind an dem Erfolg des Partners zugrunde gegangen auch das ist eine
Tatsache, die sehr unterschätzt wird. Dabei sind es gerade die bestehenden Beziehungen, die
einem Halt geben könnten, mit so einer „neuen“ Situation zurechtzukommen.
Viele Menschen unterschätzen, welche dramatischen Auswirkungen „plötzlicher“ Reichtum
auf Partner, Freunde, Bekannte und somit auf das gesamte soziale Umfeld haben kann.
Plötzlicher Reichtum trägt die Gefahr der Vereinsamung in sich.
SCHUTZMECHANISMUS
Bleiben wir bei der These, dass Intuition in der Lage ist, sich mit der Börse zu verbinden.
Wäre es dann nicht vorstellbar, dass etwas in Ihnen sofort registriert, wenn in Ihrem sozialen
Umfeld auftauchen? Könnte es nicht sein, dass etwas daraufhin in Ihnen unbewusst
erfolgreiches Traden verhindern wird? Ihr Unterbewusstsein wird Sie vor negativen
Erfahrungen schützen wollen und es ist denkbar, dass Ihr Inneres andere Wünsche hat als Ihr
Verstand.
Es gibt einige Trader, die versuchen deshalb einen Drahtseilakt. Sie reden nicht über das
Traden. Sie erzählen nichts von Verlusten oder Gewinn. Sie berichten höchstens von der
vielen Arbeit und den im Vergleich akzeptablen Ertrag. Sie fahren keine großen Autos, leben
in keiner großen Villa aber dazu bedarf es einer ganz besonderen Mentalität.
DIE 6 FRAGEN, UM ÜBERZEUGUNGEN AUFZULÖSEN
Überzeugung: Dieser Chart ist bearish!
Übertragung auf sich selbst: Kann es sein, dass bearish bin? Versuche ich vielleicht,
nur eine innere Einstellung in den Chart zu interpretieren.
Mögliche Gründe für eine solche Haltung: Habe ich bereits auf fallende Kurse
gesetzt und will nur mir selbst meine Entscheidung bestätigen? Habe ich zuviel Stress
116
oder Streit mit jemand? Bin ich depressiv? Gibt es globale oder politische Gründe
pessimistisch zu sein?
Zweifel aufbauen: Ist der Chart wirklich bearish? Kann ich mir wirklich 100 % sicher
sein, dass das, was ich meine, auch stimmt?
Gegenmeinung entwerfen: Der Chart ist bullish. Was spricht dafür, wie kann man
das beweisen oder belegen?
Unsicherheit zulassen und objektivieren: Dies Betrachtung kann dazu führen, dass
man nun sehr unsicher ist, was wirklich mit dem Chart los ist. Lassen Sie diese
Unsicherheit einfach zu. Sie ist auf jeden Fall realistischer als die vorherigen
Aussagen. Tatsache ist: Sie wissen es nicht! Sie wissen es NIE! Zudem kann es auch
sein, dass der Chart weder bullish noch bearish ist. Dies kann dazu führen, dass Sie
eine Überzeugung entwickeln, die auch mehr Zweifel zulässt. Das allein kann schon
dazu führen, dass Sie Ihre Positionsgröße der Situation anpassen. Oder es hält Sie
davon ab, hektisch zu handeln.
Diese Methode lässt sich auf alles andere anwenden, was man denkt!
EMOTIONEN: EIN WEG ZUR KONTROLLE
Ich möchte das Beispiel des Jägers noch einmal bemühen: Es geht im Kampf nicht darum, die
Technik des Kämpfens zu lernen, sondern immer auch darum, Emotionen zu beherrschen. Sie
müssen Ihre Schwächen kennenlernen. Zum Beispiel Ihr Wutpotential oder Ihre Ängste.
Sobald Sie als Jäger wütend werden, weil irgendetwas nicht so läuft wie geplant, verlieren Sie
die innere Ruhe. In diesem Moment können Sie zwar ungeahnte Kräfte entwickeln, aber Sie
verlieren die Verbindung zur Beute. Die Beute kann das ausnutzen und fliehen oder sie sogar
zu verletzen, sogar dazu Sie zu töten. Sie müssen also wissen, was Sie wütend macht und
lernen auf die Einladungen, wütend zu werden, nicht mehr einzugehen.
Wenn Sie ängstlich sind, werden Ihre Bewegungen unentschlossen und zu langsam, doch
auch Zögern kann tödlich sein. In der hohen Kunst der Jagd muss man lernen, auf eine höchst
intuitive Art und Weise emotionslos zu werden.
LERNEN SIE, DIE EINLADUNGEN DER BÖRSE NICHT ANZUNEHMEN
Ein Beispiel: Wenn eine Position zu sehr in den Verlust gerät, geben viele Menschen innerlich
auf. Der gedankliche Standartsatz lautet: „Nun ist die Position derart ins Minus gerutscht, nun
lohnt es sich nicht mehr, sie zu verkaufen.“ Um den Schmerz des Verlustes nicht zu erfahren,
trennen Trader sich innerlich von der Position, ohne sie jedoch zu verkaufen und beachten
diese nun nicht mehr. Sie blenden das Vorhandensein dieser Position einfach aus. Eine
weitverbreitete Vogel-Strauß-Taktik und zudem ein ruinöser Automatismus.
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Als Trader muss man immer handlungsfähig sein, man darf den Kontakt zu einer Position
nicht verlieren, egal, was geschieht. Niemals darf man die Beute sein, das wäre Selbstmord.
Doch der Reiz, mit diesem täglichen Schmerz einer immer größer werdenden Verlustposition
nichts mehr zu tun haben zu wollen, ist bei einigen derart übermenschlich, dass sie ihm
irgendwann nachgeben nachgeben müssen. Freies, selbstbestimmtes Handeln sieht anders
aus.
Leider haben es viele Menschen aufgegeben, sich ändern zu wollen. „Ich bin, wie ich bin“,
lautet die Devise. Mit dieser Einstellung können Sie als Trader sofort aufhören. Der
Choleriker darf nicht mehr sagen: Ich bin einfach so, wenn ein Auslöser kommt, brause ich
einfach auf. Er muss den Punkt finden, bevor er aufbraust. Er darf die Einladung der Börse,
aufbrausend zu reagieren, unter keinen Umständen annehmen.
Als Trader nützt Ihnen der Satz, „Ich bin einfach so!“ nichts. Es gibt keine Entschuldigung,
keine Ausreden es gibt nur Verlierer und Gewinner.
EMOTIONEN UND EIGENSCHAFTEN, DIE DAS TRADING BEEINFLUSSEN
ANGST
GIER
EUPHORIE
UNSICHERHEIT
UNENTSCHLOSSENHEIT
FAULHEIT / INFORMATIONSVERZICHT
TRÄGHEIT
INKONSEQUENZ
PEDANTERIE
ÜBERHEBLICHKEIT
SCHAM/STOLZ
SCHAM, EINES DER TÖDLICHSTEN GEFÜHLE AN DER BÖRSE
Scham ist eine Emotion, die in unserer Gesellschaft weitgehend ignoriert wird und das,
obwohl sie eine tragende Rolle in unserem Sozialisationsverhalten spielt. Seltsamerweise
halten viele Menschen alleine schon die Beschäftigung mit dem Begriff „Scham“ für sehr
befremdlich. Das beweist aber lediglich, wie sehr diese Emotion ignoriert wird. Gerade als
Trader ist es jedoch notwendig, sich auch mit dieser Emotion zu beschäftigen.
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Die meisten Menschen würden, wenn man sie fragt, wann sie zuletzt Scham erlebt haben,
länger überlegen müssen und schließlich extreme Beispiele aus der Vergangenheit benennen.
Dabei werden fast alle Menschen täglich mit diesem Gefühl oder dem Vermeiden des
Gefühls konfrontiert.
Unsere Gesellschaft funktioniert nicht (nur) aufgrund von Gesetzen, also aufgrund der Angst
vor Bestrafung. Viel wesentlicher ist der Faktor „Scham“ für unseren gesellschaftlichen
Alltag. Man drängelt sich nicht vor, weil die Gruppe einen durch Bemerkungen beschämen
wird. Man geht nicht nur mit einem alten Schlafanzug in den Supermarkt bekleidet, weil die
Scham es verbietet. Man zieht bestimmte Kleidung an, wenn man zur Arbeit(Disco, Kneipe,
Schule) geht, damit man von anderen in einer Position oder in einer Gruppe akzeptiert wird.
Auch hier will man nicht unangenehm auffallen, was beschämend wäre. Man beklaut seine
Kollegen nicht aus Angst vor Strafe, sondern auch nicht, weil man sonst „unten durch“ bei
Ihnen wäre. Scham ist unser täglicher Begleiter, auch beim Traden.
Nun wird Scham von gewissen Menschen zum Teil überwunden oder ignoriert. In gewissen
Bereichen funktioniert das kurzfristig. Doch meistens führt inadäquates Verhalten dazu,
dass man von der Gruppe ausgeschlossen wird. Fürs Unterbewusstsein ist die Gruppe wichtig:
Sie sichert das Überleben.
Scham ist also für das Unterbewusste auch immer ein Warnzeichen dafür, aus einer Gruppe
„ausgestoßen“ zu werden, sprich gesellschaftlich zu „sterben“. Zumindest führt Scham dazu,
dass man in der Gruppe an das Ende der Rangordnung rutscht und auch hier ist die
Versorgung schwieriger.
Das Unterbewusstsein will also Scham unter allen Umständen vermeiden. Aus diesem Grund
ist es eine dermaßen starke Emotion. Leider, oder zum Glück, machen wir Menschen uns
nicht bewusst, wie viel unseres Handelns unbewusst mit Scham zu tun hat.
Doch für einen Trader ist es wichtig, solche Prozesse zumindest zu erkennen.
Beispiel. Ein Verlierer zu sein ist beschämend: „Wie sage ich das meiner Frau?“ „Was ist,
wenn meine Freunde erfahren, dass ich so viel Geld an den Börsen verzockt habe?“ „Was ist,
wenn Arbeitskollegen mitkriegen, dass ich pleite bin und Schulden habe, weil ich an der
Börse spekuliert habe?“ Letzten Endes hat unerträgliche Scham oft auch die Finger im Spiel,
wenn Menschen in solchen Situation Selbstmord begehen. Doch das ist nur das Extrem.
Tatsächlich verursacht Scham mehr Tradingkatastrophen, als sich die meisten vorstellen
können. Da es eine derart existentielle Emotion ist, tun Menschen alles, um die Gefühle der
Peinlichkeit und Scham zu vermeiden. Im gesellschaftlichen Leben kann das angebracht sein,
aber wenn man an der Börse auch noch mit der Scham zu kämpfen hat, wird es unerträglich.
Sobald diese einsetzen, weil Ihre Verluste zu groß geworden sind, schaltet die Abwärtsspirale
meistens den Turbo ein und es nicht mehr weit bis zum Desaster.
Es geht einem Trader in dieser Extremsituation nicht mehr um normales Traden, nur noch um
das Vermeiden von Scham. Meistens werden also in solchen Momenten alle Tradingregeln
über Bord geworfen. Ein rationales Analysieren der Gesamtlage wird in solchen Situationen
unmöglich. So wird verständlich, warum viele Trader in solchen Situationen gern alles auf
eine Karte setzen, statt Wege zu finden, das Dilemma auszulösen. Es geht nur noch darum,
möglichst schnell aus der beschämenden Lage herauszufinden. Und so führt dieses „Alles-
oder-Nichts Verhalten, gern auch zum Bankrott.
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Doch selbst, wenn der Tradingtag nicht gut gelaufen ist und man mit dem letzten Trade noch
versucht, alles herumzureißen, kann es sein, dass hier bereits die Scham die Finger im Spiel
hat.
Man will sich nicht eingestehen, dass man schon wieder nichts verdient hat. Meistens sind es
genau diese Trades, welche die Arbeit von Wochen zunichte machen.
Scham und Peinlichkeit haben etwas mit Schmerz zu tun. Diese Emotionen werden wie
Schmerzen empfunden. Das Wort Peinlichkeit ist sogar vom Begriff des Schmerzes (Pein =
Strafe/Schmerz) abgeleitet. Niemand würde aber, wenn er unter akuten, heftigen Schmerzen
leidet, auf die Idee kommen, traden zu wollen!
Dabei schleicht sich die Scham nicht nur bei existentiellen Bedrohungen ein. „Die Börse geht
immer den Weg des größten Schmerzes.“ Trader werden zunächst viel öfter mit Scham
konfrontiert als man meint. Eigentlich täglich, bei jedem Verlust. Um diesen Schmerz zu
vermeiden werden viele Trader mit der Zeit übervorsichtig oder sie hören ganz damit auf etc.
Das alles geschieht eigentlich nur, um nicht noch mal von der Börse beschämt zu werden.
Da beim Traden immer wieder Verlustphasen vorkommen, ist es wichtig, sich mit seinen
Schamgefühlen in diesen Zusammenhang auseinanderzusetzen. Es hilft dabei, sich bewusst zu
machen, dass „Verlieren“ an der Börse eben nicht etwas mit „Verlieren“ in der Gesellschaft
zu tun hat, sondern ein normaler und notwendiger Prozess ist. Um jedoch die existentiellen
Gefahren dieser Verkettung von Scham und Verlusten aufzulösen, sollte man Vorsorge
treffen. Ein gutes Hilfsmittel dazu habe ich am Anfang vorgestellt, als ich Ihnen den Tipp
gab, immer nur die Summe auf Tradingkonto zu überweisen, die sie bereit sind zu verlieren.
Somit kann es nicht mehr zu existentiell beschämenden Situationen kommen.
Die Scham, aber auch alle anderen Emotionen, sind derart stark, dass diese Sie in eine tiefe
Trance versetzen können. In einer solchen Trance, also in tiefer Abwesenheit von Realität, ist
gewinnbringendes Trading nicht mehr möglich. Meistens sind es sogar Angst und Scham, die
Menschen, dazu bringen, ihr eigentliches Ziel, also Trader zu werden, aus den Augen zu
verlieren.
LEGEN SIE SICH AUF DIE LAUER
Etwas, was gerade Jäger gut können, ist: Beobachten! Allerdings sollen Sie nun nicht mehr
den Markt, sondern sich selbst beobachten. Fragen Sie sich immer wieder: Was macht diese
Meldung mit mir? Zu welchen Gefühlen, zu welchen Handlungen verleitet mich diese
Meldung, und wie reagiert der Markt.
EIN MEETING IN IHREM KOPF: KONFERENZMETHODE
Sie müssen also diese Stimmen, Emotionen und Stimmungen in Ihren Kopf in ein System
bringen, das Ihnen Kontrolle ermöglicht, zumindest einen Einfluss gestattet. Sie müssen
zunächst aber Ihren Stimmen und Stimmungen zuhören.
AUS DEM INNEREN MONOLOG WIRD EIN DIALOG
Sie werden überrascht sein, wie viele verschiedene Meinungen und Ansichten in Ihnen
existieren. Denn ansonsten hätten Sie nie einen Zweifel du würden jede Entscheidung mit
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absoluter Überzeugung treffen. Und so haben diese Stimmen und Stimmungen in Ihrem Kopf
nicht mit Schizophrenie zu tun, sondern sind für Menschen Normalität. Gerade diese
Fähigkeit, zu abstrahieren und abzuwägen, macht die Intelligenz des Menschen aus.
Um diese verschiedenen, zum Teil widersprüchlichen Emotionen besser strukturieren zu
können, hilft es, sich vorzustellen, dass eben ein Team mit völlig unterschiedlichen
Charakteren in Ihrem Kopf am Konferenztisch sitzen. Dort debattiert es unablässig über jedes
Thema, das auf den Tisch kommt: das Wetter, die Liebe und die Börse etc. Jedes einzelne
Mitglied stellt dabei eine Charaktereigenschaft oder eine Ihrer Emotionen dar.
DIE TEAMSITUNG
Der Charttechniker in Ihnen sieht ein klares Einstiegssignal und meldet dem Team: „Im
Moment besteht aus diesen und jenen Gründen ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis:
Wir sollten einsteigen!
Da meldet sich der ewige Zweifler: „Ja, ich erinnere mich noch gut an das letzte
charttechnische Signal, das du gesehen hast: Und was ist geschehen? Der Kurs brach nach
unten weg. Das hat uns viel Geld gekostet.
Der vernünftig abwägende Vermittler schreit ein: Na, okay das kann doch schon mal
vorkommen. Das ist aber kein Grund jetzt nicht einzusteigen. Dann brauchen wir uns gar
nicht mit der Börse beschäftigen.
Der Ängstliche: Sollen wir nicht lieber warten, bis es deutlichere Signale gibt?
Die Scham: „Nein nicht schon wieder ein Verlust. Nicht schon wieder als Verlierer
dastehen.“
Da platzt dem Gierigen der Kragen: „Ja, schon wieder warten, und dann läuft der Markt uns
wieder davon. Ich will Gewinne machen, JETZT! Also rein in den Markt und zwar schnell!
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Der fundamental Orientierte: Ich bin nicht wirklich überzeugt! Anhand der aktuellen Zahlen
ist es noch nicht sicher, ob das schon der Boden ist. Da gibt es diesen und jenen Hinweis.
Der Ängstliche springt auf und kreischt: „Seht ihr, seht ihr, das gibt wieder eine Katastrophe,
ich sage es euch.“
Der Gierige genervt. Wenn wir wieder warten, bis auch die Fundamentaldaten stimmen, sind
70 % der Rallye schon vorbei.“
Der beständig Resignierte: „Ach, das hat doch sowieso keinen Zweck, es ist doch eh zu spät.
Wir sollten es besser lassen und lieber ein Bier trinken gehen.“
ES WIEDERHOLT SICH
So wird Ihnen bewusst, dass in Ihnen eigentlich immer wieder ähnliche Muster, Gedanken
und Emotionen auftauchen. Mit ein bisschen Übung werden Sie feststellen, dass in Ihnen im
Prinzip immer dieselben Dispute und Diskussionen entstehen.
DAS GEDANKEN MISCHPULT
Wenn Sie also feststellen, dass Sie grundsätzlich zu gierig sind, haben Sie nun eine „Person“
in Ihnen zur Hand, mit der Sie in gewisser Weise in Kontakt treten können. Nennen Sie diese
Person „Den Gierigen“ oder Gordon Gekko. Sie hören den Gierigen aus diesem
Gedankenchaos heraus. Wenn Sie also zu gierig werden, können Sie sagen: Ach, das ist
wieder nur Gekko, auf den höre ich jetzt in dieser Situation nicht mehr. Der hat schon zu oft
Fehler gemacht.
Wenn Sie das Problem haben zu ängstlich zu sein, dann können Sie auch diese Aspekte als
„Person“ in die Schranken weisen. Wenn Sie feststellen, dass Sie zu wenig gründlich sind,
dann setzen Sie einen „Bürokraten“ für die Gründlichkeit an den Tisch.
Glauben Sie mir, Sie werden die Stimmen heraus hören, die Ihnen den Tradingerfolg
vermasseln.
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WERDEN DIE ZUM TRAINER IHRES TEAMS
Schlussendlich müssen Sie aus diesem Wirrwarr in Ihrem Kopf ein gutes Team bilden, das
zusammenarbeitet und gewinnen kann. Das ist IHR Job und je besser Sie ihn machen, desto
besser werden Sie traden.
Sie haben nun die Regler der Emotionen in der Hand. Natürlich wäre es gut, wenn Sie sich bei
jedem Trade Notizen machen würden, aber die richtigen Jägermentalitäten haben ein bisschen
Schwierigkeiten mit einer solche Form der Disziplin es reicht auch ein Zettel am Bildschirm
„TRADINGTEAM“, um sich immer daran zu erinnern.
JEDE EMOTION HAT IHREN SINN
Die verschiedenen Emotionen in Ihnen haben alle Ihren Sinn. Sie sind seit Ihrer Kindheit
entstanden, um das Überleben zu sichern. Leider werden oft einige Persönlichkeiten
übermäßig gefördert. Trotzdem haben alle ihre Berechtigung. Nur wenn man Angst und Gier
in ein gesundes Verhältnis zueinander stellt, dann kann man erfolgreich sein.
Sie sollten niemanden in diesem Team verurteilen, Jeder dieser Charaktere erfüllt für das
mentale Überleben wichtige Aufgaben. Wie gesagt, es geht um Feintuning mehr nicht.
POSITIVE VERSTRÄKUNG
Feiern Sie sich selbst, wenn Sie einen Trade nach einem vorher angefertigten Plan
durchführen. Unabhängig davon, ob er Gewinn oder Verlust gemacht hat.
DISTANZ
Normalerweise ist man, wenn man Angst hat, als ganze Person ängstlich, „man ist die Angst“.
Wenn Sie Ihre Angst personalisieren, dass trennen Sie sich von ihr. Sie erschaffen eine
weitere neue Instanz in sich, die mit der Angst kommuniziert. Sie identifizieren sich mit der
neuen Instanz. Diese neue Instanz erscheint natürlich wesentlich dominanter, weil sie sich
über die anderen lustig macht, sie sozusagen beschämt und in die Schranken weißt.
WIDERSTAND IST DAS EIGENTLICHE PROBLEM
Wenn Sie sich eine Weile mit Gefühlen und inneren Persönlichkeiten beschäftigt haben,
können Sie feststellen, dass Angst, Gier, Zorn, Neid etc. lediglich Widerstände, also eine
fehlende Akzeptanz der aktuellen Situation darstellen.
Wenn Sie die Folgen eines neues Verlustes, egal welche es auch sind, einfach annehmen,
ohne Widerstand und ohne Bedenken, können Sie keine Angst und keine Scham entwickeln.
Sobald Sie Emotionen haben, lehnen Sie sich gegen die Realität auf! Jedes Festhalten an
Emotionen entsteht nur aus dem Wunsch nach Kontrolle und somit nach Sicherheit.
Wenn Sie die jetzige Realität akzeptieren, so wie sie ist, werden sich alle Emotionen einfach
in Luft auflösen.
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Angst ist Widerstand gegen das Unvermeidliche und gegen die Unsicherheit
Gier ist Widerstand gegen den Imperativ der Zeit (dass es eben manchmal ein wenig länger
dauert, das zu bekommen, was man will)
Hoffnung ist der Widerstand gegen das was ist.
Scham ist Widerstand gegen die Ausgrenzung der anderen.
Stolz ist Widerstand gegen die eigene Bedeutungslosigkeit.
Wut ist Widerstand gegen die Angst usw.
EINFACH AUFHÖREN WIDERSTAND ZU LEISTEN
Sobald Ihnen „wirklich bewusst“ wird, dass alle starken Emotionen nur Widerstände gegen
etwas sind, können Sie tatsächlich jede Emotion einfach ausblenden, indem Sie den
Widerstand aufgeben. Es ist eine ruinöse Einbildung des Menschen, dass er in diesem
scheinbaren Chaos Kontrolle haben könnte. Er kann es nicht. Nicht im Leben und erst recht
nicht an den Börsen. Es gibt nichts zu kontrollieren. Kontrolle selbst ist schon der
Widerstand.
„Sie sind ein Trader, ein Trader muss traden, auch wenn er keinen Einfluss auf den
Ausgang des nächsten Trades hat. Das ist alles. Der Rest ist Stille.“
„Trade was du siehst, und höre endlich auf zu denken…“
DA IST ES AUF EINMAL, DAS WESEN BÖRSE
Mit der Zeit werden Ihnen die verschiedenen Stimmen und Emotionen in Ihnen mehr und
mehr wie leer „Satzhülsen“ vorkommen. Sie stellen immer deutlicher fest, dass es wieder die
gleichen Phrasen sind, die sich ständig wiederholen. Ihr Verstand wird dann nu ein lärmender
Haufen von einstudierten Verhaltensmustern. Der Verstand, der den Menschen scheinbar so
überlegen macht, wird zum Ballst. ALLATGSTRANCEN
Die meisten Menschen halten sich für immer bei Verstand, klar und bewusst. Leider ist auch
das nur Illusion. Eigentlich taumeln wir von Alltagstrance zur nächsten. Trance ist das Fehlen
von konzentrierter Aufmerksamkeit auf dem aktuellen Tun und auf die uns umgebende
Realität. Trancen sind damit ein Fehlen von Bewusstsein über die akute Wirklichkeit.
Das Gleiche geschieht regelmäßig bei TV oder im Kino, bei Konzerten, bei Ihrem Hobby und
vielen anderen Gelegenheiten. Die landläufige Formulierung ist: „Ich habe die Zeit
vergessen.“
Das erlaubt die Frage: Wann sind wir überhaupt richtig wach?
DIE ABLENKUNG DES ALLTAGS
124
Doch der innere Monolog beschäftigt sich nicht nur mit der Vergangenheit. Er ist sogar in der
Lage, Künftiges, auf Ihre innere Leinwand zu projizieren. Beispiel: Sie müssen morgen in
einem Ihnen unbekannten Raum eine Präsentation halten, von der Ihre beruflich Existenz
abhängt. Sie werden natürlich in Ihrem Kopf immer wieder die möglichen Ereignisse, Fragen
und Situationen durchspielen. Sie stellen sich dabei, meistens unbewusst, die Räumlichkeiten
und andere Gegebenheiten vor, selbst wenn Sie diese gar nicht kennen.
Das bedeutet: Nicht nur Vergangenes prägt Ihre Vorstellung, sondern auch künftige
Ereignisse, die überhaupt noch nicht geschehen sind, werden durchgespielt. Fakt ist, das
niemand weiß, wie die Präsentation wirklich ablaufen wird. Wenn Sie sich aber die Situation
vorstellen, durchleben Sie fast schon die Gefühle und Emotionen. Sie werden jetzt schon
nervös, Ihr Herz schlägt schneller etc. So stark können solche Emotionen sein!
Ich hoffe, Sie haben nun bereits erhebliche Zweifel an Ihrer Wahrnehmung. Wenn Sie sich
dessen bewusst werden, kommen sie unweigerlich zu der Erkenntnis, wie verrückt das alles
sei. Eigentlich ist Ihr Verstand die ganze Zeit damit beschäftigt, über den inneren Monolog
Ihnen Wirklichkeiten vorzugaukeln, die nicht viel mit der Realität zu tun haben.
Dieser innere Monolog also, die Wörter und Sätze und Bilder, die Sie beständig denken, jede
Sekunde Ihres Lebens macht etwas mit Ihnen, Sie denken über etwas nach, etwas
Vergangenes oder Zukünftiges und schon tauchen Bilder in Ihnen auf, obwohl Sie die Augen
offen haben.
IHR KOPFKINO
Was bedeutet das nun für Ihre Wirklichkeit? Wenn Ihr innerer Film die äußerliche
Wirklichkeit überlagert(ohne sie zu verändern) bedeutet das doch, dass Sie eine innere, neue
Wirklichkeit schaffen. Sie erschaffen somit Ihren persönlichen Film. Wenn Ihre
Aufmerksamkeit hauptsächlich auf Ihren inneren Film konzentriert ist, bedeutet das, dass Sie
von der äußeren Wirklichkeit nur sehr wenig mitbekommen.
Ihr Verstand befindet sich demnach die ganze Zeit auf einer Reise zwischen Vergangenheit
und Zukunft, aber jedoch immer in einer Form der Fiktion.
Erinnern Sie sich an den heutigen Tag zurück. Fragen Sie sich, wie oft Ihre Aufmerksamkeit
auf die Sie umgebene Realität gerichtet war, ohne von ihrem Inneren Monolog überlagert zu
werden. Ich sage es Ihnen: Nie.
Nur wenn Sie sich mit dem inneren Monolog, mit Ihrem Verstand auf diese Art und Weise
beschäftigen, können Sie diesen enttarnen, als das, was er ist: Beim Traden überflüssig.
DIE ENTDECKUNG DES BEOBACHTERS
Wenn Sie das große Glück haben sollten, nur für kurze Augenblicke ganz mit diesem
Beobachter zu verschmelzen, werden Sie ein tiefes inneres Gefühl der Ruhe und
125
Zufriedenheit erleben. Es gibt in dieser Bewusstseinsinstanz keine Sorgen, keine Ängste,
keine Unruhe, keine Trancen. Dort existieren auch keine Vergangenheit und keine Zukunft,
sondern nur Gegenwärtiges. Dieser Wahrnehmer ist also emotionslos und friedlich.
ZUM EXZELLENTEN KÄMPFER GEHÖRT DIE BILDUNG DES CHARAKTERS
Schon die alten Meister der Kampfkünste haben begriffen, dass es bei Kampf nicht nur um
die Fertigkeit alleine geht. Letzten Endes wird es zwischen zwei gleich starken und
ausgebildeten Kämpfern darum gehen, wer die bessere mentale Einstellung hat.
Die höchste Stufe der Kampfkunst erreicht ein Kämpfer, der seinen Geist freimachen kann,
seine Emotionen ausschaltet und frei von jeder Beeinträchtigung eins mit dem Kampf selbst
wird.
Der Geist eines Kampfsportmeisters ist in vollkommener Ruhe fließend. Er hat das Denken
eingestellt und ist nur noch reine intuitive Aufmerksamkeit. So fühlt er lange bevor einen
Gedanken auch nur denken könnte, wann und wo sein Gegenüber einen Angriff startet. Dabei
erlebt er eine seltsame Art der Verdichtung der Aufmerksamkeit, die in letzter Konsequenz zu
einer stark veränderten Wahrnehmung führt. In diesem Zustand erscheint es ihm, als dehne
sich die Zeit aus und Ereignisse um ihn herum verlangsamten sich. Es ist eine Form der
Hyperkonzentration, also, auf die höchste geistige Aufmerksamkeit.
Diese Zeitverzerrung entsteht unter anderem dadurch, dass die Verarbeitungskapazität, die der
Aufmerksamkeit zur Verfügung steht, nicht mehr durch den bewertenden Verstand und durch
Trancen und Illusionen aufgezehrt wird. Je mehr Verarbeitungskapazität die Wahrnehmung
zur Verfügung hat, desto langsamer wird die Zeit vergehen.
Um diesen Effekt zu verstehen, kann man den Vergleich mit einem Film ziehen.
Normalerweise reichen 24 Bilder pro Sekunde aus, damit das menschliche Auge einen
Filmverlauf als flüssig wahrnimmt. Nimmt man jedoch mit 1000 Bilder pro Sekunde auf,
zeigt dann aber später bloß 24 Bilder pro Sekunde, entsteht natürlich ein unglaublicher
Zeitlupeneffekt.
Den umgekehrten Effekt erleben wir leider Jahr zu Jahr stärker. Da das menschliche Gehirn
mit dem Alter an Leistungsfähigkeit verliert, nimmt auch die Wahrnehmungskapazität ab, und
es kommt, zum Gegenteil, einem Zeitraffereffekt. Aus diesem Grund hat man das Gefühl,
dass die Zeit immer schneller vorbeigeht. Aus diesem Grund, hat man das Gefühl, dass die
Zeit immer schneller vorbeigeht, je älter man wird.
DIE VERSCHMELZUNG MIT DEM GEGENÜBER
Es tritt auch ein weiterer Effekt in diesem Zustand ein: Der Kämpfer hat das Gefühl, dass er
mit seiner Umgebung verschmilzt. Er wird zu der Umgebung, zu seinem Feind, zu der Luft,
die ihn umgibt. Diese Art der Verschmelzung ist eben die Intuition selbst.
DIE EIGENTLICHE AUFGABE DES VERSTANDES
Ursprünglich war der Verstand nur dazu da, ein Problem zu lösen. Er beherrschte den
Menschen noch nicht in der Art, wie er es heute tut.
Vor vielen Jahrtausenden wanderte der Mensch mit sich und der Welt zufrieden über eine
Wiese. Kein Gedanke war in seinem Kopf. Er genoss lediglich das reine Sein und die
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Fähigkeit, Dinge einfach wahrzunehmen, so wie sie sind, ohne einen Gedanken daran zu
verschwenden. Er wertete das, was er sah, nicht. Er fragte sich nicht, ob das, was er sah gut
oder schlecht ist. Alles war einfaches kindliches Staunen. Er war begeistert von all diesen
überwältigenden Vielfalt auf seiner Haut, dem Geruch und der Wahrnehmung, die einfach nur
faszinierend waren. Er schwelgte also in einem paradiesischen Zustand des inneren Glücks.
Da gelangte er an einen Fluss. Nachdem er sich eine Weile dem staunenden Beobachten und
Faszination des Flusses hingegeben hatte, sah er auf der anderen Seite des Flusses einen
großen Apfelbaum. Plötzlich meldete sich in ihm ein seltsames Bedürfnis. Hunger? Und
plötzlich taucht ein Problem auf: Wie kommt der Mensch über den Fluss, um diesen Apfel zu
pflücken?
In diesem Moment schaltet sich der Verstand ein wie ein Computer und sagt: „Du hast ein
Problem? Ich kann Dir helfen.“ Und schon startet der Verstand, emsig bemüht, das
Problemlösungsprogramm. Dazu zieht er immense Kapazitäten von der Wahrnehmung des
Menschen ab. Schließlich muss er das Problem von allen Seiten betrachten. Beleuchten heißt
in diesem Zusammenhang, er setzt sich selbst mit dem Problem in Bezug und fängt an, Bilder
zu schaffen, sprich er fantasiert:
„Du könntest da hinten ein paar Steine nehmen und diese in den Fluss werden!“ Sofort
tauchen im Kopf die entsprechenden visuellen Informationen auf(siehe Trancen). Der Mensch
sieht sich auf wackligen, nassen Steinen über den Fluss balancieren. Der Verstand erinnert
sich bildhaft mit einer neuen visuellen Illusion an die schmerzhafte Kälte eines Baches, in den
der Mensch als Kind gefallen war. Nein, diese Idee ist nicht gut: „Plopp“, die Illusion
verschwindet vor dem geistigen Auge. Eine Neue muss her:
„Oder aber, du könntest da hinten das Holz nehmen und ein Floß bauen!“ Wieder entstehen
unzählige Bilder, alles Illusionen.
Was macht der Verstand also in diesem Moment? Er stellt alle möglichen Szenarien vor, es
tauchen viele Bilder auf, die aber alles, nur Illusionen sind. Bilder, die der Mensch in diesem
Moment zwar erlebt, die jedoch nicht real sind. Bilder, die Erinnerungen an Vergangenes
sind. Bilder von einer möglichen Zukunft und Bilder, die Geschichten erzählen.
Nur das ist alles nicht real. Das sind nur Phantasien und Illusionen. Die eigentliche Realität,
also diese beeindruckenden Sinneswahrnehmungen, mit der der Mensch noch vor dem
Entdecken des Baumes beschäftigt war, rückt in den Hintergrund und wird durch neue Bilder
seines Verstandes quasi überlagert. Damit wird der Realität die Intensität genommen.
Der Verstand arbeitet dabei noch auf Hochtouren und wechselt zwischen
Vergangenheit(Erfahrungen) und Zukunftsillusionen: „Ich könnte dies und das machen, aber
das habe ich doch schon damals so gemacht.“ Keine Frage es ist eine grandiose Leistung des
Verstands.
Nur an einem Punkt ist dieser Mensch zu diesem Zeitpunkt NICHT!
Nämlich in der Gegenwart, beim aktuellen Geschehen. Er steht wie paralysiert am Ufer,
während in ihm das Kopfkino abläuft. Wie weggetreten, in tiefer Trance, folgt er den
Illusionen des Verstands. Der Mensch ist in einem Prozess des Bewertens in Bezug zu den
Probleme eingetreten: Das ist eine (scheinbar) besser Lösung. Das ist eine (scheinbar)
schlechtere Lösung. Der Apfel, das Erreichen wollen des Apfels hat den Verstand zu einem
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Bewusstsein über Gut und Böse (Besser oder schlechter) geführt. Die Menschen wurden
damit aus dem Paradies der reinen Wahrnehmung vertrieben.
DER VERSTAND WILL AN DER MACHT BLEIBEN
Wenn der Mensch nun den Apfel endlich gepflückt hat, könnte er theoretisch den Verstand
wieder in den Werkzeugkasten legen und sich weiter in tiefem Frieden und sanfter
Zufriedenheit des faszinierendsten Fähigkeit widmen, die er beherrscht: der Wahrnehmung.
Denn eigentlich ist die Wahrnehmung das höchste Gut, dass uns Menschen gegeben ist. Nur
so können wir in Kontakt mit unserer Umwelt treten und uns dabei auch noch dessen bewusst
sein, was wir wahrnehmen. Und wenn Sie je einen Sonnenuntergang am Meer miterlebt
haben, können Sie sich vorstellen, wie unglaublich einfach Wahrnehmen sein kann und was
wir in unserem Alltag alles verpassen. Aber es bedarf in den meisten Fällen keiner anderen
Ablenkungen, damit der Verstand mal für ein paar Minuten freiwillig zurücktritt und Sie nicht
damit belästigt, was Sie morgen einkaufen müssen.
DIE VERTREIBUNG AUS DEM PARADIES DER WAHRNEHMUNG
Der Verstand wollte nicht mehr zurück in den Werkzeugkasten. Er wollte an der Macht
bleiben. Und da hatte er einen genialen Plan.
Er fing an den Menschen mithilfe dieser Vergangenheits- und Zukunftsillusionen beständig
vorzugaukeln, dass er zahlreiche Probleme gebe, die unbedingt JETZT gedanklich zu lösen
seien! Indem er beständig neue Probleme „erfand“, schaffte er es, an der Macht zu bleiben.
Die Probleme wurden in eine mögliche Zukunft gelegt, denn da diese noch nicht überprüfbar
ist, kann man diese Zukunftsvision nicht von Problemen entkräften. Es könnte tatsächlich
sein, dass man seinen Job verliert, seine Familie nicht mehr ernähren kann, dass man ernsthaft
krank wird, dass das Finanzsystem zusammen bricht, dass man sein ganzes Geld verlieren
kann. Perfekt! Wie soll man angesichts all dieser ungeheuren Probleme noch das JETZT
genießen?
Hören Sie Ihrem Verstand, Ihrem Inneren Monolog einmal aus dieser Position heraus zu.
Prüfen Sie, was er Ihnen anbietet. Welche Sorgen und Probleme? Wenn er das nicht tut, ist er
mit irgendwelchen vergangenen Sachen beschäftigt, die einem peinlich oder nicht gut
gelaufen sind oder die man hätte besser machen können. Wäre ich doch gestern in Gold
eingestiegen, hätte ich doch besser gekauft, warum bin ich nicht da und dort eingestiegen.
Oder er sorgt sich um zukünftige Ereignisse, was eintritt, wenn dieses und jenes geschieht.
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Denn dafür ist der Verstand da: Probleme zu lösen
Wie verrückt ist das? Der Problemlöser selbst, also der Verstand, gaukelt dem Menschen
ständig reale oder imaginäre Probleme vor, damit er selbst dauerhaft an der Macht bleiben
kann. Was für ein Teufelskreis und was für ein genialer Trick!
Der Hausmeister, der dafür sorgen soll, dass in einem Haus alles zur Zufriedenheit der Mieter
funktioniert, geht zu den Mietern und erzeugt imaginäre Probleme, indem er ständig auf neue
Gefahren hinweist, nur um beschäftigt zu sein und zu verhindern, dass die Mieter sich mal
entspannen. Gleichzeitig wird er damit zu der bestimmenden Person in diesem Mietshaus, er
behält also die Macht. Was würden Sie mit diesem Hausmeister tun, wenn er wieder an die
Türe klopft? Ihn in seine Schranken weisen, keine Frage. Machen Sie das auch mit Ihrem
Verstand.
Seit der Zeit dieser Machtübernahme zwingt uns der Verstand dazu, diesen inneren Monolog
zu führen. Darin geht es nur um künftige und vergangene Probleme. „Morgen muss ich noch
das und das tun.“ „Was ziehe ich nur an, ist das Hemd eigentlich gebügelt?“ „Was hat sie
gestern gesagt, was meinte sie damit. Ist das nun gut oder schlecht?“ etc.
Eigentlich geht es darum, den Verstand wieder zu dem zu machen, was er ursprünglich war.
Man sollte ihn nur nutzen, wenn man ihn wirklich braucht. Leider ist unsere gesamte moderne
Gesellschaft auf „Problemerschaffung“ und „Problemlösung“ aufgebaut. Sie ist Produkt
unseres übereifrigen Verstandes. Eine Existenz ohne diesen inneren Monolog ist in unserer
Gesellschaft kaum denkbar, es gäbe erhebliche Probleme.
Leider gibt es da noch ein kleines, nicht ganz einfaches Problem, dem wir uns noch widmen
müssen: Wie schaltet man den Verstand aus?
DAS ANHALTEN DES INNEREN MONOLOGS
DIE STUFE EINS
Konzentrieren Sie sich auf Ihren inneren Monolog. Hören Sie ihm zu. Beobachten Sie, wie
ein Gedanke nach dem anderen entsteht. Fragen Sie sich dann, wo diese Gedanken Ihren
Ursprung haben. An welcher Stelle oder in welchem Bereich Ihres Kopfs tauchen diese
Gedanken auf?
Die Vorstufe eines jeden Wortes und damit eines jeden Gedankens ist ein Gefühl. Aus
mehreren Gefühlen entsteht ein Satz. Diese Gefühle schwimmen tatsächlich in einer Art
Ursuppe von Gefühlen.
Es reicht zunächst festzustellen, wo Sie meinen, dass in Ihrem Kopf der Gedanke entsteht an
welche Stelle. Also zum Beispiel eher oben im Kopf an der linken Kopfseite. Wenn Sie
diesen Punkt oder diesen Bereich entdeckt haben, beobachten Sie den Gedanken wie er
vorbeizieht und fragen Sie sich wohin er verschwindet. Zum Beispiel an der rechten Seite des
Kopfs. Alle anderen Regionen sind auch denkbar.
Sobald Sie diese beiden Stellen gefunden haben, beobachten Sie nun Ihre Gedanken, wie sie
an diesem einen Punkt auftauchen und wohin sie daraufhin ziehen. Lassen Sie also die
Gedanken in Ihrem Kopf wie eine Art Film vorbeiziehen. Versuchen Sie dabei, so wenig
129
Interesse wie möglich an dem eigentlichen Inhalt des Gedanken zu haben. Bleiben Sie völlig
teilnahmslos und gelassen die Gedanken ziehen vorbei wie Wolken, deren Form Sie nicht
interessiert. Werden Sie innerlich dabei ruhig und achten Sie auf Ihre Atmung.
DIE STUFE ZWEI
Versuchen, Sie, nachdem Sie ein wenig Übung darin erlangt haben, Ihre Gedanken zu
beobachten, die Geschwindigkeit der Gedanken zu verändern. Lassen Sie die Gedanken
langsamer und wieder schneller werden. Wenn Sie es schaffen, den Fluss der Gedanken zu
verändern, habe Sie bereits einen großen Schritt in Richtung „Kontrolle“ der Gedanken
erreicht. Wenn Sie die Geschwindigkeit verändern können, ist allein das schon ein erster
Hinweis darauf, dass Sie auch die Gedanken ganz anhalten können.
Sie steuern den Fluss Ihrer Gedanken.
Falls Sie die Geschwindigkeit nicht beeinflussen können, versuchen sie stattdessen, zunächst
den Inhalt der Gedanken zu beeinflussen, während Sie diese beobachten. Das kann eigentlich
jeder. Denken Sie einen Satz und bringen Sie ihn zu einem anderen Ende als ursprünglich
„geplant“.
Anschließend können Sie lernen, einen Gedanken einfach zu unterbrechen. Denken Sie ihn
nicht zu Ende. Das wird am Anfang nur gelingen, wenn Sie sich zwingen, einen anderen
Gedanken zu denken. Trotzdem bleibt eine Neugier, wie denn der alte Gedanke oder der
Inhalt weitergegangen wäre. Geben Sie dieser Neugier nicht nach.
Damit gleicht das Nichtdenken einer Form der inneren Entspannung, denn Neugier ist
Anspannung. Auch Interesse ist Anspannung. Entspannung ist das Loslassen, auch das
Loslassen des Interesses am Inhalt des Gedanken. Es entsteht: Gleichgültigkeit.
EIN ABSTRUSER GEDANKE OHNE UND MIT FOLGEN
Spätestens in diesem Schritt zwei fällt auf, dass einige Gedanken tatsächlich mehr oder
weniger einfach so entstehen. Man hat zuweilen das Gefühl, dass man gedacht wird, also dass
es gar nicht eigene Gedanken sind. Dieses Gefühl ist nicht wirklich falsch. Aus der Ursuppe
der bestimmten Emotionen tauchen tatsächlich zum Teil wahllos Gedanken auf. Diese sind
zuweilen extrem unsinnig.
Sie sitzen friedlich an einem Sommernachmittag in einem Restaurant. Sie sehen eine kleine
Luftverwirbelung von Blättern. Da taucht plötzlich aus dem emotionalen Ursuppe der
Gedanke auf, wie es wäre, wenn nun plötzlich ein riesiger Tornado entstünde. Dieser
Gedanke ist natürlich so absurd, dass Sie ihn sofort wieder vergessen. Wenige Minuten später
würden Sie sich an diesen Gedanken selbst nicht mehr erinnern. Wenn Sie aber schon einmal
Opfer eines Tornados wurden, werden sich weitere Emotionen an diesen Gedanken heften. Es
könnte dann sein, dass sie Minuten oder sogar Stunden mit den Auswirkungen beschäftigt
sind, die dieser fast zufällige Gedanke in Ihnen ausgelöst hat.
Aufgrund der ungeheueren Vielzahl dieser zum Teil absurden Gedanken, die jede Stunde in
Ihnen auftauchen, finden sich aber immer wieder Themen, auf die auch Sie emotional
anspringen. Und schon ist Ihr Verstand wieder eine lange Weile mit irgendeinem Problem
beschäftigt, das irgendwo in der Vergangenheit oder in der Zukunft liegt.
130
Dieses unaufhörliche Testen, auf welche Gedanken Sie anspringen, ist notwendiges Mittel des
Verstands, immer neue Probleme in Ihnen entstehen zu lassen. Denn nur so kann es
funktionieren, dass der Verstand an der Macht bleibt. Jedes Mal, sobald Sie also zur Ruhe
kommen, nachdem Sie ein Problem durchgekaut haben, taucht eine Vielzahl unkontrollierter
Gedanken auf und zwar so lange, bis wieder ein neues Problem Ihr Denken beherrscht.
Das Gleiche geschieht auch, wenn Sie anfangen, sich mit Ihrem inneren Monolog zu
beschäftigen. Es wird eine Reihe von Gedanken auftreten. Viele werden kaum Ihr Interesse
erregen, aber je mehr Sie sich an das „Nichtdenken“ annähern, desto häufiger werden
Gedanken zu Themen auftauchen, die in Ihnen starke Emotionen auslösen. Und schon sind
Sie in die Falle getappt und haben wieder mehrere Minuten ein Problem und dabei völlig Ihre
eigentliche Aufgabe, die Kontrolle der Gedanken, aus dem Sinn verloren. Das ist normal.
Um den inneren Monolog anzuhalten, muss man auch dieses Prinzip enttarnen. Nur, wenn
man sich bewusst wird, dass der Verstand alles tut, um an der Macht zu bleiben, wird man
immer weniger bereit sein, auf die Einladung emotional belasteter Themen einzugehen. Es
hilft in diesen Fällen, sich zu sagen, dass man dieses Thema gerne später durchdenken wird,
jetzt aber etwas anderes vorhat: nicht zu denken.
Allein, wenn Sie sich dieser Strategie des Verstands bewusst werden, haben Sie schon einen
wichtigen Schritt getan, um aus der Fremdsteuerung herauszutreten. Das ist auch im
Tradingalltag wichtig, denn da funktionieren diese Prozesse ähnlich. Sie sind einen Trade
eingegangen, irgendetwas Unwichtiges geschieht und Ihre Gedanken rasen los, um daraus ein
Problem zu stricken, das mit diesem Trade zusammen hängt.
Um diesem Chaos zu entfliehen, geben manche Trader, nachdem sie in den Markt gegangen
sind, einen Stopp und gleichzeitig ein Verkaufslimit ein und verlassen ihren Arbeitsplatz. So
wollen sie verhindern, dass ihre Gedanken sie dazu bringen, den Stopp heraus zu nehmen
oder zu früh zu verkaufen. Aber das hilft nur marginal, denn vor dem Trade und nach dem
Trade geht der Gedankenwahnsinn weiter.
DIE STUFE DREI
Es wird eine Weile dauern, bis zu zunehmend mehr begreifen, wie Sie auf Ihren inneren
Monolog Kontrolle ausüben können. Dann gehen Sie einen Schritt weiter.
Mit der Zeit wird es Ihnen, wie in Stufe eins und zwei beschrieben, gelingen, ohne emotionale
Beteiligung zu beobachten, wie ein Gedanke an einer Stelle im Kopf auftaucht, vorbeizieht,
dabei wahrgenommen wird und dann wieder an einer anderen Stelle des Kopfs verschwindet.
Erst nachdem der erste Gedanke verschwunden ist, taucht ein neuer Gedanke auf. Es ist
unmöglich, zwei Gedanken „gleichzeitig“ zu denken.
Versuchen Sie dabei, unbedingt in völliger und stiller Gleichgültigkeit zu bleiben. Wenn
Ihnen das nicht sofort gelingt, sollten Sie auf Ihre Atmung achten. Damit wird ein kleiner Teil
der Aufmerksamkeit abgelenkt und es fällt leichter, diesen gleichgültigen Zustand zu
erreichen.
Sobald Sie diese innere Ruhe spüren und ganz entspannt sind, richten Sie nun Ihre ganze
Aufmerksamkeit auf die Zeit zwischen zwei Gedanken. Zwischen jedem alten und neuen
Gedanken existiert eine kleine Lücke. Sie verfolgen, wie der Gedanke an dem einem Ende des
Gehirns verschwindet, und bevor der neue Gedanke an anderer Stelle wieder auftaucht,
herrscht kurze Zeit Ruhe. Es ist eine Ruhe der Gedankenleere, der geistigen Stille.
131
Natürlich werden, sobald Sie eine Lücke entdeckt haben, die Gedanken lossprudeln und
meistens ist erst einmal alle Aufmerksamkeit dahin. Doch das ist normal. Lassen Sie es zu
und sobald es geht, konzentrieren Sie Ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Fluss der
Gedanken, auf Ihren Atem und schließlich wieder auf die Lücke
Wenn Sie gelernt haben, den Gedankenstrom zu verlangsamen, sollten Sie nun auch in der
Lage sein, diese Lücke größer werden zu lassen. Es gehört natürlich ein wenig Übung dazu,
aber es ist nur logisch, dass auch das funktionieren muss.
Sobald Ihnen gelingt, die Lücke zu vergrößern, haben Sie es eigentlich schon geschafft. Sie
erleben die ersten Momente kontrollierbar absoluter Stille. Meistens zunächst natürlich nur
sehr kurz. Aber je gelassener Sie mit Ihren Gedanken umgehen, desto schneller können Sie
die Lücke immer weiter vergrößern.
Manchen Menschen hilft es, wenn sie in die Lücke hineintauchen oder sich vorstellen, selbst
diese Lücke ganz auszufüllen. Andere stellen sich vor, wie sich die Lücke wohltuend
ausbreitet und bald das gesamte körperliche Empfinden umschließt. Visuell veranlagte
Menschen halten es vielleicht für leichter, die neuen Gedanken schwarz zu übertünchen oder
sich intensives Schwarz vorzustellen. Andere, auditiv veranlagte Menschen, überlagern die
Gedanken mit einer Art lauten Stille, die so laut ist, dass kein Gedankenwort mehr eine
Chance hat, dagegen anzugehen.
Es ist unerheblich und höchst individuell, wie Sie es machen und wie Sie es empfinden.
Natürlich werden immer wieder neue Gedanken auftauchen, das ist völlig normal. Sobald Sie
diese bemerken, brechen Sie sie, wie in Stufe zwei gelernt haben, sofort ab und konzentrieren
sich wieder auf die Lücke. Bis man längere Phasen nahezu gedankenleer verbringen kann,
braucht es ein bisschen Übung.
ES IST, ALS MÜSSTE MAN NEU GEHEN LERNEN
Man kann es nicht erzwingen, nicht zu denken. Es ist einfach ein innerliches Tun, eine Art
Impuls. Wenn Sie ihren Arm anschauen, dann können Sie diesen anschreien, Sie können den
ganzen Körper anspannen, er wird sich nur bewegen, wenn Sie es „einfach tun“. Es ist ein
Impuls in Ihnen, der den Arm bewegt. Kein anderes Mittel führt zum Erfolg. Es ist auch ein
vergleichbarer Impuls, nicht zu denken. Eigentlich ist es ganz einfach, aber man muss er
lernen.
Das gleiche Problem haben zum Beispiel Menschen, die nach einem Unfall wieder neu lernen
müssen zu gehen. Es gehört extrem viel Mühe dazu, wieder einen Zugang zu der für uns ganz
normale Bewegung zu finden. Ähnlich ist es mit dem Nichtdenken. Wenn Sie es einmal
können, ist es so leicht, wie einen Arm zu bewegen. Aber der Weg dorthin ist mit viel Mühe
verbunden.
Beispiel: Sie wollen ein neues Instrument spielen lernen, sagen wir, ein Saxophon. Am
Anfang wissen Sie überhaupt nicht, wie das funktionieren soll. Es kommen immer nur hin
und wieder mal einzelne fipsige Töne aus dem Instrument. Aber je mehr Sie üben, desto öfter
werden die richtigen Töne entstehen. Bald schon können Sie einen Ton halten und wenn Sie
ein wenig mehr üben, kleine Stücke spielen.
DER GEGNER
132
Leider haben Sie auch noch einen Gegner, der alles tut, um Sie davon abzuhalten, nicht zu
denken: den Verstand selbst. Er wird, wie schon beschrieben, alles zu tun, damit Sie Ihr
Bewusstsein wieder auf die Wörter, auf den Inhalt, richten. Aber nicht nur das, der Verstand
wird sich auch noch auf eine andere Art und Weise wehren. Wahrscheinlich wird er Ihnen
jetzt sagen, dass doch das alles viel zu aufwendig sei. Börse muss doch einfacher sein. Diese
Lösung sei zu kompliziert.
Ihr Verstand wird Ihnen also versuchen einzureden, dass es eine Abkürzung zum
Tradingerfolg gebe, einen leichteren Weg. Das ist natürlich Unsinn. Gäbe es ihn, hätten ihn
schon etliche gefunden.
Aber spätestens, sobald Sie über die allerersten Anfänge im Training des Nichtdenkens hinaus
sind, sobald Sie Ihre Gedanken als neutral beobachten können, wird sich der Verstand selbst
entlarven. Denn diesen Gedanken, den er Ihnen da einpflanzen will, werden Sie ja dank
Ihrer Beobachtungen als einen solch subversiven Versuch enttarnen.
Sie haben also in relativ kurzer Zeit ein exzellentes Werkzeug an der Hand, das Sie fast
automatisch bei der Stange hält.
GELASSENHEIT UND BEHARRLICHKEIT
Keine Frage, zwischenzeitlich wird Ihr Verstand auch mal wieder die Oberhand gewinnen.
Sie werden seinem Geplapper erliegen und seinen Sprüchen Glauben schenken. Doch schon
beim nächsten Mal, wenn Sie Ihr Training wieder aufnehmen, werden Sie erneut auf die
Gewinnerseite gelangen. Denn Ihr Verstand wird so unvorsichtig sein und die scheinbar
erfolgreiche Einflussnahme fortsetzen. Und dann haben Sie ihn!
Lassen Sie sich also nicht entmutigen. Das Verfolgen Ihrer Gedanken ist ein vergleichsweise
einfacher Schritt. Und wenn Sie solche Erfolge errungen haben, denken Sie an die positive
Verstärkung: Belohnen Sie sich. Legen Sie zwischendurch durchaus eine angemessene Pause
ein. Mentales Training ist anstrengend. Übertreiben Sie nicht, Sie werden nichts erzwingen
können. Bedenken Sie, dass auch die Ausbildung der ostasiatischen Kämpfer nicht in wenigen
Wochen beendet ist.
Und lassen Sie Ihren Verstand zwischendurch ruhig mal wieder zu Wort kommen. Sie können
sich ja immer mal wieder heimlich in seine Gedankengänge einschalten. Sie werden sich
köstlich amüsieren, was der arme Kerl für einen Blödsinn von sich gibt. Sie brauchen es ihm
ja nicht zu sagen…
Mit den genannten Mitteln haben Sie ab sofort die Möglichkeit, diese Gedanken, einfach weil
es Sie nicht mehr interessiert, nicht mehr weiter zu denken. Natürlich geht es, zumindest am
133
Anfang, auch nicht darum, die Gedankenleere über Stunden aufrecht zu erhalten. Es sind
mehrere Faktoren, die nun ineinandergreifen. Je mehr Sie die Sinnlosigkeit des inneren
Monologs enttarnen, desto mehr bewusste Aufmerksamkeit steht dem Trading zur Verfügung.
Auch die Gelassenheit, die entsteht, wenn man den Gedanken nicht mehr die Bedeutung
zumisst, hilft enorm beim Trading. Die Gedanken, die uns ansonsten zu gehetzten Tradern
machen, werden nur noch schmunzelnd beobachtet und als wertloses Geplapper betrachtet.
Man fängt an, sich selbst (also die eigenen Gedanken) nicht mehr so wichtig zu nehmen.
Selbst wenn Sie also nie zum Nichtdenken gelangen sollten, werden die hier vorgestellten
neuen Sichtweisen einen erheblichen positiven Einfluss auf den Tradingalltag nehmen
können. Und als letzte Folge entsteht, wenn Sie mehr und mehr Ihrem inneren Monolog das
Recht versagen, von Ihnen Besitz zu ergreifen, mehr Raum für etwas anderes: Intuition.
DIE ENTDECKUNG DER INTUITION
Sie sitzen vor Ihren Monitoren, schauen sich Charts an. Sie stellen fest, dass Sie keine Lust
mehr haben, der üblichen Gedankenwurst zu erliegen. Sie entspannen sich, beruhigen Ihr
Denken, schalten es vielleicht ganz ab. Sobald neue Gedanken aufkommen, strafen Sie diese
mit demonstrativem Desinteresse. Falls Sie merken, dass Sie sich wieder emotional an einem
Gedanken geheftet haben, versuchen Sie, dieses nervige Verhalten zu stoppen. Wenn es nicht
gelingt, verfolgen Sie ein wenig die Gedankenwurst, bis Sie das Interesse verlieren.
Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit (möglichst gedankenleer) auf das, was Ihnen widerfährt. Sie
sind ein Jäger, vor Ihnen irgendwo lauert die Beute. Schärfen Sie Ihre Sinne, lassen Sie Ihre
Aufmerksamkeit wachsen. Irgendwo in Ihnen kann ein Gefühl entstehen, eine Vision. Auch
das ist leider wieder höchst individuell.
Meistens ist es in der Reinform eine Art gedankenlose Gewissheit: Dies und jenes geschieht.
Doch gerade am Anfang kommt es zu anderen Gefühlen. Einige berichten davon, dass sie
traurig wurden, als sie einen Chart sahen und somit wussten, dass es nun zu Kursverlusten
kommen werde. Andere beschreiben Gefühle der Angst oder der Leere, die ebenfalls auf
fallende Kurse hinweisen. Oder Sie spüren geradezu die Stärke, die ein Chart ausstrahlt. Wie
die Intuition sich Ihnen persönlich anschließt, kann ich Ihnen nicht sagen. Was eigentlich
Intuition ausmacht, wie sie bei jedem aussieht, ist verständlicherweise kaum zu beschreiben.
Vielleicht auch nur, weil es zu wenig erforscht wurde.
134
Intuition ist ein fließender Prozess. Es gibt nicht einen Punkt, an dem Sie sicher sind, es jetzt
endlich und für immer erlernt zu haben. Zumal, wie gesagt, Ihre Intuition auch Futter braucht.
Erfahrung ist wichtig, Misserfolge sind es auch.
Aber Sie werden, wenn Sie Ihre Gedanken nach und nach in den Hintergrund, immer öfter
Gewissheit haben, Charts fühlen zu können. Sie sehen einen Chart und auf einmal geschieht
etwas in Ihnen. Sie wissen, wie es sich weiterentwickeln wird. An Anfang wird es seltener
sein und Sie werden Zweifel an dieser Intuition haben, dann, mit der Zeit, geschieht das
immer häufiger.
Ich bin der festen Überzeugung, dass dieses intuitive Wissen eigentlich immer und in jedem
vorhanden ist. Es wird nur von dem unglaublichen Lärm der Gedankenfülle überlagert. Man
gibt diesem Wissen zu wenig Raum.
Es kann sogar längere Phasen geben, in denen die Intuition oder das Nichtdenken nicht
funktioniert. Vielleicht, weil Sie emotionalen Stress haben (berufliche oder privater Natur). Es
gibt aber auch Börsenphasen, in denen es schwer ist. Das Schöne an dieser Methode ist in
diesem Fall, dass die Intuition einfach schweigt. Sie wissen also, dass Sie zurzeit nicht
wissen, was geschehen wird. Also reduziert man die Positionsgröße und schränkt das Traden
ein bisschen ein. So kann man sich vor erheblichen Fehltrades schützen.
Wenn es Ihnen aber gelingen sollte, ohne den inneren Monolog zu traden, werden Sie immer
häufiger Momente, der absoluten Perfektion erleben. Sie werden sicher wissen, was der Markt
machen wird. Sie werden es in jeder Pore Ihres Körpers fühlen. Es wird ein ruhiges Wissen
sein, ein emotionsloses der fast spirituelle Augenblick, in dem ein Jäger die lang gejagte
Beute endlich tötet. Jede Sekunde dieser Erfahrung ist mehr wert als alles Geld, das Sie
mit diesem Trade verdienen.
DER TRADINGFLOW
Diese Stimmung entspricht einer Art fließender Hingabe, Ihr Geist ist wach, klar und
aufnahmefähig. Ihre Wahrnehmung vollkommen durchlässig, offen für alles, was geschieht,
frei von Überzeugungen, Einschätzungen und Emotionen. Sie werden sich jeder
vorgefertigten Meinung verwehren. Sie sind reine Beobachtung und nehmen einfach nur
wahr, was geschieht. Ihre Aufmerksamkeit ist auf die Bewegung der Kurse gerichtet.
Dieser Zustand ist mit dem Flow zu vergleichen, den Sportler erleben. Es ist das völlige
Aufgehen in einer Tätigkeit. Die Aufmerksamkeit (der Wille im Sport) ist zentriert, ohne es
erzwingen zu wollen. Alles fließt in einem gleichmäßigen Strom konzentrierter
Aufmerksamkeit.
Nun kann man sich vorstellen, dass, wenn unter auf der Strasse ein Presslufthammer arbeitet,
es schwer ist, einen solchen Zustand längere Zeit aufrechtzuerhalten.
Es verwundert also nicht, dass in amerikanischen Trading-Floors ruhige, fast meditative
Musik gespielt wird, um diesen Zustand zu erleichtern. Ich neige selbst dazu, ruhige Musik zu
hören, wenn ich intensiv trade. So stellt sich wesentlich schneller ein fließender Zustand ein.
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl intensiver Wahrnehmung eine zeitlose Leere und stille
Begeisterung.
135
Es ist die hohe Kunst des Day-Tradens.
WAS BLEIBT IHEN ALSO ÜBRIG?
Die hier genannte Methode stützt sich auf die Erkenntnis, die mittlerweile auch in der
Psychologie mehr und mehr vertreten wird. Die Intuition ist dem Verstand in vielen Dingen
überlegen, selbst bei Kaufentscheidungen.
Leider verwechseln viele Menschen Intuition mit Bauchgefühl und so entstehe eine Reihe von
Missverständnisse. Intuition stützt sich tatsächlich auf eine Vielzahl unbewusster
Erfahrungen. Es ist also unbedingt wichtig, der Intuition das richtige Futter zu geben, um auf
Erfahrungen aufzubauen.
Mir ist natürlich bewusst, dass das, was ich in diesem Buch beschrieben habe, so gar nicht in
den Mainstream der gängigen Vorstellungen vom Trading, Chart und Börse passt. Das soll es
auch nicht. Wenn Sie an den Börsen erfolgreich werden wollen, müssen Sie neue, andere
Wege gehen. Wenn man nur die Sichtweise ändert, kann das schon zu erfolgreichen
Prozessen führen. Schließlich ist auch dieser Weg nur eine von vielen Möglichkeiten, an den
Börsen Gewinn zu erzielen. Eins ist dabei sicher, das Althergebrachte kann nicht und wird nie
im Day-Trading Bereich funktionieren.
Ebenso unmöglich ist es, einen einfachen und schnellen Weg zur Freisetzung der Intuition in
einer Art zu beschreiben, dass man nur Sätze liest und schon angekommen ist. Den
eigentlichen Weg müssen Sie selbst gehen. Day-Traden ist ein lebenslanger Prozess. Die
Perfektionierung des eigenen Handelns kann aber zu einer spannenden Lebensaufgabe
werden, einem Hobby, das Sie zu Ihrem Beruf oder sogar zu Ihrer Berufung machen.
TRADING GUIDE
Der Erfolg beim Trading beruht auf der Entwicklung einer soliden Handelsstrategie und der
Fähigkeit, sich an diese zu halten. Der Spekulant muss immer darauf achten, sich selbst im
Griff zu haben. Warum handle ich mit Wertpapieren? Das Trading unterscheidet sich
deutlichen vom Glücksspiel und erfüllt eine äußerst wichtige Funktion in unserer
Volkswirtschaft. Trotzdem sind die Mitspieler oft dieselben. Wenn Sie nicht bereit sind, Zeit
und Arbeit für das Trading aufzuwenden, dann werden Sie beim Würfeln besser dran sein,
denn beim Würfeln sind die Chancen gut berechenbar. Deshalb lautet mein Vorschlag, dass
Sie Bücher über das Glücksspiel und die Instinkte der Glückspieler lesen und ganz sicher
gehen, dass Sie nicht einfach nur darauf aus sind den „schnellen Dollar“ zu machen.
Manche Psychologen behaupten, dass Spielsüchtige verlieren wollen, um sich selbst zu
bestrafen.
Nur, wenn Sie Ihre Stärken und Schwächen kennen, können Sie Ihre Stärken ausbauen und an
Ihren Schwächen arbeiten. Kenne dich selbst und wisse, warum du tradest.
Ein Spekulant, der reich stirbt, stirbt zu früh
Timing: Wenn ich aber genau sagen musste, wann und bei welchem Kurs der Markt sich
wieder dreht, dann sicherlich genau dann, wenn ich meine Position (mit Verlust) schließe,
136
nicht eine Minute früher. Lernen Sie dieses Prinzip gut kennen, denn es wird Ihnen viel Geld
sparen. Oft haben mich schon Investoren angerufen in der Hoffnung, ich würde sie in der
Annahme unterstützen, dass sich der Markt, in dem sie investiert waren, bald wieder erholen
würde. Meine Antwort ist immer dieselbe: „Lassen Sie mich wissen, wann sie aussteigen,
dann werde ich kaufen.“
Manche Leute könnten nicht einmal Geld verdienen, wenn man ihnen eine Ausgabe des Wall
Street Journal der nächsten Woche in die Hand drücken würde. Erkenne dich selbst.
Mit Geld kaufen wir uns Freiheit, nicht mehr und nicht weniger: Wenn Sie ein bestimmtes
Niveau des Reichtums erreicht haben, dann steigert das Ansammeln von weiteren Dingen
weder Ihre Zufriedenheit noch Ihre Freiheit. Wenn Sie zu viele Dinge sammeln, dann
verlieren Sie dadurch sogar Freiheit. Das Trading kann viel Freude bereiten, aber wie jede
Droge kann auch dies zur Sucht werden.
Sie werden nur Geld verdienen, wenn Sie unzählige Charts studieren du darauf Ihre
Einstiegpunkte, Ihre Ausstiegspunkte, und Ihren StoppLoss einzeichnen. Dadurch
verinnerlichen Sie diese Ansätze und eignen sie sich an. Eines der schwierigsten Dinge beim
Trading ist das Schließen einer Position gegen Ende eines Ausbruchs oder während eine
Kaufspitze. Sagen Sie einfach, dass Sie ein netter Mensch sind:
Jeder will die Aktien haben und Sie geben Ihre her.
Führen Sie ein genaues Trading-Tagebuch. Schreiben Sie alles auf, was Sie jeden Tag sehen
und herausfinden und lesen Sie Ihre Aufzeichnungen häufig. Erstellen Sie zwei Chart: Einer
der zeigt, was sie hätten tun sollen, der andere zeigt, was Sie wirklich getan haben.
INVESTMENT/TRADING LOGBUCH à LA CAPTAIN KIRK
Ich kann mir ein Diktiergerät für das Trading besorgen, da dies während des Tradingprozesses
effektiver ist, seine Gedanken und Emotionen festzuhalten. Am Ende des Tradingtages kann
das aufgenommene „Protokoll“ aufgeschrieben werden, da der Inhalt auf Tonband gespeichert
wurde. Der Einsatz eines Diktiergerätes verlangt nicht so viel Disziplin wie es ein
schriftliches Protokoll benötigt. Außerdem sind die Gedanken und Fakten schneller
ausgesprochen als aufgeschrieben. Genau wie es Captain Kirk auf der Enterprise macht.
Der Fehler liegt nicht darin, falsch zu liegen, sondern darin auf der falschen Position zu
bestehen. Deshalb ist es so wichtig, dass der Stopp und auch eine Umkehrorder sofort
platziert werden.
Ein funktionierendes System gibt dem Trader nichts außer einem geringen technischen
Vorteil. Der bringt nur Gewinn, wenn man ihn oft genug ausspielt.
Alle Systeme sollten über eine Einstiegstechnik für Long- und Shortpositionen verfügen und
damit die einzigen beiden Richtungen abdecken, in die der Kurs gehen kann.
TrailingStopps geben dem Kurs etwa Spielraum, bevor der Gewinn realisiert wird. Diese
Stopps beschränken die großen Gewinne nicht von vornherein, wie es die Kursziele tun.
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Wenn Sie erkennen, dass etwas getan werden muss, dann tun Sie es! Warten Sie nicht!
Denken Sie nicht mehr darüber nach!
Bändigen Sie Ihr Ego und lernen Sie kleine Verluste lieben
Ein Trader kann über die besten technischen Hilfsmittel verfügen und trotzdem wegen seiner
psychologischen Verfassung in diesem Geschäft erfolglos bleiben.
LARRY WILLIAMS / LARRY LIVINGSTON
Warum verwenden Sie keine Stopps? Aus Geiz, kurz und bündig. Sie wollen Geld machen,
aber nicht in den „Pott“ einzahlen. Das funktioniert auch beim Poker nicht. Um zu spielen
muss mindestens der Big Blind gezahlt werden.
Die Betonung liegt auf dem Wort „BLIND“, der Einsatz muss gezahlt werden, bevor man den
Flop, Turn oder River sieht. Somit kennt man auch hier nicht den Ausgang der Partie.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dass Geldmachen in diesem Geschäft leicht ist? Ist es in
Ihrem Geschäft leicht? Wenn ja, dann bleiben Sie dabei. Vermeiden Sie das Trading.
Geld wird in jeder Unternehmung damit gemacht, dass man eine Sache von Wert gegen eine
andere eintauscht. In diesem Geschäft besteht der Tausch eines erfolgreichen Traders darin,
dass er sein Risikokapital und seinen Verstand einsetzt. Er oder sie zahlt für seine Einkünfte
mit stundenlangen Studien.
Um Geld zu machen, braucht man immer ein wenig Zeit, Geldverdienen bedeutet Zeit, Zeit
bedeutet Geld. Finden Sie einen zuverlässigen Ansatz und halten Sie sich daran.
Während ich fest daran glaube, mit Trading Geld zu machen, glaube ich auch fest daran, dass
jeder Trade mein Konto auslöschen kann.
Ein Spekulant muss es sich zur Aufgabe machen, Geld an der Börse zu verdienen und sich
nicht darauf zu versteifen, dass der Ticker mit ihm übereinstimmen muss.
Bei meinem Spekulationssystem ging es also darum, rein rechnerisch nachzuweisen, dass es
klug war nur dann ein hohes Engagement einzugehen, wenn man auch gewann und nur einen
kleinen Einsatz zur Peilung der Lage zu riskieren.
Er führte Trades durch und kaufte zum Beispiel hundert Aktien eines umsatzstarken Titels.
Sobald sie um ein Prozent gestiegen waren, kaufte er weitere hundert und so weiter. Er meinte
immer, er würde nicht spekulieren, damit andere daran verdienen und gab daher auch stets
eine Stopp-Loss-Order über einen Stopp, einen Punkt unter dem Kurs seines letztens Kaufes
herein. Stieg der Kurs weiter, zog er einfach den Stopp nach. So wurde er bereits ausgestoppt,
wenn sich der Markt nur um ein Prozent in die andere Richtung bewegte. Er erklärte, er könne
keinen Sinn erkennen, mehr Geld als in Höhe eines Punktes zu verlieren gleichgültig, ob
dieses aus seiner ursprünglichen Margin oder aus seinem unrealisierten Gewinn stammte.
Man kann zwar nicht gegen seinen eigenen Willen überzeugt werden, doch kann man solange
auf einen eingeredet werden, bis man verunsichert ist das ist noch viel schlimmer, denn
dann kann man seines Trades nicht mehr zuversichtlich und mit der nötigen inneren Ruhe
durchführen.
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Beobachtung, Erfahrung, Gedächtnis und Mathematik darauf muss sich der erfolgreiche
Trader verlassen können. Er muss nicht nur genau beobachten, sondern sich jederzeit daran
erinnern können welche Beobachtungen er gemacht hat.
Angst und Hoffnung halten sich die Waage- deshalb ist es aufschlussreich und
gewinnbringend wie eh und je, sich mit der Psychologie zu befassen. „Die Grundlage einer
erfolgreichen Spekulation in Aktien besteht in der Annahme, dass Menschen ihre in der
Vergangenheit begangenen Fehler auch in Zukunft wiederholen.
Ist man gezwungen, eine Aktie ein oder zwei Jahre als Ballast mitzuschleppen, ist es mit
einem Verlust, der sich nur auf den Einstandskurs beschränkt, nicht mehr getan. Die
entsprechende Aktie ist im Weg, wenn es um wirklich gute Dinge geht.
Erfahrene Spekulanten erwarten nie, dass sie sich in einer vollkommen risikolosen
Transaktion engagieren.
Allerdings wären Sie überrascht, wenn sie wüssten, wie oft sich auch die erfolgreichen
Firmengründer wie launische Frauen aufführen, nur weil sich der Markt nicht so verhält, wie
sie es gerne hätten oder erwarten. Es scheint, als ob sie die „Verweigerung“ der Börse as
persönliche Beleidigung auffassen und schließlich verlieren sie ihr Geld, nachdem sie zuvor
ihre Beherrschung verloren haben.
Ärgern bringt nichts. Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht: Ein Spekulant, der die
Beherrschung verliert, hat schon alles verloren. Gleichgültig wie fähig und erfahren ein
Spekulant auch sein mag: Man kann Menschen nicht davon abhalten zu irren.
Nehmen wir einmal an, eine Aktie ließ sich nicht mehr so leicht zu pari verkaufen. Durch ein
zweimaliges Splitting, die neuen Aktien zum Kurs von 30 oder 25 bei Publikum
unterzubringen, was einem Kurs der alten Aktie von 120 bzw. 140 entsprochen hätte eine
Notierung, die sie sonst nie erreicht hätte.
Weder an der Wall Street noch anderswo zahlen sich Neid und Missgunst aus.
MISSION
„Ich will Unmengen Geld verdienen.“ Aber die meisten Menschen wollen nicht einmal das
Geld. Was sie wirklich wollen, sind die Dinge, die man für Geld kaufen kann! Warum wollen
Sie ein neues Haus haben? Weil Sie sich von einem neues Haus ein Gefühl der Sicherheit
erwarten. Warum wollen Sie ihre Tochter aufs College schicken? Weil es Ihnen ein Gefühl
inneren Friedens gibt, wenn Ihr Kind eine gute Ausbildung hat. Wenn Sie mit Ihrer Analyse
fortfahren, werden Sie bemerken, dass ihr Ziel (das Sie als Mission bezeichnet haben) mit
Geld eigentlich nichts zu tun hatte. Ihr Ziel ist ein bestimmter mentaler oder emotionaler
Status. Ein Gefühl, das aus dem Erreichen des Ziels erwächst. Geld ist nur ein Mittel zum
Zweck. Schließlich kann man absolut nichts mit Geld anfangen, das bewegungslos auf einem
Brokerkonto oder in einer Bank liegt. Es ist nur eine Ziffer eine 1 oder 0, die irgendwo in
einem Computer steckt. Einmal im Monat erhalten Sie eine Abrechung, die Ihnen sagt, wie
viele Ziffern Sie haben!
Das Geheimnis zur Erfüllung Ihres Lebenstraumes, ein Trader zu sein, besteht darin, jetzt
aktiv zu werden und auf Kurs zu bleiben, bis das Ziel erreicht ist. Mit anderen Worten: Seien
Sie jeden Tag aktiv bis das Ziel erreicht ist. Das hält Ihren Geist auf dem richtigen Kurs, und
auch Ihr Unterbewusstsein wird Ihnen auf dem Weg zum Ziel helfen. Es ist so leicht, sich
ablenken zu lassen und sich auf weniger produktiven Gebieten zu verzetteln.
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Keine Bank gewährt Kredit auf einer schlechten, schlampig geplanten und völlig aus der Luft
gegriffenen „Geschäftsidee“. Und doch beginnen die meisten angehenden Trader ihr Geschäft
exakt auf diese Weise.
Sie verschwenden keinen Gedanken daran, dass sie gerade den Kampf mit einigen der am
besten finanzierten und gemanagten Tradingfirmen der Welt aufgenommen haben Firmen
wie Merrill Lynch, Goldman Sachs und Morgan Stanley. Nicht zu vergessen die Tatsache,
dass sie auch gegen viele private Market Maker und Trader antreten.
Ihr neues Geschäft wird von den Konkurrenten zermalmt werden. Aber hauptsächlich
aufgrund von Erfolgsstories (ein Bekannten kennt jemanden, der ein wenig Geld verdient
hat), wegen der Werbung und weil die Medien Sie überzeugt haben, das Trading einfach ist,
wollen Sie ein kleines Tradinggeschäft eröffnen und gegen Goldman Sachs antreten. Nun ich
kann Ihnen sagen, dass das nicht der Fall sein wird. Zumindest werden Sie kein Geld
verdienen; am Anfang ohnehin nicht und vor allem nicht ohne einen Geschäftsplan und
einen Tradingplan, die ganz genau erklären und definieren, wie Sie gegen so gewaltige
Gegner bestehen können.
Wir haben zahllose Geschichten von klugen Erfindern neuer Produkte und Dienstleistungen
gehört, die mit neuen Ideen unermesslich reich wurden. Aber meist hatten zuvor schon
Hunderte oder Tausende von Menschen die gleiche Idee. Eine gute Idee zu haben ist zwar
schön, aber es ist nicht der wichtigste Teil des Plans. Am wichtigsten ist die Umsetzung der
Idee. Und das ist es was ein Geschäftsplan wirklich leistet er ist ein schriftliches Dokument,
das zeigt, wie man eine Idee oder ein Konzept in ein profitables Unternehmen verwandelt.
Da nur die besten Trader genug Disziplin aufbringen, einen solchen Plan zu erstellen, haben
Sie hier einen der „Vorteile“, die Sie brauchen, um gegen die Top-Trader und Market Maker
zu bestehen.
Wären analytische Fähigkeiten beim Trading von Bedeutung dürfte man erwarten, dass die
meisten Analysten beim Trading gut abschneiden würden. Aber das tun sie nicht. Der Grund
ist einfach: Man muss die Börsenentwicklung nicht prognostizieren, um Geld zu verdienen.
Der Gewinn ist vielmehr die Folge kontrollierter Ausstiegstechniken und logischer
Positionsbestimmung.
Nun fragen Sie vielleicht: „Wie kann ich mit einer Aktie Geld verdienen, wenn ich in mehr
als der Hälfte der Fälle falsch liege?“ Ganz einfach. Ihr Ziel ist es, unterm Strich in der
Gewinnzone zu landen. Sie wollen mit Sicherheit wissen, dass Sie dieses Ziel nach zehn oder
mindestens nach 50 Trades erreichen werden. Sie müssen kein Geld mit dem Trade verdienen,
den Sie gerade jetzt durchführen. Sie müssen sich nur auf Regeln zur Glattstellung des Trades
konzentrieren, ob er profitabel entsprechend Ihren Regeln ist oder nicht, für Gewinne und
Verluste. Das Bedürfnis mit jedem einzelnen Trade Geld zu verdienen, ist ein sicherer Weg in
die Katastrophe!
Vorbereitung auf den Tradingtag:
Körperliches Training in Form von 30 Minuten Jogging.
2 Liter Wasser pro Tag
Ich habe eine Einstellung und einen Glauben, die besagen: „Ich bin ein guter Trader. Ich
genieße mein Leben. Ich genieße, was ich tue. Das bringt mir Erfüllung. Ich bringe mir,
140
meiner Familie und der Welt positive Ergebnisse.“ Wenn ich diese freudige Einstellung
aufrechterhalte, bleibe ich in Verbindung mit meiner Mission, und das wirkt sich fast jeden
Tag auf meine Gewinne aus. Wenn das nicht der Fall ist wenn ich physisch sehr müde oder
krank bin oder wenn andere Probleme auf mir lasten , dann wirkt sich dies ebenfalls auf
meine Ergebnisse aus. Leider in negativer Weise.
Manchmal verwende ich auch eine Technik, die ich „positives Selbstgespräch“ nenne.
Verwenden Sie einfach ein paar Minuten darauf, Ihren inneren Dialog festzuhalten. Wenn Sie
etwas Negatives hören, wenn Sie sich zum Beispiel selbst einen Idioten nennen, dann denken
Sie noch einmal nach. Man könnte das auch anders formulieren: „Ich habe gerade einen
Fehler gemacht, und ich bin dankbar, dass ich auch meinen Fehlern lernen kann.“
Jeden Tag danke ich Gott für die Freuden und Segnungen in meinem Leben. In der Regel
handelt es sich dabei um Menschen ich fokussiere mich nicht auf Geld. Ich bin dankbar für
Essen, Geld und physische Dinge, aber viel dankbarer bin ich für die Menschen in meinem
Leben sie sind eine Freude und ein Segen. Daher spreche ich ein Dankgebet. Vor allem bitte
ich Gott um seinen Segen für mein Trading am jeweiligen Tag.
Wenn Sie wissen wollen, wann und wie man kauft, ist die Antwort einfach: Sie klicken auf
der Tastatur und kaufen damit. Oder Sie rufen Ihren Broker an. Wenn Sie aber wissen wollen,
wie Sie traden müssen, um finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen, dann müssen Sie sich
ganz andere Fragen stellen.
Wir favorisieren einen umfassenden Zugang zum Trading, der weit über das hinausgeht, was
die meisten Leute jemals tun werden (weil die meisten zwar den Erfolg haben wollen, nicht
aber die dafür nötige Arbeit und Disziplin). Wenn Sie außergewöhnliche Mühen auf sich zu
nehmen bereit sind, dann werden Sie auch außergewöhnliche Ergebnisse erzielen. Das ist ein
Naturgesetz.
„Die Fehler sind alle schon da und warten nur darauf gemacht zu werden.“
Wenn Sie ein solches System haben, können Sie es auf dreierlei Art testen. Zunächst können
Sie es einfach mit kleinen Positionen traden, bis Sie ungefähr 200 Trades durchgeführt haben.
Berechnen Sie das R-Vielfache eines jeden Trades. Berechnen Sie auch die allgemeinen
Gewinnerwartung Ihres Systems, indem Sie die R-Vielfachen aufsummieren und das Ergebnis
durch die Zahl der Trades dividieren.
Die erste Aufgabe ist die tägliche Selbstanalyse, die in der Regel am Beginn des Tradingtages
durchgeführt wird. Die meisten Leute verbringen viel Zeit damit, die Märkte zu analysieren,
beschäftigen sich aber überhaupt nicht mit Selbstanalyse.
„Wie fühle ich mich? Habe ich meine Emotionen unter Kontrolle, oder kontrollieren meine
Emotionen mein Trading? Befolge ich meine Regeln? Was sage ich zu mir selbst?“
Als nächstes müssen Sie täglich auf Ihren Tradingtag zurückblicken. Dies nicht zu tun wäre
ein großer Fehler, weil Sie nicht auf eine Krise vorbereitet wären. Wenn Sie aber mental auf
die Krise vorbereitet sind und sich dann mental darauf einstellen, wie Sie reagieren würden,
können Sie alle Probleme vermeiden.
Die dritte Aufgabe besteht darin, Ihr Trades exakt aufzuzeichnen, Warum haben Sie den
Trade gemacht? Was war Ihre Idee? Was in Ihnen vor, als Sie den Trade durchgeführt haben?
Wenn Sie das tun haben Sie eine Basis für die Analyse Ihres Verhaltens und werden sich
stetig verbessern.
141
Und schließlich müssen Sie täglich Ihr Trading beurteilen. Was ist an diesem Tag passiert?
Haben Sie Fehler gemacht? (Fehler bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Sie sich nicht an
Ihre Regeln gehalten haben). Und wenn Sie keine Regeln haben, dass haben Sie erst recht
einen Fehler begangen,
Der Stopp ist der derjenige Punkte, zu dem Sie sich entschlossen haben, unter allen
Umständen aus dem Trade auszusteigen, um Ihr Kapital zu schützen. Außerdem muss sich
sein, dass Ihr Stopp auch ausgeführt wird. Wenn Sie einmal während eines Trades weggehen
müssen, dann setzen Sie bei Ihrem Broker einen Stopp, oder steigen Sie aus, ehe sie gehen.
Sie wissen nie, welche Katastrophe während Ihrer Abwesenheit passieren kann. Sie können
einen großen Teil Ihres Kapitals verlieren, nur weil Sie eine Pause eingelegt haben und in
dieser Zeit offenen, ungeschützte Positionen zu halten.
Man sagt im Allgemeinen, dass Amateure Pleite gehen, weil sie keine Verluste akzeptieren
können sie behalten ihre verlustbringenden Positionen. Die meisten Profis aber gehen Pleite,
weil Sie ihre Gewinne zu früh mitnehmen. Arbeiten Sie daran, Ihre Gewinne laufen zu lassen.
Wenn Sie ein guter Trader sind, werden Sie alles tun wollen, um einen Tagesverlust zu
vermeiden, der einen ganzen Jahresgewinn zunichte machen kann.
Als ich mit der Beobachtung von Tradern begann, erkannte ich in der Spannung des Tradings
ein hohes Suchtpotential. Wenn der Handel am Chicago Board of Trade endete, stiegen die
Floor Broker und die Anwohner früher in einen Bus, der vor dem Börsengebäude hielt und sie
zu einer Pferderennbahn brachte. Die Spannung macht derart süchtig, dass die Trader noch
mehr davon brauchten, wenn der Börsenhandel vorbei war.
Man muss dabei verstehen, dass Spannung nicht damit zu tun hat, an der Börse viel Geld zu
verdienen. Gutes Trading kann sehr langweilig sein. Trading unter Spannung, kann den
zwanghaften Glücksspieler zwar Millionen von Dollar kosten, aber viele Trader verspüren
eine gewisse Neigung zur Aufregung. Noch einmal: Wenn Sie der Aufregung wegen traden,
bekommen Sie auch genau das Aufregung. Mit Geldverdienen hat das wenig zu tun.
Dies ist einer der Gründe, warum tägliche Selbstanalyse und das Führen eines Trading-
Logbuchs so wichtig ist. Sie müssen festlegen, warum Sie den Trade durchgeführt haben.
Wenn Sie sich von der Aufregung an den Märkten mitreißen lassen, dann brauchen Sie eine
andere Quelle für Ihren Bedarf an Spannung. Gutes Trading erfordert einen Plan, Regeln und
die Disziplin, sie auch zu befolgen.
Wenn Sie Teile Ihres Lebens vernachlässigen Teile, die mit der Familie, mit Beziehungen
oder einfach nur mit Spaß zu tun haben -, dann werden diese Teile Ihr Trading irgendwann
untergraben. Wenn Ihr Tradinggeschäft also erst einmal ins Laufen gebracht ist, müssen Sie
Ihr Leben im Gleichgewicht halten. Vernachlässigen Sie den Rest Ihrer Person nicht. Es ist
ein schwerwiegender Fehler, das zu tun. Schließlich wird sich ein solches Verhalten rächen
und alles sabotieren, was Sie sich als Trader aufgebaut haben.
Sie verlieren Ihre Konzentration. Ihre Gedanken wandern den ganzen Tag herum. Und wegen
dieser Ablenkung vernachlässigen Sie wichtige Aufgaben.
142
Es gibt einen feinen Unterschied zwischen Selbstvertrauen und Selbstüberschätzung. Ein
wirklich guter Trader kennt die Gewinnerwartung seines Systems. Er weiß einfach aufgrund
der Wahrscheinlichkeit, wie viel er im Monat durchschnittlich verdienen wird. Er weiß, was
in verschiedenen Marktsituationen zu erwarten hat und was schlimmstenfalls geschehen
könnte; also er tradet nach Wahrscheinlichkeiten. Eine unsichere Person dagegen wird sich
am Ruhm des Erfolgs erwähnen. Sie wird ihre Gewinne bis weit hinein in die Zukunft
berechnen und darüber reden, was sie eines Tages alles erreicht haben wird. Dieses Gerede
macht dem Trader Mut. Plötzlich geht er unnötige Trades ein, und seine Positionsgrößen
wachsen dramatisch. Wenn das passiert, steht ein hoher Verlust meist kurz bevor.
Diesen Fehler kann man vermeiden, wenn man die Gewinnwahrscheinlichkeit seines Systems
wirklich kennt und gründliche Simulationen durchgeführt hat. Sie müssen die potentiellen
Risiken Ihres Systems kennen und Trades ausführen, die ihnen kurzfristig auch im
Schlimmsten Fall das Überleben ermöglichen, damit Ihre Gewinnerwartung auf lange Sicht
Bestand hat.
Wenn Sie emotional auf etwas reagieren, das mit Ihrem Trading passiert, dann halten Sie
diese Art der Reaktionen wahrscheinlich für eine Art Muster in Ihrem Leben. Ob es sich nun
um Furcht, Zorn, Gier oder was auch immer handelt, Sie reagieren wahrscheinlich immer so.
Da diese Reaktionen keine einmaligen Ereignisse sind, müssen Sie mit diesen Emotionen
wahrscheinlich etwas tun. Es gibt viele Möglichkeiten, seinen emotionalen Zustand
augenblicklich zu verändern. Und wenn Sie ihre Emotionen verändern können, dann haben
Sie definitiv Kontrolle über Ihr Verhalten sie verursachen Ereignisse.
Wenn Ihre Emotionen Ihnen beim Trading im Weg sind, können Sie etwas über Ihre
Reaktionsmuster lernen, indem Sie sind Tradingtagebuch führen.
Einer der größten Vorteile eines Traders besteht darin, dass er nicht traden muss. Sie können
sich aussuchen, wann Sie traden und brauchen nur gute Chancen zu erkennen. Das ist ein
riesiger Vorteil, wenn Sie ihn zu nutzen wissen. Manche meinen, Sie müssten ständig traden,
nur im Markt und aktiv zu sein. Dazu gehören auch Leute, denen es dabei nicht um die
Aufregung geht. Sie denken einfach, sie müssten traden. Sie sind so begierig, dass sie jeden
Vorwand nutzen, um zu traden.
Wenn sich im Markt aber nichts tut, dann müssen Sie auch nicht traden. Wenn Sie einem
Trade engagiert sind, der sich nicht bewegt, sollte Sie wertvolle Ressourcen und Energie nicht
in eine verpasste Gelegenheit investieren. Steigen Sie aus. Er wird sich wahrscheinlich nicht
wie erhofft entwickeln, also steigen Sie aus.
Beim Daytrading sollte Trades ein paar Sekunden bis höchstens ein paar Stunden dauern.
Wenn Sie eine Aktien über Nacht halten, können Sie Opfer von Ereignissen werden, die
außerhalb der Handelszeit passieren und ihre Aktie oder den Gesamtmarkt beeinflussen.
Es gibt einige Tageszeiten, in denen Trading sehr gefährlich ist vor allem für Anfänger. Ein
solcher Zeitraum sind die ersten 15 Handelsminuten. In dieser Zeit testen die Profis bei den
meisten Aktien den Markt. Ist es ein Käufer- oder Verkäufermarkt? Was passiert, wenn der
Kurs steigt oder sinkt? Bis Sie die Eigenschaften des frühbörslichen Handels verstehen, rate
ich Ihnen dringend, diesen Zeitraum zu meiden. Eine weitere Phase in der Anfänger nicht
traden sollten, ist der Zeitraum zwischen 12:30 und 15:00 Uhr. Nun bewegen sich die Kurse
und die Umsätze meist schwächer. Folglich können die Market Maker innerhalb kurzer Zeit
für große Kursveränderungen sorgen.
143
Der Durchschnittmensch kann etwa sieben Einzelinformationen gleichzeitig verarbeiten.
Dabei kann es sich zum Beispiel um sieben Aktien handeln oder um drei Aktien und ihre
Kurse.
„Wenn die Aktie bei 100 Dollar ein guter Kauf war, dann ist sie bei 98 Dollar ein
Schnäppchen und ich sollte mehr davon kaufen.“ Und wenn der Kurs auf 95 Dollar sinkt,
klingt die Logik so: „Wenn die Aktie wieder auf meinen ersten Einstiegskurs steigt, werde ich
schon hoch im Gewinn stehen.“ Und nun sehen wir uns einmal die Realität an. Die Realität
beim Verbilligen ist, dass Sie keinen Ausstiegspunkt zum Schutz Ihres Kapitals haben.
Stattdessen haben Sie sich in eine bestimmte Aktie verliebt und besitzen kein Mittel, Ihr
Kapital zu schützen, falls Sie falsch liegen.
Sie vermischen zwei Tradingstile auf demselben Konto, vor allem ehe Sie auch nur bei einem
davon Kompetenz erreicht haben. Wenn Sie Tradingstile wie beschrieben vermischen,
brechen Sie die Disziplin, die Sie sich mit so viel Mühe erarbeitet haben. Suchen Sie sich
einen Tradingstil aus und vervollkommnen Sie sich darin. Beweisen Sie sich selbst, dass Sie
mit dem gewählten Stil beständig Geld verdienen können. Wenn Sie ihn wirklich beherrschen
(aber erst dann!), können Sie zu Diversifikationszwecken einen weiteren Stil hinzufügen.
Wenn Sie sich für einen zweiten Stil entscheiden, dann sollten Sie ihn auf einem separaten
Konto traden. Sie haben separate schriftliche Regeln für jedes Konto und können sicher sein,
dass Sie beide diszipliniert befolgen werden.
Die meisten Trader begehen jedes Jahr etliche Eingabefehler. Man kann nur hoffen, dass die
Fehler unbedeutend sind und sich schnell korrigieren lassen. Daher ist es sehr wichtig, dass
Sie auf ihre Kondition und auf Ihre Gesundheit achten.
„Eine Aktie ist so viel Wert, wie der Jeck dafür bezahlt.“
Trading ist eine anstrengende Tätigkeit, fast wie eine Prüfung. Der Tradingprozess trocknet
einen aus. Und zwar deshalb, weil Sie zum Trading einen großen Teil Ihrer Gehirnkapazität
brauchen. Aber obwohl Sie sich am Ende des Tages erschöpft fühlen, müssen Sie sich dazu
disziplinieren, entweder gleich noch eine Rückschau auf das Trading des Tages
durchzuführen oder das am Abend zu einer bestimmten Zeit nachzuholen. Dieser Vorgang
wird sich entscheidend auf Ihre Gewinne auswirken positiv, wenn Sie ihn ausführen, und
negativ, wenn Sie es nicht tun.
Erinnern Sie sich an Victor Niederhoffer? Dieser berühmte Trader und Autor von „The
Education of a Speculator“ hatte im Herbst 1997 eine große Menge S&P-Puts leerverkauft,
als der Markt in die Gegenrichtung explodiert. Er weigert sich, seine Verluste hinzunehmen
und auszusteigen. Am Schluss hatten er und seine Investoren alles verloren. Wenn
Niederhoffer in eine solche Verlustfalle tappen kann, was ist dann mit mir? Schon mit einer
kleinen psychischen Unzulänglichkeit wie Selbstunzufriedenheit oder lähmendes Entsetzen
kann man in diese tödliche Falle geraten, die man auch mit noch so vielen Tests nicht
prognostizieren kann. Ich kenne das, und ich weiß, dass ich zu solchen psychischen
Schwächen neige. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass ich in einer solchen Lage
diszipliniert reagieren würde. Daher habe ich diese Methode aus meinem Arsenal gestrichen
Ich selbst bin davon überzeugt, dass man fast jederzeit und zu jeden Kurs in den Markt
einsteigen kann, wenn man sich sehr rigorosen Stoppregeln unterwirft. Mit anderen Worten:
144
Kaufen Sie oder verkaufen Sie leer zu fast jedem beliebigen Kurs und lassen Sie sich
ausstoppen, falls Sie falsch liegen. Ich behaupte, dass Sie ein völlig zufallsbedingtes
Einstiegssystem haben und dennoch profitabel sein könnten, wenn Sie sich, falls Sie falsch
liegen, ausstoppen lassen. Dieser Faktor ist tatsächlich so wichtig wie ich es eben beschrieben
habe.
MARKTPYRAMIDE DER MARKTEILNEHMER
DIE GESELLSCHAFTLICHE PYRAMIDE GILT AUCH AM KAPITALMARKT
DIE UNTERSTE SCHICHT KANN NICHT AUF DAUER AM MARKT ÜBERLEBEN.
Die Märkte sind ziemlich brutal. Sie merzen Amateure aus und halten jeden zum Narren, der
meint, er habe alles verstanden. Wenn der Trader die mentale Seite der Angelegenheit nicht
gut in den Griff bekommt, spielt der Rest keine Rolle. Die Märkte werden Ihre Schwächen
gnadenlos aufdecken und Sie zu einem ehemaligen Trader machen.
Die Menschen neigen dazu, solche Fragen zu stellen, deren Antworten sie gerne hören. Das
hat zur Entstehung einer ganzen Reihe von „Informationsverkäufern“ geführt. (Zeitungen,
TV, Aktientipp-Hotlines, Analysten Kommentare, um nur einige zu nennen.).
Diese Tippverkäufer machen sich diese Neigung zu nutzen. Ich behaupte nicht, dass die
Medien wissentlich Falschinformationen verbreiten, sie beantworten lediglich Fragen, die die
Menschen für wichtig halten:
Wie wird sich der Markt nun entwickeln?
Welche Aktien sollte ich jetzt kaufen?
Ich besitze XYZ Aktien. Glauben Sie, die werden steigen? ( Wenn Sie mit NEIN
antworten, dann fragen diese Leute andere Menschen, bis sie jemanden finden, der
ihrer Meinung ist)
Sagen Sie mir, wie ich an der Börse Recht behalten kann
Es gibt einen Unterschied zwischen „Wissen“ und „Erfahrung“. Stellen Sie sich vor, Sie lesen
ein Buch mit dem Titel „Wie man ein Flugzeug fliegt“. Nehmen wir weiter an, dass Sie
keinerlei fliegerische Erfahrung haben, aber das Buch sorgfältig studiert haben. Sie legen
KLEINE
VERLIERER
KLEINE
GEWINNER
GROßE VERLIERER
GROßE
GEWIN
NER
145
sogar eine Prüfung über Ihr Wissen ab und erreichen die volle Punktzahl. Würden Sie nun
tatsächlich versuchen, ohne Fluglehrer und ohne Flugstunden ein Flugzeug zu steuern?
Die meisten von Ihnen würden das nicht tun einfach deshalb, weil das mit größter
Wahrscheinlichkeit zu einer Katastrophe führen würde.
„Unser Handeln scheint wie ein Tropfen im Ozean zu sein. Aber gäbe es diesen Tropfen
nicht, dann würde er im Ozean fehlen.“ (Mutter Theresa)
Wichtige Schritte zur Verbesserung Ihrer Tradingpsychologie:
Was Sie über sich selbst als Mensch und als Trader wissen
Wie Sie sich vorbereiten
Wie Sie denken und Entscheidungen treffen
Wie Sie auf positive und negative äußere Einflüsse reagieren (emotional)
Ein guter Plan, der sofort ausgeführt wird, ist besser als ein perfekter Plan nächste Woche.
„Wir sind, was wir beständig tun, aber trotzdem bleiben wir alle Menschen.“
„Selbst einfache Regeln zu befolgen ich nicht einfach: siehe Straßenverkehr.“
Habe ich meine Emotionen unter Kontrolle, oder kontrollieren meine Emotionen mein
Trading? Befolge ich meine Regeln? Was sage ich zu mir selbst?
Man sagt, dass Amateure Pleite gehen, weil sie keine Verluste einstecken können. Die
meisten Profis gehen aber Pleite, weil sie ihre Gewinne zu früh mitnehmen.
Wahnsinn heisst, immer dasselbe zu tun und zu hoffen, dass sich das Ergebnis verändert.
Wenn Menschen etwas nicht können, wollen sie einem einreden, dass es auch kein anderer
tun kann.
Wenn Sie nicht wissen wer Sie sind, dann ist die Börse ein sehr teurer Ort, um es
herauszufinden. Denken Sie also darüber nach, wie viel Volatilität sie vertragen können.
Nun ist es ja so, dass Spekulanten bei der der Fokus nicht darauf liegt, was eine Anlage per
anno erwirtschaftet, sondern was ein Anderer bereit ist, dafür zu zahlen weder illegal, noch
unmoralisch, noch unamerikanisch ist. Aber es ist ein Spiel, bei dem Charlie und ich nicht
mitspielen mögen. Wenn wir keinen Beitrag leisten, warum sollten wir etwas bekommen?
Die Grenze zwischen Investition und Spekulation, die nie klar und deutlich ist, wird noch
mehr verwischt, wenn die meisten Marktteilnehmer kürzlich Triumphe gefeiert haben. Nicht
schläfert den Verstand mehr ein als große Dosen von überraschend verdientem Geld. Nach
einer berauschenden Erfahrung dieser Art driften auch normalerweise vernünftige Menschen
in ein Verhalten, das dem von Cinderella auf dem Ball ähnelt. Sie wissen, dass um
Mitternacht sich die Kutsche in Kürbis und Mäuse zurückverwandelt, d.h. sie spekulieren
weiter mit Unternehmen, die gigantische Bewertungen haben, relativ zu ihren Erträgen, die
sie in Zukunft wahrscheinlich erwirtschaften können. Aber sie wollen trotzdem keine Minute
von dem wundervollen Ball verpassen. Deshalb plane alle, trunken wie sie sind, erst
Sekunden vor Mitternacht zu gehen. Es gibt nur ein Problem: Sie tanzen in einem Raum, in
dem die Uhren keine Zeiger haben.
146
Wertschöpfung kann nicht von einem Unternehmen geschaffen werden, dass sein Leben lang
Geld verliert, egal wie hoch zwischenzeitlich seine Bewertung auch gewesen sein mag.
Wir bevorzugen große Unternehmen, die eine dominante Stellung innehaben und deren
Markenprofil schwer zu kopieren und von außerordentlicher Konstanz oder Zuverlässigkeit
ist.
Wir haben Wirtschaftskrisen erlebt. Wir haben Kriege erlebt. Der Zuckerpreis geht mal nach
oben, mal nach unten. Es ist viel passiert. Ist es nicht viel sinnvoller, darüber nachzudenken,
ob sich ein Produkt aller Voraussicht nach halten kann und wirtschaftlich bleibt, als sich
ständig die Frage zu stellen, ob man eine Aktie schnell kaufen und dann schnell wieder
verkaufen sollte?
An der Wall Street wird Qualitätskontrolle nicht groß geschrieben. Den Investoren wird alles
verkauft, was sie kaufen wollen.
Spekulieren ist am gefährlichsten, wenn es am einfachsten aussieht. Am unerfreulichsten bei
alledem ist, dass der Kauf einer Option nichts mit dem Anteilsbesitz an einem Unternehmen
zu tun hat. Optionen führen nur zu einem gigantischen Kapitaltransfer von den
Unvorsichtigen zu den Wachsamen.
Mein Ansatz funktioniert nicht, weil er zutreffende Prognosen macht, sondern weil er mir
erlaubt, falsche Prognosen wieder zu korrigieren.
Geduld ist die oberste Tugend des Investors. Alle menschlichen Fehler sind Ungeduld.
Man erinnert sich daran, dass noch niemand auf seinem Sterbebett gesagt hat: Ich wünschte,
ich hätte mehr Zeit im Büro verbringen können.
Kleine Gefälligkeiten sollte man nicht vergessen, an kleine Makel sich nicht erinnern.
Ein Abend der ernsten Konversation mit einem überlegenen Menschen ist besser als 10 Jahre
Studium.
Technische Analyse darf nicht als Wissenschaft, sondern als Kunst gesehen werden.
Verkaufen. Kaufen. Verkaufen. Kaufen. Die Rufe der Trader erschallen mit einem Donner,
der es mit dem da draußen aufnehmen konnte. Und die Soja-Kurse fielen langsam, aber
sicher. Dann brachen sie aus wie ein tropisches Fieber. Es regnete tatsächlich in Chicago, aber
kein Mensch baut in Chicago Sojabohnen an. Im Herzen des Anbaugebiets, etwa 300 Meilen
südlich von Chicago war der Himmel immer noch blau, sonnig und außerordentlich trocken.
Aber obwohl es in den Sojafeldern keine Niederschläge gab, regnete es doch in den Köpfen
der Trader und das ist alles, was zählte. Denn in den Märkten haben nur diejenigen eine
Bedeutung, auf die Märkte reagieren. Das Spiel wird mit Gedanken und Emotionen gespielt.
Um meine Aussage über den Stellenwert der Massenpsychologie zu erhärten, sollten Sie
selbst darüber nachdenken, was passiert, wenn ein Stück Papier namens „Geld“ gegen
irgendein Objekt, sei es Kleidung oder Nahrung, eingetauscht wird. Wie kann es sein, dass
Papier, selbst eigentlich nur von sehr geringem Eigenwert, gegen Dinge mit bedeutend
höherem Eigenwert eingetauscht werden kann? Der Grund ist in der Psychologie zu suchen,
die allen Menschen gemein ist. Alle Menschen glauben nämlich, der Papierfetzen wird als
„Geld“ akzeptiert und deshalb ist es auch so. Sobald diese weitverbreitete, psychologische
147
Grundhaltung nicht mehr bestünde, sobald die Menschen also ihren Glauben an das Geld
verlören, wäre es jedoch wertlos.
Anspannung, Furcht und Nervosität werden proportional zur Höhe der investierten Summe
steigen und diese Emotionen werden sich auf Ihre Methoden und Sichtweisen auswirken.
Wenn wir das Alte hinterfragen, lernen wir das Neue.
Auch eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.
„Die erste Morgenstunde ist das Ruder des Tages.“ So betrachtet ist der Eröffnungskurs das
Ruder der Marktsitzung und gibt uns erste Anzeichen für die möglichen Tagestendenzen.
Denn an diesem Zeitpunkt werden alle Gerüchte und Nachrichten gefiltert und zu einem
einzigen Punkt verdichtet. Je ängstlicher der Trader ist, desto früher möchte er handeln. Zur
Zeit der Markteröffnung könnte es also geschehen, dass die Leerverkäufer nach Deckung
suchen, die Käufer ihre Positionen merklich vergrößern wollen, die Hedger vielleicht eine
neue Position einnehmen oder eine alte abstoßen wollen etc…
Nach den Anfangswirren der Markteröffnung haben sich die potentiellen Käufer und
Verkäufer also mit dem Eröffnungskurs einen Bezugspunkt geschaffen. Es gibt viele
Analogien zwischen Märkten und der Kriegsführung. Hier gibt uns der Eröffnungskurs einen
ersten Ausblick auf das Schlachtfeld und erste Anzeichen für die Anwesenheit von
feindlichen oder freundlichen Truppen. Das andere bestimmende Kursniveau ist der
Schlusskurs. Die Margin Calls in den Terminmärkten basieren ebenfalls auf dem Schlusskurs.
Viele Softwarepakete für den computergesteuerten Börsenhandel werden ebenfalls anhand der
Schlusskurse kalkuliert. Wenn kurz vor oder zum Schlusskurs ein großer Kauf- und
Verkaufsauftrag in den Markt kommt, der diesen Schlusskurs beeinflussen soll, nennen sie
dieses Phänomen eine „Night Attack“. Wenn sie dasselbe Phänomen bei der Eröffnung
ereignet, wird dies folglich als „Morning Attack“ bezeichnet.
Sicherheitsstopps sollten am Anfang des Trades platziert werden, denn dann ist man noch am
objektivsten. Sie sollten nur im Markt bleiben, solange Ihre Kurserwartungen erfüllt werden.
Alle Langzeittrends haben einmal als kurzfristige Bewegung angefangen
Im Markt ist Hoffnung fehl am Platz. Der Markt sucht sich seinen eigenen Weg, ohne
auf ihre Position zu achten.
Es gibt nichts Schlimmeres als falsch zu liegen, außer dauerhaft falsch zu liegen. Anstatt Ihres
Kapitals sollten Sie lieber Ihre Erwartungshaltung liquidieren. Denn wenn sie ausgestoppt
werden, geben sie einen Fehler zu. Es fällt den Menschen schwer, einen Fehler einzugestehen,
denn das könnte ihren Stolz und ihr Prestige beeinträchtigen. Gute Trader versteifen sich nicht
auf ihre Ansichten. Warren Buffet hat nur 2 Regeln.
Kapitalschutz
Die erste Regel nicht vergessen
Stopps verkörpern die erste dieser Regeln. Ihre Ressourcen sind begrenzt, also sollten Sie
versuchen, sie zu maximieren oder mindestens zu erhalten. Wenn Sie sich in einem Markt
befinden, der sich gegen Ihre Position gewendet hat, ist es an der Zeit, auszusteigen und nach
einer besseren Gelegenheit zu suchen. Sie sollten einen Stopp als den Preis betrachten, den
Sie für Ihre fortdauernde Geschäftstätigkeit zahlen müssen.
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„Der Verlust eines Hakens ist gut, wenn er einen Lachs gefangen hat.“ Wenn Sie ausgestoppt
werden, sollten Sie das als verlorenen Haken betrachten. Vielleicht werden Sie schon mit dem
nächsten Haken Ihr Glück finden.
Der hohe Stellenwert der Zahl 3 in der Kerzenanalyse: Während die Zahl 3 als Glücksbringer
gilt, wird die Zahl 4 in Japan als Unheil verkündend betrachtet. Das japanische Wort für 4 ist
„shi“ und hat somit denselben Klang wie das Wort für „Tod“. Viele Kerzenformationen
werden nach 3 Kerzen abgeschlossen, danach ändert sich der Trend oder es der Markt tritt in
eine Konsolidierung ein.
„Es gibt gute Zeiten für Käufe, es gibt gute Zeiten für Verkäufe und es gibt gute Zeiten, sich
auszuruhen.“
„Steig nicht auf Bäume, um Fische zu fangen.“
„Etwas erzählt zu bekommen kann die eigene Erfahrung nicht ersetzen.“
„Ein umsichtiger Mann hat mehr als eine Sehne für seinen Bogen.“
„Lass ihn aufs Dach klettern und nimm dann die Leiter weg.“
„Ein einzelner Pfeil ist leicht gebrochen, ein Bündel von zehn aber nicht.“
Je stärker das Volumen, desto stärker ist auch die Kraft der Bewegung. Das Volumen ist wie
der Wasserdruck in einem Gartenschlauch.
„Sie sollten nie versuchen, dem Markt Ihren Willen aufzuzwingen. Folgen Sie dem Trend
lieber statt ihm vorherzusagen. Wenn Sie an einen Bullenmarkt glauben, gesellen Sie sich zu
einer Aufwärtsbewegung dazu und wenn Sie einen Bärenmarkt erwarten, dann steigen Sie auf
einen Abwärtstrend auf.“
Wie Sie selbst mit den Kerzen traden, hängt letztendlich von Ihrer Anlagephilosophie, Ihrer
Risikotoleranz und Ihrem Temperament ab. Das sind sehr individuelle Eigenschaften.
Tief im Inneren des Menschen wohnen diese schlummernden Kräfte…Kräfte, über die er
staunen würde, von deren Besitz er nie geträumt hat…Kräfte die sein ganzes Leben
revolutionieren würden, wenn man sie weckte und in Gang setzte.
…Steve hatte Intel mehr als 2 Jahre gehandelt und wusste über die Aktie so viel wie die
meisten Market Maker. Diese Einstellung war unter Tradern nicht weit verbreitet und Steve
wusste das. Die meisten Day Trader springen einfach auf alles auf, was sich bewegt, aber das
war nicht Steves Stil. Er legte Wert auf gute Vorbereitung…Ist Ihnen aufgefallen, wie
zuversichtlich Steve war? Er war überhaupt nicht nervös. Während des gesamten Tradings
war er entspannt und hatte sich unter Kontrolle. Steve war zuversichtlich, nicht überheblich
und der Unterschied besteht in der Vorbereitung. Steve wusste, dass seine Realität und sein
Geschick als Trader nichts mit der Börse oder mit irgendetwas zu tun haben, das außerhalb
seiner Person lag.
Trading ist eine Beschäftigung, bei denen Sie alle Elemente Ihres Selbst zu einem
harmonischen Lebensstil kombinieren können: persönliche Integrität, Selbsterkenntnis,
Selbstvertrauen, Freiheit und genug Geld, um Tag für Tag Ihren eigenen Weg zu gehen.
Sie müssen wissen, gegen wen Sie beim Trading antreten. Der Markt ist keine Kuschelparty;
bei jeder Transaktion gibt es einen Käufer und einen Verkäufer. Zwei Ticks später hat jemand
Geld verdient und jemand hat Geld verloren. Dieser Abschnitt Ihres Geschäftsplans sollte
beweisen, dass Sie die Märkte und Ihre Konkurrenten sehr genau studieren.
149
Unabhängig von ihrem bevorzugten Tradingstil müssen Sie flexibel bleiben, um Ihre
Gewinne zu maximieren. Je mehr Hilfsmittel Sie haben, desto besser werden Sie abschneiden.
Also lernen Sie auf verschiedenen Zeitebenen, verschiedene Handelssysteme funktionieren.
Lernen Sie die Kunst, eine Position zu drehen. Wenn Sie Short sind, lernen Sie, wie man die
Position schließt und Long geht und umgekehrt. Exzellente Trader verdienen mit
Leerverkäufen nicht weniger als mit Käufer. Einige Trader wurden ruiniert, weil sie nie
gelernt haben auf fallende Kurse zu setzen. Sie haben keine Werkzeuge, keine Taktiken oder
Tradingpläne für Baissephasen und können die Short Seite nicht traden. Sie haben nie
trainiert, wie man sich in einer Baisse verhält. Sie müssen diese Strategien und Taktiken
entwickeln, bevor Sie diese brauchen.
Wenn Sie die Entdeckung selbst machen sogar wenn Sie die letzte Person auf Erden sind,
die das Licht sieht werden Sie das nie vergessen.
Die Menschen sehen nur, was sie sehen wollen. Wenn Sie außergewöhnliche Mühen auf sich
nehmen, dann werden Sie außergewöhnliche Ergebnisse erzielen.
Kapitalschutz durch Vermeidung dummer Handlungen ist eines der Geheimnisse eines
wirklich guten Traders.
Selbst der Gerechte wird ungerecht, wenn er selbstgerecht wird.
Hüte dich vor dem Entschluss, zu dem du nicht lächeln kannst.
Wenn man Frieden will, dann muss man immer der sein, der zuerst die Hand reicht.
Alles Reden ist sinnlos, wenn das Vertrauen fehlt. Um einen Ausweg zu finden, muss man auf
dem Weg sein. Wer Gott definiert, ist schon Atheist. Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.
Misserfolg ist eine Gelegenheit, mit neuen Einsichten noch einmal zu beginnen.
Eine Regierung ist nicht der Ausdruck des Volkswillens, sondern der Ausdruck dessen, was
ein Volk bereit ist zu ertragen. Wer wagt selbst zu denken, der wird auch selbst handeln.
Bloßes Ignorieren ist noch keine Toleranz. Immer die kleinen Freuden aufpicken, bis das
große Glück kennst, falls es dann nicht kommt, dann hatte man wenigstens die kleinen
Freuden.
Nur weil Ihr Trading Buch in den roten Zahlen ist, heißt das nicht, dass Sie sich nicht
weiterentwickeln.
Genie und Wahnsinn liegen oft nah bei einander. Tanze immer mit der Person, die du zum
Tanz aufgefordert hast. Wenn Sie Geld machen, dann bleiben Sie dabei: dieselben Regeln,
dieselbe Logik, pfuschen Sie nicht daran herum.
In einem Test wurden Krebspatienten einer Chemotherapie unterzogen. Mehr als 60 %
reagierten mit den typischen Symptomen auf diese „Behandlung“: Erbrechen, Übelkeit,
Verlust von Haaren und Lustlosigkeit. Doch alle hatten nur ein wirkungsloses Placebo
erhalten. Ihr Glauben wirkt sich auf die Realität aus.
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Was in diesem Geschäft funktioniert, das funktioniert aber eben nur für einen beschränkten
Zeitraum. Trust me I do this all the time.
Trading Vorbereitung entspricht dem Training. Das eigentliche Trading ist der Spieltag.
Spätestens wenn Sie nur noch ein sehr geringes Kapital haben, dann werden Sie sich wieder
auf das Bewährte besinnen.
Wenn man mittendrin ist, kann man den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen.
Wenn man ausgestiegen ist, ist man wieder in der Lage klar zu denken.
Ich glaube, dass Verlieren weiteres Verlieren nach sich zieht. Wenn man anfängt zu verlieren,
wird die ganze psychologische Einstellung negativ und das macht einen pessimistisch.
Gesellschaften mit mehr als 30 Mio. Aktien sind in der Regel bereits länger auf dem Markt,
sie haben schon einige Splits hinter sich. Es geht einfach um Angebot und Nachfrage. Weil
das Angebot größer ist, braucht man erheblich mehr Geld, um so eine Aktie zu bewegen.
Ein erfolgreicher Trader muss wissen haben. Aber der Besitz des Wissens macht einen nicht
unbedingt zu einem erfolgreichen Trader.
Mit Geld kaufen wir uns Freiheit, nicht mehr und nicht weniger. Wenn Sie erste ein
bestimmtes Niveau des Reichtums erreicht haben, dann steigert das Ansammeln
weiterer Dinge weder die Zufriedenheit noch Ihre Freiheit. Wenn Sie zu viele Dinge
sammeln, dann verlieren Sie dadurch sogar Freiheit. Das Trading kann viel Freude
bereiten, aber wie das Rauchen kann es zu einer Sucht werden.
Schließlich erreichen selbst die größten Bäume im Wald niemals den Himmel.
Logik: Man kann A nicht mit A voraussagen. Wenn Sie das Marktgeschehen mit ihren
eigenen Daten überlagern, dann geben sie dem Markt Anweisungen anstatt zuzuhören.
Tief in unserem Inneren wollen wir diese starken Tage verkaufen und die schwachen Tage
kaufen. Schließlich wollen wir alle mal einen Discount. Doch im Trading Geschäft führt ein
Discount schnell zum Bankrott. Wenn es eine gute Angewohnheit gibt, durch die sich Profis
von Amateuren unterscheiden, dann ist es die Bereitwilligkeit, Stärke zu kaufen.
Wir jagen jetzt Stärke um zu kaufen und Schwäche zu verkaufen!
Es gibt in diesem Geschäft nur zwei relevante Dinge: erstens, dass man seine Verluste
kontrollieren muss und zweitens, dass der Kurs völlig unvorhersehbar ist.
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
Jeder möchte lange leben, aber keiner will alt werden.
Wer immer das letzte Wort haben will, sollte nur noch Selbstgespräche führen.
Was immer du vorhast, tu es gleich. Es gibt nicht endlos viele Morgen.
Dumme Gedanken hat jeder, nur der Weise verschweigt sie.
Die Menschen erkennen selten das eigene Glück, doch das der anderen entgeht ihnen niemals.
Man bleibt jung, solange man noch lernen, neue Gewohnheiten annehmen und
Widerspruch ertragen kann.
Man muss versuchen glücklich zu sein. Und sei es nur, um den anderen ein Vorbild zu sein.
151
Man muss die Zuversicht und den Mut haben, sofort aktiv zu werden. Die beste Analyse, egal
ob fundamental oder technisch, ist in den Händen eines unentschlossenen Traders „wertlos“.
Wenn Sie zweifeln, dann beginnen Sie zunächst mit einer kleinen Position, die Sie danach
allmählich ausbauen.
Was ist der Liqidationswert des Unternehmens? Sollte man innerhalb des nächsten Jahres alle
Vermögenswerte verkaufen, wie viel könnte man dann dafür bekommen? Diese Information
findet man auch, wenn in Yahoo oder BusinessWeek unter „companys assets“ (derzeitige
Vermögenswerte des Unternehmens) nach einem Unternehmen nachschlägt. Würde man dann
das Gesamtvermögen des Unternehmens nehmen und davon die Gesamtschulden abziehen,
hätte man einen tollen Eindruck davon, was das Unternehmen wert ist, würde man es
innerhalb des nächsten Jahres auflösen.
Die Integrität des Traders sollte bei allen Aspekten des Lebens eines Traders stark
berücksichtigt werden. Integrität scheint die letzte Verteidigungslinie der meisten Trading-
Unternehmen zu sein
Schließlich gibt es im Leben nur zwei Orte an dem man sein kann auf dem Spielfeld oder
auf der Tribüne. Ich bin lieber auf dem Spielfeld.
Die Experten scheinen damit beschäftigt zu sein, ihre Theorien zu belegen (oder zu
widerlegen), als mit der Frage, ob sich ein Konzept traden lässt oder nicht. Da ich glaube,
dass sich fast jedes Konzept traden lässt, dachte ich es wäre einfacher für mich, die Konzepte
in allgemeinen Worten zu erörtern und danach zu zeigen, wie man sie traden könnte.
In jedem Arbitrage System muss man wissen, wann sich das Hintertürchen schließen wird
und man muss wissen, wie man aus dem Sache wieder rauskommt, ohne sich finanziell zu
ruinieren.
Genug ist besser als zuviel oder zuwenig!
DIE WICHTIGSTEN HAUSSEMÄRKTE
Reale Jahreserträge in %
12,5
11,5
11,5
24,8
14,1
14,8
DIE WICHTIGSTEN BAISSEMÄRKTE
Reale Jahreserträge in %
2,8
-1,1
-2,8
3,7
-1,9
1,2
1,2
152
?
Emotionale Reaktion:
Grundsätzlich wirken sich jegliche Reaktionen beim Day Trading negativ auf den Gewinn
aus. Emotionale Reaktionen nehmen zu, wenn der Day Trader unsicher oder durch vorherige
Gewinne leichtsinnig wird, wenn ihm echte Handelsentscheidungen oder die Fähigkeit zu
distanzierten, objektiven Betrachtung des Marktes fehlen, wenn er im Wirrwarr der
Information keinen Halt mehr findet oder einfach übermüdet ist.
Im Gegensatz zum langfristigen Investor, bei dem sich durchaus eine emotionale Bindung mit
dem gekauften Wert und damit dem Unternehmen einstellen kann, lässt ein nur
sekundenlanges Besitzen eines solchen Wertes keinen Spielraum für solche Vorlieben. Der
gehandelte Wert wird zum nüchternen Objekt, durch den sich keine Identität des Traders
herausbilden sollte. Gerade diese isolierte Rolle des Traders mag psychologisch gesehen dazu
führen, dass ihm nur noch die Flucht in die Identität des „noch mehr“ bleibt. Der Trader muss
wissen, dass er für die Zeit des Tradens eigentlich in einer Nische der Isolation und
Frustration lebt, die nur dadurch überdeckt werden kann, dass er Gewinne erzielt.
Es gibt in dieser Nische keine andere Daseinsberechtigung für den Trader!
Es muss sich an das „noch mehr“ klammern! Dies kann aber verheerende Folgen haben.
Erfolgreiches Day Trading erfordert daher eine konsequente Selbstkontrolle. Das Festhalten
an der vorbereiteten Strategie bietet Halt in dieser synthetischen Welt. Klare Analysen und
das Stoppmanagement bilden einen Schutz vor der Flucht in leere Euphorie.
Viele Trader neigen nach und nach dazu, entweder Stopps gar nicht mehr zu setzen oder
zumindest gesetzte Stopps nicht einzuhalten. Dies wirkt sich insbesondere darin aus, dass
Positionen immer noch nicht oder dann gar zum falschen Zeitpunkt glattgestellt werden, weil
der Trader davon ausging, dass sich ja das Blatt vielleicht doch noch wendet. Lieber sollten
Sie frühzeitig die Position glattstellen und auf einen möglicherweise größeren Gewinn
verzichten, als der puren Gier freien Lauf zu lassen!
Andererseits muss der Trader seine Stoppniveaus ständig kritisch überprüfen, damit seine
Positionen nicht in der Verlustzone glattgestellt werden, sofern der Kurs anfangs kleine
Korrekturen vollzieht. Ein Stoppmanagement soll gerader das flatterhaft Hin und Her der
Positionen vermeiden, in das der Trader bei Ungeduld verfallen kann. Seine Stimmungen
sollte der Trader auch mit Stoppmanagement jederzeit ehrlich vor sich selber registrieren und
bei Ungeduld, Euphorie oder Nervosität bereit sein, das Traden zu unterbrechen.
Gerade unerfahrene Trader verletzen bei länger anhaltenden Verlusten die elementarsten
Prinzipien des Money Managements und setzen sich damit dem Risiko des Totalverlustes aus.
Um die erlittenen Verluste wieder schnell auszugleichen, erhöhen sie einfach den Einsatz: ein
höchst riskantes Unterfangen. Es gibt schließlich keine Gewähr dafür, dass die nächsten
Trades erfolgreich verlaufen werden. Zudem bestand das Problem nicht im mangelnden
Kapital, sondern in unzureichender Strategie. Auch ein idealer Trader erzielt eine Reihe von
Verlusttrades. Er muss aber auch die Stärke besitzen, ggf. den Punkt des Nichterfolges und
der Ausweglosigkeit zu erkennen, das Traden zu beenden, bzw. zu unterbrechen und
anschließend seine Strategie neu zu analysieren.
Da immer noch Menschen die Entscheidungen traden, die schließlich zu Bewegungen auf
dem Markt führen und Menschen durchaus auch starken Schwankungen ihrer Tagesform
erlegen sind, kann es sehr schnell passieren, dass die eine oder andere Entscheidung auch
153
schon einmal aus einem schlechten Gefühl heraus getroffen wird. Auch die Verarbeitung
eines Verlustes wird an einen „guten“ Tag sicher anders ablaufen als einen „schlechten“. So
kann man sich an einem schlechten Tag sicher auch einmal dabei beobachten, wie man
verpassten Trades hinterher trauert oder gar frustriert ist.
Die größten Fehler beim Day Trading
Man wird vermuten, dass nur Anfänger viele Fehler beim Day Traden unterlaufen.
Unerfahrenheit führt tatsächlich und zweifellos zu Fehlern. Andererseits sind aber auch
erfahrene Trader für zahlreiche Fehler anfällig, weil sie oftmals elementare Dinge nicht mehr
hinterfragen und weniger bereit sind zu einem Strategiewechsel sind. Der erfahrene Trader
kann leicht seinen starren Schemata verfallen, die vielleicht in der Vergangenheit zum Erfolg
führten, aber in den gegenwärtigen und zukünftigen Märkten wenige Chancen haben. Wie
wäre es sonst zu erklären, dass früher manch einer seinen Beruf mit „Day Trader“ angab, aber
heute davon nichts mehr zu hören ist? Gleichzeitig, ob man Anfänger oder ein erfahrener
Trader ist: Day Trading verlangt eine ständige Reflexion über das eigene Tun, ansonsten
droht die Gefahr der „Betriebsblindheit“.
Zum anderen muss der Trader seine Emotionen beherrschen. Euphorie, Stimmungen oder das
Gefühl des „Hans im Glück“, können fatale Folgen haben. Der Day Trader muss aber schnell
und sofort und ohne jeglichen Zeitverzug sicher entscheiden und das unterscheidet ihn
wesentlich von einem klassischen Investor, der sich für seine Entscheidung in seinem
langfristigen Anlagehorizont mitunter einige Tage Zeit nehmen darf. Dabei kann er
überstürzte Vorlieben überdenken und er wird schließlich zu einem für ihn rationalen
„Gefühl“ gelangen, die richtige Entscheidung zu treffen. Der Day Trader hingegen kann
diesen Prozess nicht durchlaufen. Er muss emotionale Einflüsse und Reaktionen von
vornherein ausschalten.
Ihr klagt über die vielen Steuern: Unsere Trägheit nimmt uns zweimal so viel ab, unsere
Eitelkeit dreimal so viel und unsere Torheit viermal so viel.“
„Lieber eine schlechte Aktie zum richtigen Zeitpunkt als eine gute zum falschen Zeitpunkt.“
„Gewinne kann man verlieren kann man, aber zurückgewinnen ist unmöglich.“
„Aktionäre sind dumm und unverschämt. Dumm, weil sie mir ihr Geld überlassen und
unverschämt, weil sie auch noch Dividenden dafür haben wollen.“
„Ein Fehlsignal gehört zu den zuverlässigsten aller Chart Signale.“
„Dass uns eine Sache fehlt, sollte uns nicht davon abhalten, alles andere zu genießen.
„In der moralischen Entrüstung schwingt auch immer die Besorgnis mit, vielleicht etwas
verpasst zu haben.“
Manche Menschen sprechen aus Erfahrung, manche sprechen aus Erfahrung nicht.
154
„Das Beste aller Güter, wenn es überhaupt Güter gibt, ist die Ruhe, die Zurückgezogenheit
und ein Plätzchen, das man sein eigen nennen kann.“
„Im Grunde zählen auf dieser Welt nur die Dinge, die man nicht kaufen und nicht lernen
kann.“
„Unter allen Lügnern der Welt sind die eigenen Ängste manchmal die Schlimmsten.“
„Du schaust in den Spiegel und merkst dass etwas fehlt. Du spürst, dass es deine Zukunft ist.
Guter Rat ist wie Schnee, je leiser er fällt, desto länger bleibt er liegen.
Das ärgerliche am Ärger ist, dass man sich schadet, ohne anderen zu nützen.
Das Kalte wird warm, der Reiche wird arm, der Narr gescheit: Alles zu seiner Zeit.
Das Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist.
In jedem Winter steckt ein zitternder Frühling und hinter dem Schleier der Nacht verbirgt sich
ein lächelnder Morgen.
Begeisterung erhebt das Leben über das Alltägliche und verleiht ihm erst einen Sinn.
Geld ist rund und rollt weg, aber Bildung bleibt.
Wenn zwei Liebende einig sind, bedeuten Schwierigkeiten kein Hindernis.
Beklage nicht, was nicht zu ändern ist, aber ändere, was zu beklagen ist.
Den Mitmenschen Freude zu machen ist doch das Beste, was man auf der Welt tun kann.
Eine Aktie kann nie zu billig sein, dass sie nicht mehr fallen könnte und sie kann nie zu teuer
sein, dass sie nicht mehr steigen könnte.
Ein weiser Mensch hat das Geld im Kopf aber nicht im Herzen
Lieber weniger und dabei Zufriedenheit als viel und dabei Zank und Streit.
Wer glaubt ganz oben zu sein, ist schon auf dem Weg nach unten
Beide schaden sich selbst der, der zuviel verspricht und der, der zuviel erwartet.
Frühere Zeiten hält man immer für die besseren
Der Kluge lernt, der Dummkopf erteilt gerne Belehrungen.
Es gehört manchmal mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben.
Erfolg verändert den Menschen nicht, er entlarvt ihn.
Wer sich heute freuen kann, der soll nicht warten bis morgen.
155
Glück ist ein Maßanzug. Unglücklich sind meist die, die den Maßanzug eines anderen tragen
möchten.
Das größte Vergnügen im Leben besteht darin, das zu tun, von dem die Leute sagen, du
könntest es nicht.
Man muss leben, als hätte man noch 150 Jahre Zeit. Stress ist der Feind des Lebens.
Was einer von seinem Wesenskern für Geld verkauft, bekommt er für Geld nicht wieder.
Ein Element des Erfolges, egal in welchem Beruf, ist die Lust am Handwerk.
Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann vor allem das Recht, anderen Leuten zu sagen,
was sie nicht hören wollen.
Wir können uns nicht aussuchen, wie wir sterben oder wann. Aber wir können entscheiden,
wie wir jetzt leben.
Phantasie ist die Kunst aus Fehlern zu lernen, die man noch machen wird.
Wenn du zu deinem Vergnügen erst die Erlaubnis anderer Leute brauchst, dann bist du ein
armer Tropf.
Man soll sich mehr um die Seele kümmern als um den Körper. Vollkommenheit der Seele
richtet die Schwächen des Körpers auf, aber die Kraft des Körpers hilft der Seele nicht.
Es ist besser, etwas gehabt zu haben und verloren zu haben, als nie etwas gehabt zu haben.
Vergiss Kränkungen sofort aber Freundlichkeiten niemals.
Das, was die meisten Menschen am notwendigsten für Ihr Alter sparen sollten, ist ein
bisschen Jugend im Denken und Fühlen.
Man muss durch schlechte Erfahrungen hindurchgehen und nicht drum herum.
Erinnerungen verschönern das Leben. Aber nur Vergessen macht es erträglich.
Zivilisation bedeutet, sich gegenseitig helfen.
Wer an das Gute im Menschen glaubt, der bewirkt das Gute in ihm.
Fürchte die Schatten nicht, sie bedeuten lediglich, dass irgendwo in der Nähe Licht brennt.
Wäre jeder Tag ein Feiertag, sich vergnügen wäre so ermüdend wie arbeiten.
Wenn man einem Mitmenschen all das durchgehen ließe, was man sich selbst erlaubt, wäre
das Leben eine Hölle.
Wir möchten viel: Haben, Sein, Gelten. Dass einer alles hat: das ist selten.
Es gibt Dinge, für die es sich lohnt eine kompromisslose Haltung einzunehmen.
Wir Menschen verwenden unsere höchsten Kräfte zu albernen Resultaten.
156
Je weniger einer weiß, was er will, desto entschlossener ist er, es zu bekommen.
Beten sollst du nicht, damit dir Gott etwas gewähre und gebe, sondern weil er dir immer gibt,
darum bete. Wenn deine Seele keinen Sonntag hat, dann verdorrt sie.
Gedanken, welche froh stimmen, tragen zur Gesundheit bei.
Loslassen: Etwas niederlegen können, ohne es als Niederlage betrachten zu müssen.
Wenn man nicht verlieren kann, verdient man auch nicht zu gewinnen.
Die Hoffnung aufgeben bedeutet, nach der Gegenwart auch die Zukunft preisgeben.
Mit der Wahrheit ist es wie mit der Liebe: Wenn man sie bezahlt, ändert sie den Charakter.
Mir imponieren nur die Ratschläge und Grundsätze, die der Ratgebende selbst beherzigt.
Je weniger einer weiß, was er will, desto entschlossener ist er, es zu bekommen.
Sanftmütig ist der, wer den Nächsten und sich selbst erträgt.
Was willst du eigentlich? Frage dich das in einer ruhigen Stunde und gib aufrichtig Antwort.
Zur Größe kann man sich aufringen, aufschwingen, aufdulden, aber nicht aufblasen.
Wer zu handeln versäumt, ist noch keineswegs frei von Schuld. Niemand erhält seine Reinheit
durch Teilnahmslosigkeit
Wenn wir die Welt schon nicht zum Paradies machen können, sollten wir sie wenigsten nicht
zur Hölle werden lassen.
Im Übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweißt, für viel gefährlicher als der,
der den Schmutz macht.
Kaufe nur Aktien von Unternehmen, deren Geschäftsmodell und Produkte du verstehst.
„Das Leben ist eine fortwährende Ablenkung, die nicht einmal zur Besinnung darüber
kommen lässt, wovon sie ablenkt.
Das neue ist nicht immer das Bessere, aber das Bessere ist immer neu.
Eine Tonne Hektik ersetzt kein Gramm Dynamik
Gewohnheiten sind Fingerabdrücke des Charakters
Ich beschäftige mich nicht mit dem, was getan worden ist, sondern mich interessiert, was
getan werden muss.
Der Machtlose entschädigt sich gern durch die Überzeugung, ein besserer Mensch zu sein.
Wenn wir uns auf uns selbst besinnen, stellen wir fest, das wir genau das besitzen was wir uns
wünschen.
157
Der größte Fehler im Leben den man machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler
zu machen.
Freude lässt sich nur voll auskosten, wenn sich ein anderer mitfreut.
Einen Tag lang ungestört in Muße zu verbringen, heißt, einen Tag lang ein Unsterblicher zu
sein.
Je länger man lebt, desto deutlicher sieht man, dass die einfachen Dinge die wahrhaft größten
sind.
Trotz aller menschlichen Fortschritte des Geistes wird immer noch zu wenig gelesen.
Ich habe mir meine besten Gedanken ergangen und kenne keinen Kummer, den man nicht
weggehen kann.
Wenn ein Mann etwas Blödsinniges tut, dann tut er es immer aus den edelsten Motiven.
Glück kann man mit Geld nicht kaufen, aber mit Geld kann man Anderen Glück kaufen.
Denke daran, dass etwas, was Du nicht bekommst, manchmal eine wunderbare Fügung des
Schicksals sein kann.
Wie viele Freuden werden zertreten, weil die Menschen meistens nur in die Höhe gucken und,
was zu ihren Füßen liegt, nicht achten.
Man verliert die meiste Zeit damit, dass man Zeit gewinnen will.
Am schwierigsten ist es, die Meinung geheim zu halten, die man von sich selber hat.
Der Humor nimmt die Welt hin wie sie ist, sucht sie nicht zu verbessern und zu belehren,
sondern sie mit Weisheit zu ertragen.
Investieren = Bullen reiten, Der Bulle versucht einen immer wieder abzuwerfen. Je kleiner der
Hebel, desto fester sitzt man im Sattel. Man kann den Wert dadurch länger festhalten.
So lange du lebst lerne. Warte nicht, dass das Alter Weisheit bringt.
Wer das Leben zu ernst nimmt, braucht eine Menge Humor, um es zu überstehen.
Interessante Selbstgespräche setzen einen klugen Partner voraus.
Wer selbst keinen inneren Frieden kennt, wird ihn auch in der Begegnung mit anderen nicht
finden.
Ausdauer ist edler als Stärke und Geduld edler als Schönheit
Das Dasein ist köstlich, man muss nur den Mut haben, sein eigenes Leben zu führen.
Ein großer Gedanke kennt keine Grenzen.
Man muss jedem Hindernis Geduld, Beharrlichkeit und eine sanfte Stimme entgegen stellen.
158
Wir machen immer einen Fehlen: Wir investieren Gefühle statt sie zu verschenken.
Es ist unmöglich Staub wegzublasen, ohne dass jemand zu husten anfängt.
Die Lebenskunst besteht darin, zu wissen, wie man sich an Wenigem erfreut und vieles
erträgt.
Was du jetzt für ein Hindernis hältst, wir dir später ein wertvolles Heilmittel sein.
Das Leben ist wie Fahrradfahren. Man muss sich ständig weiterbewegen, wenn man das
Gleichgewicht nicht verlieren will.
Wenn die Leute sagen sie hätten ihr Herz verloren haben in Wirklichkeit den Verstand
verloren.
Nichts ist so gefährlich wie das Allzumodernsein. Man gerät in Gefahr, plötzlich aus der
Mode zu kommen.
In zweifelhaften Fällen entscheide man sich für das Richtige…
In Zukunft wird sich die Utopie beeilen müssen, wenn sie die Realität einholen will.
Früher war die Luft sauber und der Sex schmutzig. Heute ist es umgekehrt.
Viele die ihr ganzes Leben auf die Liebe verwenden können weniger über sie sagen, als ein
Kind das gestern seinen Hund verloren hat.
Ausdauer ist edler als Stärke und Geduld edler als Schönheit
Die Männer, die mit den Frauen am besten auskommen, sind dieselben, die wissen, wie man
ohne sie auskommt.
Glück hängt nicht davon ab, dass wir bekommen was wir nicht haben, sondern davon, wie gut
wir nutzen, was wir haben
Diejenigen, die sich weise auf das beschränkt haben, was ihnen möglich schien, sind niemals
einen Schritt vorangekommen.
Menschen kümmern sich gern um die Angelegenheit anderer Menschen, nehmen sich aber
nur wenig Zeit sich um sich zu kümmern.
Wenn du etwas wirklich willst, findest du einen Weg, wenn nicht, findest du Ausreden.
Nicht das Problem ist die Schwierigkeit, sondern unsere Sichtweise.
Dem unverbesserlichen Pessimisten ist jeder Misserfolg recht, um Recht zu behalten.
Eine Angewohnheit kann man nicht aus dem Fenstern werfen. Man muss sie die Treppe
herunterboxen, Stufe für Stufe
Selbsterkenntnis ist ein Abenteuer, das in unerwartete Weiten und Tiefen führt.
159
Freiheit ist für die Gesellschaft, was die Gesundheit für den Einzelnen ist.
In einem wankenden Schiff fällt um, wer stillsteht, nicht wer sich bewegt.
Zuerst ignorieren sie sich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann
gewinnst du.
Wer Weisheit übt, legt Anderen keinen Zwang auf.
Wer auf frischen Wind hofft, darf nicht verschnupft sein, wenn er kommt.
Jeder ist seines Glückes Schmied doch leider haben die wenigsten auch nur die einfachsten
Grundregeln des Schmiedes begriffen.
Ein Kompromiss ist die Kunst, einen Kuchen so zu teilen, dass jeder glaubt, er habe das
größte Stück bekommen.
Wer es der Jugend zu leicht macht, macht es ihr schwer…
Moderne Geschichte sollte man nur mit dem Bleistift schreiben.
Auf die Dauer der Zeit nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an.
Mode ist die bereitwillige Bejahung der rätselhaften Tatsache, dass heute etwas schön ist, was
gestern hässlich und was morgen unerträglich sein wird.
Gesundheit bekommt man nicht im Handel, sondern durch den Lebenswandel.
Wirklich reich sind nur die Leute, die mit der Zeit nicht sparen müssen
Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.
Wenn der Mensch zur Ruhe gekommen ist, dann wirkt er.
Reich wird, wer in Unternehmen investiert, die weniger kosten, als sie wert sind.
Kaufe eine Aktie, als würdest du das ganze Unternehmen kaufen. Strebe nicht nach dem
schnellen Dollar. Suche nach Unternehmen, deren Aktien du ein ganzes Leben lang halten
kannst.
Börsenblasen sind keine Missgeschicke, sondern Symptome eines Geschäftsumfelds, das
durch schnelle technologische Innovationen und Begeisterung charakterisiert wird. Spiralen
der Übertreibung verbreiten sich weiter und länger, als die Beobachter es verstehen können.
Ganze Massen normaler Menschen glauben fälschlicherweise, dass sie die Wirtschaft und die
Aktienmärkte verstehen. Selbst erfahrene Anleger gehen einem Geschäft nach, das sie gar
nicht verstehen können.
Auch Baisse-Märkte sind keine Missgeschicke, sondern Symptome widerstreitender Kräfte
Anfänger ziehen sich zurück und Experten zeigen Anzeichen unangemessener Angst. Der
Rest fühlt sich schlecht und diese Phase dauert länger als der anfängliche Spaß an der Party.
160
Das grundlegender Prinzip bleibt die Sicherheitsspanne einen Preis zu bezahlen, der weit
genug unter dem Wert liegt, um größere Verluste am Kapitalmarkt zu vermeiden. Das
wichtigste Ziel ist es, das Kapital zu erhalten. Wenn man zu viel bezahlt, geht man das Risiko
ein, die Unwägbarkeiten der Börsen und die Launen im Geschäft eines Unternehmens zu
vergrößern. Dieses Prinzip ist verwandt mit dem vorrangigen Grundsatz der Medizin, in erster
Linie nicht zu schaden (primun non nocere) das heißt in erster Linie kein Geld verlieren.
Wenn die Verluste minimiert werden, erzeugen durchschnittliche Gewinne
überdurchschnittliche Ergebnisse.
Value-Investoren sind Neuem gegenüber aufgeschlossen. Sie sind keine Techniker und
betreiben auch kein Beratungsgeschäft. Sie wissen, wie man das richtige Hilfsmittel für eine
bestimmte Aufgabe aussucht. Dieses Wissen setzt einen Sinn für Geschichte, Wirtschaft,
Rechnungswesen voraus, ein gutes Urteilsvermögen und grundlegende psychologische
Kenntnisse. Ferner wird ein spezielles Wissen benötigt, um bestimmte Geschäfte verstehen
können etwa versichungsmathematische Kenntnisse für Unternehmen aus der
Versicherungsbranche, das Wissen um Verbraucherlieben für Firmen, die im Modesektor
angesiedelt sind und eine Affinität für Informationen, wenn man in Medienunternehmen
investieren möchte.
Die Komplexität des Rechnungswesens nimmt mit der Komplexität des Geschäfts zu.
Value-Invetoren begrenzen die Auswahl ihrer Kapitalanlagen auf Geschäftszweige, die sie
verstehen und deren Rechnungswesen sie verstehen können. Außerdem schätzen sie die
Charakteristika der Abläufe im Rechnungswesen.
Es gibt vier Jahreszeiten an der Börse:
Die Zeit der Gier, der Hoffnung, der Verzweiflung und der Angst.
Lass jeden Vogel seine eigene Note singen. Nutze deine Chancen! Falls sie über keinen
Killerinstinkt verfügen, sollten sie lieber nach Hause gehen. Dieses Geschäft ist nichts für
passive Menschen, denen es scheinbar egal ist, ob sie gewinnen oder verlieren, die nicht in
eine Vorreiterrolle schlüpfen, eine Herausforderung annehmen und weitermachen können.
BILANZSBETRUG
An den Börsen wiesen die Manager hohe Werte für das Anlagevermögen aus und
veröffentlichen diese Beträge auch in der Bilanz. Ebenso wurden im Geschäftsbericht
entsprechend hohe, theoretische Gewinne präsentiert. In anderen Fällen behandelten die
Manager geliehene Mittel nicht als Kredite, sondern als Kauf- und Verkaufstransaktionen.
Global Crossing Ltd. wurde auf den Bermudas in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, ging
ein Jahr nach der Gründung an die Börse. Innerhalb kürzester Zeit wies Global Crossing eine
Börsenkapitalisierung von fast 40 Milliarden Dollar auf. Zwei Jahre später war es bankrott,
umgeben von Beweisen für Bilanzbetrug.
So wie viele andere in der Telekommunikationsbranche auch, hatte Global Crossing nie einen
Geschäftsplan, nie einen soliden CEO und auch keine Cashflows. So wie viele Unternehmen,
denen die Säulen des Lebensunterhaltes fehlten und die von Blutarmut gepeinigt wurde,
verstärkte es die Akquisitionsaktivitäten. Man versuchte Größe zu kaufen, um die blockierten
161
Geschäftspläne schnell zum Laufen zu bringen. Dank der verrückten Marktkapitalisierung
hatte Global Crossing einen enorm aufgeblähten Barmittelbestand und konnte damit
Unternehmenskäufe bezahlen, die die windigen Verkäufer mit Freude akzeptierten
Zu den häufigsten angewandten Tricks zählten Tauschgeschäfte von Kapazitäten.
Folgendes Beispiel: Ein Unternehmen könnte einen Aufwand von 100 Dollar geltend machen,
um Kapazitäten zu schaffen, die für ein anderes Unternehmen 120 Dollar wert waren und
würde somit 120 Dollar bekommen. Die 120 Dollar wurden sofort als Erlös verbucht,
während die Kosten auf einen Zeitraum von fünf Jahren zu je 20 Dollar verteilt wurden.
Das Unternehmen erhält im Gegenzug für 20 Dollar Kosten einen Erlös von 120 $ - ein
Bruttogewinn von 100 $! Eine konservative Buchführung würde den Tausch lediglich als
solchen behandelt haben, wobei kein Erlös verbucht worden wäre und die 100 $ durchaus als
Kosten behandelt würden, wodurch das Endergebnis geringer ausfiele. Der Unterschied
zwischen + 100 $ und 100 $ ist wie Tag und Nacht.
Selbst bei weniger konservativen Buchführung könnten die 100 $ kapitalisiert werden, wobei
im ersten Jahr nur Belastungen von 20 $ entstehen, doch der Unterschied zwischen einem
Verlust von 20 $ und einem Gewinn von 100 $ ist wie Morgen und Abend.
Jedoch ist eine so aggressive Buchführung nicht von Dauer. Wenn man 100 $ an Erlösen in
diesem Jahr gegen kapitalisierte Ausgaben von 20 $ auf die nächsten 5 Jahre verteilt werden,
dann braucht man einen ähnlichen Betrag an steigenden Erlösen in den verbleibenden 4
Jahren, damit alles zusammenpasst. Für eine Weile wäre dies machbar, allerdings ist es
ziemlich ermüdend. In der Telekommunikationsbranche der späten 90er Jahre bedeute dies,
mehr Kapazitäten zu tauschen. Doch so wie Marathonläufer an die Grenzen der Belastbarkeit
stoßen, geht auch den Vertretern der aggressiven Buchführung irgendwann einmal die Puste
aus.
World Com: Das Unternehmen entschloss sich daraufhin, die Leitungskosten (das sind
Beträge, die an lokale Telekommunikationsnetzwerke gezahlt werden, damit diese die
Verbindung herstellen) als Anlagevermögen zu verbuchen und binnen kurzem wuchs dieser
Bilanzposten auf mehr als 4 Mrd. $ an.
Leitungskosten werden normalerweise als betriebliche Ausgaben beschrieben, als Kosten, die
die laufenden Einnahmen erwirtschaften. Somit sollten diese Aufwendungen als laufende
operative Kosten verbucht werden. Sie hätten keinesfalls kapitalisiert werden (als
Anlagevermögen geführt werden dürfen, das in der Zukunft hätte abgeschrieben werden
können)Die Behandlung operativen Aufwands als Kapitalausgaben ist ein uralter Trick und
die Bilanz somit unseriös machen.
Enron verletzte die Grundregeln der Verbuchungen von Erlösen, als es als Makler zwischen
Käufern und Verkäufern von Energie auftrat. Die Honorare, die man für diese Aktivitäten
erzielte, bestanden aus Provisionen, die als ein bestimmter Prozentsatz des Handelsumfangs
kalkuliert wurden. Enron behandelte aber nicht nur diesen relativ geringen Prozentsatz an
162
einem Handel als Erlös, sondern zusätzlich noch das Gesamtvolumen des Handels vermittelt
wurde.
Xerox ging langfristige Leasingvereinbarungen ein, die es den Leasingnehmern ermöglichen,
Maschinen vertragsgemäß zu nutzen und dafür regelmäßige Mietzahlungen zu leisten und
ihnen darüber hinaus die Option einräumen, die Maschine zu kaufen. Eine ordentliche
Verbuchung der Erlöse zeichnet die regelmäßigen Mietzahlungen dann auf, wenn die Zahlung
eingegangen ist. Xerox verbuchte die gesamten Erlöse dann, wenn die Leasingverträge
unterzeichnet waren, nicht aber über die gesamte Laufzeit hinweg.
Sunbeam, ein Hersteller von Kleingeräten und Campingausrüstungen. Die Verkäufe waren
noch nicht abgeschlossen und dennoch verbuchte das Unternehmen den Umsatz als endgültig
und wies Erlöse aus, indem es diese vorzeitig verbuchte.
Ein Unternehmen verkauft in der Regel Waren und Dienstleistungen auf Rechnung; es
gewährt als einen Kredit: Deshalb nimmt es nicht den Kaufpreis im Gesamten ein, da
Rechnungsbeträge noch offen sind. Der Verkaufspreis für Waren, die ein Kunde auf
Rechnung erworben und noch nicht bezahlt hat, stellt in der Buchhaltung einen offenen
Posten dar. In der Regel sind offene Posten innerhalb von 30,60 oder 90 Tagen auszugleichen.
Die meisten Unternehmen, die auf Rechnung verkaufen, haben ein Mahnwesen, das die
Kunden auf Kreditwürdigkeit überprüft und darauf achtet, dass die Zahlungen pünktlich
eingehen. Sind die Kunden säumig, so schickt das Unternehmen Zahlungserinnerungen und
verlangt die Begleichung der Rechnung. Wenn dies auch nach mehreren Versuchen nicht
fruchtet, dann geht das Unternehmen davon aus, dass die Rechnung nie bezahlt wird.
Offene Posten, die uneinbringlich sind, werden auf diese Weise zum Aufwand, der den
laufenden Betriebskosten zuzurechnen ist.
Das bedeutet, dass das Management in jeder Periode abschätzen muss, welche Anteil des
Erlöses aus offenen Rechnungen zu Aufwand werden könnte. Rücklagen
In den späten 90er Jahren verkauften Hersteller von Telekommunikationsausrüstung ihre
Produkte an wenig kreditwürdige Unternehmen, wobei die Aussicht, dass die Rechnung
bezahlt würde, sehr schlecht war. Dennoch wurden die Verkäufe verbucht, ohne
entsprechende Rückstellungen zu bilden für die Wahrscheinlichkeit, dass ein Teil der
verbuchten Erlöse niemals bezahlt würde.
Bei Unternehmen, in denen offene Rechnungen eine wichtige Rolle spielen oder in denen die
Abschreibungen besonders signifikant auf die Gewinne durchschlagen in erster Linie
Banken und Konsumgüterproduzenten schenken Value Investoren diesen Punkten in der
Bilanz und in den Erläuterungen im Geschäftsbericht zur Strategie des Managements
besondere Beachtung.
Zu den Transaktionen zählten Deals zwischen Unternehmen, die Kabel-Abonenten und
Wartungskunden „kauften“, damit sie ihre Programme und Dienstleistungen an die so
gewonnen Kunden bringen konnten, im Tausch gegen Werbung für den Provider, seine
Medien wie Druckererzeugnisse, Radiosendungen und Internetseiten. Kein Dollar wechselte
den Besitzer, doch jede Seite legte fest, dass sie aus diesem Geschäft einen Erlös erzielt hatte.
Solche Tauschgeschäfte mit einem Wert zu versehen ist schwierig und man kommt in
Versuchung, den Umfang solcher Geschäfte eher aufzublähen als zu knapp auszuweisen.
Der Tausch von Kapazitäten wurde während der späten 90er Jahre auch in der Energie- und
Elektrizitätsbranche praktiziert. Doch hier entwickelte sich eher eine stromlinienförmige
163
Version, bei der der eigentliche Tausch nicht vollzogen wurde. Die Unternehmen ließen sich
auf eine Art Kreisverkehr ein, also Scheintransaktionen, wobei die Gegenseite genau
denselben Preis für die gleiche Sache bezahlte. Dieser Kreisverkehr bewirkte keinen
wirtschaftlichen Vorteil.
Die Verschiebung der Ausgaben für das laufende operative Geschäft hin zu Kapitalausgaben
kann auch umgekehrt funktionieren. Enorme Ausgaben wurden zu einem frühen Zeitpunkt
getätigt, um die Performance eines späteren Zeitpunkts zu verbessern. Dies ist ein weit
verbreiteter Schwindel, der auf Zielunternehmen angewendet wird. Wenn ein Unternehmen
gekauft wird, kann es ausgeschlachtet werden, indem wesentliche Teile des Anlagevermögens
verkauft werden, sodass die künftigen Buchungen der Ausgaben geringer werden.
Ein Teil dieser Taktik ist, so viele Ausgaben wie möglich als Akquisitionskosten zu
verbuchen, nicht jedoch als Kosten des operativen Geschäfts. Dies verbessert scheinbar die
Performance des Zielunternehmens und mindert die angeblich operativen Kosten des
Unternehmens vor der Akquisition.
Ein Thema, das seit Jahrzehnten in den AGs der USA stark diskutiert wird, betrifft die
Rechnungslegung bei einer Mehrheitsbeteiligung an einem anderen Unternehmen. Die GAAP
erlaubten früher alternative Vorgehensweisen. Wenn Aktien die einzige Art der Bezahlung
waren und weitere Bedingungen eingehalten wurden, konnten diese Geschäfte als
Unternehmenszusammenschluss behandelt werden. Wenn Aktien die einzige Art der
Bezahlung waren und weitere Bedingungen eingehalten wurden, konnten diese Geschäfte als
Unternehmenszusammenschluss behandelt werden. Das Anlagevermögen und die
Verbindlichkeiten wurden einfach addiert, ohne dass darum viel Aufhebens gemacht wurde
oder permanent chaotische Korrekturen vorgenommen wurden.
Ansonsten wurde das Geschäft als Kauf betrachtet und musste wie alle anderen Käufe
behandelt werden: Die Kosten den Kaufpreis wurden in der Bilanz des Käufers Posten für
Posten auf der Grundlage des Anlagevermögens und der Verbindlichkeiten verbucht, die
mitgekauft wurden. Wenn, wie es üblich ist, der Kaufpreis höher war als die Summe der
einzelnen Posten, wurde der Überschuss als Firmenwert deklariert. Er würde wie eine
Sachanlage behandelt, wobei ein Teil des Ganzen, über mehrere Jahrzehnte hinweg, als
Aufwand verbucht würde. Das bedeutet, dass die jährlichen Ausgaben dafür an den
Jahreserlösen zehren.
Diejenigen, die lieber einen Zusammenschluss durchführen, betonten, dass der Firmenwert
normalerweise den Wert erhöht und würden diese jährlich als Kosten gebucht, würde dies die
Sache auf den Kopf stellen. Diejenigen, die lieber einen Kauf versuchen, betonten, dass zu
den meisten Geschäften dieser Art ein Käufer und ein Verkäufer gehören, es sei keine Fusion
unter Gleichen und die Buchführung sollte eigentlich die Realität darstellen.
Erst kürzlich gab es zwischen beiden Seiten einen Kompromiss. Die neue Regel besagt, dass
Akquisitionen wie ein Kauf zu behandeln seien, wodurch ein Posten „Firmenwert“ entsteht,
doch Aufwand entsteht nur dann, wenn dieser Firmenwert an Wert verliert, ansonsten nicht.
Wer soll entscheiden, ob der Firmenwert abgeschrieben wurde?
Tatsächlich wurden auf Grund dieser Regel viele Abschreibungen vorgenommen. Die
Aktionen bei AOL Time Warner zogen viel Aufmerksamkeit auf sich. Die Fusion dieser
beiden Unternehmen wurde so verbucht, dass ein Konto für den Firmenwert eingerichtet
wurde. Daraufhin fiel der Aktienkurs des Unternehmens so stark, dass die Buchhaltung
164
entschied, der Firmenwert sei abgeschrieben. Das Unternehmen wurde mit 54 Mrd. $ belastet,
bis dahin ein Rekord in der amerikanischen Geschichte.
Patente, Markenzeichen, Urheberrechte und andere immaterielle Vermögensteile haben
immer einen Wert und werfen in der Buchführung schwierige Fragen auf. Deshalb haben sie
in den Unternehmen und im Rahmen des Rechnungswesens an Bedeutung gewonnen.
Wenn man diese Werte selbst entwickelt und vermarktet, verbucht man die entstehenden
Kosten und belässt es dann dabei. Wenn man diese Werte kauft, dann werden die Kosten in
der Bilanz erfasst. Ob sie amortisiert werden, wird ebenso bestimmt, wie es beim Firmenwert
der Fall ist: Der Wert wird jährlich überprüft und wenn er gemindert wurde, dann wird er
abgeschrieben, ansonsten bleibt alles so, wie es ist. Auch die Theorie dazu ist die gleiche die
meisten immateriellen Werte verlieren weder an Wert noch werden sie abgenutzt und es ist
nicht erforderlich, Re- Investitionen zu tätigen. Geminderte immaterielle Werte werden
entsprechend wertberechtigt.
Allerdings gibt es für immaterielle Werte mit einer festen Laufzeit eine Ausnahme, etwa die,
wonach Patente (in den USA) nach 17 Jahren auslaufen. Über diesen Zeitraum hinweg muss
ein Patent regelmäßig abgeschrieben werden. Die GAAP verlangen auch, dass immaterielle
Werte ausgewiesen werden und sie regeln auch die Art und Weise, wie sie in den
Rechnungslegungen behandelt werden. Dies ist sehr interessant zu lesen, da Unternehmen oft
ein ansehnliches Vermögen an immateriellen Werten haben. Die Offenlegung zeigt auch, wie
die Vermögensteile klassifiziert sind, wie sie bewertet und amortisiert wurden, ebenso die
Einschätzung der Lebensdauer.
Unternehmen tauschen sehr häufig Zahlungsströme für Zinsen, wobei der Wert des Tausches
von der Relation zwischen diesen beiden Zinssätzen abgeleitet wird. Die Unternehmen
tauschen auch Verbindlichkeiten. Dazu gehören der Tausch von Währungen, des Ölpreises,
anderer Versorgungsleistungen und unendlich viele andere Dinge, selbst das Wetter gehört
dazu.
Die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung verfügten in der 90er Jahren, dass Derivate
zu ihrem fairen Wert verbucht und in der Bilanz als Vermögen oder Verbindlichkeiten
aufgeführt werden müssen. Der faire Wert kann sich jedoch täglich ändern und es gibt nicht
immer einen verlässlichen Markt, an dem man ihn messen kann. Hier sind Schätzungen
erforderlich. Im Fall von Derivaten sind diese besonders schwierig, weil es nur begrenzte
Aufzeichnungen aus der Vergangenheit gibt.
In einem nicht untypischen Fall hielt Enron Anteile an einem polnischen Unternehmen, die es
nicht verkaufen konnte und deshalb „verkaufte“ man dieses polnisches Unternehmen an eine
dieser freundlichen Partnergesellschaften und verbuchte einen „Gewinn“. Dieser „Gewinn“
wurde im Geschäftsbericht ausgewiesen, doch Einzelheiten wurden nicht genannt.
Investitionen in Aktien (mit einem Stimmrecht von weniger als 20 %) werden in der Bilanz
zum fairen Wert ausgewiesen, wobei die Gewinne, Verluste und Dividenden in der Regel in
den Erlöskonten dargestellt werden.
Mittelgroße Beteiligungen (20 50 % des Stimmrechts) werden als Kosten verbucht und dann
jährlich korrigiert, um die Veränderungen im Eigenkapital der Investoren auf der Grundlage
der Gewinne und Verluste darzustellen. Dabei werden Bardividenden als Umwandlung von
Eigenkapital in Barmittel angesehen.
Der Besitz von 50 % der Stimmrechte (oder mehr) ist mit Kontrollrechten verbunden und
erfordert eine Verbuchung auf konsolidierter Grundlage, was bedeutet, dass alle
Vermögensteile und Verbindlichkeiten des Subunternehmens in die Bücher der
165
Muttergesellschaft übernommen werden, abzüglich der Minderheitsbeteiligungen, die von
anderen gehalten werden.
Weshalb sollte man zum Beispiel über 49,5 % anstatt über höhere Beteiligungen? Das
bedeutet eine einzige Zeile in der Bilanz des Investors „Aktienbeteiligungen“ zu
korrigierenden Kosten, während im Finanzbericht der Muttergesellschaft nicht alle Posten der
Tochtergesellschaft aufgeführt sind, einschließlich der Verbindlichkeiten. Das ist der Kern der
Bilanzunwirksamkeit bei der Vermögensteile für sie arbeiten, ohne dass Sie diese und die
damit verbundenen Kosten in Ihrer Bilanz ausweisen müssen.
Aktienoptionen: kein Fall für die Buchführung
Aus politischen Gründen brachten die GAAP niemals den Mut auf, Aktienoptionen im
Geschäftsbericht als Kosten zu behandeln. Barauszahlungen an Mitarbeiten stellen ohne
Zweifel einen Aufwand dar. Und ohne Zweifel muss das auch für die Bezahlung mit Aktien
gelten. Das übliche Argument lautet, sie seien sehr schwierig zu bewerten. Doch dieses
Argument ist eine Farce: Erstens wurden Methoden entwickelt und es gibt einen Markt auf
den man bei der Bewertung zurückgreifen kann. Und zweitens ist diese Methode auch nicht
schwieriger anzuwenden als viele andere Vorgehensweisen im Rechnungswesen und bei der
Unternehmensbewertung. Dadurch wurde aber verhindert, dass Optionen als Aufwand
gebucht werden.
„Die mit dem schnellen Geld kommen und verschwinden auch in der Hausse. Die soliden
Typen aber überstehen auch die Baisse.“ Film Wall Street.
BUCH DEVISENHANDEL
Journal:
Im Gegensatz zu den meisten herkömmlichen Berufen sind bei Trading Fehler ein Teil des
täglichen Geschäfts und „gehören dazu“.
Auch die professionellen Trader begehen ständig Fehler gestehen sich diese auch ein.
Im Gegensatz zu vielen Neulingen lernen sie aus diesen Situation und werden in der Zukunft
den gleichen Fehler nicht noch einmal machen.
Viele Einsteiger konzentrieren sich vor allem auf die Gewinne und darauf, unter welchen
Umständen sie diese realisieren konnten. Die Verluste und deren Ursache werden häufig
vernachlässigt. Dadurch wiederholen viele Neulinge die gleichen Fehler immer wieder,
sodass sich die Verluste weiter erhöhen.
166
Ein Journal enthält neben dem Einstiegs- und Ausstiegspunkt sowie dem jeweiligen
Ausführungskurs sollte eine Erläuterung notiert werden, warum genau zu diesem Zeitpunkt
und zu diesem Kurs gehandelt wurde. Weiterhin ist empfehlenswert, den Aufzeichnungen
einen Chart beizufügen.
Ein Trading Tagebuch ermöglicht es, die abgeschlossenen Trades im Nachhinein noch einmal
durchzugehen und zu analysieren. Es hilft, Fehler zu erkennen und entsprechende
Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Trading Plan
Bei der Gründung einer Firma sollte es selbstverständlich sein, dass ein Geschäftsplan
aufgestellt wird. Dieser enthält unter anderem einen Überblick, in welchen Geschäftsfeld die
Firma tätig sein wird, somit sie handeln beziehungsweise was sie produzieren wird, über
welches Kapital und welche Ausstattung sie verfügt und wie die Zielsetzung für die
kommenden Jahre definiert ist. Ein Großteil der Firmen, die ohne einen ausgearbeiteten
Geschäftsplan und nur mit einem vagen Konzept starten, ist nach kurzer Zeit wieder vom
Markt verschwunden oder kommt gar nicht über die Startphase hinaus.
Das Sprichwort: „Ohne Plan plant man den Misserfolg.“ trifft auch auf das Trading zu.
Ein Geschäftsplan ist daher nicht nur bei der Gründung eines Unternehmens, sondern auch
beim Trading von außerordentlicher Wichtigkeit. Die größte Gemeinsamkeit unter den
profitablen Tradern besteht in ihrer Herangehensweise an die Handelsthematik.
Sie betrachten Trading entweder bewusst oder unbewusst als ein Geschäft und nicht als
Hobby oder als Mittel zur Belustigung. Natürlich kann Trading Spaß machen. Wenn dieser
Faktor aber im Vordergrund steht, sollte man lieber ins Spielcasino gehen. Das Gleiche gilt
Hobbys: Im Regelfall sind sie ein kostspieliger Zeitvertreib, eher selten lässt sich mit ihnen
Geld verdienen. Trader, die Trading als ein hartes Geschäft sehen und die Notwendigkeit
eines Trading Plans erkannt haben, haben meist auch erkannt, dass Trading keine „get rich
quick“ Methode ist. Die Bereitschaft zu harter Arbeit und der Wille zum Erfolg und die
Überzeugung, wirklich traden zu wollen, müssen vorhanden sein, sonst wird man nach einiger
Zeit Schiffbruch erleiden. Trading ist ein Business mit harter Konkurrenz und nur die
engagiertesten Trader werden langfristig Geld verdienen.
Der Trading Plan stellt eine Art Leitfaden dar. Er hilft vor allem, definierte Ziele und die
geplante Vorgehensweise nicht aus den Augen zu verlieren. Viele Einsteiger konzentrieren
sich zu sehr auf belangslose Dinge und vernachlässigen die wirklich wichtigen Punkte.
Ein Trading Plan verhindert, dass man sich verzettelt und vermittelt Disziplin bei der
Durchführung. Viele Menschen tendieren dazu, sich eher an niedergeschriebene Regeln zu
halten als an Regeln, die sie sich mental auferlegt haben. Weiterhin hilft ein Trading Plan die
eigenen Stärken und Schwächen zu identifizieren.
In einem Trading Plan sollten alle Elemente aufgelistet werden, die im direkten oder auch nur
indirekten Zusammenhang mit dem Handel stehen. Folgende Punkte sollte jeder Trading Plan
abdecken:
Was wird gehandelt? Basiswerte
Wann wird gehandelt? Uhrzeit / Datum / Wochentag
167
Wo wird gehandelt? Börsenplatz
Wie wird gehandelt? Long / Short, Limit / Market
Wie viel wird gehandelt? Stückzahl / Gesamtvolumen
Warum wird gehandelt? Einstieg / Ausstieg Setup
Wie lange wird gehandelt? Anlagezeitraum
Der Trading Plan sollte so aufgeführt werden, dass auch ein Dritter nach den
niedergeschriebenen Regeln handeln und die Handelsmethodik umsetzen könnte.
Zielsetzung:
Viele Einsteiger beginnen das Trading mit der Erwartung oder der Hoffnung vom ersten
Trade an Geld zu verdienen. Häufig sind die Gewinnziele von über 100 % pro Jahr geplant.
Diese Zahlen werden von den meisten Profis selbst nach jahrelangem Handel nicht erzielt.
Da man als Neuling im Normalfall über keinerlei Erfahrung verfügt sind die Erwartungen
meist deutlich zu hoch gesteckt. Der Eindruck des „einfach Geldes“ wird unter anderen durch
die Werbung der Trading Industrie geschaffen, Broker, Datenversorger und andere Anbieter
stellen Trading in ihren Anzeigen häufig als Methode dar, mit der ohne großen Aufwand und
relativ einfach viel Geld verdient werden kann. Gewinnen scheint für viele Neulinge daher
selbstverständlich und unkompliziert, schließlich gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder
der Markt steigt, oder er fällt.
Nahezu alle Berufe setzen eine Ausbildung oder ein Studium voraus. Trading stellt
entgegen der Annahmen der zumeist unbedarften Einsteiger keine Ausnahme dar.
Auch wenn zum Trading weder ein Abschluss noch eine Ausbildung nötig ist und bereits ein
PC nebst einem Konto ausreichen, benötig ein erfolgreicher Trader dennoch eines: Wissen.
Als Einsteiger zahlt man daher in der Regel einmal Lehrgeld in Form von Verlusten.
Auch beim Trading gilt es, in seine Ausbildung zu investieren, um sich das nötige Wissen
anzueignen und Erfahrungen durch das Traden zu erlangen.
Einsteiger sollten sich eines klar machen: Trading ist Minus Summen Spiel. Jeden Euro,
den ein Trader gewinnt, muss ein anderer verlieren. Die Verluste sind in Wahrheit sogar leicht
höher als die Gewinne, da dem Kreislauf ständig Geld durch die Gewinner entzogen wird, die
hiermit beispielsweise ihren Lebensunterhalt finanzieren. Den Kreislauf muss also ständig
Geld hinzufügt werden. Dies geschieht unter anderem auch durch den Eintritt von
Einsteigern.
Die meisten Menschen agieren erfolgreicher und zielgerichteter, wenn sie ein festes Ziel vor
Augen haben. Die Ziele sollten dabei nicht nur größenordnungsmäßig umschrieben, sondern
auch zeitlich eingegrenzt werden und eine Vorgehensweise enthalten, wie das Ziel erreicht
werden soll. Die Ziele müssen durchaus nicht immer monetäre Art sein, sondern können
beispielweise auch auf die Entwicklung eines Handelssystems abzielen.
168
Die Zielsetzung sollte allerdings realistisch bleiben, damit man nicht demotiviert und
enttäuscht wird. Auch sollten die monetären Ziele nicht zu kurzfristig definiert werden, da
über kurze Zeiträume der Zufall einen großen Einfluss auf das Ergebnis hat.
Erst auf lange Sicht kann der Vorteil einer Strategie über den Zufall (im Fachjargon auch
Edge genannt) auszahlen. Für die ersten Monate sollte man sich erst einmal vornehmen, das
Trading Kapital zu erhalten, bevor man das Generieren von Gewinnen denkt.
Disziplin:
Fragt man erfolgreiche Trader nach Gründen für ihren Erfolg, so findet sich in den oftmals
langen Begründungen immer wieder das Wort Disziplin.
Viele Trader erstellen häufig monatelangen Arbeit ein mechanisches Handelssystem, der sich
in der Vergangenheit als erfolgreich erwies, können diesen aber nicht in der Realität
umsetzen. Stattdessen weichen sie ständig von ihrer erarbeitenden Logik ab. Ihnen fehlt es an
Disziplin und Zuversicht, ein aussichtreiches Signal in die Realität umzusetzen. Statt sich an
ihre Methodik zu halten, betreiben sie „second guessing“, d.h. sie versuchen, ihren Ansatz mit
Hilfe ihres „Bauchgefühls“ zu verbessern. Häufig wird auch von Regeln, die das Money oder
Risiko Management vorgeben, abgewichen. Bei „besonders aussichtsreichen“ Positionen
riskieren viele Einstiegen deutlich mehr, als es ein sinnvolles Money und Risiko
Management zulassen. Besonders Neulinge tendieren zudem dazu, eine Position
glattzustellen, sobald sie einen kleinen Gewinn aufweißt, anstatt das Erreichen des geplanten
Kursziel abzuwarten.
Die aussichtsreichste Methode ist nutzlos, wenn nicht die Disziplin aufgebracht wird, die
aufgestellten Regeln einzuhalten. Eine Hilfreiche Stütze ist das Niederschreiben eines Trading
Plans.
Kontrolle:
Überschreitet ein Proptrader (Trader, der für eine Firma mit Firmenkapital handelt) sein
tägliches Verlustlimit, kann er seinen Arbeitstag vorzeitig beenden. Begeht er immer wieder
den gleichen Fehler oder hält sich nicht an vorgegebene Regeln, wird er bald seinen Job
verlieren.
Eine der angenehmsten Nebeneffekte beim privaten Handel stellt sich für viele Einsteiger als
eines der größten Probleme dar: die fehlende Rechenschaft gegenüber Stakeholdern oder
Vorgesetzten. Als privater Trader ist man niemanden Rechenschaft schuldig.
Vor allem Einsteiger haben mit diesen Punkt oftmals Probleme: Aus diesem Grund ist es
wichtig, dass man sich selbst kontrolliert. In einem regelmäßigen Intervall sollten die
durchgeführten Trades durchgegangen und auf Fehler beziehungsweise Abweichungen vom
Trading Plan untersucht werden.
Durch die Kontrolle wird man sich nicht nur besser an seine eigenen Regeln halten, sondern
kann auch stetig seine Strategie verbessern und die Methodik auf Schwächen zu untersuchen.
Dadurch trägt man der Tatsache Rechnung, dass sich der Markt ständig ändert und Strategien
an die sich veränderten Marktverhältnisse angepasst werden müssen.
Geduld:
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Viele Trader handeln nicht nur um des Erfolges wegen, sonder auch wegen des Nervenkitzels.
Wenn sie nicht spätestens eine Stunde nach Handelseröffnung einen Trade abgeschlossen
haben, werden sie ungeduldig und nehmen Möglichkeiten war, die ein schlechtes
Reward/Risk Ration aufweisen. Bietet sich keine Gelegenheit wird häufig auch völlig ohne
Grundlage gehandelt. Solche Trader neigen zum Overtrading. also zum Traden um den
Trades willens.
Andere Trader dagegen bringen zu viel von der Tugend Geduld mit. Sie sind zu zögerlich und
warten auf den perfekten Trader. Aus Angst von Verluste sind sie nicht der Lage den „Trigger
zu ziehen“.
Stellt man bei sich selbst eine der beschriebenen Verhaltensweisen feststellen, sollte man für
sich eine Höchst/Mindestanzahl an Trades festlegen, die man je Handelstag durchführen will.
Es wird jeweils (nur) so lange gehandelt, bis die gewünschte Anzahl an Trades getätigt wurde.
So zwingt man sich selbst zur Selektion beziehungsweise zum Durchführen von Trades.
Umsetzung:
Trader, die aktiv am Markt teilnehmen und täglich den Markt beobachten, sollten sich einen
Tagesablauf erarbeiten und so an Routine gewinnen. Der tägliche Arbeitsplan sollte vom
Hochfahren des PC über die anfängliche Analyse und die Nachbearbeitung am Abend alle
wichtigen Schritte enthalten.
Effektivität: „Die richtigen Dinge tun.“
Effizienz: „Die Dinge richtig tun.“
Robustheit ist die Fähigkeit eines Systems, seine Funktion auch bei Schwankung der
Umgebungsbedingungen aufrecht zu erhalten, ohne dass Anpassungen am System nötig sind.
Meist ist es sinnvoll anzugeben, wogegen das System robust ist (z. B. gegen Änderung der
Umgebungstemperatur oder gegen Fehlbedienung).
Die Zuverlässigkeit eines technischen Produkts oder Systems ist eine Eigenschaft, die angibt,
wie verlässlich eine dem Produkt oder System zugewiesene Funktion in einem Zeitintervall
erfüllt wird. Die Zuverlässigkeit eines Produkts kann entweder empirisch, durch die
Ermittlung der Ausfallhäufigkeit, oder analytisch, aus der Ableitung der
Zuverlässigkeitswerte der Teile des Produkts, ermittelt werden. Bei einfachen technischen
Geräten wird in der Regel der empirische Ansatz gewählt. Bei komplexen industriellen
Großanlagen kann der Zuverlässigkeitsnachweis hinsichtlich gefährlicher Zustände in aller
Regel nur analytisch geführt werden.
TECHNISCHE ANALYSE BUCH
1. Legen Sie die Haltedauer vor dem Einstieg fest
Bevor sie eine Position eröffnen, sollten sie unbedingt die geplante Haltedauer festlegen.
Vermischen Sie also auf keinen Fall die Zeithorizonte. Wenn Sie eine Position aufgrund eines
5 Minuten Chart eingegangen sind und Sie halten diese Position nach 4 Wochen noch immer,
so haben sie eindeutig keinen legitimen Grund diese Position zu halten
2. Arbeiten Sie nicht nur auf einer Zeitebene
Konzentrieren Sie sich nicht ausschließlich auf den Wochenchart oder den 5 Minuten Chart.
Nicht jeder Markt kann auf jeder Zeitebene getradet werden. Viele Day Trader begehen den
170
Fehler, ausschließlich kurzfristige Positionen zu eröffnen. Diese verursachen hohe Gebühren
und fahren nur kleine Gewinne ein. Aber man braucht auch die großen Swings, um profitabel
zu sein. Ungekehrt wird der gleiche Fehler gemacht: Viele Großinvestoren und auch Fonds
konzentrieren sich einzig und alleine auf langfristige Bewegungen. Doch tritt eine
Seitwärtsphase oder ein Bärenmarkt auftritt, wären sie besser mit kleinen, aber feinen
Gewinnen gefahren!
3. Planen Sie jeden Trade
Jeder Trade sollte geplant werden. Steigen Sie niemals impulsiv oder aufgrund eines Tipps in
einen Trade ein. Tipps sind hilfreich, aber nur, wenn Sie noch eigene Nachforschungen und
Analysen anstellen.
4. Warten Sie immer auf eine Bestätigung
Wenn Sie eine Position aufgrund eines technischen Signals eröffnen, sollte dies stets nur mit
einer entsprechenden Bestätigung erfolgen. Handeln Sie niemals blind und folgen Sie niemals
nur einen einzigen Indikator.
5. Legen Sie den Stopp- Loss vor Positionseröffnung fest.
Wie viel Sie maximal riskieren wollen, muss vor der Positionseröffnung bereits feststehen.
Eröffnen Sie niemals einen Trade ohne ein Stopp Niveau. Ein einziger Fehler in dieser Sparte
kann ihre ganzen Gewinne (und mehr) vernichten.
Nachhaltigkeit: „Regenerierbare lebende Ressourcen dürfen nur in dem Maße genutzt
werden, wie Bestände natürlich nachwachsen. Es soll also immer etwas bewahrt werden zum
Wohl der zukünftigen Generationen.“
Im allgemeinen Verständnis setzt sich der Begriff der Nachhaltigkeit aus drei Komponenten
zusammen, die auch als Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit bezeichnet werden.
Die ökologische Nachhaltigkeit umschreibt die Zieldimension, Natur und Umwelt für die
nachfolgenden Generationen zu erhalten. Dies umfasst den Erhalt der Artenvielfalt, den
Klimaschutz, die Pflege von Kultur- und Landschaftsräumen in ihrer ursprünglichen
Gestalt sowie generell einen schonenden Umgang mit der natürlichen Umgebung.
Die ökonomische Nachhaltigkeit stellt das Postulat auf, dass die Wirtschaftsweise so
angelegt ist, dass sie dauerhaft eine tragfähige Grundlage für Erwerb und Wohlstand
bietet. Von besonderer Bedeutung ist hier der Schutz wirtschaftlicher Ressourcen vor
Ausbeutung.
Die soziale Nachhaltigkeit versteht die Entwicklung der Gesellschaft als einen Weg, der
Partizipation für alle Mitglieder einer Gemeinschaft ermöglicht. Dies umfasst einen
Ausgleich sozialer Kräfte mit dem Ziel, eine auf Dauer zukunftsfähige, lebenswerte
Gesellschaft zu erreichen.
REGELN ZUM POSITIONSAUSSTIEG
1. Wenn Chart Formationen und oder andere Signale einen künftigen Trend gegen
ihre Position anzeigen, ergreifen Sie Gegenmaßnahmen.
Wenn Sie sich in einem Trade befinden und es erste Anzeichen gibt, dass der Markt drehen
könnte, müssen sie handeln. Das Beste ist, seinen Stopp Loss enger zu ziehen und dadurch
das Verlustrisiko zu minimieren. Schließen Sie allerdings nicht blindlings jede Position, sonst
kommen Sie nie in die Gewinnzone.
2. Wenn Ihr Stopp erreich wird, dann steigen Sie aus
171
Sollten die Kurse Ihren Stopp Loss erreichen, steigen Sie unverzüglich aus. Das ist der Sinn
eines Stopp Loss. Trainieren Sie Ihre Disziplin und bewahren Sie Ihr Vermögen.
3. Wenn die Position von Beginn an gegen Sie läuft, schließen Sie den Trade
Wenn die Position vom ersten Tag an herbe Verluste einfährt, schließen Sie die Position.
Es ist unwahrscheinlich, dass das Setup, wegen dem Sie den Trade eingegangen sind, noch
Gültigkeit besitzt. Steigen sie notfalls später zu einem „besseren“ Kurs erneut in die Position
ein.
4. Wenn Sie nicht da sind, schließen Sie die Position
Wen Sie verreisen oder sich nicht um Ihre Position kümmern können/wollen, schließen Sie
Ihre Trades, bevor Sie längere zeit abwesend sind. Es könnte unter Umständen ein teurer
Urlaub werden.
5. Seien Sie immer wachsam
Werden Sie offenen Positionen niemals nachlässig. Verfolgen Sie sowohl Verlust- als auch
Gewinnpositionen konstant, um den Marktverhältnissen entsprechend agieren zu können. Sie
sollten zu jeden Zeitpunkt wissen, wann Sie die Position schließen werden und welchen
Buchgewinn bzw. Buchverlust diese Position zurzeit aufweißt.
6. Eröffnen Sie, nachdem Sie ausgestoppt worden sind, nicht sofort eine Position
Hüten Sie sich davor, kurz nachdem Sie aus dem Markt geschüttelt worden sind, wieder eine
Position zu eröffnen. Dies kommt einem Nichtbeachten des Stopps gleich, da Sie wieder in
derselben Verlustposition stecken.
7. Nehmen Sie niemals schnelle, kleine Gewinne mit
Die Maxime lautet: „Verluste begrenzen, Gewinne maximieren“. Hüten Sie sich davor,
Gewinnpositionen frühzeitig abzustoßen. Nehmen Sie niemals Gewinne innerhalb der ersten
drei bis sechs Candles mit.
8. Verwenden Sie dynamische Stopp Loss Niveaus
Passen Sie Ihren Stopp Loss der Kursentwicklung an. Ziehen Sie nach Kursgewinnen in einer
Long Position den Stopp Loss nach oben an. Minimieren Sie Ihr Risiko und sicher Sie Ihre
Gewinne!
9. Vergrößern Sie niemals Ihr Risiko
Bewegen Sie Ihren Stopp Loss nur dann, wenn Sie Ihr Risiko dezimieren. Vergrößern Sie
niemals ihr anfängliches Verlustpotential.
10. Schließen Sie niemals eine Gewinn - Position ohne ein Ausstiegssignal
Stellen Sie Gewinnpositionen erst nach einem konkreten Ausstiegssignal glatt.
ALLGEMEINE HANDELSREGELN
1. Rekapitulieren Sie Ihre Charts konstant / Führen Sie ein Handelsjournal
Analysieren Sie täglich mehrere Charts und verfolgen Sie die Kursentwicklung nach ihrer
Analyse weiter selbst wenn Sie nicht investiert sind. Übung macht den Meister.
Archivieren Sie jeden Trade inklusive Chart, den Sie eingegangen sind.
Notieren Sie gewonnene Erkenntnisse, Gründe für den Einstieg, Stopp Niveau und Kursziel.
Wenn die Position geschlossen wurde, evaluieren Sie Ihr Verhalten. Was können Sie beim
nächsten Trade besser machen? Wo lagen die Fehler? Notieren Sie Nettogewinne und
172
Nettoverlust. So sehen Sie, welche Trades dazu tendieren, in den Verlust zu laufen. Dadurch
können Sie diese eliminieren.
2. Führen Sie ein Journal über Chart Formationen
Katalogisieren Sie Ihre Erfahrungen und Bemerkungen über bekannte oder von Ihnen
entdeckte Chart Formationen.
3. Entwickeln Sie einen Handelsplan
Dies ist eine der wichtigsten und schwierigsten Regeln. Verfassen Sie Regeln für sich, unter
welchen Umständen Sie wann Positionen schließen und öffnen. Erarbeiteten Sie Stopp Loss
Techniken und definieren Sie, wann welche Technik zum Einsatz kommt. Stellen Sie sich
vor, Sie seinen bei einem Hedge Fonds angestellt und Ihr Chef bittet Sie um einen
schriftlichen Bericht Ihres Handelsstils.
4. Gewinnpositionen tendieren dazu, von Beginn an Gewinne zu verzeichnen.
Das ist ein allgemeines Phänomen, das Sie in der strikten Begrenzung von Verlusten
unterstützt.
5. Handeln Sie immer nach Ihrer eigenen Meinung
Wenn Sie Short im DAX sind und die ganze Welt schreit, dass morgen der DAX durch die
Decke geht, dann bleiben Sie investiert. Ändern Sie Ihre Positionen niemals aufgrund der
Aussage eines anderen Marktteilnehmers nicht einmal, wenn es Alan Greenspan ist.
Ausnahme: Es ändert sich das technische Bild aufgrund der Aussage einer Position.
7. Kaufen Sie niemals eine Verlustposition nach
Manche Marktteilnehmer meinen, man könne seinen Einstand „verbilligen“, wenn man eine
Verlustposition aufstockt. Sie verbilligen Ihre Position auf diese Weise nicht, sondern
verteuern sie, da Sie den potentiellen Verlust vergrößern.
8. Bleiben Sie am Ball
Informieren Sie sich stets ausführlich. Lesen Sie Fachmagazine und Sachbücher, gehen Sie in
Internetforen und besuchen sie Messen und Seminare. Dadurch bleiben sie stets über neue
Techniken und Handelsansätze auf dem Laufenden. Stillstand ist Rückschritt. Rückschritt ist
Verlust.
9. Ignorieren Sie die Massenmeinung über die künftige Kursentwicklung
Es kann Ihnen egal sein, was Zeitungen, Fernsehen und Nachbarn über die Börse sagen.
Niemand anders außer Ihnen entscheidet, wie Sie sich positionieren. Wenn Sie erkennen, dass
die Masse wie Sie positioniert ist, müssen Sie die Position nicht unbedingt schließen! Lassen
Sie sich nur nicht von der gerade vorherrschenden Meinung beeinflussen und konzentrieren
Sie sich auf die Charts.
ALLGEMEINE REGELN
1. Untersuchen Sie, ob Sie wirklich traden wollen
Bevor Sie ein erfolgreicher Trader sind, müssen Sie enorm viel lernen und Sie setzen sich
großen finanziellen Risiken aus. Sie müssen in Ihre Ausbildung Geld und Zeit investieren. Es
ist durchaus möglich, dass Sie in ihren Anfangszeiten zusätzlich kontinuierlich Geld verlieren.
Bevor Sie sich der Herausforderung Börse stellen, fragen Sie sich, ob Sie das auch wollen.
2. Seien Sie kein Perfektionist
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Den perfekten Trade gibt es nicht. Verlieren ist Teil des Spiels und kommt konstant vor.
Sehen Sie jeden Trade als einen von 10.000 auf einem langen Weg zum Erfolg an. Dadurch
verliert ein einzelner Verlust Trade an Bedeutung und Sie können Ihren Blick fürs Ganze
schärfen. Sie werden an der Börse verlieren, die Frage ist nur, was unterm Strich steht.
3. Seien Sie ein Perfektionist
Steht diese Regel nicht mit Regel 2 in Konflikt? Ganz und gar nicht! Führen Sie jeden Trade
perfekt durch. Halten Sie sich mit eiserner Disziplin Ihre Regeln und halten Sie mit regelrecht
religiöser Konsequenz Ihre Stopp Kurse ein.
4. Haben Sie keine Angst vor Verlusten
Nichts wird Verluste mehr anziehen als die Angst davor. Beherrschen Sie Ihre Psychologie.
Nehmen Sie das eine oder andere Psychologie Börsenbuch in die Hand.
5. Seien Sie illoyal
Um Ihre Flexibilität zu bewahren, müssen Sie Ihren Positionen gegenüber immer illoyal sein.
Verlieben Sie sich nicht in ihre großen Gewinner sonst schmelzen sie dahin. Sie müssen in
der Lage sein, Ihre Meinung schnell zu ändern und sich dementsprechend zu positionieren.
6. Bleiben Sie bodenständig
In starken Gewinnphasen kommt gerne das Super Ich herausgesprungen machen Sie ein
paar Tage Pause, wenn Ihr Depot exorbitant angewachsen ist.
7. Machen Sie Pausen nach Verlustphasen
Noch viel wichtige ist, nach Verlustphasen ein paar Tage Pause zu machen. Wenn Ihr Depot
um 20 % geschrumpft ist, gönnen Sie sich eine Auszeit. Sie sind zu diesem Zeitpunkt nicht in
Einklang mit den Märkten.
8. Werden Sie kein Fachidiot
Es gibt noch andere schöne Dinge auf der Welt außer Börse.
Das Spiel der Spiele: Käufer vs. Verkäufer
Nur wer sich langsam bewegt, kann den Weg vor sich genau erkennen.
Geht ein Holzfäller in den Wald, dann wählt er einen Baum aus und fällt ihn.
Genau so ist es beim Trading. Hat sich der Trader einen guten Überblick über die
Gesamtsituation verschafft, dann muss er sich für eine Einstiegsmethode, einen Stopp und ein
Kursziel zur Gewinnmitnahme entscheiden.
Ihr Tradingplan muss aus diesen drei Teilen bestehen:
Einstieg, Stopp, Ausstieg TRADING GUIDE
Aktion und Reaktion
Jeder Aktion des Kurses entspricht eine Reaktion, sowohl im zeitlichen als auch im
räumlichen Sinne. Die Reaktionen sind aber nicht unbedingt identisch. Unter Umständen
entsprechen sie der Aktion zeitlich, aber nicht räumlich, oder umgekehrt. Darin liegt eine
Methodik des Tradens verborgen und auch die Möglichkeit, ein Ungleichgewicht des Marktes
festzustellen.
174
Nehmen wir zum Beispiel an, dass die Aktion aus einem Kursanstieg um
10 Punkte in 5 Tagen bestehen. Die entsprechende Reaktion wäre ein Verlust von 10 Punkten
in 5 Tagen.
Wenn nun aber der Kurs in 5 Tagen nur um 5 Punkte nachgibt, dann hatte die Reaktion
einfach zu wenig Zeit. Die nächste Aktion wird wahrscheinlich ein Anstieg um 5 oder 10
Punkte in den nächsten 5 Tagen sein, um die vorherige Aktion und Reaktion auszugleichen.
Korrektur
Der Kauf während einer Korrektur nach einem Zeichen der Stärke erlaubt es Ihnen auf einen
fahrenden Zug aufzuspringen und dabei das Risiko gering zu halten, ausgestoppt zu werden.
Beim Kauf in einer Korrektur während einer kurzfristigen Schwäche sollte ein Stopp von
einer durchschnittlichen Spanne verwendet werden. Kaufen Sie bei Stärke ist, dann ist ein
größerer Stopp erforderlich.
Die meisten Schübe korrigieren um ungefähr 50 %. Sie kaufen bei einer kurzfristigen
Schwäche in Erwartung eines Umkehrpunktes. Ein Trade wird sicherer, wenn sie Ihre
Position während einer Korrektur und nicht während des Ausbruchs eröffnen. Sie werden
zwar einige große Kursbewegungen verpassen, aber Sie können Ihre Stopps mit geringerem
Abstand platzieren.
Die Nachteile:
Sie werden einige große Kursbewegungen verpassen, wenn sie auf die Korrektur warten,
um ihre Position zu eröffnen.
Sie wissen nicht, auf welchem Kursniveau während der Korrektur Sie Ihre Position
eröffnen sollen
Die Korrektur könnte sich als Trendwende herausstellen und so zu Verlusten führen.
Zusammenfassung Handelssysteme:
Traden Sie nicht mit Rohstoff Handelssystemen, wenn Sie nicht über genügend Kapital
verfügen.
Um von den Vorteilen eines Handelssystems zu profitieren, müssen Sie seine Regeln mit
geradezu religiöser Hingabe befolgen.
Erkennen Sie die Grenzen der historischen Ereignisse.
Glauben Sie nicht alles, was in den Broschüren der Anbieter steht.
Stellen Sie dem Anbieter die „richtigen“ Fragen
Bilden Sie sich selbst auf den Gebieten der Handelssysteme du der Technischen Analyse
weiter.
Zeitrahmen:
Die Verwendung mehrerer Zeitrahmen stellte sich als grundlegender Fortschritt in der
Technischen Analyse heraus, der die Ergebnisse beim Trading stark verbessern kann.
Heute beobachten viele Trader mehr als nur einen Zeitrahmen während der Marktanalyse.
Aber nur wenige haben diese Idee zu einer umfassenden, effizienten Trading Methode
weiterentwickelt, die analytische Raffinesse mit praktikabeln Regeln und Prinzipien vereint.
Manche Markttechniker haben mit verschiedenen Zeitrahmen experimentiert andere nicht.
Betrachten wir diese Konzept etwas genauer.
175
Was bedeutet der Begriff Zeitrahmen eigentlich?
Ein Zeitrahmen ist eine regelmäßige Auswahl von Kursen in einer zeitlichen Abfolge,
angefangen von einzelnen Ticks und Minuten bis hin zu Jahren, aber natürlich gibt es nach
oben keine Begrenzung.
Einen bestimmten Zeitrahmen zu wählen ist keine Hexerei. Alle Zeitrahmen sind eigentlich
frei wählbar aus Gewohnheit anstatt auf Grund von wissenschaftlichen Erkenntnissen
festgelegt. Theoretisch besteht zwischen einen Wochenchart und einen 9 Tage Chart kein
wirklicher Unterschied, ebenso wenig wie der Tageschart dem 16 Stunden Chart überlegen
ist.
Wie viele Zeitrahmen sollte ein Trader beobachten? Wenn drei Zeitrahmen besser sind als
einer, sind dann nicht zwölf Zeitrahmen viel Mal besser?
Theoretisch gibt es unzählige Zeitrahmen, angefangen vom Tickchart bis hin zur
Unendlichkeit. Natürlich können wir niemals alle beobachten. Und glücklicherweise müssen
wir das auch nicht.
Vergessen Sie nicht, dass zwei Zeitrahmen, die sehr nahe beieinander liegen, auch fast
identische Resultate zeigen. Obwohl ein Trader vielleicht nicht genau weiß, welcher
Zeitrahmen genau der richtige ist, so wird er doch erkennen, dass sich die Informationen
zweier sehr eng beieinander liegender Zeitrahmen fast genau gleichen und somit für diese
Zwecke nur von geringem Wert sind.
Die Fünffach Regel hilft bei der Feststellung der gewählten Zeitrahmen für diese Art der
Analyse. Diese Regel besagt, dass der nächstgelegene Zeitrahmen ungefähr fünf Mal länger
sein soll als der fokussierte Zeitrahmen. Der zweite längere Zeitrahmen soll wiederum fünf
Mal länger sein als der erste Zeitrahmen und so fort. Dementsprechend soll der kürzere
Zeitrahmen sein als der fokussierte Zeitrahmen und so weiter.
Brauchbare Zeitrahmen:
10 Minuten / 1 Stunde / 1 Tag / 1 Woche / 1 Monat / 1 Quartal / 1 Jahr / 5 Jahre / 10 Jahre
Trader, die Unterstützung und Widerstand analysieren, werden viel erfolgreicher sein, wenn
diese Bereiche der Unterstützung und des Widerstandes in verschiedenen Zeitrahmen
koordiniert werden. Ein Tageswiderstand, der vom Wochenchart und/oder vom Monatschart
bekräftigt wird, wird bis zu drei Mal stärker sein und besser halten als einer, der ohne diese
Bestätigung alleine steht. Durch die Beobachtung eines kürzeren Zeitrahmens lässt sich
feststellen, ob ein Widerstand oder eine Unterstützung stark oder schwach ist.
Ein Trader, der den größeren Zusammenhang kennt und versteht, wird immer erfolgreichen
sein als ein Trader, der nur einen Zeitrahmen betrachtet.
Man muss sein Niveau immer an sein Publikum anpassen.
MYTHEN UND FAKTEN ZU HANDELSSYSTEMEN
Mythos: Nur gute Handelssysteme kosten sehr viel Geld
Fakt: Wir haben Systeme für 100 $ getestet, die erfolgreicher waren als bestimmte Systeme
für 10.000 €. Es gibt keinen Heiligen Gral. Wird sind der Meinung, dass man für ein gutes
Handelssystem nicht mehr als 3.000 $ bezahlen sollte.
Mythos: Die Märkte sind zu chaotisch, als dass ein einfacher Ansatz funktionieren könnte.
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Fakt: Die Märkte sind gar nicht so komplex. Entweder besteht ein Trend oder es besteht
keiner. Wenn ein System zu intelligent konstruiert ist, dann versucht es, von jeder
Kursbewegung zu profitieren. Wir haben einfache Systeme, die einen Trend erkennen und in
diese Richtung gehen, während komplexere Systeme oft auf jede kleine Schwankung
reagieren, aber dafür den vorherrschenden Trend verpassen.
Die Märkte sind zu verschieden, als dass ein einfacher Ansatz funktionieren könnte.
Wir haben noch keinen einzigen Ansatz gesehen, der in jedem Markt funktioniert. Aber es
gibt mehrere Systeme, die in den wichtigsten Märkten einsetzbar sind. Lässt sich ein System
gut zum Handel mit dem Schweizer Franken einsetzen, dann sollte es sich auch ohne
Modifikationen für den Handel mit Währungen eignen.
Mythos: Wird ein System auf verschiedenen Märkten angewendet, dann müssen die
Parameter für jeden Markt eigens angepasst werden.
Beruht ein System auf korrekten Marktprinzipien, dann sollte es auch ausreichend robust sein,
um bei ähnlichen Parametern in verschiedenen Märkten zu bestehen. Natürlich wird es immer
einige Einstellungen geben, die angepasst werden müssen. Ein 1.500 $ Stopp im S&P 500
unterscheidet sich gewaltig von einem 1.500 $ Stopp bei Mais. An Stelle von fixierten
Parametern sollte Parameter verwendet werden, die sich dem Markt anpassen (wie zum
Beispiel die Verwendung eines prozentualen Stopps an Stelle eines 1.500$ Stopps.)
So kann die marktspezifische Optimierung umgegangen werden.
Mythos: Alle guten Systeme werden von millionenschweren THBs kontrolliert.
Die meisten guten THBs verwenden Handelssysteme, die auch von jedem anderen
Interessenten gekauft werden können. Viele bekannte THBs arbeiten mit der ganz einfachen
Kanal Ausbruch Methode. Die Gründe für den oft bedeutend größeren Erfolg der THBs
sind: a) Hinter ihren Trades steckt viel mehr Kapital und b) sie handeln so große Stückzahlen,
dass sie von den Vorzügen der Portfolio Analyse und des Money Management profitieren
können.
Die Märkte ändern sich ständig, daher müssen die Systeme regelmäßig aktualisiert werden.
Ist ein System gut konstruiert und basiert es auf korrekten Marktprinzipien, dann sollte es jede
Marktlage überleben. Vergessen Sie nicht: Der Markt ist in einem Trend oder nicht. Kein
System wird immer nur Gewinne erzielen. Es wird Zeiten geben, in denen der Kurs keine
eindeutige Richtung hat und dann kommt es bei allen Systemen zu Verlusten.
Die Neuanpassung eines Systems führt zu Kurvenanpassung an die jüngsten Marktdaten.
Wer weiß schon wie lange sich der Kurs noch auf dieselbe Weise verhalten wird.
Ich erwarte denselben Gewinn und Verlust, den das System bei Tests erzielt hat.
Meiner Erfahrung nach können sie mit dem halben Gewinn und dem doppelten Verlust
rechnen. 1) Eine Computersimulation kann die Gegebenheiten des Marktes nicht
reproduzieren. 2) Jede Überprüfung anhand historischer Daten unterliegt in gewisser Weise
einer Optimierung. ROHSTOFFE JIM ROGERS
Nachdem ich die Grundregel des Investierens gelernt hatte kaufe Wertvolles billig ein -,
begann ich die Märkte und zwar alle Märkte, nach unterbewerteten Assets abzusuchen.
Als ich 1982 öffentlich sagte, die Aktienbaisse sei vorbei und es sei wahrscheinlich wieder an
der Zeit in Aktien zu investieren, hielt man mich für verrückt. Das war ein gutes Zeichen.
177
Mir war damals schon klar geworden, dass ich das meiste Geld verdient hatte, indem ich dort
investierte, wo es sonst niemand tat und der Aktienmarkt wurde damals viel zu pessimistisch
beurteilt.
Während der Börsenhysterie der späten 20er Jahre ließ sich Bernard Baruch eines Tages die
Schuhe putzen und der Schuhputzer begann ihm Aktientipps zu geben. Als seine Schuhe
wieder glänzten, ging Baruch zurück in sein Büro und verkaufte alle seine Aktien.
Schließlich war ich alt genug, um zu wissen, dass man immer von der Herde kritisiert wird,
wenn man sich von ihr entfernt. Man wird sogar beschimpft und als „Verrückter“ bezeichnet.
Aber für einen Investor ist das eine positive Sache. Wenn ich mich von der Herde entfernt
hatte, habe ich fast immer eine Menge Geld verdient. Wenn man neue Wege finden will, dann
muss man den alten Weg verlassen.
Ohne Futures Märkte, wo die Rohstoffpreise ermittelt und reguliert werden, wären Dinge rar
und oft auch zu teuer, die wir alle zum Leben brauchen.
Mais ist Mais, Blei ist Blei und sogar Gold ist nur eine Ware, deren Preis davon abhängt, wie
viel von dem Zeug verfügbar ist und wie viele Leute es unbedingt haben wollen.
Wenn Angebot und Vorräte reichlich sind, werden die Preise niedrig sein; aber wenn man
zulässt, dass die Vorräte zur Neige gehen und die Nachfrage steigt, dann werden die Preise
ebenso unvermeidlich steigen.
Sicherheit ist für jeden vernünftigen und verantwortungsbewussten Investor ein Fremdwort.
Nur politische Ideologen und andere Verrückte glauben, sie seien im Besitz der Wahrheit.
1956 hatte der oberste Gerichtshof die Regierung dazu ermächtigt, den Erdgaspreis zu
regulieren. Washington hielt den Preis derart niedrig, dass es für die Produzenten in
Oklahoma wirtschaftlich sinnvoller war, das Gas abzufackeln, als es zu fördern, während sie
Öl pumpten. Und natürlich gab es keine Anreize, neue Öl- und Gasvorkommen zu suchen,
denn Energie war in den 50er und 60er Jahren reichlich vorhanden (und folglich billig).
Die Explorer gingen Pleite und die Suche nach neuen Vorkommen kam zum Stillstand.
Gleiches galt für die meisten anderen Rohstoffe hohes Angebot niedrige Preise. Aber wenn
die Vorräte bestimmter Rohstoffe auch noch so groß sind falls sie nicht regelmäßig ergänzt
werden, sind sie irgendwann erschöpft und die Preissteigerungen sind die Folge.
Dann verschwanden alle diese riesigen Öl und Gasvorräte und Ersatz gab es nicht, weil in
dieser Branche seit Jahren niemand mehr Geld verdient hatte.
Erfahrene Trader rechnen mit Rückschlägen und wenn die Preise sinken kaufen sie noch
mehr. Erfahrene Rohstoff - Trader wissen, dass sie sehr oft falsch liegen werden.
Hedging ist eine defensive Maßnahme.
Such dir eine Preisbewegung aus und hoffe, dass sie eintreten wird.
Bei jedem Rohstoff dauert es seine Zeit, bis er entdeckt, angebaut, produziert oder verschifft
ist. Die Exploration und Produktion energetischer Rohstoff kann Jahrzehnte dauern.
1969 wurden in der Nordsee Ölvorkommen entdeckt, aber dieses Öl kam erst 1977 auf den
Markt. Sogar ein 1.000 Kilo Stier braucht von der Empfängnis bis zur Schlachtreife zwei
Jahre; ein Kaffeestrauch braucht 3-5 Jahre, ehe er Früchte trägt. Deshalb dauern
Haussephasen an den Rohstoffmärkten so lange.
178
Fragen zum Angebot von Rohstoffen:
Wie viele Tonnen an Reserven gibt es?
Findet die Produktion in Gegenden statt, wo es Unruhe geben könnte?
Wie hoch sind die aktuellen Lagerbestände?
Wie viele Minen gibt es?
Wie hoch ist das potentielle Angebot in den nächsten 10 Jahren?
Expandieren die alten Minen?
Wann?
Wie viel wird das kosten?
Wie viel (Kupfer) wird die Produktionsausweitung bringen?
Wie lange wird es dauern, bis das zusätzliche Angebot auf den Markt kommt?
Wie hoch ist dieses potentielle Angebot?
Wie teuer sind Erschließung und Produktion?
Wann werden diese neuen Angebotsquellen verfügbar sein?
Wann wird das neue Angebot auf den Markt kommen?
Fragen zur Nachfrage von Rohstoffen:
Was ist der wichtigste Verwendungszweck dieses Rohstoffes?
Welche der aktuellen Verwendungen wird weiter bestehen?
Welche Alternativen gibt es, um den Rohstoff zu substituieren, falls der Preis stark steigt?
Welche neuen Anwendungen könnten durch den technologischen Fortschritt entstehen?
Das römische Reich erlebte seinen Niedergang und Zerfall, wie es allen Reichen geht,
höchstwahrscheinlich, weil es ein zu großes und zu weit entferntes Territorium mit zu vielen
Truppen besetzt hatte. Das ist eine schwieriges und extrem teures Unterfangen und eine
Geschichtslektion, die die USA, heute in mehr als 100 Ländern mit Truppen vertreten, nicht
unbeachtet lassen sollten.
Wenn Ihnen jemand sagt, dass er nie etwas von ihrem Geld verlieren wird, dann sollten Sie
auf dem Absatz kehrtmachen. Es ist unmöglich, auf jedem Markt immer zu gewinnen.
Ein Käufer muss sich stets in Acht nehmen!
Kaum jemand bemerkt den Anfang einer Hausse. Wenn die Preise aber weiter steigen, riechen
erfahrene Investoren den braten und im Lauf der Zeit werden immer mehr Marktteilnehmer
optimistisch, weil die Preise trotz Konsolidierungen weiter anziehen. Jeder verdient Geld, das
bleibt den nicht investierten nicht verborgen, auch sie werden nun angezogen. Schon bald
geben ehemals vernünftige Leute ihre Jobs auf um Day Trader werden…
Effizienz: Mit dem kleinsten Aufwand den größten Nutzen erreichen.
DREIECKS VERHÄLTNIS
LIQUIDITÄT RENDITE SICHERHEIT
Es gibt einige wenige ökonomische Grundmechanismen, die Anleger kennen und
beherrschen sollten, weil sie unmittelbar Einfluss auf ihre Finanzen haben. Prinzipiell lassen
sich Anlageprodukte nach 3 Faktoren beurteilen:
179
Liquidität Rendite Sicherheit
Abhängigkeit der Faktoren untereinander:
Höhere Rendite geringere Liquidität geringere Sicherheit
Höhere Liquidität geringere Rendite geringere Sicherheit
Höhere Sicherheit geringere Rendite geringere Liquidität
Die Geldtypen:
Souveräne
haben eine positive Einstellung zum Geld und sind bestrebt, ihren hohen Lebensstandard und
ihre finanzielle Unabhängigkeit zu wahren. Charakteristisch ist ihr hohes Maß an
Eigenverantwortung und ihre Bereitschaft, kalkulierbare Risiken einzugehen. Sie verfügen
über einen hohen Sachverstand in Geldangelegenheiten und sind in ihrem persönlichen
Umfeld als Ratgeber gefragt. Ihre persönliche materielle Zukunft schätzen sie vergleichsweise
optimistisch ein.
Ambitionierte
Suchen das Gesprächsthema im Bekanntenkreis. Geld zu haben gibt ihnen das Gefühl von
Freiheit und Unabhängigkeit, es ist Vorraussetzung für Lebensqualität. Ambitionierte haben
Spaß an Finanzthemen, informieren sich regelmäßig über Börsenkurse und sehen es als
reizvolle Herausforderung in Geldangelegenheiten fit zu sein. Charakteristisch ist ihr hohes
Maß an Autonomie und Eigenverantwortung sowie ihre Bereitschaft, Risiken einzugehen.
Ambitionierte sehen ihrer persönlichen Zukunft sehr optimistisch entgegen.
„Ich weiß, dass ich jetzt etwas sehr Böses machen werde, aber mein irrationales Ich ist stärker
als mein Entschluss.“ Medea
Wie Medea diesen klassischen Ausspruch getätigt hat, kurz bevor sie ihre Kinder tötete,
gestehe ich, dass ich Trades eingegangen bin, bei denen ich wusste, dass ich verlieren würde,
mich aber tatsächlich nicht in der Lage gefühlt habe, anders zu handeln. Fast scheint es so, als
ob in der Seele der sterblichen Trader irgendeine Kraft schlummert.
Sicherheit
Rendite
Liquidität
X = persönliches Profil
Aktienanlage
180
Alles in allem wird Sie Ihre auf Angst beruhende innere Stimme von wesentlich mehr guten
Trades abhalten, als dass Sie sich selbst für schlechte Trades entscheiden.
Vergessen Sie bitte niemals, dass es sich bei der Börsenspekulation in erster Linie um ein
Geschäft handelt, dass sich im Kopf abspielt. Wenn das Denken nicht unbedingt zu ihren
Stärken gehört oder es Ihnen schwer fällt, die richtigen Antworten zu finden, dann sollten Sie
sich lieber aus dem Staub machen.
Es gibt 10 Marktsektoren: Grundstoffe, Zyklische Konsumgüter, Energie, Finanzdienstleister,
Gesundheitswesen, Gewerbe, Technologie, Telekommunikationswesen und Versorger. Jeder
dieser Sektoren kann aus 12 oder mehr Branchen bestehen. Zum Technologiesektor gehören
Branchen wie das Computerwesen, Internet, Bürogeräte und Halbleiterelektronik. Zu den
Finanzdienstleistern zählen zum Beispiel Banken, Versicherungen und Wertpapier-
Handelshäuser.
Wichtige Branchen:
Automobile
Banken
Biotechnologie
Chemie
Einzelhandel
Energie
Essen & Trinken
Freizeit
Gesundheit
Halbleiter
Hardware
Immobilien
Industrie
Internet
IT-Services
Kommunikation
Software
Versicherungen
Man ist nur so reich wie man sich fühlt. Reich ist der, der weiß, dass er genug hat
Güterzugtheorie: Sobald ein Zug auf eine bestimmte Geschwindigkeit beschleunigt hat, ist
es unmöglich, ihn abrupt zum Stehen zu kriegen. Sicherlich habe ich die Möglichkeit, die
Notbremse zu betätigen. Trotzdem wird es eine bestimmte Zeit dauern, bis die Antriebskraft
derart verringert wird, dass der Zug quietschend zum Stehen kommt. Trendverhalten
SELBSTERFÜLLENDE PROPHEZEIUNG
Die sich selbsterfüllende Prophezeiung (engl. self-fulfilling prophecy) ist eine Vorhersage,
die sich deshalb erfüllt, weil derjenige oder diejenigen, die an die Prophezeiung glauben, sich
meist unbewusst aufgrund der Prophezeiung so verhalten, dass sie sich erfüllt.
181
Im Gegensatz zur selbsterfüllenden Prophezeiung steht die selbstzerstörende Prophezeiung
(engl. self-defeating prophecy, auch self-destroying prophecy), bei der der Betreffende sich so
verhält, dass die Prophezeiung gerade nicht in Erfüllung geht. Beide Begriffe gehen zurück
auf Robert K. Merton. Dieser bezeichnet den Denkfehler, die eigene Rolle zu übersehen und
die Ereignisse dann als Beweis für die eigene Vorhersage anzuführen, pointiert als reign of
error („Fehlerherrschaft“, als Wortspiel zu reign of terror „Schreckensherrschaft“).[
Selbsterfüllende Prophezeiung:
Ein als Vorhersage getarntes, gezieltes Gerücht entfaltet eine Eigendynamik, die es
schließlich wahr macht. Dieses Mittel wird u.a. bei Machtkämpfen in der Politik und
der Wirtschaft eingesetzt.
Der Glaube an die Vorhersage „Bei diesem Leistungstest werde ich versagen“ führt zu
so verschlechterten Leistungen, dass das Vorhergesagte eintritt.
Die Furcht vor der Konfrontation mit einem zu hohen Blutdruck lässt den Blutdruck
bei vielen Menschen vor einer Messung derart ansteigen, dass tatsächlich erhöhter
Blutdruck gemessen wird.
Kritiker von Horoskopen machen darauf aufmerksam, dass Vorhersagen wie „Du
wirst in dieser Woche eine junge Frau näher kennenlernen“ oder „Dir droht diese
Woche ein Verkehrsunfall“ zu einer Änderung des Verhaltens derer führen könnten,
die daran glauben: Sie sprechen zum Beispiel mutiger als sonst jemanden an oder
fahren ängstlicher. Damit werde also nicht bewiesen, dass Horoskope real beweisbare
gültige Voraussagen seien.
Ein klassisches Experiment wurde 1968 von Robert Rosenthal an US-amerikanischen
Grundschulen durchgeführt: Zunächst überzeugte er mit einem Scheintest das
Kollegium davon, dass bestimmte, von ihm zufällig ausgewählte Schüler so genannte
hochintelligente „Aufblüher“ seien, die in Zukunft hervorragende Leistungen zeigen
würden. Bei einer Intelligenzmessung am Schuljahresende hatten sich die meisten
dieser Schüler tatsächlich im Vergleich zu ihrem am Anfang des Schuljahres erfassten
Intelligenzniveau stark verbessert (45 Prozent der als „Überflieger“ oder „Aufblüher“
ausgewählten Kinder konnten ihren IQ um 20 oder mehr Punkte steigern und 20
Prozent konnten ihn gar um 30 oder mehr Punkte steigern). Dieser nach ihm benannte
Rosenthal-Effekt wurde seither viele Male repliziert.
Selbstzerstörende Prophezeiung:
Die Vorhersage eines Unglücks (etwa einer Brandkatastrophe) führt dazu, dass
Maßnahmen eingeleitet werden, die dieses Unglück unmöglich machen.
Ein Attentat wird vorhergesagt, weshalb Gegenmaßnahmen ergriffen werden, so dass
das Attentat vereitelt wird.
Die Prophezeiung des überwältigenden Wahlsieges durch eine populäre, politische
Partei kurz vor dieser Wahl führt dazu,, dass aufgrund dessen ihre Wähler der Wahl
fernbleiben, da ihnen der Wahlsieg auch ohne ihre Stimme sicher erschien.
Ein Erklärungsprinzip in der Soziologie
Die „selbsterfüllende Prophezeiung“ ebenso wie die „selbstzerstörende Prophezeiung“
wurden von Robert K. Merton (1948) als soziale Mechanismen zur Erklärung der
Auswirkungen bestimmter Einstellungen und Handlungsweisen analysiert, gemäß dem sog.
182
Thomas-Theorem: "Wenn die Menschen Situationen als real definieren, sind sie in ihren
Konsequenzen real."
Merton demonstriert an exemplarischen Fällen, wie das soziale in Erscheinung Treten einer
Prognose die ausschlaggebende Ursache dafür wird, dass diese Prognose wahr wird. So kann
unter geeigneten Umständen das Auftauchen des Gerüchts über die Illiquidität einer Bank zu
deren tatsächlichem Zusammenbruch führen; sei dieses Gerücht anfangs objektiv begründet
oder nicht. Ein anderes Beispiel nimmt Merton aus dem Bereich der sozialen Vorurteile: so
haben viele Angehörige der weißen Arbeiterklasse gegenüber Farbigen das Vorurteil, diese
seien "Verräter an der Arbeiterklasse", weil sie als Lohndrücker am Arbeitsmarkt aufträten.
Daher sollten diese auch von der Mitgliedschaft in Gewerkschaften ausgeschlossen werden.
Dieses Vorurteil wirkt dann aber als eine Prognose, die sich selbst erfüllt. Denn dadurch, dass
Farbige von der Gewerkschaftsmitgliedschaft ausgeschlossen werden, sind dieselben
praktisch dazu gezwungen, sich als Lohndrücker zu betätigen.
In der berühmten Studie "An American Dilemma" unter Leitung von Gunnar Myrdal wurden
die Rassenvorurteile in den USA ebenfalls auf einen sich selbst verstärkenden Prozess von
Vorurteilen zurückgeführt, die ihre eigene Bestätigung produzieren. Die Lebensbedingungen
der farbigen Bevölkerung auf niederstem Standard führen zu Vorurteilen der weißen
Bevölkerung gegenüber Farbigen, was wiederum dazu führt, dass Farbige diese Bedingungen
nicht verlassen können. Die Ergebnisse der Studie haben dazu geführt, dass das Oberste
Gericht gegen die Rassentrennung an den Schulen entschied, was als offizielle Anerkennung
der Theorie der kumulativ-zyklischen Verursachung auszulegen ist.
Jedwede öffentliche Verbreitung von Vorhersagen oder auch von Warnhinweisen vor
möglichen Ereignissen kann zu erwünschten oder unerwünschten Änderungen in den
Verhaltensweisen der Empfänger dieser Informationen führen, die selber den prognostischen
Gehalt dieser Informationen verstärken oder reduzieren. Am bekanntesten ist diese
Erscheinung bei Wahlprognosen, weshalb Wahlumfragen kurz vor dem Wahltermin in vielen
Staaten gesetzlich untersagt sind.
Wenn ein Verbraucher seine Präferenzen für ein bestimmtes Gut verändert, nur weil er die
Konsumpräferenzen anderer Verbraucher beobachten kann, so wird dieser soziale Effekt in
der Mikroökonomie als "Bandwagon-Effekt" bezeichnet. Ein entsprechendes
Anlegerverhalten wird auch "Herdenverhalten" genannt.
Als Problem der Methodologie
Die Tatsache, dass veröffentlichte Prognosen auf das prognostizierte Systemverhalten
zurückwirken, wird nicht selten als Argument vorgebracht, um die Prognostizierbarkeit
solcher Systeme überhaupt für unmöglich zu bezeichnen.
Methodologisch wird hierdurch ein komplexes Problem aufgeworfen, weil in den Prognosen
der experimentalen Naturwissenschaften durch die genaue Einhaltung einer
Versuchsanordnung die uns geläufige zweiwertige Logik oft reicht: Die Prognose ist dann je
nach Versuchsausgang entweder wahr oder falsch (W|F). Für die Prognose in den
Sozialwissenschaften wird aber zur Aufnahme aller Optionen der hörenden Betroffenen eine
erkenntnistheoretisch mehr als zweiwertige Logik wie zum Beispiel die Günther-Logik
benötigt.
183
Beispiel: Auf die Prognose, ein Schiff werde morgen nach der Ausfahrt kentern, kann
der Kapitän damit reagieren, dass er sich diesem „Entweder-Oder“ von Kentern oder
Nichtkentern gar nicht stellt, sondern eine dritte Option wählt, nämlich im Hafen
liegen bleibt - ein bereits von Aristoteles überlegtes Beispiel: Wie das logisch fassen?
Günther setzt hier neben „W“ und „F“ den dritten Wert „V“ ein [s.a. :
Polykontexturalitätstheorie].
Selbsterfüllende Prophezeiung und Attraktivitätsstereotyp
Allgemeines
Im Bereich der Differentiellen Psychologie taucht die selbsterfüllende Prophezeiung auch im
Zusammenhang mit dem Attraktivitätsstereotyp (Was schön ist, ist auch gut) auf. Hierzu
führten die Psychologen Snyder, Berscheid und Tanke 1977 eine Studie durch, die 1981 von
den Psychologinnen Susan M. Andersen und Sandra L. Bem erweitert wurde. Die Studie soll
zeigen, dass Stereotype aus dem Bereich der Attraktivitätsforschung zur selbsterfüllenden
Prophezeiung werden können. Aufgrund des vorherrschenden Stereotyps der physischen
Attraktivität werden attraktiven Menschen mehr sozial erwünschte Charakterzüge wie
Aufgeschlossenheit, Freundlichkeit und Geselligkeit zugeschrieben. Studien besagen, dass
daher attraktive Menschen von ihren Mitmenschen entsprechend ebenfalls offen, freundlich
- behandelt werden und dementsprechend mit einem ähnlichen Verhalten reagieren, wodurch
sie den Stereotyp bestätigen. Diese Verkettung kann man dann als selbsterfüllende
Prophezeiung bezeichnen.
Studie von Snyder, Berscheid, Tanke (1977)
Durchführung
Die Probanden waren 51 männliche und 51 weibliche Studenten, die sich untereinander nicht
kannten. Aufgabe der Probanden war es, ein 10-minütiges Telefongespräch mit einem
andersgeschlechtlichen Probanden zu führen. Die männlichen Probanden bekamen einen
Fragebogen mit kurzen Informationen, den die Telefonpartnerin vorher ausgefüllt hatte. Dazu
erhielten sie ein Foto, das angeblich die Telefonpartnerin darstellte. Tatsächlich waren es
Fotos von Frauen, die zuvor nach Attraktivität bewertet worden waren. Die eine Hälfte der
männlichen Probanden bekam die Fotos mit der besten Bewertung, die andere Hälfte erhielt
die Fotos, die am schlechtesten bewertet worden waren. Vor dem Telefongespräch füllten die
männlichen Probanden einen Fragebogen bezüglich des ersten Eindrucks der Telefonpartnerin
aus, bei dem es um Attribute wie Intelligenz, physische Attraktivität und Freundlichkeit ging.
Das folgende Telefonat wurde aufgezeichnet und anschließend von Psychologiestudenten
analysiert, die nicht über die Hypothese und den tatsächlichen Hintergrund des Experiments
informiert wurden. Bei der Analyse bewertete eine Gruppe nur die weibliche Tonspur, eine
andere Gruppe nur die männliche.
Ergebnis
Die Analyse der Fragebögen ergab, dass die männlichen Probanden bezüglich ihres ersten
Eindrucks von allgemeinen Stereotypen beeinflusst wurden. Die Männer, die ein Foto einer
184
als attraktiv bewerteten Frau erhalten hatten, erwarteten eine kontaktfreudige, humorvolle und
aufgeschlossene Telefonpartnerin. Die Erwartung der Männer, die ein Foto einer als
unattraktiv bewerteten Frau erhalten hatten, war dementsprechend negativ. Die Analyse der
Tonspuren zeigte, dass die Frauen, die von ihrem Telefonpartner für attraktiv gehalten
wurden, bei den bewertenden Psychologiestudenten den Eindruck erweckten selbstbewusst zu
sein, die Konversation zu genießen und den Telefonpartner zu mögen. Das Gegenteil galt für
die Frauen, die von ihrem Telefonpartner für unattraktiv gehalten wurden. Weiter konnte
festgestellt werden, dass die männlichen Probanden, die ein Foto einer attraktiven Frau
erhalten hatten, bei den Bewertern den Eindruck hinterließen, attraktiver und selbstbewusster
zu sein, als die männlichen Probanden, die ein Foto einer unattraktiven Frau erhalten hatten.
Fazit
Das Ausmaß der Kontaktfreudigkeit und Offenheit, das von den männlichen Probanden
ausging, bestimmte die Erwiderung solchen Verhaltens seitens der weiblichen Probanden. Die
Interaktion wurde insofern von Stereotypen geleitet, als diese ihre eigene soziale Realität
kreieren. Der Attraktivitätsstereotyp ist so stark, dass er zur selbsterfüllenden Prophezeiung
werden kann. Unsere Erwartung an eine attraktive Person hinsichtlich ihrer Geselligkeit,
Offenheit und Freundlichkeit kann dazu führen, dass wir selbst offener und kontaktfreudiger
auf diese Person zugehen und ihr Verhalten lediglich eine Reaktion auf unser Verhalten ist,
wobei der Stereotyp wiederum durch diese Reaktion bekräftigt wird.
NOCEBO - PLACEBO
Entdeckt wurde der Nocebo-Effekt, als nach Verabreichung wirkstofffreier Präparate so
genannter Placebos negative, krank machende Auswirkungen auftraten. Wenn die negative
Wirkung überwiegt, wird korrekterweise von einem «Nocebo» (statt Placebo) gesprochen. Im
medizinwissenschaftlichen Sprachgebrauch werden heute im weiteren Sinne auch alle
anderen Maßnahmen oder jegliche Einflussgrößen als Nocebo bezeichnet, die ohne
naturwissenschaftlichen Nachweis einer spezifischen Wirkung eine negative Reaktion
bewirken können. Dazu gehören u.a. (Fehl-)Diagnosen von Ärzten oder ausführliche
Erläuterungen zu möglichen Nebenwirkungen (z.B. bei wissenschaftlichen Studien). Auch
kann sich ein Nocebo-Effekt zu anderweitig erklärbaren Negativwirkungen addieren. Der
Nocebo-Effekt soll nach einigen Erklärungshypothesen über die aber kein aktueller
wissenschaftlicher Konsens besteht auch eine Rolle bei negativen Wahrnehmungen im
Zusammenhang mit Funkmasten („Elektrosmog“) oder Atomkraftwerken spielen. e
Der Nocebo-Effekt oft auch als negativer Placebo-Effekt bezeichnet beruht, wie auch der
Placebo-Effekt, unter anderem auf einer bestimmten Erwartungshaltung. Die
Erwartungshaltung kann demnach auch unbewusst sein und auf Lernmechanismen wie z. B.
Konditionierungen beruhen. So kann beim Patienten die Befürchtung aufgebaut werden, dass
bestimmte äußere Einwirkungen „krank machen“. Diese Personen erkranken dann auch
tatsächlich, beziehungsweise es können die entsprechenden Symptome bei ihnen beobachtet
und auch gemessen werden. Einem anderen gängigen Erklärungsmodell zufolge handelt es
sich dabei um eine negative selbsterfüllende Prophezeiung (self-fulfilling prophecy).
Zu beachten ist, dass auch ein nachgewiesener Nocebo-Effekt nicht ausschließt, dass Dinge,
durch die er ausgelöst wird, nicht zusätzlich per se schädigend sein können: Medikamente
können beispielsweise neben den nur aufgrund einer Erwartung eingetretenen scheinbaren
Nebenwirkungen auch tatsächliche, auf den Stoff zurückzuführende Nebenwirkungen haben.
185
In der Praxis kann sonst der, ebenso wie der Placeboeffekt, ubiquitär auftretende Nocebo-
Effekt leicht dazu führen, tatsächlich Schädliches als Einbildung abzutun dies kann sich
gleichermaßen auf die hier aufgeführten Auseinandersetzungen um Atomkraftwerke,
Elektrosmog, allopathische, homöopathische oder naturheilkundliche Medikamente beziehen.
Symptome
Die von den Betroffenen beklagten Nebenwirkungen sind meist Erkrankungen, denen im
Allgemeinen ein hoher Grad an psychosomatischen Ursachen zugeschrieben wird. So äußert
sich der Nocebo-Effekt üblicherweise durch subjektive Symptome, wie beispielsweise
Übelkeit, Kopfschmerzen, Erschöpfung oder Benommenheit. Daneben sind allerdings auch
objektive Symptome diagnostizierbar. Dies sind vor allem Hautausschlag, erhöhter Blutdruck
und erhöhte Herzfrequenz. Diese Symptome können leicht und von vorübergehender Natur,
aber auch chronisch und im Extremfall sogar letal sein. Der Nocebo-Effekt zeigt sich am
deutlichsten in einer krankmachenden Angst vor eingebildeten Gefahren.
Nocebo-Symptome treten signifikant häufiger bei Frauen als bei Männern auf. Bei älteren
Menschen ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des Nocebo-Effektes höher als bei
Jüngeren.
Mechanismen
Der dem Nocebo-Effekt zugrunde liegende psychische Mechanismus ist im wesentlichen
unbekannt. Nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand spielen die Konditionierung und die
Erwartungshaltung eine wesentliche Rolle.
Es lassen sich auch physiologische Komponenten im Zusammenhang mit dem Nocebo-Effekt
identifizieren. Offensichtlich spielt bei psychisch bedingten Schmerzen der in der
Darmschleimhaut gebildete Botenstoff Cholecystokinin (CCK) eine Rolle. Er löst im Gehirn
eine Schmerzreaktion aus und hat auch bei Phobien eine entscheidende Funktion. Dieser
durch Angst ausgelöste Botenstoff ist vermutlich dafür verantwortlich, dass bei einer
Medikamenteneinnahme dann gehäuft Nebenwirkungen auftreten, wenn der Patient diese
erwartet.
Beispiele
Der Nocebo-Effekt lässt sich insbesondere in placebokontrollierten Doppelblind-Studien für
die Neuzulassung eines Medikamentes beobachten. In diesen Studien werden alle Patienten
über mögliche zu erwartende Nebenwirkungen des Wirkstoffes informiert unabhängig
davon, ob sie diesen Wirkstoff oder ein Placebo erhalten. Placebo-Empfänger klagen dann
häufig über die entsprechenden, ihnen zuvor erläuterten Nebenwirkungen.
Etwa ein Viertel aller Patienten, die in einer solchen Studie ein Placebo erhalten, klagt
demnach über ungünstige Nebenwirkungen. Ein Beispiel ist das Auftreten einer
Hypervagotonie, die sich in einer Doppelblindstudie eines Calciumantagonisten bei Patienten
durch Herzrhythmusstörungen manifestierte, obwohl diese nur das Placebo erhalten hatten. In
einer anderen Studie klagten 19 Prozent der Probanden, welche das Placebo in einer
placebokontrollierten Doppelblind-Studie mit insgesamt 109 gesunden Probanden erhalten
hatten, über Nebenwirkungen. In einer früheren Studie, in welcher 67 placebokontrollierte
klinische Studien ausgewertet wurden, klagten durchschnittlich 23 Prozent der Probanden, die
nur das Placebo erhalten hatten, über mindestens eine störende Nebenwirkung. Der Anteil an
186
Probanden, der nach Einnahme des Placebos über Nebenwirkungen klagt, hat eine erheblich
höhere Inzidenz von 27 bis 71 Prozent, wenn sie nach den Nebenwirkungen befragt werden.
So wie zur Beurteilung der Wirkung eines Medikamentes in einer placebokontrollierten
Doppelblind-Studie der Placebo-Effekt der Kontrollgruppe von der Wirkung des eigentlichen
Wirkstoffes subtrahiert wird, kann der Nocebo-Effekt der Kontrollgruppe zur Ermittlung der
eigentlichen Nebenwirkungen des Wirkstoffes prinzipiell ebenfalls subtrahiert werden.
Der Nocebo-Effekt kann auch bei Tieren beobachtet werden.
Beispiele aus klinischen Studien
Framingham-Herz-Studie
In der sehr breit und über Generationen angelegten Framingham-Herz-Studie des United
States Public Health Service wurde festgestellt, dass Frauen, die von sich sagten, dass sie eher
als andere Frauen an Herzkrankheiten erkranken, über einen Beobachtungszeitraum von 20
Jahren tatsächlich fast die vierfache Wahrscheinlichkeit zeigten, einen Myokardinfarkt oder
plötzlichen Herztod zu erleiden auch wenn die Ergebnisse mit den Variablen Tabakkonsum,
hoher Blutdruck und hoher Cholesterolwert korrigiert wurden.
Chemotherapie
In einer klinischen Studie eines Chemotherapeutikums fielen einigen der Patienten, die
Placebos erhalten hatten, die Haare aus. Sie glaubten, dass eine Chemotherapie immer zu
Haarausfall führt.
Ein Beispiel für die Konditionierung, beziehungsweise den Einfluss psychologischer Faktoren
ist, dass sich bei Patienten, die eine Chemotherapie gegen Brustkrebs erhalten, eine profunde
Übelkeit (Nausea) einstellen kann, wenn sie einen Raum betreten, der die gleiche Farbe wie
der Infusionsraum hat, in dem sie die Chemotherapie erhielten. In einer Studie war dies bei
einem Drittel der Patienten der Fall.
Nahrungsmittelallergie
Patienten, die über eine Nahrungsmittelallergie klagten, erhielten in einer Doppelblindstudie
Injektionen von Kochsalzlösung, die ihnen bewusst falsch als Allergen beschrieben
wurde. Ein Viertel dieser Patienten zeigte nach der Injektion allergische Reaktionen.
Nebenwirkungen auf Arzneimittel
In Italien wurde 2004 eine groß angelegte Studie mit insgesamt 600 Patienten durchgeführt,
die zuvor über unerwünschte Arzneimittelwirkungen (Nebenwirkungen) bei der Einnahme
von Arzneimitteln klagten. Ein Teil der Patienten erhielt ein Placebo, der andere Teil einen
Wirkstoff, jeweils oral verabreicht. In der Gruppe, die das Placebo erhielt, stellte sich bei
27 % der Patienten der Nocebo-Effekt ein. Eine spätere Studie kommt zu ähnlichen
Resultaten, allerdings mit einer deutlich niedrigeren Häufigkeit (3 %).
Kopfschmerzen durch nicht vorhandene elektrische Ströme
187
In einer Studie aus den frühen 1980er Jahren wurde an 34 Studenten das folgende Experiment
durchgeführt: Den Studenten wurde gesagt, dass ein elektrischer Strom durch ihren Kopf
geschickt würde und dass es dabei zu Kopfschmerzen kommen könne. Ohne jeden Stromfluss
klagten mehr als zwei Drittel der Studenten über Kopfschmerzen.
1993 wurde eine ähnliche Studie veröffentlicht. 99 Probanden wurden unterhalb des Auges an
zwei Elektroden angeschlossen, die mit einem Gerät mit der Aufschrift „Schock-Generator“
verbunden waren. Den Probanden wurde erläutert, dass ein nicht messbarer Strom durch ihren
Kopf geleitet werde. In Wirklichkeit erzeugte das Gerät jedoch nur einen beim Hochschalten
lauter werdenden Ton. Das Ergebnis:
25 Probanden klagten über Schmerzen
weitere 23 Probanden hatten punktuelle Schmerzen, verneinten aber ein
Schmerzerleben bei nachträglicher Befragung
3 Probanden hatten andere Empfindungen wie Mundtrockenheit oder Verspannung im
Nacken
7 Probanden hatten Schmerzen nur im Bereich der Elektroden
7 Probanden hatten Schmerzen im erweiterten Elektrodenbereich
11 Probanden hatten Schmerzen im Elektroden- und anderen Bereichen
28 Probanden hatten Schmerzen in anderen Bereichen des Kopfes
Elektrosmog
In einer über drei Jahre dauernden Studie der Universität Essex nahmen 44 Personen teil, die
über gesundheitliche Beschwerden durch die Nähe von Mobilfunkanlagen klagten, sowie 114
Personen, die noch nie negative Auswirkungen durch Mobilfunk an sich bemerkt hatten. In
einem Labor wurden diese Personen in verschiedenen Experimenten elektromagnetischen
Strahlen mit Frequenzen im GSM- und UMTS-Bereich ausgesetzt. In der Doppelblindstudie
wurde den Versuchsteilnehmern gesagt, dass eine Antenne mit der entsprechenden Strahlung
für 50 Minuten in Betrieb sei. Die Probanden, die sich für strahlungssensibel hielten (aus der
Gruppe der 44), klagten anschließend über Übelkeit, Kopfschmerzen oder grippeähnliche
Symptome. Ebenso konnten die Ärzte bei den Betroffenen Änderungen der Herzfrequenz und
der Hautfeuchtigkeit messen. Diese subjektiv empfundenen Beschwerden und messbaren
Symptome waren allerdings ganz unabhängig davon, ob die Antenne tatsächlich in Betrieb
war oder nicht. Zwölf Personen mussten wegen massiver gesundheitlicher Beschwerden den
Test beenden.
Voodoo-Fluch
Ein Beispiel für einen extremen Nocebo-Effekt sind Todesurteile, die von Voodoopriestern
verhängt werden. Dabei wird vermutet, dass die Opfer in ihrem Glauben vor Resignation und
Angst erkranken und letztlich auch wirklich sterben.
Selbstmordversuch mit Placebos
Das Nocebophänomen ist nicht so gut untersucht wie die Placeboeffekte. Es scheint jedoch
über die gleichen Wirkmechanismen „Erwartung“ und „Konditionierung“ ausgelöst zu
werden. Aufsehenerregend ist ein Fallbericht eines Studenten, der in einem Suizidversuch
einen kompletten Monatsvorrat eines Medikaments einnahm, an das er durch die Teilnahme
an einer Medikamentenstudie gelangt war. Er kam in ärztliche Behandlung, und obwohl es
188
sich bei dem Medikament nur um Placebotabletten handelte, war sein Zustand kritisch. Erst
nachdem er von der wahren Natur der Tabletten erfuhr normalisierte sich seine Werte wieder.
Epidemische Massenhysterien
Zeigt eine einzelne Person deutliche Symptome einer Erkrankung, so wird dies von ihrem
sozialen Umfeld wahrgenommen. Dies führt zu Anteilnahme und unter Umständen zu einer
Übertragung der Symptome auf das Umfeld. In extremen Fällen kann daraus eine
Massenhysterie entstehen. Ein Beispiel ist die Arjenyattah-Epidemie, die 1983 im
Westjordanland auftrat und deren Ursache im wesentlichen dem Nocebo-Effekt
zugeschrieben werden kann. Ein ähnliches Phänomen war der „Morbus Mohl“.
Tierversuch
In einem klassischen Tierversuch zur Hypothese der Konditionierung nach Pawlow wurde
Ratten mit Saccharin versetztes Trinkwasser gegeben, bevor sie Cyclophosphamid injiziert
bekamen. Cyclophosphamid bewirkt unter anderem eine Immunsuppression. Zur
Überraschung der Experimentatoren hatte nach der Konditionierungsphase das Saccharin
allein eine immunsuppressive Wirkung.
Problematik
So wie der Placeboanteil sich bei einer Verumbehandlung zur positiven Gesamtwirkung eines
Medikamentes addiert, so ist der Nocebo-Effekt für einen nicht geringen Teil der
unerwünschten Wirkungen von Arzneimitteln (Nebenwirkungen) verantwortlich.
Ausgesprochen problematisch kann in diesem Zusammenhang das ausführliche Studium der
Packungsbeilage von Medikamenten oder ein Gespräch mit dem Arzt oder Apotheker über
Begleiterscheinungen sein. Insbesondere sensible oder depressive Menschen malen sich dabei
oft die schlimmsten Szenarien aus.
Der Nocebo-Effekt stellt für das Gesundheitssystem, und damit für die Volkswirtschaft, einen
beträchtlichen Kostenfaktor dar. Nach einer Studie der University of Arizona betrugen 1995
alleine in den Vereinigten Staaten die Kosten für durch Arzneimittel bedingte
Nebenwirkungen geschätzte 76,6 Milliarden $. Ein erheblicher, derzeit nicht zu beziffernder
Anteil, wird dabei vom Nocebo-Effekt verursacht.
Methoden der Alternativmedizin, wie beispielsweise die Homöopathie, beruhen aus Sicht der
evidenzbasierten Medizin einzig auf dem Placebo-Effekt. Vertretern dieser Methoden wird
vorgeworfen, die Patienten negativ gegenüber der wissenschaftlichen Medizin zu
beeinflussen. Dies könne sich zulasten der konventionellen Wissenschaftsmedizin als
Nocebo-Effekt auswirken. Dadurch würden objektiv anerkannte, bestens erprobte Arzneien
weniger gut wirken, da der Patient Angst vor der darin enthaltenen Chemie habe oder dem
Arzt misstraue.
Die Wissenschaftssendung Quarks & Co behauptet, ohne dies näher zu belegen, dass
Aufdrucke auf Tabakprodukten in den Tabak-Konsumenten möglicherweise die Erwartung
auslöst, tatsächlich an Lungenkrebs zu erkranken. Dies erhöht, nach dem gegenwärtigen
Kenntnisstand über den Nocebo-Effekt, möglicherweise die Wahrscheinlichkeit, ein solches
Krebsleiden zu entwickeln. Im Labor wurden bislang allerdings allein psychosomatische
Symptome (Kopfschmerzen, Übelkeit) aufgrund des Nocebo-Effektes zweifelsfrei
189
nachgewiesen. Ob Krebs zu den psychosomatischen Krankheiten gehört, ist dabei nach wie
vor umstritten.
Geschichte
Der Begriff Nocebo wurde 1961 von Walter P. Kennedy geprägt und ist erheblich weniger
bekannt als der Placebo-Effekt.
Während über den Placebo-Effekt sehr viel veröffentlicht wurde und wird, gibt es beim
Nocebo-Effekt signifikant weniger Literatur und wissenschaftliche Studien. Das
wissenschaftliche Interesse hat seit dem Jahr 2000 deutlich zugenommen. In PubMed fanden
sich bis zum 19. Februar 2009 insgesamt 99 Veröffentlichungen mit dem Schlüsselwort
«Nocebo». Davon waren 72 nach 2000 veröffentlicht und lediglich 10 vor 1990.
Klinische Studien gibt es nur sehr eingeschränkt. Mit, ein Grund hierfür ist, dass es ethisch
schwer vertretbar ist, Krankheiten bei gesunden Personen über den Nocebo-Effekt zu
induzieren.
Drei Viertel aller Patienten in den USA kannten im Jahr 2001 den Nocebo-Effekt nicht,
beziehungsweise sind sich dessen nicht bewusst. Ähnlich hoch ist der Anteil bei den
Beschäftigten im Gesundheitswesen.
SYMBOLISCHE GEWALT
Die symbolische Gewalt ist ein vom französischen Soziologen Pierre Bourdieu entwickelter
Begriff und bedeutet verkannte und damit anerkannte Gewalt, mit Hilfe derer die herrschende
Sicht der sozialen Welt legitimiert sei.
Der Begriff wird heute vor allem in der Geschlechtersoziologie diskutiert, wobei hier jedoch
nur eine spezielle Form symbolischer Gewalt betrachtet wird. Bourdieu unterscheidet im
Allgemeinen die symbolische Gewalt von der „nackten Gewalt“. Wann welche Gewalt zur
Anwendung kommt, hängt vom Stand des Kräfteverhältnisses zwischen den beiden Parteien
und der Integration und ethischen Integrität der sie umgebenden Gruppe ab.
Symbolische Gewalt ist im Handlungsinhalt verborgen, der durch die äußere Handlungsform
in der Praxis verneint wird. Dies geschieht jedoch nicht bewusst in Form eines rationalen
Kalküls. Die Gewalt wirkt durch eine Art Komplizenschaft. Sie ist in den Habitus der Akteure
verankert: entweder in Dispositionen zum Herrschen oder in Dispositionen zur Unterwerfung.
Symbolische Gewalt kann ihrer symbolischen Stärke beraubt werden, indem die Willkür, mit
der sie wirkt, bewusst gemacht wird, also die Verkennung der Doxa beseitigt wird. In enger
Verbindung mit symbolischer Gewalt stehen symbolische Macht und symbolische Herrschaft.
Symbolische Macht
Symbolische Macht ist in diesem Zusammenhang eine Macht zur Durchsetzung der
Anerkennung der Macht. Die Durchsetzung wird mittels Machtdemonstration durch
Vorzeigen erreicht. Hierzu ist wiederum eine Akkumulation von symbolischem Kapital nötig.
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Durch symbolische Macht wird die Wahrheit als Macht, als Gewalt, als Willkür verkannt.
Teilweise werden die beiden Begriffe symbolische Macht und symbolische Gewalt synonym
gebraucht.
In modernen Gesellschaften ist das Machtverhältnis an Stelle von persönlichen Beziehungen
in institutionalisierten Positionen verankert.
Symbolische Herrschaft
Diese „sanfte“ Form von Gewalt ist eine Art der Ausübung von Herrschaft und Ausbeutung.
Jene symbolische Herrschaft ist leichter durchzusetzen, da sie weniger auf Missbilligung
stößt. Ebenso wie die Akkumulation von symbolischem Kapital nur durch eine Arbeit der
Verschleierung legitimiert wird, beruht die symbolische Herrschaft, welche als legitim
anerkannt ist, auf Verschleierung.
Die männliche Herrschaft
In seinem Werk „Die männliche Herrschaft“ untersucht Bourdieu eine besondere Form der
symbolischen Herrschaft. Zwischen Männern und Frauen besteht ein enormer Unterschied in
der Wahrscheinlichkeit des Zugangs zum öffentlichen Raum. Weiterhin sind Frauen im
öffentlichen Raum systematisch unterhalb der Männer positioniert. Dies sei, so Bourdieu, auf
die Sozialisation innerhalb einer Gesellschaft zurückzuführen, in denen der geschlechtliche
Habitus ausgeprägt werde. Hieraus ergibt sich die Zweiseitigkeit des Herrschaftsverhältnisses.
Im weiblichen Habitus seien Dispositionen zur Unterwerfung verankert. Im männlichen
Habitus seien hingegen Dispositionen zum Herrschen verankert. Auf beiden Seiten sei dies
jedoch unbewusst. Den symbolisch generierten Zuschreibungen unterstellt Bourdieu eine nur
scheinbare Naturhaftigkeit. Die Einteilung in Geschlechter scheint dann naturgegeben zu sein.
Es hat bereits Veränderungen in den Herrschaftsstrukturen gegeben: Die „männliche
Herrschaft“ setzt sich nicht mehr mit der Evidenz des Selbstverständlichen durch. Jedoch
werden, so Bourdieu, durch diese sichtbaren Veränderungen immer noch Kontinuitäten
verborgen. Um das Herrschaftsverhältnis ganz aufzubrechen, bedürfe es, so Bourdieu, einer
Revolution der symbolischen Ordnung, die sich nicht auf eine Bewusstseinskonversion
beschränkt, sondern die Weltsichten verändert und bei den Dispositionen ansetzt.
Symbolisches Kapital ist ein von Pierre Bourdieu geprägter soziologischer Begriff. Als
Zeichen gesellschaftlicher Anerkennung und sozialer Macht bzw. sozialer Gewalt verleiht das
symbolische Kapital Prestige, Reputation, Ehrenzeichen, Privilegien und Positionen. Dies
geschieht vor dem Hintergrund der Verfügung über die anderen Kapitalsorten, den Akteuren
und den verschiedenen Klassen vermittels einer bestimmten distinktiven Sprache und anderer
körperlicher Ausdrucksformen wie Kleidung, Stil und Verhalten.
Symbolisches Kapital kann nur dort erfolgreich eingesetzt werden, wo es von den
Kontrahenten auf dem Hintergrund eines gemeinsamen kulturellen Musters als überlegen
erkannt und anerkannt wird. Als Beispiel symbolischen Kapitals, welches als symbolische
Gewalt genutzt wird, kann laut Bourdieu die männliche Herrschaft dienen:
„Es ist jene sanfte, für ihre Opfer unmerkliche, unsichtbare Gewalt, die im Wesentlichen über
die rein symbolischen Wege der Kommunikation und des […] Anerkennens oder
äußerstenfalls des Gefühls ausgeübt wird.“
PIERRE BOURDIEU
191
Bourdieus soziologische Forschungen, zumeist im Alltagsleben verwurzelt, waren
vorwiegend empirisch orientiert und können der Kultursoziologie zugeordnet werden.
Anknüpfend an den Strukturalismus versuchte Bourdieu, subjektive Faktoren mit objektiven
Gegebenheiten zu verbinden. Wissenschaftstheoretisch vertrat er unter anderem die
Aufhebung des Dualismus von Subjektivismus und Objektivismus, zwischen Idealismus und
Materialismus. Auch zum mittelalterlichen Universalienstreit nahm Bourdieu eine
vermittelnde Position zwischen Nominalismus und Realismus ein.
Bourdieu entwickelte seine theoretischen Begriffe unter Einbeziehung der Erfahrungen von
Individuen. Er verwendete Leitbegriffe wie Habitus, sozialer Raum, soziales Feld, Kapital
und Klasse. Alle diese in der Soziologie und Ökonomie verwendeten Begriffe entwickelte er
so weiter, dass sie in der Zusammenschau eine neue empirisch begründete soziologische
Theorie ergeben, die in den heutigen soziologischen Diskursen von großer Bedeutung ist und
häufig als „Theorie der Praxis“ bezeichnet wird. Mit seinem Konzept einer praxeologischen
Erkenntnisweise, das er aus seiner Kritik an der theoretischen Vernunft den
Erkenntnismöglichkeiten eines rein theoretisch arbeitenden Wissenschaftlers formulierte,
wollte er objektive Erkenntnis nicht negieren, sondern überschreiten.
Die Kulturtheorie Bourdieus vergleicht Interaktionen des Alltagslebens mit einem Spiel. Die
Individuen besitzen unterschiedlich viele Potentiale verschiedener Art, die sie einsetzen und
teilweise umwandeln können: ökonomisches Kapital, soziales Kapital, symbolisches Kapital
und kulturelles Kapital. Dabei gilt: Und jeder spielt entsprechend der Höhe seiner Chips. So
kann der Erwerb kulturellen Kapitals beispielsweise zur Erhöhung des ökonomischen
Kapitals dienen.
Das soziale Feld differenziert er weiter und unterscheidet das politische und das literarische
Feld. Die jeweiligen Felder sind mit einem bestimmten Denk-, Wahrnehmungs- und
Handlungsschema also einem Habitus verknüpft, worüber Individuen wiederum auf
soziale Felder zurückwirken. Bourdieu vertritt somit weder einen Strukturdeterminismus noch
einen individualistischen Ansatz.
Schon in seinen frühen Schriften legte Bourdieu eine Theorie der symbolischen Formen und
der symbolischen Gewalt vor, die er in seinen weiteren Studien verfeinerte. In seinem
Hauptwerk Die feinen Unterschiede prägte Bourdieu den Begriff Distinktionsgewinn für die
erfolgreiche Durchsetzung eines neuen vorherrschenden Geschmacks und Lebensstils als
Mittel im Kampf um gesellschaftliche Positionen. Diese Kulturkämpfe zwischen den
gesellschaftlichen Klassen finden in einem sogenannten Raum der Lebensstile statt. Dabei
reproduzieren sich die hegemonialen Klassen in der Regel an die jeweiligen neuen
Bedingungen angepasst.
Nach Bourdieu gibt es für die menschliche Freiheit vielfältige Begrenzungen, unter anderem
durch unbewusste verinnerlichte Faktoren, Illusionen, durch sozioökonomische Strukturen,
historische Gegebenheiten, Geschlecht, Nationalität und Weltanschauung. Jedoch hat jeder
Mensch innerhalb seiner Grenzen einen individuellen Handlungsspielraum, der umso größer
ist, je komplexer die Gesellschaft organisiert ist. Nur vor diesem beschränkten Hintergrund
gibt es sozialen Wandel und Innovation.
Wissenschaftliche Vorläufer Bourdieus waren insbesondere Émile Durkheim, Max Weber
und Karl Marx. Seine Sozial-Epistemologie ist von Émile Durkheim beeinflusst. Bourdieu
verwendet wie dieser den Begriff der sozialen Tatsache und teilt die Grundeinsicht in die
Bedeutung der Kultur- und Sozialanthropologie für die Soziologie. Mit Weber verband ihn
192
der Ungleichheitsdiskurs, der sich an der subjektiv ausgerichteten Begriffstrias Klasse, Stand
und Partei orientiert. Von Marx übernahm er Teile der objektiv ausgerichteten Konzepte
Klasse, Klassenkampf und Kapital, die er über die ökonomischen Aspekte hinaus sehr stark
erweiterte. Friedrich Nietzsches Zur Genealogie der Moral stand bei Bourdieus Diskussion
des Verhältnisses zwischen dem Adel und den einfachen Leuten Pate.
Sein wissenschaftliches Gesamtwerk zeichnet sich durch hohe Komplexität aus, da er nicht
nur verschiedene Wissenschaftssysteme, sondern gleichzeitig eine Vielzahl von neu
konnotierten Begrifflichkeiten miteinander verbindet.
Bekannt war Bourdieu zudem als politisch engagierter Intellektueller, der sich gegen die
herrschende Elite wandte. Die Aufgabe der neuen sozialen Bewegungen umschrieb er mit
dem Begriff der ökonomischen Alphabetisierung. Politisch setzte er sich für Formen direkter
Demokratie ein.
Bei seinen Forschungsprojekten setzte Bourdieu qualitative und quantitative Methoden der
empirischen Sozialforschung ein. In dem Werk Das Elend der Welt arbeitete er vor allem mit
qualitativen Interviews. Um eine Feldanalyse durchzuführen, verwendete er oft das
mathematische Verfahren der Korrespondenzanalyse, bei der kategoriale Variablen in einem
zwei- oder mehrdimensionalen Raum verortet werden. Mittels des von Jean-Paul Benzécri
entwickelten und in der französischen Statistik verbreiteten Verfahrens rekonstruierte er
„soziale Felder“ und die ihnen zugrundeliegenden Dimensionen. In seinem späteren Werk
homo academicus, aber auch in Die feinen Unterschiede ist dies ein von ihm häufig
verwendetes Verfahren. Er setzte als Bezugspunkte auch die Ergebnisse seiner Feldforschung
bei den Berbern ein, beispielsweise in seinem Spätwerk Die männliche Herrschaft.
Einige Ergebnisse von Bourdieus empirischen Arbeiten:
Er zeigte, dass in Frankreich trotz der formalen Wahlfreiheit in Fragen des
ästhetischen Geschmacks künstlerische Präferenzen wie zum Beispiel klassische
Musik, Rock und Chanson stark mit der („kulturellen“) Klassenzugehörigkeit
korrelieren.
Er wies alltägliche Beobachtungen einbringend nach, dass Feinheiten der Sprache
wie Akzent, Grammatik, Aussprache und Stil einen wesentlichen Faktor in der
sozialen Mobilität darstellen, beispielsweise beim Erreichen eines besser bezahlten
und höherbewerteten Berufs.
Die von Bildungspolitik und Arbeitslosigkeit ausgelöste Bildungsdynamik
bezeichnete er als „Inflation der Bildungsabschlüsse“ oder „Bildungsexpansion“. Die
Schulabschlüsse verlieren dadurch an Wert, und auch die Absolventen aus niedrigeren
Schichten haben schlechte Möglichkeiten, ihr durch Schulbildung erworbenes
kulturelles Kapital angemessen umzusetzen (vgl. Bildungsparadox).
Durch die zunehmende neoliberale Globalisierung sind nach Bourdieu atypische
Arbeitsverhältnisse zur Regel geworden. Diese Prekarisierung trifft nicht nur
marginalisierte Gesellschaftsgruppen, sondern zunehmend auch solche mit noch
gesichertem Einkommen. Das organisierte Gegeneinander der Lohnabhängigen ist
Bestandteil der neoliberalen Hegemonie. Die „strukturelle Gewalt“ der Konkurrenz
soll aufgegeben werden zu Gunsten eines Erkennens der gemeinsamen Interessen.
Der Ausdruck Bildungsparadox oder Qualifizierungsparadox bezeichnet den Effekt,
dass durch eine Erhöhung des Bildungsniveaus einer Gesellschaft die damit
angestrebte Erhöhung der Berufschancen nicht erreicht wird. Traditionelle Privilegien
bessergestellter Familien bleiben erhalten und werden dadurch sogar verstärkt.
193
Blindstudie
Eine Blindstudie ist eine Form des Experiments, bei der die Versuchspersonen nicht wissen,
ob sie der Experimental- oder der Kontrollgruppe angehören. Dadurch wird der Einfluss von
Erwartungen und Verhaltensweisen, die durch diese Information ausgelöst würden, eliminiert.
Blindstudien sind in der medizinischen und psychologischen Forschung besonders weit
verbreitet; siehe auch ABX-Test.
Historie
Die Geschichte der Blindstudie ist eng mit der des Placebos verknüpft. Placebos wurden in
der wissenschaftlichen Medizin erstmals im 17. Jahrhundert eingesetzt. Aus dieser Zeit
stammt auch der Begriff Verum (lat. das Wahre, das Richtige) für das eigentliche
Medikament. In dieser Epoche wurde die Wirksamkeit von Chinin bei Malariafieber durch
Thomas Sydenham (1624-1689) nachgewiesen. Chinin gilt daher heute als erstes
Verumpräparat, das nachweislich kein Placebo darstellt.
Der britische Schiffsarzt James Lind führte 1747 erstmals eine Kontrollmedikation ein. Er
testete an zwei Skorbutkranken die Wirksamkeit von Orangensaft und Zitronensaft. Einer der
Patienten bekam ein Getränk aus Seewasser (Placebo) und der andere das Verum.
Die ersten doppelblind durchgeführten Versuche in Mitteleuropa begannen in der Mitte des
19. Jahrhunderts.
Medizin
Grundsätzliches
In medizinischen Wirksamkeitsstudien werden Personen im Verlauf einer Studie entweder der
zu prüfenden Behandlung oder der Kontrollbehandlung ausgesetzt. Bei Arzneimittelstudien
spricht man von Verum oder aktiver Substanz (also das zu untersuchende Medikament) oder
Kontrollpräparat (also ein zu vergleichendes Arzneimittel oder Placebo). Verum und
Kontrollpräparat werden zusammen als Prüfpräparate bezeichnet. Die Zuteilung von
Prüfbehandlung und Kontrollbehandlung geschieht idealerweise rein zufällig (randomisiert).
Eine Studie ist
einfachblind, wenn die Patienten nicht wissen, welche Substanz (Kontrolle oder
Verum) sie erhalten (Versuchsperson „blind“),
doppelblind, wenn die Patienten und der behandelnde Mediziner nicht wissen, wer
welche Substanz erhält (Versuchsperson und Versuchshelfer „blind“),
dreifachblind, wenn weder die Patienten noch der behandelnde Mediziner, noch
diejenigen, die die Auswertung durchführen, wissen, wer welche Substanz erhält
(Versuchsperson, Versuchshelfer und Versuchsauswerter „blind“).
194
Verblindungstechniken
Wichtig bei einer Blindstudie ist, dass die Arzneimittel von den Probanden nicht
unterschieden werden können. Die Arzneimittel sollten also optisch identisch erscheinen
(inklusive der Verpackung), und auch Geruch und Geschmack spielen eine Rolle.
Um Arzneimittel mit sehr unterschiedlichem Erscheinungsbild, wie z. B. unterschiedlicher
Darreichungsform, zu vergleichen, bedient man sich der Double-Dummy-Technik. Dazu
müssen den Probanden zwei Arzneimittel verabreicht werden, von denen jeweils eines ein
Placebo ist. Beispiel: eine Tablette soll mit einem Saft verglichen werden: die Patienten einer
Gruppe erhalten die Tablette mit Wirkstoff und einen Placebo-Saft, die Vergleichsgruppe
erhält eine Placebo-Tablette und einen Saft mit Wirkstoff.
Manche Arzneimittel sind aufgrund ihrer typischen Eigenschaften (z.B. bitterer Geschmack)
oder Nebenwirkungen eindeutig zu erkennen. Um hier eine zuverlässige Verblindung zu
erreichen, wären aus theoretischen Gründen aktive Placebos sinnvoll, also Substanzen, die
nur die entsprechende Nebenwirkung auslösen. Der Einsatz solcher aktiver Placebos erfolgt
allerdings aus ethischen Erwägungen eher selten.
Auch nicht-medikamentöse Interventionen lassen sich verblinden. So gibt es beispielsweise
spezielle Akupunktur-Nadeln, bei denen die eigentliche Nadel nach Druck in eine Hülle fährt
und nicht in die Haut einsticht.
Wissenschaftliche Zeitschriften
Bei der Publikation wissenschaftlicher Fachzeitschriften ist es üblich, dass eingereichte
Forschungsbeiträge nicht einfach publiziert werden, sondern zuvor ein
Begutachtungsverfahren durchlaufen. Hierfür ist es üblich, ein Blind- bzw.
Doppelblindgutachtungsverfahren anzuwenden. Letzteres bedeutet, dass die Autoren nicht
wissen, wer die Gutachter sind, und die Gutachter nicht wissen, wer die Beiträge verfasst hat,
die sie begutachten. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass persönliche Präferenzen
bzw. Beziehungen zwischen Autoren und Gutachtern Einfluss auf die Beurteilung der
Forschungsbeiträge haben.
195
ANDORRA EFFEKT
Der Andorra-Effekt (auch Andorra-Phänomen) ist ein Begriff aus der Sozialpsychologie,
der insbesondere auch im Personalwesen eine Rolle spielt. Er besagt, dass sich Menschen oft
an die Beurteilungen und Einschätzungen durch die Gesellschaft anpassen und dies
unabhängig davon, ob diese ursprünglich korrekt gewesen sind oder nicht. Der Effekt
beschreibt damit eine sich selbst erfüllende Vorhersage (engl. self-fulfilling prophecy), da sich
eine Person mit der Zeit genau so verhält, wie man es ihr die ganze Zeit vorausgesagt hat, dies
ohne die Vorhersage aber nicht getan hätte.
Gesellschaftlich spielt der Effekt eine Rolle, wenn gegen eine gesellschaftliche Randgruppe
(etwa Obdachlose, Drogenabhängige oder andere Minderheiten) bestimmte Vorurteile
vorliegen und Personen dieser Randgruppe deswegen anfangen sich tatsächlich entsprechend
den Erwartungen zu verhalten.
Im Personalwesen kann der Effekt ebenfalls von Bedeutung sein. Wenn dort ein Mitarbeiter
von seinen Kollegen stets negativ beurteilt wird oder ihm gegenüber eine negative Erwartung
gehegt und dies dem Mitarbeiter bekannt ist, so kann dies dazu führen, dass sich die objektive
Leistung des Mitarbeiters verschlechtert, da er sich den negativen Erwartungen anpasst
beziehungsweise diese erfüllt. Umgekehrt kann die Leistung des Mitarbeiters auch steigen,
wenn ihm entsprechend positive Erwartungen gegenüberstehen.
Der Name des Effekts geht auf das Theaterstück Andorra von Max Frisch zurück. In diesem
verändert sich die Persönlichkeit des Hauptcharakters (der von sich selbst glaubt, jüdischer
Abstammung zu sein, was aber nicht zutrifft) durch die ständige Konfrontation mit negativen
Vorurteilen seiner Mitmenschen. Nach und nach übernimmt sie dabei die negativen
Eigenschaften, die den Juden in "Andorras" Gesellschaft nachgesagt werden.
Erfolgt die Verhaltensbeeinflussung durch die Erwartungen einer konkreten Autoritätsperson
(etwa eines Vorgesetzten, Lehrers, Arztes oder Versuchsleiters), spricht man stattdessen auch
vom Rosenthal-Effekt.
BEDROHUNG DURCH STEREOTYPE
Bedrohung durch Stereotype (engl. stereotype threat) ist die Angst von Mitgliedern einer
sozialen Gruppe, ihr Verhalten könnte ein negatives Stereotyp gegen diese Gruppe bestätigen.
Dadurch kann es zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung kommen, wenn nämlich diese
Angst das Verhalten im Sinne des Vorurteils beeinflusst. Insbesondere in Testsituationen
kann sich die Angst leistungsmindernd auswirken. Bedrohung durch Stereotype kann zum
Beispiel Angehörige ethnischer Minderheiten und Frauen treffen.
Frauen
Claude Steele ließ männliche und weibliche Studierende an einem Test der mathematischen
Fähigkeiten teilnehmen. Der Hälfte der Stichprobe wurde kurz vor dem Test gesagt, dass es
bei diesem Test in der Regel starke Geschlechtsunterschiede gebe. Tatsächlich schnitten die
Frauen nun deutlich schlechter ab als die Männer. Die andere Hälfte der Stichprobe erhielt
diese Aussage nicht. Bei dieser Gruppe gab es keine signifikanten Geschlechtsunterschiede.
Ein Forschungsteam an der Harvard University hat zwei kulturell weit verbreitete Stereotypen
und deren Wirkung auf die Leistung in einem Mathematiktest untersucht. Die beiden
196
untersuchten Stereotypen waren zum einen die Annahme, dass Asiaten überdurchschnittlich
gute mathematische Fähigkeiten besitzen und zum anderen, dass Frauen im Vergleich zu
Männern minderwertige mathematische Fähigkeiten besitzen. In der Studie konnte gezeigt
werden, dass asiatisch-amerikanische Frauen bei einem Mathematiktest bessere Leistungen
erbrachten, wenn ihre ethnische Identität salient gemacht wurde, wohingegen sie schlechter
abschnitten, wenn ihre Geschlechtsidentität aktiviert wurde.
Angehörige von Nationen, die sich intellektuell als unterlegen betrachten
Stevenson, Chen und Lee konnten eine Bedrohung durch Stereotype bei US-amerikanischen
Kindern nachweisen. Sowohl 1980 als auch 1990 wurden Tests der mathematischen
Fähigkeiten bei Kindern aus China, Japan und den USA vorgenommen. Zu beiden
Zeitpunkten zeigten sich die US-amerikanischen Kinder den japanischen und chinesischen
Kindern weit unterlegen. „Nur 4,1 % der chinesischen und 10,3 % der japanischen Kinder
hatten (1990) so niedrige Werte wie das durchschnittliche amerikanische Kind.“ Als
Stevenson und seine Kollegen Asiaten und Amerikaner baten, die Bedeutung von
schulischem Fleiß und angeborener Intelligenz gegeneinander abzuwägen betonten die
Asiaten die Bedeutung von Fleiß, die Amerikaner die Bedeutung von Intelligenz. Dass
Amerikaner glaubten, dass sie Mathematik ohnehin nicht lernen könnten und dass sie den
Asiaten genetisch unterlegen wären, trug zu deren schlechtem Abschneiden bei.
Nonverbale Indikatoren vs. Selbstauskunft und homosexuelle Männer
Bosson, Haymovitz und Pinel zeigten, dass es einen Unterschied geben kann zwischen selbst
beschriebener Angst und durch nonverbale Indikatoren ausgedrückte Angst. Sie arbeiteten mit
dem Stereotyp, dass homosexuelle Männer im Vergleich zu heterosexuellen Männern
gefährlicher für Kinder seien. Die Teilnehmer füllten zunächst einen Fragebogen aus, wo
neben anderen demographischen Daten bei der Hälfte auch nach der sexuellen Orientierung
gefragt wurde. Danach wurden sie in ein Spielzimmer mit etwa zwanzig Vorschulkindern im
Alter von vier bis sechs Jahren geschickt unter dem Bewusstsein auf Video aufgezeichnet zu
werden. Dort sollten sie fünf Minuten lang in Kontakt kommen und sich an einigen ihrer
Aktivitäten beteiligen. Bei der Auswertung zeigte sich, dass die homosexuellen Männer
welche die sexuelle Orientierung angeben mussten deutlich stärkere nonverbale Anzeichen
wie etwa Herumzappeln, Auf-der-Lippe-Herumkauen, nervöses Lächeln oder Nägelkauen
zeigten und sie stellten sich zudem im Umgang mit den Kindern ungeschickter an, als jene die
ihre sexuelle Orientierung nicht angeben mussten. Die Selbstauskunft zeigte dagegen keine
Unterschiede. Bei heterosexuellen Männern zeigte sich dieser Unterschied nicht. Sie zeigten
tendenziell etwas weniger nonverbale Anzeichen von Angst sobald sie ihre sexuelle
Orientierung angeben mussten, im Umgang mit den Kindern zeigte sich aber kein
Unterschied.
Aufhebung der Bedrohung durch Stereotype
Gelingt es, das negative Stereotyp mithilfe eines positiven aus dem Bewusstsein zu
verdrängen, kann seine Wirkung effektiv vermindert werden. M. McGlone und J. Aronson
(2006) unterzogen zwei Gruppen von Studierenden einem schwierigen mathematischen Test.
In der Kontrollgruppe schnitten die Frauen signifikant schlechter ab als die Männer. Die
Experimentalgruppe wurde vor dem Test daran erinnert, dass sie an einem "ausgewählten
nordöstlichen College" seien. In dieser Gruppe gab es keine Leistungsunterschiede zwischen
den Geschlechtern.
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ANTIZIPATION
Antizipation ist die Erwartung oder Erwartungshaltung. Ein Ereignis zu antizipieren heißt,
anzunehmen, dass ein Ereigniseintritt wahrscheinlich ist. Als Beispiel sei die Aktienbörse
angeführt, bei der die Fachleute sagen, dass zukünftige erwartete Ereignisse bereits in die
Aktienkurse eingebrieft seien, d.h. im aktuellen Preis schon enthalten.
Psychologen gehen davon aus, dass Optimisten erwartungsfroh in die Zukunft schauen.
Freude oder Glück ist psychologisch gesehen nicht die Erfüllung einer Erwartung, sondern die
Erwartung selbst. Hingegen kann ein lange herbeigesehntes freudiges Ereignis, wie etwa ein
als lustvoll empfundener Konsumakt, finanzielle Zuwendung oder eine berufliche
Beförderung, wenn es dann wirklich eintritt, gar nicht mehr richtig beglücken. Besonders bei
Kindern ist die antizipatorische, also die vorwegnehmende Freude besonders stark ausgeprägt,
denken wir an die Adventszeit und Weihnachten.
Antizipation ist also eigentlich eher das Gegenteil einer direkten Bedürfnisbefriedigung.
Wahrscheinlich liegt der Antizipation auch ein internalisierter atavistischer Komplex
zugrunde, der in der frühen Kindheit durch Objekt-Verlust-Spielen hinsichtlich einer
Konditionierung oder Disziplinierung trainiert wird.
Zwar können Menschen durch geschickte (Marketing-) Psychologen oder Politiker auch
hinsichtlich ihrer Antizipation manipuliert werden, doch lehrt die Erfahrung, dass
Antizipation eher eine sinnvolle Tugend ist, möglicherweise mit stärkenden Auswirkungen
auf das Immunsystem und in der Krebsabwehr: Wir dürfen hoffen und dies ist gesund.
Empirisch gesehen haben Optimisten im Krankheitsfall die „besseren Karten in der Hand“.
Antizipation ist also auch ein Teil unserer mentalen Verfassung.
BASKERVILLE EFFEKT
Der Begriff Baskerville-Effekt (The Hound of the Baskervilles effect oder kurz: Baskerville
effect) fand seine erste Erwähnung im Dezember 2001 im British Medical Journal (Vol. 323,
22. bis 29. Dezember 2001). Amerikanische Forscher um David P. Phillips von der University
of California, San Diego (Kalifornien/USA) berichteten dort, dass Amerikaner chinesischer
und japanischer Abstammung besonders häufig am 4. Tag eines Monats einem Herztod
erliegen. Bei Amerikanern anderer Herkunft zeigt sich dieser Effekt (Baskerville-Effekt)
nicht, d. h. es ist bei ihnen keine derartige signifikante Häufung an einem bestimmten Tag des
Monats festzustellen. Dieser erstaunliche Befund gründet sich auf umfangreiche Sterbedaten
der vergangenen 25 Jahre.
Warum ausgerechnet der Vierte?
Die Vier gilt, ähnlich der 13 in unserem Kulturkreis, in China, Korea und Japan als
Unglückszahl, der Vierte somit in gewisser Hinsicht als Unglückstag. Auf Mandarin
(Hochchinesisch, Peking-Dialekt), Kantonesisch. Koreanisch und Japanisch werden die
Worte »Tod« und »vier« nahezu identisch ausgesprochen. Einige asiatische Kliniken (und
auch andere Gebäude) besitzen aus diesem Grunde keinen 4. Stock und keinen Raum 4.
Manche Japaner vermeiden es, an dem 4. eines Monats zu reisen. Offenbar werden
Abergläubische an diesen Tagen also in (zusätzlichen) psychischen Stress versetzt. Eine
198
derartige emotionale Anstrengung ist neben vielen anderen, wie etwa eine plötzliche
Kälteexposition - eine typische infarktauslösende Situation.
Warum „Baskerville“?
Die Forscher nennen ihre Entdeckung den „Baskerville-Effekt“ und spielen dabei auf den
Roman Der Hund der Baskervilles (1902) von Arthur Conan Doyle an. In dem Buch erleidet
die Romanfigur Charles Baskerville unter außerordentlichem Stress einen todbringenden
Herzinfarkt (Myokardinfarkt). Baskerville war wohlgemerkt höchst abergläubisch und litt an
einer chronischen Herzerkrankung. Doyle wiederum war Arzt, was die Autoren der Studie zu
der Frage veranlassten: Basiert seine Geschichte auf medizinischer Intuition oder auf
dichterischer Freiheit? Laborstudien haben in der Vergangenheit einen Zusammenhang
zwischen kardiovaskulären (d.h. Herz und Gefäße betreffende) Veränderungen und
psychischem Stress bestätigt. Aus ethischen Gründen kann der Stress, denen die
Versuchspersonen im Labor ausgesetzt sind, nur relativ gering sein. Die Wissenschaftler um
David P. Phillips überlegten sich daher ein Versuchsdesign, welches die realen Verhältnisse
bei höherem Stress widerspiegeln kann.
Hypothese
Wenn die Zahl 4 bei Chinesen und Japanern Stress verursacht, und wenn Arthur Conan
Doyles medizinische Intuition korrekt war, so sollte am 4. eines jeden Monats ein Anstieg der
Anzahl von Herztoden bei Amerikanern chinesischer und japanischer Herkunft zu beobachten
sein.
Überprüfung der Grundannahme
Zunächst überprüften die Wissenschaftler, ob die Abneigung der Zahl 4 faktisch vorhanden
ist. Hierzu machten sie sich die Tatsache zunutze, dass neue Telefonteilnehmer in Kalifornien
gewisse Möglichkeiten haben, die letzten vier Ziffern ihrer neuen Telefonnummer selber zu
bestimmen. Im Branchenverzeichnis Kaliforniens wurden nun die Telefonnummern
chinesischer, japanischer und amerikanischer Restaurants herausgesucht und auf ihre letzten
vier Ziffern hin untersucht. Tatsächlich besaßen die Rufnummern der asiatischen Restaurants
signifikant weniger vieren als es statistisch zu erwarten gewesen wäre (366 beobachtet/475
erwartet). In der Kontrollgruppe war keine derartige Aversion gegen die Zahl 4 festzustellen
(219/204).
Datenlage
Den Forschern standen die computerisierten Sterbedaten von 209.908 US-Amerikanern
chinesischer und japanischer Herkunft und von 47.328.762 US-Amerikanern nichtasiatischen
Ursprungs zur Verfügung. Diese Daten decken den Zeitraum von Januar 1973 bis Dezember
1998 ab und enthalten einen Verweis auf die Abstammung des Verstorbenen (racial code).
Verwendung fanden bloß die Daten ab 1989, da erst diese den Status des Patienten
(stationär/nicht-stationär) regelmäßig erfassten.
Verglichen wurden die Sterbedaten der „weißen“ Kontrollgruppe mit jenen der Amerikaner
chinesischer bzw. japanischer Abstammung. Von Bedeutung waren hierbei die Angaben über
Patientenstatus, Todesursache, Geschlecht, Alter und Familienstand der verstorbenen Person.
Jedem Verstorbenen japanischer/chinesischer Abstammung wurden 12 „amerikanische“
gegenübergestellt, bei denen alle oben aufgeführten Variablen identisch waren.
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WERTVORSTELLUNGEN
Wertvorstellungen oder kurz Werte sind Vorstellungen über Eigenschaften (Qualitäten), die
Dingen, Ideen, Beziehungen u. a. m. beigelegt werden. Es ist genetisch zu unterscheiden, ob
diese Zuordnung (1.) von Einzelnen (sozialen Akteuren) oder von sozialen Gruppen von
Menschen oder von einer Gesellschaft her als gemeinschaftlicher objektiver Wert erfolgt und
den Wertenden wichtig und wünschenswert ist oder (2.) ob die Wertvorstellung lediglich von
einer wertenden Einzelperson ausgeht (subjektiver ggf. psychologisch begründbarer Wert). Zu
unterscheiden ist auch zwischen Werten als Mittel (z. B. Geld, Werkzeug, Gesetze), die ihren
Wert durch ihre Funktion erhalten (äußere Werte) und Werten, die auf Werterfahrungen
beruhen, die sich aufgrund von verarbeiteten Erlebnissen im Gefühl verankert haben (innere
Werte wie z. B. Freundschaft, Liebe, Gerechtigkeit, Lust, Glück, Wohlbehagen, Harmonie,
Bescheidenheit, Pflichterfüllung, Härte, Tapferkeit im Kampf, Disziplin).
Man kann ferner zwischen materiellen Werten und immateriellen Werten unterscheiden.
Werte sind die konstitutiven Elemente der Kultur, sie definieren Sinn und Bedeutung
innerhalb eines Sozialsystems (Gruppe, Gesellschaft etc.)
Werte können persönliche Werte (z. B. Taktgefühl, Vertrauenswürdigkeit, also was man an
jemandem schätzt), materielle Werte (z. B. Geld, Macht, Eigentum), geistige Werte
(Weisheit), religiöse Werte (Glaubensfestigkeit) oder sittliche Werte (Treue) sein. Werden
persönliche und/ oder innere Werte praktisch umgesetzt, äußern sie sich als Tugend.
Es ist durchaus möglich, dass anderen die gleichen „Werte“ unwert, abscheulich,
verfolgenswürdig oder verächtlich vorkommen. Warum und wie so oder anders bewertet
wird, bearbeiten die Sozialwissenschaften; wozu Werte dienen und welche Seinsweise sie
besitzen z. B. objektiv oder subjektiv, individuell oder allgemeingültig, durch Gefühle
bedingt oder als objektive Wertqualitäten , ist Gegenstand der Philosophie (vgl.
Werttheorie).
Vertreter der Wertphilosophie sind der Ansicht, dass die Wertfrage bereits seit den Anfängen
des philosophischen Denkens der Frage nach dem Charakter und der Seinsweise der Werte
gestellt worden sei, so vor allem in der Güterethik des Aristoteles.[1] Die antike Güterethik
aristotelischen Ursprungs wurde auch in der Theologie aufgegriffen und im Rahmen der
Moraltheologie weitergeführt. Aber erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts wird der Begriff des
Werts bei Hermann Lotze ein eigentlich philosophischer Begriff. Maßgebliche Bedeutung
erhält der Begriff im Ansatz der materialen Wertethik von Max Scheler in den Jahren 1913
bis 1916. Scheler hat seine Wertethik ausdrücklich von der traditionellen Güterethik
abgegrenzt.
Bochenski unterschied 1959 drei Gruppen immaterieller Werte, die man durch sein Verhalten
verwirklichen kann: die moralischen, die ästhetischen und die religiösen. Die moralischen
Werte sind Forderung zur Tat; sie enthalten das Tun-Sollen. Die ästhetischen Werte enthalten
das Sein-Sollen. Die religiösen Werte als Verbindung moralischer und ästhetischer Werte
berücksichtigen auch das Nicht-Sein-Sollen und das Nicht-Tun-Sollen und geben es in Form
der Sünde an.
Welche Werte als wichtig angesehen werden können, und was überhaupt von wert ist, ist
keine empirische Frage und daher stets umstritten. Mit der Frage nach dem ontologischen
Status von Werten beschäftigt sich in der Philosophie die Axiologie.
200
Psychologie
Der Wertbegriff wurde in der Psychologie „großzügig“ gehandhabt und „vielfach nur im
Sinne der Umgangssprache“[4] gebraucht. Es war auch üblich, den in philosophischer
Sichtweise eingesetzten Begriff aufgrund der Ergebnisse psychologischer Forschung zu
erklären und zu variieren.[5] Er erhielt allerdings seit den sechziger Jahren des 20.
Jahrhunderts aufgrund von Untersuchungen (z. B. Lewin, Hull, Tolman, Morris; Krech,
Crutchfield, Taylor) eine definitorische Zweideutigkeit, „nach zwei Richtungen hin“ (Rolf
Oerter) : 1. Werte als den Dingen oder Lebewesen eigene Bezugspunkte wirken anziehend
oder abstoßend. 2. Ein mit der Kultur vermittelter Wert dient als „Richtlinie“ dem Menschen
zum Verständnis bzw. zur Erkenntnis der Welt und wird in Folge dessen bei der Planung des
Verhaltens zur Prämisse. Als hypothetisches Konstrukt einer Individuum-Welt-Beziehung
wird der Wert entweder als Komplex von Wirkungsfaktoren der Welt auf das Lebewesen
wahrgenommen oder im motivationalen Konzept des Individuums als Zielentwurf oder
Korrektiv zur Gestaltung der Welt verwendet. Überwiegend war jedoch der Wertbegriff als
dynamisches Konzept in der Literatur zu finden. In diesem, auf eine breitere Basis
psychologischer Untersuchungen gestellten „Wertkonzept“ wurden die handlungsorientierten
Bedeutungen der im deutschsprachigen Raum beschriebenen Begriffe „Werterleben“ und
„Wertverwirklichung“ wiedergefunden.
Soziale Normen
Aus Werten (z. B. dem Wert der Achtung des Eigentums) lassen sich soziale Normen
(konkrete Vorschriften für das soziale Handeln) ableiten z. B. „Wer eine fremde bewegliche
Sache, in der Absicht, sie sich anzueignen, wegnimmt …“. Allerdings gehen historisch
konkrete Gebote wie „Du sollst nicht stehlen!“ oft ihren Wert-Abstraktionen voraus. Werte
sind ein zentraler Bestandteil vieler Verhaltensvorschriften, jedoch sind sie nicht selber
Verhaltensvorschriften. Werte sind attraktiv, während Normen restriktiven Charakter haben.
„Die Norm sagt, was in einer Situation notwendig und allgemeingültig geschehen soll.“ Eine
bestimmte Art der Verknüpfung von Handlungsbedingungen in einer Situation mündet in den
Anspruch einer Forderung zum Tun. Wie verhält sich die soziale Norm bezogen auf die
geistigen Dispositionen des Wollens? Zu den Normen gehört die Idealität. Ihnen liegen
Entwürfe zugrunde, die als ideale Möglichkeiten im Geist beim Aufbau eines
Lebenskonzeptes vorbereitet werden. Bezugspunkt dieser Normen ist „eindeutig der Wert als
Kategorie der Selektion“. Die Befolgung der Normen „wird durch die negativen
Konsequenzen ihrer Nichtbefolgung“ lanciert. „Die Normen des sozialen Umgangs verleihen
den Verhaltensweisen Ordnung. Sie fungieren als Gruppenstabilisatoren.“ Mit
gesellschaftspolitischem Blick bezieht sich Habermas 2004 wie selbstverständlich auf die
Orientierung des Bürgers am Normativen; er verwendet für diese ethische Disposition den
Begriff „Normbewusstsein“.
Wertewandel
Werte werden i. d. R. über die Sozialisation an nachfolgende Generationen weiter gegeben.
Dies geschieht nicht vollständig, so lässt sich beispielsweise in den westlichen
Industriegesellschaften innerhalb der letzten Jahrzehnte ein Wertewandel beobachten. Die
Ursachen für den Wertewandel sind vielfältig (veränderte Umweltbedingungen,
Konflikthaltung gegenüber anderen Generationen etc.). Werte unterscheiden sich von
Einstellungen darin, dass Werte stabiler sind.
201
Die Weitergabe materieller Werte regelt das Vertrags- und Erbrecht (inter vivos, „unter
Lebenden“ bzw. mortis causa „Todes halber“).
Wertekonflikte
Das System aller Werte ist scheinbar nicht widerspruchsfrei bzw. einzelne Werte scheinen mit
bestimmten anderen Werten in einem Konkurrenzverhältnis zu stehen. So wird gelegentlich
postuliert, dass der Wert des Wohlstands im Konflikt mit dem Wert der Nachhaltigkeit oder
der Wert der individuellen Freiheit mit anderen Werten (etwa der Gleichheit) steht.
Eine differenziertere Betrachtung ergibt allerdings auch hier ein entsprechend
differenzierteres Bild. So werden bei solchen Debatten oft verschiedene Zeit- und
Abstraktionsebenen vermischt. Im obigen Beispiel etwa steht der Wert des Wohlstands nur
kurzfristig im Konflikt mit dem Wert der Nachhaltigkeit; langfristig kann ohne Nachhaltigkeit
auch kein Wohlstand generiert werden. Auch die Freiheit steht im Grunde nicht im Gegensatz
zu anderen Werten, sondern mit anderen Freiheiten (bzw. der Freiheit anderer).
Andererseits können in konkreten Situationen jedoch Werte miteinander in Konflikt treten,
die abstrakt gesehen durchaus vereinbar scheinen. Es ist dann nicht möglich, sich so zu
verhalten, dass man allen Werten gleichzeitig gerecht wird. Jedoch werden auch nicht alle
Werte als gleichrangig angesehen, so dass auch in solchen Fällen meist eine mehr oder
weniger klare Orientierung gegeben ist. Die jeweilige Gewichtung eines Wertes ist im
Einzelfall sowohl situations- als auch kulturabhängig. Aber auch hier ist zu prüfen, ob es sich
tatsächlich um eine Kollision von (abstrakt-generellen) Werten an sich, oder vielmehr nicht
doch um einen (konkret-individuellen) normativen Zielkonflikt („Pflichtenkollision“) handelt
(vgl. hierzu etwa die von Max Weber geprägte Unterscheidung zwischen Verantwortungs-
und Gesinnungsethik).
Universelle Werte
In den 1980er Jahren hatte der Psychologe Shalom H. Schwartz die Frage aufgeworfen, ob es
so etwas wie universelle Werte gibt. Er entwarf ein Wertemodell und postulierte eine Anzahl
von Werten, die alle Menschen in unterschiedlichen Ausprägungen gemeinsam haben
müssten. Seine Theorie ging davon aus, dass Werte von folgenden Termini bestimmt würden:
A) Zielzustand vs. Verhalten: terminale und instrumentelle Werte;
B) Interesse: kollektive, individualistische und gemischte Werte;
C) Aktivationstypen: 3 universelle Forderungen von Werten an die menschliche
Existenz:
o 1. Biologische Bedürfnisse
o 2. Voraussetzungen für soziale Interaktionen
o 3. Überleben und Wohlergehen der Gruppe
Sein Modell umfasste 10 Wertegruppen:
1. Self-Direction (Selbstbestimmung)
2. Stimulation (Anregung, Ansporn)
3. Hedonism (Suche nach Glück und Genuss)
4. Achievement (Erfolg, das Erreichte)
5. Power (Macht, Kraft)
6. Security (genauer: Safety, Sicherheit, Schutz)
202
7. Conformity (Gruppenzusammengehörigkeit und Gruppendruck)
8. Tradition
9. Benevolence (Wohlwollen, guter Wille)
10. Universalism (weltweite Gültigkeit)
Dann führte er zu diesem Modell eine extrem aufwändige Studie mit 20 teilnehmenden
Ländern überall auf der Welt durch und konnte diese zehn Wertegruppen bei jeder Nation,
Kultur und Sprache nachweisen. Es gibt also bestimmte Werte, die universelle Bedeutung
haben und die Menschen der ganzen Welt gemeinsam haben. Einschränkend lässt sich zu
Schwartz’ Konzept anmerken: Solche Untersuchungen stellen allerdings nur faktische
Wertvorstellungen fest, beinhalten jedoch keine echte Allgemeingültigkeit, bzw. Objektivität,
sondern allenfalls Tendenzen, da einzelne Individuen immer anders bewerten können und dies
in der Praxis auch geschieht. Solche Relativität der Werte, Bewertungen und Werterfahrungen
leitet sich daraus ab, dass das eigentliche „Wertvollsein“ ein subjektiver Faktor ist, der
letztlich auf Urteilen und Fühlen beruht. Gefühle sind jedoch „kontingent“, d. h. sie gehören
nicht notwendig zu den Wertobjekten, mit denen sie wahrgenommen werden (vgl. Wert,
Werttheorie, Emotion, Emotionale Intelligenz).
Mit dem andersartigen Konzept einer möglichst umfangreichen Minimalsynthese arbeitete das
InterAction Council; 1997 konnte es von politischen Prämissen und einer
Bestandsaufnahme weltanschaulicher und religiöser Ideale ausgehend - ethische Optionen für
den Alltag der Menschen vorschlagen. Diese Expertengruppe aus renommierten Politikern,
Sozialwissenschaftlern und Vertretern weltweiter Religionsgemeinschaften legte den
Vereinten Nationen und der Weltöffentlichkeit eine „Allgemeine Erklärung der
Menschenpflichten“ als Ergänzung zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vor.
Dieser Erklärung liegen Wertvorstellungen zu Grunde, die ein Weltethos in der Bedeutung
einer globalen Basisvereinbarung über gemeinsame ethische Werte, Maßstäbe und Haltungen
zum Ziel haben. Danach gehöre es beispielsweise zur Pflicht des menschenfreundlichen
Handelns, sich
friedlich zu verhalten,
andere Menschen verständnisvoll zu behandeln und
hilfsbereit zu sein.
Andere Wertvorstellungen der vorgeschlagenen Menschenpflichten sind:
Akzeptanz der individuellen Gewissensentscheidung
Lebensgestaltung in Wahrhaftigkeit und Toleranz
Gleichwertigkeit von Mann und Frau
Partnerschaft in der Ehe
Ehrfurcht vor dem Leben (von Menschen, Tieren und Pflanzen)
gerechtes und faires Verhalten, das auch einen angemessenen Umgang mit Eigentum
betrifft
absolute Unverletzlichkeit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
Durchsetzung von Werten
Problematisch ist auch, wie man die allgemein anerkannten Werte durchsetzt. Aus
egoistischer Sicht ist es manchmal vorteilhafter, sich nicht an soziale Normen zu halten,
insbesondere dann, wenn man eine gute Chance hat, nicht erwischt zu werden. Deswegen
muss eine Gesellschaft ein Sanktionssystem aufbauen, damit aus Werten abgeleitete Normen
203
möglichst gut von allen eingehalten werden. Ist dieser Druck zu groß, beschneidet man
allerdings wieder die individuelle Freiheit des Einzelnen.
Werte im Wirtschaftsleben
Das Thema Werte hat in den letzten Jahren auch in der ökonomischen Diskussion speziell
auf betrieblicher Ebene eine zunehmende (und neue) Beachtung gefunden. Diskutiert wird
insbesondere über das Verhältnis von materiellen und immateriellen Werten in einer
wissensbasierten Ökonomie und deren Bewertung (Stichworte u. a.: Nachhaltigkeit, soziale
Verantwortung, Wertemanagement, werteorientierte Personalführung, wertebalancierte
Unternehmensführung).
Werte aus Sicht der Wirtschaftsethik
Der Wirtschaftsethiker Karl Homann definiert Werte als „formalisierte Zusammenfassungen
bisheriger Erfahrungen mit menschlichem Wollen. […] Werte stellen den Versuch dar, bisher
gemachte persönliche und mehr noch kollektive Erfahrungen in einer verallgemeinerten, oft
systematisierten Weise so gegenwärtig zu halten, dass sie für die Lösung konkreter Probleme
als Orientierungshilfe dienen können. […] Werte sind das aus der Tradition erwachsene
Arsenal von Beurteilungsgesichtspunkten für menschliches Handeln und speziell für die darin
eingelagerte Komponente des menschlichen Wollens. […] Werte […] haben grundsätzlich
hypothetischen Charakter. […] Wie die Anwendung einer empirischen Hypothese auf
konkrete Erscheinungen diese Erscheinungen erklären soll und darin zugleich die Hypothese
überprüft, so soll die Heranziehung von Werten in Entscheidungen eine Lösung des konkreten
Problems liefern und überprüft zugleich die herangezogenen Werte auf ihre
Leistungsfähigkeit. Die dogmatische Vorstellung der sakrosankten Werte-Welt ist damit
endgültig zerstört.“
Etwas leichter verständlich schreibt der Wirtschaftsethiker Bernd Noll: „In Werten
dokumentiert sich das, was ein Individuum, eine Gruppe oder eine Gesellschaft als
wünschenswert ansieht. Werte sind folglich Auffassungen über die Wirklichkeit, genauer:
über die Qualität der Wirklichkeit. Sie beeinflussen damit die Auswahl unter möglichen
Handlungszielen, Mitteln und Handlungsweisen.“
204
SELSBT
Selbst ist ein uneinheitlich verwendeter Begriff mit psychologischen, soziologischen,
philosophischen und theologischen Bedeutungsvarianten. Im introspektiven Sinn, also
inbezug auf die Empfindung, ein einheitliches, konsistent fühlendes, denkendes und
handelndes Wesen zu sein, dient er zur Reflexion, Verstärkung und Betonung des Begriffs
Ich.
Selbst als psychologischer Begriff
William James unterschied das erkennende Selbst (self as knower, I, pure ego) vom erkannten
Selbst (self as known, me, empirical ego). In dieser Tradition unterscheidet die Psychologie
das (dem empirischen Ego entsprechende) Selbstkonzept, also die Antwort auf die Frage
„Wer bin ich?“, vom Nachdenken über sich selbst, der Selbstaufmerksamkeit (self-
awareness). Gemeinsam erzeugen sie das Gefühl einer Ich-Identität. Im Anschluss an James
hat der Soziologe Charles Cooley das Konzept des Looking-glass self entwickelt.
Selbstkonzept
Das Selbstkonzept ist das hauptsächlich auf Erinnerungen beruhende Wissen, wer ich bin. Als
empirisches Destillat unterliegt es in der Lebenszeit erheblichen Veränderungen. Wie der
sogenannte Spiegeltest zeigt, beginnen Kinder im Alter von etwa zwei Jahren mit der
Entwicklung eines Selbstkonzeptes. Anfangs besteht es aus konkreten, beobachtbaren
Eigenschaften wie Alter, Geschlecht, Haarfarbe usw. Im Laufe des Lebens kommen immer
mehr Gedanken, Gefühle und abstrakte Konstrukte (Temperament, Nationalität, Religion
usw.) dazu. William James unterscheidet materielle Anteile (mein Körper, meine Familie,
meine Besitztümer usw.), soziale Anteile (die verschiedenen sozialen Rollen) und spirituelle
Anteile (Einstellungen, moralische Urteile usw.). Eine andere Kategorisierung nimmt Sigrun-
Heide Filipp vor, die deskriptive (Faktenwissen über die eigene Person wie „Ich habe einen
Sohn“) von evaluativen (Bewertungen über eigene Eigenschaften wie „Ich bin eine gute
Mutter“) Elementen trennt.
Informationsquellen für das Wissen über sich selbst findet der Mensch
1. in der Beobachtung des eigenen Verhaltens (sog. reflexive Prädikatenzuweisung; s.
Daryl J. Bems Selbstwahrnehmungstheorie)
2. in der Bewertung des eigenes Verhaltens (sog. ideationale Prädikatenzuweisung)
3. in Äußerungen von Mitmenschen (sog. direkte Prädikatenzuweisung)
4. in der Deutung der Reaktionen von Mitmenschen (sog. indirekte
Prädikatenzuweisung)
5. im Vergleich mit Mitmenschen (sog. komparative Prädikatenzuweisung)
Selbstaufmerksamkeit
Die Aufmerksamkeit auf das eigene Selbst zu richten wird normalerweise vermieden, da der
Vergleich des realen Selbst mit einem idealen Selbst unweigerlich zum unangenehmen Gefühl
der kognitiven Dissonanz führt. Dennoch trägt die Selbstaufmerksamkeit zu der Empfindung
einer konstanten Identität bei (vgl. Karl Jaspers Subjekt-Objekt-Spaltung).
205
Ordnungsfunktion
Häufige oder besonders intensive, also prägende, Erfahrungen formieren sich zu Schemata,
die beeinflussen, was wir wahrnehmen, wie wir darüber denken und woran wir uns erinnern.
Das gilt auch für Selbst-Schemata. So werden Adjektive, die mit dem Selbstkonzept
übereinstimmen, besser erinnert und schneller verarbeitet als widersprechende Adjektive (der
sogenannte Self-Reference-Effekt). Allerdings führt die Vermeidung von
Selbstaufmerksamkeit dazu, dass uns häufig stabile Schemata über unsere eigene
Persönlichkeitseigenschaften fehlen.
Selbstwertgefühl
Selbstwertgefühl ist die subjektive Bewertung und Wahrnehmung der eigenen Person. Heute
nimmt man eine hierarchische Gliederung an: Zum einen existiert ein generelles,
übergeordnetes Selbstwertgefühl, zum anderen eine Reihe bereichspezifischer,
untergeordneter und voneinander unabhängiger Selbstwerteinschätzungen. Einige Autoren
fanden in Untersuchungen mittels Faktorenanalyse ein intellektuelles, ein emotionales, ein
physisches und ein soziales Selbstwertgefühl. Andere konstatierten bei Kindergartenkindern
soziales, kognitives und sportliches Selbstwertgefühl. Untersuchungen zeigen, dass die
bereichsspezifischen Selbstwerte zeitlich stabiler und resistenter gegenüber momentanen
Stimmungen und situativen Einflüssen sind, als das zeitlich weniger stabile generelle
Selbstwertgefühl.
GRUPPENDYNAMIK
Der Begriff Gruppendynamik steht für:
1. Muster, in denen Vorgänge und Abläufe in einer Gruppe von Menschen erfolgen,
2. eine Methode, die gruppendynamische Vorgänge beeinflusst und erfahrbar macht,
3. die wissenschaftliche Disziplin, die diese Muster und Methoden erforscht.
Prozess
Der Prozess einer Gruppe umfasst die gesamte Entwicklung der Gruppe, die klassischen
Phasen, die Verteilung der Rollen, die Bestimmung der Ziele und Aufgaben, die Bildung der
Normen und Regeln, die Gestaltung der Kultur, die Verteilung von Macht, die Aufnahme
neuer Mitglieder, der Umgang mit Dritten und anderen Gruppen. Jedes aktive Handeln in der
Gruppe gehört zum Prozess und ist dynamisch.
Phasen
Jede Gruppe entwickelt sich in Phasen, deren Abfolge immer ähnlich verläuft.
Bennis beschreibt drei Phasen:
Dependenz Abhängigkeit,
Konterdependenz Gegenabhängigkeit/Trotz,
Interdependenz reifes Miteinander.
206
Dependenz
1. Dependenz - Flucht
Hier geht es um die Abwehr von Angst. Äußerlich scheint die Gruppe nach einem
gemeinsamen Ziel zu suchen, man ordnet sich bereitwillig der Autorität der Trainer
unter und versucht deren Erwartungen zu erfüllen. Erfahrene Teilnehmer
beanspruchen Führungsaufgaben, werden aber von anderen immer wieder sabotiert.
2. Konterdependenz - Kampf
Hier geht es um die Macht. Die Macht der Trainer wird infrage gestellt, viel
Diskussion über die Struktur, die Gruppe spaltet sich oft in zwei Teile, die einen
versuchen Ordnung in das Chaos zu bringen, die anderen widersetzen sich.
3. Lösung (Katharsis)
Inhalte und Themen werden zunehmend beachtet, Beziehungen werden geklärt und
Erkenntnisse gewonnen, zwischen den Subgruppen bilden sich Kooperationen, die
Gruppe einigt sich auf ein Ziel, Regeln werden aufgestellt.
Interdependenz
4. Harmonie - Flucht
Die Gruppe flüchtet in Harmonie und Solidarität, die Gruppengeschichte wird
idealisiert, intensive Arbeit aller am gemeinsam gewählten Programm, Einigkeit über
Rollen und Aufgaben, Abgrenzung nach außen.
5. Entzauberung - Kampf
Konflikt zwischen persönlichen Wünschen und Gruppendruck, Infragestellung der
Ziele und Regeln, Misstrauen untereinander, Spaltung in zwei Subgruppen,
Machtkampf, viele Störungen.
6. Konsensbildung
Gruppe wird arbeitsfähig, Rollen werden geklärt, Normen und Regeln werden flexibel
und konstruktiv eingesetzt, Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und
umgesetzt, Gruppenkultur bildet sich, Kontakt und Zusammenarbeit mit anderen
Gruppen.
Rollen
In jeder Gruppe gibt es charakteristische Rollen. Raoul Schindler nannte sie:
Alpha (der Anführer),
Beta (die Spezialisten),
Gamma (die Arbeiter),
Omega (der Sündenbock).
Manche Rollen werden immer besetzt. Wenn beispielsweise der Sündenbock ausgeschlossen
wird, tritt ein anderes Gruppenmitglied an dessen Stelle. Dies gilt nicht für die Spezialisten
(Beta). Diese Rolle muss in einer Gruppe nicht unbedingt besetzt sein.
Daneben gibt es noch weitere Rollen, die bestimmte Funktionen im Gruppenprozess erfüllen.
Bekannt sind: der "Klassenkasper", der "Intrigant", der "Mitläufer", der "Beliebte". Solche
Rollen werden im Gruppenprozess einzelnen Mitgliedern zugewiesen, sie haben erst in
zweiter Linie auch mit den Persönlichkeitseigenschaften der Rollenträger zu tun.
207
GRUPPENZWANG
Gruppenzwang (auch Gruppen- oder Konformitätsdruck, engl. unter anderem Peer pressure)
ist Auslöser für eine Veränderung des Verhaltens oder der Einstellung von Personen innerhalb
einer überstimmenden Gruppe. Häufig zeigt die Person betreffende Verhaltensweisen nur
innerhalb der Gruppe.
Normativer Einfluss
Personen verhalten sich konform mit Gruppen, da sie bei anderen einen erwünschten
Eindruck hinterlassen wollen. Viele Menschen fühlen sich unwohl oder unsicher, wenn sie
andere Meinungen als die der Gruppenmehrheit vertreten. Sie meinen, damit bei anderen
Gruppenmitgliedern Antipathie und Abneigung hervorzurufen. Der normative Einfluss
bedeutet also, dass Personen sich konform verhalten, um von anderen Menschen als
sympathisch beurteilt zu werden. Auch die Gesellschaft kann man als Gruppe sehen, die
versucht, Abweicher zu integrieren, um sich nützliche Mitglieder zu formen (siehe
Normativer sozialer Einfluss).
Informativer Einfluss
Wenn Menschen in bestimmten Situationen keine vollständigen Informationen zur Verfügung
stehen, können andere Individuen als Informationsquelle dienen. Die Konformität kommt also
dadurch zustande, dass man eine persönliche Unsicherheit beseitigen möchte, indem man sich
auf die Meinung der Mehrheit verlässt und diese unter Umständen auch annimmt. Je
schwieriger (oder unklarer) eine Situation ist, desto stärker ist auch die gezeigte Konformität
(siehe Informativer sozialer Einfluss).
Situation
Wenn die Gruppe in einer schwierigen und hoffnungslosen Situation ist, niemand der Gruppe
von außen hilft und keine objektiven Informationen vorliegen, wird der Konformitätsdruck
erhöht.
Persönlichkeit
Wenn man ein hohes Bedürfnis nach Bestätigung und Gewissheit, sowie ein geringes
Selbstwertgefühl hat, erhöht sich der Konformitätsdruck ebenfalls. Man fühlt sich in einer
Gruppe gegenüber Außenstehenden stärker und besser.
Gruppe
Ein starkes Solidaritätsgefühl, die Zugehörigkeit zu einer Randgruppe, eine Rangordnung und
hohe Meinungsübereinstimmung innerhalb einer Gruppe erhöhen den Konformitätsdruck. Je
mehr dieser Faktoren zutreffen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Anpassung an die
Gruppe.
208
SCHWARMVERHALTEN
Der Begriff Schwarmverhalten bezeichnet das Verhalten von Fischen, Vögeln, Insekten und
anderen Tieren, sich zu Aggregationen von Individuen meist gleicher Art und Größe
zusammenzuschließen. Oft bewegen sie sich gemeinsam in eine Richtung. Es können sich
jedoch auch Mischschwärme aus Tieren unterschiedlicher Arten und Größe bilden. Vorteile
der Schwarmbildung ergeben sich bei der Nahrungssuche und im Schutz vor möglichen
Fressfeinden, z. B. durch kollektive Wachsamkeit. Typische Schwarmtiere sind
beispielsweise Heringe, Stare und Wanderheuschrecken. Die physiologische Basis, die es den
Individuen eines Schwarm ermöglicht, sich in der beobachtbaren Synchronizität zu bewegen,
wird in den Spiegelneuronen vermutet.
Bei Landsäugetieren spricht man bei ähnlichem Verhalten von einer Herde, bei höheren
Geschwindigkeiten von einer Stampede
Interessante Ergebnisse brachten Computersimulationen von Schwärmen, die 1986 von Craig
Reynolds zum ersten Mal wirklich modelliert wurden. Das Prinzip basiert auf drei Regeln, die
die einzelnen Agenten (Individuen / Boids) beachten:
1. Bewege dich in Richtung des Mittelpunkts derer, die du in deinem Umfeld siehst
(Kohäsion).
2. Bewege dich weg, sobald dir jemand zu nahe kommt (Separation).
3. Bewege dich in etwa in dieselbe Richtung wie deine Nachbarn (Alignment).
Als Folge dieser Regeln auf Individuenebene ergibt sich eine Gesamtstruktur, nämlich der
Schwarm. Man spricht von Emergenz.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern der Universität Leeds um Jens Krause erforschte, dass ein
strukturelles Gedächtnis in Fisch- und Vogelschwärmen dafür sorgt, dass auf eine spezielle
Schwarmformation immer eine ganz bestimmte nächste folgt. So ordnen sie sich zunächst in
einen ungeordnet chaotischen Schwarm wie bei Mückenschwärmen und bilden als nächstes
einen Torus.
Der Physiker und Vogelforscher Andrea Cavagna aus Rom stellte in einem EU-
Forschungsprojekt fest, dass Vögel sich an den sieben Nachbarvögeln ausrichten, was der
höchsten Zahl entspricht, die Vögel unterscheiden können. Generell halten sie mindestens
eine Flügelspanne Abstand zueinander. Bei Richtungsänderungen des Schwarms reagiert
nicht unbedingt die Schwarmspitze, jedes Individuum kann eine Richtungsänderung
hervorrufen und der ganze Schwarm organisiert sich hierdurch um. Bei Annäherung
von Greifvögeln verdichtet sich der Schwarm, um das anvisieren eines Individuums zu
erschweren. Manchmal wird sogar der Greifvogel vom Schwarm so eingeschlossen, das
dieser sich flugunfähig abfallen lassen muss. Stört ein Greifvogel den schwarmauflösenden
Anflug zum Schlafplatz, steigt der Schwarm wieder auf, oft bis zum Einsetzen der
Dunkelheit.
Viele Arten von Zugvögeln fliegen allerdings nicht in Schwärmen, sondern in V-förmigen
Zügen oder, wie zum Beispiel die Kraniche, auch in langen Ketten schräg hinter einander.
Computermodelle für Schwarmverhalten waren lange Zeit daran gescheitert, solche V-
Formationen aus einem Schwarm zufällig angeordneter, vom Boden auffliegender Tiere zu
berechnen. Valmir Barbosa und Andre Nathan (Universidade Federal do Rio de Janeiro)
209
berichteten im Frühjahr 2007, das Problem gelöst zu haben: Durch die Kombination von bloß
zwei Vorgaben für jedes Tier:
1. Nutze den Auftrieb, den der Flügelschlag eines vor dir fliegenden Vogels verursacht.
2. Nimm dabei eine Position ein, von der aus du ungestört nach vorn blicken kannst.
Diese Modellrechnungen gingen von Schwärmen mit bis zu 35 Tieren aus, und egal, wie
diese Tiere zunächst angeordnet wurden: Immer entstand schließlich eine ordentliche
Formation.
Typen der Weisheit der Vielen
Surowiecki unterteilt Entscheidungen in drei Hauptgruppen auf, die er als Problemfelder
klassifiziert:
Kognition: Dieses Problemfeld umfasst Entscheidungen, bei denen es eine konkrete
Lösung gibt, die durch den Einsatz der kognitiven Fähigkeiten erkannt werden kann.
Surowiecki argumentiert, dass dies einer Gruppe viel genauer, schneller und
unabhängiger von politischen Kräften gelingen könne als Experten oder
Expertengruppen.
Koordination: Koordination von Verhalten enthält die Optimierung der Nutzung eines
Restaurants oder unfallfrei zu fahren. Das Buch enthält viele Beispiele aus der
experimentellen Ökonomie, dieser Abschnitt beruht aber mehr auf natürlich
vorkommenden Phänomenen, wie Fußgänger, die die Gehweg-Benutzung optimieren
oder die Auslastung populärer Restaurants. Er untersucht, wie geteilte
Überzeugungen/Normen innerhalb einer Kultur erstaunlich genaue Voraussagen über
die Reaktionen anderer Mitglieder dieser Kultur erlauben.
Kooperation: Wie Gruppen von Menschen ein Vertrauensnetzwerk aufbauen können,
ohne dafür eine zentrale Kontrolle über ihr Verhalten oder eine direkte Durchsetzung
der Regeln zu benötigen. Dieser Abschnitt spricht sich besonders für einen freien
Markt aus.
Elemente der Gründung der Weisheit der Vielen
Nicht alle Gruppen sind weise. Beispiele für solche Überlegungen sind zum Beispiel
aufgebrachte Menschenmengen oder Investoren an der Börse nach einem Börsenboom oder
crash. Untersuchungen sind dahingehend nötig um mehr Beispiele für fehlerhafte
Gruppenintelligenz aufzudecken und zu vermeiden. Welche Schlüsselkriterien gibt es, eine
weise Gruppe von einer irrationalen zu unterscheiden?
1. Meinungsvielfalt: Jeder Mensch besitzt unterschiedliche Informationen über einen
Sachverhalt, so dass es immer zu individuellen Interpretationen eines Sachverhaltes
kommen kann.
2. Unabhängigkeit: Die Meinung des Einzelnen ist nicht festgelegt durch die Ansicht der
Gruppe.
3. Dezentralisierung: Hier steht die Spezialisierung im Mittelpunkt des Fokus, um das
Wissen des Einzelnen anzuwenden.
4. Aggregation: Es sind Mechanismen vorhanden, um aus Einzelmeinungen eine
Gruppenmeinung zu bilden.
210
Fehler kollektiver Intelligenz
Surowiecki untersuchte Situationen, in denen die Gruppe einen sehr schlechten Ruf aufbaute
und argumentierte, dass in diesen Situationen das Wissen oder die Zusammenarbeit fehlerhaft
sei. Dies geschah seiner Ansicht nach dadurch, dass die Gruppenmitglieder zu sehr auf die
Ansichten anderer Menschen hörten und ihnen nacheiferten, statt sich selbst ein Bild über die
Situation zu machen und zu differenzieren. Er nennt verschiedene Details von Experimenten,
wonach die Gruppengewohnheiten durch einen ausgewählten Sprecher bekannt werden. Er
behauptet obendrein, dass der Hauptgrund für die intellektuelle Konformität einer Gruppe
hauptsächlich darin besteht, systematische Fehlentscheidungen zu treffen.
Wenn die entscheidende Instanz nicht in der Lage ist, die Gruppe zu akzeptieren, so führe das
laut Surowieckis Aussagen dazu, dass das Personenrecht und das Recht zur Selbstinformation
verloren gehen. Die Zusammenarbeit in der Gruppe kann auf diese Weise nur so gut,
beziehungsweise eher schlechter als besser sein, als das klügste Mitglied (Die Möglichkeit
besteht dem Anschein nach). Detaillierte Fallbeispiele schließen folgende Fehler ein:
1. Zentralismus: Das Unglück der Weltraumfähre Columbia, dessen Verschulden sich
auf die bürokratische Hierarchie des NASA-Managements verschob, da es nichts von
den Warnungen der Ingenieure gewusst haben will.
2. Meinungsunterschiede: Beispiel: Die US-amerikanische Gemeinschaft konnte das
Attentat des 11. September 2001 nicht verhindern, da Informationen von einer
Unterbehörde vermutlich nicht an eine andere weitergeleitet worden sind. Laut
Surowiecki arbeiten Gruppen am besten, wenn sie sich ihre Arbeit selbst aussuchen
und sich selbst Informationen, die sie benötigen, besorgen (in diesem Fall IQ-
Forscher). Die Isolation des SARS-Virus dient als Beispiel für die Unmöglichkeit der
Koordination von Forschung. Er legt die Isolation des Virus als ein Beispiel für den
freien Datenfluss zur Koordinierung von Forschung, durch Labore rund um die Welt
ohne einen zentralen Kontrollpunkt aus.
3. Ambivalenz: Wo Übergänge sichtbar werden und verlangsamt dargestellt werden,
kann es zu einer Informationsflut kommen, welche die entscheidenden Individuen,
unter der Berücksichtigung der getroffenen Wahl nicht bemerken: Vorausgesetzt dies
geschieht, fällt es dem Einzelnen leichter, sein Benehmen auf die Gruppe
abzustimmen, da er das Benehmen der Gruppe leicht kopieren kann.
211
GRUPPENPROZESS
Ein Gruppenprozess ist eine Kette aufeinander folgender Schritte, die auf Teams bezogen
sind. Deshalb wird auch vom Teamprozess gesprochen. Als Arten der Gruppenprozesse sind
soziale und wirtschaftliche Gruppenprozesse zu unterscheiden, die einen
Untersuchungsgegenstand der Organisationspsychologie darstellen.
Die Abgrenzung eines sozialen Gruppenprozesses von der Gruppendynamik ist nicht ganz
einfach. Das Wort „Prozess“ beschreibt ein Aufeinanderfolgen von Zuständen, die abhängig
sind von den gegebenen Bedingungen und den wirkenden Einflüssen. Der Begriff Dynamik
hingegen bezeichnet eine Kraft, die wirkt und eine Veränderung oder zumindest eine
Umgestaltung des Ausgangszustandes hervorbringt. Demzufolge beschreibt das Wort
Gruppenprozess die Entwicklung einer Gruppe, abhängig von den Rahmenbedingungen und
sonstigen Gegebenheiten.
Der wirtschaftliche Gruppenprozess grenzt sich vom Bereichsprozess (z. B. Prozess in einer
Abteilung) und vom Gesamtprozess ab, der ein gesamtes Unternehmen betrifft
Bedingungen und Einflüsse sozialer Gruppenprozesse
Der größte Faktor, der z. B. auf eine lernende Gruppe einwirkt, ist die Leitung der Gruppe.
Diese ist beispielsweise für die Organisation der Arbeitsmittel zuständig. Der Bogen erstreckt
sich dabei von funktionierenden Stiften und Papier für jedes Gruppenmitglied bis zum
Beamer und der Technik allgemein. Weiterhin besteht eine wichtige Aufgabe der
Gruppenleitung in der Wahrnehmung der einzelnen Teilnehmer. So sind die eher stillen
Vertreter zu ermuntern und die Vorlauten ein wenig zu bremsen (vgl. Teamführung).
Allgemein sollten alle Gruppenmitglieder eine gleiche Chance auf Einbringung haben, was
durch die Leitung zu steuern und zu kontrollieren ist.
Auch die Ermöglichung der Zusammenarbeit und des Austausches der einzelnen Teilnehmer
untereinander, die folglich zu einer Gruppe zusammenwachsen können, ist durch die Leitung
zu fördern. So dienen beispielsweise Kennenlernspiele der schnellen Kontaktaufnahme zu
Beginn eines Seminars und helfen, Grenzen und Hemmschwellen zu überwinden.
Unterschiedliche Methoden ermöglichen eine sinnvolle und abwechslungsreiche Arbeit in der
Gruppe.
Dem(der) Gruppenleiter(in) obliegt es, im richtigen Moment die richtige Methode
anzuwenden und damit den Prozess entsprechend steuern zu können. Dafür sind eine
fundierte Kenntnis und ein breites Repertoire an Arbeitsweisen grundlegend und unabdingbar.
Ebenso gilt es, feste Rahmenbedingung, in denen sich die Gruppe bewegen kann, zu stecken.
Dazu zählen Verabredungen wie Anfangs-, Pausen- und Endzeiten sowie eine feststehende
Örtlichkeit und andere organisatorische Bedingungen.
In Bezug auf das zu behandelnde Thema, beispielsweise in einem Seminar, liegt erneut
Verantwortung bei der Leitung. Zum einen sollte diese jeweils grundlegende Kenntnisse
aufweisen und zum anderen eventuell Spezialisten einladen, wenn die eigenen Fähigkeiten
zur Bearbeitung des gewählten Themas nicht genügen. Trotzdem müssen die zu behandelnden
Inhalte von der Leitung vollständig akzeptiert und unterstützt werden, da sich eine
abwehrende Haltung der Gruppenleitung auf die Teilnehmer übertragen würde und somit ein
gutes und sinnvolles Arbeiten verhindert.
212
Ergebnisse zu sozialen Gruppenprozessen
Soziale Gruppenprozesse lassen sich in kurz- und längerfristige Prozesse einteilen. In der
Praxis kommen sie als Prozesse der Gruppenentwicklung vor.
Solche Prozesse stehen in Bezug zur Gruppenarbeit: Ein positiver Ausgang einer
seminarbezogenen Gruppenarbeit oder eines lernbezogenen Gruppenprozesses ist
beispielsweise in der umfassenden Beschäftigung und Auseinandersetzung mit einem Thema
zu sehen. Auch die Aufnahme von Wissen kann und sollte zumeist auch aus einer
Gruppenarbeit hervorgehen. Grundsätzlich ist dabei jedoch zu beachten, dass die einzelnen
Mitglieder nur dann lernen, wenn sie sich in der Gruppe wohl fühlen. Ist eine Bedrohung oder
ein Angriff auf die eigene Person zu spüren, wird es nicht zur Aufnahme von Wissen oder
allgemein zur Integration in die Gruppe kommen.
Ergebnisse zu wirtschaftlichen Gruppenprozessen
Bei wirtschaftlichen Gruppenprozessen stehen sachlich-rationale Tatbestände im
Vordergrund, z. B. bei teilautonomen Produktionsgruppen, Fertigungsinseln,
Verkäufergruppen in Unternehmen. Hier steht der ökonomische Bezug der Gruppenprozesse
im Focus und weniger das Lernen in Gruppen.
Prozessbeispiel: In einer Verkäufergruppe werden Verkaufsgespräche geführt, Interessen
beim Kunden geweckt, Wünsche ausgelöst und Verkaufsabschlüsse getätigt, die den Umsatz
eines Unternehmens steigern.
Werden Leistungen von betrieblichen Gruppen von einem Gruppenleiter zielbezogen geplant,
realisiert und kontrolliert, kann von sachorientierter Teamführung gesprochen werden.
Prozessorientierte Gruppenführung heißt, die Gruppenziele aus den Bereichszielen abzuleiten,
die Wege zur Zielerreichung zu planen, das Geplante zu realisieren, zu kontrollieren und zu
steuern.
213
Kapitalismus als Klassengesellschaft
Marx definiert zwei Hauptklassen der Gesellschaft:
Einerseits die Bourgeoisie bzw. die Klasse der Kapitalisten, welche die zur Produktion
notwendigen Produktionsmittel (Boden, Fabriken, Maschinen etc.) besitzen, und die
heute im Allgemeinen Arbeitgeber genannt werden. Diese Klasse setzt Marx auch mit
der „herrschenden Klasse“ gleich, nach deren Interessen die Gesellschaft strukturiert
sei und deren Gedanken die öffentliche Meinung und Ideologie bestimmen: „Die
herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse.“
(MEW 4: 480)
Andererseits das Proletariat, d. h. die Klasse der Arbeiter, die keine eigenen
Produktionsmittel besitzen und deshalb gezwungen sind, Lohnarbeit zu verrichten, um
ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen. Auch Angestellte zählen in gewissem Sinne
zum Proletariat, wenngleich Marx oft die Produktivität des Herstellens beim Arbeiter
betont, während die Angestellten nur bereits hergestellte Produkte zu verkaufen
helfen, also keine Arbeit im eigentlichen Sinne, sondern „Dienst“ verrichten. Beide
aber leben vom Verkauf ihrer Arbeitskraft an einen Kapitalisten, der ihnen für ihre
Arbeit oder ihren Dienst einen Lohn ausbezahlt. Dieser Lohn sei in etwa so bemessen,
dass der Proletarier seine Arbeitskraft „reproduzieren“ kann (Essen, Wohnen,
Erholung), jedoch anderseits nicht selbst Produktionsmittel kaufen kann, wodurch er
von der Lohnarbeit abhängig bleibe. Marx bezeichnet die Lohnarbeit deswegen auch
oft als „Zwangsarbeit“.
Eine dritte Klasse ist das Kleinbürgertum, d. h. die Klassen der Kleinunternehmer und
Selbstständigen. Diese Klasse jedoch werde vom Großbürgertum zunehmend
verdrängt und letztlich ins Proletariat hinabgedrängt. Außerdem existiere ein Sub-
oder Lumpenproletariat aus Obdachlosen, Bettlern und Tagelöhnern, dem er ebenso
wie dem Kleinbürgertum keine gesellschaftliche oder gar revolutionäre Bedeutung
beimisst.
Formell sind in der bürgerlichen Gesellschaft alle Mitglieder frei und rechtsgleich. De facto
aber können für Marx die Proletarier nur wählen, an wen sie ihre Arbeitskraft verkaufen, d. h.
von welchen Ketten sie sich fesseln lassen. Solange das bürgerliche Recht auf Eigentum an
Produktionsmitteln herrsche, bedeute juristische Gleichheit zwangsläufig soziale
Ungleichheit, die durch die Anerkennung der bürgerlichen Ordnung und des bürgerlichen
Staates reproduziert und aufrechterhalten werde.
Gesellschaftlicher Widerspruch und Krise
Die Anhäufung (Akkumulation) des gesellschaftlichen Reichtums erfolge im Kapitalismus
also stets nur über die Ausbeutung fremder Arbeitskraft als Lohnarbeit. Der Kapitalist zahle
dem Arbeiter nur einen Teil des von ihm im Produktionsprozess geschaffenen tatsächlichen
Wertes als Lohn aus das reale Mehrprodukt der gesellschaftlich verrichteten Arbeit komme
aber nicht der Gesellschaft insgesamt zugute, sondern werde privat als Mehrwert angeeignet.
Diese private Aneignung des Mehrprodukts, aber auch der schöpferischen Arbeitskraft der
Individuen überhaupt, prangert Marx deshalb als Ausbeutung an.
214
Die vom Kapitalisten gewonnene Profitrate sinke nach Marx jedoch immer weiter, wie er in
seinem Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate darstellt. Einerseits sei dieser Fall der
Profitrate durch den zunehmenden Einsatz von Maschinen bedingt, da nach der
Arbeitswertlehre die wertschöpfende Instanz einzig in der menschlichen Arbeitskraft liege,
welche durch den Einsatz von Maschinen kontinuierlich abnehme (Fixes Kapital vs. Variables
Kapital). Andererseits sinke die Profitrate auch aufgrund der Konkurrenz der Kapitalisten
untereinander, die sich stets unterbieten müssen, um auf dem Markt bestehen zu können. Um
diese durch stetig sinkende Einnahmen entstehenden Kosten auszugleichen, müsse der
Kapitalist auf der anderen Seite Ausgaben einsparen vornehmlich durch Senkung der
Produktionskosten, d. h. durch Lohnsenkungen der Arbeiter oder durch Verlängerung der
Arbeitszeit sowie Steigerung der Arbeitsproduktivität.
Der aus dieser Konstellation unvermeidliche Widerspruch zwischen dem
Verwertungsinteresse des Kapitals und den Bedürfnissen des Proletariats bestimmt nach Marx
den grundsätzlich antagonistischen Charakter der kapitalistischen Produktionsweise und sei
letztlich die Ursache für die regelmäßig auftretenden Krisen des Kapitalismus, die schließlich
auch zu revolutionären Erhebungen der Arbeiter führen müssen. Mit der durch die
ökonomischen Widersprüche des Kapitalismus bedingten Unausweichlichkeit revolutionärer
Aufstände schlage schließlich die weltgeschichtliche Stunde der kommunistischen
Revolution. Das Kapital produziere seine eigenen „Totengräber“.
Die Entfremdung der Arbeit
Nicht nur in der Ausbeutung des Arbeiters und im unversöhnlichen Widerspruch der
Klasseninteressen besteht für Marx das Problem des Kapitalismus. Die ganze Existenz des
Menschen, sein Menschsein selbst, sieht er durch die kapitalistischen Verhältnisse entfremdet
und geknechtet. Das Wesen der menschlichen Existenz lokalisiert er, im Anschluss an Hegel
sowie an Feuerbachs Begriff des „Gattungswesens“, in der Fähigkeit des Menschen, seine
Umwelt schöpferisch und frei zu gestalten. Die zentrale Kategorie der Marx’schen
Philosophie ist deshalb der Begriff der Arbeit, welche Marx als „Stoffwechsel mit der Natur“
definiert. Arbeit ist für ihn, wie schon für Hegel, die Universalkategorie der menschlichen
Existenz:
„Als Bildnerin von Gebrauchswerten, als nützliche Arbeit, ist die Arbeit daher eine von allen
Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige
Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche
Leben zu vermitteln.“
MEW 23:57
Im Kapitalismus aber sei die Arbeit auf grundlegende Weise entfremdet und pervertiert. Denn
Arbeit im Kapitalismus werde nicht im Interesse der Schaffung von Gebrauchswerten
verrichtet, und noch weniger zur Verwirklichung kreativer Schöpferkraft, sondern lediglich
zur Erzielung von Tauschwerten. Der Arbeiter könne über seine Arbeitskraft nicht frei
verfügen, sondern müsse sie nach den Vorgaben des Kapitalisten einsetzen, für den er
arbeitet. Die Güter, die er so produziert, erlebe der Arbeiter nicht mehr als seine eigenen,
sondern als fremde; er könne sich in den Ergebnissen seiner eigenen Tätigkeit nicht
wiedererkennen. Diesen Prozess bezeichnet Marx, auch hierin Hegel folgend, als
Entfremdung bzw. „Entäußerung“.
215
„Worin besteht nun die Entäußerung der Arbeit? Erstens, daß die Arbeit dem Arbeiter
äußerlich ist, d. h. nicht zu seinem Wesen gehört, daß er sich daher in seiner Arbeit nicht
bejaht, sondern verneint, nicht wohl, sondern unglücklich fühlt, keine freie physische und
geistige Energie entwickelt, sondern seine Physis abkasteit und seinen Geist ruiniert. Der
Arbeiter fühlt sich daher erst außer der Arbeit bei sich und in der Arbeit außer sich. Zu Hause
ist er, wenn er nicht arbeitet, und wenn er arbeitet, ist er nicht zu Haus. Seine Arbeit ist daher
nicht freiwillig, sondern gezwungen, Zwangsarbeit. Sie ist daher nicht die Befriedigung eines
Bedürfnisses, sondern sie ist nur ein Mittel, um Bedürfnisse außer ihr zu befriedigen.“
Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844
Ideologiekritik
Der Fetischcharakter der Ware
In seinem späteren Werk tritt an die Stelle des philosophisch voraussetzungsvollen
Entfremdungsbegriffs (der ja implizit die Vorstellung einer nicht-entfremdeten Arbeit
voraussetzt) der Begriff des „Warenfetischismus“, wie er im ersten Band des Kapitals im
berühmten Kapitel über den „Fetischcharakter der Ware und ihr Geheimnis“ entwickelt wird.
Damit ist die Verschleierung der geleisteten menschlichen Arbeit gemeint, die man einem
fertigen, als Ware zirkulierenden Produkt nicht mehr ansieht. Auch dies ist der Sache nach
eine Form der Entfremdung, dient im Kontext des Kapitals jedoch nicht mehr so sehr zur
Bestimmung des Elends der Arbeiter, sondern zum Verständnis der ideologischen Struktur
der kapitalistischen Gesellschaft.
Je weniger die Menschen sich in den Produkten ihrer Arbeit wiedererkennen und sie als von
ihnen selbst gemachte Produkte begreifen können, desto selbständiger erscheinen ihnen diese
Produkte selbst. Insbesondere in der Form des Geldes und des Kapitals beide nichts weiter
als akkumulierte, angehäufte Waren in abstrakter Form erscheinen die Produkte der
menschlichen Arbeit als verselbständigte, „automatische Subjekte“. (MEW 23:169) Die
Verwandlung von Geld in mehr Geld, auf dessen Prinzip der Kapitalismus beruhe, erscheine
als selbständige Bewegung des Geldes (etwa in der Form des scheinbar selbsttätigen Zinses),
nicht als Resultat menschlicher Arbeit. Dadurch werden, so Marx, die dinglichen Objekte zu
Subjekten, und umgekehrt die menschlichen Subjekte zu ohnmächtigen Objekten. Die
Warenproduzenten werden von ihren Produkten beherrscht: „Ihre eigne gesellschaftliche
Bewegung besitzt für sie die Form einer Bewegung von Sachen, unter deren Kontrolle sie
stehen, anstatt sie zu kontrollieren.“ (MEW 23: 89) Die kapitalistische Gesellschaft beruht
auf einer grundlegenden Verkehrung, sie steht gewissermaßen auf dem Kopf.
So werden die Produkte zu Fetischen, zu scheinbar magischen Gegenständen. Gleichwohl sei
eben dieser Anschein bloßer Schein. Auch wenn die Arbeit nicht mehr wahrgenommen wird,
bleibe sie die eigentlich wertschöpfende Instanz und die Ursache aller Bewegung. Der
Fetischcharakter der Ware sei eine Täuschung, obgleich diese Täuschung kein bloßer Irrtum
sei, sondern eine praktische Ursache besitze: die Teilung der Gesellschaft in Arbeitende und
Arbeiten-Lassende, d. h. in jene, die Produkte herstellen und andere, denen diese Produkte
gehören.
216
Nachhaltigkeit besteht aus Robustheit und Effizienz.
Robustheit besteht aus Vielfalt. Effizienz besteht aus monopolartiger Konzentration.
Die größte Nachhaltigkeit ist zwischen Robustheit und Effizienz, wobei der Punkt der größten
Nachhaltigkeit näher bei der Robustheit als bei der Effizienz liegt.
Die Geldmenge wird durch Bankkredite vergrößert. Es wird Geld „erschaffen“. Die fälligen
Zinsen für Kredit müssen aber aus der „realen“ bereits bestehenden Geldmenge verdient
werden. Durch Konkurrenzkampf mit den anderen Wirtschaftsteilnehmern muss eine
Leistung (Performance/Arbeit) erzielt werden, die die fälligen Zinsen bedienen kann. Die
Bank kann kostengünstig Geld erschaffen, um dann ihren Anteil an der „realen“ Arbeit, d.h.
der realen Wertschöpfung zu erhalten, obwohl für das erschaffene Geld keine Wertschöpfung
im Sinne von Arbeit benötigt wurde. Es geschieht lediglich eine buchhalterische Buchung von
Zahlen auf ein Konto.
Das ständige Beobachten wie viel ein Trade steigt oder fällt, ist eine destruktive Tätigkeit, die
Trader schon riesige Gewinne gestohlen hat. Dieser Vorgang, der Geldzählen bedeutet,
steigert nicht nur die Angst, er fördert auch Unsicherheit und hält einen ab, sich auf eine
vernünftige Technik zu konzentrieren. Es ist die vernünftige Technik, die sie letztendlich
profitabel werden lässt. Tatsache ist doch, dass die Konzentration auf den aktuellen
Kontostand auf Kosten der Aufmerksamkeit geht. Stattdessen müssen Trader sichergehen,
dass sie aufgrund der richtigen Techniken jeden Schritt richtig machen und wenn das der Fall
ist, sollten sie sich nicht um die Gewinne kümmern müssen. Ihre Aktionen sollten von einem
gut durchdachten Tradingplan bestimmt werden und nicht von den minütlichen Änderungen
auf Ihrem Konto. Gute Techniken führen automatisch zu guten Gewinnen.
SAMSTAG 08.04..2011 PSYCHOLOGIE ABGESCHLOSSEN (208 Seiten)
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217
PROJEKTMANAGEMENT
Ein Vorhaben wird dann zu einem Projekt, wenn gilt:
Das Vorhaben hat eine klare, ergebnisorientierte und messbare Zielvorgabe
Es ist zeitlich durch definierten Anfangs- und Endtermin begrenzt
In der Regel handelt es sich um ein einmaliges Auftreten in genau dieser Konstellation
Es gibt komplexe und ineinander Handlungsabläufe, die den Einsatz besonderer
Methoden und Techniken erfordern
Es stehen begrenzte Ressourcen zur Verfügung und es gib eine definierte Kapazität
Eine inhaltliche Abgrenzung ist gegeben
Unter Umständen zeichnet sich das Vorhaben durch eine hohe geschäftspolitische
Wertung aus
Oftmals ist das Vorhaben risikobehaftet
Eine eigene Organisationsform ist erforderlich
SICHTWEISEN PROJEKTMANAGEMENT
1) Sicht von Unternehmen und Unternehmensleitung
Für sie ist ein Projekt nur eine Aufgabe unter vielen, die sich hinsichtlich von anderen
Aufgaben unterscheiden. Im „Projektportfolio“, also der Gesamtmenge aller Projekte sind
jene Projekte zu priorisieren, die entweder besonders zeitkritisch zu sehen sind (operative
Dringlichkeit), die den derzeit größten unternehmerischen Erfolg versprechen oder die
strategisch besonders hoch bewertet werden.
2) Sicht der Projektleitung
Für sie ist das gerade durchzuführende Projekt von höchster Priorität, denn der Projektleiter
erhält klare zeitliche Eckwerte innerhalb derer der Projektauftrag erfolgreich zu erfüllen ist.
Er ist also daran interessiert möglichst solche Mitarbeiter einzusetzen, die den Skill optimal
erfüllen, sich ihrer Verantwortung im Projekt bewusst sind und ihre Aufgaben hoch motiviert
angehen. Der Projektleiter hat natürlich auch ein Interesse an kurzen und transparenten
Entscheidungswegen.
3) Sicht der Projektmitarbeiter
Für sich stellt sich die Mitarbeit in einem Projekt nicht nur als persönliche Chance dar. Sie
sind oft nicht für ein Projekt freigestellt, sondern tragen zusätzlich die Basislast ihrer Arbeit
im regulären Geschäftsprozess. Sie reiben sich oft im Spannungsfeld zwischen aktueller und
dringender Projektarbeit und längerfristigen Aufgaben auf. Ferner kann ein Mitarbeiter, der
einem Projekt zugeordnet wird, vielfach sein persönliches Fortkommen im Unternehmen,
nicht oder nur sehr schwer beurteilen.
218
Unterschiedliche Anforderungen und Erwartungshaltungen, die nicht formuliert und diskutiert
werden, bergen Sprengstoff im Projekt. Nur wenn jeder den Standpunkt des anderen kennt
und versteht können Konflikte vermieden und dauerhaft gelöst werden.
Halten wir daraus fest, dass Projektmanagement folgendes benötigt:
Eindeutigen Zielformulierung
Phasenweise Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle von Aufgaben, die
Erreichen dieser (Teil-) Ziele führen.
Mitarbeitmotivation und führung
Planung und Kontrolle von Ressourcen, Kapazitäten und Budgets
Ständige Soll - Ist Analyse mit dem Ziel, frühest möglich Risiken zu erkennen, deren
Auswirkungen auf den Projektablauf qualifiziert zu beurteilen und Alternativszenarien
zu entwickeln zu können.
DIE PROJEKTIDEE
Realistische Darstellung der derzeitigen Situation
Warum wird derzeit so und nicht anders gearbeitet?
Wie effizient ist die derzeitige Situation?
Wo sind Vorteile und Defizite erkennbar?
Wir wirken sich diese Defizite in Bezug auf Projektdurchführung und
Mitarbeitmotivation aus?
Gibt es Verantwortliche für die derzeitige Arbeitsweise?
Wie wird sich die Situation entwickeln, wenn keine Veränderungen durchgeführt
werden?
Welche Gefahren sind erkennbar, sofern der Status quo nicht verändert wird?
Welche Nachteile ergeben sich daraus für das Unternehmen und die Mitarbeiter?
FEHLER BEIM PROJEKTSTART
Der Projektleiter und die Projektbeteiligten dürfen nicht zu spät benannt, informiert
und eingewiesen werden.
Zeitdruck und fehlende Ressourcen dürfen nicht zu ungenügender Vorbereitung und
Planung führen. Auch die Vorbereitungsphase erfordert bereits Budget.
Projektziele müssen klar und realistisch sein und auch kommuniziert werden.
Chancen und Risiken des Projekts müssen untersucht werden und bekannt sein.
Die Verantwortung und die einzelnen Komponenten sind klar zu regeln.
Aufgabenteilung und Regeln zur Kommunikation zwischen den Projektbeteiligten
sind ausdrücklich definiert.
Alle Beteiligten sind ausreichend zu Projektmanagement-Methoden qualifiziert und
sie wenden diese auch an.
Konflikte zwischen Projekt und Linienmanagement werden bearbeitet und gelöst.
219
CHECKLISTE PROJEKTZIEL
Herrscht Einigkeit zwischen Projektleiter und internen / externen Auftraggeber in
Bezug auf das Projektziel?
Ist das Projekt hinreichend genau und allgemein verständlich formuliert, so, als wäre
das Ziel bereits erreicht?
Ist das Projektziel realistisch und realisierbar?
Ist das Projektziel vollständig, eindeutig und widerspruchsfrei formuliert?
Sind bei kontrollierter Zielunklarkeit Teilziele mit Abbruchkriterien formuliert?
Bis wann soll das Projekt (Teil-) Ziel erreicht werden?
Gibt es Pufferzeiten?
Mit welchem Aufwand soll das Ziel erreicht werden?
Ist das Erreichen des Ziels messbar?
Wie soll das Projektziel (Teil-) gemessen werden?
Sind bereits in der Vorphase Abbruchkriterien für das Gesamtprojekt erkennbar?
CHECKLISTE PROJEKTANSTRAG
Name des Projekts?
Ziel des Projekts eindeutig beschrieben?
Teilziele fixiert?
Projekt hinreichend genau begründet?
Auftraggeber bekannt?
Projektleiter ernannt?
Frühest möglicher Projektstart festgelegt?
Endtermin des Projekts bestimmt?
Budget vorgezeichnet?
Personalkosten spezifiziert?
Sachmittelkosten zusammengestellt?
Kosten für externe Berate in welcher Höhe notwendig?
Verantwortlichkeiten abgegrenzt?
Weisungsbefugnisse erteilt?
Risikofaktoren und Abbruchkriterien in Szene gesetzt?
Projektphasenplan, Meilensteinplan und Kostenplan vorhanden?
Projektorganisation geplant in Hinblick auf Mitarbeiterteam und benötigte
Kapazitäten?
220
CONTROLLING
Fragen, die sie sich immer vor Augen halten sollten, sind:
Sind wir noch termintreu?
Sind wir noch kostentreu?
Decken sich bisherige Ergebnisse und Zielvorlagen?
Führen die eingeleitenden Maßnahmen dazu, dass wird auf dem richtigen Weg
bleiben?
Strategisches Controlling
Das strategische Controlling weist über das Einzelprojekt hinaus, vielmehr sind die Priorität
und die strategische Bedeutung des Projektes im Rahmen des unternehmerischen
Projektportfolios zu betrachten. Ferner ist durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen, dass
der Erfolg gewährleistet wird und die Projektaufträge und die Projektziele bei einer
eventuellen strategischen Neuausrichtung entsprechend modifiziert werden.
Operatives Controlling
Das operative Controlling findet auf der Projektebene statt und befasst sich im Wesentlichen
mit den projektbezogenen Kosten und Investitionen und stellt die Entwicklung des
Projektbudgets dar.
Nutzencontrolling
Das Nutzencontrolling ist ein permanenter Analyseprozess von Effizienz, Risiko, Chancen
und Effektivität, in welchen die Frage nach dem Sinn des Projektes nicht tabuisiert werden
sollte. Man unterscheidet
messbaren Nutzen wie Qualität, Funktionalität, Umsatzveränderung durch das Projekt,
Marktanteile.
und nicht messbaren Nutzen wie Einflüsse auf Wohlbefinden und Image.
Qualitatives Controlling
Auch das qualitative Controlling erfolgt als permanenter Prozess durch den Projektleiter im
Sinne der Qualitätsrichtlinien für Zielerreichung, Realitätsbezug, Korrektheit der
Durchführung.
Ergebnis Controlling
Das Ergebnis-Controlling ist ein periodisch wiederkehrender Prozess der Soll Ist Analyse
anhand des Termin- und Meilensteinplans sowie der Aufwand und Kapazitätsentwicklung.
Besonders wichtig in der Ergebnisüberwachung ist frühzeitig zuerkennen, wie sich das
Projekt bei Soll Ist Diskrepanzen entwickelt. Im Projekt entstehen neue Risiken und
Probleme, das Umfeld stellt neue oder veränderte Anforderungen, neue Mitarbeiter kommen
hinzu, bewährte Mitarbeiter verlassen das Projekt, Spielregeln ändern sich, die Motivation
nimmt ab oder zu.
Prozess Controlling
Im Prozess-Controlling steht das Einhalten der Feinplanung mit Terminen und Ressourcen
(Arbeiten und Kapazitäten) im Vordergrund. Um alle Bereiche zu kontrollieren und im Auge
zu behalten, müssen sinnvolle Information fließen.
221
RISIKOANALYSE
Welche Risikoarten sollten betrachtet werden?
Terminrisiken
Kapazitätsrisiken
Fachlich-technische Risiken
Finanzielle Risiken
Vertragliche Risiken
Umfeldbedingte Risiken
Fünf Schritte zur Risikoerkennung und Problemlösung
Schritt 1: Lokalisierung
Ermitteln Sie die risikobehafteten Arbeitspakete und diejenigen Vorgänge, die mit ihnen in
unmittelbarer logischer Abfolge stehen. Stellen Sie fest, um welche Art Risiko es sich handelt.
Schritt 2: Bewertung
Jedes Risiko birgt einen potentiellen schaden in sich, dessen Höhe entscheidenden Einfluss auf die
weitere Vorgehensweise hat. In der Regel können Schäden vorausgesehen werden, wenn sich das
Projektteam an die zu Beginn vereinbarten Spielregeln hält.
So ist beispielsweise ein Terminverzug nicht zwangsläufig bereits ein Schaden.
Wie bewerten Sie einen potentiellen Schaden? Versuchen Sie herauszubekommen, welche
Ergebnisverschlechterung im schlimmsten aller anzunehmenden Fälle eintreten kann.
Schritt 3: Ursachenanalyse
Fragen Sie sich als erstes was Sie daran hindert, das angestrebte Ziel zu erreichen. Das Erkennen der
Ursache legt erst den Grundstein, geeignete Gegenmaßnahmen zu entwickeln.
Schritt 4: Toleranzentscheidung
Der Projektleiter stellt sich die Frage, ob sich der Schaden in einem Bereich bewegt, in welchem er
planerisch und fachlich entscheiden kann oder ob es notwendig ist, die zuständigen Gremien zu
informieren und eine Entscheidung herbeizuführen. Sollte das nicht der Fall sein, entwickelt er zuerst
einen Katalog möglicher Maßnahmen und präsentiert diesen an geeigneter Stelle. Die Dringlichkeit
des Problems muss geschildert und klar gemacht werden, dass die Verantwortung an höhere Stelle
weitergegeben wird.
Schritt 5: Korrektive und präventive Maßnahmen
Nach dem Eintreten des Schadens sind meist nur noch Korrekturen durchführbar. Diese beziehen sich
auf den Terminplan, den Ressourcenplan, den Kostenplan und das Umfeld des Projekts. Als Prämisse
gilt: Nicht überreagieren und keinen blinden Aktionismus anordnen!
Leiten Sie genau die Korrekturen ein, die zur Behebung des Schadens notwendig sind und führen Sie
diese schnell und konsequent und mit der notwendigen Härte durch.
Analysieren Sie die Auswirkungen und ergreifen Sie die präventiven Maßnahmen, die notwendig sind
um ein Folgerisiko so weit wie möglich frühzeitig zu erkennen und dessen Auswirkungen zu
minimieren.
Schritt 6: Kontrolle und Revue
Die Maßnahmen sind in der Projektakte zu dokumentieren und nicht nur den Betroffenen ist die
Handlungsweise zu erklären, sondern alle Mitglieder im Team sollten von der Entscheidung
profitieren. Der Verantwortliche muss die Durchführung der eingeleiteten Maßnahmen innerhalb des
Projektmanagements hervorheben und Arbeitsanweisungen erlassen, um das Risiko des erneuten
Auftretens dieses Schadens zu minimieren.
222
CHECKLISTE PROJEKTABSCHLUSS
Der Projektabschluss mit dem Kunden oder internen Auftraggeber ist vollzogen.
Die Restpunkte aus der Vertragabwicklung sind definiert und ihre Erledigung organisiert.
Eine eventuelle Nachbetreuung ist geregelt.
Das Projekt ist vollständig in der Projektakte dokumentiert.
Verträge (Kunden, Lieferanten)
Technische Unterlagen (für Kunden und intern)
Korrespondenz
Sitzungsprotokolle
Prüf- und Abnahmeberichte
Übersicht über weitere Archivstandorte
Projektionsorganisationsstruktur und Projektplanungsunterlagen
Die Erreichung der Team- und Einzelziele ist innerhalb des Teams und mit dem (internen)
Auftraggeber festgestellt.
Termin-, Aufwand- und Kostenplan sind auf dem letzten Stand, Abweichungen von der
ursprünglichen Planung vollständig und korrekt berechnet und dokumentiert.
Die Auflösung der Projektorganisation und die Reintegration der Projektmitarbeiter ist
geregelt
Die Beendigung des Projekts ist im Unternehmen mitgeteilt
Der Erfahrungsrücklauf ist gesichert.
Erfahrungen
Ausblick in die Zukunft
Empfehlungen
Fazit
Liste der Projektteilnehmer, zumindest des Kernteams mit Erreichbarkeit
Eine Liste der noch offenen Punkte (Claims, Risiken und Chancen) liegt vor.
Restpunkte werden in Arbeitspaketen zusammengefasst
Die Projektakte ist übergeben
Der Projektleiter ist formell entlastet
Die Projektorganisation ist aufgelöst, die Projektmitglieder (in Linientätigkeit) entlassen
223
FÜHRUNGSSTILE
Unterweisen
Die Unterweisung ist stark aufgabenbezogen und wenig mitarbeiterbezogen. Dieses
Führungsverhalten ist durch eindeutige Anweisungen an den Mitarbeiter gekennzeichnet.
Der Reifegrad des Mitarbeiters ist in diesem Fall sehr gering, d.h. er hat wenig Wissen,
Engagement und Selbstvertrauen bezüglich der Aufgabe.
Anleiten
Anleiten ist gleichermaßen stark aufgabenbezogen und stark mitarbeiterbezogen.
Der Vorgesetzte sollte Mitarbeiter anleiten, wenn die Fähigkeit noch gering ausgeprägt, die
Leistungsbereitschaft, bezogen auf die Aufgabe, jedoch hoch ist. Der Vorgesetzte leitet und
überwacht die Aufgabenbewältigung des Teams noch stark. Allerdings sollte er aufgrund des
starken Mitarbeiterengagements Vorschläge der Gruppe einholen und Entscheidungen
besprechen. Bereits erkennbare Fortschritte sollten verstärkt werden, um das starke
Engagement zu erhalten.
Unterstützen
Dies ist wenig aufgabenbezogen, aber stark mitarbeiterbezogen
Verfügt das Team zwar über ein hohes Maß an Fähigkeiten und Fertigkeiten zur
Aufgabenbewältigung, aber ist das Engagement für einen bestimmten Auftrag gering, so ist
das unterstützende Verhalten notwendig. Unterstützen bedeutet, den Mitarbeiter bei
Entscheidungen Hilfestellungen zu geben, sie zu ermutigen und sie zu fördern. Diese Art des
Führungsverhaltens ist besonders wichtig, wenn es darum geht, Schwierigkeiten der Gruppe
oder einzelnen Mitarbeiter, die sich auf die Tätigkeit auswirken, sinnvoll zu bewältigen, seien
sie arbeitsbedingt oder aus dem Privatbereich. Dieses Vorgehen ist aus Sicht der
Personalpflege besonders wichtig.
Delegieren
Delegieren ist gleichermaßen wenig aufgabenbezogen und wenig mitarbeiterbezogen. Dieser
Führungsstil zeichnet sich dadurch aus, dass der Vorgesetzte seinen Mitarbeitern die
Verantwortung für die zu lösenden Probleme und für zu treffende Entscheidungen voll
überträgt. Dieser Stil ist angebracht, wenn der einzelne Mitarbeiter sehr hohe Fähigkeiten
besitzt und bezüglich der Aufgabenstellung ein sehr starkes Engagement zeigen.
224
STÖRFAKTOREN BEI GRUPPENARBEIT / TEAMARBEIT
Mangelnde oder fehlende Kommunikation
Es redet mehr als eine Person zu gleicher Zeit. Die anderen können die Botschaft nicht
verstehen. Gruppenmitglieder mit weniger Durchsetzungsvermögen oder rhetorischen
Fähigkeiten kommen nicht zu Wort und verzichten darauf, ihre Argumente einzubringen.
Information und Argumente gehen verloren.
Autoritätsprobleme
Die Aufmerksamkeit gegenüber einem Teammitglied wird oft durch dessen hierarchische
Stellung beeinflusst. Mangel an Fachkenntnissen, Information und Argumenten zu Problemen
werden verdeckt, dafür gewinnen sach- und problemfremde Momente Einfluss und
verschlechtern nicht nur den Entscheidungsprozess, sondern hemmen Motivation und
Kommunikation
Beziehungsprobleme
Werden Beziehungsprobleme zwischen Gruppenmitgliedern ignoriert, so kann es dazu führen,
dass Informationen und Argumente nicht gehört oder berücksichtigt werden.
Beziehungsprobleme werden auf die Inhalts- und Sachebene übertragen.
Entscheidungen
Oft wird in Projekten unwichtigen Entscheidungen zuviel Aufmerksamkeit gewidmet. Legen
Sie den Fokus auf die Entscheidungen, die zur Durchführung des Projekts essentiell
notwendig sind.
Äußerungen von abweichenden Meinungen
Wie an mehreren Stellen erwähnt, ist es für den kreativen Prozess im Projekt unerlässlich,
auch Querdenkertum zuzulassen. Oft werden geniale Einfälle von anderen Teammitgliedern
lächerlich gemacht und somit geopfert. Man hat dann nicht mehr den Mut, das vorhandene
Potential an Phantasie und Kreativität für ungewöhnliche Problemlösungen zu nutzen.
Es mangelt an konstruktiver Konfliktbereitschaft.
225
TOTE PFERDE
Ein Dakota Indianer steigt ab, wenn das Pferd tot, aber in unseren modernen Projekten…
o besorgen wir uns eine stärkere Peitsche
o wechseln den Reiter
o sagen: „was ist passiert, wir haben das Pferd doch immer geritten“.
o gründen einen Arbeitskreis um das Pferd zu analysieren
o erkundigen uns wie andere mit toten Pferden umgehen
o erhöhen den Qualitätsstandard für das Reiten toter Pferde
o bilden eine Task Force um das Pferd wiederzubeleben
o schieben eine Trainingseinheit ein, um besser reiten zu lernen
o stellen Vergleiche unterschiedlicher toter Pferde an
o kaufen externe Reiter ein, die besser mit toten Pferden umgehen können.
o schirren mehrere tote Pferde zusammen um schneller zu werden
o erhöhen das Budget um die Leistung des Pferdes zu erhöhen
o kaufen etwas hinzu, dass tote Pferde schneller werden lässt.
o erklären, dass unser Pferd „besser, schneller und billiger“ tot ist als das der
Konkurrenz.
Eine negative Einstellung:
Der Mensch lebt seit seiner Geburt in diesem wundervollen Land des Überflusses und erlebt
nichts anderes als Unglück, Enttäuschung und Tiefschläge. Das Ergebnis ist, dass dieser
Mensch nur noch Finsternis, Negatives und zahlreiche Gründe für diese tragischen
Bedingungen sieht. Dieser Mensch, ahnt nicht, dass das Leben ein Spiegel seiner
Vorstellungen ist, lediglich die Reflexion seiner momentanen und zukünftigen Ideen.
Es ist kein Wunder, dass jeder Schritt dieses Menschen ins Unglück führt.
226
BILDUNGSBENACHTEILIGUNG
Unter Bildungsbenachteiligung wird verstanden, dass eine Gruppe von Kindern oder
Erwachsenen im Bildungssystem systematisch weniger Möglichkeiten hat, ein Bildungsziel
zu erreichen, als andere. Meist geht es beim Gebrauch dieses Begriffes um die geringeren
Chancen von Menschen unterschiedlichen Geschlechts oder mit weniger sozialen,
finanziellen und kulturellen Ressourcen beim Erwerb von Bildung, die trotz formaler
Chancengleichheit vorhanden ist. Der Begriff impliziert nicht vorsätzliche oder bewusste
Diskriminierung, sondern statistisch belegbare Nachteile dieser Gruppen bei der Verteilung
von Bildungschancen und beim Erreichen von Bildungserfolgen.
Mit Bildung und dem Ausbau des Bildungssystems war in der Vergangenheit häufig die
Hoffnung verbunden, soziale Ungleichheiten abzubauen. Dass Chancengleichheit nicht
wirklich hergestellt wurde, haben die französischen Soziologen Pierre Bourdieu und Jean-
Claude Passeron schon in den 1960er Jahren gezeigt.
Folge der Bildungsbenachteiligung ist die absolute oder relative Bildungsarmut.
Geschlecht
In Deutschland zeigen verschiedene Studien zur Bildungforschung, darunter ein Bericht des
Bundesbildungsministeriums, dass Jungen bei gleichem Wissensstand und gleichen
Leistungen häufig schlechtere Noten als Mädchen erhalten. Nach Ansicht des Institutes für
Schulentwicklungsforschung kann diese Benachteiligung auf „ein stärkeres Wohlverhalten
oder eine größere Angepasstheit“ der Mädchen zurückzuführen sein. Untersuchungen zufolge
„beträgt der Mädchenbonus für angepassteres Verhalten, aktivere Mitarbeit und
,selbstgesteuertes Lernen' bei gleichen Leistungen durchschnittlich eine Note“.
In den USA zeigte Thomas Dee, dass das Geschlecht eines Lehrers signifikanten Einfluss auf
den objektiv gemessenen und subjektiv bewerteten Lernerfolg von Schülern hat. Dee
analysierte Daten von knapp 25.000 Schülern aus einer national repräsentativen
Längsschnittstudie an amerikanischen Schulen. Demnach lernen Mädchen nicht nur schneller
von Lehrerinnen und Jungen schneller von Lehrern. Auch ist zu erwarten, dass ein Junge von
einer Lehrerin schlechtere Beurteilungen erhält als ein Mädchen bei gleicher objektiv
gemessener Leistung (und andersherum). Diese Ergebnisse in Verbindung mit der Tatsache,
dass der überwiegende Teil der Lehrkräfte weiblich ist zeigen, dass Jungen schulisch
benachteiligt sind.
In einer neuseeländischen Längsschnittstudie zeigte sich, dass Jungen in den untersuchten
gemischten Schulen in ihren Leistungen systematisch gegenüber Mädchen benachteiligt sind,
und dass dieser Unterschied verschwindet, wenn Jungen und Mädchen
getrenntgeschlechtliche Schulen besuchen.
In der Mehrheit der Länder ist die durchschnittliche Zahl von Schuljahren für Frauen höher
als für Männer.
Angehörige der unteren sozialen Schichten:
nehmen eine andere sprachliche und Intelligenzentwicklung
und können sich weniger Schulwissen aneignen.
besuchen bei gleichem Schulwissen in Ländern mit gegliedertem Schulsystem schlechtere
Schulen
227
Sprache
Bernstein verglich Sprachstichproben von Personen aus der Mittelschicht und der
Arbeiterklasse. Auch bei Konstanthaltung der Intelligenz zeigten sich Unterschiede in
Satzlänge, Wortlänge und Pausenlänge. Die Sätze von Arbeitern waren kürzer, sie benutzten
kürzere Wörter und ließen kürzere Pausen zwischen zwei Wörtern (vermutlich, weil der
kleinere Wortschatz weniger Auswahlmöglichkeiten bietet und somit die Wortwahl
beschleunigt)
Arbeiter reden weniger über Raum, Zeit und kausale Kontingenz das beinhaltet
Diskussionen über mögliche Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge von Geschehnissen in der
Lebenswelt der Arbeiter. Die Sprache der Arbeiter ist sozio-zentriert, das heißt, dass sie über
die Dinge reden, die für soziale Gruppen, denen sie angehören, relevant sind. Akademiker
dagegen reden eher über abstrakte Dinge ohne persönlichen Bezug. Auffällig ist, dass diese
Unterschiede im frühen Kindesalter noch nicht so ausgeprägt sind. Sie werden jedoch im
Verlauf der Entwicklung immer ausgeprägter, und am ausgeprägtesten sind sie im
Erwachsenenalter.
Kognitive Entwicklung
Bei Kindern aus allen sozialen Schichten zeigt sich im Verlauf der ersten 15 Monate die
gleiche Entwicklung der Sprache, des Geistes und des Sozialverhalten. Es gibt einen kleinen
Unterschied: Arbeiterkinder sind im Alter von 15 Monaten in ihrer motorischen Entwicklung
etwas weiter.
Im Alter von 24 Monaten zeigen sich bereits Unterschiede zu Gunsten der Kinder aus den
Mittelschichten. Bei diesen kann nun ein größerer Wortschatz gemessen werden. Mit drei
Jahren ist der Wortschatz von Mittelschichtskindern schon dreimal so groß, wie der von
Kindern aus der Unterschicht.
Lernmotivation
Oerter geht in seinem Buch Moderne Entwicklungspsychologie von der Annahme aus, dass
Kinder aus der Unterschicht in ihrem Lernverhalten stärker auf Lob und Anerkennung
reagierten als Kinder aus der Mittelschicht. Kinder der Mittelschicht hingegen hätten eine
intrinsische Motivation und Freude an der Aufgabe selbst, weniger an der Anerkennung, so
Oerter.
Zudem käme es darauf an, wie ein Kind gelobt werde. Zigler und Kanzler berichten, dass
Kinder aus der Arbeiterklasse eher auf personenbezogenes Lob, Akademikerkinder aber eher
auf leistungsbezogenes Lob reagierten. Als personenbezogenes Lob gelten z.B. „gut!“ (in der
Originaluntersuchung: „good!“) und „ausgezeichnet!“ (Originaluntersuchung: „fine!“). Als
leistungsbezogenes Lob gelten „richtig!“ („right!“) und „korrekt!“ („correct!“)
228
Angehörige unterer Bevölkerungsschichten haben aus verschiedenen Gründen Nachteile beim
Erwerb von Bildung. Zu diesen gehören:
Der familiäre Hintergrund: Bildungsniveau der Eltern, deren Erfahrungen im
Bildungssystem, Motivation zum Lernen, passiver vs. aktiver Lebensstil. Von
zentraler Bedeutung ist die Aneignung, Einverleibung (Inkorporation) und der Besitz
von kulturellem Kapital.
Eine besondere Rolle bei der Entstehung von sozialen Unterschieden beim Erwerb von
Bildung kommt dem unterschiedlichen Gebrauch der Sprache in den verschiedenen
Bevölkerungsschichten zu. In den ersten Lebensjahren erwerben Kinder aus der
Mittelschicht einen sehr viel größeren Wortschatz als Kinder aus der Unterschicht. Die
Komplexität der Sprache der Kinder wächst mit der Zahl der gehörten Wörter.
Darüber hinaus hören Kinder aus der Mittelschicht von ihren Eltern mehr Lob und
Ermutigung als Kinder aus der Unterschicht, die häufiger verbietenden und
entmutigenden Äußerungen von Seiten ihrer Eltern ausgesetzt sind. Die Entwicklung
des Intelligenzquotienten der Kinder korreliert eng mit ihrem Wortschatz, dieser
wiederum korreliert weniger mit dem durchschnittlichen Familieneinkommen als
vielmehr mit der Zahl der Wörter, die Eltern mit ihren Kindern sprechen. Auf diese
Weise entsteht ein enger Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und
intellektuellem Wachstum.
Soziale Segregation: Durch zunehmende soziale Segregation treffen Kinder und
Jugendliche aus den sozial benachteiligten Milieus, die in der Stadt leben, kaum noch
auf Angehörige anderer Bildungsschichten. Die Qualität der Bildungseinrichtungen
korreliert mit der sozialen Zusammensetzung der Einwohnerschaft bestimmter
Stadtviertel usw. Tatsächlich ist aber die städtische Segregation geringer als die
Segregation in Klassenzimmern.
Ungleiche Einkommensverteilung: Bei geringem Einkommen oder Armut besteht
kaum die Möglichkeit, Nachhilfe in Anspruch zu nehmen oder bei schlechten
Leistungen auf Privatschulen mit mehr individueller Förderung auszuweichen. Hinzu
kommt die Notwendigkeit, früh selbständig zu werden und eigenes Geld zu verdienen,
Studiengebühren zu finanzieren usw.
Diskriminierung: Selbst bei gleich guten Leistungen erhalten Kinder mit einer
niedrigen sozialen Herkunft seltener eine Empfehlung für qualitativ hochwertige
Bildungsinstitutionen. Kulturelle und institutionelle Diskriminierung greifen hier
ineinander. Eine Studie des Instituts für Soziologie an der Universität Mainz, die an
Wiesbadener Grundschulen erhoben wurden, hält fest, dass bei gleicher
Durchschnittsnote (2.0) 97 % aller Kinder von Eltern mit hohem sozialen Status die
Gymnasialempfehlung erhalten, hingegen 76 % der Kinder von Eltern mit niedrigem
sozialen Status. Im Schnitt sind Kinder mit niedrigem sozialen Status ca. eine Note
schlechter als Kinder mit hohem sozialen Status.
Der Rosenthal-Effekt: Hat ein Lehrer bereits eine (vorweggenommene) Einschätzung
der Schüler (etwa dumm, klug usw.), so wird sich diese Ansicht im späteren Verlauf
auch bestätigen. Der Lehrer wird ein Mittelschichtskind meistens für einen besseren
Schüler halten als ein Kind der Unterschicht oder Arbeiterklasse.
229
Fehlende muttersprachliche Kompetenz: In Einwanderungsländern (dazu zählt de
facto auch die Bundesrepublik Deutschland) sind viele der Schülerinnen und Schüler
unter dem Einfluss von zwei oder drei Sprachen aufgewachsen (z.B. Deutsch,
Türkisch, Kurdisch). Der kompetente Umgang mit der Muttersprache ermöglicht
Kindern, ihre Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen. Die Situation, viele Sprachen
nur teilweise sprechen zu können und dabei die Muttersprache nicht zu beherrschen,
durch die sie sozialisiert wurden, führt zu negativen Einschränkungen. Wird im
Unterricht die muttersprachliche Kompetenz nicht gefördert, verschlechtern sich die
Ausgangsbedingungen und leidet die Bildungsentwicklung der Lernenden. In der
BRD wird diese durch die Konferenz der Kultusminister seit 1996 festgestellt.[27]
Matthäus-Effekt: Der Matthäus-Effekt ist eines der „Grundgesetze“ jeder
handlungsbezogenen Soziologie. Die Bezeichnung spielt an auf einen Satz aus dem
Matthäusevangelium aus dem Gleichnis von den anvertrauten Zentnern an (Ev.
Mätthäi 13/12):
„Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, daß er Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem
wird auch genommen, was er hat.“
MT 25,29 LUT
Umgangssprachlich wird dieses Phänomen auch mit den Sprichworten „Wer hat, dem wird
gegeben“, „Es regnet immer dorthin, wo es schon nass ist“ oder auch „Der Teufel scheißt
immer auf den größten Haufen“ wiedergegeben. In der Schulforschung bedeutet das: Die
Schule schafft es nicht, Rückstände zu kompensieren. Wenn man Schüler über einen längeren
Zeitraum hinweg beobachtet, so fällt auf, dass die Schule vorhandene Leistungsunterschiede
sogar teilweise noch verstärkt.
Internalisierung
Als Internalisierung bezeichnet man in den Sozialwissenschaften, insbesondere in der
Soziologie, die Verinnerlichung gesellschaftlicher Werte, Sitten, Normen und sozialer Rollen
im Rahmen der Sozialisation und der Erziehung.
Dazu gehören z. B. als Normen: „Grußsitten“, die körperliche „Reinlichkeit“ in der
Öffentlichkeit oder die noch als unaufdringlich geltende Dauer von Blicken auf Fremde in
öffentlichen Verkehrsmitteln bis hin zu rechtlichen Normen. Werte können sein:
Demokratie“, „freie Wahlen“, ethische Werte wie „Gerechtigkeit“, „Solidarität“ bis hin zu
„freier Wettbewerb“, „Unantastbarkeit des Eigentums“. Normen und Werte stellen in der
Gesellschaft teilweise ein heterogenes und widersprüchliches Konglomerat dar, was die
Internalisierung erschwert.
In der Politikwissenschaft meint man mit Internalisierung die Eingliederung von Werten und
Normen in ein System.
230
ADAM SMITH
Arbeitsteilung entwickelte sich aufgrund der angeborenen Neigung des Menschen zum
Tausch: Wie das Verhandeln, Tauschen und Kaufen das Mittel ist, uns gegenseitig mit fast
allen nützlichen Diensten, die wir brauchen, zu versorgen, so gibt die Neigung zum Tausch
letztlich auch den Anstoß zur Arbeitsteilung. Nur der Mensch hat nach Adam Smiths
Beobachtung die natürliche Neigung zum Tausch: Jene Eigenschaft ist allen Menschen
gemeinsam, und man findet sie nirgends in der Tierwelt, …. Niemand hat je erlebt, dass ein
Hund mit einem anderen einen Knochen redlich und mit Bedacht gegen einen anderen
Knochen ausgetauscht hätte… (WN, Kap. 2).
Unter dem Marktpreis versteht Smith den tatsächlichen Preis, zu dem eine Ware gewöhnlich
verkauft wird, …. Er kann entweder höher oder niedriger als der natürliche Preis oder ihm
genau gleich sein. Liegt der Marktpreis über dem natürlichen Preis, wird sich das Angebot
vergrößern, da sich die Herstellung dieser Ware lohnt. Liegt er hingegen darunter, dann reicht
er nicht aus um den für die Herstellung der Ware nötigen Arbeitslohn, Kapitalgewinn oder
Grundrente nach den natürlichen Sätzen zu decken. Das Selbstinteresse der einzelnen
Arbeiter, Geschäftsleute und Grundbesitzer sorgt dafür, dass im ersten Fall das Angebot
erhöht und im zweiten Fall vermindert wird. Ein überhöhter Marktpreis vergrößert das
Angebot, wodurch der Marktpreis sinkt. Ein zu niedriger Marktpreis vermindert das Angebot,
wodurch der Marktpreis steigt. Aus diesem Grund ist der natürliche Preis gleichsam der
zentrale, auf den die Preise aller Güter ständig hinstreben. Dieser Mechanismus wird
üblicherweise mit der unsichtbaren Hand des Marktes umschrieben.
Den freien Wettbewerb behindernde Monopole und Kartelle hielt Smith für besonders
schädlich. Berühmt ist die Stelle im Wohlstand der Nationen: Geschäftsleute des gleichen
Gewerbes kommen selten, selbst zu Festen und zu Zerstreuungen, zusammen, ohne dass das
Gespräch in einer Verschwörung gegen die Öffentlichkeit endet oder irgendein Plan
ausgeheckt wird, wie man die Preise erhöhen kann. Solche Zusammenkünfte kann man aber
unmöglich durch ein Gesetz unterbinden, das durchführbar oder mit Freiheit und
Gerechtigkeit vereinbar wäre, doch sollte das Gesetz keinerlei Anlass geben, solche
Versammlungen zur erleichtern, und, noch weniger, sie notwendig zu machen.
Smith war gegen ein generelles Zinsverbot. Wie die Erfahrung lehrt, hat das Zinsverbot das
Übel des Wuchers noch vergrößert, anstatt es zu verhindern. Er hielt jedoch die gesetzliche
Fixierung eines Höchstzinses, wie es zu seiner Zeit in England der Fall war, durchaus für
sinnvoll. Dieser gesetzliche Höchstzins solle seiner Ansicht nach stets etwas über dem
üblichen Marktzins liegen, den Schuldner gewöhnlich für die Leihe des Geldes zahlen. Wäre
er niedriger festgelegt, dann würde dieser gesetzliche Zins genauso oder annähernd genauso
verderblich wirken, wie ein generelles Zinsverbot. Der gesetzliche Höchstzins sollte aber auch
nicht allzu sehr über dem üblichen Marktzins liegen. Läge er in England zum Beispiel bei 8
oder 10 %, so würde das Leihgeld größtenteils an unseriöse Geschäftsleute und Plänemacher
fließen, da nur sie bereit wären, diesen hohen Zins zu zahlen.
Hier spiegelt sich Smiths Erfahrung mit der Kapitalmarktblase Anfang des 18. Jahrhunderts,
der sogenannten „South Sea Bubble“, wieder. Er war der Ansicht, dass ein Höchstzins
verhindert, dass das Kapital eines Landes jenen soliden Geschäftsleuten entzogen wird, die es
höchstwahrscheinlich mit Gewinn und Vorteil verwenden. Überall dort wo der legale Zins nur
ein wenig über dem niedrigsten Marktzins festgelegt wird, ziehen die Darlehensgeber die
soliden Geschäftsleute den anderen vor, da sie fast soviel Zinsen erhalten, wie sie von den
unseriösen zu nehmen riskieren, wobei ihr Geld zudem weit sicherer angelegt ist.
231
Geprägt und bekannt wurde das saysche Theorem als Bestandteil der Klassik/Neoklassik
neben Say über James Mill[1] und John Stuart Mill, sowie John Maynard Keynes (der das
Theorem kritisch betrachtete). Eine weit verbreitete Zusammenfassung[2] lautet:
Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage selbst.[3]
Say schrieb 1803 in seinem Werk Traité d'economie politique:
Wenn der Produzent die Arbeit an seinem Produkt beendet hat, ist er höchst bestrebt
es sofort zu verkaufen, damit der Produktwert nicht sinkt. Nicht weniger bestrebt ist
er, das daraus eingesetzte Geld zu verwenden, denn dessen Wert sinkt möglicherweise
ebenfalls. Da die einzige Einsatzmöglichkeit für das Geld der Kauf anderer Produkte
ist, öffnen die Umstände der Erschaffung eines Produktes einen Weg für andere
Produkte.
Say wandte sich damit in der damaligen Diskussion gegen die von einigen Ökonomen
vertretene Befürchtung, dass es mit dem technischen Fortschritt zu Überproduktionskrisen
komme. Nach Say war die Produktion von Gütern nötig, um die für Güterkäufe erforderlichen
Mittel bereitzustellen und die Güterproduktion somit gleichzeitig Angebot und Nachfrage
schaffe.
KEYNES KONSUMFUNKTION
Keynes nennt für den Konsum der Haushalte eine ganze Reihe weiterer Einflussfaktoren. Da
diese aber unter „normalen Umständen“ („normal terms“) wenig variabel sind oder sich im
Durchschnitt der Haushalte weitgehend ausgleichen, vernachlässigt er für seine weitere
Theorie diese Faktoren.
Er zählt folgende Faktoren auf:
die Spanne zwischen Brutto- und Nettoeinkommen
die Änderung von Vermögenswerten
die Änderung der Zeitpräferenz
der Zinssatz (allerdings in Höhe und Richtung kaum a priori bestimmbar)
die Einkommensverteilung
die Erwartung über zukünftige Einkommensentwicklung.
Weitere denkbare Faktoren, die er nicht betrachtet, sind:
höhere Ausgaben oder geringere Einnahmen in der Zukunft (etwa Bildung, Rente) mit
dem Wunsch nach gleichmäßigem Konsum („Foresight“)
niedrigere Zeitpräferenz als der Realzins: Wunsch nach Zinseinkünften
(„Calculation“)
Wunsch nach kontinuierlich ansteigendem Konsum („Improvement“)
Unabhängigkeit („Independence“)
Eigenkapital für Start-Ups oder Spekulation („Enterprise“)
Vermögen vererben („Pride“)
Geiz: der negative Nutzen beim Konsum als solchem („Avarice“).
232
NACHFRAGE NACH LIQUIDEN MITTELN (KASSENHALTUNG)
Eine wichtige Neuerung stellt auch Keynes Analyse der Kassenhaltung dar.
Mit ihr versuchte Keynes zu erklären, weshalb die Wirtschaftsteilnehmer einen Teil ihres
Geldvermögens in Formen halten, die keinen Zins bringen (Bargeld, Sichteinlagen). Für diese
Liquiditätspräferenz („liquidity preference“) nennt Keynes vier Beweggründe („motives“):
1. Einkommensmotiv („income motive“) für die Überbrückung der Zeit zwischen
Einnahme und Ausgabe des Einkommens
2. Geschäftsmotiv („business motive“) für die Überbrückung der Zeit zwischen Einkauf
und Verkauf einer Ware
3. Vorsorge- oder Vorsichtsmotiv („precautionary motive“): Vorsorge für
unvorhersehbare Ausgaben
4. Spekulationsmotiv („speculative motive“) aus der Erwartung günstigerer künftiger
Gelegenheiten zur Anlage des Geldes.
Einkommensmotiv und Geschäftsmotiv zusammen nennt Keynes auch das Transaktionsmotiv
(„transactions motive“). Die hieraus resultierende Kassenhaltung ist nur vom Einkommen
abhängig, die anderen aber auch und vor allem vom Zinssatz. Die klassische Theorie
berücksichtigte nur die Transaktionskasse, während Keynes die Abhängigkeit der
Geldhaltung vom Zinssatz aufzeigt.
Der erste Hedge-Fonds wurde von Alfred Winslow Jones im Jahre 1949 gegründet. Jones
verkaufte Aktien leer, um sie später auf einem niedrigeren Kursniveau wieder zu erwerben.
Mit dem Erlös des Leerverkaufs kaufte er andere Aktien in der Erwartung, dass diese Aktien
im Kurs steigen. Damit erfand er gleichzeitig die erste Strategie für Hedge-Fonds (Long-
Short). Erfüllt sich die Erwartung, dass der Kurs der gekauften Aktien sich im Verhältnis
besser (oder weniger negativ) entwickelt als der Kurs der leer verkauften Aktien, ergibt sich
ein Gewinn unabhängig davon, ob der Gesamtmarkt, repräsentiert durch einen breiten
Aktienmarktindex, steigt oder fällt. Damit wird auch ein wesentliches Motiv von Anlegern in
Hedge-Fonds deutlich. Sie möchten einen hohen Ertrag unabhängig von dem immer wieder
auftretenden Auf und Ab der Aktienmärkte erwirtschaften. Für die Long-Short-Strategie ist es
notwendig, Aktien zu finden, die innerhalb eines bestimmten Zeithorizontes im Preis fallen
und andere Aktien zu identifizieren, die in dieser Zeitspanne steigen werden. Der Hedge-
Fonds-Manager muss also sowohl die Preisentwicklung der selektierten Aktien richtig
einschätzen als auch einen günstigen Zeitpunkt für diese Transaktionen wählen. Entsprechend
verwendet der Hedge-Fonds-Manager unter anderem neben der klassischen
Unternehmensbewertung (Einschätzung der Über-/Unterbewertung der Aktien) auch
quantitativ-mathematische Methoden und die technische Analyse.
Klassische Hedge-Fonds waren nie Publikumsfonds, wie der Begriff in Deutschland
entsprechend dem Investmentgesetz verstanden wird; auch heute noch werden sie vorrangig
für institutionelle Anleger aufgelegt.
233
KREDITE
Souveräne:
Das Problem der Ver- und Überschuldung zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten. Auch
wenn Souveräne nicht überschuldungsgefährdet sind, sollten Sie kritisch Ihre Kontostände
sowie Ein- und Ausgänge überprüfen. Sorgen sie dafür, dass sie regelmäßig kleinerer Beiträge
ansparen. Dann brauchen Sie keine Konsumentenkredite.
Ambitionierte:
Auch Ambitionierte neigen nicht zur Überschuldung. Aber es trifft mittlerweile auch die
Mittelschicht und viele Selbstständige. Bauen Sie also vor, damit Ihnen die schlechte
Zahlungsmoral Ihrer Kunden keine Probleme bereiten kann. Achten Sie deswegen darauf,
dass Sie immer einen Puffer in Ihrer Liquidität besitzen.
Pragmatiker:
Eigentlich ist es einfach: Kaufen Sie nur, wenn Sie auch wirklich das Geld dafür auf der
hohen Kante haben. Das gilt sicher nicht für eine Immobilie, aber für die anderen Träume im
Leben, die uns lieb und teuer sind.
IMMOBILIEN
Souveräne:
Die Finanzierung und Abwicklung einer Immobilienfinanzierung dürfte für Sie keine große
Herausforderung darstellen. Fügen Sie Ihrem Altervorsorge-Portfolio den soliden Baustein
Wohnimmobilie hinzu. Und gönnen Sie sich ganz nebenbei auf diese Weise ein höheres
Maß an Lebensqualität. Aus steuerlichen Gründen könnte eine vermietete Immobilie ebenfalls
infrage kommen.
Ambitionierte:
Auch auf Ihrer Wunschliste dürfte eine eigene Immobilie stehen. Erfüllen Sie sich diesen
Traum, berücksichtigen Sie aber die beschriebenen Sicherheitsnetze. Sie haben doch
ansonsten schon ausreichend versorgt? Als weiterer Baustein könnte auch eine vermietet
Immobilie sinnvoll sein.
Pragmatiker:
Zu einer ausgewogenen Altervorsorge kann eine Immobilie gehören. Abgestellt auf Ihre
Lebenspläne und ziele sollten Sie entscheiden, ob dieses finanzielle Engagement für Sie mit
seinen Vor- und Nachteilen infrage kommt. Ziehen Sie dann eine Wohnimmobilie in
Erwägung, wenn Sie Ihre nächste Lebensphase am gleichen Wohnort verbringen wollen.
Typischerweise dürften vermietete Immobilien eher weniger sinnvoll für Sie sein.
234
ALTERSVORSORGE
Souveräne:
Ihre Altersvorsorge steht wahrscheinlich auf festem Fundament. Sie investieren in sichere und
risikobewusste Finanzprodukte und wissen, wo Sie gerade stehen und hin wollen. Denken Sie
auch daran, bei tief greifenden Änderungen in Ihrem Leben Ihre Strategie ernut zu
überprüfen.
Pragmatiker:
Damit es Ihnen im Alter gut geht, sind Sie bereit, einiges zu tun. Das ist gut so, denn es ist
auch nötig. Überprüfen Sie, ob Ihre drei Säulen stark genug sind für eine erfüllte dritte
Lebensphase. Wenn nicht, dann legen Sie Ihr Geld in einfach zu handhabenden und sicheren
Finanzprodukten an.
GELDANLAGE
Souveräne:
Sie haben schon in unterschiedlichen Geldanlagen investiert. Sie nutzen wahrscheinlich
bereits die beschriebenen Produkte wie beispielsweise Festgeld, Aktien, Aktienfonds und
Rentenfonds. Sie wissen, dass es sich lohnt, tiefer in das Thema Geld und Finanzen
einzusteigen. Deswegen sollten Sie sich auch mit risikoreicheren Investments beschäftigen
und dabei allerdings zunächst mit kleinen Beträgen „üben“.
Ambitionierte:
Auch wenn Ambitionierte gerne einmal spekulieren, achten Sie in der Regel auf ein
ausgeglichenes Portfolio. Ihr Schwerpunkt liegt bei vertrauten Produkten wie Sparverträge
mit Banken, Bausparkassen und Fondsgesellschaften oder Immobilien zur Eigennutzung. Sie
sehen Geld als wichtige Voraussetzung für Lebensqualität und soziale Anerkennung.
Ambitionierte haben den höchsten Männeranteil der acht Geldtypen. Viele Männer neigen
zum schnellen Ein- und Aussteigen. Doch denken Sie daran: „Hin und Her macht Taschen
leer“.
GELD
Souveräne:
Sachverstand, Interesse und Spaß an Finanzthemen sowie die Bereitschaft, kalkulierbare
Risiken einzugehen, bilden die Basis Ihrer geldaktiven Einstellung. Es ist für Sie eine
Herausforderung in Finanzfragen fit zu sein.
Ambitionierte:
identifizieren sich in hohem Maße mit der Welt des Geldes und sehen es durchaus als
persönlichen Prestigegewinn, wohl situiert, erfolgreich und in finanziellen Dingen kompetent
zu sein. Bedenken Sie, dass die steuerliche Seite einer Anlage nur ein Aspekt von mehreren
ist.
235
ÜBER DAS WESEN EINES TRENDS
Eine Lektion, die wir von den großen Tradern und Börsianern lernen können, ist die, dass der
Misserfolg in den Finanzmärkten auf dem Mangel an Disziplin und Wissen beruht und das
Trading ein Geschäft und eine Tätigkeit ist, die nicht so sehr auf einzelnen Entscheidungen
beruht, sondern eher als Arbeitsprozess betrachtet werden sollte. Das auf Geschick
aufbauende Trading stellt einen Arbeitsvorgang dar, der mit Aufgaben verbunden ist wie zum
Beispiel der technischen Analyse und dem Geld- und Portfoliomanagement.
Besser ist es, sich mit dem jeweiligen Arbeitsvorgang auseinanderzusetzen, sodass jede
Entscheidung nicht nur eine Entscheidung an sich ist, sondern als Teil eines größeren Planes
angesehen wird, der eine bestimmte Zeit in Anspruch nimmt. Wir verwenden ganz bewusst
den Begriff „Arbeit“, da man sich nach heutigem Verständnis des Finanzwesens nur auf die
Einzelentscheidungen und die Verteilung des Vermögens konzentriert, während die fehlende
Variable darin besteht, nicht zu hinterfragen, wie dieses Vermögen überhaupt zustande
gekommen ist. Eine Folge davon ist die weit verbreitete Vorstellung, dass die Fluktuationen
des Marktes eine Quelle des Vermögens darstellt und dass ein Vermögen gemacht oder
vernichtet wird, wenn sich die Kurse bzw. Preise auf- und abbewegen. Das ist nicht der Fall.
Die Preise sind das Produkt und nicht die Ursache des Vermögens. Preise und
Umsätze(Volumen) sind daher lediglich materialisiertes Vermögen, das durch den gesamten
Arbeitsvorgang der Akteure in der Wirtschaft verursacht und geschaffen wird.
Daher muss man sich anstrengen, arbeiten und kämpfen, um aufgrund der Preisveränderungen
zu einem Vermögen zu gelangen, denn sonst betreibt man lediglich ein Glücksspiel und
verliert letztendlich.
Der auf Regeln beruhende Trading-Ansatz ist im Wesentlichen auf die Vorstellung
zurückzuführen, dass sich die Preise zumindest teilweise in vorhersagbaren Trends bewegen,
sodass man sich größtenteils auf der richtigen Seite befindet und eher Geld gewinnt als
verliert, wenn man sich an die entsprechende Strategie oder an den besagten Arbeitsprozess
hält.
Maschinen werden mit Hilfe von Darlehen angeschafft, in Betrieb gehalten und mit
Rohmaterialien versorgt. Auch der Kauf der Produkte wird von den Konsumenten durch
Darlehen bzw. Kredite finanziert Häuser und Autos werden gekauft und auch im Ausland
wird von ausländischen Kunden Geld ausgegeben. Dank der Bereitstellung von Krediten
können einzelne Personen und die Wirtschaft als Ganzes das erforderliche Kapital beschaffen,
das sie für die Erfüllung ihrer „Bedürfnisse“ benötigen. All unsere „Bedürfnisse“, wie sie von
der Verhaltensökonomie definiert werden, können den Markt selbst nicht dazu veranlassen
Trends auszubilden. Die Fähigkeit des Marktes, Trends zu entwickeln, ist vielmehr davon
abhängig, in welchem Umfang und in welcher Höhe er Darlehen/Kredite anzuziehen vermag.
Die Bedeutung von Darlehen für das Verständnis der Märkte kann durch den Vergleich
zwischen unserer kapitalistischen Gesellschaft und der Naturalwirtschaft im alten Ägypten
veranschaulicht werden. Die Naturalwirtschaft im reich der Pharaos funktionierte auf recht
einfache Weise. Der Pharao musste lediglich seine Peitsche und seine Macht einsetzen, um
Arbeiter und Materialien für den Bau von Pyramiden bereitzustellen. Die Cheops-Pyramide
erforderte 600.000.000 Tage menschlicher Arbeitskraft und was schließlich nach 20 Jahren
Bauzeit fertig gestellt wurde, stellte sozusagen einen gebundenen Vermögenswert dar.
236
In unserer Wirtschaft gibt es keinen Pharao, der durch die Macht seines Wortes ein Heer von
Arbeitskräften befehligt. In unserer Gesellschaft werden Arbeitskräfte und Materialien durch
Geld beherrscht. In einer Naturalwirtschaft wird Geld als konkreter und „unvergänglicher“
Bestand betrachtet, wobei sich dessen Menge nur dann verändern kann, wenn noch mehr Gold
oder andere wertvolle Materialien aus dem Boden ausgegraben oder erobert werden. Mit dem
Lebenszyklus von Geld und Darlehen in einer modernen kapitalistischen Gesellschaft verhält
es sich so, dass es mit der Ausgabe eines Bankkredits geboren wird und sein Leben beendet,
wenn die Person, die den Kredit aufgenommen hat, diesen zurückzahlt.
Geld selbst stellt an sich weder einen Wert noch Macht dar, vielmehr besteht dieser Wert
lediglich in dem, was durch Geld repräsentiert wird: Die Macht über Arbeitskräfte und
Materialien.
Wenn jedoch ein Kredit auf unproduktive Weise für Arbeitskräfte und Materialien eingesetzt
wird (z.B. um eine Pyramide bauen zu lassen), dann entspricht der damit verbundene
Kapitalverlust tatsächlich einer Vergeudung der Arbeitskräfte. Außerdem schadet es der
Gesellschaft, wenn Kredite, die nicht zurückbezahlt werden können, weil die Banken dadurch
abgeschreckt werden, neue Kredite für Investitionen zu vergeben.
Was Kreditnehmer zu zahlen haben, um Arbeitskräfte und Materialien einsetzen zu können,
sind die jährlichen Zinsen. Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass die Schulden getilgt
werden, verlangen die Banken häufig eine Sicherheit für die Kreditgewährung. Diese
Restriktionen haben eine funktionale Bedeutung, weil sie die Kreditnehmer dazu zwingen
sicherzustellen, dass durch den Einsatz von Arbeitskräften und Materialien produktive
Ergebnisse erzielt werden, damit genügend Erträge erwirtschaften werden können, um die
Zahlung der Zinsen und die Rückzahlung des Kreditbetrages zu gewährleisten und außerdem
noch einen Überschuss zu produzieren. Die Bedingungen für die Kreditvergabe würden also
den Bau von Pyramiden unmöglich machen. Trotzdem gibt es in unserer modernen Welt
Tausende von „Pyramiden“, wobei die unsichtbaren gefährlicher sind, weil sie nur durch
weitere Darlehen fortgeführt werden können.
Transaktionen in realen Märkten für Güter, Waren, Dienstleistungen und
Produktionsverfahren sind mit Einnahmen und Produktionsabläufen verbunden.
Transaktionen in Finanzmärkten beinhalten Vermögensgegenstände.
Die Transaktionen in den realen Märkten stellen eine wirtschaftliche Aktivität dar, die im
Bruttosozialprodukt erfasst wird. Die Transaktionen in den Finanzmärkten sind hingegen
keine produktiven Aktivitäten und somit haben sie keinen Anteil am Bruttosozialprodukt.
Wenn also Veränderungen von Vermögenswerten oder des Bruttosozialproduktes mitgeteilt
oder prognostiziert werden, muss die gesamte Kreditschöpfung in den realen und Finanzteil
aufgeteilt werden. Eine Anzahl von Aktien ist im Vergleich zu Produktionsabläufen relativ
festgelegt. Daher wird eine größere Nachfrage im realen Markt vor allem durch ein größeres
Angebot befriedigt, während das Angebot im Finanzmarkt beschränkter ist, sodass eine
größere Nachfrage zwangsläufig zu einer Preiserhöhung führen wird.
Die Spekulation im Aktienmarkt mit ständig steigenden Kursen, wie es vor dem Börsencrashs
1929 der Fall war, stellt eine unsichtbare Pyramide dar. Die Steine dieser Pyramide sind der
Bestand an finanziellen Mitteln und die menschlichen Gefühle. Die Pyramide von 1929
verbrauchte unvorstellbare und unkontrollierbare Mengen an Kreditgeldern. In zwei Jahren
stiegen die Darlehen von Brokern an der NYSE auf 5 Milliarden Dollar, was die Aktienkurse
in die Höhe trieb. Diese Pyramide verursachte unzählige Probleme. Die Kreditgelder hätten
auf produktive Weise eingesetzt werden können, was aber nicht der Fall war. Vor allem führte
237
es dazu, dass die Kreditgeber beträchtliche Verluste erlitten, was in der Folgezeit zum
Rückgang der Produktion und zum Verlust von Arbeitsplätzen führte.
Während der Wert von Gütern der klassischen Wirtschaft wie Rohstoffe und Fertigprodukte
durch ihre Knappheit bestimmt war, bestimmen die Güter der New Economy ihren Wert in
erster Linie durch deren Verbreitungsgrad und sind daher vor allem Kommunikationsmittel
(Telefon, E-Mail, Fax, Internet), die sich erst dann als nützlich erwiesen haben, wenn möglich
viele Menschen Zugang dazu haben.
Damit ist auch verbunden, dass das Geld in den realen Märkten ausgegeben worden wäre, in
die Finanzmärkte übertragen wird. Insgesamt ist eine Situation des rasanten
Wirtschaftswachstums geschaffen worden, die mit einer sehr niedrigen Inflationsrate
einerseits, aber mit aufgeblähten Finanzmärkten andererseits einhergeht.
In Zeiten, in denen die Banken viele Kredite für spekulative Zwecke (in Form der Margin, die
für Börsengeschäfte und insbesondere für Leerverkäufe von Aktien als Sicherheitsleistung
erforderlich ist und als Kredit von den Banken finanziert wird, bis die Aktienposition z.B.
durch das Gegengeschäft, also den Rückkauf aufgelöst wird, was allerdings im Falle eines
Verlustes einen Minusbetrag bedeutet.) gewähren, wie es in den 1920er Jahren der Fall war
und auch heutzutage zu beobachten ist, tritt eine realwirtschaftliche Inflation ein, obgleich die
Verbraucherpreise überhaupt nicht davon betroffen zu sein brauchen.
Die Banken weiten ihre Kredite oft auf die realen Vermögenswerte oder Finanzanlagen als
gesicherte Darlehen aus, wobei eine Erhöhung der Sicherheit die Kreditvergabe erleichtert.
Somit ist die unsichtbare Pyramide der extremen Veränderung von Vermögenspreisen (meist
Aktienkurse und Immobilienpreise) immer von der mit Vermögenswerten
zusammenhängenden Erhöhung der Kreditvergabe durch die Bank abhängig. Eines ist jedoch
paradox: Während einzelne Banken die Preise von Vermögenswerten als unabhängig von
ihren Aktivitäten betrachten, führen steigende Preise von Vermögenswerten zu einer
Ausweitung der mit den Vermögenswerten verbundenen Krediten, was eine gesteigerte
Nachfrage nach finanziellen Vermögenswerten auslöst.
Die technische Analyse kann in vier wichtige Bereiche unterteilt werden: Kapitalentwicklung,
Kapitalstrom, Marktstimmung und die Mikrostruktur des Marktes.
Kurzfristige Trends werden durch Anleger hervorgerufen, die sich auf die Margin stützen,
was dazu führt, dass die Marktpreise über das hinausgelangen, was die Wirtschaft auf lange
Sicht verkraften kann. Daher betrachtet man einen Trader, der eine beträchtliche Hebelkraft
nutzt, als schwache Hand. Immer dann, wenn der Bestand eines Traders, der eine starke
Hebelkraft einsetzt, in seinem Wert schrumpft, muss er einen Teil seiner Position mit Verlust
verkaufen. Wenn der Anteil an Aktien, die sich in starken Händen befinden, ungewöhnlich
hoch ist, nimmt der Markt eine starke Position ein. Je länger als die Akkumulationsphase
dauert, desto größer ist die Anzahl der starken Hände und umso breiter ist die Basis, die den
Anstieg der Preise ermöglicht.
Das bedeutet: Je kurzfristiger die Kredite sind, desto größer die Unsicherheit bezüglich der
materiellen Faktoren und umso unberechenbarer ist auch der Markt, weil diese kurzfristigen
Kredite mehr Angst und Panik hervorrufen und sich als soziale Faktoren auf die Trader
auswirken.
238
Wirklich große Gewinn Trades kommen selten und nur in großen zeitlichen Abständen vor.
Viel öfter haben Sie Trades, die viel versprechend scheinen, aber Sie letztlich nur irritieren,
weil sie nicht halten, was sie versprechen. Wenn Sie sich von all dem fern halten, befreien Sie
nicht nur Ihren Geist, sondern entlasten auch Ihr Kapital und können stattdessen die großen
Gewinn Trades ausnutzen, die im Rahmen der durchschnittlichen Trades auftreten, während
Sie sich gleichzeitig auch in anderen Märkten engagieren können.
Auf das Trading bezogen bedeutet das: Damit sich ein Handelssystem sowohl als stabil als
auch gewinnbringend erweist, sollten Sie sich bemühen jeden Trade so ähnlich wie möglich
zu gestalten, selbst wenn dies bedeuten sollte, dass Sie Ihr Gewinn ab und zu beschneiden
müssen. Wenn Sie so vorgehen, gewinnen Sie Zeit und sparen Geld, das Sie für andere Trades
einsetzen können Trades, mit denen Sie vertraut sind und umgehen können, ohne dabei in
Panik zu geraten, was sich letztlich als lukrativer erweisen dürfte
Geld ist Geld und ein kleines Konto kann ebenso leicht durch Verluste aufgezehrt werden wie
ein großes Konto. Wenn Sie der Ansicht sind, dass Sie nicht genügend Geld und Wissen
haben, um es von Anfang an richtig zu machen, dann sollten Sie nicht traden. Denn dann
haben Sie viel Zeit, um komplexere Methoden zu erlernen, und nicht, während Sie traden.
Das habe ich am eigenen Leib erfahren.
Das Buch ist für alle diejenigen Trader und zwar ungeachtet ihres persönlichen
Erfahrungshintergrundes gedacht, die erkannt haben, dass das Ganze doch nicht so leicht ist,
wie es aussieht obwohl sie nicht genau sagen können, welche Puzzleteile ihnen zur
Vollendung des Bildes fehlen.
Genauso wie gute Mathematikkenntnisse nicht bedeuten, dass man auch gute
Sprachkenntnisse hat und ein guter Autofahrer noch lange kein guter Automechaniker sein
muss, so bieten gute Fähigkeiten beim Traden keine Garantie dafür, dass der Betreffende auch
über gute analytische Fertigkeiten verfügt, und das gilt natürlich auch umgekehrt.
Beim Versuch, etwas völlig Neues zu erörtern, gerät ein Lehrer häufig in ein Dilemma.
Um ein Thema C zu erklären, muss er zunächst auf Thema A und B eingehen, aber oft sind
beide miteinander verwoben. Um also A zu erlernen, müssen wir zunächst B und C
verstanden haben.
Während Sie bei der Arbeit sind, müssen Sie auch ihre eigenen Bedürfnisse und ihren
gegenwärtigen Lebensstandard berücksichtigen, und zwar in finanzieller als auch in sonstiger
Hinsicht. Beispielsweise werden Sie sich wohl keinen Formel-1 Rennfahrer für die
Sonntagsausflüge mit Ihrer Familie engagieren, selbst wenn sie sich das durchaus leisten
könnten. Sie werden sich dafür wohl auch keine Planiermaschine anschaffen. Wahrscheinlich
werden Sie sich stattdessen für ein Auto entscheiden, das Ihren alltäglichen Bedürfnissen
entspricht, auch wenn Sie vielleicht eine Kombi-Limousine oder einen Mini-Van ziemlich
langweilig finden, wo Sie doch eigentlich eher ein Lamborghini-Typ sind.
Das Gleich gilt für Trading-Strategien: Zuerst müssen Sie herausfinden, wer sie sind und
welche Art von Strategie zu Ihnen passt, selbst wenn es Ihnen vielleicht ein wenig langweilig
erscheinen mag und Ihnen kaum die Möglichkeit bietet, spektakuläre Überholmanöver zu
veranstalten. Trading ist nach meiner Erfahrung zumindest was Systemtrading angebelangt
ebenso langweilig wie ein Baseballspiel zu verfolgen, ohne dabei ein Bier in der Hand und
bereits einige intus zu haben. Das gilt sowohl für die öffentlichen Straßen, die keinerlei
Abenteuer erlauben, als auch für das Trading. Beides bietet nicht die geeigneten Grundlagen
für Spiel, Spannung und Spaß.
239
Das Zusammenstellen einer Trading-Strategie würde ich folgendermaßen betrachten:
Das eigentliche System mit seinen Kauf- und Verkaufsregeln bildet den Motor, und dabei
kann es sich um eine schnelle Intraday Strategie, um ein System für einen bestimmten Markt
(dem Motors vergleichbar, der 800km/h schafft) oder um ein langfristiges System handeln,
das für alle Märkte eingesetzt werden kann (dem Motor einer langsamen, aber stetig
arbeitenden Planierraupe vergleichbar).
Wenn ich die Auswahl getroffen habe, wende ich mich dem Geldmanagement zu, das mit
dem Getriebe zu vergleichen ist. Dann versuche ich, das System auf mich abzustimmen und
gestalte es so effizient und sicher wie möglich.
Um mit dem Auto-Vergleich fortzufahren: Sie wissen bestimmt, dass Sie eine Katastrophe
heraufbeschwören, wenn Sie einen Formel-1 Rennwagen mit dem Getriebe einer Kombi-
Limousine versehen.
Wenn der Motor (das System) und das Getriebe (Geldmanagement) aufeinander abgestimmt
sind und beide harmonisch arbeiten, sollte man sich mit dem Fahrwerk auseinandersetzen.
Bei einer Trading-Strategie entspricht dies der Frage, welche Märkte man handeln möchte.
Wenn Sie die Einzelteile eines Autos (die Gesamtstrategie) zusammengebaut haben, also den
Motor (das System), das Getriebe (das Geldmanagement) und das Fahrwerk (die Märkte in
ihrer Gesamtheit), dann fehlt Ihnen immer noch etwas: der Treibstoff und der Fahrer.
Der Treibstoff stellt Ihre Zeit, Energie und Kapital dar. Der Fahrer sind Sie selbst.
Aber bevor sie das Gefährt betanken und sich auf den Fahrersitz schwingen, müssen Sie sich
vergewissern, ob es sich dabei auch tatsächlich um ein Fahrzeug handelt, das zu Ihnen passt
(auch wenn Sie eigentlich ganz genau wissen, dass Sie im Grunde ein Ferrari-Typ sind.)
„Der Schlüssel um sicherzustellen, dass Sie künftig einen hohen mathematischen
Erwartungswert haben, besteht darin, den Grad an Freiheit Ihres Systems einzuschränken…
Dies können Sie nicht ausschließlich dadurch bewerkstelligen, dass Sie die optimierbaren
Parameter ausmerzen oder zumindest deren Anzahl reduzieren, sondern auch dadurch, dass
Sie so viele Systemregeln wie möglich beseitigen oder zumindest verringern. Jeden
Parameter, den Sie einbringen, jede Regel, die Sie hinzufügen und jede kleine Anpassung und
Verbesserung, die Sie bei Ihren Systemen vornehmen, schränkt dessen Freiheit ein.
Idealerweise haben Sie es mit einem recht ursprünglichen und einfachen System zu tun, das
im Lauf der Zeit in fast jedem der verschiedenen Märkte regelmäßig geringe Gewinne
abwirft. Um es noch mal zu wiederholen: Sie müssen verstehen, dass es nicht wichtig ist,
welche Gewinne ein System bringt, solange es überhaupt Gewinne erzielt. Das Geld, das Sie
mit dem Trading erwirtschaften, hängt von der Leistungsfähigkeit Ihres Geldmanagements ab,
das Sie einsetzen. Das Trading System selbst ist lediglich eine Plattform, die Ihnen einen
positiven mathematischen Erwartungswert zur Verfügung stellt, und auf dieser Grundlage
fußt das Geldmanagement. Systeme, die nur in einem oder in einigen Märkten funktionieren
und mit unterschiedlichen Regeln und Parametern arbeiten, funktionieren wahrscheinlich in
der Praxis nicht sehr lange…“
„Deine schlimmste Minuslage steht noch bevor“. Man muss zwar damit rechnen, dass dies
früher oder später passiert. Erzeugt das System genügend Trades? Biete es mit genügend
Gelegenheiten, um mein Bedürfnis nach Aktivität in den Märkten zu befriedigen? Wenn es
sich nicht mit Ihrer Persönlichkeit oder Ihrem Handelsstil vereinbaren lässt, dann fühlen Sie
sich einfach nicht wohl dabei, wenn Sie es praktizieren.
Je weniger Zeit Sie in einem Markt verbringen, desto besser ist es für Sie. Um die mögliche
Zeit für Ihr Engagement in einem Markt zu berechnen, multiplizieren Sie die Anzahl der
Gewinn-Trades mit der durchschnittlichen Anzahl der Kursstäbe für die Gewinn-Trades.
Anschließend multiplizieren Sie die Anzahl der Verlust-Trades mit der durchschnittlichen
Anzahl der Kursstäbe für die Verlust-Trades.
240
Es gibt einen Unterschied zwischen Systemen und Strategien:
Dies hat damit zu tun, dass ein „System“ für mich nichts weiter darstellt als grundlegende
Einstiegs- und Ausstiegsregeln. Demgegenüber ist eine Strategie ein vollständiger
Handelsplan, zu dem ein System, die Methode des Geldmanagements und eine
wohldurchdachte Begründung für den Einsatz bestimmter Märkte gehören. Für mich kann ein
System ohne ein geeignetes Geldmanagement keinesfalls als Strategie bezeichnet werden.
Die Finanzmärkte sind nicht dem Zufall unterworfen, und es gibt Möglichkeiten, die Nicht-
Zufälligkeit mit Hilfe von mechanischen Trading-Strategien zu nutzen. Die gute Nachricht ist,
dass Sie kein Genie sein müssen, um davon zu profitieren. Sie brauchen nur noch ein bisschen
mehr wissen, als Sie es sich bereits erworben haben. Leider kann es mitunter katastrophale
Auswirkungen haben, wenn man zu wenig über ein bestimmtes Thema weiß, als wenn man
überhaupt nichts wüsste. Das ist den großen Fischen in der Trading Industrie bewusst; daher
sind sie auch nicht motiviert, Ihnen etwas beizubringen, denn was Sie zugrunde richtet,
bedeutet für sie eine Goldmine.
Es ist kein Zufall, dass das Thema der Stoppplatzierungen so ausführlich erörtert wurde, denn
in Bezug auf die Grundlagen des Tradings und des Anlegens spricht kaum jemand darüber,
wie man aus einer Position aussteigt und wie viel Prozent seines Kapitals man investieren
sollte. Wenn Sie die Empfehlungen von Analysten und Brokerfirmen anschauen, finden Sie
eine Vielzahl von Meinungen, wie z.B. „Kauf“/ „Outperform“ / „Accumulate“, aber selten
lesen sie: „Verkaufen Sie bei einem Kursrückgang unter….“ Die stärksten Begriffe in diesem
Zusammenhang sind: „halten“ oder „verkaufen“, wenn der Wert bereits extrem gefallen ist.
Warum ist das so? Weil es in dieser Industrie eine negative Botschaft ist, wenn man verkauft,
und Ihr Broker möchte nicht, dass Sie über negative Nachrichten oder darüber, dass es
schlecht läuft, nachdenken. Eine schlechte Stimmung zu verbreiten ist nicht gut für das
Geschäft, auch wenn die Botschaft realistisch und professionell zu begründen ist.
Weil niemand von uns der wunderbaren Geldvermehrung fähig ist, um etwas zu kaufen,
müssen wir normalerweise eine andere Position schließen, und zwar entweder mit einem
Gewinn oder mit einem Verlust, und dies wird immer dann eintreten, wenn wir aufgrund
unserer Recherche der Meinung sind, dass unser Geld anderswo besser angelegt werden kann.
Das bedeutet, dass die Eröffnung einer Position eine einmalige Entscheidung darstellt, die
abgeschlossen ist, sobald sie getroffen wurde. Aber die Entscheidung, wieder aus der
entsprechenden Position auszusteigen, bezeichnet einen Prozess, in dessen Verlauf Sich sich
ständig die Frage stellen: „Kann mein Geld besser eingesetzt werden?“
„Anderswo“ kann sich auf Ihrem Bankkonto, auf eine andere Trading- oder
Anlagemöglichkeit oder auf die Lagerung des Geldes unter Ihrer Matratze beziehen. Daher ist
eine Trading- oder Anlagetechnik ohne zuvor sorgsam ausgearbeitet Stopp und Ausstiege
nicht vollständig. Die Stopps und Ausstiege nehmen nicht nur eine zentrale Position im
Trading Prozess ein, sondern bilden auch die Grundlage für eine gewinnbringende
Geldmanagement Methode.
Wir müssen erkennen, dass die Märkte berechenbar und lukrativ sein können, wenn wir eine
Möglichkeit finden, sie durch entsprechende Messinstrumente zu erfassen, was sich in Geld
umwandeln lässt. Dann müssen Sie „nur“ noch wissen, mit welchem Ausmaß Sie es zu tun
haben, sodass Sie erkennen können, wie man willkürlich erscheinende Kursbewegungen
voneinander unterscheiden kann. Natürlich sind die Methoden der technischen Analyse und
die statistischen Kennziffern, die wir benutzen sehr grob und schwerfällig und auch nicht
gerade anspruchsvoll, aber wenn man weiß, wie Trends in Gang kommen, und man die
Rahmenbedingungen kennt, um eine Analyse durchzuführen und außerdem über ein
241
Regelwerk verfügt, wie sie bei mechanischen Handelssystemen gängig sind, dann können wir
die allgemeinen Unterschiede zwischen einem Aufwärtstrend und einem Abwärtstrend
erkennen, und wir können auch feststellen, ob sich ein Markt in einem Studium der
Berechenbarkeit befindet oder nicht.
Nehmen wir an, die Wirtschaft (oder der Bereich, an dem Sie interessiert sind) ist ein
Supertanker, der in einer bestimmten Richtung auf dem Ozean unterwegs ist. Aber dieser
Tanker hat kein Öl geladen, sondern ist voller Menschen, wobei Sie ebenfalls dazugehören.
Dabei ist jeder auf seine Weise an dem interessiert, was vor sich geht, und das gilt auch für
Sie. Es kann sich um andere Trader, Börsenmakler, Analysten, Bauern, Arbeiter oder um
Familienmitglieder, Verwandte oder Freunde dieser Leute handeln. Nehmen wir weiter an,
die für dieses Schiff verantwortlich ist, beispielsweise Alan Greenspan, ist der Ansicht, dass
dieses Schiff in die falsche Richtung fährt, oder es ist eine Komplikation aufgetreten, die ihn
dazu veranlasst, den Kurs zu ändern. Selbst wenn er die Maschinen in die Gegenrichtung in
Gang setzen lässt, wird das Schiff aufgrund seiner gewaltigen Masse und Dynamik noch viele
Kilometer den Kurs in die ursprüngliche Richtung beibehalten.
Selbst wenn alle mit der Entscheidung dieses Mannes einverstanden sind und auf der Stelle
umkehren wollen, wird das Schiff nicht dazu in der Lage sein, seine Richtung umgehend zu
ändern. Wunschdenken hat nichts mit dem tatsächlichen Verhalten des Marktes zu tun und
kann auch nicht die Ergebnisse Ihres Tradings beeinflussen.
Nun nehmen wir an, dass Sie als Trader nicht auf dem Schiff, sondern an Land sind. Sie sehen
das Schiff am Horizont und verfügen über die gleichen Informationen wie alle, die sich an
Bord des Schiffes befinden. Worauf würden Sie wetten: dass es noch viele Kilometer,
Minuten oder Tage in die gleiche Richtung fährt, oder dass es seinen Kurs sofort ändert und
die entgegen gesetzte Richtung einschlägt?
Natürlich täten Sie besser daran, sich für die erste Möglichkeit zu entscheiden, denn ein
Supertanker lässt sich nicht sofort umlenken. Das trifft ebenso auf die Wirtschaft und auch auf
deren Teilbereiche, wie beispielsweise eine Aktie zu.
Zuweilen können merkwürdige Dinge geschehen Ausnahmen von dieser Regel können
einigen Glücklichen Ruhm und ein Vermögen einbringen, aber es bleiben dennoch
Ausnahmen von der Regel. Allgemein betrachtet, sollten Sie sich lieber mit dem Strom des
momentanen Geschehens anpassen. In Bezug auf die Finanzmärkte bedeutet dies, dass Sie
Ihre Trades in Übereinstimmung mit der Richtung des Trends platzieren. Platzieren Sie einen
langfristig orientierten Trade, mit dem Sie versuchen, den Anfang eines Trends zu erwischen,
aber steigen Sie möglichst bald aus, wenn Sie merken, dass der Markt nicht die von Ihnen
gewünschte Richtung einschlägt. Das gilt auch dann, wenn die Situation nicht mehr eindeutig
ist und die kurzfristige Volatilität, die Sie zum Einstieg veranlasst hat, nicht mehr klar
ersichtlich ist.
Wenn Sie aber sehen, dass sich das Wetter verschlechtert, oder wenn Ihnen Regen oder Nebel
die Einschätzung der Situation erschwert, sollten Sie Ihre Filter vor einem Einstieg warnen.
Aber zunächst müssen Sie wissen, worauf Sie zu achten haben, wie Sie diese Faktoren
erfassen und wie Sie das Beste darauf machen können.
242
NASDAQ COMPOSITE BEAR MARKET
Beim Platzen der Internetblase durchlief der Nasdaq Composite sieben großen Swings.
Vier Downswings / Drei Upswings
Der Grund, warum die Menschen arbeiten ist, dass sie irgendwann so viel Geld haben, um
nicht mehr arbeiten zu müssen.
Finanzielle Freiheit ergibt sich, wenn das passive Einkommen (Einkommen, das man erzielt,
wenn man sein Geld für sich arbeiten lässt) größer ist als die monatlichen Kosten.
Wenn Sie also pro Monat 5.000 Dollar zum Leben benötigen, dann werden sie finanziell
gesehen frei sein, sobald ihr passives Einkommen größer ist als 5.000 $ pro Monat.
Ein Trader, der sich jeder Markt auf Welt gleichzeitig anschaut, hat es leicht mit rund einer
Million Kursinformationseinheiten pro Sekunde zu tun, die auf ihn einströmen,
Warum ist das Lottospiel derart beliebt? Weil der Preis so groß ist und der Einsatz
verhältnismäßig klein ist, dass man förmlich zum Spielen verleitet wird. Dabei ist es ganz
egal, dass die Chancen derart gering sind, dass man sogar kaum gewinnen würde, wenn
1 Mio. Lottoscheine (alle mit unterschiedlichen Zahlen) kaufen würde. Die Chance, bei einer
staatlichen Lotterie 1 Mio. Dollar zu gewinnen, liegt bei etwa 13 Millionen: 1 (wenn man auf
einen höheren Gewinn hofft, verschlechtern sich die Chancen noch weiter.
Die Lottoneigung ist die Illusion von Kontrolle, die man erhält, wenn man die (richtigen)
Zahlen selber auswählen kann. Denn genau das passiert in spekulativen Märkten. Man glaubt,
schnell ein paar Dollar verdienen zu können, wenn man nur die richtigen Zahlen auswählt.
Wissen, dass man nichts weiß, dass ist das Allergrößte
1. Down
2. Down
3. Down
4. Down
1. Upswing
2. Upswing
3. Upswing
243
Parabolische Stopps
Die Parabel hat ihren Ursprung in einem vorherigen Tiefstwert und sie ist in Märkten mit
Aufwärtsbewegung ein beschleunigender Faktor. Je länger der Trend andauert, desto mehr
nähert sich die Parabel dem Kurs an. Es kommt bisweilen vor, dass der parabolische Stopp
den Kursen ein bisschen zu nahe kommt, sodass man aus dem Markt genommen wird,
während dieser weiter seinem Trend folgt. Eine Möglichkeit diese Rückschläge zu umgehen
ist, den Beschleunigungsfaktor des parabolischen Stopps anzupassen, sodass sich dieser
schneller oder langsamer bewegt als die tatsächlichen Marktkurse.
Der Parabolische Stopp wird nur nachgezogen, wenn die aktuelle Kerze einen höheren bzw.
tieferen Extrempunkt als die vorherige Kerze vorzuweisen hat.
Stopp von morgen = Stopp von heute + Beschleunigungsfaktor (falls neuer EP)
Beispiel: Anfangsstopp ist 10 % vom Einstieg entfernt.
X = Beschleunigungsfaktor Erklärung:
Nach einem Tag liegt der Stopp 9 % vom Einstieg entfernt.
Nach zwei Tagen liegt der Stopp 6 % vom Einstieg entfernt
Nach drei Tagen liegt der Stopp 1 % vom Einstieg entfernt
Nach vier Tagen liegt der Stopp 6 % über dem Einstieg.
Nach fünf Tagen liegt der Stopp 15 % über dem Einstieg.
Beispiel: Anfangsstopp ist 10 % vom Einstieg entfernt.
X = Beschleunigungsfaktor Erklärung:
Nach einem Tag liegt der Stopp 9,75 % vom Einstieg entfernt.
Nach zwei Tagen liegt der Stopp 9 % vom Einstieg entfernt
Nach drei Tagen liegt der Stopp 7,75 % vom Einstieg entfernt
Nach vier Tagen liegt der Stopp 6 % vom Einstieg entfernt
Nach fünf Tagen liegt der Stopp 3,75 % vom Einstieg entfernt
Nach sechs Tagen liegt der Stopp 1 % vom Einstieg entfernt.
Nach sieben Tagen liegt der Stopp 2,25 % über dem Einstieg
Nach acht Tagen liegt der Stopp 6 % über dem Einstieg
Nach neun Tagen liegt der Stopp 10,25 % über dem Einstieg.
Nach zehn Tagen liegt der Stopp 15 % über dem Einstieg
Beispiel: Anfangsstopp ist 10 % vom Einstieg entfernt.
X = Beschleunigungsfaktor Erklärung:
Nach einem Tag liegt der Stopp 9,9 % vom Einstieg entfernt.
Nach zwei Tagen liegt der Stopp 9,75 % vom Einstieg entfernt
Nach drei Tagen liegt der Stopp 9 % vom Einstieg entfernt
Nach vier Tagen liegt der Stopp 8,4 % vom Einstieg entfernt
Nach fünf Tagen liegt der Stopp 7,75% vom Einstieg entfernt
Nach sechs Tagen liegt der Stopp 6,9 % vom Einstieg entfernt.
Nach sieben Tagen liegt der Stopp 6 % vom Einstieg entfernt.
Nach acht Tagen liegt der Stopp 5 % vom Einstieg entfernt.
Nach neun Tagen liegt der Stopp 3,75 % vom Einstieg entfernt.
Nach zehn Tagen liegt der Stopp 2,5 % vom Einstieg entfernt.
.
X
1
1 %
2
4 %
3
9 %
4
16 %
5
25 %
X
0,5
0,25 %
1
1 %
1,5
2,25 %
2
4 %
2,5
6,25 %
3
9 %
3,5
12,25 %
4
16 %
4,5
20,25 %
5
25 %
X
0,25
0,06 %
0,5
0,25 %
1
1 %
1,25
1,56 %
1,5
2,25 %
1,75
3,06 %
2
4 %
2,25
5,06 %
2,5
6,25 %
2,75
7,56 %
244
EP Hoch/Tief Parabolischer Stopps
EP = der Extrempunkt, der vom Markt innerhalb eines Trades erreicht wurde. Wenn ein
Trader Long-Positionen hält, dann ist der EP das höchste Hoch, das seit dem Beginn dieses
Engagements erreicht wurde. Wenn ein Trader Short-Positionen hält, dann ist EP das tiefste
Tief, das seit Beginn seines Engagements erreicht wurde
Extrempunkt Stopp
Der Stopp wird um den Punktbetrag des jeweiligen Extrempunktes nachgezogen.
Wenn bei einer LONG Position, während der ersten Sitzung das höchste Hoch 1 Punkt
Abstand zu meinem Einstieg hat, dann wird der Stopp um einen Punkt nachgezogen
Danach wird der Stopp erst wieder weiter nachgezogen, wenn der Markt ein höheres Hoch als
das vorherigen bilden kann.
Wenn bei einer SHORT Position, während der ersten Sitzung das tiefste Tief 1 Punkt
Abstand zu meinem Einstieg hat, dann wird der Stopp um einen Punkt nachgezogen
Danach wird der Stopp erst wieder weiter nachgezogen, wenn der Markt ein tieferes Tief als
das vorherigen bilden kann
.
Statischer Stopp
Nach jeder Kerze wird der Stopp um einen festen Prozentsatz nachgezogen.
Auf Wochenbasis kann der Stopp z.B. jede Woche um 2 % verschoben werden.
Auf Tagesbasis kann der Stopp z.B. jeden Tag um 1 % verschoben werden.
Auf Intraday Basis kann der Stopp z.B. um 0,25 % je 10 Minuten verschoben werden.
Durch diesen Stopp wird gewährleistet, dass nur die stärksten Trends gehalten werden.
Setup:
Grundlegende Bedingungen, die herrschen müssen, bevor Sie in den Markt einsteigen. Sie
sind wichtige Kriterien, die Sie erwarten sollten, noch bevor Sie überhaupt in Erwägung
ziehen, auf einem bestimmten Markt eine Position zu beziehen
Das entscheidende ist doch, dass eine Volkswirtschaft an sich keinen Ehrenkodex hat.
Sie existiert einfach nur. Eine Volkswirtschaft (Aktienmarkt) verhält sich neutral zu den
Emotionen der Akteure. Sie sagt: „Wenn Geld auf dem Tisch liegt, dann gehört es
demjenigen, der es sich nimmt.“
Schließlich gibt es im Leben nur zwei Orte, an denen man sein kann auf dem Spielfeld oder
auf der Tribüne. Ich bin lieber auf dem Spielfeld.
4 Phasen des Einstiegs:
1) Auswahl des Systems 2 ) Die Auswahl des Marktes 3)Die Richtung des Marktes 4)Timing
Van Tharp Psycho Test
YOU ARE AN
INDEPENDENT
TRADER
You endeavor to develop a logical explanation for how the markets work. You value knowledge above all else. As a
result, you'll be generating new ideas about the market or trying to disprove the ideas that you learn from others
constantly. You are very independent, unconventional, and original.
One of Your Trading Strengths - You like the challenge of sorting out market conditions and the intellectual stimulation
of developing and planning low-risk trading ideas.
One of Your Trading Challenges - You may reject or abandon workable systems if the logic isn't clear because you
don't understand the systems boundaries ahead of time.
245
MENTALE GEDANKENMUSTER
Denken: Zu vie list nicht gut. Das hört sich für viele vielleicht seltsam an, aber die meisten
Master Trader haben den Punkt, zu viel nachzudenken, bereits überwunden. Viel nachdenken
ist ein Zeichen schlechter Vorbereitung und Unsicherheit.
Phantasie: Phantasie ist eine Fähigkeit, die sich in der Welt des Unrealen bewegt.
Erfolgreiche Trader sind aber in der Realität, der Aktualität und den Tatsachen verwurzelt. Sie
verarbeiten ständig das, was wirklich ist, und nicht das, was sein könnte. Sie phantasieren,
raten und hoffen nicht.
Angst: Angst macht jede intelligente Aktion unmöglich. Sie zerstört nicht nur den Verstand,
so dass dieser jede vernünftige Beurteilung unmöglich macht, sondern sie untergräbt auch
jegliche Intuition, die für erfahrene Trader so wichtig ist. Angst ist ein Gift, das jedes Talent
zerstört, welches für jede Errungenschaft, gleich welcher Art, notwendig ist.
Gier: Dieser Begriff wird am treffendsten mit dem Sprichwort bezeichnet: „Bullen und Bären
verdienen Geld, Schweine dagegen nicht.“ Anstatt auf einmal einen Punktestand von 10.000 $
anzustreben, visiert der Master Trader zehnmal einen Punktestand von 1.000 $ an. Ein
Gewinn von 1.000$ ist viel schneller erreicht, mit weniger Risiko und viel sicherer als ein
riesiger 10.000 $ Gewinn.
Information: Je weniger desto besser. Zu viel Information hilft, die Phantasie anzustacheln.
Vorstellungen beginnen sich zu entwickeln, und bevor Sie es merken, haben Sie die Meinung
der Verteiler dieser Informationen übernommen. Man sollte immer daran denken, dass die
Bedeutung von Informationen nicht in ihrer Aussage liegt. Die Bedeutung liegt vielmehr
darin, wie andere darauf reagieren.
Erwartungen: Zu viele Erwartungen oder zu hohe Erwartungen sind sichere Merkmale eines
unerfahrenen Neulings. Vernünftige Erwartungen sind immer okay, aber sie müssen
abgesichert werden. Überzogene Erwartungen sind typisch für Trader, die nicht wissen, was
sie tun. Sie sind Merkmale von Tradern, die noch keine Erfahrungen mit den Schwierigkeiten
und Härten gemacht haben, die mit dem Erfolg einhergehen.
Übertriebene Analyse: Zu viel Herumtrödeln verhindert Aktionen und erhöht nur die
Unsicherheit. Analysieren heißt auseinander pflücken, zerlegen. Denken Sie daran, dass eine
Rose keine Rose mehr ist, wenn man sie zerlegt hat. Jeder erfolgreiche Trader, hat ein paar
grundlegende, sehr einfache Arten, zu bestimmen, ob er verkaufen, kaufen, halten oder
ignorieren soll. Er macht die Dinge nicht komplizierter als notwendig. Und er ist immer bereit
„einfach“ zu handeln und zu warten, was passiert.
Hoffnung: Hoffnung ist eine gefährliche Sache für Trader. Sie ist der Erzfeind aller, die dazu
tendieren, verlierende Positionen zu lange zu halten. Hoffnung fördert in diesem Fall genau
dann Ignoranz, wenn Aktion erforderlich wäre. Sie bietet Trost und Zuspruch, wenn
Stillsitzen das Letzte ist, was man tun sollte. Hoffnung ist wie eine Droge, die einem die
Fähigkeit zu vernünftigen Denken raubt. Wer hofft, wird blind gegenüber den Tatsache und
immer denen ausgeliefert sein, die sich mit dem Verkauf von Hoffnungen den
Lebensunterhalt verdienen.
246
Es ist das Schicksal des Genies, unverstanden zu bleiben. Aber nicht jeder Unverstandene ist ein Genie.
Versuche niemals jemanden so zu machen, wie du selbst bist. Du solltest wissen, dass einer von deiner Sorte
genug ist.
Der beste Weg, einen Freund zu haben, ist der, selbst einer zu sein.
Der Mensch möchte vor den Folgen seiner Laster bewahrt werden, aber nicht vor den Lastern selbst.
Furcht besiegt mehr Menschen als irgendetwas anderes auf der Welt.
Selbstaufopferung ist das wirkliche Wunder, aus dem alle anderen Wunder entspringen.
Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er
nicht will.
Wer Reue zeigt, den soll man nicht an seine früheren Sünden erinnern.
Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.
Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: durch Nachdenken ist der edelste, durch Nachahmen der
einfachste, durch Erfahrung der bitterste.
Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.
Viele Menschen wissen, dass sie unglücklich sind. Aber noch mehr Menschen wissen nicht, dass sie glücklich
sind.
Was man mit Gewalt gewinnt, kann man nur mit Gewalt behalten.
Die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Die glaubt niemand!
Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.
Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.
Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer.
Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern dass man nie beginnen wird, zu leben.
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.
Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft - vielmehr aus unbeugsamen Willen.
Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
Lache nie über die Dummheit der anderen. Sie ist deine Chance.
Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine
Garage geht.
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.
Der Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung.
Auch wenn alle einer Meinung sind, können alle Unrecht haben.
Wenn du im Recht bist, kannst du dir leisten, die Ruhe zu bewahren; und wenn du im Unrecht bist, kannst du dir
nicht leisten, sie zu verlieren.
Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selbst. Er gibt auch anderen eine Chance.
247
Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er
nicht will.
Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am meisten.
Wer das Leben nicht schätzt, der verdient es nicht
Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg.
Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur.
Weil Denken die schwerste Arbeit ist, die es gibt, beschäftigen sich auch nur wenige damit.
Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.
Eine Stolz getragene Niederlage ist auch ein Sieg.
Der schlimmste aller Fehler ist, sich keines solchen bewusst zu sein
Wer der Meinung ist, dass man für Geld alles haben kann, gerät leicht in den Verdacht, dass er r Geld alles zu
tun bereit ist.
Du und ich: Wir sind eins. Ich kann dir nicht wehtun, ohne mich zu verletzen.
Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt's nicht.
Egal wie weit der Weg ist, man muss den ersten Schritt tun.
Ich denke niemals an die Zukunft. Sie kommt früh genug
Man kann niemanden überholen, wenn man in seine Fußstapfen tritt.
Wer nicht zufrieden ist mit dem, was er hat, der wäre auch nicht zufrieden mit dem, was er haben möchte.
Allein sein zu müssen ist das Schwerste, allein sein zu können das Schönste
Ein Optimist ist ein Mensch, der ein Dutzend Austern bestellt, in der Hoffnung, sie mit der Perle, die er darin
findet, bezahlen zu können
Sorgen ertrinken nicht in Alkohol. Sie können schwimmen
Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon
Es ist nicht schwer, Menschen zu finden, die mit 60 Jahren zehnmal so reich sind, als sie es mit 20 waren. Aber
nicht einer von ihnen behauptet, er sei zehnmal so glücklich.
Schenken heißt, einem anderen etwas geben, was man am liebsten selbst behalten möchte
Nichts macht uns feiger und gewissenloser als der Wunsch, von allen Menschen geliebt zu werden
Arm ist nicht, wer wenig hat, sondern wer viel braucht
Ein Experte ist ein Mann, der hinterher genau sagen kann, warum seine Prognose nicht gestimmt hat
Überlege einmal, bevor du gibst, zweimal, bevor du annimmst, und tausendmal, bevor du verlangst
Toleranz ist der Verdacht, dass der andere Recht hat
Nichtstun macht nur dann Spaß, wenn man eigentlich viel zu tun hätte.
Wer sagt: hier herrscht Freiheit, der lügt, denn Freiheit herrscht nicht
Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd
Gesunder Menschenverstand: eigentlich nur eine Anhäufung von Vorurteilen, die man bis zum 18. Lebensjahr
erworben hat.
Der Tod lächelt uns alle an, das einzige was man machen kann ist zurücklächeln!
248
Es gibt kein großes Genie ohne einen Schuss Verrücktheit.
Erfahrungen vererben sich nicht - jeder muss sie allein machen
Wer wirklich Autorität hat, wird sich nicht scheuen, Fehler zuzugeben.
Ein ausgeglichener Mensch ist einer, der denselben Fehler zweimal machen kann, ohne nervös zu werden.
Man braucht zwei Jahre um sprechen zu lernen und fünfzig, um schweigen zu lernen.
Ein freundliches Wort kostet nichts, und dennoch ist es das Schönste aller Geschenke.
Kein Mensch ist so beschäftigt, dass er nicht die Zeit hat, überall zu erzählen, wie beschäftigt er ist.
Tue soviel Gutes, wie du kannst, und mache so wenig Gerede wie nur möglich darüber
Wie alt man geworden ist, sieht man an den Gesichtern derer, die man jung gekannt hat.
Nachrichtensprecher fangen stets mit 'Guten Abend' an und brauchen dann 15 Minuten, um zu erklären, dass es
kein guter Abend ist.
Der Optimist hat nicht weniger oft unrecht als der Pessimist, aber er lebt froher.
Die meisten Menschen wollen lieber durch Lob ruiniert als durch Kritik gerettet werden
Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß
Ein kluger Mann widerspricht nie einer Frau. Er wartet, bis sie es selbst tut
Jeder schließt von sich auf andere und vergisst, dass es auch anständige Menschen gibt
Meine Pünktlichkeit drückt aus, dass mir deine Zeit so wertvoll ist wie meine eigene
Hohe Bildung kann man dadurch beweisen, dass man die kompliziertesten Dinge auf einfache Art zu erläutern
versteht
Das Lächeln, das du aussendest, kehrt zu dir zurück.
Ich stehe Statistiken etwas skeptisch gegenüber. Denn laut Statistik haben ein Millionär und ein armer Kerl jeder
eine halbe Million.
Ausdauer wird früher oder später belohnt meistens aber später.
Wenn man alle Gesetze studieren sollte, so hätte man gar keine Zeit, sie zu übertreten.
Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
.
Alt ist man dann, wenn man an der Vergangenheit mehr Freude als an der Zukunft hat
Die wahre Lebensweisheit besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.
Man kann die Erfahrung nicht früh genug machen, wie entbehrlich man in der Welt ist
Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen
Nur die Lüge braucht die Stütze der Staatsgewalt, die Wahrheit steht von alleine aufrecht
Der Tod eines Mannes ist eine Tragödie, aber der Tod von Millionen nur eine Statistik
Das Merkmal eines kleinen Menschen ist, dass er hochmütig wird, wenn er merkt, dass man ihn braucht
Erfolg besteht darin, dass man genau die Fähigkeiten hat, die im Moment gefragt sind
In der Politik ist es manchmal wie in der Grammatik: Ein Fehler, den alle begehen, wird schließlich als Regel
anerkannt.
249
Jede Kanone, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete
bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nichts zu essen bekommen, denen, die frieren und
keine Kleidung haben. Eine Welt unter Waffen verpulvert nicht nur Geld allein. Sie verpulvert auch den Schweiß
ihrer Arbeiter, den Geist ihrer Wissenschaftler und die Hoffnung ihrer Kinder.
Suche nicht die großen Worte, eine kleine Geste genügt
Das Publikum beklatscht ein Feuerwerk, aber keinen Sonnenaufgang
Die meisten Menschen denken hauptsächlich über das nach, was die anderen Menschen über sie denken
Keiner sollte eine Drohung aussprechen, die er nicht halten kann. Das macht einen schwach.
Lasse nie zu, dass du jemandem begegnest, der nicht nach der Begegnung mit dir glücklicher ist.
Solange man selbst redet, erfährt man nichts.
Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um
Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne
Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.
Es gibt Diebe, die nicht bestraft werden und einem doch das kostbarste stehlen: die Zeit.
Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug
Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht
Wenn man seine Ruhe nicht in sich findet, ist es zwecklos, sie andernorts zu suchen
Das gefährlichste aller Rauschgifte ist der Erfolg.
Der sittliche Mensch liebt seine Seele, der gewöhnliche sein Eigentum.
Siege, aber triumphiere nicht.
Richtig verheiratet ist der Mann erst dann, wenn er jedes Wort versteht, das seine Frau nicht gesagt hat
Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen
Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will
Du hast die Wahl. Du kannst dir Sorgen machen, bis du davon tot umfällst. Oder du kannst es vorziehen, das
bisschen Ungewissheit zu genießen
Der Mut ist wie ein Regenschirm. Wenn man ihn am dringendsten braucht, fehlt er einem
Eine schöne Uhr zeigt die Zeit an, eine schöne Frau lässt sie vergessen
Zitate bis Seite 23
Ohne schlechte Menschen gäbe es keine guten Anwälte
Von einer Frau kann man alles erfahren, wenn man keine Fragen stellt.
Wenn man 50 Dollar Schulden hat, so ist man ein Schnorrer. Hat jemand 50.000 Dollar Schulden, so ist er ein
Geschäftsmann. Wer 50 Millionen Dollar Schulden hat, ist ein Finanzgenie. 50 Milliarden Dollar Schulden haben -
das kann nur der Staat
Ein Friedlicher ist einer, der sich totschießen lässt, um zu beweisen, dass der andere ein Aggressor gewesen ist.
Am liebsten erinnern sich die Frauen an die Männer, mit denen sie lachen konnten
Wer interessieren will, muss provozieren
Die Frauen machen sich nur deshalb so hübsch, weil das Auge des Mannes besser entwickelt ist als sein
Verstand.
Wenn du die Absicht hast, dich zu erneuern, tu es jeden Tag
250
Bankraub: eine Initiative von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Bank.
Das Geheimnis der Macht besteht darin, zu wissen, dass andere noch feiger sind als wir
Der Mensch kann wohl die höchsten Gipfel erreichen, aber verweilen kann er dort nicht lange.
Die Tränen lassen nichts gewinnen, wer schaffen will, muss fröhlich sein
Soldaten: Männer, die offene Rechnungen der Politiker mit ihrem Leben bezahlen.
Arbeite klug, nicht hart
Mein Vater gab mir den besten Rat meines Lebens. Er sagte: „Was du auch tust, auf keinen Fall darfst du mit 65
aufwachen und darüber nachdenken, was du versäumt hast
Beliebtheit sollte kein Maßstab für die Wahl von Politikern sein. Wenn es auf die Popularität ankäme, säßen
Donald Duck und die Muppets längst im Senat.
Keine Schuld ist dringender, als die, Dank zu sagen.
Die Grenze zwischen Zivilisation und Barbarei ist nur schwer zu ziehen: Stecken Sie sich einen Ring in Ihre Nase,
und Sie sind eine Wilde; stecken Sie sich zwei Ringe in Ihre Ohren, und Sie sind zivilisiert.
Gegner glauben uns zu widerlegen, wenn sie ihre Meinung wiederholen und auf die unsrige nicht achten.
Ein großer Teil der Sorgen besteht aus unbegründeter Furcht.
Ein Schmeichler ist ein Freund, der dir unterlegen ist oder vorgibt, es zu sein
Der Ärger ist als Gewitter, nicht als Dauerregen gedacht; er soll die Luft reinigen und nicht die Ernte verderben
Die Frau kontrolliert ihren Sex, weil sie für Sex all das bekommt, was ihr noch wichtiger ist als Sex
Eifersucht ist Angst vor dem Vergleich
Bescheiden können nur die Menschen sein, die genug Selbstbewusstsein haben
Alles ist gut. Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, dass er glücklich ist. Nur deshalb. Das ist alles, alles!
Wer das erkennt, der wird gleich glücklich sein, sofort im selben Augenblick
Doppelt lebt, wer auch Vergangenes genießt
Auch Quellen und Brunnen versiegen, wenn man zu oft und zu viel aus ihnen schöpft
Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart.
Wer sichere Schritte tun will, muss sie langsam tun
Ein Mensch würde nie dazu kommen, etwas zu tun, wenn er stets warten würde, bis er es so gut kann, dass
niemand mehr einen Fehler entdecken könnte
Betrügen und betrogen werden, nichts ist gewöhnlicher auf Erden
Es gibt sicher viele Gründe für die Scheidung, aber der Hauptgrund ist und bleibt die Hochzeit
Dumm ist der, der Dummes tut.
Tue nie etwas halb, sonst verlierst du mehr, als du je wieder einholen kannst
Wenn ein Kolonialwarenhändler in seinem kleinen Laden so viele Dummheiten und Fehler machte wie die
Staatsmänner und Generäle in ihren großen Ländern, wäre er in spätestens vier Wochen bankrott
Man beherrscht die Menschen mit dem Kopf. Man kann nicht mit dem Herzen Schach spielen
Große Veränderungen in unserem Leben können eine zweite Chance sein
Wie lächerlich und weltfremd ist der, der sich über irgend etwas wundert, das im Leben vorkommt
Autoverkäufer verkaufen Autos, Versicherungsvertreter Versicherungen. Und Volksvertreter?
251
Ein klassisches Werk ist ein Buch, das die Menschen loben, aber nie lesen
Wir sind leicht bereit, uns selbst zu tadeln, unter der Bedingung, dass niemand einstimmt
Nicht jeder Schatz besteht aus Silber und Gold
Früher litten wir an Verbrechen, heute an Gesetzen.
Eine Frau ist im Stande, zwei Tage lang von nichts anderem zu leben als von einem hübschen Kompliment
Wer sich seiner eigenen Kindheit nicht mehr deutlich erinnert, ist ein schlechter Erzieher.
Neid ist die Eifersucht darüber, dass sich Gott auch mit anderen Menschen außer uns beschäftigt
Die deutsche Sprache sollte sanft und ehrfurchtsvoll zu den toten Sprachen abgelegt werden, denn nur die Toten
haben die Zeit, diese Sprache zu lernen
Selbstironie ist das klügste Stilmittel, um Unterhaltung zu machen.
Nicht mit Erfindungen, sondern mit Verbesserungen macht man Vermögen
Wirtschaftswissenschaft: das einzige Fach, in dem jedes Jahr auf dieselben Fragen andere Antworten richtig sind
Männer sind Geschöpfe, die wie Sparbüchsen den größten Lärm machen, wenn am wenigsten in ihnen steckt
Es gibt drei Möglichkeiten, eine Firma zu ruinieren: mit Frauen, das ist das Angenehmste; mit Spielen, das ist das
Schnellste; mit Computern, das ist das Sicherste
Der Computer arbeitet deshalb so schnell, weil er nicht denkt
Politik machen: den Leuten soviel Angst einjagen, dass ihnen jede Lösung recht ist
Wer gutes tun will, muss es verschwenderisch tun
Ist es ein Fortschritt, wenn ein Kannibale Messer und Gabel benutzt?
Um zu Besitz zu gelangen, sind die Menschen tapfer, um ihn zu bewahren, werden sie feige
Das Schlimmste in allen Dingen ist die Unentschlossenheit.
Der Sklave will nicht frei werden. Er will Sklavenaufseher werden
Bank: eine Einrichtung, die dir so lange Geld leihen wird, als du beweisen kannst, dass du keins brauchst
Beim Menschen ist kein Ding unmöglich, im Schlimmen wie im Guten
Wahlen allein machen noch keine Demokratie
Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen wähnen, wenn jemand eine Meinung ausspricht
Man sollte niemals zu einem Arzt gehen, ohne zu wissen, was dessen Lieblingsdiagnose ist
Wenn Sie die Bewunderung vieler Männer gegen die Kritik eines einzigen eintauschen wollen, dann los, heiraten
Sie!
Der große Sport fängt da an, wo er längst aufgehört hat, gesund zu sein.
Frauen tun für ihr Äußeres Dinge, für die jeder Gebrauchtwagenhändler ins Gefängnis kommt
Alles, was sich zu lange hinschleppt, ehe es zu etwas nur irgend Sichtbarem wird, verliert an Interesse.
Alte Knaben haben genauso ihr Spielzeug wie die jungen, der Unterschied liegt lediglich im Preis
Die Medien sind wie moderne Pranger
Wir haben in der deutschen Gesellschaft zu viele Schiedsrichter und zu wenige Spieler
'Man kann nicht allen helfen', sagt der Engherzige und hilft keinem
252
Man darf niemals 'zu spät' sagen. Auch in der Politik ist es niemals zu spät. Es ist immer Zeit für einen neuen
Anfang
Im Entwurf, da zeigt sich das Talent, in der Ausführung die Kunst
Ich glaube an die Gewaltlosigkeit als einziges Heilmittel
Courage ist gut, aber Ausdauer ist besser
Die kleinsten Sünder tun die größte Buße
Der Friede beginnt im eigenen Haus
Wer stark ist, kann sich erlauben, leise zu sprechen
Ehe: der originelle Versuch, die Kosten zu halbieren, indem man sie verdoppelt.
Wenn ein Film Erfolg hat, ist er ein Geschäft. Wenn er keinen Erfolg hat, ist er Kunst.
Treue kann man nicht verlangen. Treue ist ein Geschenk.
Habgier im Alter ist eine Narrheit. Vergrößert man denn seinen Reiseproviant, wenn man sich dem Ziel nähert?
Atheisten: Leute, die einen Glauben, den sie nicht haben, glühend verteidigen
Autoren sollten stehend an einem Pult schreiben. Dann würden ihnen ganz von selbst kurze Sätze einfallen
Nationen, die man unterworfen hat, muss man entweder glücklich machen oder vernichten.
Gläubiger haben ein besseres Gedächtnis als Schuldner.
Man darf anders denken als seine Zeit, aber man darf sich nicht anders kleiden.
Sex ist sehr unkompliziert, wenn man von keinem Komplex, sondern von einem Bedürfnis geleitet wird
Wenn man die Natur einer Sache durchschaut hat, werden die Dinge berechenbar
Jede Generation lacht über Moden, aber folgt den Neuen treu
Frauen, die sich zu schnell erobern lassen, organisieren den Widerstand später im Untergrund.
Lebenskünstler leben von den Zinsen eines nicht vorhandenen Kapitals
Es ist nicht der Unternehmer, der die Löhne zahlt - er übergibt nur das Geld. Es ist das Produkt, das die Löhne
zahlt.
Um verlorenes Hab und Gut werden die echtesten Tränen geweint
Wer gut wirtschaften will, sollte nur die Hälfte seiner Einnahmen ausgeben, wenn er reich werden will, sogar nur
ein Drittel
Eine Frau muss schweigen können. Eine Ehe ohne Schweigen ist wie ein Auto ohne Bremsen
Nichts ist im Menschen, auch im scheinbar 'aufgeklärtesten', fester verwurzelt als der Glaube an irgendwelche
Autoritäten
Unter Gleichberechtigung verstehen die Frauen gleiches Recht mit dem Mann überall dort, wo sie keine
Vorrechte haben
Armut ist keine Schande - Reichtum auch nicht
Aktiengesellschaft: raffinierte Einrichtung zur persönlichen Bereicherung ohne persönliche Verantwortung.
Wer nicht wirbt, stirbt!
Wenn man alles berechnet, gelingt nichts
Zitate Seite 46
253
Indikatoren: Jedes mechanische Setup braucht eine konsistente Methode zum Ein- und
Ausstieg. In den meisten Fällen basiert diese Methode oder dieser Auslöser auf einem
Indikator oder einer mathematischen Statistik die Vorhersagen über künftige Kurse zulässt.
Sicherlich sind jeder Tag und jede Situation einzigartig, aber es gibt wiederholt auftretende
Muster, die verallgemeinert werden können, dies verhält sich genau so, wie jeder Mensch
einzigartig ist, aber trotzdem bestimmte Merkmale gibt, die im Allgemeinen auf Menschen
zutreffen.
Chartmuster entstehen, weil Menschen immer in der gleichen Weise auf Kursbewegungen
reagieren, die hauptsächlich auf Angst, Gier und den Herdentrieb zurückzuführen sind.
Goldene Ausstiegsregel: Steigen Sie aus der Position aus, sobald der Grund, der zu Ihrem
Einstieg geführt hat, nicht mehr besteht.
Point & Figure Chart:
In diesem Chart werden Kursbewegungen, solange sie in einer Richtung verlaufen, vertikal in
ihrem gesamten Ausmaß in die Graphik eingetragen. Erfolgt eine Richtungsänderung, wird
eine neue Spalte rechts von der alten begonnen und dort wiederum vertikal eingetragen.
In welcher Zeit die Kursbewegung stattfindet wird nicht berücksichtigt. Dadurch gibt der
Point & Figure-Chart langfristigere Signale. Üblicherweise werden Aufwärtsbewegungen mit
einem "X" je Einheit gekennzeichnet, während Abwärtsbewegungen mit einem "O"
eingezeichnet werden. Eine entscheidende Größe beim Point-&-Figure-Chart ist das
Umkehrminimum, das besagt, wann eine Richtungsänderung durch eine neue Spalte
festgehalten wird. Da diese neue Spalte erst begonnen wird wenn das Umkehrminimum
überschritten wird, wird die Kursentwicklung in ihrer optischen Erscheinung geglättet
wiedergegeben.
Three Line Break Chart:
Die Regeln, um diese Säulen fortzusetzen, sind erstaunlich einfach: Man zeichnet einen
weißen Block, wenn der heutige Schlusskurs über dem gestrigen Vortageshoch liegt.
Ein schwarzer Block wird eingetragen, sollte der heutige Schlusskurs das gestrige Tagestief
unterbieten. Tritt keines der beiden oben genannten Szenarien ein, ist diese Handeleinheit zu
vernachlässigen. Keine Zeitachse nur Smash Days werden aufgezeichnet
Einige Händler kaufen, wenn eine grüne Linie nach drei aufeinander folgenden roten Linien
erscheint. Einige Händler verkaufen, wenn eine rote Linie nach drei aufeinander folgende
grüne Linien erscheint. Vermeiden Sie, zu handeln, wenn der Markt keinen Trend zeigt, also
wenn grüne und rote Linien ständig wechseln.
254
MÜNZWURFEXPERIMENT / WAHRSCHEINLICHKEIT
Die Wahrscheinlichkeit ist ein Maß der Sicherheit bzw. Unsicherheit bezüglich des Eintretens eines
Ereignisses, das durch den Zufall bestimmt wird. Vereinfacht dargestellt drückt die
Wahrscheinlichkeit einfach aus, wie häufig das betrachtete Ereignis bei 100 Versuchen vorkommt
(Theoretisch bei unendlich vielen Versuchen).
Bei einer zufälligen Generierung von Einstiegs- und Ausstiegspunkten würde sich langfristig eine
Trefferquote von 50 % ergeben. Beim Einsatz einer Strategie verschieben sich aber die
Wahrscheinlichkeiten für Gewinner und Verlierer.
P(Gewinnwahrscheinlichkeit) = Zahl der günstigen Fälle / Anzahl der betrachteten Fälle
Betrachtet man nicht nur den folgenden Trade, sondern die nächsten zwei Trades, ergeben sich andere
Wahrscheinlichkeiten: Man wird deutlich seltener zwei Gewinn - Trades in Folge haben als
abwechselnd einen Gewinner und einen Verlierer. Die Wahrscheinlichkeit setzt sich aus den
multiplizierten Wahrscheinlichkeiten beider Einzel-Events zusammen.
Demnach liegt die Wahrscheinlichkeit zwei Gewinner in Serie zu haben bei 40/60 Gewinner/Verlierer
bei 16 % (0,40 x 0,40).
Für zwei Verlierer in Reihe ergibt sich eine Wahrscheinlichkeit von 36 % (0,60 x 0,60).
Die verbleibenden 48 % entfallen auf das Szenario ein Gewinner und ein Verlierer.
Die Wahrscheinlichkeit, dass bei 100 Trades eine Serie von 7 Gewinnern / Verlierern auftritt, beträgt
bei einer Trefferquote von 50 Prozent unter 1 Prozent (0,78 %).
Die Wahrscheinlichkeit sinkt mit der Länge der Serie immer stärker, ist aber nach wie vor vorhanden.
Diese Tatsache wird von vielen Einsteigern negiert. Je länger eine Serie ist, desto schwieriger ist es für
Neulinge, diese emotional zu handhaben. Abhängig von der Marktrichtung können Serien von bis zu
acht Verlierern in Folge auch bei den besten Handelssystemen auftreten.
Die Wahrscheinlichkeit, einen Sechser im Lotto zu haben, beträgt 1:13.983.816
Prozentual hat jeder Spieler bei jeder Ziehung also eine Chance von 0,000007 Prozent, zu gewinnen.
So hoch ist ungefähr vergleichsweise auch die Wahrscheinlichkeit, bei einer Trefferquote von 50
Prozent 18-mal in Folge zu gewinnen.
Auch bei einer historischen Trefferquote von 50 Prozent sollten die vorangehenden Berechnungen nur
als Richtmaß betrachtet werden. Die Trefferquote und Profitabilität jeder Strategie ist abhängig von
der Marktphase, sodass sich Gewinne und Verluste häufen. In der Realität wird es somit häufiger zu
längeren Serien kommen, als es mathematisch mit der langfristigen, durchschnittlichen Trefferquote
vorhergesagt.
Jeder einzelne Trade gleicht sozusagen einem Glücksspiel, da sein Ausgang vom Zufall abhängt.
Auf lange Sicht wird sich die positive oder die negative Gewinnwahrscheinlichkeit einer Strategie
durchsetzen, die zum Eingehen der Position geführt hat. Ziel eines Traders muss es sein, lange genug
handeln zu können, um kurzfristige und durch den Zufall bestimmte Fluktuationen ohne großen
finanziellen Schaden zu überstehen. Nur so kann er die langfristige Gewinnwahrscheinlichkeit seiner
Strategie für sich zu nutzen.
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7z / 3 k
4 z / 6 k
5 z / 5 k
3 z / 7k
6z / 4k
4z / 6 k
5 z / 5k
4 z / 6 k
6 z / 4 k
3 z / 7 k
Gesamt:
53 Kopf
47 Zahl
Längste
Serie:
4 x Zahl
5 x Kopf
255
FUN AND PROFIT SELBSTSTÄNDIG
VERHANDLUNGEN:
Die Anker Technik Warum Sie beim Verhandeln als Erster eine Zahl nennen müssen.
Rein gefühlsmäßig haben Sie das bestimmt schon erkannt: Wenn Sie in einer
Preisverhandlung Ihre Vorstellung als Erster nennen, kommen sie besser weg, als wenn Sie
das Ihrem Gegenüber überlassen.
So laufen Verhandlungen:
Sie wollen Ihre Leistung für 350 € verkaufen, der Kunde will versuchen, sie für 250 € zu
bekommen.
Sagen Sie als Erster Ihren Preis fällt es dem Käufer schwerer, ihn zu drücken: 250 €
kommen ihm nun zu unverschämt vor. Er steigt mit 280 € in die Verhandlung ein. Sie
einigen sich in der Mitte, also auf 315 €.
Gibt zuerst der Käufer sein Angebot von 250 € ab, wird es Ihnen so gehen, dass Sie
250 € als zu hoch empfinden. Sie schrauben Ihre Forderung auf 320 € herunter,
einigen sich wiederum in der Mitte und landen bei 285 €.
Ein Wert, der als Erstes ins Spiel gebracht wird, ist ein Anker Wert, der die folgenden
Überlegungen maßgeblichen beeinflusst. Wer den Anker Wert gesagt bekommt, prüft
ernsthaft, ob der korrekte Wert in der Nähe des Ankers liegen könnte. Er stellt sich die
Umstände vor, die dafür sprechen könnten und vernachlässigt solche, die dem
entgegenstehen. Die Folgen sind klar: Unbewusst hebt oder senkt sich seine eigene
Vorstellung von einem angemessenen Wert.
Selbst absurd hohe Anker Werte haben diese Wirkung: So schätzten in einer amerikanischen
Studie Studentinnen den Wert eines Schulbuchs höher ein, wenn sie zuerst gefragt wurden, ob
er höher oder tiefer als 7.128,53 $ sei.
Wer nämlich mit einem unmöglich hohen Anker Wert konfrontiert wird, überlegt sich, wie
hoch der tatsächliche Wert im Extremfall sein könnte. Seine Antwort tendiert dann zum
Extremwert hin.
Wenn Sie Verkäufer sind, lassen Sie nicht den Kunden das erste Angebot abgeben. Es
ist eine schlechte Strategie, so lange nicht vom Preis zu reden, bis den Kunden von
sich aus seine Vorstellung nennt.
Passiert dies dennoch und ist Ihnen sein Angebot viel zu gering ausgefallen, können
Sie sich vielleicht noch mit einem Extremwert retten: „Nein ich arbeite nicht für 20 €
die Stunde, sondern für 2.000 €!“ – In dem Fall „übertüncht“ Ihr Extremwert den
erstgenannten der Anker wird gelöst. Sie haben dann eine neue Chance, in der
folgenden ernsthaften Diskussion als Erster einen neuen Anker „auszuwerfen“.
„Aber jetzt mal ernsthaft: Einen Stundensatz von 45 € muss ich schon verlangen“.
Wenn Sie als Käufer auftreten, beherzigen das Gegenteil. Ist aber ein Preisschild
vorhanden, z.B. 599 € dann können Sie den Preis vielleicht durch extremes Vorgehen
lösen: „Lese ich das richtig, 5,99 €? – Nein? Dann jetzt mal ernsthaft gesprochen:
„Für glatte 500 € würde ich es nehmen!“
256
INTERNETAUFTRITT
Das Lesen von Texten im Internet ist anstrengender als das von Texten auf Papier. Daher
halten sich Lesen so kurz wie möglich damit auf. Sie lesen flüchtiger, suchen nach
Schlüsselbegriffen, die sie interessieren und sind ungeduldig.
Kommen Sie sofort auf den Punkt:
Bei gedruckten Texten haben Sie 15 Sekunden Zeit, das Interesse Ihrer Lesen zu
wecken, im Internet nur 3 Sekunden. Schreiben Sie z.B. „Ziehen Sie jetzt neue
Winterreifen auf!“, statt „Die Tage werden kürzer. Der Herbst ist das. Es wird Zeit…“
Lesen Sie abschließend jeden Text noch einmal und streichen Sie alles Unwesentliche.
Bieten Sie Häppchen:
Die Sätze sollten kurz sein (nicht mehr als 15 Wörter). Gliedern Sie ihren Text in
Absätze von höchstens 10 Zeilen. Verwenden Sie Zwischenüberschriften, die den
roten Faden des Textes erkennen lassen. Schreiben Sie nicht mehr als 3.000 Zeichen
auf einer Internet Seite.
Liefern Sie vor allem Informationen:
Finden Internet-Nutzer Unverständliches oder Aufgeblähtes auf Ihrer Seite, klicken sie
sie weg. Schreiben Sie deshalb konkret und anschaulich im Nachrichten-Stil das ist
passend für das Internet. Erklären Sie alle Fachbegriffe. Lockern Sie die Texte durch
Beispiele oder Zitate auf.
Setzen Sie Links:
Internet Texte sind baumartig aufgebaut. Setzen Sie in Ihren Texten Links zu
vertiefenden Informationen auf weiteren Seiten. Achten Sie auf Übersichtlichkeit: Je
einfacher die Seitenstruktur aufgebaut ist, desto besser findet sich der Leser zurecht.
AUFBEWAHRUNGSFRISTEN:
10 Jahre Aufbewahrungsfrist:
6 Jahre Aufbewahrungsfrist
Handelsbücher
Handels und Geschäftsbriefe
Inventare
Preislisten, Spendenbescheinigung
Jahresabschlüsse
Versicherungspolicen
Lageberichte
Buchführungsunterlagen
Buchungsbelege (Rechnungen,
Quittungen Verträge etc.)
257
ERFOLGSFAKTOREN
Setzen Sie am richtigen Punkt an:
Für Sie als Unternehmen ist es wichtig, dass Sie Ihre Kräfte dort einsetzen, wo sie Ihnen den
größten Nutzen bringen können Nutzen in Form von Aufträgen und Umsatz.
Sie könnten sich zu 100 % Ihrer Arbeitszeit mit der Bürokratie in Ihrem Unternehmen
beschäftigen. Das wäre gar kein Problem angesichts der allumfassenden Vorschriften und
Gesetzen. Das darf aber keinesfalls der Kernpunkt Ihrer unternehmerischen Tätigkeit sein! Sie
verdienen keinen einzigen Euro damit, auch wenn Sie noch so hart und korrekt arbeiten.
Denken Sie also nicht daran, alles selbst zu machen, was für Ihren Betrieb wichtig ist. Es
reicht aus, wenn Sie alles „im Griff“ haben. Was bremst Sie aus? Worüber ärgern sich Sie
permanent? Wo vergeuden Sie Zeit und Energie? Versuchen Sie, Ihre persönlichen Zeitfresser
und Krafträuber zu finden und auszuschalten.
Konzentrieren Sie sich:
Wenn der Druck im Markt steigt und sich der Erfolg einer Dienstleistung oder eines Produkts
nicht sofort zeigt, reagieren Unternehmer oft mit Diversifikation d.h., sie bieten zusätzlich
andere Leistungen an. Sie glauben, über das breitere Angebot mehr und andere Kunden
ansprechen zu können, um damit auf einen ausreichenden Umsatz und Gewinn zu kommen.
Ich halte das für einen der größten Fehler überhaupt. Wer sich verzettelt, wird bestenfalls
mittelmäßig. Nur wer sich auf seine Stärken besinnt und konzentriert, wird langfristig
erfolgreich sein. Fragen zu den Stärken können sein:
Was habe ich bisher getan?
Was fällt mir leicht?
Welche Stärken habe ich bzw. mein Unternehmen?
Welche Probleme habe ich schon gelöst?
Welche Kunden kann ich gut verstehen?
Welche Kunden engagieren sich immer wieder?
Welchen Ruf habe ich?
Finden Sie Ideen, um Ihre Kunden glücklich zu machen
Was brauchen meine wichtigsten Kunden innerhalb meines Spezialgebiets?
Was begrenzt bisher den Erfolg dieser Kunden?
Was ist das „dringendste“ Problem dieser Kunden?
Wie sieht die günstigste Lösung dafür aus?
Von welcher Leistung, die ich erbringen kann, haben meine Kunden einen Nutzen?
Sorgen Sie dafür, dass der Kunde den Nutzen Ihres Angebots auch erkennt.
Die besten Ideen werden den Kunden nicht überzeugen, wenn Sie ihnen deren Nutzen nicht
vor Augen führen. Deshalb: Geben auch Sie jedem Kunden eine Vorstellung davon, wie sich
Ihr Angebot für ihn auszahlen wird: etwas zu sehen, zu schmecken, zu riechen, zu fühlen oder
eine Modellrechnung oder Aussagen zufriedener Kunden und und und….
Kooperation ist der Schlüssel zu gemeinsamen Erfolg
Wie erreichen Sie neue Kunden am besten? Über Empfehlungen! Bitten Sie Ihre Kunden
darum und suchen sich Kooperationspartner, die Ihr Unternehmen empfehlen. Verteilen Sie
dazu z.B. stets mehrere Visitenkarten und bitten Sie um Weitergabe an mögliche Kunden.
Beginnen, prüfen, verbessern.
Belassen Sie es nicht bei guten Vorsätzen. Beginnen Sie sofort. Vergleichen Sie alle 3 Monate
Ihre Erwartungen mit den Ergebnissen. Was unterscheidet die Tops von den Flops?
Fragen Sie sich ständig: „Wie geht es noch einfacher und noch besser?“
258
PREISKALKULATION
Betrachten Sie Ihre Ausgangssituation:
Als Händler werden Sie zumindest festlegen, ob Sie als Discounter mit Kampfpreisen oder
eher mit „Qualität hat eben ihren Preis“ punkten wollen. Wo stehen Sie nun heute? Können
Sie Ihre Preise tatsächlich wie geplant durchsetzen?
Vergleichen Sie sich mit den Wettbewerbern:
Wer sind meine Zielkunden?
Wer bietet diesen Zielkunden das Gleiche an wie ich?
Zu welchen Preisen geschieht das?
Alleinstellungsmerkmale:
Sagen Sie einem Kunden besser sofort, also schon im ersten Gespräch, warum er eine
Leistung oder ein Produkt gerade bei Ihnen kaufen soll. Nämlich Leistungen:
die Kunden von Ihren Wettbewerbern aktuell nicht erhalten
für die Kunden von Bedeutung sind, ihnen also einen besonderen Nutzen versprechen.
Achtung: Ein niedriger Preis und/oder eine in der Regel gute Arbeitsqualität sind keine
Alleinstellungsmerkmale! Das sind Basisleistungen, die ein Kunde immer von einem Anbieter
erwartet.
Nehmen Sie die Rolle des Kunden ein:
Welche grundlegenden Leistungen setzt ein Kunde als selbstverständlich voraus?
Was würde ihn positiv überraschen?
Gibt es etwas, das ihn sogar begeistern würde?
Was ist Ihnen bei Telefonaten und Gesprächen mit den Mitbewerbern unangenehm
aufgefallen? Ist etwas dabei, das Sie gewiss besser machen können?
Stundensatz Kalkulation:
1. tatsächliche Arbeitstage/Jahr x Arbeitsstunden
2. x Produktivquote (Anteil der Stunden, die den Kunden berechnet werden, als nicht auf
Büroarbeit, Akquise, Fortbildung etc. entfallen)
3. x Auslastungsquote
4. = abrechnungsfähige Stunden
5. x marktgerechter (Netto-)Stundensatz
6. =Umsatz (ohne Weiterverkauf von Material
7. ./. Kosten pro Jahr inklusive Unternehmerlohn, ohne Materialkosten
8. = Gewinn vor Steuern
Überprüfen Sie Ihr Angebot regelmäßig
Ob Ihr Angebot den Kunden wirklich erreicht und zufrieden stellt, erfahren Sie am ehesten im
persönlichen Gespräch. Sprechen Sie Ihre Kunden einige Zeit nach Abschluss eines Auftrages
noch einmal an, und fragen Sie, ob sie mit der Arbeit zufrieden waren. Fragen Sie auch
danach, ob es Dinge gibt, die sich verbessern können. Dadurch erfahren Sie nicht nur, an
welchen Stellen Sie Ihr Angebot verbessern müssen, sondern vermitteln Ihren Kunden auch
das Gefühl, dass Sie sie ernst nehmen. So sorgen Sie für eine bessere Kundenbindung und
werden weiterempfohlen. Häufig bekommen Sie durch die Gespräche auch Ideen für
Alleinstellungsmerkmale.
259
STRESS BEWÄLTIGEN
Warum Dauerstress höchst ungesund ist
Stress ist ein Überlebensprogramm des Menschen, das sich aus der Steinzeit bis heute
erhalten hat. Bewerten Sie eine Situation als Angriff oder Bedrohung, schüttet Ihr Körper
blitzartig Stresshormone aus. Damit mobilisiert er Energiereserven, um den gesamten
Organismus auf das Programm „Laufen oder Raufen“ umzustellen.
Schaltet Ihr Körper in einer bedrohlichen Situation auf Kampf oder Flucht um, ist es
heutzutage aber nicht mehr passend, entweder dem Gegenüber eins mit der Keule zu
verpassen oder fluchartig auf den nächsten Baum zu klettern. Somit werden die
Energiereserven, die der Körper freisetzt, nicht abgebaut. Bleibt Ihr Adrenalinspiegel
dauerhaft erhöht, schadet das Ihrer Gesundheit.
Kritisch wird es immer dann, wenn Sie gar nicht merken oder wahrhaben wollen, wie sehr Sie
gestresst sind. „Laufen oder Raufen“ war in der Steinzeit nämlich nur für kurze Einsätze
gedacht. Auf Dauer kann der Stresszustand sehr schädlich sein.
Warten Sie nicht ab, bis Ihr Körper entscheidet
Der Umgang mit Stress ist sehr individuell und von Person zu Person unterschiedlich. Gelingt
es Ihnen, die durch Stress freigesetzten Energien auf positive Weise abzubauen, schadet der
Stress Ihnen nicht. Im Gegenteil: Sie werden dadurch aktiv und handlungsfähig sein. Ihr
Körper bleibt in Balance.
Bringen Sie Bewegung in Ihren Alltag
Adrenalin ist ein Denkhemmer und macht aggressiv. Es wird durch Bewegung abgebaut.
Also: Fahren Sie öfter mit dem Fahrrad, oder steigen Sie mal 2 Stationen früher aus dem Bus.
Gehen Sie mittags eine Runde um den Block. Je weniger Adrenalin sich aufstaut, umso
entspannter und konzentrierter können Sie arbeiten.
Versorgen Sie Ihren Körper vernünftig
Mittagspausen sind nicht nur zur Nahrungsaufnahme gedacht, sondern insbesondere um das
Gehirn wie einen Computer neu zu starten. Verlassen Sie in dieser Zeit unbedingt den
Arbeitsplatz. Tanken Sie Sauerstoff und Trinken Sie ausreichend.
Kommen Sie ausreichend zur Ruhe
Alle 1,5 Stunden sinkt die Konzentration Richtung Nullpunkt. Wenn Sie einfach weiter
machen, dann leidet die Qualität der Arbeit und Fehler können leichter passieren.
Auch Sie haben ein Anrecht auf Zeiten, in denen Sie ungestört bleiben. Schalten Sie dann
auch Ihr Handy aus. Ein Spaziergang am Abend erleichtert die Nachtruhe und lässt sich
Abstand vom Tag gewinnen. Vermeiden Sie aufregende Lektüre und TV vor dem Schlafen.
Bauen Sie Entspannung in Ihren Alltag ein
Achten Sie beim Arbeiten immer wieder ganz bewusst auf Ihren Atem. Atmen Sie für 3
Atemzüge ganz bewusst ein und aus. Versuchen Sie, diese 3 Atemzüge lang voll konzentriert
bei Ihrem Atem zu bleiben. Gerade wenn Sie merken, dass Sie außer sich geraten, ist das eine
der besten Möglichkeiten, sich wieder zu beruhigen. Schauen Sie öfter mal aus dem Fenster
und betrachten Sie die Wolken. Das löst Denkblockaden, erweitert Ihren Horizont und macht
Sie kreativ.
260
Erledigen Sie nicht alles selbst
Ordnen Sie Ihre Aufgaben nach Dringlichkeit und Wichtigkeit. Schreiben Sie sich abends
einen übersichtlichen Aufgabenplan für den nächsten Tag. Dabei nicht vergessen auch Pausen
sich wichtig!
Entlasten Sie sich von den Dingen, die Sich selbst nicht schaffen können. Geben Sie dabei
anderen etwa Mitarbeiten und Familienangehörigen die Chance an ihren Aufgaben zu
wachsen und Sie zu entlasten. Lernen Sie, ihnen zu vertrauen und machen Sie sich
abkömmlich. Dann werden Sie auch mal beruhigt in den Urlaub fahren und sich wirklich
dabei erholen können.
Geben Sie mehr auf sich selbst Acht
Kaum etwas ist wirksamer bei Stress als Achtsamkeit. Beginnen Sie, alte Dinge neu zu
entdecken. Brechen Sie aus der alltäglichen Routine aus und machen Sie mal etwas ganz
anders als sonst. Das bringt wieder Farbe ins Alltagsgrau. Achten Sie auch in Ihrem Alltag
vermehrt auf die Dinge, die gut laufen. Bemerken Sie dabei auch Kleinigkeiten und alles, was
Ihnen längst selbstverständlich erscheint. Freuen Sie sich über jeden Erfolg!
Haben Sie Mut zur Veränderung
Was verlieren Sie wirklich damit, wenn Sie nicht mehr permanent auf Hochtouren laufen?
Was gewinnen Sie, wenn Sie einen Gang zurück schalten? Was bedeutet für Sie wirkliches
Glück? Stellen Sie sich vor, Sie hätten nur noch ein Jahr zu leben. Was würden Sie ändern?
Ändern Sie das!
Gerade Sie als Selbstständige ist Ihre Gesundheit Ihr Kapital. Damit Ihnen das als Ihre
Erwerbsgrundlage erhalten bleibt, ist Stress-Management kein Luxus. Es ist eine
Notwendigkeit wie Essen und Trinken. Achten Sie darauf, dass Sie regelmäßig Ihre „Akkus“
wieder auffüllen. Sie fahren doch Ihr Auto regelmäßig zur Tankstelle, oder?
DER DEUTSCHE WIRTSCHAFTSBRIEF
Liquiditätsermittlung:
Einnahmen
Nettolohn, Nettogewinne, feste
Nebeneinkünfte, Kindergeld, Mieteinnahmen,
Zinseinnahmen
Summe der Einnahmen
Ausgaben
Miete/Nebenkosten, Verpflegung, private
Versicherungen, Kleidung, Kredittilgungen,
Auto, Telefon, Hausrat/Möbel,
Reisen/Freizeit, Sonstiges
./. Summe der Ausgaben
Liquidität
Summe der Einnahmen
Minus Summe der Ausgaben
= Einnahmenüberschuss
Haben Sie nach dieser Aufstellung deutlich weniger als 10 % Ihrer monatlichen
Privateinnahmen zum Anlegen zur Verfügung, dann sollten Sie nach Einsparmöglichkeiten
suchen! Bitte bedenken Sie: Die durchschnittliche Sparquote liegt bei 12 bis 14 Prozent.
Viel weniger sollte es auch bei Ihnen nicht sein, wollen Sie später keine empfindlichen
Einbußen in Ihrer Lebensqualität haben.
261
Altersvorsorge mit Immobilien
Die eigene Wohnimmobilie ist wesentlicher Bestandteil der optimalen Vorsorge für das Alter.
Nur: Die selbst genutzte Wohnung sollte, wenn der Ruhestand erreicht ist, auch vollständig
bezahlt sein. Ein mietfreies Wohnen bringt Ihnen wenig, wenn dann noch Zinsen und Tilgung
aufzubringen sind.
Je näher das Alter rückt, desto zügiger sollten Sie daran arbeiten die selbstbewohnte
Immobilie schuldenfrei zu machen. Nutzen Sie Zeiten aus, in denen Hypothekenzinsen
niedrig sind, um den Tilgungsanteil zu erhöhen. Setzen Sie eine Zinsersparnis zum
Schuldenabbau ein.
Es gibt Anlageberater, die den Kauf zu vermietender Immobilien als nützliche
Altersvorsorge herausstellen. Verschwiegen wird dabei gern, dass die Netto-Mietrendite
einer Immobilie nur 3-5 % beträgt. Lediglich jemand, der einen hohen Immobilienstand
hat, kann deshalb aus Vermietung einen Zusatzertrag erzielen.
Dringend abzuraten ist davon, eine weitgehend fremdfinanzierte Immobilie ohne
ausreichend Eigenkapital zu kaufen. Selbst wenn zunächst ein Steuervorteil erzielt wird,
kann daraus ein Verlustgeschäft werden, wenn die Immobilienpreise fallen oder das
laufende Einkommen ausfällt.
Zehntausende deutscher Kleinanleger haben sich den 90er Jahren in so genannte
„Schrottimmobilien“ hineintreiben lassen. Schrott deshalb, weil die Objekte viel zu teuer
verkauft wurden und sich in vielen Fällen als unvermietbar zeigten. Alle Rendite
Kalkulationen stellten sich als Schall und Rauch heraus.
Vielen einst stolzen Immobilienbesitzern steht das Wasser bis zum Hals. Sie kommen aus
ihren Verträgen nicht mehr heraus. Für die Immobilien lassen sich keine Käufer finden, die
Kredite können nicht zurückgezahlt werden.
Ist keine Rettung in Sicht, wird die Bank die Immobilie versteigern lassen. Bleibt noch eine
Restschuld übrig, wird sich die Bank sogar an das sonstige Altersvorsorge-Vermögen halten.
Ähnliche Erfahrungen sollten Sie sich ersparen. Das Gute an Immobilien ist, dass sie wegen
der Kredite zum Sparen zwingen. Dieser Zwang ist gerade bei jungen Familien oft notwendig,
damit es überhaupt zu einem Vermögensaufbau kommt. Neu gekauft oder gebaut sollten aber
nur solche Objekte, die im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten liegen.
Wichtiger als die Ausstattung eines Hauses oder einer Eigentumswohnung ist eine möglichst
gute Lage. Dann ist mit einem steigenden Grundstückswert zu rechnen. Sollten finanzielle
Probleme einen Zwangsverkauf erforderlich machen, wird das Risiko vermindert, nur einen
niedrigeren Preis zu erzielen.
262
Leiter Technik bei Anleihen:
Zum Aufbau eines gestaffelten Portfolios gehört der Kauf eines Sortiments aus Anleihen mit
unterschiedlichen Laufzeiten. Man kann z.B. gleiche Beträge in Wertpapiere mit
Fälligkeitsterminen in zwei, vier, sechs, acht und 10 Jahren investieren.
In zwei Jahren, wenn die ersten Anleihen ihre Fälligkeit erreichen, würde man das Geld in
eine 10-Jahres-Anleihe reinvestieren und somit die Leiter-Strategie weiterführen.
Der Ertrag wäre höher als nur mit kurzfristigen Wertpapieren. Das Risiko wäre geringer als
bei langfristigen Wertpapieren alleine. Man wäre besser vor Zinsveränderungen geschützt, als
das bei Anleihen mit gleichen Laufzeiten der Fall wäre.
Bei einem Zinsrückgang müssten die zweijährigen Wertpapiere mit einem niedrigeren
Zinssatz reinvestiert werden, jedoch hätte man die über dem Marktwert liegenden Erträge aus
den anderen Emissionen. Bei einem Anstieg der Zinsen würde das gesamte Portfolio einen
Ertrag unterhalb des Marktwertes bringen, jedoch könnte dieser Verlust nach zwei Jahren am
Fälligkeitstermin der kürzesten Emission ausgeglichen werden
Altersvorsorge mit Aktien:
Stellen Sie sich auch für die Anlage in Aktien einen Sparplan mit klaren persönlichen
Zielen auf. Investieren Sie möglichst zu festen Terminen gleich große Beträge
Legen Sie auch die Zinsen bzw. Rendite Erträge, die Sie erzielen, immer wieder an.
Behandeln Sie Ihr Investment nicht wie einen guten Nebenverdienst. Reinvestieren Sie Ihr
Geld, dann wird der Zinseszinseffekt bereits nach einigen Jahren Ihrer Anlage den größten
Auftrieb geben.
Haben Sie Ihr Ziel erreicht, schichten Sie einige Jahre vor dem Ruhestand in risikoärmere
Investments um. Etwa in Zinsanlagen, aus denen Ihnen dann- im optimalen Fall ohne
Mittelverzicht regelmäßige Einkünfte zufließen.
Es ist unsinnig die Aktienkurse ununterbrochen zu verfolgen. Wenn Sie von der Richtigkeit
einer Anlage überzeugt sind, dann müssen Sie hartnäckig, zäh und geduldig sein.
Das können Sie auch, wenn Sie tatsächlich in Unternehmen investiert haben, die Ihr
Vertrauen verdient haben.
Nur: Auf Dauer werden Sie kein Unternehmen finden, dessen Aktienkurs ständig steigt.
Viele Anleger begehen den Fehler, an einer bestimmten Aktie förmlich zu kleben. Sie sitzen
selbst extreme Kursschwankungen aus. Kommt irgendwann der Zeitpunkt, zu dem die Aktie,
wegen Kapitalbedarf verkauft werden muss, ist die Enttäuschung groß.
Natürlich fällt es gerade in guten Börsenzeiten nicht leicht, sich für den Verkauf einer Aktie
zu entscheiden. Schließlich könnte der Kurs ja noch höher steigen. Ähnlich ist es Anlegern
der Deutschen Telekom ergangen: Dreistellige Buchgewinne haben sich in wenigen Monaten
im Börsenalltag verflüchtigt.
Sie sollten deshalb den Mut finden, erfreuliche Kursentwicklungen zumindest teilweise oder
auch ganz zum Ausstieg zu nutzen. Selbst wenn Sie sich später ärgern, dass Sie noch mehr
Geld hätten verdienen können: Nur realisierte Gewinne sind echte Gewinne
Hilfreich kann es dafür sein, sich bestimmte Kursgrenzen nach oben und nach unten
abzustecken du sich bei Erreichen konsequent von einer Aktie zu trennen.
263
Test zur Ermittlung Ihrer persönlichen Risikobereitschaft
1. Welchen Anteil an Ihren Gesamtvermögen (%) wird die geplante Anlage ausmachen?
Weniger als 25 %
8 Punkte
Zwischen 25 % und 50 %
7 Punkte
Zwischen 51 % und 75 %
3 Punkte
Mehr als 75 %
2 Punkte
Punkte:
2. Welcher dieser Aussagen beschreibt am besten Ihre zu erwartenden Einkünfte in den
nächsten 5 Jahren? (Angenommen Inflationsrate = 2 %)
Ich erwarte, dass meine Einkünfte weit
schneller steigen werden als die
Inflationsrate
5 Punkte
Ich erwarte, dass meine Einkünfte etwas
schneller steigen werden als die
Inflationsrate
3 Punkte
Ich erwarte, dass meine Einkünfte genauso
schnell steigen werden wie die Inflationsrate
2 Punkte
Ich erwarte, dass meine Einkünfte geringer
werden
1 Punkt
Punkte:
3. Welcher Anteil Ihres monatlichen Nettovermögens wird zur Abzahlung von Schulden
verbraucht?
Weniger als 10 %
8 Punkte
Zwischen 10 % und 25 %
7 Punkte
Zwischen 25 % und 50 %
3 Punkte
Mehr als 50 %
2 Punkte
Punkte:
4. Wie viele Personen sind von Ihnen abhängig?
Keine
4 Punkte
1 Person
3 Punkte
2-3
2 Punkte
Mehr als 3 Personen
1 Punkt
Punkte:
5. Haben Sie einen Notgroschen? (Mindestens 3-Netto Monatseinkommen)
Nein
2 Punkte
Ja, aber weniger als 6 Netto-
Monatseinkommen
8 Punkte
Punkte:
6. Wenn sie demnächst größere Ausgaben erwarten: Haben Sie einen Sparplan dafür?
Ja, ich habe einen Sparplan dafür
8 Punkte
Ich erwarte keine hohen Ausgaben
6 Punkte
Ich beabsichtige einen Teil meiner
Anlagegelder zu verwenden
5 Punkte
Nein, ich habe keine Sparplan
2 Punkte
Punkte:
264
7. Haben Sie schon mal Anleihen oder Rentenfondsanteile gekauft?
Nein, ich würde mich wegen des Risikos
schlechte fühlen
1 Punkte
Nein, aber ich würde mich trotz des Risikos
wohl fühlen
9 Punkte
Ja, aber ich fühlte mich wegen des Risikos
nicht wohl
2 Punkte
Ja, ich fühlte mich trotz des Risikos wohl
10 Punkte
Punkte:
8. Haben Sie schon mal Aktien oder Aktienfondsanteile gekauft?
Nein, ich würde mich wegen des Risikos
schlecht fühlen
1 Punkte
Nein, aber ich würde mich trotz des Risikos
wohl fühlen
9 Punkte
Ja, aber ich fühlte mich wegen des Risikos
nicht wohl
3 Punkte
Ja, ich fühlte mich trotz des Risikos wohl
16 Punkte
Punkte:
9. Welche dieser Aussagen beschreibt Ihre Gefühle bei der Auswahl einer Geldanlage?
Ich würde ausschließlich Anlagen
auswählen, die mit einem geringen Risiko
verbunden sind
2 Punkte
Ich ziehe einen Anlage-Mix vor, der vor
allen Anlagen mit geringen Risiko enthält
mit einem kleinen Anteil von Anlagen mit
höheren Ertragschance
5 Punkte
Ich ziehe einen ausgeglichenen Anlage-Mix
vor, der aus Anlagen mit niedrigerem Risiko
und mit höherem Risiko zusammengesetzt
sind.
9 Punkte
Ich bevorzuge einen aggressiven Anlage-
Mix, der einen geringen Anteil mit niedrigem
Risiko und einen hohen Anteil mit höherem
Risiko enthält.
12 Punkte
Ich würde nur Anlagen mit höherem Risiko
auswählen, die größere Möglichkeiten bieten,
eine hohe Rendite zu erzielen
16 Punkte
Punkte:
10. Wenn Sie Ihre Chancen dadurch verbessern, dass Sie mehr Risiken eingehen, würden Sie
mehr Risiken mit dem gesamten Geld
eingehen
16 Punkte
mehr Risiken mit einem Teil des Geldes
eingehen
12 Punkte
etwas mehr Risken mit dem gesamten Geld
eingehen
5 Punkte
kaum bereit sein, mehr Risiken einzugehen
2 Punkte
Punkte:
265
11. In ungefähr wie viel Jahre werden Sie das Geld benötigen, das sie investieren wollen?
In 2-3 Jahren
5 Punkte
In 4-6 Jahren
25 Punkte
In 7-10 Jahren
40 Punkte
In 10-15 Jahren
45 Punkte
In mehr als 15 Jahren
50 Punkte
Punkte:
12. Erwarten Sie, dass Sie mehr als 1/3 des Geldes, das Sie investieren wollen, innerhalb der
nächsten 10 Jahre für andere Zwecke brauchen?
Ja, innerhalb von 3 Jahren
5 Punkte
Ja, in 4-6 Jahren
25 Punkte
Ja, ich 7-10 Jahren
40 Punkte
Nein
50 Punkte
Punkte:
Testauswertung:
Punktzahl
Geeignete Anlagestruktur
Empfehlung
0-75 Punkte
Sicherheitsorientierte Depot
Der Schwerpunkt dieses Depots sollte in
einer Größenordnung zwischen 50-60 %
Anleihen bilden. Ca. 20 % des
Anlagekapitals sollten im Geldmarkt bleiben.
Der Rest kann in Aktien angelegt werden.
Laufzeit: 2,5 5 Jahre
Renditeziel: 4 -5 % pro Jahr
76-132
Ausgewogenes Portfolio
Hier beträgt der Anteil von Anleihen ca. 60%
Davon 70 % im Euro-Raum, 30 %
International mit Schwerpunkt Dollar-Raum.
40 % des Depots bestehen aus Aktien,
national und international.
Laufzeit: 5 8 Jahre
Renditeziel: 5 6 % pro Jahre
133-179
Vermögensaufbau Depot
Der Aktienanteil erhöht sich hier auf 65 %.
Der Anteil von Anleihen reduziert sich auf
35 %.
Laufzeit: 8 10 Jahre
Renditeziel: 6 7 % pro Jahr
Über 179
Aktien-Portfolio
Es besteht zu 100 % aus Aktien, davon
ca. 70 % aus dem Euro-Raum,
ca. 20 % aus den USA. Etwa 10 % werden in
junge Industriestaaten angelegt.
Laufzeit: 10 15 Jahre
Renditeziel: 8 9 % pro Jahre
266
Diverse Denkfehler
Begründungsrechtfertigung:
Das „weil“ muss sein! Dieses unscheinbare Wörtchen ist der Schmierstoff des
Zwischenmenschlichen. Verwenden Sie es inflationär.
Entscheidungsermüdung:
Entscheiden ist also anstrengend. Nach all dem Vergleichen und Abwägen ist man erschöpft.
Als Entscheidungsträger werden Sie anfälliger für erotische Verführungen.
Als Konsument werden Sie anfälliger für Werbebotschaften und Impulskäufe.
Berührungsdenkfehler:
Verbindungen zwischen Personen und Dingen(Reliquien) selbst wenn sie längst vergangen
oder nur materieller Art sind wie bei Fotos lassen sich kaum ignorieren.
Durchschnittsproblem:
Wenn jemand das Wort „Durchschnitt“ sagt, werden Sie hellhörig. Versuchen Sie die
dahinterliegende Verteilung zu ergründen. In Bereichen, wo ein einzelner Extremfall fast
keinen Einfluss auf den Durchschnitt hat macht das Konzept Sinn. In Bereichen, wo ein
einzelner Extremfall dominiert sollten Sie auf das Wort „Durchscnitt“ verzichten.
Motivationsergründung:
Die Erfahrung zeigt, dass gerade junge Leute nicht käuflich sind. Wollen Sie, dass Ihre
Kinder die Schulaufgaben erledigen, ihr Musikinstrument üben oder auch mal den Rasen
mähen, dann winken Sie nicht mit Geld. Sie geben stattdessen ein fixes Taschengeld pro
Woche. Ansonsten werden sich die Kleinen bald weigern, abends ins Bett zu gehen es sei
denn, Sie bezahlen etwas dafür.
Wenn du nichts zu sagen hast, sage nichts:
Geplapper maskiert Nichtwissen. Ist etwas nicht klar ausgedrückt, weiß der Sprecher nicht,
wovon er spricht. Die sprachliche Äußerung ist der Spiegel der Gedanken. Klare Gedanken
klare Aussagen. Unklare Gedanken Geplapper. Einfachheit ist der Endpunkt eines langen,
beschwerlichen Weges, nicht der Ausgangspunkt.
Will Rogers Phänomen:
Angenommen Sie sind zum Manager von drei Hedgefonds befördert worden, die vorwiegend
in privat gehaltene Unternehmen investieren (Private Equity). Fonds A hat eine sensationelle
Rendite. Fonds B eine mittelmäßige und Fonds C eine miserable. Sie möchten der Welt
beweisen, dass Sie der weltbeste Fondsmanager sind.Was tun? Sie verkaufen einige
Beteiligungen, die bisher die Durchschnittsrendite des Fonds A heruntergezogen haben, aber
immer noch lukrativ genug sind, um die Durchschnittsrendite der Fonds B und C zu steigern.
Weil sich das alles intern abspielt, fallen nicht mal Gebühren an. Natürlich verdienen die drei
Hedgefonds zusammengerechnet keinen Euro mehr aber man wird sie für ihr glückliches
Händchen feiern.
Information Bias:
Versuchen Sie, mit dem Minimun an Information durchs Leben zu kommen. Sie werden
bessere Entscheidungen treffen. Was man nicht wissen muss, bleibt wertlos, selbst wenn man
es weiß.
267
Clustering Illusion:
In Sachen Mustererkennung sind wir übersensibel. Bleiben Sie also skeptisch. Glauben Sie,
ein Muster gefunden zu haben, rechnen Sie erst mal mit einem reinen Zufall. Wenn Ihnen
dieser zu schön erscheint, um wahr zu sein, suchen Sie sich einen Mathemaiker und lassen Sie
die Daten statistisch durchtesten.
Aufwandsbegründung:
Wer viel Energie in eine Sache steckt, wird das Ergebnis überbewerten.
Wer die Aufwandsbegründung mal kennt, kann sich selbst zu Nüchternheit zwingen.
Wenn immer Sie in etwas viel Zeit und Arbeit investiert haben, betrachten Sie das Ergebnis
und nur das Ergebnis aus der Distanz.
Das Gesetz der kleinen Zahlen:
Seien Sie vorsichtig, wenn Studien etwas Besonderes über kleine Unternehmen, Haushalten,
Städte, Rechenzentren, Schulen etc. Herausgefunden haben. Was hier als überraschende
Erkenntnis ausgegeben wird, ist in Wahrheit ein völlig normales Ergenis der
Zufallsverteilung.
Erwartungen:
Erwartungen mögen aus der Luft gegfriffen sein ihre Wirkung ist aber sehr real.
Sie haben die Kraft, die Realität zu verändern. Kann man sich dem entziehen? Kann man ein
erwartungsloses Leben führen? Nein. Aber man kann vorsichtiger damit umgehen.
Steigern Sie die Erwartungen an sich selbst und an die Menschen, die Ihnen lieb sind.
Damit erhöhen Sie Ihre Motivation. Gleichzeitig senken Sie die Erwartungen an alles, was Sie
nicht kontrollieren können z.B. den Aktienmarkt. Die beste Art sich gegen böse
Überraschungen zu schützen, ist es, Überraschungen zu erwarten.
Affektheuristik:
Sie treffen komplexe Entscheidungen, indem Sie Ihr Gefühl konsultieren.
Sie tauschen die Frage „Was denke ich darüber?“ mit der Frage „Wie fühle ich mich dabei?“
Natürlich würden Sie das spontan nie zugeben.
Introspection Illusion:
Nichts ist überzeugender als die eigenen Überzeugungen. Wenn sie um jeden Preis daran
festhalten, ist das nur natürlich aber auch gefährlich. Vertrauen Sie sich selbst zu sehr und
zu lange, kann das Erwachen umso brutaler sein. Seien Sie deshalb umso kritischer mit sich,
je stärker Sie von etwas überzeugt sind. Als kluger Mensch brauchen Sie kein Dogma. Seien
Sie ihr eigener Ketzer.
Die Unfähigkeit Türen zu schließen:
Wir sind davon besessen, auf möglichst vielen Hochzeiten zu tanzen, nichts auszuschließen
und für alles offen zu sein. Erfolg bringt uns das nicht. Wir müssen lernen Türen zu schließen.
Legen Sie sich eine Lebensstrategie zu analog zu einer Firmenstrategie, die ja nichts anderes
ist als eine bewusste Entscheidung, gewisse Möglichkeiten außer Acht zu lassen.
Neomanie:
Natürlich wird es immer wieder „Zaubertechnologien“ geben. Doch den meisten wird ein
kurzes Leben beschieden sein. Der „Bullshit Filter“ der Geschichte wird sie entfernen.
268
Schläfereffekt (Propaganda):
Das Wissen um die Quelle zerfällt schneller als die vorgebrachten Argumente.
Anders ausgedrückt: Das Hirn vergisst relativ schnell, woher die Informationen kamen
(Propagandaministerium), aber es vergisst nicht so schnell die Information (der Krieg ist nötig
und eine gute Sache). Deshalb gewinnen Informationen aus einer unglaubwürdigen Quelle
mit der Zeit an Glaubwürdigkeit. Die entwertende Komponente schmilzt schneller dahin, als
der Inhalt der Botschaft vergessen wird.
Versuchen Sie sich bei jedem Argument, das Ihnen geläufig ist, an die Quelle zu erinnern.
Wer sagt das? Und wieso wohl? Gehen Sie vor wie ein Ermittler, der sich die Frage stellt:
Cui bono? Wem nützt es? Das ist viel Arbeit und macht ihr Denken langsamer, dafür klarer.
Alternativblindheit:
Wenn Sie vor die Wahl zwischen A und dem Status quo(kein MBA, leere Wiese, keine
Operation) gestellt werden, tendieren Sie dazu, A mit dem Status quo zu vergleichen. Das ist
falsch. Machen Sie sich die Arbeit, und vergleichen Sie A immer auch mit B, C, D, E und F.
Social Comparison Bias:
Unterstützen Sie Talente, die besser Sind als Sie. Kurzfristig bringen Sie Ihren Status in
Gefahr, doch langfristig können Sie nur gewinnen, denn die Verfolger werden Sie irgendwann
ohnehin überrunden. Bis es soweit ist, sollten Sie sich besser gut mit ihnen stellen.
Primär- und Rezenzeffekt
Eindrücke in der Mitte wirken unterdurchschnittlich sei es die Mitte einer Rede, eines
Verkaufsgesprächs, eines Buches. Beurteilen Sie Dinge, nicht nach dem ersten Eindruck.
Er täuscht in die eine oder andere Richtung. Versuchen Sie, alle Aspekte eines Menschen
unvoreingenommen zu beurteilen.
Aderlasseffekt:
Theorien kollabieren nie unter dem Gewicht ihren eigenen Fehler. Sie kollabieren erst, wenn
eine andere, scheinbar bessere Theorie vorhanden ist. Wir befinden uns im Leben zwischen
zwei Jobs, zwei Wohnungen oder Beziehungen niemals aber zwischen zwei Ansichten.
Stoßen wir eine weg, nehmen wir sofort eine neue an. Wir wissen nicht, wie sich Nichtwissen
anfühlen soll. Darum sind wir besser im Theorienfinden als im Zugeben unserer Ignoranz.
Not invented here Syndrom
Wir sind von unseren eigenen Ideen betrunken. Um wieder nüchtern zu werden, halten Sie ab
und zu Abstand und betrachtgen Sie die Qulaität Ihrer Einfälle zurückblickend. Welche Ideen
der letzten 10 Jahre? Welche waren wirklich herausragend? Eben.
Der Schwarze Schwan:
Der Schwarze Schwan ist zum Symbol für das Unwahrscheinliche geworden.
Bewegen Sie sich in Bereichen, wo ein positiver schwarzer Schwan sie mitreißen kann.
Werden Sie Künstler, Erfinder oder Unternehmer mit einem multiplizierbaren Produkt.
Vergeblich auf einen Schwarzen Schwan warten Sie hingegen, wenn Sie Ihre Zeit
verkaufen(Angestellter). Negativer Schwarzer Schwan: Verschulden Sie sich nicht, legen Sie
Ihre Ersparnisse so konservativ wie möglich an und gewöhnen Sie sich auch im Erfolgsfall
nicht an einen teuren Lebensstandard.
269
Domain Dependance:
Was man in einem Gebiet meisterhaft beherrscht, lässt sich nur schwer auf ein anderes
übertragen. Das gilt auch für Schulwissen. Denken Sie an den damaligen Klassenbesten.
Falscher Konsenz Effekt:
Gehen Sie davon aus, dass Ihre Sicht der Dinge von der Allgemeinheit nicht getragen wird.
Mehr noch, gehen Sie davon aus, dass jene, die anders denken, keine Idioten sind.
Seien Sie nicht ihnen gegenüber skeptisch, sondern zuerst gegenüber sich selbst.
Geschichtsfälschung:
Sie erinnern sich wie eine Blitzlichtaufnahme an den Moment, wo Sie Ihrem Lebenspartner
zu ersten Mal begegnet sind. Gehen Sie davon aus, dass die Hälfte davon nicht stimmt.
Unsere Erinnerungen sind mit Fehlern behaftet. Die Konsequenzen können harmlos sein
oder fatal.
In-group / Out-Group Bias
Voruteile und Abneigungen gegen alles Fremde sind eine Tatsache.
Die Identifikation mit einer Gruppe verzerrt Ihre Sicht auf die Tatsachen.
Ambiguität
Risiko heißt: Die Wahrscheinlichkeiten sind bekannt. Sie können entscheiden, ob Ihnen das
Risiko zu hoch ist oder nicht. Im Falle von Unbestimmtheit geht das nicht.
Die Ökonomie befindet sich im Reich der Unbestimmtheit . Es gibt nicht Milliarden
vergleichbare Währungen aus deren Geschichte wir die Wahrscheinlichkeit ableiten können.
Default Effekt:
Wir haben eine starke Tendenz am bestehenden festzuhalten, selbst wenn Sie uns zum
Nachteil sind.
Angst vor Reue
Die Angst vor Reue drängt uns bisweilen zu irrationalen handeln. Um in der Zukunft nicht
das schreckliche Gefühl der Reue zu empfinden, tendieren wir dazu, den Kopf nicht allzuweit
aus der Masse zu strecken. Sogenannte „letzte Chance“ Angebote und die Angst vor Reue
kann ganze Lebensläufe umkrempeln.
Salienz Effekt
Salienz bezeichnetz ein auffäliges Merkmal, ein herausstechendes Attribut, eine Besonderheit,
die „ins Auge“ springt. Saliente Infrmationen haben einen überpropotionalen Einfluss auf Ihr
Denken und Handeln. Versteckte, sich langsam, entwickelnde, leise Faktoren nehmen Sie zu
wenig ernst. Lassen Sie sich nicht von Auffälligkeiten blenden. Sammeln Sie die emtale
Energie, um gegen scheinbar offensichtliche Erklärungen anzukämpfen.
Die andere Seite des Wissens.
Das bedeutende Wissen liegt im Praktischen. Legen Sie Ihre Ehrfurcht vor dem Wort ab.
House Money Effekt
Mit gewonnenem, gefundenen, geerbeten Geld gehen wir leichtfertiger um als mit
erarbeitendem. Seien Sie vorsichtig, wenn Sie Geld gewinnen oder Unternehmen Ihnen etwas
schenken. Die Gefahr ist groß, dass Sie bald mehr zurückschenken.
270
Handlungsaufschub
Ist die Tendenz , unangenehme, aber wichtige Handlungen zu verschleppen. Selbstkontrolle
ist nicht permanent aufrechtzuerhalten. Es braucht Phasen, in denen man sich entspannt, sich
treiben lässt und die Batterien wieder auflädt. Am besten gegen Handlungsaufschub wirken
externe Fristen. Bei persönlichen Fristen funktionieren nur, wenn die Aufgabe in klare
Teilschritte aufgeteilt wird. Neujahrsvorsätze ohne klare Teilziele sind zum Scheitern
verurteilt.
Neid
Neid ist eine stupide Sünde, denn es ist die einzige bei der man keinen Funken Spaß haben
kann. Viel Schmerz und kein Spaß. Warum würde sich das jemand antun wollen?
Personifikation:
Seien Sie vorsichtig, wenn Ihnen Einzelschicksale serviert werden. Fragen Sie nach den
Fakten und der statistischen Verteilung dahinter. Wenn Sie selber Menschen bewegen,
aufrütteln, motivieren wollen, dann sorgen Sie dafür, dass es ordentlich menschelt.
Was mich nicht umbringt Trugschluss
Es ist ein Illusion zu glauben, dass uns Schreckliches guttut. Eine Krankheit und mag sie noch
so eine Erfahrung sein, hinterlässt Spuren am Körper. Ebenso ein Unfall oder ein Burn Out.
Ist wer „Fukushima“ oder den Wirbelsturm Katrina überlebt hat, „gestärkt“ für die Zukunft?
Man hat eine Erfahrung gemacht. Doch statt sich damit zu trösten, dass einem diese beim
nächsten Wirbelsturm zugutekommen wird, wäre es intelligenter, aus dem Gefahrengebiet
wegzuziehen.
Aufmerksamkeitsblindheit:
Etwas Überraschende kann noch so groß und anders sein, wir sehen es vielleicht nicht.
Groß und anders zu sein genügt nicht. Es muss erwartet werden.
Strategische Falschangaben:
Oft wird nicht das beste Projekt finanziert, sondern das, dass auf dem Papier am besten
aussieht. Wer am meisten heiße Luft produziert, der bekommt das Projekt. Handelt es sich bei
strategischen Falschangaben um dreiste Lügen? Eigentlich schon. Nur übersehen wir diese
Lügen systematisch.
Zu viel denken:
Handelt es sich um eingeübte, vor alle motorische Fähigkeiten oder geht es um Fragen, die
wir schon 1000 Mal beantwortet haben, dann denkt man besser nicht nach.
Das Nachdenken würde die intuitive Lösungsfindung sabotieren.
Planungsirrtum:
Wir können nicht planen! Erster Grund: Wunschdenken. Zweitens: Wir konzentrieren uns zu
sehr auf das Projekt und blenden die projektfernen Einflüsse aus. „Wir haben den Plan
umgesetzt. Das Ergebnis ist ein Disaster.“ Nehmen Sie sich 5-10 Minuten um ein kurze
Geschichte des Disasters zu schreiben. Die fiktiven Stories werden Ihnen zeigen, wie die
Dinge laufen können.
Deformation professionnelle:
Jedermann ist Gefangener seiner wenigen Gedankenmodelle. Versuchen Sie deshalb, 2-3
zusätzliche Gedankenmodelle hinzuzufügen, die außerhalb Ihres Fachbereichs liegen.
271
Zeigarnik Effekt:
Es bedeutet, dass man detaillierte Pläne hat, wie man mit unaufgeräumten Dingen fertig wird.
Schritt für Schritt. Am besten schriftlich. Erst, wenn alles aufgeschrieben und in detaillierte
Aufgaben gefasst ist, geben die Inneren Stimmen Ruhe. Das Adjektiv „detailliert“ ist wichtig.
„Geburtstagsparty meiner Frau organisieren“ oder „neuen Job suchen“ sind unbrauchbar.
Man kann solche Aufgaben in 20 bis 50 Einzelschritte herunterbrechen.
Fähigkeitsillusion:
Es gibt Menschen, die tatsächlich von Ihren Fähigkeiten leben: Piloten, Klempner, Anwälte...
Dann gibt es Bereiche, wo Fähigkeiten zwar notwendig, aber nicht entscheidend sind:
Firmengründer, Manager. Und es gibt Bereiche, wo der Zufall regiert: Die Finanzindustrie
zum Beispiel, die durchdrungen ist von der Fähigkeitsillusion.
Feature Positive Effekt
Wir haben Schwierigkeiten, Nichtgeschehnisse zu denken. Wir sind blind für das, was nicht
ist. Wir realisieren, wenn Krieg herrscht denken aber nicht an die Absenz von Krieg, wenn
Frieden herrscht. Würde uns es ab und zu gelingen an die Absenz zu denken, wären wir wohl
glücklicher.
Rosinenpicken
Wir sind Meister darin zu zeigen, was wir alles geleistet haben. Aber schlecht darin, zu
zeigen, welchen Nutzen wir nicht geliefert haben. Fragen sie unbedingt nach den „nicht
gepickten Rosinen“, nach den gescheiterten Projekten und unerreichten Ziele. Daraus lernen
Sie vielmehr als aus den Erfolgen. Prüfen Sie, ob sich die uprsprünglichen Ziele ins Luft
aufgelöst haben. Dafür hat man in den Zwischenzeit still und heimlich eigene Ziele gesetzt
die man natürlich alle erreicht.
Die Falle des einen Grundes
Solange wir an den „einen Grund“ glauben, wird es uns immer gelingen, Triumpfe oder
Katastrophen auf einzelne Menschen zurückzuführen und sie als „Verantwortliche“
abzustempeln. Die Jagd nach einem Sündenbock eignet sich hervorragend zur Ausübung von
Macht ein Spiel, das die Menschen seit Jahrtausenden spielen.
Intention to treat
Seien Sie auf der Hut: Prüfen Sie sofort, ob Studienteilnehmer Unfallfahrer, bankrotte
Firmen, schwer kranke Patienten aus irgendwelchen Gründen die Stichprobe
stillschweigend verlassen haben. Falls dem so ist, sollten Sie die Studie dem Mülleinmer
anvertrauen.
News Illusion:
Gründe für den Newsverzicht: Unser Gehirn reagiert stark auf skandallöse, schockierende,
personenbezogene, laute schnelle, wechselnde News und schwach auf abstrakte, komplexe
und deutungswürdige Informationen. Die Risiken, von denen Sie in der Presse lesen, sind
nicht die wahren Risiken.
News sind irrelevant. Sie dürften in den letzten 12 Monaten etwa 12.000 Kurznachrichten
verschlungen haben etwa 30 pro Tag. Nennen Sie eine davon, die es Ihnen erlaubt hat eine
besserer Entscheidung für Ihr Leben, Ihre Karriere, ihr Geschäft zu treffen, als wenn Sie
diese News nicht gehabt hätten.
Zeitverschwendung. Ein durchschnittlicher Mensch verschwendet einen halben Arbeitstag pro
Woche mit News.
272